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MONTAG
SEHR FRÜH

Ich bin schon vor Sonnenaufgang aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Mama und Papa dagegen schliefen beide tief und fest.

Kein Wunder: Sie waren die ganze Woche mit der Ernte beschäftigt.

Vielleicht haben sie auch deswegen nicht widersprochen, als ich ihnen von meinem Wunsch erzählte, Krieger zu werden: Sie waren einfach zu müde, um mit mir zu diskutieren.

Sie haben sogar mein Taschengeld erhöht. Vor ein paar Tagen hatte ich folgende Unterhaltung mit meiner Mutter:

— Hier hast du ein paar Smaragde, kauf dir davon eine Robe mit Eisschutz II. Einverstanden, mein Schatz? Ich möchte nicht, dass du krank wirst.

— Da mach dir mal keine Sorgen, Mama. Aber trotzdem danke!

Und iss bitte immer deine Steaks auf! Deine Hungerleiste bleibt nicht lange voll, wenn du dich nur von Keksen ernährst.

— Aber Kekse sind doch lecker

— Und zieh heute deine Lederrüstung unter dem Umhang an. Sie federt deine Stürze beim Training ab.

— Mama … Rüstungen sind nicht dazu da, Stürze abzufedern.

— Na gut, dann lass es.

Auch Jello schlief noch. Ich hörte die vertrauten Geräusche aus seiner Kiste – blubb, blubb … das ist eben seine Art zu schnarchen.

Ich zog mir die Stiefel an, schnappte mir mein Schwert und ging hinaus. Es war noch ziemlich dunkel. Doch als ich mich der Schule näherte, ging die Sonne allmählich über den grauen Dächern auf und tauchte die tristen Straßen in rosafarbenes Licht. Für einen Dorfbewohner ist das ein ganz besonderer Moment. Wenn die Sonne aufgeht, ziehen sich die Monster in den Wald zurück, in dem es niemals hell wird. Sobald sie weg sind, erwacht das schlafende Dorf zum Leben.

***

Um einen klaren Kopf zu bekommen, hatte ich mich entschlossen, eine kleine Joggingrunde zu drehen. Das war ein Fehler. Nach fünf Minuten schäumte ich vor Wut … ich hatte die Plakate gesehen. Sie hingen überall.

Auf den meisten von

ihnen war Pierre

Es gab fast ebenso viele Plakate mit Esmeralda, Steve, Mike, dem Bürgermeister und sogar mit Urf. Urf!

So wie es aussieht, hat er sich am Sonntag mit prall gefüllten Taschen verdrückt und die Hälfte der Dorfvorräte mitgehen lassen: zwei Esel beladen mit Truhen voller Eisenblöcke, verzauberter Bücher …

Kurzum, alles, was uns wert und teuer war.

Das war schlichtweg Verrat

Er hat die Seiten gewechselt.

Nicht nur, dass er den Monstern seine Diebesbeute zum Geschenk gemacht hat, er kann sie jetzt auch mit unschätzbar wertvollen Informationen versorgen! So kann er ihnen beispielsweise mitteilen, wie sie auf direktem Wege zu unserer Schule kommen. Auf seiner Flucht hat er haufenweise Gegenstände fallen lassen. Große Gegenstände, Waffen, Rüstungen … Sicherlich waren sie zu schwer für ihn, und er wollte so schnell wie möglich fliehen. Seine Angst war offensichtlich größer als seine Gier

Einige Plakate zeigten die Namen der Dorfbewohner, die sich am Samstag so tapfer geschlagen hatten. Ihre Gesichter waren zwar nicht abgebildet, ich möchte sie aber trotzdem erwähnen. Sie haben schließlich genauso tapfer gekämpft wie Pierre.

Ein eiskalter Wind kam auf. Ich schlug den Kragen meines Umhangs hoch, betrachtete die Häuser um mich herum und fragte mich, ob sie irgendwo dort war, da vorn, dort drüben, wann sie wohl …

Wer ist sie?

Sagt sie die Wahrheit?

Hat ihr Vater sie wirklich geschickt,

um mich auszuspionieren?

Aber eigentlich spielt das keine Rolle, denn eines ist sicher …

Ich warf einen Blick auf meine Lebensleiste, diese kleine Reihe voller Herzen, die ich nur ihr zu verdanken hatte …

Ich lief durch die leeren Flure der Schule. Alle Räume waren leer. Alle, bis auf einen: das Büro des Schulleiters in der zweiten Etage.

Herr Professor … Brio?

Er lachte nicht unfreundlich.

– Guten Tag.

– Guten Tag.

Wir haben uns nicht wirklich einen guten Tag gewünscht, dazu waren wir beide zu misstrauisch. Ich habe mich hingesetzt … entweder auf eine Stufe oder auf einen Stuhl, je nach der Welt, in der ihr mich lest.

– Sind Sie jetzt neuerdings der Schulleiter?

Als er seine Brille zurechtrückte, konnte ich kurz seine violetten Augen sehen.

Kann man so sagen, antwortete er. Ich betrachte die Fortschritte jedes einzelnen. Es wird höchste Zeit, einen Zahn zuzulegen. Auch für mich!

Er erhob sich, und ich folgte ihm bis zum Turm. Wir stiegen ganz hinauf und konnten von dort die Ostmauer sehen.

Ich bin tatsächlich überrascht. Sie haben es geschafft, den Pilzstand wieder so aufzubauen, wie er war. Du hast mehr Schaden verursacht als eine Horde wildgewordener Wither.

– Es tut mir leid, ich wusste nicht …

– Hauptsache, du lebst. Du hast jede Chance genutzt, um zu überleben. Ich bin wirklich beeindruckt. Allerdings hättest du es ohne Alice nicht geschafft. Fragst du dich gar nicht, wie sie das angestellt hat?

– Doch! Wie denn?

Sprungkraft IV, Schnelligkeit II, Stärke III, Steinhaut V. Die letzte Verzauberung ist ziemlich teuer … schmeckt scheußlich und sieht auch so aus.

Ich blinzelte kurz.

Zaubertränke …?

– Ja. Sie hat so viele getrunken, dass sie nun krank ist. Darum wird sie heute auch nicht kommen. Anordnung ihres Vaters.

– Das steckte also dahinter! Es waren wirklich Zaubertränke …?

– Ich kann mir denken, dass du eine aufregendere Erklärung hören wolltest, dass es eine spezielle Macht war, vielleicht sogar Magie …

– Ja, mag sein.

– Dann freu dich doch. Die Magie existiert tatsächlich, und zwar jenseits der Verzauberungen und Tränke … Eines Tages werden wir sie uns zurückholen.

Zurückholen? Im Sinne von „Wiedererlangen“?

Sollte das etwa heißen, dass wir einmal Magier waren?!

Ich traute meinen Ohren nicht. Doch Brio fuhr fort, bevor ich eine Frage stellen konnte.

– Ich habe gehört, dass der Riesenschweinezombie eine Waffe besessen hat, die sich nun in deinem Inventar befindet. Ich hätte sie gern.

Was? Warum?

– Das geht dich eigentlich nichts an.

Pff.

Ich übergab ihm die mörderische Angel.

– Ich habe sowieso noch nie gern geangelt. So wie ich mich kenne, würde ich wahrscheinlich versehentlich einen Creeper fangen.

Brio kicherte, bevor er die Waffe in seiner Tasche verstaute. Dann beugte er sich nach vorn und betrachtete die Straße unter uns.

Großartig, nicht wahr? Dies ist das einzige noch heile Dorf in ganz Minecraftia. Es gibt keine Dörfer mehr in der ganzen Umgebung … rundherum nur noch Wüste und zigtausende von Blöcken.

Wüste?

Er schüttelte den Kopf.

– Ich habe gehört, dass einige Dorfbewohner überlebt haben. Sie haben sich jedoch in alle Winde zerstreut und verstecken sich unter der Erde. Ich fürchte, wir sind die allerletzte Hoffnung von Minecraftia …

– …

– Wir müssen uns ebenso weiterentwickeln, wie die Monster es tun. Unsere Festung muss verstärkt und unsere Verteidigung verbessert werden. Wir brauchen neue Waffen und eine effizientere Landwirtschaft. Wir müssen neue Wege gehen. Das ist unsere letzte Chance, Herobrine zu schlagen.

– …

Er drehte sich zu mir um.

Das Abenteuer beginnt!

MONTAG-
NACHMITTAG

Brio hatte es ernst gemeint. Wir mussten einen Zahn zulegen.

Sie waren überall in der Schule und hatten Stöcke in der Hand.

Nein … sie drohten uns mit ihren Stöcken. Das war ultranervig! Da war zum Beispiel dieser Junge … Roc. Er ist kein schlechter Schüler, er hat fast überall gute Noten und weiß mit dem Schwert umzugehen.

Aber er trödelt immer auf dem Flur herum. Heute quatschte er dort mit seinen Freunden, nachdem der Kurs „Geschichte der Monster II“ bereits begonnen hatte. Naja, einer von den Typen ging auf ihn zu und schlug ihn mit dem Stock auf seine Schulter.

Was stimmt mit dir nicht? Die Monster schwänzen ihren Unterricht nie. Sie schwänzen höchstens das Frühstück, um noch mehr arbeiten zu können!

– A … aber ich bin kein M … Monster!

Allerdings! Monster widersprechen auch niemandem, der höher in der Hierarchie steht. Das ist dein zweites Vergehen! Pass auf, dass nicht noch ein drittes hinzukommt!

Daraufhin schlug er ihn erneut mit seinem Stock.

Wir haben alles mitangehört und schnell erkannt, was bei einem dritten Vergehen passiert: Nachdem Roc sich gesetzt hatte, sah er sich um und blickte aus dem Fenster … kurzum, er sah auf alles, nur nicht auf den Lehrer. Einige Minuten später stürzten zwei Typen in die Klasse und rissen Roc so schnell von seinem Stuhl, dass er dabei doch tatsächlich seine Schuhe verlor.

Schlagartig wurde aus dem Kurs „Geschichte der Monster II“ der interessanteste Kurs des Universums. Wir begannen mitzuschreiben, waren aufmerksam, blickten nur nach vorn, nickten zustimmend und voller Begeisterung, und das alles nur, um zu verhindern, dass sie wiederkamen. Wir stellten uns vor, wie sie auf dem Flur geduldig auf den kleinsten Ausrutscher, auf den kleinsten Fehler von uns warteten.

Herr Rotkopf, der Geschichtslehrer, setzte seinen Unterricht fort:

– Nach mehreren Jahren seiner Existenz in der Oberwelt verwandelt sich ein Zombie in ein Skelett. Nach und nach wird es immer intelligenter und verschwindet, wenn es verletzt wird.

Mir ging dabei Folgendes durch den Kopf: Nach 30 Minuten seiner Existenz im Kurs „Geschichte der Monster II“ wird Minus sich in einen Zombie verwandeln. Minus wird Seufzer ausstoßen. Minus wird zur nächsten Tür eilen und sie mit dem Kopf einschlagen …

Sogar Pierre wurde mittlerweile von diesen seltsamen Dorfbewohnern belästigt. Nach dem Unterricht unterhielt er sich mit Sara, wobei sie beide mit dem Rücken zu den Schließfächern standen. Wie ein Creeper, der einen Trank der Unsichtbarkeit eingenommen hatte, schlich sich Brio unbemerkt heran und räumte Pierres Schließfach aus. Pierre drehte sich plötzlich um.

Hey! Das sind meine Sachen, Endernoob!

Brio lächelte.

– Wenn du anstelle von „Hey!“ vielleicht „Mein Herr“ gesagt hättest und statt „meine“ vielleicht „Ihre“ und statt „Endernoob“ vielleicht „ich hoffe, Ihnen schmecken diese köstlichen Steaks, weil Sie so großartig und genial sind“, hätte ich mich sehr gefreut.

W … Was?

Erstes Vergehen. Du holst auf.

Als die Frühstücksglocke ertönte, beeilte sich Pierre zur Cafeteria zu gelangen. Ratet mal, wer dort bedient hat?

Würde sie die Mahlzeiten zubereiten, wäre das Essen bestimmt viel lustiger. Wir würden zwar keine Steaks bekommen, aber alles andere wäre bestimmt viel besser als das, was sie uns jetzt servierten. Wie ihr seht, standen diese seltsamen Typen hinter der Theke und hatten für die Kinder, die bestraft werden sollten, eine besondere Spezialität vorbereitet.

Nicht? Warum möchtest du denn keine sämige Erdsuppe?

Vielleicht ein Kieselsandwich? Oder gegrillte Spinnenpfote?

Gar nichts?

Vielleicht einen Schleimkuchen zum Nachtisch?

Gut, wir haben kapiert. Ist doch klar, worauf sie hinaus wollen. Sie wollen uns abhärten und uns auf die künftigen Schlachten vorbereiten. Wir sollen aufmerksamer werden, damit uns nichts entgeht, damit wir keine Fehler machen. Das könnte uns schließlich eines Tages das Leben retten. Ja ja … weiß ich doch.

Aber … Treiben sie es nicht ein bisschen zu weit?

Schließlich sind die meisten Schüler nicht älter als 12 Jahre.

Na gut, wir sind mittlerweile größer als ein Block … und die Golems bringen uns keine Blumen mehr, wenn sie sich langweilen … aber wir sind doch immer noch Kinder.

Oder etwa nicht?

Aber für Pierre scheint das nicht zu gelten. Beim Lauftraining haben sie ununterbrochen auf ihn eingeschrien. Ich muss zugeben, er ist mir nicht sonderlich sympathisch, aber er hat sich nicht unterkriegen lassen, auch nicht als Perce und zwei andere Dorfbewohner ihn gleichzeitig angeschrien haben. Es perlte alles einfach von ihm ab.

Während wir rannten, spazierte Brio mit verschränkten Armen zwischen uns umher und hielt einen ultralangweiligen Vortrag:

– Die Monster sind zwar weg … aber für wie lange? Was planen sie als Nächstes? Ihr solltet auf eure Lehrer hören, damit ihr zu geschickten Kriegern werdet … Um euch auf die Verteidigung des Dorfes vorzubereiten, solltet ihr möglichst viele Bücher über Monster lesen … Trainiert eure Schwertkunst und drescht auf die Monsterpuppen ein! So garantiert ihr künftigen Generationen eine bessere Zukunft. Eines Tages werden wir an einem herrlichen Sandstrand leben … Wir werden Kakaobohnen essen und Wassermelonensaft trinken. Wir werden uns in der Sonne bräunen, was Zombies niemals vergönnt sein wird. Vielleicht hassen sie uns deshalb so sehr.

Auf den ersten Blick scheint dies eine neue Art Schleim zu sein… aber das bin nur ich. Ich … ruhe mich aus.

Mhm ja, wirklich, nur ein kleines Päuschen.

(Hey! Wenigstens bin ich nicht mit dem Gesicht zuerst ohnmächtig in den Dreck gefallen.)

Der Konkurrenzkampf in der Schule wird härter. In den wenigen Augenblicken, in denen wir Schüler unter uns sind, haben sich schnell kleine Gruppen gebildet.

• Team Handwerk;

• Team Noob;

• Team Girl Power;

• Team Redstone;

• Team Pierre (hat er selbst aufgestellt);

• Team Esmeralda (mit dem Team Pierre befreundet).

Das Team Minus gibt es natürlich auch, aber im Moment scheinen alle dieses Team zu hassen.

Warum? Es ist noch gar nicht lange her, da haben sie mich um handwerklichen Rat gefragt! Sie nannten mich den „Jungen mit den grünen Eiern“. Doch nun haben sie uns noch nicht einmal gratuliert, für das, was wir, Alice und ich, getan haben Es ist ein Skandal!

Ich habe uns von einem Riesenmonster befreit, und zwar mit einem Pilz, der noch viel riesiger war. Doch niemand scheint das supergenial zu finden.

Ganz im Gegenteil. Als ich heute mit Max über den Flur ging, hat Ariel mir einen ausgesprochen „vernichtenden“ Blick zugeworfen. Besser gesagt, einen wütenden Blick: Sie neigte den Kopf angriffslustig, blickte zum Himmel und zog die Schultern abwehrend hoch. Dann drehte sie sich zu Esmeralda und Sara um und flüsterte ihnen etwas zu, wobei sie mir noch einen wütenden Blick zuwarf. Auch Sara blickte mich wütend an. Mann … ich hatte nicht den Eindruck, dass sie allzu nette Dinge über uns erzählten.

Außerdem hörte ich auch andere tuscheln, während ich über die Flure lief:

– Was hat er jetzt für ein Level?

– Ich bin in Landwirtschaft viel besser als sie.

– Sie hält sich für eine Kriegerin, oder?

– Habt ihr sein Register gesehen?

– Er trägt jetzt immer diesen dunklen, superhässlichen Umhang.

– Ich habe Pierre und Sara zusammen gesehen …

– Offensichtlich haben Minus und dieses seltsame Mädchen … äh … ich habe ihren Namen vergessen. Naja, Ariel hat jedenfalls gesagt, dass sie den Riesenschweinezombie besiegt hätten. Ich glaub’s ja nicht. Diese beiden Noobs? Pff! Geht‘s noch?

Zwischen den Kursen schlenderten die Teams ultralangsam über die Flure. Das Team Pierre und das Team Redstone sind sich über den Weg gelaufen und haben sich diesen Blick zugeworfen, ihr wisst schon, die Köpfe geneigt, die Schultern hochgezogen, bevor sie in ihre jeweiligen Klassenräume gingen.

Ich bin besser als er.

Wir sind besser als sie.

Dieses Mädchen hat einen superschlechten Score.

Dieser Junge ist ein Obernoob.

Was haben die bloß für eine Rüstung?

Sogar die Mitglieder des Teams Minus blickten mich von oben herab an! Auch dieser Junge, der einen schlechteren Kampfscore hat als eine Tür.

Willkommen

in meinem Leben!

So ist es eigentlich seit meinem ersten Schultag immer gewesen … nur dass es in letzter Zeit noch viel schlimmer geworden ist.

Ich frage mich wirklich, ob es auf der Erde auch so zugeht?

Nach der Schule durften wir uns einer besonderen Aktivität widmen:

Wir gruben eine Art Minenfeld.

Supergenial! Nachdem ich mindestens 200 Löcher gegraben hatte, fühlten sich meine Hände wie Brei an. Oh, und fragt mich bloß nicht, was dieser Golem auf der Mauer trieb.

Das weiß niemand.

Es ist ein Geheimnis.

Man kommt nur über eine Leiter auf die Festungsmauern. Soviel ich weiß, sind Golems gar nicht in der Lage, auf eine Leiter zu klettern. Wer weiß, vielleicht sind sie ebenso wie die Monster inzwischen schlauer geworden. Schon möglich, dass sich ein Golem im nächsten Jahr um den Posten des Bürgermeisters bewirbt.

Ich jedenfalls würde ihn ganz sicher wählen!

Da wir gerade über den Bürgermeister sprechen – er hat vor dem Mittagessen eine Rede gehalten. Er schrie:

– Wir werden unsere Festungsmauern so hoch und so dick bauen, dass die Abenteurer, die unsere Ebenen erforschen, glauben werden, im Biom Extreme Berge gelandet zu sein!!!

Die Menge jubelte, und er fuhr fort:

Lasst die Monster nur angreifen und die Creeper in der Nacht explodieren. Wir werden uns am Morgen bei ihnen dafür bedanken, dass sie für uns Erde und Sand angehäuft haben. Wir werden uns bei ihnen dafür bedanken, weil wir unsere Schaufeln nicht mehr benutzen müssen!

Noch mehr Jubel und Applaus.

Es war zehnmal lauter als das Geschrei von Perce

– Unsere Festungsmauern … werden niemals

einstürzen!

DIENSTAG

Erinnert ihr euch noch, was gestern in der Schule passiert ist?

Nun, heute war es kein bisschen besser.

Sie haben uns eine neue Sonderaufgabe gegeben: „Flucht vor Zombies I“. Perce hatte sich eine flaschengrüne Robe angezogen und sein Gesicht leuchtend grün angepinselt. Er schlüpfte in die Rolle eines Zombies und versteckte sich an den merkwürdigsten Orten.

Ihr müsst euch das so vorstellen: Ihr lauft ganz ruhig zu eurem nächsten Kurs, ihr seid pünktlich. Ihr redet mit niemandem und sagt euch: Ich werde im Unterricht aufpassen und alles mitschreiben. Ich werde Fragen stellen. Mein Bestes geben.

Dann stürzt plötzlich eine Mischung aus Zombie, Hexe und Creeper aus der Abstellkammer, stöhnt und sabbert. Dieses Ding kommt direkt auf euch zu.

Der Speichel vermengte sich mit der grünen Farbe und lief ihm das Kinn herunter. Kommt schon, ihr giftigen Spinnen, spielt euch nicht so auf, denn das hier war das wahre Gesicht des SCHRECKENS!

Ich weiß nicht, ob der grüne Sabber gewollt war, aber die Mädchen kreischten lauter als ein voll aufgedrehter Musikblock.

Ich würde fast sagen: Mission erfüllt.

(sogar die Jungen kreischten, sogar sie …).

Niemand hatte uns vorgewarnt!

Alle dachten, es wäre eine neue Zombiegattung aufgetaucht. Ihr ahnt es sicher schon: Jeder, der sich von Perce fangen ließ, wurde auch noch gedemütigt. Er musste für den Rest des Tages eine grüne Robe tragen wie Perce. Als wäre dies nicht schon schlimm genug, haben sich Pierre, Roussin und Roc auch noch daran ergötzt, einige der Unglücklichen in den Brunnen zu tauchen.

Ich gehörte nicht zu ihnen, jedenfalls nicht heute.

Oh nein, meine Freunde!

Als Perce auftauchte, bin ich so schnell gerannt … man hätte mich glatt für einen Enderman halten können. Da fehlten nur noch eine violette Brille und ein dunkler Umhang.

Seit drei Tagen helfen wir bei den Reparaturarbeiten in den zerstörten Gegenden des Dorfes, aber leider nicht sehr effizient.

Mein Architekturscore ist eigentlich nicht so schlecht, aber das gilt ganz sicher nicht für alle. Sie machen viele, viele, viele Fehler.

(Für die irdischen Leser weise ich darauf hin, dass das Bauen in unserer Welt nicht ganz so leicht ist wie in einem Computerspiel. Habt ihr schon einmal versucht, einen Steinblock zu schleppen? Ja, genau. Das ist hart.)

Ich bin müde. Ab in die Heia.