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Manfred Gerspach

Psychodynamisches Verstehen in der Sonderpädagogik

Wie innere Prozesse Verhalten und Lernen steuern

Verlag W. Kohlhammer

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1. Auflage 2018

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-033828-9

E-Book-Formate:

pdf:         ISBN 978-3-17-033829-6

epub:      ISBN 978-3-17-033830-2

mobi:      ISBN 978-3-17-033831-9

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Inhaltsverzeichnis

 

 

  1. 1 Persönlichkeitsstrukturierende Beziehungen in der Kindheit
  2. 1.1 Psychodynamische Grundlagen der Subjektgenese
  3. Warum Psychodynamik?
  4. Das Unbewusste
  5. Über Sprachzerstörung
  6. Die Konfliktdynamik
  7. Übertragung und Gegenübertragung
  8. 1.2 Entwicklungsmodelle der frühen Kindheit
  9. Erste Vorstellungen über die früheste Kindheit
  10. Theorien namhafter Psychoanalytiker/innen
  11. Besonders zu erwähnen: Donald W. Winnicott
  12. Neuere Entwicklungen
  13. 1.3 Bindungstheorie und Säuglingsforschung
  14. Kurze Einführung in die Bindungstheorie
  15. Der Zusammenhang von Bindung und Gefahr
  16. Grundlagen der Säuglingsforschung
  17. Zur Diskussion der Ergebnisse der Säuglingsforschung
  18. 1.4 Neurowissenschaften und Mentalisieren
  19. Über den Zusammenhang von Neurobiologie und Psychodynamik
  20. Zum Konzept des Mentalisierens
  21. Weitere Aspekte des Mentalisierens
  22. 1.5 Kindheit unter erschwerten Bedingungen
  23. Psychodynamik und geistige Behinderung
  24. Psychodynamik, Lernbeeinträchtigungen und Verhaltensauffälligkeiten
  25. 2 Persönlichkeitsstrukturierende Beziehungen in der Adoleszenz
  26. 2.1 Psychodynamische Aspekte der Adoleszenz
  27. Über die Neujustierung der Geschlechterverhältnisse
  28. Zur Bedeutung des gesellschaftlichen Wandels
  29. Identität und Selbst
  30. Der Körper in der Adoleszenz
  31. 2.2 Adoleszenz und Kulturentwicklung
  32. Adoleszenz in kalten und heißen Kulturen
  33. Zur Möglichkeit eines Strukturwandels der Persönlichkeit
  34. Das Schicksal der Adoleszenz in der Schule
  35. Adoleszenz und Nachträglichkeit
  36. 2.3 Männliche und weibliche Adoleszenz
  37. Sozialisationsprozesse in der männlichen Adoleszenz
  38. Sozialisationsprozesse in der weiblichen Adoleszenz
  39. 2.4 Adoleszenz und Migration
  40. Weitergabe und Veränderung
  41. Zugehörigkeitsordnungen
  42. Bildung, Bildungsaufstieg und die Entstehung neuer Milieus
  43. Aktuelle Entwicklungen: Flucht und Radikalisierung
  44. 2.5 Adoleszenz und Behinderung
  45. Prolog: Psychoanalyse und Behinderung
  46. Adoleszenz und Körperbehinderung
  47. Adoleszenz und geistige Behinderung
  48. Sexualität und Partnerschaft bei Menschen mit geistiger Behinderung
  49. Epilog: Adoleszenz und Autismus
  50. 3 Psychodynamik und sonderpädagogische Praxis
  51. Szenisches Verstehen praktisch betrachtet
  52. Psychodynamik in pädagogischen Institutionen
  53. Was noch zu sagen wäre…
  54. 4 Literatur

1          Persönlichkeitsstrukturierende Beziehungen in der Kindheit

 

1.1       Psychodynamische Grundlagen der Subjektgenese

Warum Psychodynamik?

Das Zusammenwirken von emotionalen, sozialen und kognitiven Faktoren wird in der Sonderpädagogik zwar allenthalben betont, in seiner Tiefendimension aber kaum verstanden. Eine entwicklungsfördernde (Sonder-)Pädagogik müsste sich also an der nachdrücklichen Auflösung von Blockaden auf den Ebenen ihrer körperlichen, kognitiven, affektiven und intersubjektiven Manifestation orientieren, so wie moderne psychologische und psychotherapeutische Ansätze es vormachen (vgl. Neumann, Naumann-Lenzen 2017, S. 17). Jede kindliche Entwicklung, einschließlich ihrer besonderen oder vom normativ Gesetzten abweichenden Wege wird vom Zusammenwirken dieser Komponenten in ihren Grundfesten beeinflusst. Das sozio-psycho-biologische Ganze kann nach keiner dieser drei Säulen aufgelöst werden, ohne es damit seiner Komplexität zu berauben und zu falschen Schlussfolgerungen zu gelangen. Unsere vordringliche pädagogische Aufgabe ist es daher, entwicklungsfördernde oder -hemmende Einflüsse vor dem Hintergrund dieser Gemengelage in ihrer je subjektiven Bedeutung zu erfassen, was nur möglich wird, wenn wir auch die Dimension subtiler Vorgänge im Inneren der Persönlichkeit zu berücksichtigen wissen.

Dabei verweisen Verhaltensstörungen auf den verstörenden Referenzrahmen der äußeren Verhältnisse, Lernschwierigkeiten auf eine diffuse Angst vor Neuem, geistige Beeinträchtigungen auf das doppelte Handicap mentaler Einschränkungen und schwerer narzisstischer Kränkungen. Körper- und Sinnesbehinderungen werden schließlich durch die Erfahrung eines beschämenden Ausschlusses aus einer vorschriftsmäßig gewirkten Welt geprägt. Immer geht es um genügende oder fehlende Anerkennung mit weitreichenden Konsequenzen für das gesamte Werden des Subjekts. Vieles an den Prozessen seiner Beschädigung verläuft unbewusst, weil ihre Wahrnehmung zu schmerzhaft wäre und abgewehrt werden muss. Insofern reicht es nicht hin, sich mit Oberflächenphänomenen zu begnügen. Die Forderung etwa, Resilienz oder eine sichere Bindung bei Kindern und Jugendlichen, die evidente Schwierigkeiten aufweisen, zu unterstützen, damit sie sich unter anderem auf die Herausforderungen der schulischen Anforderungen besser einlassen können, steht eher für die alltagstheoretische Verkürzung eines komplexen Sachverhalts. Es sind »goldene Phantasien« (vgl. Opp 2017, S. 84), die das wirkliche Ausmaß der jeweiligen Problemlage kaschieren. Per se garantieren sie solange keine besser gelingende Anpassung, wie auf eine selbstreflexive Annäherung an die Erlebnisverarbeitung des betroffenen Individuums verzichtet wird. Erst wenn wir als verlässliche Dialogpartner/innen diese Kinder und Jugendlichen in einer sich stabilisierenden Arbeitsbeziehung erreichen, werden wir sie zu ermuntern vermögen, sich dem bis dahin befremdlich anmutenden Akt des Lernens und Sich-Entwickelns auszusetzen.

Dazu benötigen wir ein psychodynamisches Grundverständnis, das uns befähigt, die oftmals aufs heftigste widerstreitenden psychischen Kräfte zu erkennen, welche ein gesundes Wachstum der kindlichen Persönlichkeit zum Erlahmen gebracht haben. Vor dem Hintergrund unzureichend erfahrener Empathie bleibt dort eine basale Unfähigkeit zur angemessenen Affektregulierung zurück, die vor allem die Modulierung von Spitzenaffekten wie Wut oder Angst betrifft. Während uns Emotionen aus dem direkten Erleben sehr gut bekannt sind, stehen Affekte für mehr körperbezogene, zumindest am Anfang nicht differenzierte bewusste Regungen (vgl. Mentzos 2009, S. 25). Im Moment des bewussten Erlebens von Emotionen schwingt zugleich die Möglichkeit zur Reflexion der anflutenden Affekte sowie daraus erwachsenden Impulskontrolle mit. Im anderen Fall droht beständig die Gefahr, von mächtigen Erregungszuständen, die nicht im Zaum zu halten sind, überschwemmt zu werden. In diesem seelischen Dilemma offenbaren sich uns die gescheiterten Einigungsversuche mit den primären und späteren Beziehungspersonen und eine hinter abweisendem und aggressivem Verhalten verborgene bedrückende Vulnerabilität.

Setzen wir dagegen nur auf die Aneignung formaler Wissensbestände und äußerlich ankonditionierten Wohlverhaltens, tragen wir womöglich eher zu einer latenten Festschreibung der alten Erfahrungen bei. Denn so verpassen wir den entscheidenden Zugang zur inneren Welt dieser Kinder und Jugendlichen, der sich uns erst öffnet, wenn wir unser Verstricktwerden in deren frühe und untaugliche Interaktionsmuster erkennen. Damit können wir der Gefahr vorbeugen, uns aus eigener Verletzbarkeit zum Agieren von Gegenaggression verleiten zu lassen, was im Sinne einer Retraumatisierung das Misstrauen gegenüber einer bedrohlichen und übelmeinenden Umgebung nur bestätigen würde – mit allen Konsequenzen persistierender Auffälligkeiten. Mit Hilfe des tieferen Verstehens eines unbewusst in Gang gebrachten Beziehungskreislaufs, in welchem sich stets aufs neu tiefe Kränkungen und Versagungen einzustellen drohen, lässt sich dagegen dieser Wiederholungszwang durchbrechen und durch verträgliche und haltende emotionale Erfahrungen ersetzen. Somit erscheinen Frustrationen besser auszuhalten und Entwicklungsblockaden überwindbar. In diesem Sinne gerät Sonderpädagogik zu einer entwicklungsfreundlichen und zukunftsweisenden Praxis mit Ausstrahlung auf die gesamte Erziehungswissenschaft.

Darum also Psychodynamik. In ihrer neueren Lesart veranschaulicht sie, dass und vor allem wie die menschliche Genese als intersubjektiver Prozess zu denken ist. Das Subjekt als Adressat der Enkulturation erscheint dabei als Gelenkter und Lenker zugleich. Zum einen ist es Produkt einer historischen Vergesellschaftung mit ihren normativen Koordinaten, zum anderen vermag es sich kraft seiner Reflexionsfähigkeit, das eigene Dasein kritisch und selbstkritisch auszuleuchten, zur umgebenden Welt in ein gestaltendes Verhältnis zu setzen. Unsere Vorstellungen der frühen Erfahrungen des Subjekts mit seinen Objekten, die wir als »Selbstobjekterfahrungen« bezeichnen können, gehen zunächst von geglückten und entwicklungsförderlichen Eltern-Kind-Interaktionen aus. Umgekehrt aber ist das »Selbstobjektversagen« innerhalb dieser Beziehungsarrangements für die Entstehung psychischer Störungen verantwortlich. Wie lassen sich nun diese Prozesse genauer fassen? Nicht zuletzt ein einschneidender Paradigmenwechsel führte diesbezüglich zu einer Erweiterung unsere Erkenntnismöglichkeiten. Hat sich in der Vergangenheit psychodynamisches Denken mehr mit rein intrapsychischen Vorgängen zwischen triebgesteuerten Wunschphantasien und phantasierten Objekten befasst, so blickt man heute viel stärker auf die »gegenwärtigen psychischen Nachwirkungen realer Interaktionen der Vergangenheit«. Das tatsächliche Verhalten der primären Objekte kann für ein Kind Stress und Belastung bedeuten und über die Verinnerlichung dieser Interaktionsformen im Sinne fortdauernder negativ eingefärbter Erwartungen an die Umwelt zu anhaltenden seelischen Verletzungen führen (vgl. Neumann, Naumann Lenzen 2017, S. 19 f.). Vielfach reichen tragfähige pädagogische Beziehungsangebote aus, implizit zu einem dauerhaften Umbau der inneren Strukturen beizutragen. Zuweilen sind explizite psychotherapeutische Hilfen nötig. Es gibt aber kein Entweder-Oder, selbst im zweiten Fall ist eine gute Pädagogik vonnöten.

Zudem müssen wir uns davor hüten, in einfachen deterministischen Denkfiguren zu verharren, nach dem alten Nenaschen Prinzip Sowas kommt von sowas. Dass dem modernen Selbstverständnis nach jegliche Sozialisationsvorgänge ihre Eindeutigkeit und Kohärenz weitgehend eingebüßt haben, ist Fluch und Segen zugleich. Traditionellen Lebensformen ist keine richtungsweisende Funktion mehr beigegeben, so dass sich das Subjekt im Rahmen der ihm zur Verfügung gestellten Ressourcen seine eigene Lebensgestaltung erarbeiten muss. Da das nicht immer konfliktfrei gelingen will, wird mit der neu gewonnenen Autonomie ein Entwicklungs- und Identitätsrisiko frei Haus mitgeliefert. Allerdings wird ihm mit der sozialen Dekonstruktion der bis dato gleichsam als natürlich und zwangsläufig erachteten Einpassung prinzipiell sein aktiver Status zurückgegeben. Funktionieren oder Nicht-Funktionieren werden aber erst vor dem Hintergrund des gesamtgesellschaftlichen Zusammenspiels der verschiedenen Wirkmächte plausibel, die Ungleichheiten bei den Abrufmöglichkeiten individueller wie gruppentypischer Entwicklungspotentiale produzieren. Gemeinhin ist der sonderpädagogischen Klientel der Zugang zu den allgemeinen, gesellschaftlich hergestellten Ressourcen verwehrt – diese sind gleichsam privatisiert. Insofern sind psychodynamische und gesellschaftskritische Entwürfe, die sich diesen Entfremdungsphänomenen annehmen möchten, aufs engste zu verzahnen (vgl. Keupp 2013, S. 1 ff.; Horn 1981, S. 77 ff.).

Selbstverständlich heißt dies – und aus dieser Selbstverpflichtung speist sich offenkundig der große Widerstand gegen die Psychoanalyse –, dass das psychoanalytische Verfahren der Bewusstmachung »auch gegen die eigene Person gewendet werde, wozu eine konstitutionelle Neigung allerdings nicht besteht« (vgl. Freud 1915e, S. 268).

Das Unbewusste

Die Psychoanalyse untersucht den Einfluss unbewusster Wünsche und Ängste auf das bewusste Erleben und Handeln eines Menschen. Freud verstand sie in dreifacher Weise: 1. als ein Verfahren zur Untersuchung seelischer Vorgänge, die sonst kaum zugänglich sind, 2. als eine Behandlungsmethode neurotischer Störungen und 3. als auf diesem Wege gewonnene psychologische Einsichten, aus denen allmählich eine wissenschaftliche Disziplin zusammenwächst (vgl. Freud 1923a, S. 211). Leber ergänzt, dass Freud in seinem Geleitwort zu Aichhorns »Verwahrloster Jugend« psychoanalytisches Vorgehen als Nacherziehung bezeichnet, was sie als einen Spezialfall von Erziehung ausweist (vgl. Leber 1985, S. 152; Freud 1977 <1925>).

Der Psychoanalyse geht es um mehr als die Aufarbeitung unbewältigter Kindheitserlebnisse. Sie ergründet die unbewusste Wirkung lebensgeschichtlicher Erfahrungen auch mit Blick auf die Zukunftsgestaltung. Da sich in der Beziehung zum Analytiker unbewusste Beziehungsarrangements wiederholen, besteht die Möglichkeit, der Bedeutung der anhaltenden Wirksamkeit dieser Lebenserfahrungen nachzuspüren. Die bislang unzugänglichen Ursachen der manifesten Symptomatik können auf diesem Wege aufgedeckt und bearbeitet werden. Die Nachhaltigkeit dieses Prozesses führt zu einer Veränderung der Symptomatik und damit zu einer Nachentwicklung des Selbstwertgefühls sowie der Verbesserung der bislang belasteten Beziehung zu nahe stehenden Menschen.

Vor allem heutzutage, da allein noch evidenzbasierte empirische Gewissheiten als Kriterien von Wissenschaftlichkeit zu gelten scheinen (vgl. Koch 2016, S. 12 ff.), hat es die Psychoanalyse als eine Disziplin, die dezidiert der Eindimensionalität des unmittelbar Beobachtbaren nicht traut, besonders schwer. Wie will sie denn die Existenz des Unbewussten beweisen, das qua definitionem für das Bewusstsein gar nicht existiert? Folglich muss sie sich mit klinischen Indikatoren begnügen und das Unbewusste allein als notwendige, aber legitime Hypothese betrachten (vgl. Valon 2015, S. 387 f.). Damit also zur klinischen Arbeit. Dort, d. h. also in der psychoanalytischen Therapie, ist es das Ziel, dem Patienten dauerhaft zu ermöglichen, unbewusste Konflikte und Phantasien zu erkennen und bewusst zu erleben, so dass sich deren determinierende Wirkung auf sein Fühlen, Denken und Handeln verändern lässt. Die früh erlittene Traumatisierung wird in der Beziehung zum Analytiker reaktiviert, was sogleich einen heftigen Widerstand auslösen mag, den Schrecken nicht erneut durchleben zu müssen. Deshalb wird die Traumageschichte zunächst in einer agierten, dem Bewusstsein unzugänglichen Darstellung präsentiert. Der Analytiker fühlt sich dabei von unerträglichen Affekten und diffusen Wahrnehmungen überflutet und ähnlich hilflos und ohnmächtig gemacht, so wie sein Patient es einst erlebte. Wenn er dies erkennt und versteht, vermag er zur Durcharbeitung im Rahmen einer emotional haltenden therapeutischen Beziehung, die nicht retraumatisierend, sondern befreiend wirkt, beitragen (vgl. Leuzinger-Bohleber, Weiß 2014, S. 16 ff.).

Die unbewusst gehaltene Erinnerung an konflikhaft Erlebtes wirkt als implizites Wissen im Hintergrund und kann, wenn eine reale oder vermeintliche Gefahr droht, die alten Reaktionsmuster aktivieren, ohne dass der wahre Grund dafür deutlich würde. Ladan nennt diese Muster das »Selbstschweigende« (vgl. Ladan 2003, S. 18). Fühlt sich jemand beständig im Beisein anderer unsicher, wird er sich nicht mehr erinnern, wie er als Kind immerfort ignoriert wurde. Stattdessen haben sich diese Erfahrungen zu seiner impliziten Überzeugung zusammengefügt, er sei nichts wert. Deshalb vermittelt er anderen laufend die Botschaft, dass er sich selbst nicht ernst nimmt und dass man seinen Gefühlen keine Beachtung schenken muss.

Ein durch übergroßen Konfliktdruck hervorgerufenes psychisches Leiden kommt in Form einer Symptombildung zur Darstellung. Neurotische und psychosomatische Symptome stellen den Lösungsversuch einer unbewussten Konfliktdynamik, eine Kompromissbildung zwischen dem unbewussten Impuls einschließlich der dazugehörenden Vorstellungen und Affekte und der Abwehr dieses Impulses dar. Im intersubjektiven Zugang wird mit dem Symptom etwas mitgeteilt, das bewusst nicht verfügbar ist (vgl. Stemmer-Lück 2009, S. 47). Die bahnbrechende Bedeutung der Psychoanalyse besteht darin, dieses dysfunktionale Ausdrucksmoment nicht allein deskriptiv, sondern sinnverstehend in seiner genetischen und dynamischen Dimension erfassen zu wollen. Denn hinter dem Symptom steht eine unbewusste Motivation. Es wird definiert als

•  Kompromiss zwischen Triebimpuls und hemmender Abwehr

•  direkte Triebentladung (z. B. bei einer impulsiven Handlung) oder

•  eine Abwehr (z. B. Händewaschen des Zwangsneurotikers).

Der Mensch ist eben ein Konfliktwesen und sozusagen bipolar aufgebaut, d. h. er wird von gegensätzlichen Tendenzen bewegt (vgl. Mentzos 2009, S. 20 ff.). Die Konflikte wurzeln in seinen Trieben, Wünschen und Bedürfnissen einerseits und deren (Nicht-)Befriedigung durch das Gegenüber andererseits. Allerdings sei betont, dass nicht dem biologischen Trieb, sondern der Einbettung der Triebschicksale in eine bestimmte Beziehungskonstellation der Hauptanteil an der Symptombildung zukommt. Beziehungserfahrungen interagieren stets mit Reifungsaspekten und sind zudem in einen gesellschaftlichen Rahmen eingebunden (vgl. Stemmer-Lück 2009, S. 33).

Ein Beispiel mag erläutern, wie unbewusste Phantasien und Konflikte zur Produktion psychopathologischer Symptome führen: Eine 24jährige Patientin wird seit einem völligen seelischen Zusammenbruch von schweren Depressionen gequält. Sie hat ihr Studium abgebrochen, ist zu ihrer Mutter zurückgekehrt und verbringt den Tag meist zurückgezogen im Bett ihres verdunkelten Zimmers. Sie ist häufig krank und leidet unter schweren Schlafstörungen, Versagensängsten und Suizidgedanken. Zudem ist sie stark übergewichtig.

Als Achtjährige fand sie ihren Vater nach einem Herzinfarkt tot im Keller. Die Mutter reagierte mit einer Psychose auf dieses Ereignis, und die Leiche des Vaters wurde einfach im Leichenhaus vergessen. Erst auf eine Intervention der Behörde hin wurde er bestattet. Die beiden Töchter nahmen nicht am Begräbnis teil, und die Mutter weigert sich bis zum heutigen Tag, den Tod ihres Mannes anzuerkennen und macht sich und anderen vor, er sei auf einer Dienstreise.

Im ersten Jahr nach dem Tod nahm die Patientin 40 Kilogramm zu, sie und ihre ältere Schwester sorgten für die Mutter und gingen zur Schule, als sei nichts geschehen. Aus Angst, in ein Kinderheim zu kommen, hielten sie die häusliche Situation geheim. Die Patientin lebte in einem dissoziativen Zustand und hatte kein Gefühl für ihr eigenes Selbst. Erst mit fast 20 Jahren besuchte sie zum ersten Mal das Grab und wurde dabei von Schmerz und Verzweiflung überwältigt.

Später zog sie in eine Wohngemeinschaft und nahm eine äußerst enge Beziehung zu einem Studenten auf. Als dieser sie abrupt verließ und sie zudem finanziell übervorteilte, kam es zu besagtem depressiven Zusammenbruch. In der Behandlung wurde deutlich, dass sie unbewusst in der Beziehung zu dem Studenten den verlorenen Vater gesucht hatte und daher zu ihm eine existentielle Nähe herstellte, was diesem offensichtlich zu viel wurde. Sein Rückzug wurde von ihr unbewusst wie der traumatische Verlust des Vaters erlebt, was sie nicht zu verkraften wusste.

Sie ahnte jedoch, dass sie sich den erlittenen Traumatisierungen annähern musste, um deren Auswirkungen auf ihre Gefühle zu verstehen. Deshalb begab sie sich in eine psychoanalytische Behandlung. Das allmähliche Erkennen ihrer unbewussten Verwechslungen wie der Reaktivierung ihres Traumas in der Beziehung zum Analytiker befreite die Patientin schließlich von den »Schatten der Vergangenheit« (vgl. Leuzinger-Bohleber, Weiß 2014, S. 25 f.).

Das Unbewusste ist also das Alleinstellungsmerkmal der Psychoanalyse. Dorthin werden jene Anteile der Persönlichkeit verbannt, die in der jeweiligen Kultur verboten und tabuisiert sind. Den verdrängten Inhalten ist der Zugang zum Bewussten verwehrt und sie können erst nach der Überwindung von Widerständen zugänglich werden. Das psychische Geschehen ist demnach erfüllt von wirksamen, aber unbewussten Gedanken, auch die Entstehung von Symptomen findet dort ihren Ursprung. Das Unbewusste ist allerdings nicht wie ein zweites Bewusstsein aufgebaut, so dass es sich verbietet, vom Unterbewusstsein zu sprechen. Vielmehr handelt es sich dabei um ein dynamisches System von Inhalten und Mechanismen mit einer »spezifischen ›Energie‹« (vgl. Laplanche, Pontalis 1972, S. 562 ff.).

Mit der Entdeckung des dynamischen Unbewussten hat Freud dem Menschen die dritte große Kränkung beschert – wobei dies wohl mehr ironisch gemeint war (vgl. Quindeau 2017, S. 2015). Die erste war die kosmologische Kränkung: Mit der kopernikanischen Wende musste der Mensch Abschied nehmen von der narzisstischen Größenphantasie, die Welt bilde das Zentrum des Universums. Die zweite Kränkung war die biologische Kränkung: Darwin ordnete ihn in eine evolutionäre Reihe der Lebewesen ein und nahm ihm so die Illusion, die Krönung der Schöpfung zu sein. Die dritte und wohl am schwersten wiegende war die psychologische Kränkung: Freud befand, dass das Ich nicht Herr im eigenen Haus ist, weil seine unbewussten Triebkräfte nicht voll zu bändigen sind (vgl. Freud 1917a, S. 1 ff.).

Das klingt für manche Ohren sehr pessimistisch. Die konflikthafte Grundfigur des psychoanalytischen Denkens, beständig Antipoden auszumachen, deren energetischen Felder miteinander ringen, zeigte sich aber zehn Jahre später in der geäußerten Hoffnung auf eine vernünftige Kraft zur Bewusstmachung des Irrationalen: »Die Stimme des Intellekts ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör geschafft hat« (vgl. Freud 1927c, S. 377).

Wo besser als an diesem Punkt ließe sich der immerfort währende Kampf zwischen Unbewusstem und Bewusstem aufzeigen? Das gegenseitig verschobene Wirken der innerpsychischen Potentiale, das von Konflikten und Ängsten bestimmt wird, ist in den Begriff der Psychodynamik eingegangen. »Eine ›psychodynamische Therapie‹ ist also eine Therapie, die sich mit den unbewussten Seiten eines Problems beschäftigt« (vgl. Voos 2011, S. 21; Voos 2015). Zu unterstreichen ist, dass in dem Oberbegriff »psychodynamisch« heute alle auf psychoanalytischer Basis gründenden Verfahren zusammengefasst werden. Psychoanalyse meint ja ganz allgemein ein Konzept zum Verstehen und Erklären der menschlichen Psyche unter besonderer Berücksichtigung der unbewussten psychodynamischen Vorgänge. Betont sei, dass die menschliche Entwicklung in einen sich ständig in Bewegung befindenden, intersubjektiven Prozess eingebettet ist, bei dem reale Beziehungserfahrungen mit anderen Menschen zu inneren Bildern werden. Dabei verwandelt die Verinnerlichung dieser frühen Beziehungserfahrungen äußere in innere Realität. Die Welt dieser inneren Realität besteht aus Vorstellungen, Gedanken, Phantasien, Emotionen, Erinnerungen und Träumen (vgl. Stemmer-Lück 2009, S. 30 ff.).

Der Arbeitskreis Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD), in dem sich Ärzte und Ärztinnen sowie Psychotherapeut/innen aus Psychosomatik, Psychotherapie und Psychiatrie zusammengefunden haben, entwickelte diesbezüglich unter Zuhilfenahme psychoanalytischer Konzepte ein eigenes diagnostisches Instrument. Ziel war es, die gängigen, rein deskriptiven Klassifikationsmodelle ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) und DSM-IV – inzwischen DSM-V – (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) um psychodynamische Dimensionen zu erweitern.

Auf insgesamt fünf Achsen werden die erhobenen Befunde abgebildet:

•  Achse I: Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen

•  Achse II: Beziehung

•  Achse III: Konflikt

•  Achse IV: Struktur

•  Achse V: Psychische und psychosomatische Störungen.

Insbesondere Achse IV beschreibt die Verfügbarkeit über regulative Funktionen des Psychischen. Die hier angesprochene Funktionsfähigkeit des Subjekts ist im psychoanalytischen Strukturmodell der Persönlichkeit beschrieben. Danach kommt dem Über-Ich die Funktion von Gewissen, Selbstbeobachtung und Idealbildung zu. Das Es wiederum bildet den Triebpol der Persönlichkeit. Und das Ich ist jene Instanz, die zwischen den Forderungen von Es und Über-Ich vermittelt. Wesentliche Ich-Funktionen beinhalten hernach kognitive Fähigkeiten wie Wahrnehmung, Denken, Gedächtnis und Urteilskraft (vgl. Quindeau 2008, S. 40 ff.).

Die Fähigkeit zu Selbst- und Fremdwahrnehmung, affektiver Selbststeuerung und Beziehungsregulierung, intrapsychischer und interpersoneller Kommunikation sowie innerer Objektbindung und äußerer Beziehung sind die wesentlichen Items der OPD. Unter psychodynamischen Gesichtspunkten werden nun die in einem teilstrukturierten Interview gewonnenen Daten in verschiedene Strukturniveau-Cluster eingeteilt:

1.  gut integriert: relativ autonomes Selbst mit der Fähigkeit zu Selbstreflexion und realitätsgerechter Wahrnehmung

2.  mäßig integriert: intrapsychische Konflikte sind destruktiver; Übersteuerung und Impulsdurchbrüche

3.  gering integriert: wenig entwickelter Binnenraum; große Kränkbarkeit

4.  desintegriert: fehlende Kohärenz des Selbst und überflutende Emotionalität werden durch postpsychotische oder posttraumatische Organisationsformen überdeckt (vgl. Rudolf, Doering 2012, S. 87 ff.).

Für den außerklinischen Bereich, wie er sich auf dem Feld der Pädagogik darstellt, sind derlei operationalisierte Diagnoseverfahren durchaus zu vernachlässigen. Allerdings liefern sie mit ihrer vorsichtigen und verstehenden Annäherung ein Modell, mit welcher behutsamen Haltung wir unseren Adressat/innen mit psychischen und Verhaltensauffälligkeiten begegnen sollten.

An dieser Stelle sei betont, dass sich das Unbewusste nicht direkt beobachten, sondern nur sinnhaft aus dem manifesten Verhalten erschließen lässt. Dies ist an Fehleistungen eindrücklich zu illustrieren. Freud berichtet von einem Mann, der von irgendwelchen Vorgängen erzählt, die er beanstandet, »und setzt fort: Dann aber sind Tatsachen zum Vorschwein gekommen… Auf Anfrage bestätigt er, dass er diese Vorgänge als Schweinereien bezeichnen wollte. ›Vorschein‹ und ›Schweinerei‹ haben mitsammen das sonderbare ›Vorschwein‹ entstehen lassen« (vgl. Freud 1916/1917, S. 35). Hinter dem Versprecher scheint der eigentlich gemeinte, aber verdrängte Sinn auf, der sich durch eine sprachliche Kompromissbildung dennoch zu erkennen gibt.

Im dynamischen Unbewussten gibt es keine Kausalität oder Finalität, kein »entweder – oder«, sondern nur ein »sowohl – als auch«. Es stellt etwas Außer-Ordentliches dar, also etwas, das sich den gängigen Ordnungssystemen wie z. B. der Sprache zu entziehen weiß. Selbst die Logik von Zeit und Raum ist aufgehoben. Alles Widersprüchliche bleibt nebeneinander bestehen.

Die archaische Form, das »primäre Unbewusste«, ist prinzipiell dem Bewusstsein entzogen und kann niemals bewusst gemacht werden, so wie es auch das Konzept vom impliziten Gedächtnis sieht. Ein anderer Teil entsteht aber durch Verdrängung und kann dem Bewusstsein wieder zugänglich werden, wenn die Verdrängung sozusagen rückgängig gemacht wird. Rekonstruktion von Sprache bedeutet, dass die Sprachzeichen wieder mit den dazugehörigen Handlungsentwürfen und Erlebensweisen verbunden werden (vgl. Quindeau 2008, S. 20).

In Ergänzung zu diesem Gesichtspunkt stellt die auf Sandler und Sandler zurückgehende Unterscheidung in das Vergangenheits-Unbewusste und das Gegenwarts-Unbewusste eine hilfreiche Differenzierung des Unbewussten dar, wobei diese zwei Schichten allerdings nicht als getrennt voneinander anzusehen sind. Das Vergangenheits-Unbewusste enthält die früh gemachten Beziehungserfahrungen, während alle Formen von Abwehrmechanismen und adaptiven Mechanismen im Gegenwarts-Unbewussten wirken. Aus anderer Perspektive könnte man sagen, dass das Vergangenheits-Unbewusste die präverbalen Erfahrungen enthält, während im Gegenwarts-Unbewussten die verbalen Erfahrungen organisiert sind.

Das deklarative oder explizite Gedächtnis bzw. Gegenwarts-Unbewusste steht dem Menschen erst mit dem Erreichen der Symbolisierungsfähigkeit ab dem 2. Lebensjahr zur Verfügung. Es enthält die verdrängten, unerträglich gewordenen und konflikthaften Wünsche, Impulse und Phantasien, deren Realisierung nicht erlaubt worden ist. Das nicht-deklarative Gedächtnis stützt sich dagegen auf implizit-unbewusst Erlerntes vor der Einführung von Sprache. Die Interaktionserfahrungen dieser Zeit werden dort in Form von Bildern oder Bildfragmenten aufbewahrt, die der Sprache nicht zugänglich sind. Das implizite Gedächtnis enthält demnach prototypische, affektiv getönte Interaktionsmuster, die die spätere Beziehungsgestaltung unbewusst beeinflussen (vgl. Stemmer-Lück 2009, S. 44 ff.; Sandler, Sandler 1985, S. 804).

Über Sprachzerstörung

Stets dreht es sich um innere, psychodynamische Prozesse, die eine Geschichte haben. Aus der Interaktion des jungen Kindes mit seinen primären Objekten, voran der Mutter auf Grund der bereits pränatal entstehenden Nähe zu ihr, gehen auf Grund bestimmter sich allmählich einschleifender, weil wiederkehrender Erfahrungen bestimmte Erwartungen hervor, die zum Prototyp für die Verhaltensentwürfe in allen nachfolgenden Interaktionen werden. Wichtig ist zu erkennen, dass es sich dabei um innerliche Regulatoren des Individuums handelt. Und da sie der Persönlichkeit eingelagert sind, gehören sie eindeutig nicht zu den auf der beobachtbaren Verhaltensebene zu fassenden Interaktionserscheinungen. Weil also die Psychoanalyse von der beeinträchtigten psychischen Struktur handelt, ist es unzulässig, von der Erscheinung auf das Wesen zu schließen. Das sichtbare Verhalten gibt seinen eigentlichen, nämlich unbewussten Auslöser nicht in Form einer platten Kausalität preis. Vielmehr stoßen wir auf eine Doppeldeutigkeit des manifesten Inhalts von Sprache bzw. Handeln und seinem latenten, aber unsichtbar gewordenen Sinn. Sie rührt aus den früh einsozialisierten Verwundungen des Subjekts her, die eine systematische Beschädigung seiner Erlebensstruktur nach sich gezogen haben. Das Verhalten ist unverständlich geworden, weil es die falsche Bedeutung erhielt und zu einem Verhalten ohne Bewusstsein wurde (vgl. Lorenzer 1974, S. 127 ff.).

Gleichermaßen ist von diesem Entfremdungsprozess die Sprache betroffen – es kommt zur Sprachzerstörung. Doch halten wir kurz inne. In der Psychoanalyse spielt die Einführung der Sprachsymbolik eine zentrale Rolle. Ein Symbol ist ein Wort, eine Person, ein Gegenstand oder ein Zustand, welcher auf etwas anderes – einen Zustand, einen Begriff, eine Person usw. – verweist und es repräsentiert. Die Fähigkeit des Menschen, Repräsentationen der materiellen und immateriellen Welt zu bilden, ist vielleicht seine größte Errungenschaft. Die Symbolbildung ist von Anbeginn an bei der Entstehung der Kultur maßgeblich beteiligt, was sich in Bereichen wie Mythologie, Religion, Kunst, Technik und Wissenschaft deutlich zeigt (vgl. Mentzos 2009, S. 61).

Unter starkem Konfliktdruck kann es allerdings zu einer Regression kommen, so dass die bereits erworbene Symbolisierungsfähigkeit in Teilen wieder rückgängig gemacht wird. Mittels Verdrängung werden symbolische in desymbolisierte Repräsentanzen verwandelt, und dem Bewusstsein wird tendenziell die Verfügung über die eigentliche Bedeutung bestimmter Sprachsymbole entzogen. Sie werden aus der allgemeinen Sprachkommunikation ausgeschlossen und zu Klischees bzw. leeren Zeichen verfremdet. In dieser Hinsicht kommt es zu einer eigentümlichen Sprachverwirrung, wie das nachfolgende Beispiel zeigt. Beim kleinen Hans aus Freuds »Analyse der Phobie eines fünfjährigen Knaben« (vgl. Freud 1909b) wird die Angst vor dem Vater auf die Angst vor dem Pferd verschoben. Hans hatte Angst, ein Pferd würde ihn beißen. Zudem spielte ein weiteres Moment eine wichtige Rolle. Auf einem Spaziergang mit seiner Mutter hatte er nämlich beobachtet, wie ein großes, schweres Pferd, das vor einen Wagen gespannt war, stürzte und mit den Beinen zu zappeln begann. Es erschreckte den Jungen so sehr, dass er die Phantasie entwickelte, das Pferd sei tot und von nun an würden alle Pferde, denen er begegnete, tot umfallen. Daraufhin entwickelte er eine starke Pferdephobie und traute sich nicht mehr auf die Straße.

Hinter dieser Angst stand jene vor dem Vater, gegen den er ödipal geprägte, eifersüchtige und feindselige Gefühle hegte. Vater und Pferd werden in eins gesetzt. Hinter der geäußerten Angst, vom Pferd gebissen zu werden, steckt die zweite Angst, ein Pferd könnte sterben. Sie steht für den verdrängten aggressiven Wunsch, es möge ihm etwas zustoßen. Das beißende wie das fallende Pferd verkörpern unbewusst den Vater, der ihn für seine bösen Regungen strafen könne. Mit der Kompromissbildung, die feindseligen Gefühle gegen den Vater auf das Pferd zu verschieben, kann der bedrohlich anmutende Teil der Beziehung zum Vater entschärft werden, allerdings um den Preis der Entwicklung einer starken Ich-Einschränkung. Die ursprünglich getrennten, realitätsgerechten Gleichungen Vater = Vater und Pferd = Pferd werden aufgelöst und zum Zwecke der Verdrängung der gefährlich anmutenden Gefühle zu einer einzigen amalgiert. Aufgabe des Psychoanalytikers ist es jetzt, diese privatsprachliche Verfälschung zu erkennen und zu einer Resymbolisierung beizutragen, damit die verdrängten Gefühle bewusst werden dürfen. Dann ist wieder Vater = Vater und Pferd = Pferd, und ein anderer, weniger ängstigende Ausgang des Konflikts wird möglich (vgl. Lorenzer 1973, S. 106 ff.).

Mit der hier skizzierten privatsprachlichen Verfälschung wird die Umgangssprache verstümmelt, was sich nicht sofort erschließen lässt. Zu folgern, dass das Wesen sogleich in den Erscheinungen fassbar würde, dass sich also umstandslos vom Verhalten auf seine Ursache schließen ließe, käme daher einer »Projektion der Wesensaussage auf einen Erscheinungsscreen« gleich (vgl. Lorenzer 1976, S. 23). Eine so simple Konstruktion verbietet sich von selbst. Die unbewusst verhaltensbestimmenden Erlebnismuster, die über die frühen Interaktionserfahrungen in die Subjektstruktur eingelassen wurden, dürfen nicht mit dem aktuellen Realerleben verwechselt werden. Die Wahrnehmung aktueller Beziehungskonstellationen lässt sich nicht eindimensional auf eine lebensgeschichtliche Ereignisrekonstruktion verkürzen. Ereignis und Erlebnis sind nicht dasselbe. Vor dem Hintergrund einer völlig divergierenden Einbettung des Einzelnen in frühe Beziehungskonstellationen können ähnliche nachfolgende reale Erfahrungen völlig verschieden erlebt werden und ergo zu gänzlich anderen Reaktionen führen.

Es wäre falsch zu glauben, dass eine beobachtete Interaktion unmittelbar etwas Stichhaltiges über die ihr zugrundeliegenden unbewussten Interaktionsmuster aussagen könnte. »Weil Psychoanalyse keine Ereignisermittlung leisten kann, vermag sie auch keine historiographische Rekonstruktion der Lebensgeschichte zu erbringen« (vgl. Lorenzer 1976, S. 27). Vielmehr kreist sie um die systematische Verzerrung der Erlebnisentwürfe, was zu einer fatalen Fehleinschätzung der Realität führt. Die Frage lautet nicht: Was ist damals genau vorgefallen? sondern: Wie hat sich das Kind in diesen Situationen gefühlt?

In aktuellen konflikthaften Situationen wird das alte Leid erneut virulent und wie auf dem Theater szenisch reproduziert, wobei das Gegenüber in diese Dramaturgie hineingezogen wird. Das szenische Verstehen, welches hier zur Anwendung kommt, ist ein seit Lorenzer in der Psychoanalyse angewandtes Verfahren zur tieferen Wahrnehmung dessen, was ein Patient von seinen inneren Schwierigkeiten und Konflikten unbewusst in reale Handlungen transformiert, d. h. in Szene setzt. Es ist darauf gerichtet, die hinter dem manifesten Verhalten verborgenen »dramatischen Entwürfe« zu erkennen und so auf dem Wege der unmittelbaren Teilhabe ins angebotene Drama »selbst als Akteur« einzusteigen (vgl. Lorenzer 1974, S. 138). Aber nicht nur im psychotherapeutischen Kontext, sondern auch und gerade auf dem Feld der Pädagogik entfalten sich mehr oder weniger stimmige Szenen, die wir nutzen können, um »Sinnlücken zu schließen und zu einem tieferen Verständnis der Szene und zu neuen Sinnversionen zu gelangen« (vgl. Laimböck 2015, S. 53).

Auch im pädagogischen Feld konstituiert sich im unbewussten Zusammenspiel von Übertragung und Gegenübertragung die konflikttypische Szene als Ausdruck einer konflikthaften Interaktion. Folgende Grundmerkmale des szenischen Verstehens lassen sich herauskristallisieren:

•  Beziehungsstörungen äußern sich in einer Folge von Szenen.

•  Hier ist in der Regel ein dramatischer Verlauf festzustellen.

•  Die Inszenierung bedarf der Mitwirkung des Objekts.

•  In der konflikttypischen Szene wird verschlüsselt der unbewältigte Konflikt ›erzählt‹.

•  Der Pädagoge/die Pädagogin agiert oft die ihm/ihr vom Unbewussten des Kindes zugedachte Rolle und trägt somit zur Reproduktion der frühen, leidvollen Erfahrung bei (vgl. Trescher 1985, S. 139).

Psychoanalyse ist hernach keine medizinische Spezialdisziplin, sondern kann auch in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften rezipiert und angewendet werden. Weil sie ein Modell vom Menschen anbietet, nach dem die entscheidende Antriebskraft des Erlebens und Verhaltens aus dem Unbewussten abstammt, fungiert sie als Anthropologie. Weil sie die Dimensionen des Somatischen, Psychischen und Sozialen unter dem Primat von Beziehungserfahrungen verbindet, fungiert sie als Sozialisationstheorie (vgl. Quindeau 2008, S. 7).

Da hier auch die biologische Seite des Menschen angesprochen ist, erhält das Wissen ums Unbewusste eine weitere wichtige Erkenntnisfunktion. Denn mit Bezug auf die häufig als veraltet geltende Triebtheorie lassen sich innerpsychische und Konflikte zwischen Innen und Außen genauer ausleuchten. Mit diesem Erklärungsansatz wird nämlich die Unvereinbarkeit von biologisch angelegten, unbewussten Triebbedürfnissen und meist ebenfalls nur teilweise bewussten, kulturellen Anforderungen viel transparenter. So lässt sich etwa der Konflikt heutiger junger Frauen, einerseits die existentiellen Bedürfnisse ihrer Säuglinge nach konstanter und einfühlsamer Bemutterung wahrzunehmen und andererseits ihren eigenen beruflichen Wünschen und Ansprüchen nachzukommen, sehr gut erhellen (vgl. Leuzinger-Bohleber, Weiß 2014, S. 99).

Das Streben nach Lust und Befriedigung ist eine zentrale Antriebskraft menschlichen Handelns. In diesem Sinne hat Freud den Trieb als eine Art Arbeitsanforderung verstanden, unbewusstes Begehren in psychische Aktivität zu verwandeln. Insofern sind auch psychische Abwehrformen nicht per se als pathogen oder negativ abzuwerten, sondern sie erfüllen solange eine wichtige psychohygienische Funktion, wie sie nicht auf rigide und unangemessene Weise zu einer psychischen Erkrankung führen.

Der Trieb changiert an der Grenze zwischen dem Körperlichen und dem Psychischen und heftet sich immer an ein Objekt. Das von ihm ausgehende Begehren ist ohne den Anderen nicht vorstellbar, es begründet sich in der Sozialität der zwischenmenschlichen Beziehung. Denn das Gesellschaftliche und der Andere sind dem Einzelnen vorgängig. Ein Kind, das zur Welt kommt, wird immer zugleich in eine Sozialität hineingeboren. Insofern bewegt sich Psychoanalyse im Dreieck von Biologie, Psychologie und Soziologie. Während jedoch in anderen theoretischen Modellen diese drei Ebenen auseinanderfallen bzw. als zueinander in einem additiven Verhältnis stehend erachtet werden, bilden sie hier einen konsistenten Zusammenhang (vgl. Quindeau 2008, S. 8 ff.).

Bereits in den ersten Interaktionserfahrungen eines Kindes, die Einfluss nehmen auf die Anordnung der Welt seiner inneren Objekte, ist dieser Andere gegenwärtig. Deshalb sollten wir der sehr frühe Beziehungsentwicklung und der elterlichen Fürsorge unsere ganze Aufmerksamkeit schenken. Ohne die mütterliche Pflege wäre der Mensch am Anfang überhaupt nicht lebensfähig. Wie Winnicott sagt, gibt es den Säugling eigentlich gar nicht. Auf existentielle Weise braucht er die Mutter, um nicht zugrunde zu gehen (vgl. Winnicott 1990, S. 50).

Das Subjekt bildet sich aus den früh verinnerlichten Beziehungen mit anderen Menschen, allen voran den primären Objekten wie der der Mutter. Zum einen lässt sich die Entstehung seiner psychischen Struktur als eine Art Aufeinanderschichtung fassen, zum andern erfahren die vorhandenen Erinnerungsspuren von Zeit zu Zeit eine Umschrift. Gedächtnisinhalte werden mehrfach kodiert und nachträglich umstrukturiert. Einig ist man sich dahingehend, dass das, was ein Mensch erlebt und ihm widerfährt, einen Niederschlag hinterlässt, der auf bestimmte Weise in seine psychische Struktur und in seinen Körper eingeschrieben wird. Während jedoch frühere Abbildtheorien zu zeigen suchten, dass die Sinneseindrücke unverändert im Gedächtnis gespeichert und ebenso unverändert wieder abgerufen würden, geht man heute davon aus, dass diese Vorstellung von Unveränderlichkeit nicht zutrifft, weil damit die beständige Verarbeitung dieser Eindrücke unterschätzt wird (vgl. Quindeau 2008, S. 17 f.).

Aus der Vielzahl einzelner, sich ähnelnder Interaktionserfahrungen, die ein Kind mit seinen primären Objekten macht, bilden sich sogenannte Interaktionsformen als innere Repräsentationen des Erlebten. In der Sprache der Neurowissenschaften könnte man auch von neuronalen Bahnungen sprechen. So bewahrt ein Kind in seinem impliziten Gedächtnis auf, wie es getragen oder auf dem Arm gehalten wird. In dieser »bestimmten Interaktionsform« werden die vorsprachlichen, sensomotorischen Erinnerungen als Niederschläge abgelaufener und Muster zukünftiger Interaktionen hinterlegt (vgl. Lorenzer 1977, S. 43). Dabei hat die je spezifische Art, getragen zu werden, unmittelbar Auswirkungen auf psychischer und körperlicher Ebene. In der Folge werden bestimmte Muskelpartien spezifisch ausgebildet und gefördert. Gleichzeitig findet die mit dieser Interaktion verbundene Beziehungserfahrung, also, wie zugewandt z. B. die Pflegeperson erlebt wird, ihre entsprechende Segmentierung. Während es sich hierbei zunächst auf der sensomotorischen Ebene um unmittelbare Sinneseindrücke und motorische Bewegungen handelt, erwächst aus diesen elementaren Empfindungen allmählich die psychische Struktur. Die erlebten Episoden werden nachträglich mit Sinn und Bedeutung versehen. Die Interaktionsform wird mit einem Sprachzeichen verknüpft. Die bis dato vorsprachliche bestimmte Interaktionsform erhält also einen Namen und wird zur »symbolischen Interaktionsform« (vgl. Lorenzer 1977, S. 48). Von jetzt an werden Interaktionsmuster nicht nur auf der Ebene der Sinneswahrnehmung, sondern auch auf der Ebene der Sprache niedergelegt.

Zu einem frühen Zeitpunkt könnte das in Form von »Mama, Arm« geschehen, wobei nicht nur bestimmte Personen oder Gegenstände gemeint sind, sondern eine ganze Szene zur verbalen Darstellung kommt. Dabei besitzt die Verbindung von Symbol und Interaktion eine ausgeprägt emotionale Dimension: »So ist es nicht zufällig, dass das erste Wort eines Kindes meist Mama heißt. Mit ihm kann es der Freude über die Befriedigung und Sicherheit vermittelnde Beziehung zur Mutter (…) Ausdruck verleihen. Durch Mama-Rufe kann es sich diese begehrte Beziehung real herstellen. Es kann sich aber auch mit dem Wort jenes Mama-Erlebnis vergegenwärtigen und damit deren vorübergehende Abwesenheit immer besser ertragen« (vgl. Leber 1981, S. 36). Mit zunehmender Sprachentwicklung, die eine gewisse Distanzierung zum Erlebten erlaubt, geht allerdings gleichzeitig der Verlust des Moments unmittelbarer Empfindsamkeit einher (vgl. Quindeau 2008, S. 19 ff.).

Die Konfliktdynamik

Nach psychoanalytischem Verständnis ist das Konflikterleben ein konstitutiver Teil menschlichen Seins und unabweisbar in die psychische Struktur eingeschrieben. Im Fortgang der psychosexuellen Entwicklung durchläuft das Kind orale, anale und phallisch-ödipale Grundkonflikte, in denen sich phasenspezifische Wünsche und Ängste sowie die dazu gehörigen Beziehungsstrukturen zeigen. Die in dieser Zeit gemachten Beziehungserfahrungen gerinnen zu prägnanten Beziehungsmustern und werden in der psychischen Struktur verankert.

So werden auch alle Interaktionen zwischen dem Kind und seinen primären Objekten als Objekt- und Selbstrepräsentanzen internalisiert. Wie die Bezugsperson die Signale des Kindes wahrnimmt und beantwortet, ob sie dabei freundlich oder gereizt, zärtlich oder ungeduldig erscheint, geht als affektgetönte Erinnerungsspur bzw. Erlebnisniederschlag in diese Repräsentationen ein. Wenn man den »Glanz in den Augen der Mutter« sieht (vgl. Kohut 1975, S. 149), fühlt man sich besser, als wenn Ekel oder Ablehnung zu spüren sind (vgl. Stemmer-Lück 2009, S. 57 f.).

Die frühe Interaktion verläuft über eine Abfolge typisch-signifikanter Erfahrungen, die sich im Kind allmählich als sogenannte Selbstrepräsentanzen (der »Summe der szenischen Erfahrungen über sich selbst«) und Objektrepräsentanzen (der »Summe der szenischen Erfahrungen über die Mutter – und weitere Personen«) ausformen (vgl. Muck 1991, S. 26). Jede dieser Repräsentanzen enthält drei Komponenten: das Bild des Selbst, das Bild des Objekts und die affektive Einfärbung. Wenn ein Mensch als junges Kind häufig Trennungen ausgesetzt war, ist diese Erfahrung des Beziehungsabbruchs mit einem psychischen Schmerz verkoppelt. Die innere Repräsentanz der Objektbeziehung kann dann so aussehen, dass Kontaktaufnahme, Bindung und Beziehung stets mit einem unangenehmen Gefühl assoziiert werden. Aus der Gewissheit heraus, sowieso wieder verlassen zu werden, versucht man dann gar nicht erst, sich auf eine solche Situation einzulassen. Allerdings entsprechen die inneren Repräsentanzen den vergangenen Erfahrungen nicht unmittelbar, sondern unterliegen durch den Einfluss von Affekten und Wünschen einer ständigen Modifikation. Indessen sind psychische Störungen Ausdruck und Folge misslungener früher Interaktionen, die internalisiert wurden und sich in aktuellen Beziehungen zeigen. Nach Stern werden diese frühe Beziehungserfahrungen im episodischen Gedächtnis gespeichert und münden in Repräsentationen generalisierter Interaktionen oder RIGs (Representations of Interactions that have been Generalized) ein (vgl. Stemmer-Lück 2009, S. 58 ff.; Stern 1992, S. 160).

Im eben aufgenommenen Beispiel ist auch wieder ein Grundkonflikt sichtbar geworden. All diese Grundkonflikte sind dabei an typische psychodynamische Konfliktkonstellationen gebunden und zentrieren sich um bestimmte Entwicklungsaufgaben, als da sind

•  Trennungskonflikte

•  Individuationskonflikte

•  Triangulierungskonflikte

•  narzisstische oder Selbstwertkonflikte.

Für die orale Phase des ersten Lebensjahres ist der Trennungskonflikt konstitutiv. Die phantasmatische Einheit aus Mutter und Kind muss allmählich wieder aufgelöst werden, das Kind beginnt zu realisieren, dass die Mutter ein eigenständiges Wesen ist, und es muss diese Getrenntheit ertragen lernen. Damit ist eine besondere Form der Widersprüchlichkeit verknüpft. Auf der einen Seite soll der Wunsch nach Verschmelzung mit der Mutter aufrechterhalten werden. Auf der anderen Seite steht der Wunsch nach Separation. Die Hauptangst in dieser Phase ist die vor dem Verlust des Objekts. Verlassen zu werden erscheint als existentielle Bedrohung. Im späteren Erwachsenenleben werden unbewusste Trennungskonflikte in Trennungs- und Verlustsituationen aktualisiert (vgl. Quindeau 2008, S. 28 ff.).