INHALT

Frank Schäffler

Vorwort

Clemens Schneider und Frank Schäffler

Freihandel – Für eine gerechtere Welt

Wolfgang Clement

Freihandel in Deutschland: Verantwortung aus Tradition

Reinhold von Eben-Worlée

Freihandel macht’s möglich. Familienunternehmer-Know-how verkauft sich weltweit

Jörg Baten

Globalisierung, die letzten 200 Jahre

Clemens Schneider

Richard Cobden: Für die Armen und für den Frieden

Richard Cobden

Über die vollständige und sofortige Abschaffung der Getreidezölle

Frank Schäffler

Die wahre Botschaft des Freihandels

Stefan Kooths

»Außenbeitrag« – Wie ein Saldo die Wirtschaftspolitik verwirrt

Fabian Kurz

Theorie des internationalen Handels

Jens Hertha

Bi- und Plurilaterale Handelsabkommen – Eine Gefahr für den globalen Freihandel?

Julia Münzenmaier

Investitionsrecht und internationale Streitbeilegung

Justus Hövelmann

Wirtschaftssanktionen als außenpolitisches Instrument – Freihandel und dessen Einschränkung

Florian A. Hartjen/Björn Urbansky

Die Politische Ökonomik der Freihandelsabkommen – Eine Theorie von falschen Freunden und komischen Feinden

Mareike König/Tobias von Dreden

German Angst oder Missverständnis? Die Deutschen und TTIP

Matthias Bauer

Die Natter an der eigenen Brust – Wie sich Freihandelsgegner finanzieren

Endnoten

Über die Autoren

FRANK SCHÄFFLER

VORWORT

Die Stimme für den Freihandel zu erheben, ist in der heutigen Zeit nicht so einfach. Ängste und Befürchtungen überwiegen. Jeder kennt die Fernsehreportagen über schlechte Arbeitsbedingungen oder gar Kinderarbeit in Entwicklungs- und Schwellenländern – und jeder hat die Stimme aus dem Off im Ohr, die Globalisierung und Kapitalismus die Schuld dafür gibt. Es ist einfach, den moralischen Zeigefinger zu erheben. Und es ist noch einfacher, in die allgemeinen Klagen mit einzustimmen.

Dieses Buch will sich diesen Phrasen entgegenstellen und stattdessen die Vorzüge des Freihandels herausstellen. Denn der Abbau von Zöllen und Handelsbeschränkungen hat mehr zur Bekämpfung der Armut auf dieser Welt beigetragen als sämtliche Entwicklungshilfe-Milliarden und alle Demonstrationen gegen die vorgeblich unmenschliche Globalisierung. Der Freihandel ist einer der Gründe dafür, dass es in unserer Welt sehr viel menschlicher zugeht als in Zeiten der Abschottung und Vereinzelung.

Freihandel ist eine alte Idee. Sie hatte es freilich nie leicht. Das liegt auch an politökonomischen Zusammenhängen. Kleine Gruppen setzen ihre Interessen leichter durch als große Gruppen. Mehr noch: Sie setzen ihre Interessen zulasten der großen Gruppen durch. Die Landwirtschaftslobby, Spartengewerkschaften und Stahl- und Autoproduzenten bündeln ihren Einfluss und machen ihn gegenüber Regierung und Parlament geltend. Meist mit Erfolg. Der viel größeren Gruppen der Konsumenten, Steuerzahler und Wähler gelingt dies weniger gut, da sie sich nicht auf eine einheitliche Strategie einigen können. Diese Überlegungen, die auf den Ökonomen Mancur Olson zurückgehen, prägen den Widerstand gegen den Freihandel.

Westliche Stahlproduzenten befürchten die »Billigkonkurrenz« aus China. Diese würde den Markt mit ihren Überkapazitäten »überschwemmen«. Der amerikanische Präsident kritisiert den Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands und will mit Importbeschränkungen reagieren. Letztlich will er damit die Freiheit seiner Bürger einschränken, denn er hindert sie daran, die Produkte zu kaufen, die sie wollen. Und die EU bestraft russische Unternehmen und Konsumenten mit Sanktionen, weil der autokratisch herrschende Präsident völkerrechtswidrig die Krim annektiert hat. Dieser regiert seinerseits mit Importbeschränkung. Die Welt schaukelt sich hoch. Abschottung und die Verfolgung von Partikularinteressen kleiner Gruppen gewinnen wieder die Oberhand.

Dieser Band leuchtet viele unterschiedliche Aspekte des Freihandels aus, benennt Probleme und zeigt Lösungen auf. Prominente Wortführer der Marktwirtschaft und der individuellen Freiheit sowie junge Nachwuchswissenschaftler kommen zu Wort. Die Texte helfen dabei, die Bedeutung des Freihandels für Bürger und Konsumenten besser nachzuvollziehen und liefern Argumentationshilfen gegenüber den Gegnern des Freihandels am rechten und linken Ende des politischen Spektrums wie auch in der Mitte unserer Gesellschaft. Sie wollen aufklären und Perspektiven aufzeigen.

Das Buch beginnt mit einem Grundsatztext von Frank Schäffler und Clemens Schneider, der den Auftakt der Kampagne »Prometheus – Das Freiheitsinstitut« zum Freihandel bildete, die unter www.freetrade.org im Internet zu finden ist. Hier werden in Kürze die grundlegenden Vorteile des Freihandels dargestellt. Der erste Text stammt vom ehemaligen Wirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement, der als Hauptarchitekt der Agenda 2010-Reformen die entscheidenden Grundlagen dafür legte, dass es Deutschland heute so gut geht. Er schreibt über die Rolle des Handels für die deutsche Wirtschaft in der Geschichte und heute. Außerdem verdeutlicht Wolfgang Clement, warum der Freihandel ein Ziel ist, dem sich jeder verpflichtet fühlen sollte, unabhängig von Parteizugehörigkeit oder ökonomischer Situation. Der Vorsitzende des Verbandes »Die Familienunternehmer«, Reinhold von Eben-Worlée, legt in seinem Beitrag dar, warum insbesondere die vielen deutschen Hidden Champions vom Freihandel profitieren, der eine Grundlage des anhaltenden deutschen Wirtschaftswunders ist. Prof. Jörg Baten, Wirtschaftshistoriker an der Universität Tübingen, erläutert in seinem Artikel, inwiefern wir in der Rückschau feststellen können, dass Freihandel einen wesentlichen Beitrag geleistet hat, um den Lebensstandard weltweit signifikant zu verbessern.

Der wohl einflussreichste Freihandelsaktivist in der Geschichte war der Brite Richard Cobden (1804–1865). Seinen Lebensweg und seine Überzeugungen zeichnet Clemens Schneider nach. Im Anschluss ist eine deutsche Übersetzung einer der berühmtesten Reden Cobdens zu lesen. Frank Schäffler geht in seinem Beitrag darauf ein, wie sich scheinbar gegensätzliche Gruppierungen im Kampf gegen Freihandel auf derselben Seite wiederfinden, wer die falschen Freunde der Idee sind, warum Schiedsgerichte keine Gefahr darstellen und wem mehr Freihandel vor allem nutzt: den Armen. Prof. Stefan Kooths vom Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel erklärt, warum die Debatte um Leistungsbilanzdefizite ins Leere geht.

Der zweite Teil des Buches besteht aus Texten junger Nachwuchswissenschaftler. Eingeleitet wird er von einem Beitrag von Fabian Kurz, der einen Überblick bietet über verschiedene ökonomische Theorien zum internationalen Handel. Es folgt ein Text von Jens Hertha, in dem dieser darlegt, welches Handelsregime besser geeignet ist, um ein für alle Beteiligten vorteilhaftes Ergebnis hervorzubringen. Er kommt zu dem Schluss, dass multilaterale Handelsabkommen erheblich vorteilhafter sind als solche, die zwischen einzelnen Staaten geschlossen werden. Julia Münzenmaier erklärt umfassend, was es mit internationalen Schiedsgerichten genau auf sich hat und warum sie keine Bedrohung, sondern eine wertvolle Ergänzung des derzeitigen Rechtssystems sind.

Der Wirksamkeit und dem Sinn von Wirtschaftssanktionen widmet sich der Artikel von Justus Hövelmann, der zu dem Schluss kommt, dass pauschale Sanktionen in der Regel eher schädlich sind, während gezielte, personenbezogene Maßnahmen das Mittel der Wahl sein sollten, auch um die Segnungen ungehinderten Handels auf allen Seiten nicht zu gefährden. Florian A. Hartjen und Björn Urbansky zeigen in ihrem Beitrag auf, welche politökonomischen Mechanismen dafür verantwortlich sind, dass kleine Gruppen ihre protektionistischen Interessen oft wirkmächtig zulasten des Gemeinwohls durchsetzen können. Mareike König und Tobias von Dreden widmen sich diesem Phänomen aus medientheoretischer und psychologischer Sicht und analysieren die Argumentationsmuster der Freihandelsgegner. Und Dr. Matthias Bauer schließlich präsentiert seine umfassende Studie zur Finanzierung der Anti-TTIP-Bewegung und bringt Licht in das Dunkel der verschiedenen Interessenverbände, die gegen die Globalisierung kämpfen.

Unser besonderer Dank gilt unseren Mitherausgebern Florian A. Hartjen und Björn Urbansky für ihre wertvolle Vorarbeit bei der Erstellung des Buches; dem stets hilfsbereiten und umfassend hilfreichen Team des FinanzBuch Verlags; all unseren Autoren, allen voran Herrn Clement, Herrn von Eben-Worlée, Herrn Prof. Baten, Herrn Prof. Kooths und Herrn Dr. Bauer; und schließlich insbesondere auch allen Unterstützern von »Prometheus – Das Freiheitsinstitut«, die uns unsere Arbeit durch ihre großzügige Unterstützung erst ermöglichen.

Es ist jetzt die richtige Zeit, den Globalisierungsgegnern, den vermeintlichen »Verbraucherschützern«, den »Arbeitsplatzrettern« und den »Umerziehern« endlich ins Stammbuch zu schreiben: Kein Mensch, keine Gruppe, keine noch so demokratisch gewählte Mehrheit und auch kein Staat hat das Recht, Menschen zu zwingen, auf eine bestimmte Art und Weise glücklich zu werden. Denn das Ziel, das wir als Freunde des Freihandels verfolgen, ist, dass eines Tages, wie Richard Cobden es formulierte, »die Menschheit eine Familie geworden ist und Mensch mit Mensch aus freien Stücken die Früchte seiner Arbeit brüderlich austauscht.«

Berlin, Ende August 2017

Frank Schäffler

CLEMENS SCHNEIDER FRANK SCHÄFFLER

FREIHANDEL – FÜR EINE GERECHTERE WELT

Freihandel – der Motor einer humaneren Welt

Präsident Trump macht die Freihandelsabkommen für den Verlust von Arbeitsplätzen verantwortlich. Ein breites Bündnis linksgerichteter Organisationen in Europa sieht mit dem Freihandel alle Verbraucherschutz-Standards kollabieren. Das sind Ablenkungsmanöver zum Schutz von Privilegien einiger weniger. Dass es uns heute weltweit, in Europa und Deutschland so gut geht wie noch nie in der Geschichte, ist wesentlich ein Verdienst der zunehmenden Liberalisierung des Welthandels.

Freihandel schafft Frieden

Je intensiver Völker und Staaten über den Handel miteinander verbunden sind, umso unwahrscheinlicher wird es, dass sie miteinander Krieg führen. Der Handel steigert die gegenseitige Abhängigkeit. Durch die wirtschaftliche Verflechtung entsteht in der Bevölkerung immer mehr Widerstand gegen Konflikt und Krieg. Keiner hat ein Interesse daran, aufgrund politischer Aggressionen seine Waren nicht mehr verkaufen oder andere Waren nicht mehr zu günstigen Preisen erwerben zu können. Propaganda gegen den Feind verfängt nicht mehr, wenn man ihn kennt und mit ihm in Geschäftsbeziehungen steht. Immer mehr Handel zwischen den Staaten treibt den Preis für Krieg beständig in die Höhe. Zugleich erhöht sich der Wohlstand durch Handel viel schneller und nachhaltiger als durch Eroberung.

Freihandel ist fairer Handel

Handelsbeschränkungen in Form von Zöllen, aber auch von Standards und Regulierungen verschaffen einigen wenigen Einheimischen Vorteile gegenüber Fremden. Gerade die Gruppen, die am besten organisiert sind, nutzen ihren politischen Einfluss, um sich vor der Konkurrenz jenseits der Grenze zu schützen. Es sind oft Großkonzerne und Großgewerkschaften, die sich durch protektionistische Politik diese Privilegien sichern. Dagegen ermöglicht Freihandel jedem Anbieter und jedem Konsumenten Zugang zum Markt. Er verhindert Diskriminierung und ermöglicht jedem Marktteilnehmer eine Chance, unabhängig von seiner Herkunft, seinem Geschlecht, seiner Meinung oder seiner gesellschaftlichen Stellung.

Freihandel hilft den Schwachen

Eine der Gründergestalten der Sozialen Marktwirtschaft, Franz Böhm, bezeichnete den Wettbewerb einmal als »das genialste Entmachtungsinstrument der Geschichte«. Diese Beobachtung gilt auch für den Freihandel. Wer reich ist, kann sich auch höhere Preise leisten. Von Handelsbeschränkungen sind am stärksten die Geringverdiener, die mittelständischen Unternehmen, die einfachen Bürger betroffen. Sie müssen die höheren Preise bezahlen und finanzieren durch ihre Steuern die Subventionen für die wenigen Privilegierten mit. Alle müssen zurückstecken, damit einige wenige einen Vorteil haben. Dahingegen ist Freihandel vor allem für die Starken eine Gefährdung, weil er den Schwachen eine Chance zum Aufholen bietet – im eigenen Land und auf der ganzen Welt. Wer Marktmacht brechen will, muss über Freihandel den Wettbewerbsdruck erhöhen.

Freihandel stärkt das Individuum

Freihandelsgegner argumentieren, man müsse »unsere Industrie« schützen oder »unsere Standards« durchsetzen. Dahinter steckt das antiquierte Denkschema von »wir gegen die«, der Kollektivismus und Nationalismus, der die Welt so oft ins Unglück gestürzt hat. Der Freihandel dagegen ist blind gegenüber Nationen, einzelnen Wirtschaftszweigen oder irgendeinem anderen Kollektiv. Vor ihm zählt nur die kleinste Einheit im Wirtschaftsleben: das Individuum. Wo er herrscht, muss sich kein Individuum einem größeren Wir unterordnen. Der Freihandel lässt zu, dass die einzelnen Vertragsparteien entscheiden, welche Waren und Dienstleistungen sie kaufen und verkaufen. Freihandel ist eine kosmopolitische Idee. Es überrascht nicht, dass in der gegenwärtigen Renaissance nationalistischer Ideen der Freihandel stark in die Defensive gerät, war er doch immer ein Motor der Entnationalisierung.

Freihandel ist die beste Entwicklungshilfe

Inzwischen hat sich fast überall die Erkenntnis durchgesetzt, dass es weder hilft, die Machthaber und Bürokratien in Entwicklungsländern durch finanzielle Unterstützung zu stützen, noch einheimische Märkte durch eine Flut von Hilfsgütern zu zerstören. Die größte Chance für die ärmeren Länder dieser Welt liegt darin, dass wir ihnen unsere Märkte öffnen. Dass seit 1990 der Anteil der Weltbevölkerung, die in extremer Armut lebt, von 37 auf unter 10 Prozent zurückgegangen ist, liegt wesentlich an der seit dieser Zeit vorangeschrittenen weltweiten Liberalisierung des Handels. Seit 2001 bzw. 2009 hat die EU zwar ihre Märkte bereits für die etwa 50 ärmsten Länder der Welt komplett geöffnet; doch es gibt noch eine Vielzahl von Hürden, die Produzenten und Händler aus diesen Ländern überwinden müssen. Regulierungen und Standards, die Monat für Monat mehr werden, machen es für sie zum Teil unmöglich, ihre Produkte hierzulande anzubieten. Auch das gehört zum Freihandel: der Abbau von Schranken, die dadurch entstehen, dass kleine Gruppen ihre Vorstellungen über Gesetze und Regulierungen anderen aufdrängen.

Freihandel ermöglicht mehr Teilhabe

Ludwig Erhard bezeichnete den Versuch, den Handel einzuschränken, als »puren Egoismus«. Freihandel schafft eine Vielzahl von Gelegenheiten für Menschen, die bisher von der Teilhabe am gesellschaftlichen Wohlstand und Fortschritt ausgeschlossen waren, auch von diesen Vorteilen zu profitieren. Für die einen werden Produkte und Dienstleistungen günstiger, weil es ein breiteres Angebot und mehr Konkurrenz gibt. Für die anderen ergeben sich neue Gelegenheiten, Geld zu verdienen, indem sie sich neue Märkte erschließen. Dadurch werden auch Ressourcen freigesetzt, die anderswo eingesetzt werden können: Hierzulande kann vielleicht einer für eine nachhaltige Investition sparen, während in einem Entwicklungsland jemand die finanziellen Möglichkeiten bekommt, die Bildung seiner Kinder zu finanzieren. Wohlstand und Fortschritt sind dann nicht mehr ein Privileg kleiner Gruppen, sondern für alle da.

Freihandel fördert Wohlstand

Indem Barrieren abgeschafft werden, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, Arbeitskraft, Talent und Ressourcen zu kombinieren. Je leichter es wird, auch über Grenzen hinweg mit anderen zu kooperieren, umso schneller können Innovationen entstehen. Es entstehen mehr und bessere Produkte zu geringeren Preisen. Es erschließen sich neue Absatzmärkte, und so entstehen auch neue Arbeitsplätze. Dabei steigt nicht nur die Quantität der Produkte, sondern auch die Qualität. Gerade im Blick auf Anliegen wie menschenwürdige Arbeitsbedingungen und umweltschonende Produktionsmethoden besteht inzwischen ein hoher Anspruch in vielen entwickelten Staaten. Wenn westliche Märkte auch Anbietern aus Entwicklungsländern offenstehen, wächst der Druck auf sie, diesen Vorstellungen zu entsprechen. Besser und zielgenauer als jedes Programm internationaler Organisationen kann der Druck der Konsumenten zu einer Verbesserung der Arbeits- und Umweltbedingungen in Entwicklungsländern beitragen.

Freihandel ist ein Prozess des Fortschritts

Der Abbau von Handelsschranken war immer ein steiniger Weg. Das erste Freihandelsabkommen wurde 1860 auf Anregung von Richard Cobden zwischen England und Frankreich formuliert. Es schaffte nicht alle Zölle und Handelsbeschränkungen auf einen Schlag ab, sondern reduzierte diese sukzessive. Auch heute geht es nicht um alles oder nichts, sondern um ein permanentes Reduzieren von Handelshemmnissen. Dabei muss man natürlich manchmal Kompromisse machen. Auch Handelsabkommen und WTO-Vereinbarungen haben mancherlei Schwachstellen. Aber jeder Schritt zu einem freieren Handel ist wichtig. Und unsere demokratischen Institutionen erlauben uns ja zum Glück auch, aus Fehlern zu lernen, so dass wir immer bessere Abkommen schließen können. Die Geschichte der Globalisierung zeigt: diese vielen kleinen Schritte in die richtige Richtung sind Teil eines Fortschritts, der am Ende allen zugutekommt.

Auf die Straße für den Freihandel!

Im 19. Jahrhundert gab es, zunächst in Großbritannien, dann auch in ganz Europa, eine Massenbewegung für den Freihandel. Gerade die einfachen Leute, die Arbeiter und kleinen Unternehmer gingen auf die Straße, um gegen Zölle und Handelshemmnisse zu protestieren. Wer heute die Macht kleiner Interessengruppen einschränken will; wer den Armen hierzulande und in aller Welt neue Chancen ermöglichen will; wer etwas gegen Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Konflikte tun will – der muss auch heute wieder für den Freihandel auf die Straße gehen. Ein Ende der Abschottungspolitik, nicht nur durch Zölle und Subventionen, sondern auch durch Regulierungen und Standards, kann diese Welt ein Stück besser machen. Es wären Meilensteine auf dem Weg zu jener Welt, die sich Richard Cobden vor 170 Jahren erträumte, als er den Anhängern seiner Freihandelsbewegung zurief: »Ich sehe, dass das Freihandelsprinzip die moralische Welt bestimmen wird wie das Gravitationsprinzip unser Universum: indem es Menschen einander nahebringt; indem es den Gegensatz der Rassen, Bekenntnisse und Sprachen beseitigt; indem es uns in ewigem Frieden aneinander bindet … wenn die Menschheit erst eine Familie geworden ist und Mensch mit Mensch aus freien Stücken die Früchte seiner Arbeit brüderlich austauscht.«

WOLFGANG CLEMENT

FREIHANDEL IN DEUTSCHLAND: VERANTWORTUNG AUS TRADITION

Mit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten haben die Freihandelsgegner in Deutschland Unterstützung aus einer wohl eher unerwarteten Ecke bekommen. Das Ergebnis dürfte sie zufriedenstellen: Der neue Mann im Weißen Haus setzt auf Abschottung. Das transatlantische Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA, besser bekannt unter seinem Kürzel TTIP, liegt vorerst auf Eis.

Dabei liegt die Betonung jedoch auf »vorerst«. Politiker und Bürger hierzulande tun gut daran, an der Idee festzuhalten, den transatlantischen Handel auf eine neue Stufe zu heben. Denn Deutschland wäre nicht das wohlhabende Land, das es heute ist, hätte es sich in der Vergangenheit nicht (fast) immer offen für den grenzüberschreitenden Warenaustausch gezeigt. Wie so oft hilft ein Blick in die Geschichte, auch für die künftige Gestaltung dieses Landes die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Gemeinhin gelten Länder wie Großbritannien und die Niederlande als klassische Handelsnationen, doch auch Deutschland hat eine lange Tradition des Freihandels: Schon im 12. Jahrhundert schlossen sich niederdeutsche Kaufleute, die im Nord- und Ostseeraum Handel betrieben, zur Hanse zusammen und setzten sich gemeinsam für ihre Interessen ein. Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Hanse zu einem Städtebund, der die Interessen des Freihandels auch politisch vertrat. Noch heute tragen viele deutsche Städte ihren einstigen Status als Hansestadt stolz in ihren Stadtwappen.

Der Einsatz für den Freihandel war gerade im damals zersplitterten Deutschland mit seinen etwa 400 Staaten oder Staatsgebilden und Hunderten, wenn nicht Tausenden von Zollgrenzen bitter nötig. Ein Umdenken begann erst Ende des 18. Jahrhunderts, als in England schon die mechanischen Webstühle ratterten. Den deutschen Reformern galt allerdings nicht nur das liberale Großbritannien als Vorbild, sondern auch der starke Zentralstaat Frankreichs. Beeindruckt von der französischen Effektivität sowohl auf dem Schlachtfeld als auch in der Politik schufen sie zentral regierte Territorien und schraubten die ineffiziente Kleinstaaterei zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach und nach zurück.

Ein bedeutender Schritt zur wirtschaftlichen Integration gelang 1834. Der Deutsche Zollverein kann in seiner doppelten Bedeutung für die ökonomische Entwicklung und die politische Einheit gar nicht hoch genug geschätzt werden: Zwar sollte er durch die Abschaffung von Binnenzöllen sowie die Einführung von einheitlichen Maßen und Münzen vor allem den Handel forcieren. Dies ging jedoch mit einer Vertiefung der administrativen und politischen Beziehungen der Mitgliedsstaaten einher. Die Strukturen des europäischen Einigungsprozesses mehr als ein Jahrhundert später waren im Zollverein schon angelegt – was zeigt, welche Kraft der Freihandelsgedanke entfalten kann.

Diese Kraft behielt in Deutschland allerdings nicht durchgängig die Oberhand. Handelsregime sind immer auch Ergebnisse innenpolitischer Prozesse, in denen sich verschiedene Interessengruppen gegenüberstehen. Ende des 19. Jahrhunderts schlug das Pendel mit Bismarcks Schutzzollpolitik zugunsten des Protektionismus aus. Die deutsche Landwirtschaft und die Industrie wollten sich damit gegen den Import von Getreide, Roheisen und Stahl und so auch gegen den Strukturwandel stemmen.

Im Nachhinein betrachtet wäre diese politische Schützenhilfe wohl nicht nötig gewesen. Denn die deutsche Schwerindustrie hatte – insbesondere im heutigen Nordrhein-Westfalen – bereits begonnen, das aufzubauen, was noch heute ihre Stärke ist: die Produktion von hochwertigen Investitionsgütern, von Maschinen und Anlagen. Damit schufen die Unternehmen die Grundlagen für Deutschlands bis zum heutigen Tag anhaltende Exporterfolge. Die industriellen Strukturen und die Innovationskraft der Ingenieure halfen Deutschland schließlich auch, nach dem Zweiten Weltkrieg schnell wieder an den Weltmarkt zurückzukehren und das »Wirtschaftswunder« möglich zu machen.

Die zweite Komponente des Nachkriegsaufschwungs war die Einbettung Deutschlands in ein sich neu ordnendes, liberal geprägtes internationales Gefüge. Unter dem Eindruck des sich anbahnenden »Kalten Krieges« entstanden Institutionen wie die Weltbank, der Internationale Währungsfonds und das GATT (die spätere Welthandelsorganisation), die als multilaterale Organisationen das Klein-Klein bilateraler Verhandlungen ersetzten. In Europa kam zugleich der Prozess der politischen Einigung mehr und mehr in Gang. Auf diesem »alten« Kontinent mit seinen vielen Völkerschaften, Staaten, Regionen und Traditionen – dem Flickenteppich Deutschlands des frühen 19. Jahrhunderts durchaus ähnlich – haben unsere Vorväter in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Tiefe der beinahe völligen Zerstörung kommend gelernt, dass der grenzüberschreitende Handel, stabile Währungen und ein verlässlicher politischer Rahmen nicht nur nötig waren, um die Kriegsschäden zu beseitigen, sondern auch, um Frieden und Wohlstand für lange Zeit zu sichern. Mehr als 70 Jahre später kann niemand ernsthaft bestreiten, dass dies in beeindruckender Weise geglückt ist.

Ein wesentlicher Schritt auf diesem Weg war es, Westdeutschland nicht zu deindustrialisieren, sondern mit seiner wirtschaftlichen Stärke in die dafür offene, liberale atlantische Welt aufzunehmen und einzubinden. Die Alliierten haben damit sowohl für die Bundesrepublik als auch für Europa eine wichtige und richtige Entscheidung getroffen. Denn Deutschland hat zum einen mit seinen Investitionsgütern zum Aufschwung der Welt beigetragen, sich zum anderen aber auch kontinuierlich für die europäische Einigung, Währungsstabilität und den Freihandel eingesetzt, indem es etwa nach dem Ende von Bretton Woods das Europäische Währungssystem und die Vertiefung der Europäischen Gemeinschaft voranzutreiben half.

Die Wiedervereinigung und die EU-Osterweiterung haben Deutschland sowohl geografisch als auch politisch unübersehbar in die Mitte Europas gerückt. Mit dem Euro, dem politischen Vermächtnis Helmut Kohls, ist der größte Währungsraum der Welt entstanden. So sehr man die EU für ihre ausgeuferte Bürokratie, ihre Demokratiedefizite und Bürgerferne auch kritisieren mag, so sehr ist sie doch eines der faszinierendsten und mutigsten politischen Projekte der Gegenwart. Ihre Existenz gründet in der Einsicht, dass das friedliche Zusammenleben von 500 Millionen Menschen unterschiedlicher ethnischer, religiöser und kultureller Herkunft auf vergleichsweise engem Raum nur auf der Grundlage gemeinsamer Werte gelingt: dem Respekt vor der Würde des Einzelnen sowie einer staatlichen Ordnung, die die Freiheit seiner Bürgerinnen und Bürger achtet und gewährleistet, also ihre eigenen Grenzen kennt – kurz, die Werte des Liberalismus und der sozialen Marktwirtschaft.

Im Rahmen der demokratischen Willensbildung wird das Zusammenspiel von Staat und Bürgern immer wieder neu ausgehandelt. Die Stellung der Wirtschaft als wichtiger Teil der Gesellschaft und der Freihandel sind zentrale Themen dieser Auseinandersetzung. Gerade der grenzüberschreitende Handel mit Waren und Dienstleistungen wird dabei oft verkürzt betrachtet – und das nicht nur von seinen Gegnern, sondern gelegentlich auch von seinen Verfechtern, wenn sie jegliches staatliches Handeln als freiheitsgefährdenden Eingriff zu brandmarken versuchen.

Tatsächlich machen verlässliche Rahmenbedingungen sowie wie eine effektive und berechenbare Administration, eine an transparenten Leitlinien orientierte Wirtschaftspolitik und eine zweifelsfrei unabhängige Gerichtsbarkeit den freien Handel erst möglich. Ein dafür ganz offensichtliches Beispiel sind Kartellbehörden, die einschreiten, wenn die Marktmacht einzelner Unternehmen den Wettbewerb zu Lasten von Verbrauchern und der weiteren Marktteilnehmer gefährdet. Nur ein handlungsfähiges und mutiges Kartellamt garantiert Wettbewerb. Der Staat setzt mit alldem den Rahmen, der den Wettbewerb lebendig hält, und ist damit als Akteur zur Gewährleistung eines wirklich freien Handels nicht wegzudenken.

Grenzüberschreitender freier Handel macht also den Staat nicht überflüssig, stellt aber die Aufgabenverteilung zwischen Staat und Markt immer wieder auf die Probe. Und das kann im Binnenverhältnis durchaus auch regional-, bildungs- oder sozialpolitisch flankierende Maßnahmen erfordern. In einer Zeit globaler Veränderungen von durchaus dramatischer Tiefe und hohem Tempo – wie heute – sollte das unübersehbar sein. Die gegenwärtigen rechtspopulistischen Blähungen in den USA wie in Teilen Europas sind jedenfalls eine Warnung. Wer sie übersieht, hat schließlich die (nicht wenigen) Opfer des von der Globalisierung forcierten Strukturwandels gegen sich. Freier Handel überzeugt nur, wenn der ökonomische Fortschritt, den er unzweifelhaft mit sich bringt, mit gerechten Chancen auf den »Wohlstand für alle« verbunden ist.

Deutschland hat als Exportnation von Weltrang ein überragendes Interesse an freien Märkten. Für uns im Herzen Europas geht es im Ringen um die Formulierung und Realisierung liberaler Werte aber um mehr als das. Offene Märkte bedeuten eben nicht nur einen möglichst barrierefreien Austausch von Waren, Dienstleistungen und Kapital, sondern sie bedingen auch eine staatliche Ordnung, die schwindelfrei ist und die Balance hält, wo es um die Gewährleistung der Freiheit des und der Einzelnen auf der einen und die Sicherung des Gemeinwohls und des Zusammenhalts der Gesellschaft auf der anderen Seite geht.

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Wiedervereinigung hat Deutschland diese Verantwortung mit erheblichem Engagement vor allem auf europäischer Bühne wahrgenommen. Doch die Welt von heute und morgen hat längst neue Herausforderungen bereit. Es wird deshalb immer wichtiger, dass ein sich einiges Europa im Kräftespiel um eine neue Rangordnung der bisherigen Weltmacht USA und der neuen Weltmächte mit China an der Spitze seinen Platz findet und auch selbstbewusst wahrnimmt. Die Bereitschaft und die Fähigkeit, die eigene Sicherheit gewährleisten zu können, gehört unzweifelhaft dazu.

Unser Land ist ohne Zweifel eines der ökonomischen und politischen Schwergewichte in der EU. Das bedeutet mehr Verantwortung, aber sollte nicht zur Selbstüberschätzung verleiten. Den protektionistischen Tendenzen auf globaler Ebene können wir jedenfalls nur gemeinsam mit unseren europäischen Partnern wirksam entgegentreten. Die Erfahrung jedoch, in einer wechselvollen Geschichte stets vom Freihandel profitiert zu haben, sollte uns veranlassen, kräftiger als in den zurückliegenden Monaten Flagge zu zeigen, im Innern wie nach außen. Angesichts einer momentan zunehmenden Zahl von Kritikern und Gegnern des Freihandels ist es sinnvoll, mit offenem Visier für die Werte einzutreten, die Frieden und Freiheit und auf Dauer Fortschritte im Kampf gegen Armut und die großen Krankheiten auf der Welt möglich machen.

REINHOLD VON EBEN-WORLÉE

FREIHANDEL MACHTS MÖGLICH. FAMILIENUNTERNEHMER-KNOW-HOW VERKAUFT SICH WELTWEIT

Familienunternehmer sind Kaufleute, die seit Generationen über alle Grenzen hinweg Handel betreiben. Die Chancen und Risiken, die sich durch die Erschließung fremder Märkte ergeben, sind uns seit langem vertraut. Eine Erfolgsgarantie für den Aufbruch in die Ferne gab und gibt es nicht. Und dennoch ist der Schritt ins Ausland für Familienunternehmen immer mehr zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Die Produktions- und Wertschöpfungsketten haben sich aufgrund einer immer spezialisierteren Arbeitsteilung stark internationalisiert.

Deutsche Familienunternehmer haben mit Beginn der Globalisierung offensichtlich die richtigen Weichen gestellt und bieten deshalb heute Produkte und Dienstleistungen an, für die es rund um den Globus eine Nachfrage gibt. Deutsche Produkte sind weltweit nachgefragt, und zwar, weil sie qualitativ in der vordersten Reihe spielen und nicht, weil es Billigheimer-Produkte sind, die z. B. auf Kosten sozialer oder ökologischer Standards hergestellt wurden. Fast zwei Drittel der Mitglieder von »Die Familienunternehmer« unterhalten mittlerweile geschäftliche Beziehungen zum Ausland.

Die Internationalisierung des Mittelstandes ist eine Entwicklung, die von der anglo-amerikanisch geprägten Betriebswirtschaftslehre vor 20 Jahren noch belächelt wurde. Internationalisierung, so lautete damals die Devise, könne nur von großen industriellen Playern umgesetzt werden. Insbesondere während der immer noch nicht überwundenen Finanz- und Euro-Krise hat sich aber gezeigt, dass global vernetzte Familienunternehmen eine Volkswirtschaft stabilisieren. Sie haben sich – auch zum Wohle ihrer Mitarbeiter – als erfreulich robust gegen massive exogene Schocks erwiesen.

Viele Länder, die entweder eine Strategie der Deindustrialisierung gefahren sind oder ihre mittelständischen Strukturen durch eine Industriepolitik zu Gunsten einiger weniger Branchen abgeschafft haben, erwiesen sich bei den letzten großen Krisen als deutlich anfälliger. Nicht ohne Grund beneiden Frankreich und Großbritannien Deutschland um seine international erfolgreichen Familienunternehmen. Ein Großteil der sogenannten Hidden Champions, also meist wenig bekannte Weltmarktführer, sind deutsche Familienunternehmer. Die Entscheidung, sich dem internationalen Wettbewerb zu stellen, hat diese Unternehmen nach vorne gebracht. Sie sind innovativ und haben beispielsweise als Zulieferer gemeinsam mit ihren internationalen Partnern hoch effiziente Prozesse entwickelt, die eine logische Voraussetzung für die Lösungen der Herausforderungen sind, die mit der Digitalisierung einhergehen.

Umso verstörender ist es, wenn dieses Erfolgsmodell zunehmend durch politische Strömungen in Gefahr gebracht wird. In einer Umfrage gaben 40 Prozent der befragten Familienunternehmer an, dass der wachsende Protektionismus ihnen große Sorge bereitet. Die Globalisierung im Sinne einer Verkürzung der Distanzen zum Fremden gerät von zwei Seiten unter Beschuss:

Auf der einen Seite stehen politische Führer wie Donald Trump, die sich von der Renationalisierung wirtschaftlicher Abläufe Beschäftigungswunder und positive Effekte für die Gesellschaft erhoffen. Eine Botschaft, die in Europa in abgewandelter Tonalität auch von radikalisierten Bewegungen verbreitet wird. Menschen, die sich benachteiligt fühlen, sind für diese simplen Botschaften leider sehr empfänglich.

Auf der anderen Seite ist insbesondere in Deutschland eine Enthaltung gegenüber neuen internationalen Chancen und Partnerschaften zu beobachten, die einer gewissen Saturiertheit entspringt. Deutschland geht es vergleichsweise gut und einige denken, diesen Zustand durch Abschottung bewahren zu können. Handelsabkommen zwischen der EU und engen Verbündeten wie Kanada, Japan und den USA sind Verträge unter gleichberechtigten Partnern zum Wohle junger Menschen und kommender Generationen. Angesichts einer katastrophalen Demographie-Prognose stellt sich die Frage, woher in Europa langfristig noch nachhaltige Wachstumsimpulse kommen sollen.

Für uns Familienunternehmer bedeutet eine besser geregelte Marktöffnung die Beseitigung unnötiger Vorschriften und den Abbau von Bürokratie. So werden Gelder und Energie freigesetzt, die wir in die Zukunft der Betriebe und ihrer Mitarbeiter investieren. Sollten dabei, wie von den Gegnern behauptet, tatsächlich Standards gesenkt werden, gehörten deutsche Produzenten sicher zu den größten Verlierern, weil unser Talent und Know-how letztlich vergeudet würde.

Die Abschottung vor der Globalisierung verkennt darüber hinaus die Fakten. Freier Handel ist eine treibende Kraft für weltweites Wachstum und Wohlstand. Seit 1980 hat sich der weltweite Export dank freieren Handels verzehnfacht und zu einer Verdreifachung des weltweiten BIP pro Kopf geführt. Gleichzeitig leben heute viermal weniger Menschen in absoluter Armut als noch vor fast vier Jahrzehnten.

Natürlich kommt es darauf an, dass wir die Globalisierung nicht einfach geschehen lassen. Gesellschaftlich darf niemand dadurch abgehängt werden, dass andere Vorteile erlangen können. Umso wichtiger ist es, dass wir die Regeln der Globalisierung nach unseren, nach deutschen und europäischen Vorstellungen gestalten. Ähnlich wie bei der Digitalisierung wird man den Herausforderungen einer vernetzten Welt nicht gerecht, wenn man sich in vermeintlich übersichtliche Zeiten zurücksehnt. Auch eine Verweigerungshaltung wird nicht dazu führen, dass man mögliche Nachteile der Umwälzungen minimiert. Im Gegenteil, die Prozesse werden ohne unseren Einfluss ablaufen, ohne dass man Stoppschilder aufstellen und Verbesserungsvorschläge machen kann.

Beim Einsatz für den Freihandel geht es aber nicht nur um den unternehmerischen Erfolg im engeren Sinn. Bei der Öffnung