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Amor auf hoher See

Eine Kurzgeschichte aus dem Buch "Statt Blumen"

www.Elysion-Books.com

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Amor auf hoher See

aus "Statt Blumen"

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ELYSION-BOOKS

Emilia Jones: "Auf hoher See"
Print; 1. Auflage: Januar 2014
eBook; 1. Auflage: Juli 2015

VOLLSTÄNDIGE AUSGABE
ORIGINALAUSGABE
© 2014 BY ELYSION BOOKS GMBH, LEIPZIG
ALL RIGHTS RESERVED

UMSCHLAGGESTALTUNG: © Ulrike Kleinert
www.dreamaddiction.de
FOTO: © Bigstockphoto/ Maridav
LAYOUT & WERKSATZ: Hanspeter Ludwig
www.imaginary-world.de

ISBN (vollständiges Ebook): 978-3-96000-017-4
ISBN (gedrucktes Buch): 978-3-945163-20-7

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Amor auf hoher See

von Emilia Jones

Eisige Luft strömte in Anjas Büro. Sie zog die Schulterblätter fröstelnd zusammen. Seit die Heizung zur Mittagszeit ausgefallen war, entwickelte sich ihre Arbeitsstelle zu einem geradezu unerträglichen Ort. Dagegen half selbst ihre dicke Teddyjacke nicht.

Beim letzten Nachfragen hatte der Techniker gemeint, er würde noch gut eine halbe Stunde brauchen, und dabei hatte er eine höchst genervte Miene aufgesetzt. Das war nun schon über eine Stunde her.

Anja seufzte.

Wenn das so weiter ging, würde sie sicherlich bald zum Eiszapfen erstarren.

Sie saß an ihrem Computer und mühte sich mit einem Artikel über die Toskana ab. Bereits seit über zwei Jahren schrieb sie für ein Reisemagazin über Italien, insbesondere die Toskana. Der Jahreszeit angepasst – es war Februar – berichtete sie dieses Mal von den heißen Thermalquellen, angefangen bei dem malerischen Ort Petriolo.

Wie gerne würde sie sich jetzt selbst in das rund 40 Grad heiße Wasser stürzen! Wie herrlich wäre es, die feuchte Hitze auf der nackten Haut zu spüren.

Anja umschlang ihren Oberkörper mit den Armen, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schloss die Augen. Für einen Moment träumte sie sich in die Herrlichkeit der Toskana. Allein und unbekleidet sah sie sich am Rande einer heißen Quelle stehen. Sie streckte ihren rechten Fuß aus, um mit den Zehenspitzen die Temperatur des Wassers zu testen.

Einen Augenblick später schwamm sie bereits im wohltuenden Nass. Die Kälte, die sie noch Sekunden zuvor gespürt hatte, war passé. Tief aus ihrem Inneren kam eine wunderbare Hitze, die sich in sämtliche ihrer Glieder schlich, bis selbst ihre Wangen erglühten.

Vor lauter Wohlbefinden schlüpfte ihr ein beherztes Stöhnen über die Lippen. Erschrocken öffnete sie die Augen um nachzusehen, ob sie sich nach wie vor allein in ihrem Büro befand.

Die Tür war geschlossen. Zum Glück, denn normalerweise stand die Tür immer offen. Bei der momentanen Heizungsproblematik hatte sie jedoch jeden unnötigen Luftzug vermeiden wollen.

Anja lehnte sich erneut zurück und schloss die Augen.

Die Hitze strömte weiter durch ihren Körper. Und plötzlich war sie nicht mehr allein in der Quelle. Ein heißblütiges Exemplar von einem Italiener schwamm auf sie zu. Als er näher kam, konnte Anja sehen, wie vereinzelte Wassertropfen aus seinem tiefschwarzen Haar perlten und seine Schläfen hinab rannen.

Dicht vor ihr hielt er inne und richtete sich ein Stück auf, so dass sie seinen muskulösen Oberkörper betrachten konnte. Seine sonnengebräunte Haut schrie regelrecht danach, von ihr berührt zu werden.

Unwillkürlich presste Anja die Oberschenkel zusammen, als sie den Anflug eines lustvollen Pochens in ihrem Unterleib verspürte.

Gerade beugte sie sich in ihrer Fantasie dem Italiener entgegen, um von seinen sinnlichen Lippen zu kosten, da hörte sie, wie in der Realität die Tür zu ihrem Büro aufgestoßen wurde.

Anja riss die Augen auf und setzte sich kerzengerade hin. Mit den Fingern krallte sie sich an der Tischkante fest.

Eine Mittvierzigerin in grauem Kostüm, mit Dutt am Hinterkopf und einem schmalen Brillengestell auf der Nasenspitze stand im Raum. Miriam von Steinberg. Sie verkörperte das perfekte Klischee einer strengen Lehrerin, nur mit dem Unterschied, dass sie keine Lehrerin, sondern die Chefredakteurin war.

»Gott sei Dank ist dieser Trottel von einem Techniker endlich fertig«, echauffierte sie sich. »Ich dachte schon, das wird heute gar nichts mehr! Es wäre doch sehr ärgerlich gewesen, wegen diesem winzigen Problem die Arbeit einzustellen. Na, aber das hat sich ja jetzt erledigt.« Sie winkte ab. »Ich hoffe, du bist nicht erfroren.«

»Nein«, sagte Anja, »alles in Ordnung.« Ihr Gesicht brannte regelrecht, als hätte sie unter hohem Fieber zu leiden.

Miriam legte den Kopf schief. »Schätzchen, wirst du etwa krank?«

Anja schüttelte den Kopf.

»Fein«, meinte Miriam daraufhin und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das wäre auch sehr ungünstig. Gerade jetzt, wo ich so einen wichtigen Auftrag für dich habe.«