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Inhalt

  1Hasen haben das Sagen

  2Gefahr im Garten

  3Eine tolle Party

  4McGregor junior hat einen ganz schlechten Tag

  5Probleme im Paradies

  6Neue Freunde?

  7Wilde Verfolgungsjagd

  8Fahrt ins Unbekannte

  9Neue beste Freunde?

10Ein Hase rächt sich

11Schluss mit lustig!

12Bea eilt zu Hilfe

13Peters grandioser Plan

14Zwei kleine Hasen in der großen Stadt

15Die große Flucht

16Bea erfährt die Wahrheit

17Ein Garten ist für alle da

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Hasen haben das Sagen

Es ist ein herrlicher Tag in der allerschönsten Landschaft von ganz England. Die Sonne scheint auf die sanften Hügel, smaragdgrünen Wiesen und Flüsse im Lake District. Als ein Schwarm Spatzen in geordneter Formation über diese Idylle fliegt, ist ihr liebliches Gezwitscher weithin zu hören.

Alles ist friedlich, bis plötzlich ein Fellbündel mit flauschigen Ohren über die Wiese flitzt.

Es ist Peter Hase, unser Held. Er ist ein junger Hase mit einer blauen Jacke und ohne Hose. Ein Hase, der offenbar etwas Wichtiges vorhat. Entschlossen und clever wie er ist, schlägt er Schnappeschlau – einem Fuchs, der immer Appetit auf leckere Hasen hat – ein Schnippchen, indem er rasch auf einen Baum klettert, vorbei an Eichhörnchen Nusper.

Nun rennt er auf einen kleinen Fluss zu, und um möglichst schnell auf die andere Seite zu gelangen, schreckt er nicht davor zurück, kurz auf die Ente Jemima Pratschel-Watschel zu springen.

Ein Frosch sitzt reglos auf einem Seerosenblatt und angelt.

„Zum Garten, hm?“, ruft Jeremias Quaddel Peter Hase zu. „Irgendwann dieser Tage kriegt er dich noch.“

„Ich hab vor nichts Angst“, ruft Peter lachend, doch als ein Fisch aus dem Wasser springt, zuckt er erschrocken zusammen. Nun ja, sagen wir so: An Land hat unser Held vor nichts Angst.

Peter hüpft auf ein Steinmäuerchen, wo er kurz aufgehalten wird von Mrs Tiggy-Wiggel, einer Igeldame mit einer weißen Schürze. Doch ihr werdet bald merken, dass sich unser Held nie lange ausbremsen lässt.

Peter sprintet über die saftigen grünen Wiesen zu einem Baum, auf dem bereits sein Cousin Benjamin sitzt. Es ist ein ganz besonderer Baum, weil er den besten Ausblick auf Peters Ziel bietet.

Peter nimmt behände neben seinem Cousin Platz, blickt den Hügel hinunter und sieht einen alten Mann, der mit sichtlicher Mühe einen Rasenmäher vor sich herschiebt. Das Gesicht des alten Mannes ist von der Sonne gegerbt, und er wirkt alles andere als fröhlich. Dieser Mann ist der alte McGregor, und sein Gemüsegarten ist das Ziel von Peters Mission.

„Ich glaube nicht, dass du genügend Zeit hast“, sagt Benjamin und sieht Peter besorgt an. „Du solltest lieber auf eine bessere Gelegenheit warten.“

„Ach was, du machst dir immer zu viele Gedanken“, sagt Peter.

„Einer von uns muss sich ja mal Gedanken machen“, antwortet Benjamin, doch da ist Peter schon vom Ast gesprungen und davongeflitzt.

Benjamin will ihm folgen, doch in seiner Eile plumpst er vom Baum. Benjamin ist ein kluger und hilfsbereiter Hase, mit Ohren, die aussehen, als seien sie verkehrt herum angewachsen!

Benjamin ist nicht der Einzige von Peters Familie, der an diesem Tag unterwegs ist. Ganz in der Nähe von McGregors Garten sind drei weitere Häschen zu sehen, die eine einzelne, mickrige Brombeere ergattern wollen, die ganz oben am Strauch wächst. Die Häschen stehen eins auf dem anderen. Das Ganze sieht ziemlich wacklig aus und kann nur bedeuten, dass am Ende eines herunterpurzeln wird.

„Höher!“, ruft das oberste Häschen namens Wuschelpuschel.

„Warum muss ich immer ganz unten sein?“, lispelt Flopsi, das dritte Häschen.

„Weil du die Jüngste bist“, sagt Mopsi, in der Mitte.

„Aber nur um sechzehn Sekunden!“, gibt Flopsi zu bedenken.

Peter läuft zu seinen drei Schwestern, genau in dem Moment, als Flopsi umfällt. Natürlich gehen auch Wuschelpuschel und Mopsi mit zu Boden. Die drei Häschen schütteln sich kurz und sehen ihren großen Bruder an. Sie lieben Peter Hase.

„Ich gehe jetzt rein“, verkündet Peter.

„Schau, wir haben ein paar Brombeeren gefunden!“ Flopsi zeigt ihm zwei vertrocknete, verschrumpelte Beeren, die wahrlich nicht sehr lecker aussehen.

„Das sind keine Brombeeren. Waren sie vielleicht mal“, sagt Peter. Er weiß, dass er für seine Schwestern bessere Leckereien auftreiben kann. „Dort!“, sagt er mit Blick auf McGregors Gemüsegarten. „Das dort unten steht uns zu. Und wir werden es auch bekommen!“

„Darf ich diesmal mitkommen?“, fragt Wuschelpuschel.

„Nein, ihr müsst wie immer Schmiere stehen. Das ist sehr verantwortungsvoll, wirklich. Also, ab auf eure Plätze! Es wird lustig werden!“ Peter zwinkert seinen Schwestern zu.

Er freut sich auf seine Mission, doch er weiß, dass er seine Familie nicht in Gefahr bringen darf. Deshalb muss er allein in McGregors Garten gehen.

Wenig später nehmen die Drillingsschwestern ihre Spähposten ein. Das haben sie schon oft getan, und sie wissen genau, wo sie sich hinsetzen müssen. Mit großen Augen sehen sie ihren Bruder auf das Gartentor von McGregor zurennen.

Peter blickt zum ratternden Rasenmäher und sieht, dass McGregor noch einiges zu mähen hat. Peter zwängt sich unter dem Gatter durch. Im Garten angekommen, zögert er nicht lange und wirft mit aller Kraft Obst und Gemüse über den Zaun, direkt in Benjamins wartende Arme. Benjamin fängt die Sachen wie ein Profi auf und wirft sie zu den drei Schwestern weiter, die oben in den Bäumen sitzen.

„Okay, das reicht!“, ruft Benjamin, als immer noch mehr Sachen über den Zaun fliegen. „Komm zurück!“

Doch Peter ist so richtig schön in Fahrt und wirft weiter.

„So großen Hunger haben wir gar nicht! Das ist viel zu viel!“, versucht Benjamin, ihn zu bremsen.

Ahnungslos mäht McGregor derweil weiter. Er weiß natürlich nicht, dass unser Held gerade seinen Gemüsegarten plündert. Peter kennt die Hasenfallen, die McGregor im ganzen Garten aufgestellt hat, und hüpft fröhlich über sie hinweg. Keine Falle auf der Welt kann Peter stoppen!

Doch plötzlich verstummt der Rasenmäher. Stille macht sich breit. Peter und die anderen Hasen starren auf McGregor. Sie sehen, dass der gemeine, alte Farmer unter seinen Rasenmäher schaut und vor sich hin schimpft. Dann lässt er den Rasenmäher stehen und geht durch das Gatter in seinen Gemüsegarten, direkt auf Peter Hase zu!

Jetzt sitzt Peter in der Falle – und dafür braucht es nicht mal eine Hasenfalle!

Die drei Schwestern halten vor Schreck die Luft an. Sie müssen ihrem großen Bruder helfen! Flopsi und Mopsi fuchteln mit den Armen und wackeln mit den Ohren, um Peter zu warnen. Als der Mann nach rechts geht, deuten die Schwestern nach links. Peter befolgt ihre Signale, doch dann … KLACK! Er ist aus Versehen gegen eine Falle getreten, die zuschnappt. McGregor wirbelt herum. Er weiß, dass etwas nicht stimmt. Er weiß, dass jemand – oder etwas – in seinem Garten ist.

„Haa-se!“, brüllt er dann.

Peter blickt zu seinen Spähern und sieht, dass seine Schwestern und Benjamin die Ohren nach hinten gelegt haben. Das bedeutet: Gefahr! Gleich wird es für Peter brenzlig.

KLACK! Eine zweite Falle schnappt zu. Doch diesmal war es nicht Peter. Es war Wuschelpuschel, die eine Falle zuschnappen ließ, indem sie vom Zaun aus einen Rettich hineingeworfen hat. Das Geräusch soll Mr McGregor für kurze Zeit ablenken – und es klappt! Der Farmer blickt sich suchend um. Wuschelpuschel sorgt für noch weitere Ablenkungen, und Peter ist fast schon am Tor. Doch dann packt ihn wieder mal der Übermut, wie so oft.

Er erspäht eine reife, saftige Tomate. Die muss er unbedingt noch haben. Peter macht einen Satz. Die anderen versuchen, ihn zu warnen: NICHT! Doch Peter Hase kann nicht anders.

Benjamin versucht, sich mit seinen Schlappohren die Augen zuzuhalten. „Ich kann nicht hinschauen!“

Der alte McGregor steht genau zwischen Peter und dem Tor. Peters Schwestern machen Peter Zeichen, als er versucht, dem Farmer auszuweichen. McGregor ist fast schon bei ihm. Peter ist verloren!

KLACK! Wuschelpuschel hat ein weiteres Radieschen geworfen und eine Falle ausgelöst, die ganz woanders steht. McGregor läuft hin. Peter hat wieder freie Bahn. McGregors Bart hängt bis zum Boden, als er sich hinkniet und in die Falle späht. Die Versuchung ist zu groß für Peter. Vorsichtig schiebt er eine der Fallen direkt unter McGregors Bart und löst sie mit einer Karotte aus. KLACK!

McGregor stößt einen lauten Schrei aus und will herumwirbeln. Doch sein Bart ist in der Falle eingeklemmt.

„Haa-se! Ich stecke dich in eine Pastete!“, brüllt er und versucht verzweifelt, seinen Bart loszumachen.

Peter sieht zu, dass er ganz schnell zum Tor kommt. Doch wieder packt ihn der Übermut, und er dreht noch einmal den Kopf, um sich am Anblick von Mr McGregor mit dem eingeklemmten Bart zu erfreuen … doch dabei verheddert er sich in einem Stachelbeernetz.

Mühsam reißt er sich los. Nun hat die Jacke ein Loch.

Der alte McGregor rast vor Wut. Er hat sich inzwischen ebenfalls befreit und rennt mit erhobener Harke auf Peter Hase zu, der bereits am Tor ist. Wuschelpuschel versucht es mit weiteren Ablenkungsmanövern, doch sie helfen nicht. Die Harke saust mit großer Wucht auf Peter nieder und nagelt ihn an seiner Jacke auf dem Boden fest.

Ist dies das Ende für Peter Hase? Natürlich nicht! Peter schlüpft flugs aus seiner Jacke, lässt sie liegen und zwängt sich unter dem Tor hindurch in die Freiheit! Doch als alle Hasen denken, das Schlimmste sei überstanden, wird das Tor aufgerissen. McGregor lässt seine Harke erneut auf Peter Hase niedersausen. Nur mit einem tollkühnen Satz kann Peter sich in letzter Sekunde retten und entkommt um Haaresbreite dem sicheren Tod. Es ist, als könne er plötzlich fliegen! Als habe er Superkräfte! Aber Hasen haben nun mal keine Superkräfte.

Dafür haben sie Schutzengel. Und Peters spezieller Schutzengel ist ein Mensch, der Peter Hase in der Luft aufgefangen hat. Es ist Bea.

„Oh, Sie sind’s“, brummt McGregor.

„Guten Morgen, Mr McGregor! Was für ein herrlicher Morgen!“, sagt die reizende, aber auch resolute Bea.

Bea wohnt im Nachbarhaus, und sie und McGregor könnten unterschiedlicher nicht sein.

„Geben Sie mir den Hasen!“, faucht McGregor.

Bea hält Peter fest. Sie betrachtet ihn zärtlich und besorgt.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragt Bea Peter. Sie hat keine Angst vor Mr McGregor. In Peters Augen kann sie lesen, dass er ‚absolut in Ordnung‘ ist. Seine Augen sagen auch ‚Danke‘.

„Das ist mein Garten!“, schimpft McGregor.

„Gut, das gebe ich gleich weiter“, sagt Bea. Sie wendet sich wieder an Peter. „Das ist sein Garten, verstanden?“ Dann blickt sie wieder auf McGregor. „So, jetzt wissen wir alle Bescheid, und die Hasen werden ihren natürlichen Instinkt zur Futtersuche in Zukunft gewiss unterdrücken“, sagt sie spöttisch.

„Das nächste Mal wird mit Sicherheit sein letztes Mal sein“, droht McGregor. Er bückt sich, um das restliche Obst und Gemüse aufzusammeln, das Peter über den Zaun zu Benjamin geworfen hat.

„Schöne Melonen“, merkt Bea an.

McGregor wendet sich ab und schlägt frustriert mit seiner Harke auf die Melone. Sie platzt, und ihr Inhalt spritzt in alle Richtungen. Die Melonenstückchen regnen auf die Häschen herab. Sie weichen zuerst zurück, doch dann merken sie, wie lecker es schmeckt. Die Melone ist zuckersüß! Begeistert lecken sie ihre Gesichter ab. McGregor kehrt verärgert in seinen Garten zurück und schlägt das Tor hinter sich zu.

„Danke für die reizende Unterhaltung!“, ruft Bea ihm nach. Ihre letzten Worte gehen in einem lauten Donner unter. Dunkle Regenwolken öffnen ihre Schleusen, und es gießt plötzlich wie aus Kübeln.

„Kommt, meine Süßen. Ich gebe euch etwas zu trinken“, sagt Bea und führt die ganze Rasselbande zu ihrem kleinen Landhaus, wo sie vor dem Regen geschützt sind.