Über das Buch

Jeder Tag ein Abenteuer

Emma und Oskar sind Zwillinge und leben mit ihren Eltern, ihrem kleinen Bruder Nikolai und vielen Tieren auf dem Bauernhof Eiktun. Zusammen erleben die Zwillinge viele kleine und große Abenteuer. Im Herbst dürfen die Kinder ein Fuchsjunges hüten, im Frühjahr kommen die süßen Lämmchen auf die Welt und am Geburtstag der Zwilinge können Emmas Kaninchen plötzlich fliegen. Einmal wird es richtig dramatisch, als die beiden echten Schurken auf die Spur kommen. Wo Emma und Oskar sind, ist immer was los!

Das Fuchsjunge

»Bist du bereit?«, fragt Emma und umklammert ihren Fahrradlenker. Noch steht ihr rechter Fuß fest auf der Erde.

Oskar schnallt den Helm zu und prüft, ob er den richtigen Gang eingestellt hat. »Und ob! Auf die Plätze, fertig, LOS!« Er tritt in die Pedale, und die Fahrradreifen schlittern über den Kies, dass der Sand nur so spritzt.

»He, warte doch!«, ruft Emma und stürzt ihrem Zwillingsbruder hinterher. Aber der wartet selbstverständlich nicht. Sie zwingt ihr Rad in voller Fahrt über den Waldweg.

Oskar ist mittlerweile an der ersten Kurve angekommen und nutzt die Gelegenheit, um einen Blick über die Schulter zu werfen. Emma hat den kleinen Vorsprung fast aufgeholt, den er sich gesichert hatte! Rasch schaltet er einen Gang hoch. Hinter sich hört er bereits ihre Reifen auf dem Kies.

Der Waldweg führt zu einer langgestreckten Ebene, und kurz bevor der Viehstall zwischen den Bäumen in Sicht kommt, sind die Zwillinge gleichauf. Emma blickt rasch zu Oskar und erntet ein selbstsicheres Lächeln. Dann brettern sie hügelabwärts zum Eiktun-Hof.

Emma ist in Höchstgeschwindigkeit unterwegs, sie schneidet Oskar und drängt ihn auf die holprige Seite des Wegs ab, sodass er abbremsen muss. Glaubt Emma zumindest.

Aber Oskar bremst nicht und tritt weiter in die Pedale, weshalb sein Fahrrad noch schneller über die Huckel brettert.

Genau gleichzeitig sausen sie auf den Hof und springen in letzter Sekunde von den Rädern, ehe sie in die große Eiche krachen. Beide werfen sie sich gegen den dicken Stamm.

»ICH HABE GEWONNEN!«, ruft Oskar, kaum dass seine Hand den Baum berührt, einen Bruchteil vor Emmas Hand.

»Aber du hattest einen Fehlstart!«, protestiert sie.

»Und du wolltest mich bei den Huckeln vom Rad holen!«

Sie starren einander wütend an, aber dann fangen sie an zu lachen.

»Also unentschieden«, beschließt Emma, und Oskar nickt.

Im großen Haupthaus ist keiner. Mama arbeitet im Café und Papa ein Stück entfernt im Forst. Aber aus dem kleinen weißen Haus auf der anderen Seite des Hofs dringt der unwiderstehliche Geruch von Omas Gebäck.

Emma und Oskar lassen die Räder und die Schultaschen liegen und nehmen zwei Stufen auf einmal, während sie die Treppen zu Omas Veranda hinauflaufen. Sie klopfen gar nicht erst an, sondern stürmen sofort in die Küche. Hier drinnen duftet es noch viel stärker. Aus dem Wohnzimmer ist das Brummen des Staubsaugers zu hören.

»Hallo Oma!« Emma muss zweimal rufen, ehe das Brummen verstummt.

»Ach, ihr seid es.« Oma erscheint in der Wohnzimmertür und lächelt.

»Na wer denn sonst?« Oskar lässt sich auf einen Küchenstuhl fallen. »Was bäckst du? Kriegen wir was?«

»Das ist ein Apfelkuchen für meine Freundinnen«, antwortet Oma. »Heute Abend trifft sich der Strickklub bei mir.«

»Du meinst wohl der Quatschklub«, neckt sie Emma. Die Zwillinge nennen den Klub so, weil die Freundinnen bei den Treffen nicht nur stricken, sondern auch quatschen und um die Wette mit ihren Enkelkindern angeben.

»Sehr freundlich, Emma Eiktun.« Oma versucht sie streng anzusehen, doch es gelingt ihr ganz und gar nicht mit lockigen grauen Haaren und den freundlichen Falten im Gesicht, die beweisen, dass sie ihr ganzes Leben lang gelächelt hat.

»Aber wir haben Riesenhunger!«, jammert Oskar.

»Ach ja?«, fragt Oma bekümmert. »Also das können wir wirklich nicht zulassen.« Sie schlurft zu dem Eckschrank, holt eine Blechdose heraus und stellt sie geöffnet auf den Tisch. »Ich habe gestern Haferkekse gebacken. Bedient euch.« Dann schenkt sie Milch in zwei Gläser. »Aber jetzt muss ich hier fertig aufräumen. Vielleicht könnt ihr nachher etwas für mich erledigen? Euer Papa ist beim Holzfällen im Wald, aber er hat heute nach seiner Brotzeit sein Handy hier vergessen. Könnt ihr zum Holzplatz laufen und es ihm bringen?«

Emma und Oskar haben nichts dagegen, in den Wald zu gehen. Ganz im Gegenteil. In ihrem neunjährigen Leben haben sie beinahe mehr Zeit im Freien als zu Hause verbracht. Nur wenige kennen den Wald so gut wie die Zwillinge. Aber so ist das eben, wenn man auf einem Hof wie Eiktun aufwächst.

Mit Papas Handy in der Tasche nehmen sie die Abkürzung über die Weide. Spielende Lämmer springen um die erwachsenen Schafe herum, die träge Gras in sich hineinmampfen. Die Zwillinge nehmen sich die Zeit, die Kleinen anzulocken, aber die Lämmer sind zu sehr in ihr Spiel vertieft.

In der Frühlingsluft leuchtet der Wald in hellem Grün, und der Waldboden ist von Buschwindröschen übersät. Tagsüber hat es geregnet, und das Wasser schmatzt unter ihren Stiefeln, während die Zwillinge den Pfad zu dem Gelände hinauflaufen, wo die Bäume gefällt werden.

»Lass uns beim Fuchsbau vorbeischauen«, schlägt Oskar vor.

Direkt auf dem Hügel liegt ein Fuchsbau, den die Zwillinge zu Beginn des Frühjahrs entdeckt haben. Viele Male lagen sie unter einer Kiefer auf der Lauer und warteten darauf, dass die Füchsin und der Fuchs herauskämen. Meist hatten sie Brotstückchen dabei, und in erstaunlich kurzer Zeit hatten die Füchse sich so an die beiden gewöhnt, dass sie sogar zum Fressen aus dem Bau kamen, wenn die Zwillinge dabei waren.

Und jetzt sind die Jungen da!

Emma und Oskar hatten sie schon eine Weile erwartet, weil die Füchse gar so eifrig Futter in den Bau brachten. Und vor einigen Tagen haben sie die erste kleine Schnauze gesehen, die kurz durch die Bauöffnung schnupperte, ehe sie wieder verschwand.

Der Fuchsbau ist ihr geheimstes Geheimnis, weil Papa ihnen nie erlaubt hätte, auf diese Weise wilde Füchse zu füttern und zu zähmen.

Als sich Emma und Oskar heute vorsichtig unter die Kiefer schleichen, ist da nicht nur eine winzige Schnauze zu sehen.

Sieben kleine, rotbraune Füchslein tummeln sich draußen vor dem Bau!

»Sind die süß!«, flüstert Emma entzückt.

Die Füchsin wacht neben dem Bau und wittert in der Luft. Entweder hat sie Emma gehört, oder sie riecht die Zwillinge, denn auf ihr Signal hin verschwinden alle Fuchsjungen blitzschnell im Bau.

Alle außer einem.

»Schau nur!«, flüstert Oskar.

Das kleinste Füchslein liegt im Gras und versucht, auf die Beine zu kommen. Immer wieder fällt es hin und fiept leise.

»Vielleicht ist es verletzt?«, meint Emma.

Oskar reckt sich, um besser sehen zu können.

Sie warten ein bisschen, aber das Fuchsjunge kommt nicht vom Fleck. Doch die Fuchsmutter holt es auch nicht. Das Kleine wirkt sehr schwach.

Papa würde sagen, dass sie es einfach in Ruhe lassen sollen, aber Papa ist nicht da. Und die Zwillinge bringen es nicht übers Herz, das arme kleine Füchslein zurückzulassen, so hilflos und allein. Langsam schleichen sie zu ihm. Der Welpe versucht sofort, sich zusammenzurollen.

Emma hockt sich neben ihn und streckt die Hand aus. »Hallo Kleiner«, sagt sie sanft.

Das Fuchsjunge presst sich auf den Boden und schließt die Augen.

»Wir müssen es mitnehmen«, entscheidet Emma bestimmt. »Wenn es hier liegen bleibt, stirbt es.«

Oskar ist ganz ihrer Meinung.

Behutsam hebt Emma das Füchslein hoch. Vorsichtshalber legt sie ihm die Hand über die Schnauze, aber das Fuchsjunge scheint erleichtert zu sein, dass man es rettet, und will wohl nicht beißen.

Sie laufen wieder zu dem Pfad zurück und rennen das letzte Stück bis zum Holzplatz.

Papa ist gerade dabei, eine große Fichte zu fällen, und bei dem Lärm der Motorsäge und mit dem Hörschutz auf den Ohren bemerkt er sie nicht. Oskar und Emma halten Abstand, bis die Fichte umgestürzt ist. Aber als der Weg frei ist, laufen sie los.

»Papa, schau nur, was wir gefunden haben!« Emma zeigt ihm das Fuchsjunge. Es zappelt ein wenig, aber die meiste Zeit liegt es schlaff in ihrem Arm.

»Oh, na so was«, sagt Papa. Er betrachtet den kleinen Fuchs interessiert. »Wo habt ihr ihn gefunden?«

Die Zwillinge zögern. Sie können Papa ja nicht von dem Fuchsbau erzählen.

»Im Wald, auf dem Weg hierher. Er – also, er lag ganz allein da«, sagt Oskar schließlich. Das ist ja nicht gelogen, auch wenn es nicht die ganze Wahrheit ist, aber er spürt, dass seine Backen brennen.

»Hmm …«, Papa streicht sich über den Bart. »Er hat wohl kaum große Chancen zu überleben, der Ärmste.«

»Wir können ihn aufpäppeln«, schlägt Oskar vorsichtig vor. »Dann haben wir einen zahmen Fuchs auf Eiktun!«

Oskar hat sich schon immer einen Hund gewünscht, aber wenn er den nicht bekommen kann, ist ein Fuchs ja wohl das Zweitbeste!

»Dürfen wir, Papa? Bitte!« Emma blickt ihren Vater flehend an. Oma sagt immer, mit diesem Blick könnte sie sich die Kronjuwelen erbetteln.

Papa denkt nach. »Nachdem ihr ihn mitgenommen habt, wird ihn die Fuchsmutter wohl nicht mehr annehmen. Versucht, ihm ein wenig weiches Katzenfutter zu geben. Vielleicht kommt er wieder zu Kräften. Sonst müsst ihr ihn zur Tierärztin bringen und hören, was sie sagt.«

Emma und Oskar laufen zum Hof zurück. In der Küche schaut Oskar in den Schrank, wo Mama die Sachen für die Katzen aufbewahrt. Er findet Trockenfutter, Katzenstreu und zerkratztes Spielzeug, aber keine Dosen mit weichem Katzenfutter. Auch nicht im Kühlschrank.

Das Fuchsjunge in Emmas Arm fiept schwach. Jetzt müssen sie schnell etwas unternehmen!

»Wir fahren zur Tierärztin«, beschließt Oskar. »Wir nehmen den Bus, und danach können wir mit Mama vom Café aus nach Hause fahren.«

Emma nickt. Sie schreibt auf einen Zettel, was sie vorhaben, und legt ihn auf den Küchentisch, während Oskar ihre Sparbüchsen leert. Eigentlich sparen sie auf ein ferngesteuertes Flugzeug, aber das muss nun warten. Das Fuchsjunge ist wichtiger!

Kroklund

Sie setzen das Fuchsjunge in Emmas Fahrradkorb. Dann flitzen sie zur Bushaltestelle, aber diesmal liefern sie sich kein Wettrennen. Oskar hat das Gefühl, dass sie noch nie so vorsichtig über den Hof des Alten Peder gefahren sind.

Sie müssen eine Weile auf den Bus warten, und Emma tritt unruhig von einem Bein aufs andere. Das Fuchsjunge hat sie jetzt auf dem Arm, und es liegt ganz still und schläft. Es ist bereits über eine Stunde her, dass sie den Welpen im Wald gefunden haben. Emma stupst ihn mit dem Finger an, um zu sehen, ob er reagiert. Zum Glück atmet er tief ein. Er lebt noch.

Der Busfahrer schaut sie überrascht an, als er endlich herankommt. Schließlich hat er die beiden doch erst vor Kurzem von der Schule nach Hause gefahren hat. Und jetzt wollen sie schon wieder zurück nach Kroklund? Noch überraschter ist er allerdings, als er den kleinen Fuchs entdeckt.

»Ihr habt aber heute viel zu tun«, brummelt er, während die Zwillinge durch den Mittelgang des fast leeren Busses laufen. Nur die alte Frau Gregersen sitzt auf einem der hinteren Plätze. Sie blickt die Zwillinge misstrauisch blinzelnd an.

Emma nickt höflich, weil Mama sagt, dass ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn wichtig ist. Frau Gregersen nickt unfreundlich zurück und dreht sich weg.

Oskar verdreht die Augen und lässt sich auf den Sitz neben Emma plumpsen. Es ist wahrlich nicht leicht, ein gutes Verhältnis zu Herrn und Frau Gregersen zu haben! Sie wohnen ein Stück weiter die Hauptstraße hinauf und gehören zu der Sorte Nachbarn, die nie Lose bei der Lotterie für die Schulkapelle kaufen. Und wenn man Pech hat und seinen Fußball in ihren Garten schießt, dann behalten sie ihn einfach!

Das Gute an Emmas und Oskars Dorf ist, dass alles ganz in der Nähe liegt.

Als Erstes sieht man den Marktplatz. Hier verkaufen die Bauern Blumen, sobald der Sommer kommt, und Weihnachtsbäume im Winter. Den Marktplatz rahmen zwei Straßen, an denen alle Geschäfte liegen. Mamas Café ist in der Mitte der einen Straße. Die Schule der Zwillinge steht am Ende der anderen. Direkt an der Ecke neben der Schule, in einem alten kleinen Haus, befindet sich die Tierarztpraxis. Die Ärztin heißt Marianne, und die Zwillinge kennen sie gut. Sie kommt immer nach Eiktun, wenn die Schafe versorgt werden müssen.

Im Wartezimmer sind keine Patienten, als Emma und Oskar eintreten. Marianne bittet sie sofort in den Behandlungsraum.

Sie untersucht das Fuchsjunge genau, nimmt eine Blutprobe und macht ein Röntgenbild.

»Der Welpe hat wohl eine Magenentzündung, deshalb ist er unterernährt«, erklärt sie. Sie gibt ihm eine Tablette mit Antibiotika. Danach benutzt sie eine große Spritze ohne Nadel, damit das Füchslein ein wenig Wasser nachtrinken kann. Zum Abschluss schreibt sie ein Rezept, mit dem die Zwillinge in der Apotheke Medizin besorgen können.

»Er ist wohl erst vier oder fünf Wochen alt und sollte noch von der Mutter gesäugt werden.« Marianne runzelt nachdenklich die Stirn. »Aber ihr könnt dem Fuchs Ersatzmilch für Hundewelpen geben. Vielleicht funktioniert das auch. Und dazu füttert ihr ihm gehacktes Fleisch. Legt ihn an einen ruhigen Ort, damit er sich erholen kann.« Sie lächelt die Zwillinge an. »Viel Glück!«

Das Fuchsjunge schläft wieder auf Emmas Arm, als sie die Arztpraxis verlassen.

»Jetzt hat er auf jeden Fall Medizin bekommen«, sagt Oskar erleichtert. Er findet, dass das Füchslein schon ein bisschen besser aussieht.

Auf dem Weg zu Mama nehmen sie sich Zeit, um Futter für das Junge zu kaufen, das ihm bekommen müsste. Oskar geht in das Geschäft, und Emma wird neugierig von Passanten angesehen, wie sie so mit dem jungen Fuchs auf dem Arm vor dem Laden steht.

Mama betreibt ein eigenes Café, wo sie Kuchen und Kaffee und Produkte aus der Gegend verkauft. Die Tische sind fast immer alle besetzt, und jeder redet nur gut über »Süß & Gesund«. Papa sagt immer, das Café würde so heißen, weil das Essen dort gesund und Mama süß ist. Dann versucht Mama immer, vorwurfsvoll zu schauen, aber eigentlich verkneift sie sich ein Lächeln.

Mit einem kleinen Klingeln begrüßt das Glöckchen über der Tür die Zwillinge. Ingelin, die für Mama arbeitet, steht hinter der Theke und legt gerade Sonnenküchlein nach.

»Hallo ihr zwei!« Sie lächelt freundlich, und ihr Pferdeschwanz hüpft herum, weil Ingelin nie still steht. Deshalb sei es so gut für sie, an einem Ort zu arbeiten, wo so viel los ist, sagt sie immer.

Jetzt starrt sie Emma an. »Oh! Ein Fuchs!«

Emma und Oskar nicken stolz.

Einer der Gäste dreht sich um, er will das Füchslein auch sehen.

»Viellicht solltet ihr ihn lieber von den Speisen fernhalten«, meint Ingelin und runzelt die Stirn. »Falls eine Lebensmittelkontrolle kommt oder so …« Sie deutet mit den Daumen über die Schultern. »Eure Mutter ist im Büro.«

»Oh!«, sagt Mama ebenfalls, als Emma ihr das Fuchsjunge hinhält. Sie ist nun seit über neun Jahren die Mutter dieser Zwillinge und nicht mehr so leicht zu überraschen. Aber einen jungen Fuchs hatte sie doch noch nie in ihrem Büro.

Oskar und Emma erzählen ihr alles.

»Nun ja«, meint Mama nur. Sie hat die Arme vor der Brust verschränkt und eine Falte auf der Stirn. Das ist ihre Nachdenkhaltung.

»Wir haben auch ein Rezept für Medizin bekommen, aber die musst du kaufen, weil wir nicht alt genug sind«, erklärt Oskar und gibt ihr den Zettel von Marianne.

»So ist es.« Mama seufzt. Aber das kleine schwache Füchslein hat wohl ihr Herz erobert, denn die Zwillinge müssen sie nicht weiter überreden.

»Sagt Ingelin, dass sie heute Abend absperren soll. Ich mache hier nur noch meine Sachen fertig, dann komme ich in fünf Minuten.«

Oskar und Emma jubeln und laufen zurück ins Café.

Ingelin bedient gerade zwei Kunden. Die Zwillinge bleiben wie angewurzelt stehen. Es sind Herr und Frau Gregersen.

»Pfui Teufel!«, ruft Frau Gregersen. »Ein Fuchs im Café, wie unhygienisch!«

Herr Gregersen starrt zornig auf den kleinen Welpen, und Emma legt instinktiv den anderen Arm beschützend über ihn.

»Ist er tot?«, fragt Herr Gregersen hoffnungsvoll.

»Nein, das ist er ganz und gar nicht!«, antwortet Oskar wütend. »Nur krank. Aber wir werden ihn pflegen, und dann wird er wieder ganz gesund.«

»Wo habt ihr ihn gefunden?«, fragt Herr Gregersen.

»In unserem Wald«, sagt Emma.

»Ich hatte in letzter Zeit Probleme mit einem Fuchs«, brummelt Herr Gregersen mürrisch. »Er hat sich mehrere unserer Hühner geholt. Ich habe ihn dabei gesehen. Mitten am Tag, direkt vor meinen Augen. Unnormal für einen Fuchs.« Er schielt zu den Zwillingen. »Verdächtig zahm.«

»Jedenfalls war das nicht unser Fuchs«, entgegnet Oskar. »Weil er noch ein Welpe ist und viel zu krank, um Ihre Hühner zu holen.«

»Aber ich nehme mal an, ihr wisst, wo die Mutter ist? Ich würde gern dem Fuchs, der meine Hühner gestohlen hat, eine Kugel verpassen!«

Oskar öffnet den Mund, um zu antworten, aber in dem Moment kommt Mama aus dem Büro hinter ihnen.

»Beruhigen Sie sich, es ist das erste und letzte Mal, dass hier ein Fuchs im Café ist«, sagt sie in einem bestimmten Ton, der keine Widerrede zulässt. Dann nickt sie Herrn und Frau Gregersen nachbarschaftshöflich zu. »Einen schönen Tag noch, ich hoffe, der Kaffee schmeckt.« Und damit schiebt sie die Zwillinge zur Tür, weg von einem argwöhnisch blickenden Herrn Gregersen.

Auf der Heimfahrt im Auto grübelt Oskar über das, was Herr Gregersen gesagt hat. War der Fuchs, der die Hühner des Nachbarn geholt hat, derselbe, den sie gefüttert haben? Wenn ja, riecht das nach jeder Menge Ärger.

Als sie nach Hause kommen, ist Papa mit ihrem kleinen Bruder Nikolai schon vom Kindergarten zurück. Papa findet auf dem Dachboden einen alten Hundekorb. Darin bereiten sie ein kuscheliges Nest aus alten Decken und Handtüchern. Dann stellen sie den Korb ins Bad, wo es schön warm ist.

Nikolai weicht ihnen nicht von der Seite und will dauernd mithelfen. Er streckt sich nach dem Fuchs, als Oskar den Welpen füttert, und das Tier erschrickt.

»Das Füchslein ist krank«, sagt Emma und hebt den kleinen Bruder hoch. »Es muss sich ein bisschen ausruhen, ohne von kleinen Zweijährigen gestreichelt zu werden.«

»Ja, der hat Aua«, sagt Nikolai, die großen Augen fest auf den Fuchs gerichtet. »Sollen wir Pflaster suchen?«

Emma umarmt ihren Bruder. »Du bist lieb. Wenn er wieder gesund ist, darfst du den Fuchs streicheln.«

Oma erzählt zu viel

Am nächsten Morgen scheint das Fuchsjunge ein bisschen lebendiger zu sein. In der Nacht hat es im Korb herumgerumpelt und alle Decken beschmutzt. Jetzt schlingt es zum Frühstück hungrig Hähnchenfleisch in sich hinein.

»Das ist ein gutes Zeichen«, sagt Papa vergnügt. Er sucht saubere Handtücher heraus, die Oskar in den Korb legen kann. »Wenn der Fuchs die Nacht überlebt hat, wird er es wohl schaffen.«

Emma tätschelt dem Welpen den Kopf. »Hörst du, Kleiner? Du wirst wieder gesund!« Der schleckt ihr zufrieden die Hand ab.

Mama sitzt mit einem Kaffeebecher und müden Augen am Frühstückstisch. Sie ist die ganze Nacht über immer wieder aufgestanden, um den Fuchs mit Futter und Medizin zu versorgen.

»So ist das, wenn man ein Baby im Haus hat«, sagt Papa fröhlich und schlürft auch von seinem Kaffee.

»Ja, und wie immer schnarchst du dich durch das alles einfach hindurch.« Mama knufft ihn in die Seite.

»Ich kann heute von der Schule zu Hause bleiben und mich kümmern«, bietet Oskar an. »Das Fuchsjunge darf nicht den ganzen Tag allein und ohne Futter und Medizin sein!«

»Denk nicht einmal daran!«, entgegnet Mama bestimmt. »Oma hat gesagt, dass sie nach ihm sehen wird. Aber jetzt müsst ihr euch frische Sachen anziehen, die nicht nach Fuchs riechen, und euch schleunigst auf die Socken machen, sonst fährt der Bus ohne euch.«

Noch nie war ein Schultag so langweilig wie heute. Die Uhr steht beinahe still, während Martin, der Lehrer der Zwillinge, Matheaufgaben stellt. Oskar und Emma sehnen sich nur danach, heimzukommen und nach dem Fuchs zu schauen. In der großen Pause betteln sie Martin an, ob sie sein Telefon leihen und zu Hause anrufen dürfen. Aber Oma ist wohl unterwegs, sie meldet sich nicht. Endlich klingelt die Schulglocke. Während Thea und Kristian und die anderen Freunde der Zwillinge noch dableiben, um Fußball zu spielen, flitzen die beiden zur Bushaltestelle und fahren auf direktem Weg nach Hause.

Der Korb im Bad ist leer. Die Zwillinge finden das Fuchsjunge in der Küche, auf Omas Schoß.

Liebevoll tätschelt sie den Welpen. Der frisst genüsslich aus einer kleinen Schüssel, die Oma mit Hühnchen gefüllt hat.

»Er ist wirklich niedlich«, sagt Oma und setzt das Füchslein auf den Boden vor die Zwillinge. Es schnuppert an Emma und Oskar und legt sich dann flach zwischen die beiden.

»Der hat echt keine Angst vor uns.« Emma lacht und streichelt dem Fuchs die Schnauze.

Oskar rollt einen kleinen Ball über den Boden. Neugierig schlägt der Fuchs mit der Pfote danach. Aber er ist noch immer zu schwach, um dem Spielzeug nachzulaufen.

»Er wird schon wieder gesund und fit«, verspricht Oma. »Ihr macht das gut. Ich habe gestern beim Strickklub mit euch angegeben, damit ihr es nur wisst. Meine Freundinnen dort meinten, dass es sicher sehr aufregend ist mit einem Fuchs am Hof. Sie hoffen sehr, dass er überlebt.«

Emma und Oskar strahlen stolz.

»Besonders Frau Gregersen hat sich für den Fuchs interessiert«, erzählt Oma weiter.

»Was!«, platzt Oskar heraus. »Frau Gregersen? Ist die bei dir im Strickklub?«

Es ist doch nicht zu glauben, dass Oma mit einer so bösartigen Dame wie Frau Gregersen befreundet ist!

»Ja, natürlich«, antwortet Oma. »Sie hat sich sehr gewundert, wo ihr den Fuchs wohl gefunden habt. Ich habe gesagt, auf dem Weg zu unserem Holzplatz. Das stimmt doch, oder?«

Emma und Oskar stöhnen auf. Sie sehen direkt vor sich, wie Oma gutgläubig dasaß und von dem Fuchs erzählte. Und dann ging Frau Gregersen sofort nach Hause und hat Herrn Gregersen alles berichtet, was er wissen wollte, um den Fuchsbau zu finden. Und jetzt kann er die Füchse erschießen, genau wie er es gesagt hat!

»Was ist denn los?«, fragt Oma erschrocken.

Emma weiß nicht, was sie sagen soll. Sie möchte nicht, dass Oma sich grämt. Aber ihre Angeberei kostet vielleicht der ganzen Fuchsfamilie das Leben!

Doch die Zwillinge kommen um eine Antwort herum, weil in dem Moment die Küchentür aufgeht und Papa hereinkommt. Sein Hemd ist feucht und rot und durchtränkt von –

»Ist das Blut?«, fragt Oskar mit weit aufgerissenen Augen. »Hast du dir wehgetan, Papa?«

Papa schüttelt den Kopf. »Nein, ich nicht, aber eines der Lämmer auf der Weide ist schwer verletzt. Es ist von einem Fuchs erwischt worden, aber zum Glück bin ich genau in dem Augenblick vorbeigekommen. Ich konnte den Angriff beenden. Ich musste das Lamm sehr gründlich zusammenflicken, damit es nicht verblutet. Es lebt, aber nur gerade so.« Er streift das Hemd ab und fängt an, sich die Arme im Spülbecken zu waschen. Das Wasser, das in den Abfluss rinnt, ist ganz rot.

»Du liebe Güte!«, ruft Oma. »Frau Gregersen hat erzählt, dass ein Fuchs einige ihrer Hühner geholt hat. Es war sicher schwer, ihn zu vertreiben.«

Papa nickt. »Ich musste rufen und auf den Fuchs zulaufen, bis er das Lamm losgelassen hat. Er schien keine große Angst vor mir zu haben.« Papa sieht den Fuchswelpen schief an, der auf dem Boden liegt. »Vermutlich ist es die Mutter, die Futter für ihren restlichen Wurf braucht. Sie sind sicher nicht weit entfernt.«

Emma spürt, wie ihr das Herz bis zum Hals schlägt. Ist es der Fuchs, den sie gefüttert haben? Holt er sich die Tiere? Ist es ihre Schuld, dass er keine Angst vor Menschen mehr hat?

»Herr Gregersen will den Fuchs abschießen«, sagt Oskar. »Aber das darf er nicht, oder Papa?«

»Nicht, wenn die Füchsin Junge hat«, antwortet Papa. »Nicht, bevor die Jagdsaison beginnt, und bis dahin ist es noch eine Weile.«

Emma atmet erleichtert aus, aber Oskar ist weiterhin besorgt. Er traut Herrn Gregersen nicht.

Herr Gregersen

Einige Tage vergehen, und das Fuchsjunge wird immer ungeduldiger, weil es in seinem Hundekorb eingesperrt ist. Nach einer Woche ist es endlich gesund genug, um auf dem Hof herumzulaufen. Es jagt die Katze in die Eiche hinauf, versucht Schmetterlinge zu fangen und frisst Schnecken, die sich durch das Gras schieben. Der kleine Fuchs hat einen unstillbaren Appetit und eine unerschöpfliche Energie. Noch nie zuvor hatten die Zwillinge und Nikolai ein so lustiges Schmusetier. Das Füchslein folgt ihnen, wohin sie auch gehen. Nur Nikolai heult vor Schreck jedes Mal auf, wenn es ihn in den Pullover zwickt.

»Er glaubt wohl, ihr seid seine Mutter!« Mama lacht. Sie sitzt auf der Küchentreppe und sieht ihnen beim Spielen zu. Auch wenn sie sich immer beschwert, dass der Fuchs Lärm und Schmutz macht und das ganze Haus nach ihm riecht, mag sie ihn doch sehr.

Die Tierärztin Marianne kommt zusammen mit Papa über den Vorplatz. Sie waren im Stall und haben wieder nach dem verletzten Lamm geschaut. Zum Glück sieht es so aus, als werde es überleben.

Während Mama eine Kanne Kaffee kocht, untersucht Marianne den Fuchswelpen.

»Gut gemacht«, sagt sie zu den Zwillingen. »Ihr habt ihm wohl das Leben gerettet. Er scheint jetzt ganz gesund zu sein.«

»Heißt das, dass er bald wieder in den Wald zurückgebracht wird?«, fragt Mama.

»Was?«, ruft Oskar. Das war ihm vollkommen neu! »Können wir ihn nicht behalten?«

»Ja, der gehört doch jetzt zu uns!«, stimmt ihm Emma zu. »Er ist doch ganz zahm.«

Mama wirft ihnen einen Blick zu, der »Diese Diskussion führen wir später« bedeutet. Dann wendet sie sich wieder Marianne zu.

»Ja, er ist auf jeden Fall gesund genug«, erklärt die Tierärztin. »Ich glaube jedoch nicht, dass er allein zurechtkommt. Es wäre am besten, wenn er wieder zu seinen Geschwistern käme. Allerdings ist es nicht sicher, dass die Mutter ihn zurücknimmt, sobald sie den Menschengeruch an ihm wittert. Aber sonst gibt es Zoos, die sicher gerne einen Fuchs aufnehmen.«

Oskar und Emma können sich gerade so lange zurückhalten, bis Mariannes Auto über den Kiesweg und auf die Hauptstraße gefahren ist. Aber dann bestürmen sie Mama.

»Können wir ihn nicht behalten?«, bettelt Oskar. »Wir haben ihn doch gerettet!« Er hat sich schon überlegt, wie er den Fuchs dressieren und dann mit ihm auf Tournee gehen könnte, genau wie mit einem Hund.

»Und stell dir vor, wir bringen ihn in den Wald und er stirbt, weil die Mutter ihn nicht zurücknimmt!« Emma hebt das Füchslein hoch, um zu zeigen, wie klein und hilflos es ist. Aber das windet sich und zappelt so stark, dass sie es wieder auf den Boden setzen muss. Und das kleine hilflose Fuchsjunge wuselt sofort zu Papa und beginnt, an seinen Turnschuhen zu knabbern.

Papa gibt ihm einen sanften Klaps auf die Schnauze. »Du kleiner Racker«, sagt er grinsend. »Also nein, Füchse und Schafe passen nicht so gut zusammen, deshalb kann dieses Kerlchen nicht auf Eiktun aufwachsen. Außerdem ist es nicht erlaubt, Füchse als Haustiere zu halten.«

»Wir müssen ja nicht unbedingt bei der Polizei anrufen und erzählen, dass er hier ist«, murmelt Oskar.

Papa hebt eine Augenbraue. »Ich gehe davon aus, dass ihr das Beste für den Fuchs wollt.«

Oskar und Emma stöhnen. Normalerweise müssen sie Mama zu etwas überreden, aber wenn sich Papa auch auf die Hinterbeine stellt, ist das Spiel verloren.

»Wir werden versuchen, ihn zum Bau zurückzubringen«, sagt Emma schließlich. Für den Fuchs ist es ja viel besser, wenn er im Wald lebt, als in einem Zoo. »Vielleicht ist es seiner Mutter egal, dass er ein bisschen nach Mensch riecht, weil sie ja auch an uns gewöhnt ist. Sie hat uns ja schon früher gerochen, ohne Angst zu bekommen.«

Jetzt wird es vollkommen still in der Küche.

Dann lässt Oskar seinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Er wirft Emma einen deutlichen Blick zu: Wie kannst du nur so blöd sein?

Emma schlägt sich die Hand vor den Mund, aber es ist zu spät. Sie hat sich schon verplappert.

»Ihr wisst also, wo der Fuchsbau ist«, sagt Papa ruhig und kratzt sich am Bart. »Ja, das habe ich schon vermutet.«

Mama öffnet den Mund, um etwas zu sagen, doch dann beschließt sie, dass dies Papas Sache ist. Also geht sie, um nach Nikolai zu sehen.

Papa blickt von Emma zu Oskar. »Ein wenig mehr Ehrlichkeit wäre von Vorteil gewesen«, sagt er. »Gibt es denn noch etwas, das ihr mir gern erzählen wollt?«

Die Zwillinge schauen einander an.

»Wir haben die Füchsin auch gefüttert«, gibt Oskar zu. »Deshalb ist sie so zahm.«

»Klar.« Papa seufzt. »Und deshalb sind mehrere von Gregersens Hühnern tot und deshalb ist unser Lamm schwer verletzt.«

»Entschuldige, Papa.« Emma ist kurz davor, in Tränen auszubrechen. »Wir wussten nicht, dass das passiert!«

Oskar kratzt mit den Zehen auf dem Boden herum und sagt nichts. Das haben in der Tat sie selbst angerichtet. Aber Oskar weiß, dass Papa am meisten darüber verärgert ist, dass sie nicht die Wahrheit gesagt haben.

Papa betrachtet die beiden nachdenklich, aber ohne ein Wort. Oskar überlegt, ob sich Papa eine passende Strafe für sie ausdenkt.

Doch nach einer Weile sagt Papa: »Nein, ich glaube nicht, dass ihr damit Ärger verursachen wolltet. Aber ihr hättet es besser wissen müssen. Wie habt ihr denn gedacht, das in Ordnung zu bringen?«

Oskar und Emma grübeln ein wenig.

»Wir tragen das Fuchsjunge zurück in den Wald«, sagt Emma.

»Und wir hören auf, die Füchse zu füttern«, ergänzt Oskar.

»Und wir entschuldigen uns bei Herrn und Frau Gregersen wegen ihren Hühnern.« Bei dem bloßen Gedanken daran zieht Emma eine Grimasse.

Papa räuspert sich. »Den Fuchs in den Wald zurückzubringen ist gut, aber, äh, ich glaube nicht, dass wir mit Herrn Gregersen darüber reden sollten. Das gibt mehr Krach, als es wert ist.«

Die Zwillinge atmen erleichtert auf, und Papa sieht auf die Uhr. »Bis zum Mittagessen schafft ihr eine Runde zum Fuchsbau. Also, unternehmt einen Versuch.«

Sie setzen den Welpen vor die Öffnung des Fuchsbaus, ehe sie sich wieder unter der Kiefer verstecken. Der kleine Fuchs schnuppert neugierig herum. Klar, er riecht seine Familie.

»Glaubst du, dass sie gerade im Bau sind?«, wispert Emma.

Oskar nickt. »Zumindest die Jungen.«

Der kleine Fuchs wagt sich jetzt in die Öffnung hinein, und für einen kurzen Moment ist er ganz darin verschwunden. Doch dann hören die Zwillinge ein strenges Gebell und ein leises Aufjaulen. Kurz darauf kommt das Fuchsjunge wieder aus dem Bau geflitzt, den Schwanz zwischen die Hinterläufe geklemmt. Emma und Oskar warten eine Weile, aber der Welpe traut sich nicht noch einmal in die Nähe der Öffnung des Fuchsbaus.

»Also nein.« Oskar seufzt, als der kleine Fuchs zu ihnen läuft und sich verstecken will. Oskar nimmt ihn hoch. »Wir müssen es morgen noch einmal versuchen.«

Gerade als sie den Abhang zum Weg hinunterlaufen, sehen sie ihn.

Herr Gregersen kommt den Weg vom Holzplatz heran, und er hat sie auch schon entdeckt. Jetzt ist es zu spät, um sich zu verstecken!

»So, so«, sagt Herr Gregersen und bleibt vor ihnen stehen. Sein Blick wandert den Hang bis zu seiner Kuppe hinauf, wo die Zwillinge herkommen. Sie wissen, dass er von hier aus den Fuchsbau nicht sehen kann, aber jetzt muss Herr Gregersen verstanden haben, dass er sich dort befindet.

»Was machen Sie hier?«, fragt Oskar.

»Ich gehe ein wenig im Wald spazieren«, antwortet Herr Gregersen. Soweit sich die Zwillinge zurückerinnern, hat er das noch nie gemacht. Jetzt schaut er auf das Fuchsjunge, das in Oskars Arm zappelt. »Es ist also wieder gesund«, sagt er. »Will seine Mutter ihr Junges nicht mehr haben?«