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Meiner Familie

Christoph-Maria Liegener

Die kleine Poetix-Anthologie

Dritte, erweiterte Auflage

© 2017 Christoph-Maria Liegener

Autor: Christoph-Maria Liegener

Verlag: tredition

ISBN:

978-3-7439-5839-5 (Paperback)

978-3-7439-5840-1 (Hardcover)

978-3-7439-5841-8 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Vorworte

Prosa

Manchmal braucht man einen Schubs

So könnte man sich einigen

Wie Herr A. einmal spekulierte

Ein besonderer Königssohn

Das Gespenst vom Montmartre

Warum die Kinder Ostereier suchen müssen

Der rot-weiß gekleidete Weihnachtsmann

Der verzauberte Königssohn

Das Einhorn und der Mond

Weiße Weihnachten

Ein Wiedersehen

Miteinander gehen

Der Abgrund

Lyrik

Herzschmerz

Großer Mist

Schäfchen zählen

Schlummertaste

Mein Computer

Die Liebe und die Rose

Lebensende

Carpe diem

Geometrisches Essen

Der dunkle Fluss

Schatten

Die Pflaume und die Fliege

Regen

Haiku (Springkraut)

Der Bergsee

Die beste Frau

Herbst

Blätter im Herbst

Im Herbst des Lebens

Was braucht man zu Weihnachten?

Weihnachtsabend

Weihenacht

Weihnachtsstollen

Kinderschreinacht

Nacht der Engel

Winternacht

Karneval

Winter

Frühling

Haiku (Regen)

Der freche Sommer

Weizen im Wind

Die Leere des Sommers

Der Wahrheitsbaum

Hoffen

Tierasyl

Der ungestriegelte Beagle

Die nicht patzenden Katzen

Der allzu kleine Igel

Vollmond

Begegnung im Nebel

Romeo und Julia reloaded

Rendezvous im Schatten

Haiku (Tulpe)

Wir malen

Malen im Wald

Das Blasophem

Das Bildnis der Eltern

Einsamer Cowboy

Das Gesicht

Überstürzte Hochzeit

Geschwindigkeit

Die schäumende Zeit

Philemon und Baucis

Einfach nur da sein

Geschenkte Zeit

Mutter Zeit

Haiku (Stoppelfelder)

Haiku (Kirschbäume)

Warum?

Solarisation

Rauchgebet

Das Ende

Trost

Sein und Vergehen

Das Grau

Sternengesänge

Der versaute Witz

Gedichte-Karussell

Anerkennung

Zu viel für zwischendurch

Schluss

Vorworte

Vorwort zur dritten Auflage

Nochmals sind neue Texte hinzugekommen und einige der bisherigen überarbeitet worden.

Vorwort zur zweiten Auflage (Juli 2017)

In dieser zweiten Auflage sind einige neue Texte hinzugekommen. Jene, die aus der ersten Auflage übernommen wurden, sind durchgesehen und in Details noch einmal überarbeitet worden. An einer Stelle konnte ich nicht widerstehen, doch einen Kommentar zu einem Gedicht hinzuzufügen.

Insgesamt entstand eine aktualisierte kompakte Übersicht über das Werk, das unter dem Namen Poetix kursiert, eine Übersicht, die unter anderem auch bisher unveröffentlichte Texte enthält.

Vorwort zur ersten Auflage (November 2016)

Die Zeiten ändern sich. In der Moderne verspottete man alles Rückwärtsgewandte. In der Postmoderne wurde vieles, was vorher verspottet worden war, wiederentdeckt. Man integrierte verschiedene Sichtweisen, zitierte Altes, erkannte die Vielschichtigkeit der Sichtweisen auf die Welt. Inzwischen hat sich ein Pluralismus der Kunstformen allgemein durchgesetzt. Um mit Goethe zu sprechen: „Erlaubt ist, was gefällt.“ So dürfen auch in diesem Band klassische Gedichtformen ihren Platz finden, Formen, die nicht „neu“ sind, jedoch mit neuen Inhalten gefüllt werden.

Weiterentwickeln darf sich die Kunst und jeder Einzelne – das ist gewünscht, aber bitte ohne Zwang. Auch Poetix hat sich weiterentwickelt und geändert, in Maßen und ohne das Alte über Bord zu werfen. Poetix ist mein Pseudonym in verschiedenen Internet-Foren, Foren für Lyrik und Prosa. Schon drei Versuche habe ich gestartet, meine unter diesem Pseudonym veröffentlichten Werke in Buchform zu bringen. Dies ist also der vierte. Einige der enthaltenen Werke sind neu, andere sind alt. Von den alten Werken wurden einige originalbelassen, andere geändert. Diese Freiheit möge mir gewährt sein. In noch einer Hinsicht unterscheidet sich diese von den vorherigen Poetix-Anthologien: Auf Kommentare zu den einzelnen Werken wurde im Interesse der Übersichtlichkeit diesmal verzichtet. So entstand eine Kurzfassung, die trotzdem repräsentativ sein dürfte.

Christoph-Maria Liegener

Prosa

 

Manchmal braucht man einen Schubs

Ein herrlicher Sommertag neigte sich seinem Ende zu. Herr A. saß mit Frau B. im Biergarten. Es war ein gemütliches Tête-à-tête, wie die beiden es sich von Zeit zu Zeit gönnten.

Sie hatten sich bei der Arbeit in der Firma kennengelernt. Herr A. hatte sich gleich auf den ersten Blick in Frau B. verliebt, als diese in seiner Abteilung anfing. Nur hatte er sich am Angang nicht getraut, ihr etwas zu sagen. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis er sich eines Tages ein Herz gefasst und Frau B. zum Essen eingeladen hatte.

Nun gingen sie schon ein Jahr miteinander aus. Gern wäre Herr A. seiner Begleiterin auch körperlich nähergekommen. Wie hübsch sie aussah in ihrem weißen Sommerkleidchen! Die blonden Locken glänzten golden in der Sonne, ihr großen blauen Augen blitzten verführerisch, der Kirschmund lächelte freundlich. Seine Hormone spielten verrückt, aber er wusste beim besten Willen nicht, wie er sich ihr nähern sollte. Noch nie hatte er ein Mädchen oder eine Frau richtig geküsst. Er war eben das Gegenteil von einem Draufgänger.

Sie saßen also da auf der Bierbank und tranken ihr Bier, als plötzlich ein riesiger Kellner auf sie zukam – ein wahrer Hüne, ein muskelbepackter Koloss. Er hätte furchteinflößend wirken können, wenn er nicht so ein freundliches Gesicht gehabt hätte. Wortlos trat er an ihre Bierbank heran, packte das eine Ende und stemmte es in die Höhe – an die zwei Meter hoch! Herr A. und Frau B., die am anderen Ende saßen, purzelten herunter, und zwar dergestalt, dass Frau B., die näher zum Kellner saß, auf Herrn A. fiel, der sich ans Ende gesetzt hatte. Im Fallen klammerte sich Frau A. haltsuchend an Herrn A., der unsanft auf seinem Hinterteil landete.

Pardauz!, da lagen sie auf der Erde, Frau B. auf Herrn A., und sahen sich verdutzt an.

„Du hast mich aufgefangen. Danke, mein Held!“, hauchte Frau B. und drückte Herrn A. einen Kuss auf die Lippen. Ihre Arme waren immer noch um seinen Hals geschlungen. Sie löste sie auch jetzt noch nicht. Im Gegenteil, sie schmiegte sich noch enger an Herrn A. und sah ihm tief in die Augen.

Herr A. war völlig perplex. Nur langsam kam sein begriffsstutziges Hirn in Gang, die Gedanken ratterten und formierten sich schließlich zu der Erkenntnis: Das war die Gelegenheit – er musste sie zurückküssen! Herr A. nahm all seinen Mut zusammen und gab Frau B. seinerseits zaghaft einen Kuss.

Diese erwiderte den Kuss, Herr A. machte weiter, diesmal etwas feuriger, und die Sache nahm ihren Lauf. Die Küsse wurden leidenschaftlich und bald waren die beiden in eine hemmungslose Knutscherei versunken, vergaßen Ort und Zeit. Als sie endlich zu sich kamen, war es spät geworden. Sie beschlossen, zu ihm zu gehen, und verließen engumschlungen den Biergarten.

Herr A. schwebte auf Wolke sieben. Er war überglücklich und schloss kurz die Augen. So konnte er nicht sehen, wie seine Begleiterin in diesem Moment den Kopf wandte und dem riesigen Kellner fröhlich und verschwörerisch zuzwinkerte.

 

So könnte man sich einigen

Eine Realsatire