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Pete Hackett

Der Kopfgeldjäger McQuade #83

Entscheidung in Tucson - Zweiter Teil





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Der Kopfgeldjäger Band 83:

McQuade – Entscheidung in Tucson (2)

Western von Pete Hackett

 

Der Umfang dieses Buchs entspricht 47 Taschenbuchseiten.

 

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1

McQuade war wieder auf dem Trail. Er war nicht glücklich über den Job, den zu erfüllen er sich vorgenommen hatte. Denn dieses Mal war es eine junge, hübsche Frau, die einen kaltblütigen Mord begangen hatte und die er nach Tucson zurückbringen wollte, um sie dem County Sheriff auszuliefern.

Er hatte ihr die Chance eröffnet, das Land zu verlassen und irgendwo neu zu beginnen, das Kind, das sie unter dem Herzen trug, zu gebären und ein Leben in Ruhe und Frieden zu führen.

Aber Darlene Rush hatte sich vom Hass und der Vergeltungssucht leiten lassen. Und als sie Cash Kendall aus dem Hinterhalt erschoss, war das ein Verbrechen, für das das Gesetz in der Regel die Todesstrafe vorsah.

Der Kopfgeldjäger ahnte, dass Darlenes Ziel nach wie vor Kalifornien war. In Arizona konnte sie nicht bleiben, denn sie musste davon ausgehen, dass bald überall ihr Steckbrief aushängen würde. Nach Osten konnte sie nicht, denn da trieben die Chiricahuas ihr Unwesen. Den Weg nach Norden würde sie ebenfalls kaum nehmen, denn dann hätte sie fast das gesamte Territorium von Süden nach Norden durchqueren müssen, und das hätte einen Ritt von mindestens zehn Tagen bedeutet. Darlene aber hatte weder Geld noch Proviant, sodass die Flucht nach Norden nicht in Frage kam.

Also war sich McQuade sicher, dass sich Darlene für den Weg nach Westen entscheiden würde. Und sie würde nicht reiten, sondern die Postkutsche benutzen.

Der Kopfgeldjäger war am frühen Morgen aufgebrochen. Der Falbe trug ihn am Santa Cruz River entlang nach Nordwesten. Er benutzte die Poststraße; das staubige Band lag wie der gewundene Leib einer riesigen Schlange vor seinem Blick, von Wagenrädern zerfurcht und von Hufen aufgewühlt. Da es die heißeste Zeit des Jahres war, war vom Santa Cruz River nur noch ein schmales Rinnsal in der Mitte des von Geröll übersäten Flussbettes übrig geblieben.

Gray Wolf lief neben dem Pferd her; seine Zunge hing seitlich aus der Schnauze, der Wolfshund bewegte sich leichtfüßig und gleitend.

Am Nachmittag erreichte der Kopfgeldjäger Red Rock. Es handelte sich um eine Handvoll Häuser, die um eine Pferdewechselstation der Overland Stage Line, die einige Jahre zuvor von Wells Fargo übernommen worden war, errichtet worden waren. Die Menschen hier waren Selbstversorger, das wenige, das sie nicht selbst erzeugen konnten, lieferte ein Frachtwagenunternehmen, das in Tucson seinen Sitz hatte.

Vor der Relaisstation stieg McQuade vom Pferd und führte das Tier zum Tränketrog. Er selbst warf sich einige Hände voll Wasser ins Gesicht, trocknete sich mit dem Halstuch ab, und da kam auch schon der Stationer, ein hagerer Mann um die fünfzig mit einem dicken Schnurrbart, der fast seinen ganzen Mund verdeckte. Er musterte McQuade forschend und zugleich einschätzend, streifte mit einem schnellen Blick Gray Wolf, der neben dem Pferd am Wassertrog stand und seinen Durst löschte, dann sagte er: „Ich glaube, ich weiß, wer Sie sind, Mister. Es gibt nur einen, der mit einem grauen Wolfshund unterwegs ist. Ihr Name ist McQuade, nicht wahr?“

Der Texaner nickte. „Ich suche eine Frau“, sagte er dann. „Sie ist blondhaarig, Anfang zwanzig, sehr hübsch und reitet eine Fuchsstute.“

„Ja, die Lady war hier. Hinter dem Haus in der Fence steht der Gaul, von dem Sie gesprochen haben. Ich habe ihn ihr für fünfundsiebzig Dollar abgekauft. Für das Geld hat sie ein Ticket nach Arizona City (so hieß Yuma bis 1873) gekauft, und vor vier Stunden ist sie in die Stage Coach gestiegen. Sie jagen steckbrieflich gesuchte Banditen, McQuade. Was hat die Lady ausgefressen, weil Sie hinter ihr her sind?“

„Sie hat einen Mann erschossen. Vielleicht kennen Sie ihn. Sein Name war Cash Kendall, er besaß in Tucson einige Etablissements sowie ein Lagerhaus.“

„Sicher, Kendall kenne ich. Manchmal kommen seine Waren nach Red Rock. Heavens, die Lady hat ganz und gar nicht ausgesehen wie eine Mörderin. Wie hoch ist denn die Belohnung, die man für ihre Ergreifung zahlt?“

„Es gibt keine Belohnung. Es sind persönliche Gründe, die mich veranlassen, ihr zu folgen. Wann fährt die nächste Kutsche?“

„In drei Tagen.“

„So lange kann ich nicht warten. Wie lange ist die Kutsche bis Arizona City unterwegs?“

„Gute zweiundsiebzig Stunden – wenn nichts dazwischen kommt. Allerdings fährt sie den Umweg über Maricopa. Mit dem Pferd sind Sie mobiler, denn Sie können von hier aus in gerader Linie nach Westen ziehen und schneiden so eine ganze Ecke ab.“

„Aber es gibt nur Wüste.“

„Das ist richtig. Über zweihundert Meilen menschenfeindliche Ödnis. Aber es gibt Wasser, und es gibt Wild, das sie jagen können. Sie müssen also weder verhungern noch verdursten. Ist diese persönliche Sache denn so wichtig, dass Sie diese Strapaze auf sich nehmen wollen?“ Der Stationer kratzte sich hinter dem Ohr. „Hat Ihnen Kendall derart nahe gestanden, dass Sie ihn rächen wollen?“

„Es geht nicht um Kendall. Haben Sie in Ihrem Store Dörrfleisch und Pemmikan?“

„Klar. Bei mir können Sie alles käuflich erwerben – vom Hufnagel bis zum leibhaftigen Pferd. Ein zweites Tier könnte vielleicht nicht schaden. Ich kann ihnen die Fuchsstute verkaufen. Hundert Dollar …“

Der Stationer fixierte den Kopfgeldjäger blinzelnd und voller Hoffnung.

„In Ordnung. Ich kaufe das Pferd samt Sattel und Zaumzeug.“