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Monika Müller-Herrmann

Trauer und Trauerbegleitung

Ein Ratgeber für Trauernde

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© 2018 Monika Müller-Herrmann

Umschlag, Illustration: Monika Müller-Herrmann

Lektorat, Korrektorat: Jutta Schaller

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 42, 22359 Hamburg

ISBN

978-3-7469-4104-2 (Paperback)

978-3-7469-4105-9 (Hardcover)

978-3-7469-4106-6 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort: Was ist Trauer?

Was sagen andere Psychologen und Psychiater zum Thema Trauer?

Woran merke ich, dass Trauer mich schon zu lange quält?

Wer braucht eine Trauerberater*in?

Welche Angebote gibt es für trauernde Menschen?

Ist Trauerberatung eine Krankenkassenleistung?

Die Funktion des Freundeskreises

Trauer um die Eltern

Trauer um eine*n Partner*in

Trauer um Geschwister

Trauer um gute Freunde

Trauer um ein Kind

Briefe an verstorbene Menschen schreiben

Ein Trauertagebuch schreiben

Spirituelle Hilfe

Schlussworte

Literaturverzeichnis

Über die Autorin

Dank und Widmung

Ich widme dieses Buch den trauernden Menschen, die mit der Tiefe ihrer Gefühle diese Welt bereichern.

Ich danke Jutta Schaller fürs unermüdliche Lektorieren und Korrekturlesen.

Vorwort: Was ist Trauer?

Trauer ist die natürliche Reaktion auf einen starken Verlust. Sie ist die Kehrseite unserer Bindungsfähigkeit und unserer Chance, Menschen zu lieben und ihnen einen festen Platz in unserem Herzen zu geben. Verschiedene Psychologen und Psychiater haben Trauer historisch ganz unterschiedlich definiert.

Sie haben einen Menschen verloren, vielleicht nach langer Pflege und Krankheit, vielleicht plötzlich und unerwartet. Der Mensch, um den Sie trauern, ist nicht mehr da und hat eine große Lücke hinterlassen. Die ersten akuten Tage waren vielleicht wie ein Schock, ein Zustand wie in einem Nebel. Ich vermute, wenn Sie diese Broschüre in Händen halten, liegt die Organisation der Beerdigung bereits hinter Ihnen, die Kondolenzbesuche ebben ab. Freunde, die direkt rund um die Beerdigung gesagt haben: „Du kannst dich jederzeit melden!“ melden sich jetzt vielleicht nicht mehr so oft. Sie selbst empfinden es nicht als so passend, auf normale gesellige Anlässe zu gehen und orientieren sich jetzt neu in Ihrem Alltag. Der geliebte Mensch, Ihr Partner, ein Elternteil, ein Kind oder ein guter Freund oder die beste Freundin sind nicht mehr da. Die Lücke, die der Tod hinterlassen hat, scheint unbeschreiblich groß.

Ein Teil Ihres Lebens geht normal weiter, vielleicht wie automatisiert, sie machen sich jeden Morgen Frühstück, zwingen sich vielleicht irgendwann oder sehr schnell, wieder arbeiten zu gehen. Sie müssen vielleicht für andere Menschen da sein, Ihre Kinder und Enkelkinder oder Ihre Eltern, und haben viel zu wenig Raum für Ihre eigene Trauer.

In einem anderen Teil Ihres Lebens, der sich vielleicht mehr innerlich abspielt, wechseln sich eine quälend starke, schmerzhafte Sehnsucht nach dem verstorbenen Menschen ab mit eine Fülle von Erinnerungen und vielen Fragen, ob Sie alles richtig gemacht haben. Sie quälen sich vielleicht innerlich mit diesen Fragen und damit, den Alltag zu bewältigen. Die Vorstellung, dass Ihre Trauer ein heilsamer Prozess ist, durch den Sie hindurchgehen und an dem Sie wachsen können, ist manchmal spürbar, manchmal ganz weit weg.

Diese kleine Broschüre soll Ihnen eine kleine Hilfestellung sein, wenn die ganz akute, erste Schockphase überwunden ist und Sie sich fragen, wie Sie nun mit der Trauer umgehen sollen, wie Sie Ihr Leben weiter leben sollen. Vielleicht fragen Sie sich, ob Sie eine Trauerberatung in Anspruch nehmen wollen oder ob Sie alleine mit der neuen Lebenssituation klarkommen. Sie fragen sich, wie lange der Prozess der Trauer wohl anhalten wird.

Ich selbst bin durch zwei sehr schmerzhafte Trauerprozesse durchgegangen und kenne daher auch die Perspektive der Trauer. Seit einigen Jahren bin ich als Trauerbegleiterin tätig und habe diese Broschüre ursprünglich als Handreichung für die Menschen verfasst, die in meine Praxis kommen.

Was sagen andere Psychologen und Psychiater zum Thema Trauer?

Sigmund Freud verstand Trauer als die Reaktion auf den Verlust einer geliebten Person oder einer an ihrer Stelle gerückten Abstraktion wie Vaterland, Freiheit, ein Ideal usw. (Freud, Trauer und Melancholie, Frankfurt, Fischer 1917, 1981 428f). Freud postulierte in dieser Schrift den Trauerprozess als „Trauerarbeit“. Es sei die wesentliche Aufgabe des Trauernden, sich von der verstorbenen Person (dem Objekt) zu lösen. Die libidinöse Verbindung zum geliebten Objekt verhindere, dass sich neue libidinöse Verbindungen entwickeln können.

Dennoch notiert Freud selbst in einem Brief an seinen Freund Binswanger über den Tod seiner Tochter: „Gerade heute wäre meine verstorbene Tochter 36 Jahre alt geworden… man weiß, dass die akute Trauer nach einem solchen Verlust ablaufen wird, aber man wird ungetröstet bleiben, nie einen Ersatz finden. Alles, was an die Stelle rückt, und wenn es sie auch ganz ausfüllen sollte, bleibt doch etwas anderes. Und eigentlich ist es recht so. Es ist die einzige Art, die Liebe fortzusetzen, die man ja nicht aufgeben will. (Freud am 12.4.1929 in einem Brief an seinen Freund Binswanger, gefunden in: Chris Paul, Neue Wege in der Trauer- und Sterbebegleitung, Gütersloher Verlagshaus, 2001).