Buchcover

Tulla Hagström

Die besten Reiterfreunde

SAGA Egmont




Schreck in der Abendstunde

Die Hufe des Jungpferdes klapperten in taktfestem Schritt auf der Straße. Der Himmel war bedeckt, im Grau der Abenddämmerung sah man die Straße nur ein paar Meter weit. Plötzlich tauchten die Lichter eines Wagens auf und näherten sich rasch. Macht nichts, dachte Petra; Riegel ist an Autos gewöhnt.

Der Wagen kam näher, doch der Fahrer blendete noch immer nicht ab. Das Scheinwerferlicht schien Petra direkt in die Augen. Alles um sie her wurde plötzlich kohlschwarz. Erschrocken überlegte sie, ob sie der Fahrer nicht gesehen hatte. Mit den Stiefellampen, die nach vorn weiß und nach hinten rot leuchteten, sollte sie eigentlich gut zu erkennen sein, doch sicherheitshalber lenkte sie Riegel weiter an den Straßenrand hinaus.

Der Wagen brauste vorbei. Plötzlich gab der Boden nach, und Riegels Hufe rutschten im Kies aus. Das Pferd verlor das Gleichgewicht und blieb schließlich unglücklich auf der Hinterhand im Straßengraben sitzen.

Einen Augenblick lang rührte sich der braune Wallach nicht. Dann rappelte er sich auf und stand endlich wieder auf allen vier Beinen.

„Ganz ruhig, mein Junge, ganz ruhig!“ murmelte Petra beschwichtigend und streichelte den Hals ihres Pferdes.

Vor Empörung und Schrecken weinte sie fast. War es denn zuviel verlangt, wegen eines Pferdes abzublenden? Natürlich war Riegel genauso vom Scheinwerferlicht geblendet gewesen wie sie selbst und hatte den Rand des Straßengrabens nicht gesehen. Wenn er sich nun verletzt hatte? Vergangene Woche war der Hufschmied auf dem Hof gewesen, und Petra hatte Riegel mit Winterhufeisen mit je vier Stollen beschlagen lassen. Stumpfe Stollen zwar, aber nicht ganz ungefährlich! Sie konnten einem Pferdebein ernste Rißwunden zufügen, wenn es das Pech wollte …

„Jetzt verschwinden wir aber schleunigst von hier, Riegel!“

Petra drückte entschlossen mit den Fersen zu und gab ihrem Pferd freie Zügel. Kraftvoll arbeitete sich Riegel weiter aus dem Graben zur Straße hinauf. Jetzt erst merkte Petra, daß etwas um ihr Fußgelenk baumelte.

„Wenn bloß endlich jemand eine Lampe erfinden würde, die ein bißchen besser hält!“ sagte sie zu sich.

Das Glas war zersprungen, doch die Lampe leuchtete noch. Petra rückte sie zurecht, Riegel stand still da. Geduldiges Warten war zwar nicht gerade seine Stärke, aber er hatte gelernt, daß man ab und zu für das erwartete gute Benehmen mit einem Leckerbissen belohnt wurde.

„Jetzt gehen wir weiter!“

Petra ritt im Schrittempo vorwärts. Nein, Riegel lahmte nicht. Sie trieb ihn zum Trab an, ließ die Zügel hängen, setzte sich fester in den Sattel und achtete genau auf die Bewegungen ihres Pferdes. Zum Glück ging Riegel auch im Trab unverändert sauber und gleichmäßig. Petra klopfte ihrem Pferd zärtlich den Hals.


Astrid stellte den Kassettenrecorder ab und stützte den Kopf in die Hände. Sie war müde, und morgen hatten sie wieder eine Prüfung. Wenn nur endlich die Weihnachtsferien kämen! Sie hätte mehr lernen müssen, doch sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Sie hatte es satt, ihre Hausaufgaben mit Hilfe des Kassettenrecorders zu machen; auf die Buchkassetten zu warten, die oft erst kamen, wenn schon das halbe Schuljahr vorüber war; bei Kälte und Regen zu reiten …, einfach alles hatte sie satt!

Gerade jetzt war sie allein im Reihenhaus ihrer Eltern. Ihr Vater hatte etwas zu erledigen, die Mutter fuhr Astrids jüngere Schwester Lena zur Reitschule. Heute abend wollte Lena mit Svala reiten.

Svala … Astrid lächelte, als sie an ihr schwarzes New-Forest-Pony dachte. Nur schade, daß die Schule so viel Zeit verschlang! Nun war es schon zwei Wochen her, seit sie zuletzt im Sattel gesessen hatte, und bald würde Lena wohl ganz das Reiten auf Svala übernehmen müssen, da sie kleiner und leichter war als ihre Schwester. Astrid wollte ihr Pony vor dem Abfohlen nicht überanstrengen; sie hatte jetzt schon aufgehört, mit Svala zu springen und zu galoppieren. Wieder lächelte sie. Ein eigenes Fohlen – von Svala, mit einem Vollblutaraber als Vater!

Wenn aber nun bei der Geburt etwas schiefging? Svala war schließlich ein Pony und der Hengst war ein großes Pferd. Wenn das Fohlen bei der Geburt zu groß war? Natürlich war eine Kreuzung zwischen einem Pony und einem Vollblüter nichts Ungewöhnliches; also würde es wohl auch bei ihnen gutgehen. Aber dies war Svalas erstes Fohlen, und im Frühjahr wurde sie schon elf Jahre alt. Natürlich war sie nicht alt, dachte Astrid, sie war in den besten Jahren. Trotzdem … Sie machte sich Sorgen.

Astrid stand auf, ging die Treppe hinunter, hob den Telefonhörer ab und wählte die Nummer des Granberghofes.

Frau Granberg meldete sich. „Nein, Petra ist in der Reitschule“, sagte sie. „Du kannst ja versuchen, dort anzurufen.“

„Ja, danke“, erwiderte Astrid und legte auf. Doch sie rief nicht in der Reitschule an. Was nützte es, Petra drei Monate im voraus zu fragen, ob Svala ihrer Meinung nach das Abfohlen gut überstehen würde? Petra konnte es auch nicht wissen. Sie konnte nur auf die Geburt warten und hoffen, genau wie Astrid selbst.

Astrid ging wieder in ihr Zimmer hinauf. Diese verdammte Prüfung, die sie daran hinderte, bei ihrem Pony zu sein! Und nach dieser Prüfung kamen noch mehr Proben und Schularbeiten. Wie sollte sie es bloß schaffen, zwei Pferde zu versorgen, wenn das Fohlen erst einmal geboren war? Lena würde ihr sicher helfen, doch sie hatte auch die Pflege eines Reitschulpferdes übernommen.

Ich müßte jemanden finden, der sich täglich um Svala kümmern kann, überlegte Astrid.

In der ersten Zeit, als Svala in die Reitschule kam, hatten sich mehrere Mädchen angeboten, ihre Pflege zu übernehmen; aber Astrid hatte abgelehnt. Damals war es wichtig für sie gewesen, zu beweisen, daß sie ihr Pony selbst versorgen konnte – obwohl sie blind war. Jetzt wußte sie, daß sie es konnte; doch die Zeit reichte einfach nicht mehr. Sie brauchte Hilfe. Astrid streckte die Hand nach dem Kassettenrecorder aus, um weiterzulernen. Doch plötzlich überlegte sie es sich anders. Rasch nahm sie die Kassette heraus und legte eine andere ein, die sie kürzlich aus der Bücherei entliehen hatte. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich im Stuhl zurück und lauschte der Stimme, die Das rote Pony von John Steinbeck vorlas.


Vor dem Reitstall schwang sich Petra aus dem Sattel. Auf der von Scheinwerfern beleuchteten Reitbahn fand die letzte Stunde dieses Abends statt. Petra führte ihr Pferd zur Stalltür.

Plötzlich wurde sie von einem prickelnden Gefühl der Spannung erfaßt. Ist es mir denn so wichtig? dachte sie, über sich verwundert. Heute abend sollte bekanntgegeben werden, welches Mädchen des Clubs zur Lichterkönigin Lucia gewählt worden war. Petra glaubte nicht richtig, daß die Wahl auf sie gefallen war, denn sie hatte mittelblondes Haar und war nicht so hellblond wie die meisten Mädchen, die für gewöhnlich zur Lucia gewählt wurden; und ihre Augen waren graugrün, nicht blau, wie die der meisten anderen Mädchen.

Am Schwarzen Brett in der Stallgasse hing ein Zettel mit der Ankündigung, daß Anna-Lena Hjelm zur diesjährigen Lucia des Reitclubs gewählt worden war. Anna-Lena hatte den Einfall gehabt, daß der Lucia-Zug in diesem Jahr zu dem Altenheim führen sollte, das von ihrer Mutter geleitet wurde. Petra brachte Riegel in eine leere Box, sattelte ihn ab und untersuchte seine Beine genau.

Bitte anklopfen! war mit großen roten Buchstaben auf die Bodenluke in der Sattelkammer gemalt. Petra kletterte die Leiter hinauf und klopfte.

„Herein!“ erscholl es von innen.

Sie klappte die Luke hoch und stieg durch die Öffnung. Hier oben auf dem Heuboden hatte Mick, der jüngste Pferdepfleger der Reitschule, sich ein Zimmer eingerichtet. Es war einfach, mit einer Matratze auf dem Boden und einigen großen Holzkisten als Küchenbank und Vorratsbehälter für Lebensmittel; abends aß Mick bei der Reitlehrerin mit. Über dem Tisch hing eine knallrote Lampe mit Troddeln, die Sitzbank war hellblau angestrichen. Über dem Bett hing ein Bild von Micks geliebtem Pferd Saga.

Mick saß am Tisch. Er hatte glänzendes, dunkelbraunes Haar und nußbraune Augen, fand Petra.

„Hallo, Petra!“ rief er.

„Hallo, Mick. Was machst du gerade?“

„Ich schreibe einen Weihnachtsbrief an meine Schwester. Aber du störst mich nicht.“

Petra setzte sich neben ihn. Sie hätte selbst gern eine Schwester gehabt, aber sie hatte keine Geschwister.

„Du weißt doch, dieses Bild, das ich dir versprochen habe …“, begann Mick plötzlich.

Petra nickte. Sie hatte lange darauf gewartet und wartete immer noch. Mick konnte gut zeichnen, und Petra wußte, daß er gern Maler werden und auf eine Kunstakademie gehen würde.

„Hast du schon mal ein Bild gemalt und dann versucht, es noch einmal zu malen?“ fragte er.

„Nein.“

„Ich hab’s früher auch nie versucht“, sagte Mick, ohne den Blick von seinem Weihnachtsbrief zu heben. „Als ich damit einverstanden war, mein Bild Mädchen unter der Eberesche zu verkaufen, dachte ich, ich könnte es für dich noch einmal genauso malen.“ Er schwieg einen Augenblick und fuhr dann rasch fort: „Ich dachte, es wäre ganz leicht, aber das ist es nicht. Ich hab’s versucht, doch es wird einfach nichts Rechtes. Wärst du sehr enttäuscht, wenn du statt dessen ein anderes Bild von mir bekommen würdest?“

„Dann hätte ich gern die kleine Skizze, die du vorher gemacht hast …“, platzte Petra heraus. Sie fand, daß das Bild Mädchen unter der Eberesche das schönste Bild war, das Mick je gemacht hatte. Doch es war bei einer Kunstausstellung verkauft worden, in der Micks Bilder gewesen waren.

„Das hingeworfene Blatt?“ stieß Mick überrascht hervor. „Ich wußte gar nicht mehr, daß ich es dir mal gezeigt habe.“

„Na ja, ich hab’s im letzten Sommer flüchtig gesehen, als du mir etwas anderes zeigen wolltest.“

„Das war doch bloß so hingekritzelt!“ wandte Mick ein. „Du hast es doch hoffentlich nicht weggeworfen?“ fragte Petra rasch.

„Nein, aber … Du solltest doch ein richtiges Bild von mir kriegen, nicht bloß eine Übungsskizze!“

„Mir hat es jedenfalls gefallen“, sagte Petra. Dann warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich glaube, ich sollte nach Hause reiten. Es dauert ja jetzt länger, weil es schon zu dunkel ist, um die Abkürzung durch den Wald zu nehmen. Hast du übrigens ein Stück Heftpflaster da?“

„Ja. Warum?“

Petra zeigte ihm die zerbrochene Lampe und erzählte, daß sie mit Riegel im Straßengraben gelandet war.

„Ein Glück, daß ihr nicht gestürzt seid“, sagte Mick und gab ihr die Heftpflasterpackung.

„Und daß Riegel sich nicht verletzt hat“, fügte Petra hinzu, während sie das zerbrochene Glas der Lampe sorgfältig zusammenklebte.

Als sie wieder in den Stall kam, stand Lena in Svalas Box und striegelte das Pony, wie sie es immer nach der Reitstunde tat.

„Tag, Petra!“

„Hallo, Lena!“

Petra blieb stehen und streichelte schnell das schwarze Pony. Die kleine, gutmütige Svala war ihr erstes Pferd gewesen, Natürlich war Riegel großartig, aber Petra würde Svala trotzdem nie vergessen. Sie sah auf den runden Ponybauch unter dem dichten Winterfell. In drei Monaten war es soweit; dann würde sie Svalas Fohlen endlich sehen …, wenn alles gutging.

Während Petra losritt, wurde Lena von ihrer Mutter abgeholt. Als Lena nach Hause kam, fand sie ihre Schwester Astrid schlafend auf dem Schreibtischstuhl. Der Kassettenrecorder lief noch.

Am Samstag nach dem Lucia-Tag feierte der Reitclub sein Lucia-Fest. Es war klar und kalt, als Petra aufbrach. Der Himmel war bedeckt. In der Nacht hatte es geschneit. Riegel schnaubte eifrig und trabte rasch über die dünne, unberührte Schneedecke. Er wirkte ein bißchen überdreht, und Petra wünschte, sie hätte ihm während der vergangenen Tage etwas mehr Bewegung verschaffen können. Doch sie hatte viel für die Schule arbeiten müssen, und die Abende waren dunkel und kalt gewesen. Jetzt, wo es geschneit hatte, war es wenigstens etwas heller.

Vor dem Reitstall stieg sie vom Pferd; ein bißchen unbeholfen, denn sie trug über ihrer gewöhnlichen Kleidung ein langes weißes Lucia-Hemd. In der Stallgasse traf sie Karin, die Reitlehrerin.

„Hat es Sinn, Riegel in eine leere Box zu bringen, oder brechen wir gleich auf?“ fragte Petra.

„Anna-Lena ist noch nicht gekommen“, erwiderte Karin besorgt. „Es ist also besser, du bringst ihn herein.“

„Wo ist sie eigentlich?“ fragte Charlotte Verelius von der Tür zum Stallbüro her. „Alle anderen sind schon fertig!“

Petra ließ Riegel mit hochgezogenen Steigbügeln und verschlungenen Zügeln in der Box neben Svala zurück. Dann ging sie ins Stallbüro, wo alle warteten, die beim Lucia-Zug mitmachen sollten. Sie hatte einen ruhigen Ritt geplant. Auch Svala sollte dabeisein, mit Lena im Sattel. Astrid wollte auf dem Reitschulpony Jeppe mitreiten.

„Hört mal“, sagte Astrid, „wißt ihr jemanden, der ruhig und zuverlässig ist und Lust hätte, ein Pferd zu pflegen? Ich habe einfach nicht mehr genug Zeit für Svala.“

In diesem Augenblick klingelte das Telefon, Charlottes Zwillingsschwester Agneta nahm ab.

„Ja … wie schade … Ich werd’s ausrichten … Nein, das regeln wir schon … In Ordnung, ist schon recht … Wiedersehen!“

Sie legte den Hörer auf.

„Hört mal“, stieß sie hervor, „Anna-Lena kann nicht kommen! Sie hat Angina!“

„Angina! Na, das ist ja eine schöne Bescherung“, sagte Karin. „Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als schnell eine neue Lucia zu wählen!“

„Ich rufe zu Hause an und bitte meinen Vater, sofort mit unserer Lucia-Krone herzukommen“, sagte Agneta und griff wieder nach dem Telefon.

„Na, habt ihr einen Vorschlag, wer die Lucia sein soll?“ fragte Karin. „Wir müssen das sofort entscheiden, damit wir noch rechtzeitig loskommen.“

„Sirkka würde gut für die Rolle passen“, schlug Charlotte vor.

„Aber sie ist ja nicht hier“, wandte Karin ein.

Das ist ja gerade der Grund, weshalb Charlotte sie vorgeschlagen hat! dachte Petra. Sie weiß sehr gut, daß wir keine Zeit haben, auf Sirkka zu warten. Jetzt hofft sie, jemand könnte auf die Idee kommen, daß sie genauso blond und geeignet ist wie Sirkka und Anna-Lena. Charlotte hätte wohl ihre Schwester Agneta vorgeschlagen, wenn sie nicht selbst gern die Lucia sein würde. Aber sie, Petra, würde jedenfalls keines der anderen Mädchen vorschlagen!

„Warum müssen wir denn unbedingt immer eine blonde Lucia haben?“ fragte Rosemarie. „Warum nicht auch mal eine dunkelhaarige?“

„Denkst du vielleicht an dich selbst?“ fragte Charlotte spitz.

„Sei nicht albern“, sagte Arne, der nicht an dem Zug teilnehmen sollte. „Rosemarie hat recht. Wir könnten zur Abwechslung auch mal eine dunkelhaarige Lucia nehmen. Ich schlage Astrid vor.“ Er errötete. Arne war in Astrid verliebt, seit er sie zum ersten Mal bei einem Wettbewerb des Reitclubs gesehen hatte.

Agneta legte den Telefonhörer wieder zurück und hörte sich Arnes Vorschlag an.

„Aber wir wollten doch Polly als Lucia-Pferd einsetzen“, widersprach sie heftig. „Schließlich können wir nicht irgendein kleines Pony an der Spitze reiten lassen!“

„Das ist kein Problem“, rief Petra. „Astrid reitet eben auf Polly, Lena auf Jeppe, und Svala bleibt im Stall. Was meinst du, Astrid?“

„Aber du schaffst es doch nicht, an der Spitze zu reiten, Astrid!“ sagte Charlotte offen.

„Ich kann ja neben ihr gehen und Polly im Auge behalten, damit sie ruhig bleibt“, erklärte Arne rasch.

„Ja, dann müßte es gehen“, fand Lena und nickte. Auch ein paar der anderen Reitschüler nickten zustimmend.

„Na, Astrid, was meinst du?“ fragte Karin. „Willst du für Anna-Lena einspringen?“

Astrid war unsicher. Wollten die anderen sie wirklich als Lucia haben?

„Polly ist leicht zu reiten“, sagte Petra zuversichtlich.

„Ich möchte schon …“, erwiderte Astrid schüchtern.

„Dann ist die Sache also erledigt“, sagte Karin erleichtert. „Kommt Olle mit der Lichterkrone?“

„Er ist schon unterwegs“, antwortete Agneta kurz. „Leicht zu reiten“, murmelte sie dann vor sich hin. „Polly ist immerhin ein Vollblut!“

„Na und?“ Petra konnte es sich nicht verkneifen. „Ein Vollblut muß schließlich nicht wilder sein als ein Halbblut!“

„Ihr könnt die Pferde jetzt hinausführen und bis zum Aufbruch im Schrittempo mit ihnen reiten“, schlug Karin vor.

Arne begleitete Astrid zu Pollys Box.

„Du bist schon mal auf Polly geritten, nicht?“ fragte Astrid.

„Ja, einmal“, sagte Arne.

Dann müßte ich eigentlich auch mit ihr zurechtkommen, dachte Astrid. Sie ritt ja schon viel länger als Arne. Aber ein bißchen Angst hatte sie trotzdem. So ging es ihr immer, wenn sie mit einem neuen Pferd reiten sollte.

Olle Verelius kam auf den Hof gefahren und parkte sein Auto auf dem Stallhügel, gerade als Arne und Astrid mit Polly aus dem Stall kamen. Astrid mußte ihr glitzerndes Stirnband abnehmen und statt dessen die schwere Lichterkrone aufsetzen.

„Ich halte Polly, während du aufsitzt“, sagte Arne und griff nach den Zügeln.