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ELYSION-BOOKS TASCHENBUCH

UMSCHLAGGESTALTUNG: © Ulrike Kleinert
www.dreamaddiction.de

Mehr himmlisch heißen Lesespaß finden Sie auf:
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Lilly Grünberg

Unter verschiedenen Namen hat sich die Autorin Lilly Grünberg in die Herzen der Erotik- und SM-Leser aber auch in die der Fantasy-Liebhaber geschrieben.

Unter dem Namen »Lilly Grünberg« sind bei Elysion-Books bisher die Romane »DEIN« und die überarbeitete Neuauflage von »Verführung der Unschuld 1« erschienen, sowie eine Kurzgeschichte in der Anthologie »Nuancen der Lust«. Eine Neuauflage von »Begierde« ist für 2013 geplant, eine Fortsetzung von »Verführung der Unschuld« für 2014.

Aktuelle Infos unter www.lilly-romane.de

Inhalt

Dein

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Epilog

Sein

Das Feierabendspiel

Wieder allein

Die Kosmetikerin

Eine erotische Strafe

Die BDSM-Party

Die Voyeurin

Zwiespältige Gedanken

Quälende Nächte

Ein unmoralisches Angebot

Das Wiedersehen

Ruben, der Dominus

Ausgeliefert

Erotische Qualen

Verfluchte Zweifel

Mut zum Risiko!

Verwirrung

Abenteuer Sklavenausflug

Eine heiße Wanderung

Morgenstund’

Geheimzugang

Showtime – eine perfekte Sklavin

Mein

1

2

3

4

5

6

7

8

9

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11

12

13

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17

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Lilly Grünberg
Dein
– erotischer Roman –

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Kapitel 1 image

Sophie saß an dem langen Tisch mit der schwarz glänzenden Platte und den blank polierten Chromfüßen und versuchte ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. Sie wollte einen ruhigen und gefassten Eindruck vermitteln, devot und zur Unterwerfung bereit, weder verängstigt noch hochmütig, sondern ganz so, wie man sich eine Sub wünschte. Ungern gestand sie sich ein, dass ihr das Treffen mit dem derzeit geheimnisvollsten und begehrtesten Dom der Stadt Herzklopfen bereitete.

Sie hatte keine Ahnung, wie Laurin, der Top ihrer besten Freundin Nadine, diesen Termin für sie arrangiert hatte. Nadine musste sich für sie wie eine Löwin eingesetzt haben, damit Laurin seine Beziehungen spielen ließ und sie war beiden auf jeden Fall zu ewigem Dank verpflichtet. Nun lag es ganz alleine an ihr, ob sie punkten konnte und ihr Ziel verwirklichen.

Das Zimmer war spartanisch, aber geschmackvoll eingerichtet. Sechs Stühle mit hohen Lehnen, wie sie häufig in modernen Esszimmern zu finden sind. Eine Zeitlang bequem, aber nicht geeignet, darauf zu lümmeln und mehr als ein paar Stunden zu verbringen.

An den Wänden hingen drei große Gemälde, dem Stil nach zu urteilen, vom selben Künstler gefertigt. Moderne Stillleben, die Farben frisch und lebensfroh, auf denen ungewöhnliche Accessoires mit viel Liebe im Detail arrangiert waren. Jedes Motiv konzentrierte sich auf die Abstufungen einer vorherrschenden Hauptfarbe: orange, grün, violett. Die beiden anderen Farben wiederholten sich als Akzentfarbe da und dort und lenkten den Blick des Betrachters.

Sophie sah sich weiter um, darum bemüht, ihren Kopf möglichst wenig zu bewegen. An der Stirnwand war ein riesiger Spiegel angebracht, der ihr beim Eintreten ihr Spiegelbild entgegen geworfen hatte und gut Zweidrittel der gesamten Wandfläche einnahm. Über dem Spiegel hing ein Raffrollo aus leichtem Stoff, mit dem man diesen jederzeit verbergen konnte. Auf jeden Fall gab der Spiegel dem eigentlich recht kleinen Raum mehr Tiefe. Die Frage war nur, konnte man sich beim Essen wohlfühlen, wenn man das Gefühl hatte, im Spiegel beobachtet zu werden – und zwar nicht nur direkt, sondern vielleicht auch von der anderen Seite?

Sophie war sich nicht sicher, aber sie befürchtete, dass dieser Spiegel in Wirklichkeit ein einseitiges Fenster war und sie schon die ganze Zeit über der kritischen Betrachtung des Fremden ausgesetzt war. Allmählich hielt sie es nicht mehr aus stillzusitzen. In ihren Beinen kribbelte es vor Anspannung. Nur in dem Bewusstsein, dass dies für ihre nähere Zukunft ein ernorm wichtiger Augenblick war und sie diesen nicht aufs Spiel setzen durfte, gelang es ihr, sich zu bändigen. Falls sie tatsächlich beobachtet wurde, war es eine Geduldsprobe, die auch etwas über ihre Qualitäten als Sub aussagte. Dazu gehörte bestimmt auch der große Umschlag, der mitten auf dem Tisch lag. Ohne Aufschrift, nur schlichtes Weiß. Darauf ein blauer Kugelschreiber, der nach Nobelmarke aussah. Sie widerstand der Versuchung, ihre Hand auszustrecken und die Gegenstände anzufassen.

Sie hatte die kleinen Lautsprecher, die seitlich des Spiegels hingen, zwar gesehen und sich gefragt, ob sich die zugehörige Stereoanlage wohl im angrenzenden Zimmer befand und warum daraus nicht leise Musik erklang. Es hätte sie ein wenig beruhigt. Trotzdem erschrak sie, als die Stimme so plötzlich zu ihr sprach.

»Guten Abend Sophie Lorato.«

Die Stimme war tief, dunkel und so sexy, dass Sophie ein Prickeln überkam. Es war eigenartig, mit vollem Namen angesprochen zu werden. Nicht Frau Lorato oder einfach nur Sophie, nein, Sophie Lorato. Ob sie diesem Umstand eine Bedeutung beimessen sollte?

Sophie sah in den Spiegel und bemühte sich, nicht erschrocken oder ängstlich auszusehen. Ich bin ich, dachte sie. Aber wie selbstbewusst durfte eine Sub wirken, um trotzdem noch als devot durchzugehen?

»Vielen Dank, dass Sie bereit sind, mich zu empfangen, Herr«, versuchte sie gleichermaßen höflich seine Begrüßung zu erwidern. »Ich weiß das zu schätzen.«

»Davon gehe ich aus. Aber halten wir uns nicht lange mit Floskeln auf, sondern kommen gleich zum Grund dieses Treffens. Warum hast du um ein Gespräch mit mir gebeten?«

Sophie atmete tief durch. Bisher hatte sie sich mit jedem Top geduzt, aber das war im Moment vielleicht nicht angebracht, zumal ihr der strenge Unterton nicht verborgen geblieben war. Eigentlich kannte er den Grund, aber gut, wenn er ihn aus ihrem Mund hören wollte, dann würde sie gehorchen.

»Ich habe viel über Sie gehört, Herr, und wollte Sie in aller Höflichkeit fragen, ob Sie interessiert sind, mein Dom zu werden.« Verflixt, sie hatte sich besser formulierte Sätze zurecht gelegt. Das lange Warten hatte ihr nicht gut getan.

Nach kurzem Schweigen antwortete er. »Nun, Sophie, das weiß ich und es ist nicht die Antwort, die ich hören wollte. Du verfolgst mich jetzt schon seit fast einem Jahr. Ich dachte, es wäre vielleicht einfacher, ein klärendes Gespräch zu führen und diese Angelegenheit zuende zu bringen, als dir weiterhin auszuweichen.«

»Sie sind mir ausgewichen, Herr? Warum?«, fragte Sophie überrascht und hoffte, dass es nicht zu unhöflich war, um eine Erklärung zu bitten. Sie hätte ihn also schon längst treffen können, statt sich auf der Suche verrückt zu machen? Wo waren sie sich begegnet?

»Du hast mit vielen Tops in dieser Stadt gespielt. Sehr vielen.«

Es fiele ihr leichter, mit ihm von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, als nur mit seiner Stimme konfrontiert zu sein.

»Das stimmt, ich habe mit vielen gespielt. Aber nur weil nicht der Richtige für mich dabei war. Ich hoffe, das spricht nicht gegen mich?«, fragte Sophie ein wenig verunsichert.

»Nicht generell, abgesehen von deinem viel zu rasch ersterbenden Interesse. Du hast eine starke Neigung, deine Tops auszuprobieren ohne dir die Mühe zu machen, sie richtig kennenzulernen oder dich anzupassen. Auch Dominanz kann sich entwickeln, indem man sich nach und nach mehr aufeinander einlässt. Erst kommt das Vertrauen, dann die Demut und mit ihr die Lust. Stattdessen wechselst du voller Ungeduld zum Nächsten. Ein netter Verschleiß, das muss man dir echt lassen.« Trotz der glasklaren Kritik klang die Stimme eher belustigt als rügend.

»Kein einziger von ihnen strahlte wahre Dominanz aus«, setzte Sophie nach und biss sich auf die Unterlippe. Verdammt. Hatte sie sich nicht vorgenommen, sich unterwürfiger zu geben statt zu widersprechen? Sie starrte in den Spiegel und hoffte inständig, dass ihn die Antwort dazu herausforderte, sich selbst als einen Top mit wahrhafter Dominanz zu sehen und beweisen zu wollen.

»Soso, junge Dame …«

Überhaupt – was sollte diese Diskussion? Gefiel ihm denn nicht, was er sah? Er war doch auch nur ein Mann, der für weibliche Reize empfänglich sein musste. Davon kam jedoch überhaupt nichts herüber. War sie vielleicht zu artig angezogen?

»… und was lässt dich glauben, dass ich dominant genug bin, dich zu zähmen?«

Plötzlich lag Verärgerung in seiner Stimme, als würde sie ihm die Zeit stehlen. Sophie fühlte sich unbehaglich. Das Gespräch verlief nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte, nicht mal ansatzweise. Zumal sie davon ausgegangen war, ihm leibhaftig gegenüber zu stehen und zu sehen, mit wem sie es zu tun hatte. Schließlich wollte sie das absolut Besondere. Einen Mann, der sowohl dominant als auch attraktiv war. Allerdings lag auch ein gewisser Reiz in dem Geheimnisvollen und es erregte sie, dass er nicht einfach zustimmte, sondern nachhakte.

»Na ja, Herr. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus …«, sie zögerte.

Wie viel sollte sie ihm von sich selbst erzählen? Von einem zunächst ängstlichen, dann enthusiastischen Neuling hatte sie sich zu einer erfahrenen Expertin weiterentwickelt. Aber der Hype, den sie zu Anfang empfunden hatte, das Kennenlernen verschiedener Spielvarianten, war mit jeder neuen Session, mit jedem neuen Top, immer schneller verflogen und hatte sie süchtig gemacht nach Mehr.

»Ich suche jemanden, der seine Dominanz nicht nur spielt, nicht nur für einige Stunden herauslässt, sondern lebt. Oder kurz gefasst: Ich suche jemanden, der die personifizierte Dominanz ist«, erwiderte sie schließlich mit klopfendem Herzen. Jedes Wort war wichtig, jede Betonung. Ihr Schoß mahnte sie voller Begierde, ihre Sache gut zu machen, aber die mehr und mehr steigende Erregung war trug nicht dazu bei, sich zu konzentrieren. »Ich brauche jemanden, der mich gekonnt unterwirft, der gerecht, unnachgiebig und streng ist.« Und der zuallererst mal meinen Stolz bricht, der wahre Unterwerfung nicht zulässt, fügte sie in Gedanken hinzu, aber das brauchte er nicht zu wissen. Wenn er gut war, würde er es selbst herausfinden, ohne dass sie es ihm auf die Nase band. Wichtig war jetzt nur noch, ihre Vorzüge hervorzuheben. »Meine Erfahrung ist durchaus von Vorteil. Sie werden es bestimmt erregend finden, mit mir zu spielen, Herr.«

»Es geht hier um viel mehr, am allerwenigsten jedoch um Erregung«, erwiderte er kalt.

Worum geht es denn dann, fragte sich Sophie ernüchtert, traute sich aber nicht, das laut auszusprechen. Jedes Widersprechen, jedes Infrage stellen konnte ihr Ziel zunichte machen. Er musste den Eindruck gewinnen, dass es ihr ernst damit war, ihn als ihren Dom anzuerkennen, falls er sie seinerseits für geeignet befand.

»Nenn mir einen einzigen stichhaltigen Grund, warum ich es mit dir versuchen sollte, und fang nicht wieder mit Banalitäten wie deiner Erfahrung an.«

Sophie brach der Schweiß aus. So unauffällig wie möglich atmete sie tief durch. Matchball. Nun kam es absolut darauf an, das Richtige zu sagen und es überzeugend rüberzubringen, sonst war die Chance endgültig vertan. Bislang war kein Interesse herauszuhören, aber der Ruf, der diesem Mann vorauseilte, ließ nur einen Schluss zu: er war der Richtige.

»Sie sind ein Mysterium, Herr, eine lebende Legende. Ein Raunen liegt über der Szene und verkündet, Sie seien der beste Dom in der Stadt.« Am liebsten hätte sie sich ausgezogen, vor dem Spiegel hingekniet und sich ihm nackt dargeboten. Aber das war es nicht, was eine solche Beziehung ausmachte. Falls er ein wahrer Dom war, würde ihn das nicht beeindrucken. Sie durfte nicht zulassen, dass das Adrenalin in ihren Adern ihr Denken lähmte.

»Lebende Legende? Klingt ein wenig wie gestorben, nun ja, du glaubst also, der beste Dom sei gerade mal gut genug für dich?«, erwiderte er voller Spott.

»Ja. Äh, nein.« Sophie presste die Lippen zusammen. Sie hatte keine Kontrolle über den Verlauf dieser Unterhaltung und war auf dem besten Weg sich als Idiotin darzustellen.

Reiß dich zusammen! Er hat es nicht nötig, dich anzunehmen. Er kann jede haben, wenn er will, und es gibt genügend Subs, die sich zehnmal devoter geben als du! Blöde Kuh!

»Ich – ich finde bei niemandem wahre Befriedigung, Herr. Bisher war einfach niemand stark genug, mich zu zähmen. Alles ist so kurzlebig, so vergänglich …« Sophies Stimme erstarb. Das klang jämmerlich und war mehr als peinlich.

»Jetzt kommen wir der Wahrheit näher. Ich halte fest: Du stellst deine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund«, meinte er emotionslos.

»Herr, wenn Sie mich als Ihre Sub akzeptieren, werde ich mich selbstverständlich zurücknehmen und mich vor allem um Sie und Ihre Bedürfnisse kümmern«, antwortete Sophie hastig. »Das ist doch selbstverständlich als Sub.«

Er sollte keinesfalls den Eindruck bekommen, sie wolle ihn nur ausnutzen. Wenngleich er damit nicht so falsch lag. Sie musste dringend daran arbeiten, ihre wahren Absichten besser zu verbergen.

»Ich bin gut, Herr, wirklich. Ich kann das. Ich werde alles geben, Ihnen zu gefallen. Sie werden sehr zufrieden mit mir sein. Ganz bestimmt.«

Sophie neigte frustriert den Kopf. Sie hatte die Worte in aller Hast herausgestoßen. Die Art, wie er das Gespräch führte, sein berechtigter Vorwurf, sie denke doch eigentlich nur an sich, hatten sie völlig aus dem Konzept gebracht. Das hätte nie passieren dürfen. Hatte sie noch eine Chance? Trotz allem hoffte sie inständig auf sein Ja.

Aber vergeblich. Es kam nicht.

»Das genügt mir nicht, Sophie. Du suchst jemanden, der dich zu immer neuen Abenteuern und Höhepunkten trägt. Würdest du aus freiem Willen dein Bestes geben, um deinen Top zufrieden zu stellen, hättest du schon längst deinen Herrn gefunden – oder er dich. Kurz gesagt: dein Angebot reizt mich nicht und ich habe nur deshalb diesem Gespräch zugestimmt, um dir das zu sagen und zu verhindern, dass du auch weiterhin nach mir suchst.«

Sophie fühlte Tränen aufsteigen und wie die Enttäuschung sie lähmte. Sie war bei weitem keine Heulsuse, aber sie hatte all ihre Energie in diese Suche gesteckt, Tag und Nacht an nichts anderes mehr gedacht. Es durfte nicht sein, dass die Chance ihres Lebens vorbei war, ehe sie begonnen hatte. Was sollte sie denn nun machen? Wie und mit wem sollte sie in Zukunft ihren Spaß und ihre Befriedigung ausleben?

»Bitte, Herr, bitte, geben Sie mir wenigstens eine kleine Chance, eine einzige, ein paar Tage, eine Probezeit. Bitte.« Sie erinnerte sich nicht, jemals um irgendetwas so gefleht zu habe.

»Nein.« Seine Stimme klang freundlicher als zuvor, ohne diese gewisse Strenge. »Nein, keine Probezeit. Ganz oder gar nicht. Genau deswegen kennt niemand meine Identität. Wenn ich an einer Sub Interesse habe, dann spreche ich diese selbst an. Man rennt mir nicht hinterher. Die Erniedrigung dieser Unterhaltung wäre vermeidbar gewesen.«

Das traf absolut den Kern der Sache. Sophie fühlte sich erniedrigt wie noch nie. Ihr Puls gab ein trommelndes Kommando, die Aufforderung zu einem letzten Aufbäumen von sich.

»Aber Herr, ich blühe auf, wenn ich erniedrigt werde. Ich bin eine absolute Masochistin«, gab Sophie zurück und wagte es, wieder in den Spiegel zu sehen. »Bitte, lassen Sie es mich beweisen.«

»Masochismus? Ich glaube, du kennst nicht einmal die exakte Definition dieses Wortes, sonst würdest du es schon längst ausleben, egal mit welchem Dom«, donnerte es vorwurfsvoll aus dem Lautsprecher.

Sophie schwieg. Ihre Enttäuschung verwandelte sich allmählich in Wut und es wäre taktisch unklug, dieser nachzugeben und zu widersprechen. Solange er sie nicht vor die Tür setzte, bestand noch der Funken einer Hoffnung, das Ruder herumzureißen.

Als seine Stimme nach Sekunden der Stille erneut erklang, wirkte sie beherrschter und freundlicher. »Ich gebe dir eine letzte Möglichkeit, mir zu begründen, warum ich dich annehmen sollte. Du willst mir beweisen, dass du devot bist? Wie?«

Ein alarmierendes Kribbeln setzte in Sophies Nacken ein. Falls er sie in einem der Clubs beobachtet oder sich über sie erkundigt hatte, so wusste er ganz genau, dass ihr Verhalten meistens die nötige Höflichkeit und Unterwürfigkeit vermissen ließ. Sie war zu aufmüpfig und widersprach viel zu häufig, statt anzunehmen und gehorsam auszuführen, was der Dom von ihr erwartete.

»Nun, ich warte nicht ewig. Hat es dir die Sprache verschlagen?«

Sophie suchte fieberhaft nach einer plausiblen Begründung. »Wie – wie kann ich devot sein, wenn mein Herr keine Dominanz ausstrahlt?«, erwiderte sie patziger, als sie beabsichtigte. Ihr Temperament und ihr Dickschädel schienen die Oberhand zu gewinnen. Schnell senkte sie den Kopf und versuchte sich wieder zu sammeln. »Jemand muss mir befehlen, der stärker ist als ich. Der mir die Freiheit nimmt und über das, was ablaufen soll, mit fester Hand bestimmt«, fügte sie hinzu. »Ich will mich unterwerfen, ich sehne mich von ganzem Herzen danach, aber ich kann es nur, wenn ich vor jemandem Achtung habe, zu meinem Herrn aufsehen kann. Ich muss es spüren, dass er mir nichts durchgehen lässt, dass er mich hart bestraft, wenn ich nicht gehorche.«

»Weiter«, befahl er mit tiefem Knurren und Sophies Schoß reagierte auf diese sexy Stimme mit einem sehnsüchtigen Prickeln.

»Ich mache das schon zulange, um eine normale Beziehung mit durchschnittlichem Sex zu führen. Meine Gedanken kreisen Tag und Nacht darum, den einen zu finden, der streng genug ist, mich nach allen Regeln der Kunst zu unterwerfen. Ihm zu dienen soll mein Lebensinhalt werden, ich würde alles dafür geben, alles, und ich habe so sehr gehofft, Sie würden derjenige sein.«

Es fiel ihr nichts mehr ein, was sie noch anzubieten hatte. Der Lautsprecher schwieg. Kein Kommentar.

Die Zeit tröpfelte träge dahin und strapazierte ihre Ungeduld. Es hatte wohl keinen Sinn, noch länger auf eine positive Antwort zu warten. Diese Schlacht hatte sie verloren. Ein merkwürdiges, deprimierendes Gefühl.

Sophie stand langsam auf, strich ihren Rock glatt, trat nah an den Spiegel heran und musterte ihr Erscheinungsbild. Sie hatte eine attraktive Figur, ein schönes Gesicht, sinnlich geschwungene Lippen. Sie war vieles, vielleicht sogar klug, aber eines war sie gewiss nicht: demütig. Das war bestimmt der Grund, warum er sie nicht akzeptierte. Sie gab nur vor, devot zu sein, in Wirklichkeit wäre es nötig, ihr eine Lektion zu erteilen, damit sie es schaffte, dies zu leben.

Die Enttäuschung über ihre Niederlage konnte sie in ihrem Gesicht nicht verbergen, aber das spielte nun keine Rolle mehr, sie hatte nur keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Sie würde sich sinnlos betrinken und – Sophie schluckte, ja, vielleicht wollte sie ihren Frust diesmal sogar in ihren Kissen ausheulen. Morgen war auch noch ein Tag um darüber nachzudenken, was sie falsch gemacht hatte und wie es weiter gehen sollte. Im Augenblick fühlte sie nur eine lähmende Energielosigkeit.

»Vielen Dank, Herr, dass Sie mich angehört haben, auch wenn Sie mich nicht als Ihre Sub annehmen«, brachte sie mühsam heraus. Das einzige was ihr nun noch blieb, war einen professionellen Abgang zu machen, um ihren Ruf zu retten. »Es war wohl vermessen von mir zu glauben, ich wäre gut genug für Sie. Es tut mir leid, wenn ich Ihre Zeit vergeudet habe. Bitte entschuldigen Sie. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«

Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging zur Tür auf der gegenüberliegenden Seite, ein wenig steif, mit dem beklemmenden Wissen, dass er ihr dabei zusah.

»Warte. Ich habe dir nicht erlaubt zu gehen.«

Seine Stimme hieß sie innehalten, eine aufrechte Haltung annehmen. Das sinnliche Kribbeln in ihrem Unterleib meldete sich zurück.

»Vielleicht finde ich dich interessant genug, um meine Entscheidung zu überdenken.«

Sophies Herz fing an zu rasen, ihr Unterleib ging in Flammen auf. Sie drehte sich langsam um und sah in den Spiegel. »Sie akzeptieren mich also doch als Ihre Sub?«, fragte sie überrascht.

»Nein, nicht als Sub.«

Kapitel 2 image

Seine leisen, aber deutlich artikulierten Worte ließen Sophie von Kopf bis Fuß erbeben. Was sollte diese widersprüchliche Aussage bedeuten? Sie verstand kein Wort.

»Nicht als Sub, Sophie. Auch nicht als One-Night-Stand oder für ein Intermezzo von ein paar Tagen oder Wochen oder auf Probezeit. Du willst Dominanz und so wie ich das sehe, hast du sie auch dringend nötig. Du bist eingebildet und anmaßend. Aber ich kann dir zeigen, was Dominanz und Unterwerfung wirklich bedeutet, wenn du bereit bist, dich auf meine Bedingungen einzulassen.«

Sophie vergaß fast zu atmen. Seine Worte und der Ausdruck in seiner Stimme versprachen genau das, wonach sie sich sehnte. Welche Bedingungen? Sie würde jede akzeptieren, ganz gewiss jede, wenn sie dafür ihr Ziel erreichen könnte.

»Wenn ich mich dazu bereit erkläre, dich anzunehmen, dann kann das nur auf eine Weise geschehen, Sophie. Als meine Sklavin.«

Sophie schritt an den Stühlen entlang, bis sie ganz nah vor dem Spiegel stand. Ihr Herz schlug wild und wollte nicht, dass sie darüber nachdachte, wie er das meinte. Aber sie musste es wissen. »Na und? Sub oder Sklavin? Was macht das schon für einen Unterschied?«

Das war doch nur ein anderes Wort für den Part, der in diesem Spiel nichts zu bestimmen hatte.

»Das ist ein großer Unterschied und du solltest ihn eigentlich kennen. Aber ich bin bereit, es dir zu erklären. Du hattest zu viel Sex mit zu vielen Tops«, erklärte er mit rügendem Unterton. »Du probierst, du genießt, du forderst – und wenn es dir zu langweilig wird, machst du dich auf und davon. Eine solche Beziehung interessiert mich nicht, denn ich bin an mehr als einem Spiel interessiert. Ich will BDSM leben. Wenn ich mich investiere, dann kommt für mich nur etwas von Dauer in Frage und das heißt ganz klar: 24/7, ohne Wenn und Aber. Wenn du das willst, musst du dich vollkommen unterwerfen. Wenn du dich dazu bereit erklärst, es aber nicht einhalten kannst, werde ich dich dazu zwingen.«

In Sophies Kopf begann es zu surren und ihr Kreislauf drohte zu versagen. Sie mochte nicht glauben, was er gerade gesagt hatte. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Das meinte er doch nicht wirklich ernst? Noch weigerte sich ihr Verstand, zu glauben, was sie gehört hatte und was das bedeuten würde. Das war es, was sie wollte. Nein, das war mehr, als sie wollte.

»Wie – was – wie stellen Sie sich das vor?«, stotterte Sophie verwirrt und hasste sich dafür.

»Du wirst mir deine Wohnungsschlüssel aushändigen und bei mir einziehen. Du wirst nichts mehr ohne meine Genehmigung tun. Jegliches selbstständiges Handeln ist dir verboten. Darüber hinaus erwarte ich natürlich, dass du mir als meine Sklavin zu jeder Zeit zur Verfügung stehst, wann immer ich dich benutzen will und auch wie ich das will. Du hast keinerlei Rechte, verlierst jegliche Selbstbestimmung.«

Sophie japste, ihr Verstand befand sich am Rande eines Kollapses. So ernst hatte sie das nun wieder nicht gemeint. Aber während ihr Verstand versuchte, seine Worte zu begreifen, schwollen ihre Schamlippen spürbar an. Ihr Slip wurde feuchter, ihr Mund trocken, ihre Hände schwitzten. Du wolltest Unterwerfung, du wolltest Dominanz. Nun beschwer dich gefälligst nicht darüber, dass er es extremer will als du!

Er wollte sie zu seiner persönlichen Lustsklavin machen, sie so behandeln, wie man in der Antike mit ihr umgegangen wäre, oder zumindest so ähnlich. Zum ersten Mal hatte sie eine ungefähre Ahnung davon, was Dominanz bewirken konnte und dass sie dieses Thema noch längst nicht zuende gedacht hatte. Das Feuer und die Kraft, die in seiner Stimme lagen, nahmen ihr die Luft und dieses Gefühl erregte sie wiederum geradezu unerträglich. Es war Angst, pure Angst, die ihre Lust schürte.

»Nur damit dir die Tragweite klar ist – du wirst dich auch um meinen Haushalt kümmern, was nicht weiter tragisch ist, da es ja dann auch deiner sein wird. Du wirst Einkaufen, Waschen, Bügeln und Kochen, alles was zum Alltag gehört. Und du wirst dich gehorsam bücken, wenn ich der Meinung bin, dass dein Hintern eine Züchtigung verdient. Du wirst mich befriedigen und du wirst mir gehören. Mit deinen Gedanken und deinem Körper, mit Haut und Haar, ohne Wenn und Aber.«

Das sehnsüchtige Ziehen in Sophies Unterleib war eine Qual. Sie hatte diesen Kerl noch nicht einmal gesehen, keine Ahnung, ob er attraktiv oder hässlich, durchtrainiert oder fett war. Seine Vorstellungen sprengten den Rahmen und waren unannehmbar. Doch zugleich hatte er geschafft, was noch keinem gelungen war: Er hatte ihr butterweiche Knie beschert und je länger diese Diskussion andauerte, desto leerer wurde ihr Kopf, was überhaupt nicht unangenehm, sondern im Gegenteil sehr befreiend war. Trotzdem, sie durfte auf diese Forderung nicht eingehen. Das wäre – leichtsinnig.

»Und mein Job?«, stieß sie mit trockenem Mund hervor.

»Du wirst weiterhin ganz normal deiner Arbeit nachgehen, Sophie. Du bist eine intelligente und erfolgreiche junge Frau, das gefällt mir. Ich werde deine Karriere nicht zerstören, aber es wird mir ein umso größeres Vergnügen sein, dich trotz oder gerade wegen deines Selbstbewusstseins und ausgeprägten Stolzes zu unterwerfen.« Seine Stimme klang leicht amüsiert. »Um zu deinen Aufgaben zurückzukommen: ich erwarte von meiner Sklavin, dass sie charmant, zärtlich und unterhaltsam ist. Es wird kein Kinderspiel, Sophie. Du wirst einfach alles für mich tun. Jederzeit. Alles was du bist, wird in meinen persönlichen Besitz übergehen.«

Sophies Widerstand regte sich. »Das klingt ziemlich anspruchsvoll und anstrengend, und zudem absolut unrealistisch«, stotterte sie vollkommen aufgelöst. Sie konnte sich nicht vorstellen, alle diese Forderungen zu erfüllen, falls er das wirklich ernst meinte. Seine Stimme allerdings klang nicht nach einem Scherz, und falls er noch länger mit dieser eindrucksvollen und sexy klingenden Stimme zu ihr spräche, würden ihre Knie irgendwann versagen und sie würde vor dem Spiegel zu Boden sinken.

»Natürlich wirst auch du zu deinem Teil von unserer Verbindung profitieren. Wenn der Tag gekommen ist, werde ich dich ausgiebig belohnen und du wirst bei mir die Befriedigung deiner unersättlichen Lüste erfahren. Aber das musst du dir erst verdienen, Sophie. Ich werde dir nichts schenken, absolut gar nichts. Deine Erziehung wird streng, aber gerecht sein, bis du meine perfekte Liebesdienerin bist.«

Sophies Beine gaben in diesem Moment nach. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie sank ganz einfach auf die Knie und senkte tief beeindruckt, mit Tränen in den Augen, ihren Kopf vor dem Spiegel. Himmel noch mal, was geschieht gerade mit mir? Habe ich jetzt wirklich meinen Herrn gefunden? Das ist … beeindruckend.

Hunderte Bilder von Spielen mit anderen Doms zuckten ihr durch den Kopf. Vor keinem, nicht einem einzigen, war sie aus Überzeugung niederkniet oder weil sie das Gefühl hatte, ihr Innerstes verlange danach. Nur als Teil des Spiels hatte sie zum Schein ihren Kopf gesenkt, und sie hatte damit fast immer ihr Ziel erreicht, eine Abmilderung des Spiels und ausreichend Spaß. Nie hatte sie jemand an ihre Grenzen gebracht und nun hörte es sich an, als ob dieser Dom dazu in der Lage wäre. Nicht sie hatte entschieden, dass sie aus Demut niederkniete, sondern er allein, nur durch seine Stimme und seine Worte. Ein erster, wenn auch kleiner Schritt zur Unterwerfung.

»Bevor du ja dazu sagst, meine Sklavin zu werden, solltest du genau darüber nachdenken. Steh auf, setz dich an den Tisch, Sophie und öffne das Kuvert, das auf dem Tisch liegt. Entscheide in Ruhe, ob du meine Bedingungen annehmen willst oder nicht.«

Sophie gehorchte. Es fiel ihr schwer, sich zu erheben, ohne sich am Spiegel abzustützen und Fingerabdrücke zu hinterlassen. Ihr Körper war geschwächt wie nach einer Grippe. Sie hatte sich so sicher gefühlt, geglaubt, sie wüsste, worauf sie sich einlassen würde, als sie zu diesem Gespräch gefahren war. Sie würde den Dom aller Doms für sich gewinnen und dann ein intensiveres Spiel erleben, dann und wann, abends oder am Wochenende. Nicht mehr und nicht weniger. Ein bisschen Unterwerfung, ein kleines mentales Kräftemessen, erotischer Spaß. Aber auf keinen Fall zu Regeln, die er jetzt vorgab. Für einen Augenblick fragte sie sich, was in sie gefahren war zu glauben, dass dieser Dom, über den alle Welt ehrfurchtsvoll flüsterte, sich von ihr an der Nase herumführen lassen würde. Ihr Körper zitterte vor Erregung bei dem Gedanken daran, dass ein Fremder vollständig von ihr Besitz ergreifen würde und dass ihr Wunsch weit mehr als von ihr vorauszusehen gewesen war, in Erfüllung gehen würde. Es war so abstrus, so fern jeder Realität, als befände sie sich gerade als Hauptdarstellerin in einem Film. Jeden Augenblick würde jemand laut rufen: »Danke, das genügt, die Szene ist im Kasten.«

Sophie versuchte ihr Selbstbewusstsein und ihre Konzentration zu reaktivieren, atmete einige Male tief durch und setzte sich an den Tisch. Sie legte den Stift beiseite und öffnete das Kuvert. Es war nicht zugeklebt, sondern die Lasche nur in den Umschlag geschoben. Sie holte das Dokument heraus, legte es vor sich auf den Tisch und las.

Vertrag zwischen der Liebessklavin Sophie Lovato und ihrem Herrn

Der Vertrag war computergeschrieben, machte dabei trotzdem einen edlen Eindruck. Es war eine besonders schöne Schrift gewählt worden, der Text in klaren Abschnitten gegliedert, mit einer Initiale am Beginn jedes neuen Absatzes, und die freien Ränder waren in großzügigem Abstand zur Blattkante gewählt. Das Papier war ein wenig fester als gewöhnlich, nicht Weiß sondern Chamois, von einer zarten Struktur durchzogen.

Interessant. Der Mann schien ein Ästhet zu sein.

Ihr Name stach in bordeauxroten, schwungvoll geschriebenen Buchstaben heraus, sein Namen hingegen fehlte. Er hielt sich also bis zum letzten Augenblick bedeckt. Warum war ihm dies so wichtig? Was hatte er zu verbergen? Sie zitterte innerlich vor der Entscheidung, sich einem Fremden anzuvertrauen, von dem sie noch weniger als Nichts wusste.

Die Sklavin erklärt hiermit, ihrem Herrn in absolutem Gehorsam zu dienen und sich ihm vollständig zu unterwerfen, zu jeder Zeit und an jedem Ort devot und widerspruchslos die Befehle ihres Herrn zu befolgen.

Die Sklavin erklärt sich ohne Ausnahme damit einverstanden, dass ihr Körper von nun an ihrem Herrn gehört und von diesem benutzt wird, wie er es für richtig hält.

Für ihre Konten, ihren gesamten Besitz und ihre Mietwohnung stellt die Sklavin ihrem Meister Vollmachten aus.

Wut stieg in ihr auf und es kostete Sophie viel Selbstbeherrschung, überhaupt noch weiter zu lesen. Sie sollte ihm ihre Ersparnisse und ihre Konten überlassen? Der spinnt ja! Das hörte sich ja fast so an, als sollte sie für ihn anschaffen gehen. Alles an ihr fühlte sich auf einmal eiskalt an. Was, wenn er tatsächlich ein Zuhälter wäre? Sie war jung genug und attraktiv, um …

Seine Regeln gaben keinen einzigen Hinweis auf ein erotisches Spiel. Selbst wenn er sie nur für sich wollte, war nicht sichergestellt, dass sie bei ihm die Erfüllung ihrer Sehnsüchte finden würde. Sie schüttelte den Kopf. Um Himmels willen, wenn das ernst gemeint war, was dort Schwarz auf Weiß stand, dann war es vollkommen verrückt, unanständig und krank, was er von ihr erwartete. Und es spielte keine Rolle, dass ein solcher Vertrag ungesetzlich war. Wenn sie sich aus freien Stücken darauf einließ, dann war es wie ein Versprechen, und dieses würde sie auf keinen Fall brechen. Sie sah zur Tür. Würde diese gleich aufgerissen werden, ihre Freundin hereinstürmen und rufen: »Das war nur ein Scherz, um dir zu zeigen, wie gefährlich dein Vorhaben ist!«

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend beschloss Sophie weiter zu lesen.

Die Sklavin hat verstanden,, dass sie ab sofort nur noch für das Vergnügen ihres Herrn lebt und dass alles, was ihr selbst an Zugeständnissen gewährt wird, ein Privileg ist, das sie sich immer wieder aufs Neue erarbeiten muss.

Sollte eine SM-Beziehung nicht auf Gegenseitigkeit beruhen, dem gemeinsamen Spaß und der sexuellen Befriedigung dienen? Bei all dem, was sie über diesen Dom gehört hatte, war zwar von ungewöhnlicher Dominanz die Rede gewesen, aber auch von besonderer Erotik, von allen Facetten, die SM zu der Spielart machten, die eine tiefe Befriedigung beinhaltete. Nie, nicht ein einziges Mal hatte Sophie davon gehört, dass dazu ein solcher absurder Vertrag gehörte. Ihr Puls beruhigte sich. Nein, ein Zuhälter konnte er unmöglich sein. Sein guter Ruf basierte auf stabilen realen Wurzeln. Außerdem – Nadine und Laurin hatten diesen Kontakt hergestellt. Der Fremde konnte sie also nicht einfach so verschwinden lassen. Ihre Freundin würde Fragen stellen und nicht aufgeben, sie zu suchen.

Sophies Puls beruhigte sich und verzog den Mund zu einem Lächeln. Wenn sie in dieser ungewöhnlichen Beziehung das erhalten wollte, wonach sie solange gesucht hatte, den ultimativen Kick, das rundum Besondere, dann würde sie genau das mit all ihrer Kraft geben müssen, was von ihr verlangt wurde. Sie wollte unterworfen werden, sie wollte den Kick des Unbekannten und Ungewöhnlichen. Jetzt.

Ich, Sophie Lovato, habe diesen Vertrag zu meiner Unterwerfung gelesen und in allen Teilen verstanden. Ich erkläre mich mit den darin enthaltenen Forderungen einverstanden. Ich verspreche, devot, gehorsam und treu zu sein, und meinem Herrn auf jede von ihm gewünschte Weise zu dienen.

Ich wünsche von ihm ausgebildet, erzogen und bei Ungehorsam streng bestraft zu werden.

Ein heftiges Prickeln in ihrem Unterleib ließ Sophie beinahe vor Lust aufstöhnen. Sie sehnte sich so sehr nach dieser Unterwerfung, dieser absoluten Dominanz, dass ihr Körper allein bei diesen Worten bereits verrückt spielte. Sie war ihrem Ziel zum Greifen nah, so nah wie noch nie. Nur ganz hinten, irgendwo fern in ihrem Kopf, rebellierte noch ein kleiner Teufel: Nicht zu diesen Konditionen. Doch er wurde immer leiser.

Von diesem Vertrag kann ich zu keinem Zeitpunkt zurücktreten. Nur mein Herr kann diesen wieder auflösen.

Sophie überlegte fieberhaft. Der Zwiespalt zwischen Begehren und Vernunft war unerträglich. Gab es denn überhaupt keinen Ausweg aus dieser Situation? Was wäre, wenn sie den Vertrag trotzdem unterschriebe, einfach nur um herauszufinden, welches perverse Arschloch sich hinter diesem Spiegel versteckte? Niemand, der halbwegs bei normalem Verstand war, dachte sich so etwas aus, in dem Bestreben es tatsächlich durchzuziehen.

Oder doch?

Sie platzte fast vor Neugierde, angetrieben von einer explosiven Empörung. Ihr Körper jammerte nach einer anständigen Portion Schmerz und Lust, nach Unterwerfung und Befriedigung. Wie riskant wäre ein Versuch?

Danach würde sie trotzdem gehen, wenn es ihr nicht gefiel. Vertrag her oder hin, Scheiß auf das Versprechen. Sie würde einfach alles widerrufen, sich einen Anwalt nehmen, um die Vollmachten als erzwungen zu deklarieren. Sie könnte behaupten, er habe sie unter Drogen gesetzt oder – ihr würde bestimmt noch etwas einfallen, auch wenn dies wiederum einen Betrug ihrerseits darstellte. In ihrer Brust baute sich ein Druck auf, der sie fast erstickte.

Beruhige dich!

Zitternd saß Sophie am Tisch und las den Vertrag nochmals durch, langsam und konzentriert, Wort für Wort. Vor dem Gesetz war dieses Papier null und nichtig. Aber nein, sie konnte nicht unterschreiben und später einfach alles hinwerfen. Es war nicht ihr Ding, zu lügen oder zu pokern. Ihr Gewissen und ihr Anstand ließen das nicht zu, auch wenn dieser Herr selbst keinerlei Anstand zeigte. Wenn sie etwas versprach oder unterschrieb, dann hielt sie sich auch daran.

Nein, sie durfte das auf gar keinen Fall unterzeichnen. Sie stand auf und schaute hinüber zum Spiegel.

»Herr, das ist doch nicht Ihr Ernst? Ich habe Sie noch nicht einmal gesehen und soll das hier unterschreiben und mich Ihnen ausliefern?« Sie schnaubte empört.

»Kein Problem«, erwiderte er vollkommen ruhig, als handle es sich um ein zwangloses Plauderstündchen. »Es ist nicht nötig, sich zu ereifern, Sophie. Ich zwinge dich nicht zu diesem Vertrag. Mein Chauffeur wird dich wieder nach Hause bringen. Es war nett mit dir zu plaudern. Adios.«

Nett? »Verflucht noch mal.« Sophie schob impulsiv den Stuhl zurück. Die spitzen Absätze ihrer Schuhe gaben ein kurzes eindrucksvolles Stakkato von sich, als sie zum Spiegel lief. Sie schlug mit der Faust dagegen. »Wer sind Sie? Was bilden Sie sich eigentlich ein? Wir hätten uns diese Unterhaltung ersparen können, wenn Sie mir gleich zu Anfang erzählt hätten, was Sie von mir wollen.«

Ein spöttisches Lachen erklang, was Sophie noch wütender machte.

»Ich will gar nichts von dir, meine Liebe. Vergiss nicht, du hast mich gesucht, fast wie eine Stalkerin verfolgt, nicht umgekehrt.« Seine Stimme strahlte eine solche Gelassenheit und Selbstbeherrschung aus, dass sie schon alleine darüber in Rage geriet. »Du hast Angst vor dem Kontrollverlust, Sophie.«

»Sie können doch nicht von einem aufgeklärten modernen Menschen verlangen, dass er sich freiwillig von einem Wildfremden versklaven lässt! Wenn ich das wollte, könnte ich genauso gut für einen Zuhälter anschaffen gehen! Ist es das, was Sie wollen? Mich ausbeuten?«

Er reagierte nicht. Sie musste ihn aus der Reserve locken.

»Verdammt noch mal, warum belassen Sie es nicht bei dem, was alle tun: bei einem besonders erotischen Spiel?«

Wieder kam keine Antwort, aber falls ihr ihre Wahrnehmung nicht einen Streich spielte, so hatte sie den Eindruck, ihn über den Lautsprecher atmen zu hören.

Schweigen, minutenlang, während Sophie unentschlossen vor dem Spiegel stand und die Arme um sich schlang. Sie zitterte am ganzen Körper, inzwischen jedoch nicht mehr vor Wut, sondern vor Erregung. Ihre Brustwarzen waren hart und schmerzten, ihr Slip war feucht und klebte an ihren Schamlippen, in ihrem Rücken stand der Schweiß und sie wusste nicht, was sie tun sollte, gehen oder bleiben. Denn trotz ihrer Empörung war da etwas, was sie erregte. Seine Weigerung war wie ein Aphrodisiakum. Niemals hatte sie Schwierigkeiten gehabt, einen Top dorthin zu bekommen, wo sie ihn hinhaben wollte: mit ihr zu spielen. Außer bei diesem. Es war eine echte Herausforderung.

Sie unternahm einen letzten Versuch und bemühte sich um einen neutralen Tonfall. »Was ist, wenn ich mir etwas kaufen möchte, etwas zum Anziehen, Kosmetik und so, oder wenn ich zum Arzt muss, meine Freundinnen treffen will? Muss ich jedes Mal um Erlaubnis betteln?«

»Falls ich von der Notwendigkeit überzeugt bin und du artig warst, werde ich dir die Erlaubnis dazu erteilen. Dinge für deinen persönlichen Gebrauch fallen nicht darunter und werden wir gemeinsam einkaufen. Es liegt ganz bei dir, wie viel Zugeständnisse ich dir machen werde.«

Sophie lachte bitter. »Ah, Sie wollen mit mir einkaufen gehen? Auch wenn es sich um so Frauenkram wie Tampons handelt?«

»Natürlich«, erwiderte er ungerührt.

Verdammt, dieser Mann war mit allen Wassern gewaschen. Er wusste genau, auf was er sich bei diesem Geschäft einlassen würde, und sie?

Vermutlich könnte sie mit ihm den Kick erleben, den sie bislang nicht gefunden hatte. Sonst würde sie seine beherrschte Art nicht so sehr erregen. Das bedeutete aber auch, er würde es merken, wenn sie nur so tat, als ob sie unterwürfig wäre. Es war durchaus möglich, dass er sie weiter bringen würde als jeder vor ihm. Das war kein Spiel, das war viel mehr. Dieser Gedanke war beängstigend und zugleich so verdammt erotisch. Ihr Körper hatte eindeutig etwas dagegen, dass sie ihren Verstand einschaltete. Ihre masochistische Veranlagung jaulte laut auf vor Begeisterung und Erregung, dass er sie züchtigen, einsperren, oder sonst etwas tun würde, um sein Ziel zu erreichen und sie nach seinen Vorstellungen zu formen.

Oh ja, sie war maso, auch wenn er ihr das nicht abkaufte. Ihr Problem war ein anderes. Sie war weder devot noch leichtsinnig genug, diesen Vertrag zu akzeptieren.

»Es ist ganz allein deine Entscheidung, Sophie. Allerdings warne ich dich, versuche niemals, mich hinters Licht zu führen. Wenn du unterschreibst, werde ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln dafür sorgen, dass du deine Verpflichtungen erfüllst. Ich kenne keine Gnade.«

Sophie runzelte die Stirn. »Wollen Sie mir drohen?« Er musste doch wissen, dass er keine rechtliche Grundlage hatte, ihre Schuld einzufordern, falls sie ihm weglief. Wollte er dann einen Bluthund auf sie ansetzen und sie ins seinen Gewahrsam zurückschleppen lassen?

»Nein«, er lachte leise. »Ich habe es nicht nötig, dir zu drohen. Das ist auch nicht mein Stil. Ich möchte dich nur vor einem Fehler bewahren. Die Sache verhält sich folgendermaßen: wenn du deinen Vertrag nicht erfüllst, wirst du in dieser Stadt und im weiten, sehr weiten Umkreis keinen Dom mehr finden, der bereit ist, sich mit dir einzulassen. Ein Hoch auf Buschtrommeln und Internet.«

Sehr komisch. Sophie blickte in ihre eigenen glasigen und erschreckt aufgerissenen Augen. Wie erlebnisfreudig war sie? Wie viel Risiko war sie bereit einzugehen? Der Fremde wäre imstande, ihren Ruf zu ruinieren und sie konnte es ihm nicht einmal verdenken. Es wäre eine Art Ehrenschuld, den Vertrag zu erfüllen, wenn sie ihre Unterschrift darunter setzte. Sophies Puls jagte. Um einen klaren Gedanken fassen zu können, musste sie sich dringend beruhigen. Aber wie?

»Und Sie? Was ist mit Ihnen?«, fragte sie herausfordernd. Es war vollkommener Schwachsinn, diese Unterhaltung fortzusetzen. Es ging nur noch darum, ihre Neugierde zu stillen. Sie wollte wissen, wie weit er sich vorbereitet hatte, wie raffiniert er war. Unterschreiben würde sie niemals. Das stand völlig außer Frage. »Was ist denn mit Ihren Pflichten? Sie haben natürlich keine.«

»Warum nicht? Öffne die Tür und sieh nach.«

Sophies Schuhe klackten bei jedem Schritt auf dem Fußboden. Sie öffnete die Tür. Der Mann, der sie an einem in der Stadt vereinbarten Treffpunkt abgeholt und mit verbundenen Augen hierher gebracht hatte, stand wartend davor und überreichte ihr mit ausdrucksloser Miene ein zweites Kuvert.

Alles war also durchdacht und geplant. Sollte sie sich darüber ärgern? Eigentlich sprach auch dies nur für die Dominanz des Fremden. Er überließ eben nichts dem Zufall, war für jede Entwicklung ihres Gesprächs gewappnet.

Kapitel 3 image

Sophies Ungeduld war viel zu groß, um Vorsicht walten zu lassen. Hastig riss sie die Lasche auf und entnahm das Dokument. Sie war gespannt, was er sich noch ausgedacht hatte, um frei über sie zu verfügen.

Die Pflichten des Herrn

1. Ich nehme Sophie Lovato als Liebessklavin in meine Obhut.

2. Ich trage die Verantwortung für ihr körperliches, geistiges und emotionales Wohlbefinden.

3. Ich werde meine Sklavin ausbilden, zu perfektem Gehorsam erziehen und bei Bedarf den Umständen entsprechend bestrafen. Ebenso werde ich sie belohnen, wenn sie es verdient.

4. Nur ich alleine kann jederzeit den Vertrag zwischen mir und meiner Sklavin auflösen, wenn ich dies für sinnvoll erachte.

5. Ich bin mir der aus diesem Vertrag resultierenden Verantwortung bewusst und versichere, dass Sophie Lovato niemals ein Schaden entstehen wird, weder physisch noch psychisch.

Sophie starrte auf die Zeilen, las sie noch einmal. Ihr innerer Aufruhr und ihre Wut nahmen mit jeder Zeile ab. Stattdessen empfand sie eine tiefe Ruhe. Es war ihm also nicht egal, wie sie sich in ihrer Rolle fühlte. Er würde für ihre mentale und körperliche Gesundheit Sorge tragen. Gehörte dazu nicht auch, dass ihr Körper Befriedigung verlangte, was wiederum ihrer Psyche gut tat?

Genau das war es, was sie gesucht hatte, diese absolute, von Verantwortungsbewusstsein getragene Dominanz. Das nahm ihrem Protest und ihrer Unsicherheit den Wind aus den Segeln. Hier hatte sie es mit jemandem zu tun, der sie nicht entkommen ließ. Mit jemandem, der mental noch viel stärker war als sie. Laurin musste das gewusst haben, sonst hätte er den Kontakt nicht hergestellt.

»Das ist unfair. Sie können den Vertrag jederzeit beenden, ich aber nicht«, insistierte Sophie schwach.

»Es könnte sein, dass du in gewissen Situationen durchdrehst und unsere Beziehung voreilig beenden willst«, entgegnete er sanft, als wäre ihm etwas daran gelegen, dass sie dem Vertrag zustimmte. »Allerdings würde ich es mir selbst ersparen, eine unwillige Sklavin gegen ihren Willen zu behalten. Ich weiß ebenso wie du, dass ich rein rechtlich betrachtet keinen Anspruch auf dich erheben kann. Die Gesetze dieses Landes garantieren dir deine persönliche Freiheit, ausgenommen ist natürlich alles, was du mir per Vollmacht übereignest. Und noch etwas: Solltest du mich unerlaubt verlassen, werde ich dich nicht wieder als meine Sklavin aufnehmen und auch überall verkünden, dass du unzuverlässig bist, das sollte dir klar sein.«

Das war in Sophies Augen das geringste Problem. Wenn sie sich entscheiden würde, davon zu laufen, würde sie wohl kaum zu ihm zurückkehren wollen, das verstand sich doch wohl von selbst. Allerdings – sie war soweit gegangen, hatte so lange nach Dominus Unbekannt gesucht, jeden für ihre Suche eingespannt, der ihr dafür nützlich erschien. Wenn sie jetzt aufgab, war alles umsonst gewesen und sie würde nie erfahren, ob sich der Versuch gelohnt hätte. Wie sollte sie den anderen gegenübertreten und ihnen erklären, dass ihre Mühen umsonst gewesen waren? Er war bereit, sie aus dieser Vereinbarung zu entlassen, wenn sie absolut nicht zusammen passten. Das war doch immerhin eine gewisse Option für sie, wenn auch nur eine kleine.

»Verdammt, ich wollte einfach nur die Sub eines wahrhaft dominanten Herrn sein und eine Zeitlang ein aufregendes Spiel …« Sophie schluckte. Panik erfasste sie. »Sie hatten die Möglichkeit, mich die ganze Zeit über zu beobachten, mich zu begutachten. Werde ich Sie sehen, bevor ich unterschreibe?«

»Nein. Dieses Risiko muss es dir wert sein. Falls du nicht unterschreibst, werde ich für dich auf ewig ein Unbekannter bleiben. Dieses Gespräch und warum aus unserer Verbindung nichts geworden ist, würde im Gegenzug hundertprozentig unter uns bleiben.«

Ein letztes Aufbäumen, eine letzte Frage, die Sophies mentale Kräfte strapazierte. »Und – wie sieht es mit Sicherheit aus, mit einem Safeword?«, stieß sie hervor. Das war das Mindeste, was er ihr zugestehen musste. An die Sicherheitsregeln hielten sich alle Spieler.

Er lachte leise. »Es wird kein Safeword geben. Du hast es nicht verstanden, Sophie. Wenn du meine Sklavin bist, wirst du meinem Willen ausgeliefert sein, ohne Ausnahme. Du wirst dich absolut unterwerfen und mir bedingungslos vertrauen. Ich alleine weiß, was gut für dich ist. Du hast kein Mitspracherecht, dafür aber jede Menge Pflichten.«

Sophie starrte auf die Dokumente und dachte fieberhaft nach. Sie zitterte am ganzen Körper. Verdammt, dieser Dom konnte absolut jeder sein. Sie führte sich die absoluten No Go’s noch einmal vor Augen: Klein und fett, picklig und hässlich, unrasiert und schlampig gekleidet. Das hier war das Riskanteste, was ihr je in ihrem Leben begegnet war, ungeachtet seiner Argumentation. Wenn sie diesen Vertrag unterzeichnete, könnte alles mit ihr geschehen und niemand würde es mitbekommen, nicht einmal Nadine. Schließlich wäre sie Tag und Nacht der Gnade ihres Herrn mit Haut und Haaren ausgeliefert. Vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche.

Sie stöhnte leise. Dieser Dom wusste genau, wie er ihr Demut abverlangen und sie dabei erregen konnte. Schon jetzt war sie diesem Aufruhr ihrer Gefühle und vor allem ihres Körpers vollkommen hilflos ausgeliefert. Das Adrenalin, das seit Beginn ihres Gesprächs durch ihren Körper jagte, ließ keine andere Entscheidung zu. Wenn sie ablehnte, würde sie verwirrt, ziellos und frustriert aus diesem Zimmer gehen. Sie würde ewig bereuen, nicht zu wissen, ob es sich gelohnt hätte. Wenn sie dagegen zustimmte, würde sie in eine unbestimmte, aber auf jeden Fall aufregende Zukunft aufbrechen.

»Also gut«, presste sie hervor.

Sophie nahm den Stift in die Hand und schloss ihre Augen. Sie sah Nadines Gesicht vor ihrem geistigen Auge. Ihre Freundin musterte sie mit gerunzelter Stirn, tippte sich mit dem Finger an die Schläfe und fragte, wie – verdammt noch mal – Sophie so etwas Dummes tun konnte. Es gab doch noch mehr Doms auf der Welt als ausgerechnet diesen einen mit seinem kranken Vertrag. Vielleicht in einer anderen Stadt, sie würde irgendwann …

Sophie riss ihre Augen auf. Genau, das war der Knackpunkt. Nicht irgendwann!