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Über dieses Buch:

Alles, was die mutigen Zeitreisenden nach ihren vielen Abenteuern wollen, ist, endlich nach Hause zu kommen. Doch plötzlich befällt sie die geheimnisvolle Zeitkrankheit, und sie müssen die Maschine stoppen. So landen sie mitten in Asien – im Jahr 1220! Der berühmt-berüchtigte Dschingis-Khan steht vor den Toren der prächtigen Stadt Sarmakand, um sie einzunehmen. Im Chaos der Schlacht müssen die Kinder und Professor Ambrosius nicht nur um ihr Leben fürchten, sondern verlieren obendrein ihre Zeitreisemaschine. Wie sollen sie denn so je wieder heimkommen? Der Professor hat eine Idee – doch die birgt schreckliche Gefahren …

Über die Autorin:

Marliese Arold, Jahrgang 1958, entdeckte schon als Kind ihre Leidenschaft für Geschichten. Statt Schriftstellerin wurde sie aber erst mal Bibliothekarin. Seit der Geburt ihrer Kinder schreibt sie selbst – über 180 Bücher sind es mittlerweile, die in 20 Sprachen übersetzt wurden. Sie lebt mit ihrem Mann in Erlenbach am Main.

Bei jumpbooks veröffentlicht sie auch:

SOKO Ponyhof, Band 1: Gefahr in den Ferien

SOKO Ponyhof, Band 2: Das gestohlene Gemälde

SOKO Ponyhof, Band 3: Die Jagd nach dem Dieb

SOKO Ponyhof, Band 4: Mädchen vermisst

ZM – streng geheim, Band 1: Das Geheimnis des alten Professors

ZM – streng geheim, Band 2: Grabraub im Tal der Könige

ZM – streng geheim, Band 3: Die Sonnenstadt von Ol-Hamar

ZM – streng geheim, Band 4: Die Feuerhexe

ZM – streng geheim, Band 5: Das Rätsel von Machu Picchu

ZM – streng geheim, Band 6: Der Herrscher von Atlantis

ZM – streng geheim, Band 7: Die Geisterhand Roms

Weitere Bücher sind in Vorbereitung.

Die Autorin im Internet: www.marliese-arold.de

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eBook-Neuausgabe Februar 2018

Copyright © der Originalausgabe 1984 Pelikan AG – D-3000 Hannover 1

Copyright © der Neuausgabe 2018 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2018 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Esteban de Armas

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (sh)

ISBN 978-3-96053-210-1

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Marliese Arold

ZM – streng geheim

Band 8: Der Schatten des Dschingis Khans

jumpbooks

Wer geht auf Abenteuerjagd?

Ambrosius Kohler

Spinner oder Genie? Er ist Professor der Physik und hat früher an Hochschulen unterrichtet. Aber man hat ihn gefeuert. Seitdem ist der große, hagere Mann ziemlich launisch und verkriecht sich am liebsten in seine vier Wände. Mit seinen langen, grauen Haaren, seiner dicken Hornbrille und seinem geistesabwesenden Gesichtsausdruck macht er auf Fremde keinen besonders freundlichen Eindruck. Manche halten ihn sogar für verrückt. Doch das ist dem Professor nicht einmal so unrecht. Dann lassen ihn die Leute wenigstens in Ruhe, und er kann ungestört seiner Arbeit nachgehen. Über seinen merkwürdigen Erfindungen vergißt er oft alles andere. Übrigens ist er der Großonkel von Michael und Heike Jaschke, auch wenn er normalerweise mit der ganzen Verwandtschaft verkracht ist.

Michael Jaschke

liebt nichts mehr als Krimis und Gruselgeschichten. Bei einem Skelett kann er schon mal schwach werden. Zum Ärger seines Deutschlehrers besitzt Michael eine überschäumende Phantasie. Was in seinen Aufsätzen steht, klingt nicht immer glaubhaft. Aber die Schule ist Michael ziemlich schnuppe. Für einen Elfjährigen gibt es wichtigere Dinge, findet er. Mit seinem blonden Haar, seinen blauen Augen und den unzähligen Sommersprossen sieht Michael seiner Schwester überhaupt nicht ähnlich. Aber trotz seiner kurzen runden Arme und Beine ist er flinker, als man denkt.

Heike Jaschke

schwärmt für Tiere, besonders für Pferde. Von Skeletten hält die Dreizehnjährige nicht viel – im Gegensatz zu ihrem Bruder. Sie ist groß und schlank, hat grüne Augen und braunes Haar, das sie meistens zu einem Pferdeschwanz zusammenbindet. Niemand würde sie für Michaels Schwester halten – nur ihre Stupsnasen gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Das Lernen fällt Heike leicht, und obwohl sie in der Schule eine der Besten ist, bildet sie sich nichts darauf ein. Überhaupt ist sie ein echter Kamerad und verliert selbst in heißesten Situationen nicht den Kopf – auch wenn ihr das Herz manchmal ziemlich flattert. Ihr Wahlspruch ist: Erst denken, dann handeln!

Thomas Pahl

kennt mit seinen vierzehn Jahren nur ein Ziel: Er will Detektiv werden. Seine Spürnase ist fast noch besser als die von Moorteufel, seinem Hund. Das Fell des Labradors ist ebenso schwarz wie die Locken des schlaksigen Jungen, aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb Moorteufel Thomas’ bester Freund ist. Der Hund ist nämlich ein Geschenk von seinem Vater, der inzwischen gestorben ist.

Mit seinem Stiefvater kommt der Junge nicht zurecht, und daher geht er ihm am liebsten aus dem Weg. Thomas weiß, wie wichtig es ist, Augen und Ohren offenzuhalten. Es macht ihm Spaß zu kombinieren, allerdings schießt er dabei manchmal übers Ziel hinaus.

Kapitel 1
Zeitpest

»Merkwürdig«, murmelte Professor Ambrosius, während er das Schaltpult seiner Maschine überwachte. »Irgend etwas zieht uns ständig nach Osten. Ich kann die Zeitmaschine einfach nicht lenken.« Er hantierte an verschiedenen Knöpfen, schüttelte aber dann den Kopf. »Sieht so aus, als müßten wir einen kleinen Umweg um den Erdball herum machen, bevor wir nach Hause kommen.«

»Hauptsache, wir schaffen es überhaupt«, meinte Heike. Besorgnis stand auf ihrem Gesicht. Nach dem Abenteuer in Rom sehnte sie sich danach, heimzukommen und sich erst einmal von den erlebten Strapazen zu erholen. Ja, in diesem Augenblick hätte sie sogar lieber Langeweile in Kauf genommen, als weiterhin mit der Zeitmaschine im Ungewissen herumzukurven.

Aber leider ließ sich die Maschine nicht von Heikes Gedanken beeinflussen.

»Vielleicht ist sie beschädigt worden, als wir Rufus von der Insel holten«, vermutete Michael. »Er hat ja wie ein Irrer auf das Schaltpult eingedroschen.«

»Möglich«, erwiderte der Professor. »Ich bin jedoch der Ansicht, daß es sich eher um eine Störung in der Zeitwellen- Atmosphäre handelt.«

»Zeitwellen-Atmosphäre?« wiederholte Thomas, der zum erstenmal davon hörte.

»Natürlich, das ist doch ganz klar.« Der Professor seufzte und wollte gerade zu einer umständlichen Erklärung ansetzen, aber da beanspruchte Moorteufel die ganze Aufmerksamkeit. Der Hund fiel plötzlich von seinem Sitz herunter und wälzte sich auf dem Boden. Dabei winselte er erbärmlich und krümmte sich zusammen. Er mußte starke Schmerzen haben.

»Was ist mit ihm los?« rief Michael.

Thomas ließ sich neben dem Hund nieder und befühlte seinen Körper. Ein Zittern lief durch Moorteufels Leib.

»Er stirbt«, stieß Thomas aus. »Ich weiß nicht, was er hat, aber er stirbt!« Jegliche Farbe war aus dem Gesicht des Jungen gewichen.

Der Professor runzelte die Stirn. »Hat er etwas Schlechtes gefressen?« fragte er. Doch plötzlich verzerrte sich sein Mund. Er griff sich mit der Hand an die Kehle und ächzte. Seine Augen quollen aus den Höhlen. »Luft!« keuchte er mühsam. Seine Knie knickten ein. Er klammerte sich ans Schaltpult.

Heike wollte ihn stützen, doch im selben Moment fuhr ein messerscharfer Schmerz durch ihren Kopf. Sie stemmte stöhnend ihre Handflächen gegen die Schläfen. Vor ihren Augen tanzten helle Lichtfunken. Sie war unfähig, irgend etwas zu denken oder zu tun. Sie merkte, wie ihr allmählich die Sinne schwanden.

»Zeitk–«, preßte der Erfinder mühsam hervor, »das ist die Zeitkrankh–.« Sein Kopf sackte nach vorn aufs Schaltpult. Der Professor hatte keine Kraft mehr, sich festzuhalten. Er rutschte in Zeitlupentempo auf den Boden. Mit letzter Anstrengung hob er seinen rechten Arm und tastete nach einem Hebel, doch seine schmerzgekrümmten Finger erreichten ihn nicht mehr. Da verlor er das Bewußtsein.

Inzwischen merkten auch die beiden Jungen die ersten Anzeichen der rätselhaften Krankheit.

»Mein Magen!« stöhnte Michael und hielt sich den Bauch. Er war beileibe kein Feigling, aber der Schmerz war mehr, als er aushalten konnte. Es war ein Gefühl, als würde jemand seinen Magen mit Faustschlägen bearbeiten. »Hilfe, ich kann nicht mehr!« Er wand sich vor Schmerzen.

»Es muß eine Seuche sein«, ächzte Thomas. Er kämpfte gegen den Nebel in seinem Kopf. Der Nebel erstreckte sich auf seine Augen und machte ihn fast blind. Er sah die anderen und den Hund nur noch als graue Schemen. Moorteufel lag inzwischen völlig ruhig. War er tot? Thomas versuchte, sein Herz zu fühlen. Doch er konnte sich einfach nicht darauf konzentrieren. Seine Gedanken drehten sich im Kreise. Instinktiv spürte Thomas, daß sie alle rettungslos verloren waren, wenn sie nicht sofort handelten.

»Stop!« Seine Zunge wollte ihm nicht gehorchen. »Wir müssen die Maschine stop–« Da war der Gedanke schon wieder fort, hatte sich wie Rauch verflüchtigt. In Thomas’ Gehirn war nur Leere. Er sank zusammen und spürte unter sich Moorteufels weiches Fell.

Michael biß die Zähne zusammen. Die linke Hand auf den Magen gepreßt, versuchte er, das Schaltpult zu erreichen. Der Schmerz raubte ihm den Atem, als er über den Professor stieg. Er wußte, daß er den Schalthebel nach oben drücken mußte, um die Maschine zu stoppen. Doch mit einer Hand schaffte er es nicht. Als er die andere zu Hilfe nahm, meinte er, von den Schmerzen auseinandergerissen zu werden. Mit einem Ruck stieß er den Hebel hoch, dann brach er über dem Schaltpult zusammen.

Heike erwachte zuerst. Ihre Finger waren so klamm, daß sie sie kaum bewegen konnte. Doch noch schlimmer war der beinahe unerträgliche Durst.

Heike mußte sich erst besinnen, wo sie war. Noch vor wenigen Sekunden war sie felsenfest davon überzeugt gewesen, zu Hause in ihrem Bett zu liegen. Doch unter ihr war keine Matratze, sondern kalter Metallboden. Heike stöhnte. Die Erinnerung kam allmählich zurück. Was war mit ihr und ihren Freunden geschehen?

Sie rappelte sich auf. Dabei fiel ihr Blick zufällig auf die Zeitanzeige der Maschine. Höhnisch sprang ihr die Zahl in die Augen:

1220

Heike unterdrückte nur mit Mühe einen Schrei. Die Zahl zerstörte ihre heimliche Hoffnung, daß die Zeitmaschine sie während ihrer Bewußtlosigkeit sicher nach Hause gebracht hatte. Aber hatte nicht der Professor vor ihrer letzten Reise ein wichtiges Teil, die Zeitkonstante, ausgebaut? Ohne dieses Teil war die Rückkehr ins Zwanzigste Jahrhundert viel schwieriger, das hatte der Erfinder bereits angekündigt. Doch jetzt war nicht die Zeit für solche Überlegungen. Heike riß sich zusammen. Ihre Freunde benötigten dringend Hilfe.

Michael begann sich zu regen. Als er seine Augen öffnete, war sein Blick so leer wie nach tiefem, traumlosem Schlaf. Dann erkannte er seine Schwester und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

»O Mann, da ist wieder mal etwas schief gegangen, schätze ich.«

»Bist du in Ordnung?« fragte Heike besorgt.

Michael betastete seinen Magen, dann seinen Kopf. »Ja. Nur ein bißchen beduselt. Und fürchterlich durstig. Was gäbe ich jetzt für ein Glas eisgekühlte Limonade! Aber was ist mit dem da los?« Er rüttelte am Arm des Professors. Der Arm war ganz schlaff und sank zurück, als Michael ihn losließ. »Ihn hat’s schwer erwischt, was?«

Im gleichen Augenblick knurrte der Professor: »Nicht, Frau Schneider! Lassen Sie mich gefälligst noch ein bißchen schlafen! Ich werde Ihnen kündigen, wenn Sie mich nicht in Ruhe lassen.« Und mit einem Schnarcher drehte er sich auf die andere Seite.

»Na, wenigstens lebt er noch«, stellte Michael fest und grinste.

Sorgen bereitete den Kindern Thomas. Es gelang den beiden zwar, den Jungen wieder zu Bewußtsein zu bringen, aber seine Augen blieben ausdruckslos. Die Pupillen waren so klein wie Stecknadelköpfe. Er erkannte sie nicht.

»He, Thomas!« Heike schüttelte ihn verzweifelt. »Sag doch etwas!«

Unverständliche Gurgellaute kamen aus Thomas’ Kehle. Heike rann ein Schauder über den Rücken. Was fehlte Thomas? Warum benahm er sich so merkwürdig?

»Hallo, Thomas«, sagte Michael, und er sprach dabei so laut wie zu einem Schwerhörigen. »Kannst du uns verstehen? Wir sind Michael und Heike, deine Freunde.«

Thomas’ Blick glitt durch ihn hindurch. Heike sah ihren Bruder verzweifelt an. Was sollten sie nur tun?

»Ich glaube, er hat das Gedächtnis verloren«, vermutete Michael. »Offenbar kann er sich an nichts mehr erinnern.«

Heikes Hände krampften sich zusammen. Thomas benötigte dringend ärztliche Hilfe.

»Durst«, lallte der Junge schwerfällig. »Durst …«

»Sieh doch mal nach, ob noch Vorräte in der Maschine sind«, sagte Heike. Michael stieg über Moorteufel, der ruhig schlief, und sah in einer Kiste nach.

»Pustekuchen. Nur noch eine Dose Hundefutter. Wahrscheinlich hat der Professor die Kiste vor der letzten Reise überhaupt nicht gefüllt.«

»Mist«, erwiderte Heike und biß sich auf die Lippen.

»Wo zum Kuckuck sind wir überhaupt?« Michael starrte auf den erloschenen Bildschirm. Zögernd glitten seine Hände über das Schaltpult und verharrten eine Sekunde lang über einem Knopf.

»Der da ist der richtige, hoffe ich.« Auf dem Bildschirm leuchteten die Umrisse der Kontinente auf. Ein Leuchtpunkt zeigte an, wo sich die Zeitmaschine im Augenblick befand.

»Du lieber Himmel, wir sind mitten in Asien!«

»Ich habe ja gleich gesagt, daß wir einen Umweg nach Hause machen müssen«, ertönte die Stimme des Professors. Umständlich kam der Erfinder auf die Beine. »Allerdings hätte ich nicht gedacht, daß wir diesmal von der Zeitkrankheit befallen werden. Aber irgendwann mußte es ja mal so kommen. Es war unverantwortlich von mir zu glauben, daß wir dagegen geschützt sind. Menschen sind nun einmal nicht geschaffen, in der Zeit herumzureisen.«

»Zeitkrankheit?« Michael hielt sich bei der Erinnerung an die unsichtbaren Faustschläge den Magen.

»Manche Menschen leiden an der Seekrankheit, und manche Astronauten werden von der Raumkrankheit gepackt. Eigentlich ist es erstaunlich, daß es uns nicht schon früher erwischt hat. Ich vermute, daß mein Ausbau der Zeitkonstante etwas damit zu tun hat und daß die Zeitwellen daher besonders stark auf unsere Körper wirken. Aber ich denke, daß der Zwischenfall keine Folgen hinterlassen hat.« Der Professor war so in seine Erklärung vertieft, daß er noch gar nicht gemerkt hatte, daß sich Thomas im Gegensatz zu den anderen nicht völlig erholt hatte. Als der Erfinder erfuhr, was mit dem Jungen passiert war, wurde er aschfahl.

»Verflixt und zugenäht, das ist eine böse Sache!«

Thomas stierte mit glasigem Blick die Wand an. Er reagierte auf nichts; die Kinder mochten ihn ansprechen, soviel sie wollten. Er merkte auch nicht, daß ihm Moorteufel die Hand leckte. Dem Hund, der inzwischen erwacht war, fehlte nichts. Dagegen hätte man meinen können, Thomas sei zu Stein erstarrt, hätten sich seine Lippen nicht unentwegt bewegt.

»Durst, Durst …« Fast lautlos waren die Worte, die er vor sich hin flüsterte.

Der Professor schüttelte den Kopf. »Normalerweise hätte ich jetzt die Zeitmaschine wieder gestartet. Aber in Thomas’ Zustand ist die Gefahr viel zu groß. Wir dürfen nicht riskieren, daß er stirbt.«

»Besteht denn Hoffnung, daß er sein Gedächtnis wiederfindet?« fragte Heike bang.

Der Erfinder zuckte mit den Schultern. »Ich bin kein Arzt, Heike, und es wäre nutzlos, jetzt irgendwelche Versprechungen zu machen.« Das war keine sehr ermutigende Antwort, aber Professor Ambrosius ließ es nicht zu, daß die Kinder trüben Gedanken nachhingen.

»Los, ihr beiden: Hakt Thomas unter, dann verlassen wir die Maschine und sehen nach, ob wir draußen etwas zu trinken finden.« Damit drückte er auf einen Knopf, und die Einstiegsluke öffnete sich automatisch.

Kapitel 2
Dschingis-Khan vor den Toren!

Die Zeitmaschine war in einem Park gelandet. In den Beeten blühten die Blumen, und unverkennbar lag Frühlingsduft in der Luft. Bunte Vögel turnten in den Zweigen der Sträucher. Es war ein Anblick des Friedens.

»Dort ist ein Springbrunnen«, stellte Michael erfreut fest. Auch Heikes Augen leuchteten auf. Die beiden Kinder zogen Thomas zum Brunnen, um ihren Durst zu stillen.

»Hoffentlich ist es auch wirklich Trinkwasser«, sagte der Professor vorsichtig. Sein Blick wanderte über den Park hinweg zu den Gebäuden dahinter. Es mußte eine mächtige Stadt sein, in der sie gelandet waren. Er sah hohe Türme mit runden Kuppeln. Manche davon waren vergoldet und leuchteten in der Sonne.

Michael hatte inzwischen das Wasser gekostet und fand, daß es gut schmeckte. »Herrlich kühl und erfrischend!« Er ließ sich das eiskalte Wasser übers Gesicht laufen. Seine Lebensgeister kehrten zurück, und er fühlte sich munter und ausgeruht. Auch Heikes Wangen nahmen allmählich wieder Farbe an. Nur an Thomas’ Zustand änderte sich nichts. Obwohl der Junge vom Wasser getrunken hatte, blieben seine Augen so leer und traumverloren wie zuvor.

»Wenn wir ihm nur helfen könnten«, hoffte Heike inbrünstig. Wie fremd kam ihnen Thomas vor! Selbst Moorteufel spürte, daß sein Herr ganz anders war als sonst.