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Michael Pummer

Abenteuer im Reich der Fantasie

Spannende Geschichten für Kinder über Mut, Vertrauen und Stärke

Umschlaggestaltung von Michael Pummer

Illustrationen von Tom Vitek

Korrektur von Renate B. Pummer

Für meine Familie

und besonders für unsere Kinder

Katrin & Thomas

 

Impressum 2017

Copyright: © 2012 Michael Pummer

author@michael-pummer.com

Verlag und Druck: tredition GmbH,

Halenreie 42, 22359 Hamburg

Druck in Deutschland und weiteren Ländern

978-3-7439-6942-1 (Paperback)

978-3-7439-6943-8 (Hardcover)

978-3-7439-6944-5 (e-Book)

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Inhalt

Der spielgefÄhrte

Großvaters Tagebuch

Laura und die Eule

Der Schacht

Das Buch der Bowers

Bugsy

Ben hat Angst

Captain Young

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DER SPIELGEFÄHRTE

"Schatz, bitte nicht jetzt". Oft schon hatte Dennis diesen Satz von seinen Eltern gehört und von Mal zu Mal wurde er ungehaltener - oder war er sogar wütend? Langsam trottete er in sein Zimmer, schloss die Tür und setzte sich auf sein Bett. In einer Zimmerecke lag sein Saurier, sein Spielzeug, mit dem Dennis in letzter Zeit viel gespielt hatte. Es war ein T-Rex, genau wie er ihn sich gewünscht hatte - fast einen halben Meter groß und aus Stoff. Er liebte Saurier, hatte einige Bücher über die Urzeit und kannte auch viele Arten von Urzeittieren. Sein T-Rex aber war sein Lieblingssaurier.

Aber nicht heute - heute sah er ihn nur an, hatte aber keine Lust, mit ihm zu spielen. Dennis fühlte sich so allein, mit einem Saurier konnte man sich eine Zeit lang beschäftigen, aber irgendwie war es dann doch immer dasselbe. Einen Bruder müsste man haben, ja, das wäre toll. Mit einem Bruder könnte man die tollsten Sachen erleben - mit ihm Fußball spielen, auf Bäume klettern oder den Schuppen erkunden. Da könnte man sich vorstellen, er wäre eine Burg, die man erobert oder dieser Schuppen wäre ein Saloon, in dem man als Cowboy sitzen und Kartenspielen könnte. Man könnte so tolle Sachen erleben; angeln gehen und im nahen Wald eine Hütte bauen und - aber ich sitze hier alleine und habe keinen Bruder, dachte sich Dennis. Traurig und gelangweilt legte er sich auf sein Bett, zog ein Comicheft unter dem Kissen hervor und begann zu lesen.

Um halb sieben am nächsten Morgen klingelte der Wecker. Dennis zog sich an, nahm seinen Schulranzen und ging hinunter in die Küche. Dort war seine Mutter schon beschäftigt, das Frühstück zu bereiten. Er setzte sich an den Tisch und trank seine Milch. "Ist Dad schon wieder früher los?", fragte er seine Mom und diese bejahte. Sein Vater hatte viel auswärts zu tun und musste manchmal schon um fünf Uhr früh losfahren. Seine Mutter arbeitete in dem Büro eines Anwalts und normalerweise war sie da nur vormittags, wenn Dennis in der Schule war. Manchmal musste sie aber auch länger im Büro bleiben und das gefiel Dennis gar nicht. "Schatz, Mr. Rothman hat mich gebeten..." "ja, ja, ich weiß schon", fiel ihr Dennis ins Wort, "es wird heute wieder später". Lustlos nahm er seinen Schulranzen, verabschiedete sich von seiner Mutter und ging aus dem Haus. Der Schulbus war noch nicht da und so schlenderte er den Weg zur Straße und wartete dort.

Am Vormittag hatte es angefangen zu regnen und als Dennis aus dem Schulbus stieg, trat er prompt in eine Pfütze. Und als ob das noch nicht genug wäre, stolperte er kurz vor dem Haus und fiel der Länge nach in den Matsch. Dennis stand auf und sah an sich herunter, "na toll", sagte er laut und ging hinters Haus. Dort drehte er einen Stein um, unter dem ein Schlüssel lag. Das war ihr gemeinsames Versteck für den Fall, dass Mom und Dad nicht zuhause waren, wenn Dennis von der Schule kam.

Er betrat das Haus, stieg die Treppe hinauf und ging in sein Zimmer. Erst mal die nassen Sachen ausziehen, dachte er und streifte sich die Klamotten ab. Dann wollte er schon zum Schrank gehen, um sich eine frische Hose und ein T-Shirt rauszunehmen. Aber als er so halb ausgezogen dastand und fror, kam ihm eine Idee. Wie schön wäre jetzt ein heißes Bad, ja, das wäre toll. Aber sofort fiel ihm seine Mutter ein, die ihm ausdrücklich verboten hatte, ein Bad zu nehmen, wenn er allein wäre, das sei viel zu gefährlich, meinte sie. Überhaupt gab es ein paar Regeln, die Dennis zu beachten hatte, wenn er allein war. Niemals den Fön im Bad benutzen, kein Feuer anzünden und nicht an die Tür gehen, sollte da jemand klingeln. Das waren so ein paar der Regeln, die Dennis auch immer befolgte. Aber die Idee an das angenehm warme Wasser mit dem Schaum obendrauf war einfach zu verführerisch und außerdem war es ja erst halb drei und vor fünf Uhr würde Mom sicher nicht zuhause sein.

Er ging ins Bad, steckte den Stöpsel in den Abfluss und drehte das Wasser auf. Hoffentlich ist genug heißes Wasser da, dachte Dennis. Er schaute auf den Zeiger in dem kleinen Fenster an dem großen Boiler, der über der Wanne an der Wand montiert war und klopfte mit dem Zeigefinger darauf. Das Haus war schon alt und sie hatten nicht so eine moderne Anlage im Keller, wie er sie einmal bei Rick gesehen hatte. Der Boiler war groß, ein richtiges Monstrum, wie Dennis fand. Er hatte seinen Vater mal gefragt, wie viel Wasser in den Boiler passt und sein Dad meinte, dass da etwa hundert Liter drin wären. Eigentlich wunderte sich Dennis schon, wie so ein großer Behälter, der ja ziemlich schwer sein musste, an so kleinen Füßchen befestigt an der Wand hielt.

Das Wasser kam mit lautem Getöse aus dem Hahn und die Wanne füllte sich stetig. Er kippte etwas von dem Schaumbad ins Wasser und sofort fing der Schaum an zu wachsen. Dennis stellte sich vor, es sei ein Gebirge aus der Urzeit, welches aus dem Boden wächst und immer größer wurde. Er war ganz entzückt über sein Gebirge und es roch angenehm warm nach dem duftenden Schaumbad. Jetzt hatte er völlig vergessen, dass er eigentlich kein Bad nehmen durfte und zog rasch noch Unterhose und Socken aus. Dann stieg er vorsichtig in die Badewanne. Zuerst tauchte Dennis einen Zeh ein, dann den ganzen Fuß, um dann schließlich ganz in die Wanne zu steigen und langsam unterzutauchen.

So lag er in dem heißen Wasser wie sonst in seinem Bett und schloss die Augen. Als er so eine Weile da lag, riss er plötzlich den Kopf herum und schaute zur Tür. War da gerade jemand? Hatte er wirklich etwas gehört oder bildete er sich das nur ein? Gerade wollte er sich wieder zurücklehnen, da sah er auf dem Fußboden nasse Stellen. Dennis reckte den Kopf aus dem Wasser um sich das genauer anzusehen. Tatsächlich, da waren Wasserflecken, die Fußspuren glichen. Aber das war nicht möglich, er war doch die ganze Zeit über in der Wanne. Dennis überlegte, ob er vielleicht eingedöst war und darüber vergessen hatte, dass er kurz aus der Wanne gestiegen war, um - ja, um was zu machen? Nein, jetzt war er sich sicher, dass er nicht aus dem Wasser gestiegen ist. Aber irgendwie mussten diese Wasserflecken doch dorthin gekommen sein. Langsam wurde ihm etwas mulmig zumute, schließlich war Dennis erst neun Jahre alt und kein Erwachsener. Ein Erwachsener wäre kurz aufgestanden um nachzusehen, was da war. Aber nicht Dennis, nein, dazu fehlte ihm der Mut. Doch es ließ ihm keine Ruhe, er musste schließlich wissen, wie das passiert sein konnte. Er schluckte und merkte, wie er ein wenig zitterte. Langsam erhob er sich aus dem Wasser und stieg aus der Badewanne und als ob da jemand sein könnte, der ihn nackt sehen würde, griff er nach einem Handtuch und wickelte es sich um. Vorsichtig ging er zur Tür und spähte auf den Gang hinaus, immer in der Erwartung, gleich jemandem in die Augen zu schauen.

Langsam beruhigte er sich, denn auf dem Gang war niemand und hören konnte er auch nichts. "Dann ist wohl alles in Ordnung, du Spinner", sagte er laut zu sich selbst. Dennis drehte sich um und wollte wieder in Richtung Wanne gehen, als er totenblass wurde und schrie. Seine Knie wurden weich und er konnte kaum noch atmen. Er starrte zur Badewanne und glaubte nicht, was er sah. Im Wasser saß ein Junge und lächelte ihn an. Der Blick dieses Jungen war so ruhig und freundlich, dass die Angst, die Dennis verspürte und so plötzlich kam, ebenso schnell wieder nachließ. "Hallo", sagte der Junge, "komm doch wieder ins Wasser, du erkältest dich noch". Warum Dennis dies tat, wusste er selbst nicht, aber er ging zur Wanne und stieg wieder in das warme Wasser. Plötzlich verflog seine Angst völlig, er blickte den Unbekannten an und es kam ihm vor, als sei der sein Freund, den er schon lange kannte. "Hast du Spielsachen fürs Wasser?" fragte dieser. "Klar", antwortete Dennis, griff ins Regal und wischte mit der Hand ein paar Plastikschiffe, ein U-Boot und eine Quietschente ins Wasser. "Ich nehm´ das rote", sagte sein neuer Freund und führte das Schiff mit der Hand im Kreis, dazu ahmte er das Geräusch eines Motors nach. "Pass auf, wir werden angegriffen", rief der Junge und imitierte das Knallen von Kanonenschüssen.

"Hörst Du das?", fragte Dennis auf einmal. Plötzlich vernahm Dennis einen knarrenden Laut, dann noch einen. "Nein, ich höre nichts", meinte der Junge und spielte weiter mit den Schiffen. Warum Dennis eigenartig zumute war, wusste er nicht, aber dieses Geräusch kam ihm merkwürdig vor. "Wo ist das U-Boot", wollte der Junge wissen. "Es ist wahrscheinlich untergegangen", erwiderte Dennis. Er dachte nicht mehr über die Geräusche nach, die er gerade noch gehört hatte und war völlig ruhig. Er tastete den Boden der Wanne ab, bekam aber das U-Boot nicht zu fassen. "Ich tauche auf den Grund des Meeres und werde die Mannschaft retten, Sir", erklärte Dennis in militärischem Ton. Er holte tief Luft und steckte den Kopf in das Wasser, das schon ganz trüb war von der Seife. Er konnte seine Augen nicht öffnen, stellte sich aber vor, wie er zwischen Schlingpflanzen und Fischen umhertauchte.

Dann kam er wieder an die Oberfläche, um erneut Luft zu holen. Erstaunt blickte er sich um - wo war sein neuer Freund? Plötzlich saß Dennis allein in der Badewanne und konnte es nicht glauben. Dann hatte er sich alles nur eingebildet, dann war er also doch alleine und seine Fantasie hatte ihm einen Streich gespielt. Irgendwie war Dennis enttäuscht und ein wenig traurig. So erschrocken er anfangs war, so schön war es mit seinem neuen Freund gewesen.

Das Bad wurde langsam unangenehm kühl und Dennis ließ noch etwas heißes Wasser einlaufen. Er sah sich im Badezimmer um, weil er irgendwie noch nicht richtig glauben konnte, dass er sich seinen Freund nur eingebildet hatte. Plötzlich fielen ihm wieder die nassen Spuren ein und er blickte sofort zum Fußboden. Tatsächlich, da waren sie. Hatte er sich das Ganze doch nicht eingebildet? Oder waren es seine eigenen von vorhin?

Als er so darüber nachdachte, schweifte sein Blick weiter auf den Gang hinaus. Jetzt wurde es Dennis doch wieder mulmig - auf dem Fußboden im Gang sah er nasse Flecken und die, das wusste er ganz genau, waren vorher nicht da. Eilig erhob er sich und stieg aus der Wanne, ging zur Tür und blickte hinaus auf den Gang.

Auf einmal hörte er wieder diese eigenartigen Geräusche von vorhin, nur diesmal etwas deutlicher. Plötzlich knarrte und knirschte es laut hinter ihm, er drehte sich um und in diesem Moment löste sich das Monstrum von Boiler von der Wand und krachte mit ohrenbetäubendem Getöse in die Wanne. Das Wasser spritzte in einer großen Fontäne nach allen Seiten, die gusseiserne Badewanne zerbarst in tausend Scherben und der Boiler krachte mit voller Wucht auf den Boden, sodass die Fliesen zersprangen wie Eiskristalle. Dennis stand da und konnte nicht fassen, was er sah. Vor einer Minute noch saß er im Wasser und wenn er nicht aufgestanden wäre, um nach seinem Freund zu sehen - er konnte kaum zu Ende denken. Er wusste, wäre er in der Wanne geblieben, wäre er jetzt tot.

Hatte er sich alles nur ausgedacht oder hatte es seinen Freund wirklich gegeben, hatte der ihm vielleicht sogar das Leben gerettet? Völlig verstört stand Dennis da und begann zu weinen. Er ging langsam in sein Zimmer, ließ sich auf sein Bett fallen und weinte vor sich hin, bis er einschlief.

Durch das Klacken des Schlosses und das Rasseln des Schlüssels wurde Dennis wach. Er zog sich etwas über und lief die Treppe hinunter. "Mom", schluchzte er und fiel seiner Mutter in die Arme. Die sah ihn erschrocken an, hob ihn hoch und trug ihn zur Couch. Dennis schaute seine Mutter ernst an und fing schluchzend an, seine Geschichte zu erzählen. Seine Mom wusste zuerst nicht, ob sie ihren Sohn schimpfen oder sich darüber freuen sollte, dass ihm nichts passiert war. Aber sie blieb ruhig und nahm ihn wieder in den Arm. "Es tut mir leid, dass du öfter mal alleine bist, ich wollte, ich hätte mehr Zeit für Dich und weißt Du was, die werd´ ich mir nehmen. Ich seh´ ja, was passiert, wenn du alleine bist, dann geht deine Fantasie mit dir durch und du bekommst Angst". Dennis war erleichtert, zum einen, dass die ganze Geschichte gut ausgegangen war und zum anderen, dass seine Mom ihn nicht geschimpft hatte, weil er ja schließlich verbotenerweise ein Bad genommen hatte.

"Ich mach dir was zu essen, mein Schatz", sagte seine Mutter und meinte weiter "wenn du willst, darfst du heute bei uns im Bett schlafen. Geh schon mal in unser Schlafzimmer und leg dich hin, du darfst im Bett essen", seine Mom zwinkerte ihm zu. Dennis stand erleichtert von der Couch auf und lief die Treppe hoch. Oben angekommen ging er in das Schlafzimmer seiner Eltern - und erschrak. Quer durch das Zimmer führte eine Spur - mit nassen Fußabdrücken!

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GROSSVATERS TAGEBUCH

Claire stand wieder auf und nahm ihren Turnbeutel. "Du hässliche Kuh, warte nur bis zum nächsten Mal". Eric war sauer, musste ausgerechnet jetzt diese Frau vorbeikommen. "Lasst uns abhauen", herrschte er seine Kumpel an und sie machten sich auf den Weg. "Alles in Ordnung Kleine?", fragte die Frau, sie war sehr freundlich und Claire war froh, dass sie gekommen war. "Ja, danke, geht schon", erwiderte das Mädchen. Sie drehte sich um und machte sich auf den Heimweg.

Sie weinte leise, nicht viel, nur ein paar Tränen liefen ihr die Wangen herunter. Claire wusste einfach nicht, was sie machen sollte. Wenn ihr Vater doch nur richtig zuhören würde, ihr glauben würde. Aber der hatte nur seine Arbeit im Kopf. Und vielleicht noch seinen alten Dodge, an dem er am Wochenende immer schraubte oder ihn polierte. Wie sehr sehnte sich Claire nach einem schönen Gespräch mit ihrem Dad am Abend vor dem Kamin, aber davon wollte er nichts wissen. Ihre Mom hätte ihr bestimmt zugehört und natürlich Großvater. Fast vermisste sie Großvater mehr als ihre Mutter, aber das lag eben daran, dass Claire noch sehr klein war, als ihre Mutter diesen Unfall hatte. Großvater war es, der sich eigentlich um Claire kümmerte, ihr geliebter Großvater. Wie oft ließ er mit ihr den Drachen steigen oder sie machten lange Spaziergänge unten am Fluss entlang. Der einzige, der Claire wirklich zugehört hatte, war Großvater, der sie auch abends ins Bett gebracht hatte. Wie sehr liebte es Claire, wenn er sie zudeckte und ihr einen dicken Gute-Nacht-Kuss auf die Wange drückte. Dabei roch er so gut nach Rasierwasser und seinem Pfeifentabak. Ja, ihren Großvater vermisste sie sehr.

Am Freitagmorgen, als der Wecker klingelte, wurde Claire wach und sah aus dem Fenster. Draußen schien bereits die Sonne, aber Claire konnte sich kaum darüber freuen. Ein Tag noch, dachte sie, dann ist endlich wieder Wochenende. Zwei Tage, an denen sie ihre Ruhe hatte, zwei Tage, an denen ihr niemand was antat. Sie nahm ihre Tasche, schob noch ein Buch hinein und ging nach unten. "Morgen, Clairchen", ihr Vater war bester Laune, klar, es war Freitag, das bedeutete, nur den halben Tag arbeiten und später wieder an seinem Oldtimer schrauben. "Hast du gut geschlafen?", wollte ihr Dad wissen. "Ja, willst du auch Toast, Dad?", fragte sie, aber ihr Vater schüttelte den Kopf. "Also, ich muss dann los, wir sehen uns später. Hey, was hältst du davon, wenn wir abends den Grill anwerfen?" Claire überlegte nicht lange, "klar, das wäre toll". Sie hatten manchmal nette Abende zusammen, an denen sie grillten oder am Feuer saßen, vielleicht auch mal eine Quizshow sich im Fernsehen zusammen ansahen - nur reden wollte Dad nicht. Bestenfalls belangloses Zeug, dass sein Kumpel Dave sich demnächst einen alten Ford F150 zulegen wollte oder dass sie sich wieder mal um den Garten kümmern müssten.

Aber wenn Claire DAS Thema ansprach, wollte er nichts davon wissen. "Claire, du bist alt genug, um das selbst in die Hand zu nehmen." "Aber Daddy", warf Claire ein. "Was meinst du eigentlich, wie lange das so gehen soll. In ein paar Jahren bist du erwachsen, meinst du, da hast du immer jemand, der dir das Händchen hält?", entgegnete ihr Vater. Claire blickte zu Boden und sagte nichts mehr. "Bis dann und sei brav in der Schule, hörst du?", ihr Vater ging aus der Tür und verschwand um die Ecke.

Erst hatte sie Eric gar nicht bemerkt. Claire kam um die Biegung des langen Weges durch den Park. Da stand er plötzlich und grinste sie an. "Na, Zuckerpüppchen, wolltest wohl schnell nach Hause?" Claire erschrak und blieb stehen. Musste Eric heute nicht eine Stunde nachsitzen? Egal, das half ihr jetzt auch nichts, da stand er, natürlich nicht alleine. Links von Eric stand Paul und rechts von ihm kniete Tom am Boden und band gerade sein Schuhband. Langsam kamen die drei auf Claire zu. Sie hatte Angst. Bisher fühlte sie nur ein Unbehagen, wenn sie Eric sah, normalerweise kam sie glimpflich davon, aber heute wohl nicht, das wusste sie. Vielleicht hätte Claire doch nicht zu Mrs. Cutter gehen sollen, aber endlich hatte sie sich durchgerungen, nach langem Überlegen. Und Eric wusste genau, dass Claire es war, die ihn verpetzt hatte.

Es brannte sehr, als die flache Hand von Eric ihre Wange mit voller Wucht traf und sie konnte die Tränen nur schwer unterdrücken. Am liebsten hätte sie zurückgeschlagen, aber sie waren zu dritt, niemals hätte Claire nur die geringste Chance gehabt. Natürlich schlug sie nicht zu, sondern hob ihre Tasche auf, die auf den Boden gefallen war. Die Jungen lachten und klopften sich auf die Schenkel. Einen Moment waren sie abgelenkt und das nutzte Claire aus. So schnell sie nur konnte rannte sie los. Ein paar Meter hatte sie geschafft, als Tom schrie "he, sie haut ab". "Lass sie, die macht sich doch jetzt schon in die Hose. Die kriegen wir das nächste Mal". "Aber dann richtig" warf Paul ein. Claire lief weiter so schnell sie konnte und merkte, dass sie nicht verfolgt wurde.