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Freunde der Dunkelheit

Das Schwert der Vampire

Maria Bella Rosa

Freunde der Dunkelheit

Das Schwert der Vampire

Maria Bella Rosa

Impressum:

Das Manuskript, einschließlich all seiner Teile, ist

urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb

der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne

Zustimmung des Verfassers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,

Übersetzungen, Mikrovervielfältigungen und die

Einspeicherung und/oder die Verarbeitung in

elektronische Systeme.

© 2017 Maria Bella Rosa

https://www.facebook.com/Maria-Bella-Rosa-247129758755902/

Illustration:

Yari Rossetti hi@indegra-design.com

Lektorat: Michaela Marwich ela.marwich@gmx.de

Inhaltsangabe

Blutrünstige Dämonen, die ›Slaatsch‹, bedrohen die

Menschheit.

Sie ist eine bösartige Energie ohne Körper. Deshalb

braucht sie den menschlichen Körper, um überleben zu können.

Mächtige übersinnliche Helfer wie Vampire, Gestaltwandler

und Feen aus Igonia schützen die Menschen vor diesen Dämonen.

Es entstehen schicksalhafte Begegnungen.

Im Kampf gegen das Böse verbinden sich die

Menschen Revel, Sade, Justin und Marvin mit den

Vampiren Neven und Okey, der Gestaltwandlerin Skye

und der Igonierin Syrkanda. Sie lernen, dass auf der

Welt viel mehr existiert als bisher angenommen.

Eine aufregende Zeit voller Leidenschaft und Erotik,

Liebe und Freundschaft beginnt, aber auch voller Wut,

Schmerz und Hoffnungslosigkeit.

Werden sie zusammen die Slaatsch besiegen können?

Vampire, Dämonen, Gestaltwandler – schon wieder ein Buch wie tausend andere wird man sagen. Und doch ist

es anders, das offenbart sich nach und nach.

Eine packende Geschichte über wahre Liebe,

Leidenschaft, Freundschaft, Treue.

Ein Kampf gegen blutrünstige Dämonen, die die Welt, wie

soll es denn auch anders sein, beherrschen wollen.

›Das Schwert der Vampire‹ ist das erste Buch einer vierteiligen Serie.

Die Geschichte spielt an echten Orten und Gebäuden, Personen

und Handlungen aber sind rein fiktiv und meiner Fantasie entsprungen.

Vampire, Dämonen, Gestaltwandler – schon wieder ein

Buch wie tausend andere wird man sagen. Und doch ist es anders, das offenbart sich nach und nach.

Eine packende Geschichte über wahre Liebe, Leidenschaft, Freundschaft, Treue.

Ein Kampf gegen blutrünstige Dämonen, die die Welt, wie

soll es denn auch anders sein, beherrschen wollen.

Das Schwert der Vampire‹ ist das erste Buch einer

vierteiligen Serie. Die Geschichte spielt an echten

Orten und Gebäuden, Personen und Handlungen aber sind rein fiktiv und meiner Fantasie entsprungen.

Impressum

Prolog

Der Vampirkönig Neven schlug mit der Hand auf dem

Tisch.

»Du setzt dich einer unnötigen Gefahr aus, ebenso

deine Familie, Oscar.«

»Hoheit, ich weiß du meinst es gut mit uns, aber die

Welt muss von dieser Gefahr wissen. Ich kann und darf

mich nicht untätig verkriechen«, antwortete Oscar

Conwell.

»Dann lasse dich wenigstens von uns beschützen, ich

werde jemanden schicken, der rund um die Uhr bei

euch sein wird, falls was passieren sollte …«, erwiderte

König Neven.

»Nein, wir brauchen niemanden. Bis jetzt haben sie

uns in Ruhe gelassen«, entgegnete Oscar stur.

König Neven fuhr sich mit der rechten Hand durch die

Haare. »Ich kann für nichts garantieren, Oscar. Denk an

deine beide Kinder Revel und Justin.«

»Ich werde aufpassen Hoheit und sie nicht willkürlich

einer Gefahr aussetzen. Ich werde etwas Pause machen

und über alles nachdenken. Aber versprich mir

trotzdem eins Hoheit! Falls mir und Norma doch etwas

passiert, nimm dich meiner Kinder an!«

»Du kannst dich auf mich verlassen Oscar, auch wenn

ich es lieber hätte, dass du dich um sie kümmerst«,

erwiderte König Neven.

»Ich auch mein Freund, ich auch«, sagte Oscar leise.

Norma, eine wunderschöne Frau mit langen schwarzen

Haaren, kam gerade in dem Moment herein, als

Vampirkönig Neven verschwand.

»Der König war da? Ist etwas passiert?«, fragte sie

alarmiert.

»Nein, er hat nur Angst um unser Leben. Komm, lass

uns schlafen gehen, meine Liebe. Machen wir morgen

einen Ausflug mit den Kindern? Ein paar Tage

ausspannen wird uns sicherlich gut tun!«

Kapitel I

Der Kampf

Rund und leuchtend stand der Mond am

Sternenhimmel. Es war eine klare und milde Nacht und

nur der Schrei einer Eule durchbrach die Stille.

Lautlos bewegten sich acht Männer durch die

Dunkelheit. Jeder von ihnen hielt in der einen Hand

eine Art Taschenlampe und in der anderen eine Pistole.

Sie sahen aus, als wären sie einem Mafia-Film

entsprungen.

Die Haare waren mit Gel nach hinten gekämmt und

sie trugen dünne Schnurrbärte. Sie waren muskulös,

stark und von mittlerer Statur. Ihre Augen waren

tiefgrau und sie blickten kalt und gefährlich drein, doch

es zeigte sich auch etwas Angst in ihnen, so als

erwarteten sie jemanden, der noch gefährlicher und

stärker war als sie.

Auf einer Lichtung, vom Mond hell erleuchtet, standen

sechs Vampire. Sie waren über zwei Meter groß,

gefährlich und durch und durch Krieger. In Schwarz

gekleidet und bewaffnet warteten sie in aller Ruhe auf

die Gegner.

Sobald sich die acht Männer der Lichtung näherten,

zielten sie mit ihren Taschenlampen auf die Vampire,

aber die Strahlen gingen ins Leere, da die Männer im

gleichen Augenblick verschwanden, um dann eine

Sekunde später hinter ihnen wiederaufzutauchen.

Die Vampire nutzten diesen Überraschungsmoment

und schlugen den Gegnern mit gezielten Tritten die

Lampen und Pistolen aus den Händen.

Die Männer erholten sich zwar schnell von dem

Angriff, aber eigentlich waren sie darauf getrimmt

worden, gerade diesem ersten Überraschungsmoment

entgegenzuwirken.

Es entstand ein Kampf auf Leben und Tod. Einem der

Männer gelang es nach einer Lampe zu greifen und hielt

sie einem schwarzen Krieger entgegen, und nach

wenigen Augenblicken fiel dieser um, als hätte man ihm

einen Schlag auf den Kopf versetzt.

Als der Slaatsch sich nun auf den am Boden liegenden

Vampir stürzen wollte, griff ihn ein anderer Vampir von

hinten an und stach ihn mit einem Messer in den

Rücken, so dass er neben dem verletzten Krieger zu

Boden fiel und liegen blieb.

Während die Vampire versuchten, sich nicht von dem

UV-Licht der Lampe erwischen zu lassen, versuchten

die Gegner genauso, sich vor den leuchtenden Messern

in Acht zu nehmen.

Mit Messern, Fäusten und Tritten kämpften sie, um den

Gegner zur Strecke zu bringen. Ohne Gnade schlugen

sie aufeinander ein, jeder darauf bedacht als Sieger aus

dem Kampf hervorzugehen. Langsam zeichneten sich

die Gewinner ab, und nach und nach fielen die, die in

der Mehrzahl waren zu Boden, trotz der verbissenen

Kämpfe, die sie ausfochten.

Nacheinander verschwanden drei der Vampire wie

vom Erdboden verschluckt und ließen die anderen

beiden allein weiterkämpfen.

Als endlich alle acht zur Strecke gebracht worden

waren, beugten sich die schwarzen Männer über die

Leichen. Aus ihren Augen schossen rote Blitze und die

toten Männer lösten sich in Staub auf. Dann hoben sie

den verletzten Krieger auf und verschwanden in der

Nacht.

Ein Mann um die 60, korpulent und mit kahl

geschorenem Kopf, legte den Hörer auf. »Ben soll

sofort in mein Büro kommen!«

Wütend starrte er zur Tür, ungeduldig wartend, dass der

Gerufene endlich hereinkam. Kaum war dieser

eingetreten, begann der Korpulente damit ihn

anzuschreien:

»Wen hast du dahin geschickt, du Stümper, du Idiot,

du hast alles vermasselt. Wegen dir haben wir jetzt acht

Mann verloren.«

»Es waren diese Neuen, sie wollten sich unbedingt

bewähren ...«, versuchte Ben sich zu rechtfertigen.

»Ich sag’s dir noch mal, du hast alles vermasselt. Du

weißt, was dich jetzt erwartet, nicht wahr? Was jeden,

der es vermasselt, erwartet!«

Er ging um den Tisch herum und näherte sich dem

Mann, der aschfahl im Gesicht wurde. Falls das

überhaupt möglich war, denn seine Hautfarbe war weiß,

ohne jegliche Farbpigmente.

»Nein, bitte nicht, ich werde sie mir das nächste Mal

selber vorknöpfen ... bitte ... nein ... nein ... bitte.« Ben

schlug die Hände über seinen Kopf und duckte sich,

wissend, was auf ihn zukam.

Er hatte selbst andere so bestraft und wusste, es gab

kein Pardon, erst recht nicht vom Chef. Vom Chef

persönlich bestraft zu werden war schlimmer, als alle

Albträume zusammen.

Angst lähmte ihn. Jeder von ihnen wusste, die Hölle

war ein Paradies gegen den Ort, zu dem er in wenigen

Augenblicken entschwinden würde.

»Dazu wird es nicht mehr kommen, du hast deine

Chance gehabt ... Und ich bin wütend ... sehr wütend«,

sagte der Dicke und leckte sich die Lippen. Er fasste

sich an seinen Schritt, wo sein Schwanz vor Aufregung

schon ganz steif wurde.

Bens Bitten gingen in Schreie über, die immer leiser

wurden, um dann ganz zu verstummen.

Mit einem zufriedenen Lächeln leckte sich der Dicke

das Blut von den Händen, bevor er sie am

Waschbecken im Raum nebenan gründlich wusch.

Danach knöpfte er sich die Hose zu, während langsam

das Blut auf seinem weißen Hemd verblasste.

Als er sich setzte, war von Ben und dessen Blut nichts

mehr zu sehen.

Er nahm den Telefonhörer in der Hand: »Schick mir

Bruno«, bellte er in den Hörer hinein.

Kapitel 2

Freunde

»Bist du sicher, Revel, dass du den Weg findest? Der

Ort scheint mir weit außerhalb zu liegen! Soll ich nicht

doch mitkommen?«, fragte Lucie, eine zierliche

Brünette mit einem kleinen runden Bauch.

Lucie war im 5. Monat schwanger.

»Nein Lucie. Du benimmst dich, als wäre ich ein

kleines Kind und wäre noch nie Auto gefahren oder

hätte noch nie einen Hausbesuch gemacht. Ich hab das

Navi und ein Handy, was sollte also groß passieren?«,

erwiderte Revel, die ihren Laptop und ihre Tasche in die

Hand nahm. Sie musste zu einem Geschäfts-Kunden

für eine Web-Präsentation.

»Naja, aber so eine lange Strecke zu fahren macht

doch keinen Spaß ohne Begleitung und Unterhaltung.

Und als Frau alleine, ich weiß nicht … Warum geht

nicht einer der Jungs mit?«, versuchte Lucie sie zu

überzeugen.

»Quatsch … außerdem, in deinem Zustand würde

dein Göttergatte mich umbringen, wenn ich nur den

Ansatz eines Versuchs machen würde, dich

mitzunehmen. Und ich gehe weil ich einfach die Beste

bin. Es ist mein Kunde, Herr Jimmyx war schon

mehrere Male hier, doch jetzt hat er mich gebeten zu

ihm zu kommen, da es ihm in der nächsten Zeit nicht

möglich ist, selber hierher zu kommen. Du kennst ihn

doch«, sagte Revel.

»Ja, ich weiß. Aber ich fühle mich wunderbar. Ich bin

kein rohes Ei. Ich bin im fünften Monat und sehr gut

beweglich. Ihr werdet noch alle Zeit der Welt haben,

mich zu bemuttern, wenn ich mich nicht mehr bewegen

kann.« Lucie streichelte zärtlich die kleine Wölbung am

Bauch.

»Ja, und dir das zurückgeben, was du für uns getan

hast. Ich weiß nicht, was wir ohne dich gemacht hätten

und was wir machen werden, wenn du weg bist.«

Revel verdrehte die Augen bei der Vorstellung, nur

allein mit Justin, ihrem Bruder und Marvin, ihrem

Freund zu sein, ohne jemanden, der Ordnung in ihr

chaotisches Leben brachte.

»Nichts da. Ich bleibe nicht lange weg ohne Arbeit.

Nein, das ist nichts für mich, nur Hausfrau und Mutter!

Ich liebe deinen Bruder über alles, mir würde aber die

Decke auf den Kopf fallen. Nein, ich brauche meine

Arbeit!« Sie grinste Revel an. »Ich stelle mir gerade vor,

wie abgemagert du werden würdest, weil du zu essen

vergisst und wie ihr alle drei in einem riesigen

Papierberg und allgemeinen Chaos versinkt.« Sie lachte

laut.

»Ach, bilde dir bloß nichts darauf ein!«, sagte Revel

genauso lachend.

»Worauf soll sich meine Frau nichts einbilden?«

Ein großer, schlanker junger Mann kam auf die beiden

zu, unter dem Arm einen großen Aktenkoffer.

»Dass ihr drei ohne mich aufgeschmissen wärt!«, sagte

Lucie und ging mit einem Lächeln auf ihren Mann zu.

Er war Revels Bruder und ihr so ähnlich, man könnte

meinen, sie wären Zwillinge.

Justin war zwei Jahre älter als Revel. Seine Züge waren

maskuliner, seine Nase markanter und die Lippen

schmaler. Lucie konnte sich nicht an ihm satt sehen. Sie

empfand es als ein Wunder, dass er sie liebte und sie

hoffte so sehr, dass ihr Kind ihnen beiden ähnlich sein

würde.

»Ich sagte zu Revel, dass ich nicht lange zu Hause

bleiben werde und zusehe, wie ihr hier untergeht!«,

erklärte sie ihm.

»Kommt nicht in Frage. Du wirst dich vernünftig

schonen und dir alle Ruhe gönnen, die du brauchst.

Und vergiss nicht, dass du dich auch um unser Baby

kümmern musst.« Justin erhob sein Zeigefinger.

Er nahm seine kleine Frau in seine Arme und senkte

seinen Kopf an den ihren. Er roch an ihrem Haar und

gab ihr einen flüchtigen Kuss, bevor er sich seiner

Schwester zuwandte.

»Und wann wolltest du fahren? Das Wetter sieht nicht

gut aus. In den Nachrichten wurde starkes Unwetter

angesagt und mir wäre es lieber, du würdest es

verschieben oder dich gleich jetzt auf den Weg machen,

damit du nicht noch in das Unwetter hineinkommst.«

»Noch einer, der mich bemuttern möchte. Ich bin

bereit und werde sofort losfahren.« Revel verdrehte ihre

Augen.

»Da komme ich gerade rechtzeitig, um dich noch zu

sehen, bevor du fährst.«

Marvin, der langjährige beste Freund von Justin und

Freund von Revel, kam herein. Revel verzog den Mund.

»Ihr tut alle, als würde ich eine Reise ans Ende der Welt

unternehmen, die mich Monate in Anspruch nimmt,

dabei ich bin morgen Abend wieder zurück!«

»Eine Nacht und einen Tag ohne dich halte ich kaum

aus. Wir sind bis jetzt immer zusammen gewesen«, sagte

er und kam auf sie zu, um ihr einen Kuss zu geben.

Er war wie Justin ein großer schlanker Mann, jedoch

mit dunkelblonden Haaren und asymmetrischem

Haarschnitt, der ihm sehr gut stand. Dazu klare

definierte Muskeln, ein kantiges Kinn, schmale Lippen

und hellbraune Augen. Obwohl er nicht im klassischen

Sinn schön war, hatte er das gewisse Etwas und wirkte

sehr anziehend.

»Ich bin es nicht gewöhnt, länger als einige Stunden

ohne dich zu sein.«

Er funkelte sie mit seinen schönen hellbraunen Augen

an.

»Du bist viel zu verwöhnt«, erwiderte sie, »es wird

Zeit, dass ich öfters wegbleibe.« Und streckte ihm die

Zunge raus.

»Unterstehe dich!«, gab er mit einem Zwinkern

zurück.

»Revel, geh jetzt bitte, oder ich rufe bei den Jimmyx

an, um abzusagen. Ich möchte dich dort sicher

angekommen wissen«, stoppte Justin die beiden.

»Komm, ich bring dich zum Wagen«, sagte Marvin.

»Ich bin schon auf dem Weg, Papa.« Revel verzog das

Gesicht.

»Nein, bleib hier, ich weiß, wo mein Auto steht. Ich

melde mich, sobald ich angekommen bin und wir sehen

uns morgen Abend wieder. Tschüss«, sagte sie zu

Marvin, schnell bevor noch jemand etwas erwidern

konnte und ging raus.

»Was für eine Frau!«, sagte Marvin bewundernd.

Revel stieg in ihren Wagen ein. Sie war Web-Designerin

und arbeitete mit Justin und Marvin zusammen in der

eigenen Firma.

Lucie kümmerte sich um die Buchhaltung und war

Mädchen für alles. Sie sorgte für das leibliche Wohl der

Drei, wenn die Arbeit zu viel wurde.

Vor allem Revel mit ihrer zarten Statur vergaß vor

lauter Arbeit oft das Essen. Sie war schlank, nicht zu

dünn, hatte schöne Proportionen und Rundungen, so

wie es sein sollte.

Revel hatte eine feine, edle, feenhafte ätherische

Ausstrahlung. Mit ihren langen schwarzen Haaren und

ihrem ovalen Gesicht war sie eine echte Schönheit. Ihre

grünen, mandelförmigen Augen rundeten das

wunderschöne Gesicht ab. Die Nase hatte zwar einen

leichten Buckel, der dem Ganzen jedoch seine ganz

eigene Note gab. Ihr sinnlicher Mund mit den vollen

roten Lippen war dafür umso perfekter.

Das brachte ihr schon oft eine Menge Neid von Seiten

der Mädchen ein, die bei den Jungs keine Chancen

mehr hatten, sobald man sie sah. Deswegen hatte sie

nicht viele Freundinnen. Eine davon aber war Sade, die

Schwester von Marvin, mit der sie bis heute noch eine

feste Freundschaft verband.

Sade lebte jetzt in Morgan, Utah, mit ihrer eigenen

Familie und so konnten sie sich nur selten sehen.

Es war schön, dass Lucie und die Jungs sich sorgten,

doch manchmal war es zu viel. Sie seufzte befreit auf,

als sie ihren Wagen startete.

Justin und sie waren noch Kinder, als ihre Eltern durch

einen Unfall ums Leben kamen. Von einem Tag auf den

anderen waren beide auf sich alleine gestellt.

Ihre Eltern waren einer Einladung gefolgt, während sie

und Justin mit einer Babysitterin zu Hause geblieben

waren.

Von dort waren sie nie wieder zurückgekommen.

Ein betrunkener Fahrer hatte ihrem Vater die Vorfahrt

genommen und sie in den Tod geführt.

Die Schwester ihres Vaters übernahm das Sorgerecht

für die beiden, wobei ihre Arbeit sie immer wieder

außer Landes führte, und so blieben die beiden oft

alleine und sich selbst überlassen. Sie waren dankbar,

dass die Tante ihnen das Alleinsein gewährte und sie

nicht in ein Internat oder zu Pflegeeltern schickte.

Trotzdem fehlte etwas. Sie engagierte eine ältere Dame,

die sich der beiden annahm, sich um den Haushalt und

um die Dinge der beiden kümmerte.

Mit der Zeit überwanden Justin und Revel ihren

Schmerz und lebten ein zufriedenes Leben.

Der Tod ihrer Eltern schweißte sie zusammen und

Justin übernahm die Vaterrolle für sie. Er war

übervorsorglich.

Er passte auf sie auf, und als die Tante nach vielen

Jahren nach Hause kam und krank wurde, übernahmen

beide ihre Pflege bis zu ihrem Tod.

Beide liebten den Computer und die Kreativität, die

daraus entstehen konnte und somit war klar, wo ihre

Zukunft lag. Sie waren erfolgreich, gefragt und hatten

wenig Zeit, sich um andere Sachen zu kümmern.

Deshalb waren sie mehr als froh, als Lucie ihnen die

anderen Arbeiten, die in ihrer Firma anfielen, abnahm.

Lucie und Justin heirateten in einer kleinen,

romantischen Zeremonie.

In dem von Mormonen geprägten Land war ein

Zusammenleben ohne den Segen der Kirche kaum

vorstellbar, und Lucie wollte ein friedvolles Leben

haben ohne große Komplikationen.

Justin hatte nichts dagegen, ihr diesen Wunsch zu

erfüllen.

Beiden stand die Liebe zueinander ins Gesicht

geschrieben, und als Lucie schwanger wurde, machte es

das Familienglück perfekt.

Revel fuhr aus der Stadt heraus, vorbei am Temple

Square von Salt Lake City und ließ ihren Gedanken

freien Lauf, da der Verkehr im Moment nicht ihre volle

Aufmerksamkeit verlangte.

Salt Lake City ist eine mittelgroße Stadt im Staat Utah

im Südwesten der USA. Sie wurde von Mormonen

gebaut und regiert und hat eine gewisse Strenge mit

dementsprechenden Gesetzen, sehr konservativ und

langweilig. Das ganze wurde durch die vielen Touristen,

die zum Skifahren und wegen des Nationalparks jedes

Jahr hierherkamen, aufgelockert.

Da sie früh auf sich gestellt waren, hatten sie nur den

Einfluss von außen, den sie aber leicht umgehen

konnten, da sie sehr zurückgezogen lebten. Man ließ sie

in Ruhe, da sie sich nicht bemerkbar machten.

Marvin hatte sie auch aufs Heiraten angesprochen und

auf das Thema eine Familie zu gründen, doch sie wusste

noch nicht, was sie davon abhielt.

Sie wusste, lange konnte sie dieses Thema in dieser so

konservativen Stadt nicht vor sich herschieben.

Als ihre Eltern starben, hatte sie sich vorgenommen,

keine Kinder zu bekommen, aus Angst sie irgendwann

alleine zu lassen. Sie war glücklich, doch manchmal kam

der Schmerz des Verlustes hoch. Würde sie das ihren

Kindern antun wollen? Im Grunde genommen war das

nicht der einzige Grund zu zögern. Sie sehnte sich nach

mehr, was sie nicht genau benennen konnte. Sie sehnte

sich nach jemandem, der ihr Herz zum Rasen bringen

würde, nach Schmetterlingen im Bauch.

Marvin war ein toller, liebevoller Mann und sie war

glücklich, jemanden wie ihn an ihrer Seite zu haben. Er

war ihr ruhiger Fluss, ein Ruhepol, sie konnte sich ihm

anvertrauen und sich fallen lassen. Seine Berührungen

waren schön, brachten sie jedoch nicht aus der Fassung.

Es fehlte das gewisse Etwas, was sie jedoch nicht

definieren konnte. Sie glaubte gar nicht daran, dass sie

so eine Liebe finden würde, so etwas gab es nur in

Filmen und Märchen. Sie konnte Marvin ihre Gedanken

bisher nicht anvertrauen und sie liebte ihn auch, nur es

war nicht DIE große Leidenschaft, falls es die

überhaupt gab. Marvins Eltern, richtige Mormonen,

hatten vier Kinder und wünschten sich für jeden von

ihnen einen großen Kindersegen. Außer Marvin waren

alle verheiratet, hatten Kinder und waren der ganze

Stolz der Großeltern, die auf mehr warteten.

Nur die ältere Schwester war kinderlos und würde es

bleiben, aufgrund einer Krankheit ihres Mannes.

Und Marvin, er wünschte sich genauso eine große

Familie.

Er bedrängte sie nicht und ließ ihr Zeit. Doch immer,

wenn sie bei seinen Eltern waren, kam die Sprache

darauf und man hörte den Vorwurf in der Stimme

seines Vaters.

Es war eine große und laute Familie alle miteinander,

und Revel war froh, sie nur ab und an zu sehen, obwohl

sie alle mochte. Doch Sade mit ihren zwei lieblichen

Kindern mochte sie mehr.

Sie fuhr seit über einer Stunde, als ihr Handy klingelte

und ihre Gedanken störte.

Es war Marvin und sie lächelte: »Hey Marvin, vermisst

du mich jetzt schon?«, fragte sie lachend.

»Jede Minute, in der du nicht bei mir bist, vermisse

ich dich. Aber ich wollte dir kurz mein Herz

ausschütten und dir etwas sagen. Sade und Clark haben

sich getrennt. Meine Schwester ist total aufgewühlt und

sie möchte, dass ich zu ihr komme, da meine Eltern

völlig aus dem Häuschen sind und mein Vater droht

Clark was anzutun«, erzählte er aufgebracht.

»Wie, sie haben sich getrennt? Seit wann und

warum?«, fragte Revel völlig erstaunt.

»Ich weiß auch nicht alles. Nur so viel, dass Clark mit

einer hochschwangeren Frau gesehen wurde. Also läuft

wohl schon länger was hinter Sades Rücken. Als sie ihn

zur Rede stellte, hat er alles zugegeben und gesagt, dass

er sie verlässt, um mit der anderen zusammenzuleben,

aber wenn sie einverstanden wäre, würde er sie auch

beide behalten.«

Revel konnte das gar nicht glauben. »Und was sagt Sade

dazu?«

»Dass die Polygamie hier seit langem nicht mehr

praktiziert wird, und sie möchte ihren Mann auf keinen

Fall teilen.«

»Und was ist mit den Kindern?« Revel war sprachlos.

»Er sagt, er liebt seine Kinder, aber er will diese

andere Frau und ein neues Leben. Entweder alle

zusammen oder er nur mit der neuen Frau. Ich bin jetzt

auf dem Weg zu Sade. Vielleicht bleibe ich bis morgen

oder sollte sie mich länger brauchen, bleibe ich länger

da und du kommst nach, falls du möchtest. Je nachdem,

wie die Situation dort ist«.

»Ich würde Sade gern bei dieser Geschichte beistehen.

Schade, dass ich schon so weit gekommen bin und den

Jimmix nicht mehr absagen kann. Na gut, dann

sprechen wir uns morgen wieder. Pass auf dich auf und

drück Sade und die Kinder von mir. Bis morgen«, sagte

sie mit Traurigkeit in der Stimme. Sie wäre gern

mitgefahren, um ihrer Freundin jetzt beizustehen.

»Ich werde ihr sagen, dass du dich an ihrer Seite

wünschst, es wird ihr helfen. Pass du auf dich auf, mein

Herz, ich liebe dich!« Beide legten auf.

Revel fuhr weiter, die Strecke zog sich einsam und lang

über den Highway und sie hatte genügend Zeit

nachzudenken.

Sie dachte an Sade, die jetzt alleine mit zwei Kindern

neu anfangen musste. In kurzer Zeit hatte sich alles

verändert. Sie dachte wütend an Clark und daran, dass

sie ihn von Anfang an nicht leiden konnte. Ihr Gefühl

hatte sie nicht getäuscht und sie konnte sich gut

vorstellen, was es für Sades Eltern bedeuten würde.

Für sie war eine Trennung unvorstellbar.

Kapitel 3

Auf dem Weg

Wie von Justin vorausgesagt, änderte sich das Wetter

schlagartig.

Es wurde schnell dunkel und dicke Regentropfen fielen

herab, die Sicht wurde schlechter.

Sie fuhr langsam weiter, doch je weiter sie fuhr, desto

schlimmer wurde das Wetter. Der rote Schlamm, der

langsam von den Bergen herunterkam, machte die Fahrt

schwer und auf einmal blieb ihr nichts anderes übrig, als

stehenzubleiben, da sie nichts mehr sehen konnte.

Es sah nicht so aus, als würde sich die Sicht bessern

und langsam wurde es kalt im Auto. Weit und breit war

nichts zu sehen und es fuhr auch kein Wagen vorbei.

Es gab nur den starken Regen, der auf die Scheiben und

das Dach hämmerte.

Irgendwie unheimlich, dachte sie. Als Revel ihren

Kunden anrufen wollte, um ihn auf ihre Lage

aufmerksam zu machen und sich eventuell abholen zu

lassen, hatte sie wegen des Wetters keinen Empfang.

Sie konnte es nach einer Weile im Auto nicht mehr

aushalten und entschloss sich zu schauen, ob es in der

Nähe ein Haus gab, wo sie telefonieren konnte.

Das bisschen Wasser würde ihr nicht schaden. Sie

schloss das Auto ab und machte sich auf die Suche nach

Gebäuden oder Menschen.

Nach einigen Metern war sie bis auf die Haut

durchnässt und die rote Erde durchdrang ihre Schuhe.

Ihr wurde unheimlich zumute, denn es wurde immer

dunkler und sie hatte Angst, in einer Einöde gelandet zu

sein, mit nichts und niemandem in der Nähe.

Sie war auch schon so weit weg von ihrem Auto, dass

sie Angst hatte, nicht mehr zurückzufinden.

Was für eine blöde Idee, sich auf die Suche nach einem

Haus zu machen.

Die Kälte drang ihr durch die nassen Kleider bis auf

die Knochen und sie fing an zu frieren und überlegte,

was sie tun sollte. Sie lief zu lange schon durch den

Regen und meistens im Kreis, wie sie an einem Busch,

bei dem sie als Markierung einige Zweige abgebrochen

hatte, deutlich erkennen konnte. Als sie ein paar

hundert Meter weiter ein schwaches Licht sah, das aus

einem Gebäude in der Dunkelheit schien, lief sie

kurzerhand entschlossen auf die Einfahrt zu.

Es war ein schwaches gedämpftes Licht, das durch den

Regen zu sehen war. Es war eine lange Einfahrt und das

Tor war leicht geöffnet, wie sie sehen konnte.

Ohne lange zu überlegen, lief sie auf das Haus zu,

welches in der Dunkelheit nicht viel von seiner Struktur

erkennen ließ. Sie stand vor einer riesigen Tür und

klingelte, doch es rührte sich nichts. Entweder war

keiner zu Hause oder es schien sie keiner gehört zu

haben. Sie versuchte die Tür zu öffnen, zu ihrer

Überraschung gab diese unter ihren Händen nach. Sie

spähte hinein, öffnete sie langsam weiter, aber auch auf

ihre Rufe hin meldete sich niemand. Sie ging hinein,

keiner konnte bei diesem Sauwetter verlangen, dass sie

draußen warten sollte, bis endlich jemand kommen

würde. Pech, wenn sie nicht auf das Gebäude achteten.

Es könnten so auch Diebe reinkommen.

Es war ein imposantes Haus, zumindest der riesigen

Diele nach zu urteilen. Eine große Treppe ging von der

Mitte aus in den ersten Stock und zu beiden Seiten

waren Türen. Langsam ging sie weiter und schaute sich

um. Hinter einer Tür hörte sie Stimmen, da sie nur

angelehnt war, öffnete sie sie vorsichtig ein wenig und

schaute hinein.

»Es ist an der Zeit, dass du endlich heiratest, Hoheit,

und das weißt du. Du kannst dich deiner

Verantwortung nicht mehr lange entziehen. Du wirst

dich früher oder später wohl oder übel entscheiden

müssen. Also warum nicht jetzt?!«

Ein älterer Mann mit langen weißen Haaren

gestikulierte mit den Händen, während er sprach. In der

Mitte des Raumes stand ein riesiger, langer Tisch, wo

mehrere Leute unterschiedlichen Alters und in

schwarzer Kleidung saßen.

Am Ende des Tisches stand ein imposanter Mann, sie

schätzte ihn auf zwei Meter mit langen schwarzen

Haaren und schwarzer Kleidung. Er hatte ein markantes

Gesicht und eine große Narbe verlief von der Stirn bis

zum Kinn, was ihn nicht entstellte, sondern noch

interessanter und männlicher machte. Zugleich aber

machte er aber auch einen furchteinflößenden,

gefährlichen Eindruck. Kleinere Narben verliefen kreuz

und quer über sein Gesicht.

Er blickte genau in dem Moment zur Tür, als Revel

hineinschaute. Hingerissen schaute er in ihr

wunderschönes Gesicht, während sie triefend nass da

stand und ihm wie eine Erscheinung vorkam. Er

erinnerte sich an die Vergangenheit und sah ein kleines

Mädchen, das er aus einem brennenden Auto

herausholte. Jetzt stand das kleine Mädchen als Frau an

der Tür und eine Vision zeigte sie an seiner Seite. Das

Ganze dauerte nur einen kurzen Augenblick.

Revel zuckte unter seinem intensiven Blick zusammen.

»Ich entscheide, wen ich heirate, und sollte ich mich

jetzt entscheiden müssen, dann ...«, er zeigte zu der Tür,

in der Revel stand und ein Energiestrahl zog von

seinem Zeigefinger bis zu ihrer Stirn, wie ein Blitz. Alle

Köpfe drehten sich zur Tür, wo sie zitternd vor Nässe

wie angewurzelt stand und den Mann, der auf sie zeigte,

gebannt betrachtete.

Revel konnte es nicht sehen, jedoch alle anderen, die

sich in dem Raum befanden. Ein Raunen ging durch die

Reihen und einige standen auf.

Sie sah zu ihm hoch und blickte geradewegs in die

außergewöhnlichsten Augen, die sie je gesehen hatte. Er

schien alle Farben des Regenbogens in seiner Iris zu

haben und sein Blick ging ihr bis ins Mark.

Noch nie war ihr so was passiert.

Jetzt standen auch alle anderen auf. Eine wunderschöne

blonde Frau kam wutentbrannt auf sie zu und zischte:

»Du ... du ... er gehört mir ... du ... du Mensch. Ich

gönne ihn dir nicht, ich werde dich ...«

Mit bösem Unterton stieß sie Revel an und rannte aus

dem Zimmer an ihr vorbei. Revel drehte sich

verwundert zu ihr um, konnte sie aber nicht mehr

sehen.

»Wer ist sie, Hoheit? Was macht sie hier? Wir alle

dachten, du würdest Bella heiraten! Sie ist ein Mensch,

sie gehört nicht zu uns.«

Alle sprachen und gestikulierten wild durcheinander.

Während sie sprachen, kam König Neven auf sie zu,

nahm ihre Hand und führte sie aus dem Raum heraus,

den Gang entlang die Treppen hoch und in einen

kleinen Wohnraum. Es war ein schönes Zimmer in

Weiß und Fliederfarben gehalten. Die Gardinen waren

in einem dunklen Lila, während die Sofaecke in zartem

Flieder mit schönen weißen und fliederfarbenen Kissen

zum gemütlichen Hinsetzen einlud.

An der Wand stand eine wunderschöne weiße Vitrine,

in der anderen Ecke zeigte eine offene Tür in ein

angrenzendes Schlafzimmer, welches in den gleichen

Farben gehalten war. In dem riesigen weißen Bett mit

ebenfalls flieder- und lilafarbenen Überzügen würde

man sich gerne schönen Träumen hingeben oder mehr,

dachte Revel.

Sie sah das Ganze eher wie in einem Dämmerzustand.

Ihr war kalt, sie zitterte und hatte keine Kraft sich seiner

Hand zu entziehen und wollte es auch gar nicht. Er

übte eine derartige Anziehung auf sie aus, dass sie ihm

überallhin gefolgt wäre.

Von dort aus führte Neven sie in ein riesiges

Badezimmer, welches an das Schlafzimmer angrenzte.

»Zieh die nassen Sachen aus und trockne dich ab«,

befahl er ihr mit autoritärer Stimme. »Ich werde dir

ein Bad einlassen, sonst holst du dir noch den Tod,

durchnässt und verkühlt wie du bist!«

Revel stand immer noch zitternd und sprachlos in dem

Raum, während dieser Hüne von Mann Wasser in die

Wanne einließ, die Temperatur überprüfte und

Badeessenzen hinzugab. Schnell stiegen die Dämpfe auf

und ein sinnlicher Duft von Jasmin hüllte das ganze

Badezimmer ein.

»Wieso ziehst du dich nicht endlich aus? Du

hinterlässt überall Pfützen!«

Neven schaute sie an, während sie da stand.

Ihre Jacke, genauso wie die leichte Bluse darunter und

ihre Hose klebten an ihrem Körper wie eine zweite

Haut, was ihre schönen Kurven noch zusätzlich

unterstrich.

Das Regenwasser in ihrem nassen langen Haar tropfte

langsam auf ihr wunderschönes Gesicht herunter, und

ohne dass es ihr bewusst war, sah sie wie eine Nymphe

der Verführung aus.

Er spürte ein Ziehen in seinen Lenden und hatte Mühe,

ihr Gesicht nicht anzufassen und sie zu küssen. So

etwas war ihm seit einer Ewigkeit nicht passiert, Bella

konnte ihm trotz all ihrer Schönheit niemals diese

Gefühle entlocken.

»Ich ziehe mich nicht vor dir aus! Einem Fremden.

Geh raus«, erwiderte Revel leise und ein wenig kraftlos

und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ich bin kein Fremder für dich, du wirst meine Frau

werden. Es gibt nichts zwischen Mann und Frau, was

verboten wäre … und nackte Frauen bergen keine

Überraschung für mich. Und solltest du denken, ich will

dich verführen, dann wäre ich bestimmt nicht so

zimperlich, dir erst ein Bad einzulassen. Und übrigens,

ich gehöre zu denen, wo die Frau auch wollen muss«,

erwiderte Neven mit seiner dunklen, warmen Stimme.

»Deine Frau? Wieso soll ich deine Frau werden? Ich

will nicht deine Frau werden, wir kennen uns nicht und

ich fühle mich nicht gut genug, um zu scherzen und

außerdem muss ich zustimmen. Zum Heiraten gehören

immer noch zwei«, erwiderte Revel mit schwacher

Stimme.

»Du hast zugestimmt«, behauptete der für sie

Unbekannte voller Stolz.

»Wie bitte?« Sie verstand es nicht.

»Du hättest sofort Nein sagen können, das hast du

nicht getan, also ist das eindeutig eine Zustimmung! Es

gibt genügend Zeugen!«

»Ich war sprachlos. Ich dachte das Ganze wäre ein

Scherz gewesen!«, verteidigte Revel sich. »Es ist ein

Scherz, oder? Und du kennst mich nicht, ich könnte die

Pest haben, und du weißt nicht, ob ich nicht schon

verheiratet bin«.

Er schien sich nicht davon abbringen zu lassen. »Ich

scherze nie«, gab er ernst zurück.

Mit ein paar sanften Schritten kam er auf sie zu, nahm

ein Handtuch vom Ständer und fing langsam an, ihr das

Gesicht abzutrocknen.

Seine sinnlichen und zarten Gesten brachten sie noch

mehr durcheinander und ihr Blut in Wallung. Es

kribbelte und prickelte an jeder Stelle, an der er ihr über

die Haut fuhr. Dieser Mann strotzte nur so vor Kraft

und Erotik, sie konnte sich gut vorstellen, dass eine

Frau schlecht Nein sagen konnte, wenn er vor ihr stand.

»Wärst du verheiratet, hättest du es sofort gesagt, und

wenn da jemand wäre, ist es nicht wichtig genug, um

davon zu reden. Als ich dich zur Tür reinkommen sah,

warst du für mich die schönste Erscheinung, die ich seit

langem gesehen habe. Es war wie eine Offenbarung. Es

war für mich sofort klar: Du oder keine«, flüsterte er in

ihr Ohr. Gänsehaut verbreitete sich an ihrem ganzen

Körper, als sie seine warme sinnliche Stimme so nah

hörte.

»Du weißt nichts von mir, wie ich nichts über dich

weiß, wie kannst du eine wildfremde Frau heiraten

wollen?« Sie verstand nicht, warum er so sehr darauf

bestand, sie heiraten zu wollen.

»Ich weiß, wie und wer du bist, ich kann es fühlen.

Ich wusste es sofort.«

Sanft strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

Revel wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Und sie

schien jede Beherrschung über ihren Körper verloren

zu haben, so sehr brachte er sie aus der Fassung.

Sie hatte auf einmal Angst, denn sie sah sich im Geiste,

wie ein Pastor hereinkam, sie beide trauen würde und

sie ja sagen würde, freiwillig, ohne zu zögern.

Sie zitterte so sehr, dass sie die Knöpfe ihrer Jacke nicht

aufbekam.

Er bemerkte ihren unsicheren Blick, ließ seine Hand

sinken und knöpfte zügig die leichte Sommerjacke auf.

Dann folgte die Bluse. Sie blieb vor ihm stehen, in ihrer

Jeans und dem BH, und wie in Trance ließ sie alles mit

sich geschehen, noch nie in ihrem Leben war sie in so

einer Situation oder hätte sie sich so etwas vorstellen

können.

Sie versuchte aus der nassen Jeans herauszukommen,

aber er kam ihr zuvor und schob diese mit dem Slip

zusammen runter und zog mit der anderen Hand hinter

ihrem Rücken den Clip vom BH auf.

Mit einer schnellen Bewegung hob er sie hoch und ließ

sie in die Badewanne sinken. Sie hatte keine Zeit sich zu

schämen, so schnell ging das Ganze.

Nach und nach entspannten sich ihre Glieder und das

Zittern hörte in dem wohlig warmen Wasser auf.

»Geht es dir besser?«, fragte er besorgt. »Hoffentlich

hilft es dir, nicht krank zu werden.«

»Es geht mir gut, danke, ich kann jetzt auch alleine

bleiben«, antwortete sie.

»Ich passe lieber auf dich auf und mein Name ist

Neven«, beharrte er und machte keine Anstalten aus

dem Badezimmer raus zu gehen.

Stattdessen nahm er einen Schwamm und fing an ihre

Arme, die Beine und den Rücken sanft einzuseifen,

danach wusch er ihr die Haare.

Es stimmte, dass eine nackte Frau ihm nicht gerade

das Blut aufwallen ließ. Doch bei dieser Frau war es

anders, sein Blut kam mehr als in Wallung und er

musste sich richtig zusammenreißen, er musste sie

anfassen, auch wenn er sie am liebsten nicht nur

gewaschen hätte.

Seine Hose wurde bei ihrem Anblick im Schritt zu eng,

ihre Haut fühlte sich wie Seide an und verführte seine

Fantasie zu geheimen Wünschen, die er wegen der

momentanen Situation jedoch nicht ausnutzen wollte.

Sie sollte es genauso wollen wie er, und sein Gefühl

sagte ihm, dass es nicht lange dauern würde. Er würde

warten und es noch mehr genießen.

Er würde warten, auch wenn sein Körper verdammt

nicht seiner Meinung war. Revel glitt in eine Art Traum.

Sie wollte sich wehren, fühlte sich zu schwach.

Nach einer Weile hob er sie aus der Wanne heraus und

fing an sie mit einem weichen Handtuch abzutrocknen,

wickelte sie ein und trug sie aus dem Bad hinaus, als

wäre sie leicht wie eine Feder.

Sie ließ es geschehen, müde legte sie den Kopf auf

seine Schulter und ließ sich gehen.

Ein Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit kam in

ihr auf, aber auch Lust und Leidenschaft.

Er legte Revel auf das Bett. Zur gleichen Zeit kam ein

älterer Mann mit einem Tablett herein.

»Danke Neo, ich glaube das Bad hat nicht viel

geholfen. Es scheint, als ob sie doch krank wird. Sie ist

ganz heiß, hilf mir bitte, ihr die Tropfen zu geben. Und

wenn’s nicht besser wird, muss der Doc mal

herkommen.«

Neo gab die Tropfen in ein kleines Likörglas und

reichte es Neven, der ihren Kopf anhob und es sie

trinken ließ.

Revel glitt in einen Wachtraum. Sie wusste, sie musste

noch etwas erledigen, kam aber nicht darauf, was es sein

mochte. Sie wollte aufstehen und in ihrem Kalender

nachsehen, starke Hände hinderten sie daran.

Sie murmelte einige nicht zusammenhängende Worte,

die niemand verstand.

Nach einer Weile glitt sie sanft in einen tiefen,

traumlosen Schlaf, eingebettet in starke Arme, die sie

festhielten. Sie hatte wirre Träume, in einem stand sie

nahe einem Abgrund und in dem Moment, wo sie

dachte zu fallen, hinderten starke Arme sie vor dem

Fall, und wie sie sich glücklich an ihn schmiegte.

In einem anderen sah sie, wie Marvin sich von ihr

entfernte, sich aber nach ihr umdrehte und zum

Abschied winkte. Sie wollte ihn festhalten, ihn rufen,

aber sie hatte keine Stimme und er kam nicht zurück.

Revel öffnete die Augen, sah sich in einem fremden

Zimmer liegen und wusste nicht, wie sie hier herkam.

Sie wollte sich aufrichten, doch starke Kopfschmerzen

ließen sie wieder zurückgleiten.

»Guten Morgen, Miss Revel! Ich bin Neo, falls Sie

sich noch an mich erinnern. Gut, dass es ihnen besser

geht, wir haben uns richtig Sorgen um Sie gemacht!«

Neo, der Butler kam ans Bett.

»Wo … bin ich hier? Wessen Zimmer ist das? Ah …

ich erinnere mich. Gestern. Ich war nass. Und bin in

dieses Haus gekommen. Oder nicht?«

Sie fasste sich an den Kopf.

»Ja, sie wurden leider krank, und Hoheit hat Sie ins

Bett gebracht. Nur, dass sie zwei Nächte hier verbracht

haben. Er wird sich freuen zu hören, dass es Ihnen

besser geht. Leider musste er beruflich weg, er wird

sofort nach Ihnen schauen, sobald er zurück ist«, sagte

Neo bedauernd.

»Zwei Nächte? Ich kann mich nicht erinnern, ich

kann nicht noch länger bleiben. Ich muss schnell nach

Hause zurück, man macht sich bestimmt Sorgen um

mich! Niemand weiß, wo ich bin.«

Revel versuchte, sich nochmals vergeblich aufzurichten.

»Seien Sie unbesorgt Miss, Ihre Familie weiß

Bescheid, Sie können sie gerne gleich anrufen, sodass

ihre Familie hört, dass es ihnen besser geht. Zuerst

würde ich vorschlagen, dass sie von den Köstlichkeiten

probieren, die unsere Köchin zubereitet hat. Ich hoffe,

Sie haben Appetit.«

»Sieht so aus. Ich würde gerne eine Kleinigkeit essen.

Aber wo bin ich, warum Hoheit, wer ist er?«

»Er ist unser König, wir stammen ursprünglich von

sehr weit weg und er ist der legitime Herrscher unseres

Stammes, aber er soll es Ihnen selber erzählen, Miss.«

Neo half Revel sich aufzusetzen, als ein großes Tablett

hereingebracht und ihr aufs Bett gestellt wurde.

»Oh mein Gott, soviel kann ich nie im Leben essen!«

Sie sah das große Tablett erschrocken an.

»Essen Sie, soviel Sie möchten, bekanntlich kommt

der Hunger mit dem Essen! Ich werde nachher nach

Ihnen schauen, falls Sie möchten, hier ist ein Telefon.

Wählen Sie die Null-Null-Eins, um Ihre Wünsche zu

äußern.«

»Danke«, gab Revel leicht verwirrt zurück. Er nickte

ihr zu und zog die Tür hinter sich zu.

Als sie alleine war, ließ sie in ihrem Kopf erst einmal die

letzten Tage Revue passieren. Sie erinnerte sich nur an

Bruchstücke. Verschwommen erinnerte sie sich, dass sie

in den Armen eines Mannes gelegen hatte, der sie mit

extremer Zärtlichkeit beruhigte. Zuerst dachte sie es

wäre Marvin gewesen, doch obwohl er nett und zärtlich

war, es war nicht er gewesen. Der Mann in ihren

Erinnerungen war nicht Marvin. In seiner Stimme lag

eine andere Betonung, die sie tief in ihrem Innersten

berührte. Die Erinnerung kam gleichzeitig mit diesem

Gefühl zurück. Wie er sie im Badezimmer ausgezogen

und in die Wanne gelegt hat. Es waren keinerlei sexuelle

Berührungen darin, und doch hatte es in ihr ein Feuer

entfacht, das sie nicht in Worte fassen konnte. Schon

allein der Gedanke an ihre Gefühle ließ sie erröten.

Eigentlich müssten solche Gefühle bei Marvin

auftreten, doch das war nie der Fall gewesen. Es wäre

besser, so schnell wie möglich hier zu verschwinden.

Dieser Mann könnte ihr zu gefährlich werden.

Nachdem sie einiges von den Leckerbissen, die ihr

gebracht wurden, gegessen hatte, versuchte sie

aufzustehen, obwohl sie sich noch schwach auf den

Beinen fühlte. Sie wäre am liebsten liegen geblieben und

hätte weiter geschlafen, aber sie musste zurück, sie konnte auf keinen Fall noch weiter Gastfreundschaft dieses Mannes annehmen. Und sie

wollte von ihren Gefühlen weglaufen, sie war verwirrt,

wie war es möglich, dass dieser Mann sie so aufwühlen

konnte? Ihre Sachen lagen ordentlich gewaschen und

gebügelt auf einem Stuhl, und so schnell sie konnte, zog

sie sich an. Sie hatte das komische Gefühl, dass, wenn

sie sich nicht heimlich davonschleichen würde, Neo sie

nicht gehen lassen würde.

Als sie in der großen Diele stand, hörte sie Stimmen

aus dem großen Trakt kommen, jedoch bemerkte sie

keiner, als sie aus der großen Tür heraustrat. An der

Seite vor der Tür stand ihr Auto, jemand hatte es

hierher gefahren. Sie hoffte jetzt nur noch, dass es auch

anspringen würde. Sie schwang sich in den Wagen, warf

ihre Tasche auf den Beifahrersitz und steckte den

Schlüssel ins Schloss. Mit dem ersten Versuch sprang es

an und setze sich in Bewegung.

Sie fuhr die Einfahrt entlang, auf das große Tor zu, im

Rückspiegel sah sie Neo und zwei andere Personen aus

dem Haus kommen und ihr hektische Zeichen

machten, stehen zu bleiben.

Doch niemand folgte ihr, als sie nicht anhielt. Zwei

Stunden später kam sie völlig geschafft, und mit den

Gedanken ganz woanders, zu Hause an.

Kapitel 4

Die Begegnung

Marvin machte sich nach dem Telefonat mit Revel

sofort auf den Weg zu Sade, er wollte noch bevor der

Sturm aufzog bei seiner Schwester ankommen.

Sie war ziemlich aufgelöst am Telefon, verständlich,

von einem Tag auf den anderen hatte sich ihre Welt in

Luft aufgelöst, die Ehe und das gemeinsame Leben

waren zusammengebrochen. Marvin mochte Sade mehr

als seine anderen Geschwister, er war ein Jahr älter als

sie und schon als Kinder immer mit ihr zusammen

gewesen.

Sie waren die engsten Spielgefährten gewesen,

gemeinsam heckten sie eine Menge Unsinn aus.

Sade lernte Clark früh kennen und heiratete ihn schon

kurze Zeit später. Jetzt hatten sie zwei Kinder, einen

Junge namens Jaden, der 9 und ein Mädchen, Emily, die

8 war. Sie war eine typische Hausfrau geworden und

bedauerte, dass sie ihre Träume von früher, eine

selbstständige, emanzipierte Karrierefrau zu werden, nie

in die Tat umsetzen konnte.

Auf einen Schlag wurde der Himmel dunkel und ein

starker Wind kam auf. Marvin war zu spät gefahren, so

musste er jetzt zusehen, dass er, so schnell es ging, bei

Sade ankam. Das Wetter verschlechterte sich zusehends

und es fing an zu regnen.

Die Sicht wurde schlechter und er orientierte sich an

den Wagen vor ihm, um nicht aus der Spur zu geraten.

Von weitem sah er wie irgendetwas, ein Tier, ein großer

Hund eher, schnell die Landstraße überqueren wollte.

Das Auto vor ihm fuhr viel zu schnell und er konnte

den Aufprall des Wagens mit dem Geschöpf

vorhersehen. Verblüfft sah er wie der Wagen einfach

weiterfuhr, ohne anzuhalten.

Langsam näherte er sich, hielt am Straßenrand, um zu

Hilfe zu eilen.

Vielleicht konnte er das Tier retten und es aus der

Fahrbahn herausziehen. Mit Schrecken stellte er fest,

dass dort in der Straßenmitte eine junge Frau lag.

Er hätte schwören können, dass er vorhin ein Tier

gesehen hatte, einen riesigen Hund oder so ähnlich, vor

allem weil das Tier auch noch sehr schnell war.

Wie hatten seine Sinne ihm so einen Streich spielen

können?! Es kam wohl von den starken Regen, der die

Sicht benebelte.

Sie lag da, nur mit einem Top und einem Minirock

gekleidet, komplett durchnässt. Er betrachtete sie, wie

sie da lag, wunderschön trotz der Nässe. Sie hatte lange

dunkelbraune Haare, die am Boden ausgebreitet lagen.

Es waren keine äußeren Verletzungen zu sehen, sie

schien aber bewusstlos zu sein. Sie hatte eine schmale

Taille, lange perfekte Beine genauso, wie man unschwer

unter dem nassen Top erkennen konnte, feste schöne

Brüste ohne BH.

Er war erstaunt in dieser Einöde diese wunderschöne

Frau allein vorzufinden.

Schnell zog er seine Jacke aus, welche vom Regen total

durchnässt war, und deckte sie damit zu. Er zog sein T-

Shirt aus und legte es ihr unter den Kopf.

Marvin versuchte mit seinem Handy den Notruf zu

erreichen, aber ohne Erfolg, er hatte keinen Empfang.

Er hatte Angst sie anzufassen, da er nicht wusste,

inwieweit sie eventuell innere Verletzungen hatte.

Weit und breit war kein Haus oder Auto in Sicht.