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Michael Ghanem

Ich denke oft….

an die Rue du

Docteur Gustave

Rioblanc

Versunkene Insel der Toleranz

Michael Ghanem

Jahrgang 1949, Studium zum Wirtschaftsingenieur, Studium der Volkswirtschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie und Ethik, arbeitete jahrelang bei einer internationalen Organisation, davon 5 Jahre weltweit in Wasserprojekten, sowie einer europäischen Organisation und in mehreren internationalen Beratungsunternehmen. Autor von mehreren Werken, u.a.

“Abenteuer Deutschland – Bekenntnisse zu diesem Land”

“Ich denke oft…. an die Rue du Docteur Gustave Rioblanc – Versunkene Insel der Toleranz” ”

„Deutsche Identität: Quo Vadis?

„Danke Gertrud – oder das Schicksal einer stolzen vertriebenen Oberschlesischen Bauerntochter“

„2005-2017 Deutschlands Verlorene 12 Jahre Teil 1 oder Angela Merkel, Die falsche Frau an der falschen Stelle zum falschen Zeitpunkt und am falschen Ort“

„2005-2017 Deutschlands Verlorene 12 Jahre Teil 2 oder Sie schlafen den Schlaf der Gerechten

„Ansätze zu einer Antifragilitäts-Ökonomie“

und verschiedene Beiträge in Fachzeitschriften

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Bonn, im Januar 2018

 

Für meine Eltern, meine Großeltern und alle Einwohner
der Straße, die dazu beigetragen haben mir eine gute
Erziehung zu ermöglichen

Für alle Menschen, die durch Intoleranz gelitten haben
und leiden

Für meine Ehefrau, deren kluger Rat für mich stets ein
Kompass ist

Gegen Dummheit, Intoleranz, Verlogenheit Rassismus,
selbst in der Familie

©2018 Michael Ghanem

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

Dritte überarbeitete Auflage

ISBN

978-3-7469-0258-6 (Paperback)
978-3-7469-0259-3 (Hardcover)
978-3-7469-0260-9 (e-Book)
Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg

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#125704520 | Urheber: Kavita

#101385413 | Urheber: laufer

Ich denke oft…. an die Rue du Docteur Gustave Rioblanc

Versunkene Insel der Toleranz

1. Vorwort

2. Liebeserklärung an den Ort meiner Kindheit

3. Die historische Einbettung

3.1 Vorbemerkung

3.2 Fazit:

4. Das Wohnviertel

5. La Rue du Dr.-Gustave-Rioblanc

5.1 Die Bewohner der Straße

5.2 Das Leben in der Straße

5.2.1 Das gemeinsame Feiern

5.2.2 Die Sommer

5.2.3 Die Gemeinsamen Ernten

5.2.4 Die gemeinsame Erziehung

5.2.5 Die geselligen Abende

5.2.6 Die politischen Diskussionen

5.2.7 Die religiösen Diskussionen

6. La Corniche

7. Le Cap Blanc

8. Die Auflösung der Straße

9. Die Abreise

10. Wichtigste Erkenntnisse

11. Keine Toleranz den Intoleranten

12. 50 Jahre später in Deutschland

12.1 Vorbemerkung

12.2 Die “ deutsche Familie“ nach 43 Jahren Erfahrung

12.3 Glücklich?

12.4 War der Preis zu hoch?

12.5 Fazit

13. Epilog

1. VORWORT

Ich habe mich dazu entschlossen die Straße meiner Kindheit genauer zu beschreiben, denn meine Kindheit war die glücklichste Zeit meines Lebens. Dieser Ort der Kindheit war geprägt von einem relativ hohen kulturellen Stand, der auf einer realen Toleranz verschiedenster Menschen mit ihren verschiedenen Kulturen beruhte. Ich habe dort gelernt, was erlebte Toleranz, jenseits theoretischer Ausführungen, bedeutet. Wenn ich heute manche politische Diskussion über Toleranz im Fernsehen verfolge, so muss ich mich fragen, ob die dort Anwesenden den Begriff der Toleranz wirklich verstanden haben. Wenn ich durch Gutmenschen und so genannte Volkspädagogen ermahnt werde, eine angeordnete Toleranz anzunehmen, so muss ich mich fragen, ob die Diskussionsteilnehmer über das Lesen von einigen theoretischen Büchern hinaus je real Toleranz erlebt haben. Moralische Keulen zum Erzwingen eines toleranten Verhaltens haben niemals das gewünschte Ergebnis gebracht. Denn diejenigen, die solche Keulen schwingen, zeigen ihre Intoleranz in ebendiesem Appell.

Ich habe mich in der folgenden Ausführung stets an den prägenden Erlebnissen meiner Kindheit orientiert, die sich im Nachhinein als eine Insel der Toleranz erweist. Ich habe diese Erinnerung nicht aus im Vorhinein angelegten Schriften verfasst, sondern frei aus meinem Gedächtnis heraus. Dieses Buch kam durch die wichtige Mithilfe von meiner Ehefrau zustande. Manche vergessene Erinnerung wurde mir durch Telefongespräche mit Freunden aus meiner Kindheit ins Gedächtnis gerufen.

Die Rue du Docteur Rioblanc gibt es heute nicht mehr. Das einzigartige Lebensgefühl und das Miteinander all seiner wunderbaren Bewohner ist versunken im Lauf der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse, die die tatsächlich gelebte Toleranz, den Respekt vor der Vielfalt und die Menschenliebe immer mehr bedrängt haben. Die Protagonisten dieses kleinen Buchs wurden in alle Winde verstreut, und träumen - wenn sie nicht schon längst gestorben sind - so wie ich von ihrer versunkenen Insel. Sie sehen heute vielerorts die Gewalt und den Hass zwischen Menschen verschiedener Religionen und Herkunft und tragen doch in ihrem Herzen die Gewissheit, dass es auch anders geht. Es bleibt neben der wehmütigen Erinnerung aber auch die Hoffnung, dass es irgendwo auf der Welt eine ähnliche Insel gibt oder wieder aufersteht.

Ich habe selten so viel Rassismus, Verlogenheit und Intrigen erlebt wie in den letzten Jahren, insbesondere im engeren Familienkreis. Ausdrücklich ausgenommen sind die Cousinen und Cousins sowie die Nichten und Neffen meiner Ehefrau. Ich habe mich trotz grundlegender Meinungsverschiedenheiten in vielen Punkten stets um diese Familienteile bemüht, damit meine Ehefrau nicht darunter leiden sollte. Nach dem Tod meiner Schwiegereltern, die mein Leben auch nicht gerade einfacher gemacht haben, wurde ich mit mehreren Intrigen und der Ausgrenzung innerhalb der Familie konfrontiert. Dabei waren Rassismus und Neid die wesentlichen Antriebskräfte. Ich hatte nie vorgehabt, diese Dinge in die Öffentlichkeit zu tragen, ich sehe mich aber gezwungen eine klare Bilanz zu ziehen. Allein diese von mir erlebten Verhaltensweisen zeigen mir, dass jederzeit ein zweiter Hitler möglich ist und ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass - wenn heute ein politischer Regimewechsel käme - die ersten die mich wegen meiner kritischen Haltung anzeigen würden wären meine Schwägerinnen und Schwäger.

2. LIEBESERKLÄRUNG AN DEN ORT MEINER KINDHEIT

Geliebter Ort, an dem ich das erste Mal die Welt erblickte, sei bitte nicht böse, wenn ich Dich in den letzten Jahren so vernachlässigt habe. Ich trage Dich stets im Herzen, auch wenn du mein Herz teilen musst mit einer sterblichen Nordeuropäerin und einer nordeuropäischen Stadt. Du warst Wiege eines Teils der Menschheit im Mittelmeer, das kann man Dir nicht absprechen. Dein Platz in meinem Herzen ist nicht kleiner als der, den Nordeuropa auch besetzt. Ich habe nichts vergessen, man vergisst nichts, man gewöhnt sich nur an viele Dinge.

Ich habe meine ersten Schritte nicht vergessen auf der Plage vor dem Wasser, ich habe Deine angenehme Wetterlage, die uns Kinder schützte, nicht vergessen, ich habe die Schönheit der silbernen Wellen im inneren See nicht vergessen, ich habe die richtige blaue Farbe des Kanals und der Bucht nicht vergessen, an den Tagen, an denen Du uns wohl gesonnen bist, ich habe den Schaum nicht vergessen, der auf den Strand spült, mit einem Geräusch, einem Wiegenlied ähnlich.

Ich habe nicht vergessen, an das Lied des Meers an die Felsen zu denken, das von uralten Zeiten an und bis in die Ewigkeit nicht aufhören wird. Dein innerer See, der natürlichen Schutz für Schiffe aller Größe bietet. Ich werde nie vergessen, dass sich auf Deinem See mehrere große Schiffswerften angesiedelt haben und dort die großen Kriegsschiffe gebaut und repariert wurden.

Ich werde den großen Hafen nie vergessen, der am Ende des Kanals beginnt und bis zur Mitte des inneren Sees reicht, und so Schiffe aller Größe empfing. Ich werde nie vergessen, wie die Mädchen bei der Ankunft der Schiffe ihren Dienst den Seeleuten anboten, oft begleitet von einem Lied von Melina Mercouri.

Ich vergesse nicht, dass gegenüber dem Hafen die kleine, aber sehr schöne orthodoxe Kirche stand, die die Christen gebaut hatten, die der Oktoberrevolution in Russland entflohen waren.

Ich werde nicht vergessen, wie du Dich wie eine launische Geliebte verhältst. Ich werde nie vergessen, wie manche unserer Poeten und Schriftsteller Dich als „schönste Salambo“ des Mittelmeers beschrieben.

Ich werde nie vergessen, dass Du trotz der Besetzung im Zweiten Weltkrieg und trotz eines Friedhofs von mehreren deutschen Soldaten ihnen den Krieg niemals übel genommen hast.

Ich werde nie vergessen, dass ab Mai jeden Jahres der Duft des Jasmins und der Duft der Orangen die Menschen betäubten und dass die Nächte auf der „Plage“ bis zu der Corniche die ganze Nacht lang dauerten. Es waren sehr sinnliche Nächte.

Ich werde Deinen grünen Gürtel nie vergessen, geschmückt mit Orangen, Mandarinen, Zitronen, Feigen, Trauben, Maulbeeren, Kakteen, Eukalyptus, Jasmin, Lavendel und verschmolzen zu einem unvergesslichen Geruch, der Männer und Frauen betäubte.

Ich werde, die ausgedehnten Abende am alten Hafen nie vergessen, wo junge Frauen voller Angst zwischen alten Seemännern auf ihre Männer gewartet haben. Ich werde die Bilder der Wiedersehensfreude nie vergessen, wenn die einzelnen Schiffe nach Hause kamen. Manchmal haben ein oder zwei Fischer im Boot gefehlt und es wurde Großalarm gegeben. Militärboote gingen auf die Suche, sehr oft umsonst. Die Stadt trauerte dann mehrere Tage um die verlorenen Söhne.

Ich werde nie vergessen, wie hübsch Du dich gemacht hast, um uns bei Rückkehr von den Auslandsreisen zu empfangen.

Ich werde nie vergessen, wie die heranwachsenden Mädchen sich Blumen und Jasmin in die Haare gesteckt haben, um uns zu verführen.

Ich werde nie vergessen, wie Deine Gold- und Silberschmiede scheinbar unmögliche Dinge vollbrachten, um Hochzeitsgeschenke für die Liebsten herzustellen. Ich werde nie vergessen, dass Du über 80 Ethnien assimiliert hast und so eine große Familie formtest. Du warst für sie alle streng, aber gleichzeitig wohl gesonnen. Jeder konnte nach „seiner Fasson“ leben, vorausgesetzt, dass er den anderen respektierte. Ich werde nie vergessen, dass bei Dir die Stellung der Frau ebenso wichtig war wie die Stellung des Mannes.

Ich werde nie das Treiben im “Marché Central“ vergessen, wo alle möglichen Gewürze des Okzidents und des Orients angeboten wurden, den schönsten Fisch, das beste Fleisch und Gemüse aus der ganzen Welt. Dazu ein buntes Treiben mit Anstand und Fairness.

Ich werde nie die Ankunft der Fischerboote vergessen, die die Produkte des Mittelmeers frisch heimbrachten und den Handel, der schon beim Anlanden des Bootes begann.

Ich werde nie vergessen, wie gegen drei Uhr morgens frische Bouillabaisse am alten Hafen serviert wurde, was heute eine Delikatesse ist. Du hast uns das alles ermöglicht und nie einen Preis dafür gefordert.

Allein acht grundverschiedene Religionen wurden bei Dir gelebt, ohne jedoch den Anspruch, dass einer den anderen beherrschen wollte. Selbst die hitzigen Diskussionen der Vertreter der jeweiligen Religion verliefen sehr sittlich. Denn sie waren außerdem halbe Verwandte oder Freunde. Du hast auch ermöglicht, dass mancher Disput oder nachbarschaftliche Auseinandersetzung bei einem Glas Rosé im alten Hafen von selbst gelöst wurde. Viele Deiner Kinder waren oder sind zu einer geistigen Elite geworden, die heute in anderen Ländern lebt. Deswegen bist Du für mich eine der schönsten Geliebten, die man haben kann. Ich bitte Dich daher nicht zu sehr zu bereuen, wenn ich verdammt lange Zeit nicht mit Dir gesprochen, geschweige denn über Dich geschrieben habe. Du bist und bleibst der größte Teil meines inneren Kompasses, bitte nimm mir nicht krumm, dass ich mich zu einem fremden Volk bekenne, auch wenn dieses Volk in der Vergangenheit Dir nicht immer gnädig war. Du weißt, ich habe mich hier nun mal verliebt, in eines seiner Mädchen und mit viel Zeit gelernt, auch dieses Volk zu schätzen. Du bist und bleibst ein Teil meiner Person, den ich nie aufgeben werde.

3. DIE HISTORISCHE EINBETTUNG

3.1 VORBEMERKUNG

Die zeitgenössischen Schilderungen dieser Straße finden in den 50er und 60er Jahren bis 1963 statt. Während dieser Zeit haben sowohl tiefgreifende weltgeopolitische Ereignisse als auch innerfranzösische Ereignisse stattgefunden.

Die 50 er Jahre

Internationale politische Ereignisse der 50er Jahre:

1950: Die Benennung der beiden deutschen Staaten

Der Tod Joseph Stalins/ Die Ernennung Chruschtschows zum sowjetischen Führer

Beginn und Beendigung des Korea-Krieges

Nahostkrise

Die Entstalinisierung der Sowjetunion und der Satellitenstaaten

Der Indochina-Krieg 1954

Der ungarische Volksaufstand 1956

Die Revolution in Ägypten und die Machtübernahme durch Gamal Abdel Nasser 1954

Beginn der Dekolonisierung Frankreichs und Englands und der Beginn der kriegerischen Aufstände in Algerien

Die Suez-Krise

Die Besetzung Tibets durch chinesische Truppen

Die kubanische Revolution

Der erste Krieg zwischen Indien und Pakistan/Kaschmir-Krise

Unabhängigkeit Tunesiens 1954

Unabhängigkeit Marokkos

Die Russen im All/Sputnik

Beginn der Migration von Gastarbeitern nach Deutschland und anderen europäischen Staaten

Beginn der europäischen Einigung (Römische Verträge 1954)

Wiederbewaffnung Deutschlands 1958

Eine Auswahl an kulturell bedeutsamen Ereignissen der 50er Jahre:

Erscheinen von Comics

Erscheinen des Citroen DS

Erscheinen des Europa-Zugs

Erscheinen der Halbstarken Welle

Erscheinen des Gogo-Mobils / Vespa

Erscheinen des Petticoats

Aufkommen der Jukeboxen

Literatur (eine Auswahl):

Gründung der 47er Gruppe

John Steinbeck „Jenseits von Eden“

Hemingway „Der alte Mann und das Meer“

Grass „Die Blechtrommel“

Frisch „Homo Faber“

Brecht „Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar“

Heinrich Böll „Das Brot der frühen Jahre“

Sartre „Der Teufel und der liebe Gott“

Camus „Der Mensch in der Revolte“ und „Heimkehr nach Tipasa“

Ionesco „La Leçon“, „Tuer sans Gage“

Dürrenmatt „Der Besuch der alten Dame“

Wichtige Persönlichkeiten der 50er Jahre (eine Auswahl):

Joseph Stalin

Walter Ulbricht

David Ben-Gurion

Gamal Abdel Nasser

Jawaharlal Nehru

Carlo Schmidt

Kurt Schumacher

Charles de Gaulle

Ludwig Erhard

Franzisco Franco

Konrad Adenauer

Willy Brandt

Mao Zedong

Kim Il-Sung

Nikita Chruschtschow

Dwight D. Eisenhower

Mohammed V von Marokko

Achmed Ben Bella

Fidel Castro

Folgende Personen haben unter anderen die Musik der 50er Jahre geprägt:

Maria Callas

Johnny Cash

Miles Davis

Elvis Presley

Frank Sinatra

Dean Martin

Filme der 50er Jahre wurden unter anderem durch folgende Personen geprägt:

James Dean

Erol Flynn

Audrey Hepburn

Alfred Hitchcock

Grace Kelly

Marilyn Monroe

Billy Wilder

Oscar Gewinner, z.B.

Alles über Eva

Ein Amerikaner in Paris

Die größte Schau der Welt

Verdammt in alle Ewigkeit

Faust im Nacken

In 80 Tagen um die Welt

Die Brücke am Kwai

GiGi

Ben Hur

Französische Ereignisse der 50er Jahre

1950: Robert Schuman plant Europäisierung der Kohle

Französischer Verlust der Schlacht bei Cao-Bang in Indochina

1951: Die erste Fahrt der Calypso unter Jacques Cousteau

Tod des Generals Pétain im Gefängnis

Bestätigung der zweiten Regierung René Pleven

Entdeckung der riesigen Gasvorkommen in Le Lacq

1952: General Salan wird zum Oberkommandant der französischen Armee in Indochina ernannt

Ernennung der französischen Regierung unter Antoine Pinay

Verurteilung der Kommunisten André Marty und Charles Tillon

Die Assemblé Nationale begnadigt alle Kollaborateure

Der Sieg der französischen Armee bei Ansan in Indochina

1953: Ernennung der neuen Regierung unter René Mayer

Erstausgabe von „L’Express“

Ernennung der neuen Regierung unter Joseph Laniel

November: Fallschirmjäger springen über Dien Bien Phu ab (Vietnam)

23.12.: Wahl des Präsidenten René Coty (indirekt)

1954: Umzingelung der Staat Dien Bien Phu von der Vietminh

23.3: Gründung der Hilfsorganisation Emmaus

Einführung der Mehrwertsteuer

Fall von Dien Bien Phu

18.6: Ernennung der Regierung Pierre Mendes France

21.7.: Unterschreibung der Genfer Verträge zur Beendigung der Indochina-Kriege

31.07.: Mendes France proklamiert in Karthago die Annahme der Autonomie von Tunesien

30.08.: Ablehnung der von der EEG vorgeschlagenen Gemeinschaft der Verteidigung

1.11.: blutiges Allerheiligen und Beginn des algerischen Unabhängigkeitskriegs

1955: 5.2.: Fall der Regierung unter Mendes France

23.2: Ernennung der Regierung Edgar Faure

02.04.: Proklamation des Notstands in Algerien

03.06: Endgültige Proklamation der Unabhängigkeit von Tunesien

08.12.: Gründung der Partei Front Republicain durch Guy Mollet, Pierre Mendes France, Francoise Mitterand, Jacques Chaban - Delmas

1956: Beginn der Regierung Guy Mollet

28.02.: Bekanntmachung der dritten Woche bezahlten Urlaubs

02.03.: Proklamation der Unabhängigkeit Marokkos

12.04.: Verlängerung des Wehrdienstes von sechs auf neun Monate

24.10: Entführung von Ben Bella

29.10-06.11.: Kriegerische Intervention Frankreichs gegen Ägypten an der Seite Englands und Israels in der Suez-Krise

1957: Erteilung der Vollmacht an General Jacques Massu für die Schlacht um Algier

25.03: Unterzeichnung der römischen Verträge, damit Beginn der EWG

21.05.: Demission der Regierung um Guy Mollet

1958.: 18.05: Meuterei in der französischen Armee in Algerien unter General Massu mit dem Ziel Algerien französisch zu halten

01.06.: Charles de Gaulle wird Präsident des Conseil

04.06.: Historische Rede de Gaulles in Algier „Ich habe Sie verstanden“

Die Verfassung der fünften Republik wird ausgearbeitet und zur Wahl gestellt: Sie wurde von ca. 83 % der Wähler angenommen

02.10.: Deklaration der Unabhängigkeit von Guinea

04.10.: Die fünfte Republik wird gegründet

21.12.: De Gaulle gewinnt die Wahl zum Präsidenten der Republik

1959: 08.01.: Michel Debré wird Premierminister

Mode

Die Französische Mode in den 50er Jahren wurde bestimmt durch:

Christian Dior

Cristobal Balenciaga

Jacques Fath

Pierre Balmain

Wirtschaft und Gesellschaft:

gesamte Stahlindustrie wurde zusammengefügt zu einem Konzern

HML wurden gegründet (sozialer Wohnungsbau), Festlegung dass nur 15% der Bevölkerung einkommenspflichtig sind

Durchschnittliche Inflation von 11% im Jahr

Folgende Filme waren maßgebend:

La Beauté du Diable

Les Enfants Terribles

Juliette ou la Clé des songes

Justice est faite

Orphée

Le Roi Pandore

La Ronde

Musik war unter anderem bestimmt durch:

Annie Cordy

Catherine Sauvage

Charles Aznavour

Charles Trenet

Dario Moreno

Edith Piaf

Francis Lemarque

Georges Brassens

Gilbert Bécaud

Henry Salvador

Jacques Brel

Juliette Greco

Leo Ferre

Lucienne Boyer

Louis Mariano

Marcel Mouloudji

Serge Gainsbourg

Yves Montand

Tino Rossi

Die 60er Jahre

Die internationale Politik wurde bestimmt durch:

Die weitere Dekolonisation Afrikas

Brasilia wird die Hauptstadt von Brasilien

Erster Raumflug eines Menschen

der Bau der Berliner Mauer

Zündung der Zar-Bombe

Beginn der Bürgerbewegung in den USA

Die Kuba-Krise

Das zweite vatikanische Konzil

Beginn des Vietnam-Kriegs für die USA

Beginn des Contergan-Skandals in Deutschland

Ermordung Kennedys

Diktatur der Armee in Griechenland

Erdbeben im Februar 1960 in Agadir in Marokko mit 5000 Toten

Chile: Erbeben 15000 Tote

Iran: Erdbeben mit 15000 Toten

Bangladesh: Tsunami 1963 und 1965 mit 20000 Toten

Bizerta-Krise (5000 Tote in drei Tagen)

Wichtige Persönlichkeiten der 60er Jahre:

Andy Warhol

Kurt Georg Kiesinger

Harold Macmillian

Houari Boumedienne

Paul VI

Johannes XXIII

Harold Wilson

Indira Gandhi

Medhi Ben Barka

Mobutu

Muhammad Ali

Nicolae Ceausescu

Patrice Lumumba

Fidel Castro

Che Guevara

Brigitte Bardot

David Niven

Alain Delon

Elisabeth Taylor

François Truffaut

Frederico Fellini

Catherine Deneuve

Sofia Loren

Claudia Cardinale

Gina Lolobrigida

Kino:

Jean-Paul Belmondo

Lino Ventura

Bourvil

Fernandel

Richard Burton

Gary Grant

Und Andere

Literarische Ereignisse:

Tod von Albert Camus (1960 )

Jean Paul Sartre lehnt den Nobelpreis ab (1964)

Ereignisse im Frankreich der 60er Jahre:

Krise von Bizerta

Atombombe Frankreichs

Frankreich verlässt die militärische Führung der NATO

3.2 FAZIT:

Zur Klarstellung: weder die 50er noch der Anfang der 60er Jahre waren von Frieden und Wohlstand in Europa und der Welt geprägt. Es gab viele kriegerische Auseinandersetzungen, sei es der Indochina-Krieg, sei es der Volksaufstand in der DDR oder in Ungarn, sei es die Suez-Krise, sei es die Kuba-Krise, sei es die Ermordung Kennedys.

Es war jedoch eine Zeit des Aufbruchs und des steigenden Wohlstandes, zumindest in vielen europäischen Staaten. Es war aber auch eine Zeit der Migration: die ersten Migranten in Deutschland und Frankreich waren die Italiener und Spanier.

In Frankreich waren die 50er und Beginn der 60er Jahre gekennzeichnet durch eine Anreihung von instabilen Regierungen der vierten Republik. Dies hatte zum Schluss in der Ausrufung der fünften Republik geendet. Sie enthielt eine Verfassung, die auf die Person von General de Gaulle zugeschnitten war und die ihm einen außerordentlichen Machtzuwachs sicherte. Frankreich erlebte außerdem einen Währungswechsel, bzw. einen Währungsschnitt vom alten zum neuen Franc und trotz alledem zeichnete sich diese Periode durch eine optimistische Erwartung an die gesellschaftliche Entwicklung aus. Eine wichtige Grundlage war dabei der unerschütterliche Glauben an das rationale Denken des Menschen. Dies wurde insbesondere durch die Entstehung des Existentialismus, dessen wichtigste Vertreter Jean Paul Sartre, Ionesco, Samuel Beckett, Camus und Simone de Beauvoir waren, begünstigt. Diese Zeit wurde ebenfalls durch eine gesellschaftliche Revolution hinsichtlich der weiblichen Emanzipation geprägt. In vielen Ländern begann die Gleichstellung von Mann und Frau einen realen Bezug zu erhalten. Die Frauen waren nicht mehr nur noch für den Herrn und die Familie da, sondern durften sich an den Universitäten, innerhalb der Forschung und in der Arbeitswelt behaupten. Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland wurden die Frauen in der Produktion in den Fabriken benötigt, um einen gewissen Produktionsstandard zu erhalten.

Das europäische Kino erlebte zu dieser Zeit eine seiner wenigen Blütezeiten mit legendären Regisseuren und Schauspielern. Französische, italienische und spanische Filme befassten sich kritisch mit sozialen Themen oder gründlich mit psychologisch/soziologischen Themen. Viele Maler wirkten in dieser Zeit. Sie erreichten oft wichtige Epochen ihres Schaffens, sei es Picasso oder Marc Chagall.

Es wurden Mittel der Provokation eingesetzt, wie z.B.: Sartres Ablehnung des Nobel-Preises, die somit die gesellschaftlichen Normen in Frage stellten.

Was für mich prägend war, ist die vereinfachte Darstellung der Welt in Gut und Böse. Wir als Westen mit unseren amerikanischen Freunden waren die Guten und die Sowjets inklusive ihrer chinesischen Verbündeten waren böse. Ich muss diesbezüglich Einschränkungen machen, zumindest in den Kreisen, in denen ich aufwuchs. Dort wurde stets darauf geachtet, uns ein differenziertes Bild von der Welt zu vermitteln. So erfuhr ich von Jugend an vom Beitrag der russischen Kultur für die Weltkultur und vom Versuch, über eine so genannte kommunistische Revolution die Modernisierung einer archaischen ZarenGesellschaft herbeizuführen. Gleichzeitig wurden wir durch den Beitrag der Exilrussen aufgeklärt über die Grausamkeit der Kommunisten gegenüber der Bevölkerung. Meine mich am meisten prägende Mathematiklehrerin war eine Exilrussin.