Über Lina Wolff

Foto: privat

Lina Wolff, geboren 1973, hat lange in Italien und Spanien gelebt. Für ihren Debütroman Bret Easton Ellis und die anderen Hunde (TEMPO-Verlag 2017) wurde sie mit dem renommierten Literaturpreis der Zeitschrift Vi ausgezeichnet. Für ihren zweiten Roman Die polyglotten Liebhaber, der in zahlreiche Sprachen übersetzt wird, erhielt sie den Augustpris, den wichtigsten schwedischen Literaturpreis. Lina Wolff lebt in Schonen in Südschweden.

 

 

Der Übersetzer

Stefan Pluschkat, geboren 1982 in Essen, studierte Literaturwissenschaften und Philosophie in Bochum und Göteborg. Er übersetzt aus dem Schwedischen und lebt in Hamburg.

. Ellinor

Stephen King

Ich schätze, er hatte das aus irgendeinem Film, und offensichtlich hielt er sich allen Ernstes schon damals für einen Mann. Außerdem schätze ich, dass er eine ganz andere Antwort erwartet hatte. Etwas wie: »Ja, ich wünsche mir nichts sehnlicher als einen Mann, bei dem ich im Bett alle Hemmungen verliere.« Oder zumindest irgendeinen konkreten Wunsch, der ihm auf die Sprünge helfen würde. Stattdessen sagte ich: »Ich wollte schon immer lernen, wie man sich so richtig prügelt.«

Weil er nicht so blöd glotzte, wie ich erwartet hatte, fügte ich noch hinzu: »Wie man sich richtig krass prügelt.«

Johnny nickte langsam, spuckte auf den Boden und sagte:

Noch am selben Abend nahm er mich mit in den sogenannten »Kampfclub«. Dahinter steckten ein paar Leute, die Fight Club gesehen und sich davon hatten inspirieren lassen, doch im Gegensatz zu den Figuren im Film beherrschten sie tatsächlich einige Kampfsportarten und trafen sich dreimal die Woche, um miteinander zu kämpfen. Jeder gegen jeden. Man ging durch eine Tür im Untergeschoss einer Schule und weiter in den Keller. Die Wände waren von oben bis unten mit orange-braunen Fliesen gekachelt, die sonderbar matt waren und im Gegensatz zu gewöhnlichen Fliesen alle Geräusche verschluckten. Ein Gang führte tief in den Keller hinein. Keiner sagte etwas, alle waren barfuß und trugen ihre Sporttaschen geschultert. Außer der Lüftung war nichts zu hören. Irgendwann kam eine Turnhalle, und dort waren sie, die Leute aus unserem Dorf, die sich prügeln wollten. Als Erstes wurde ein provisorischer Ringrichter ernannt, dann gab es ein gemeinsames Warm-up. Alle waren gelenkig, selbst die Jungs, und keiner schämte sich für einen Quer- oder Seitspagat. Ließ jemand einen fahren, durfte man unter keinen Umständen lachen, das war ein ungeschriebenes Gesetz. Dann wurde gekämpft. Ich war die einzige Anfängerin, aber ich hatte etwas, was die anderen nicht hatten, nämlich Todesangst. »Angst verschafft dir einen Vorteil«, erklärte Johnny. Hat man so eine richtige Scheißangst, meinte er, gewinnt man die Oberhand, weil der Körper cleverer ist, als man glaubt, man muss einfach auf Autopilot schalten, dann ist man zu nahezu allem imstande. Man darf nur nicht den Moment verpassen, in dem man die Kontrolle wieder übernehmen muss.

»Die meisten Menschen werden nicht wütend, weil sie ange

Johnny konnte sich nicht nur prügeln, er konnte auch schießen, und manchmal fuhren wir zu einem Schießstand an der Straße zwischen unserem und dem nächsten Dorf. Wir setzten uns orangefarbene Ohrenschützer auf und drehten eine Runde, guckten uns erst die Leute mit den Pistolen an, dann die mit den Gewehren. Johnny zeigte mir, wie man sich breitbeinig hinstellte, die Büchse hob und auf Tontauben schoss. Erst an einem Simulator, dann in echt. Eines Tages erklärte er, jetzt könne er mich zum Jagen mitnehmen. Er redete ständig von der Jagd, dass man mitten in der Nacht los und sein Nachtsichtvermögen schärfen müsse und keinen Mucks von sich geben dürfe.

 

Als ich zum Jagen mitfuhr, fiel nur ein einziger Schuss, auf ein Wildschwein. Der Knall bohrte sich durch die Stille, wir hörten, wie das Schwein weiterlief, schwerfälliger als zuvor, ringsherum knackten die Zweige, und irgendwann klang es, als schleppte sich das Vieh mühsam durchs Dickicht, ängstlich, weil es wusste, dass es jetzt sterben würde. Als wir vorgingen, richtete Johnny seine Taschenlampe nach oben. Ich sah, wie die Buchen ihre kahlen Zweige zum Himmel reckten wie lange, dunkle Knochen. Johnny nahm meine Hand, klemmte die Taschenlampe zwischen die Knie und fuhr sich mit der freien Hand über den kahlen Schädel, immer und immer wieder, und ich wollte ihn fragen, was das solle, hielt aber die Klappe. Gerade als er mir etwas ins Ohr flüstern wollte, es kam mir so vor, als würde es etwas Großes sein, etwas, was mit uns zu tun hatte, rief einer der anderen Jäger, er habe das Schwein gefunden. Er leuchtete mit einer Taschenlampe drauf. Perfekter Blattschuss,

Eines Abends sagte ich zu Johnny, wenn er bereit sei, sei ich es auch. Er lächelte mich an, und da merkte ich zum ersten Mal, wie groß und weiß seine Zähne waren, wie perfekt in den Mund geklebte Zuckerwürfel, ein seltsamer Kontrast zu seinem restlichen Gesicht, das uneben war, voller Aknenarben. Wir fickten auf der Ladefläche seines Pick-ups, und die Jacke, die er mir unter den Hintern schob, war hinterher klebrig von Blut.

»Normalerweise bluten Mädchen heutzutage nicht mehr«, hatte die Schulkrankenschwester uns in Sexualkunde erklärt. »Sie reiten, fahren Fahrrad, hüpfen und hopsen herum und haben deshalb kein Jungfernhäutchen mehr.«

Offenbar war meine Jugend ungewöhnlich ruhig verlaufen, denn mein Jungfernhäutchen war definitiv noch da. Johnny schien sich vor dem Blut nicht zu ekeln, im Gegenteil, er kam nach ein paar Sekunden. Als er fertig war, wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Schon da war mir klar, dass man sich vor Johnny in Acht nehmen musste. Natürlich neigte er wie die meisten Jungs in unserer Gegend zu Gewalt, war ungebildet und notgeil und würde es immer bleiben. Aber da war noch mehr.

»Ich wusste nicht, dass du noch Jungfrau warst«, sagte er.

»Ja«, antwortete er, »ich auch.«

Dann schaute er auf seine eingesaute Jacke und sagte: »Na ja. Irgendwo muss man ja anfangen.«

Beim nächsten Mal klappte es schon besser. Ganz zu schweigen vom dritten, vierten, fünften Mal. Da meinte Johnny, wir würden ficken wie Pornostars.

 

Mit sechzehn brach ich Johnny mit dem Handrücken die Nase. Nicht mit Absicht, ich hatte es nicht darauf angelegt oder so, mein Arm war einfach reflexartig nach vorn geschossen, mit Kampfsport hatte das überhaupt nichts zu tun. Es gab jedenfalls ein Riesentamtam, wir gingen ja noch aufs Gymnasium, alle bekamen prompt Wind von der Sache, die Lehrer, die Schulkrankenschwester, Johnnys und meine Eltern.

Johnnys Mutter sagte: »Ich will nicht, dass du dieses Mädchen noch mal wiedersiehst.«

Wir standen auf dem Schulhof, das Blut strömte aus Johnnys Nase. Seine Mutter war sofort hergekommen, als sie von der Sache erfahren hatte, und jetzt stand sie vor mir und sah mich giftig an.

»Mama, Ellinor ist kein Mädchen«, entgegnete Johnny. »Sie ist eine Dame. Und was für eine.«

Er lächelte mir zu, sein Pony hing ihm in die Augen.

»Und was für eine Dame«, wiederholte er und lächelte noch breiter mit seinen Zuckerwürfeln.

Ich hatte Lust, ihm zu sagen: Grins nicht so blöd, weißt du noch, wie du dich an meinem Blut aufgegeilt hast? Du bist ein Psycho, Johnny, und was für einer. All das wollte ich ihm sagen, aber stattdessen überkam mich plötzlich ein anderes Gefühl,

»Jetzt kannst du alles, was ich dir beibringen wollte«, sagte er. Und wenn ich das, was er mir beigebracht hatte, noch einmal gegen ihn einsetzte, sagte er, würde er keine Sekunde lang zögern, mich zusammenzuschlagen.

»Wenn du’s schaffst«, erwiderte ich.

»Stell mich nicht auf die Probe«, sagte er, und sein Blick wurde finster.

Bald wurde unser Sex routiniert, wobei, vielleicht war routiniert damals noch nicht das richtige Wort.

»Wir fahren zu mir«, sagte er dann zum Beispiel lakonisch, während er mir die Hand zwischen die Beine schob.

Zu ihm, das hieß in die Jagdhütte seines Vaters, wo wir ganz für uns waren. Eine kleine Hütte mit hölzernen Wandpaneelen und knallgelben, weiß abgesetzten Vorhängen, die wahrscheinlich seine Mutter dort aufgehängt hatte. Es gab zwei kleine Schlafzimmer und ein Wohnzimmer mit Kamin.

Als wir in eins der Schlafzimmer gingen, sagte er: »Zieh dich aus und leg dich aufs Bett.«

Ich tat es, während Johnny in die Küche ging und Kaffee kochte. Dann kam er mit einem Kaffeebecher zurück, zog einen Stuhl vors Bett, trank und guckte mich an, wie ich mit gespreizten Beinen auf dem Rücken dalag. Ich hatte das Gefühl, er könnte direkt in mich reinschauen, in mein Innerstes, wenn

»Musst du mich so anstarren?«, fragte ich.

»Denk an die Pornostars. Die haben kein Problem damit, sich so zu zeigen.«

»Denk dran, dass ich dir mal die Nase gebrochen habe«, antwortete ich.

»Du bist echt zum Anbeißen«, sagte er und hob seinen Kaffeebecher, als wollte er mir zuprosten.

Dann saß er einfach nur da und trank seinen Kaffee. Als der Becher leer war, stellte er ihn auf ein Bücherregal und knöpfte sich die Hose auf.

»Wann kann ich dich mal in den Po ficken?«, stöhnte er eines Tages, als wir gerade vögelten.

»Wäre ich ein Lastwagenfahrer«, antwortete ich, »würde ich meinen Wagen nie in der Kanalisation parken, wenn es obendrüber eine schöne, bequeme Garage gibt.« Johnny lachte und fragte mich nie wieder danach.

 

Irgendwann legte ich ein paar Kilo zu. Ich wurde nie richtig dick, aber dick genug, dass Johnny mich nicht mehr attraktiv fand. Wir trafen uns immer seltener, und irgendwann meldete er sich überhaupt nicht mehr. Eines Tages fasste ich mir ein Herz und rief ihn an.

»Sollen wir mal wieder zum Schießen fahren?«, fragte ich. »Oder uns prügeln gehen?«

Da rückte er damit heraus, dass er eine andere kennengelernt hatte. Später sah ich ihn mit ihr im Dorf. Sie war sportlich und schlank und hatte langes dunkles Haar, das ihr in einem

 

Auch danach ging ich weiter in den Kampfclub. Während andere Leute Bridge spielen, im Chor singen oder ein paar Abende in der Woche tanzen gehen, um sich darüber hinwegzutrösten, dass sie älter werden, um sich an etwas festzuklammern oder weil es zumindest die Symptome des Älterwerdens ein bisschen abmildert, ging ich zu den Leuten im Keller. Das Kämpfen tat gut, und je älter ich wurde, desto besser wurde ich. Beim Kämpfen kann sich keiner was auf seine Jugend oder Schönheit einbilden, beim Kämpfen kriegst du nichts geschenkt, du musst dir alles hart erarbeiten. Als ich mich später mit Leuten anfreundete, die nicht aus dem Dorf kamen, fehlte ihnen jedes Verständnis, warum ich meine Zeit so verbrachte, wo ich doch stattdessen ein gutes Buch hätte lesen, mich mit netten Leuten treffen oder ein Glas Wein trinken können.

»Es gibt kaum was Besseres im Leben, als sich zu prügeln«, erwiderte ich dann.

Mir war klar, wie das in ihren Ohren klingen musste, trotzdem halte ich es nach wie vor für wahr. Nie bin ich einem anderen Menschen so nah gewesen wie damals im Keller. Es hängt mit der Konzentration zusammen, damit, wie man in den Augen seines Gegners liest. Beim Sex ist das anders. Es gibt Menschen, die sich mit zusammengekniffenen Augen durchs Leben wichsen, die es sich mal selbst besorgen, mal einem anderen, ohne dass in ihren Köpfen irgendwas passiert. Stehst du dagegen vor deinem Gegner, schaust du in gewissen Momenten geradewegs in ihn hinein und erkennst, wer er oder sie ist.

Hin und wieder musste ich an Johnny denken, und was für ein Psycho er war. Damals wurde mir klar, dass es nicht darauf ankommt, bei Verstand zu bleiben. Es kommt darauf an, nicht einsam zu sein.

 

Ich bin sechsunddreißig und suche einen zärtlichen, aber nicht allzu zärtlichen Mann.

 

Unter Interessen schrieb ich »keine«, das Gleiche unter Lieblingsautoren. Auch bei Lieblingsessen und Lieblingsreisezielen trug ich nichts ein. Bloß unter Motto schrieb ich: Besagten Mann zu treffen. Dann überlegte ich, ob ein Motto nicht eigentlich etwas anderes war, eine Redewendung oder ein Sprichwort, etwas, was man in verschiedenen Lebenslagen als Weisheit heranzieht. Aber so was hatte ich nicht, also ließ ich den Satz stehen, obwohl er etwas über mich preisgab und eine nicht gerade wortgewandte Seite zur Schau stellte, die vielleicht abstoßend wirken konnte. Andererseits war ich ja auf keinen

Erst eine Woche später loggte ich mich wieder auf der Seite ein. In der Zwischenzeit hatte ich eine ganze Menge Nachrichten bekommen. Verwundert las ich eine nach der anderen. Ich bin nie eines dieser Mädchen gewesen, die viele Komplimente bekommen. Johnny hatte mal gesagt, ich sei wie eine Zwiebel, die man Stück für Stück häuten müsse, um zum Kern vorzudringen. Wahrscheinlich wären die meisten Mädchen beleidigt gewesen, aber Johnny hatte das als Kompliment gemeint. Wenn ich jetzt morgens mein Profil öffnete, hatte ich jedenfalls jede Menge Nachrichten. Ein älterer Herr versprach mir »finanzielle Sorglosigkeit«, wenn ich ihn im Gegenzug dreimal pro Woche sexuell »befriedigte«. Ein Jüngling von zwanzig Jahren fragte, ob ich ihn »anlernen« könne. Ich saß da, mit meiner Kaffeetasse in der Hand, und prustete los. Ich war gerührt, aber nicht wegen der Komplimente (das Foto war ja reine Bauernfängerei), sondern weil mir klar wurde, dass die Männer, die mir schrieben, tatsächlich an die Liebe glaubten und hofften, ich könnte ihnen geben, wonach sie suchten.

 

Eine Weile loggte ich mich nicht mehr auf der Seite ein. Mir kam immer irgendwas dazwischen, aber als ich eines Tages wieder online war, sah ich, dass mir ein paar der Männer weiterhin geschrieben hatten. Manche fast täglich, über mehrere Wochen. Der Zwanzigjährige, der von mir angelernt werden

 

Die Mädchen haben wohl Lust, sich mit Dir zu unterhalten. Sieh zu, dass sie Lust auf was anderes kriegen. Beste Grüße, E.

 

Andere Nachrichten klangen fast ein bisschen bedrohlich. Nicht, dass die Männer mich persönlich bedrohten, aber sie deuteten die Möglichkeit an.

Diese Welt ist nicht anders als die richtige Welt, schrieb einer. Hier werden Frauen genauso bedroht wie überall sonst auch, hier musst Du genauso auf Dich aufpassen.

Ich schrieb zurück: Dann blockier ich Dich jetzt, Du Psycho!, und damit war die Sache gegessen.

 

Manchmal dachte ich: Warum bist du abgehauen, Johnny? Warum konntest du dich nicht um mich kümmern? Jetzt treib ich hier draußen im kalten Wasser und weiß nicht, ob ich überlebe.

Aber ich habe überlebt, sonst säße ich ja nicht hier und würde das hier schreiben.

 

Mein nächster Freund war Klaus Bjerre aus Kopenhagen. Ihm gefiel es, wenn ich ihn meinen »Freund« nannte, dann fühlte er sich jung. Auf Dänisch sagt man kæresta, Liebster. Seine Wohnung lag nicht weit vom Kopenhagener Drogenstrich. Ja, zu der Zeit gab es in Kopenhagen noch einen echten Dro

»Ich hab allerdings ein kleines Laster«, sagte er bei unserem ersten Treffen, »ich trinke ziemlich viel.«

Im ersten Moment machte ich mir keine Sorgen, ich wusste nichts übers Trinken und konnte mir kaum vorstellen, dass es irgendwelche Auswirkungen haben würde. Aber dann fasste er mich an, und ich nahm den Geruch seiner Hände wahr. Selbst das Bett, in dem wir miteinander schliefen, roch nach ihm, und manchmal, wenn er aufgestanden war, drückte ich meine Nase in sein Kissen und musste mich fast übergeben. Es stank nach Alkohol und Dreck, körperlichem Dreck, als wüsste sein Körper nicht, wohin mit dem ganzen Gift, weshalb er ein Gegengift

Eigentlich passierte zwischen uns nichts Besonderes, nichts, das nicht auch zwischen normalen Paaren passiert. Speziell waren nur die Momente, in denen Bjerre über unsere Zukunft sprach. Er malte sie sich als eine Art Schloss aus, und wenn er das tat, lag Glück in seinem Blick, ja manchmal, wenn er so vor sich hin redete, vergaß er sogar das Trinken. Er schlug mir vor, ich solle bei ihm einziehen, er könne ein größeres Bett kaufen und andere Dinge, die ich mir wünschte. Wir würden gemeinsame Freunde haben, sie zu uns einladen, und er würde für mich ein Bankkonto eröffnen, auf dem immer genug Geld wäre, plus ein ganzer Jahreslohn als Reserve, für den Fall, dass ihm etwas zustieße.

»Ich kümmer mich um alles«, sagte er, »bei mir kannst du dich zurücklehnen und dir sicher sein, dass ich hinter dir stehe und für dich sorge.«

Wenn er sein Leben auf die Kette kriegen wolle, antwortete ich, müsse er als Allererstes mit dem Trinken aufhören.

Er nickte und nahm einen Schluck.

»Stimmt. Du sagst mir nicht, was ich hören will, sondern was ich hören muss. Du bist eine echte Freundin, Ellinor.«

Dabei blickte er mich mit seinen blutunterlaufenen Augen an. Sie waren glasig, als würde er jeden Moment losheulen. Er griff nach meiner Hand, seine Finger waren lang, die Nägel abgeknabbert. Er beugte sich vor, um mich zu küssen, aber er stank so scheußlich, dass ich den Kopf wegdrehte. Da trank er noch

»Wenn ich an das Leben denke, das ich mit dir führen möchte, Ellinor«, sagte er dann, »ein ruhiges, angenehmes Leben, dann hab ich das Gefühl, ich kann alles schaffen. Ich würde sonst was dafür tun. Morgen holen wir die Flaschen, die ich versteckt hab, und kippen sie aus. Das wird unser Neuanfang.«

Er lächelte wieder, und seine Hand umklammerte meine.

»Sollen wir uns ein Auto anschaffen?«, fragte er. »Dann können wir an den Wochenenden nach Schonen rüberfahren. Wir könnten Waldspaziergänge machen und in Malmö billig einkaufen.«

Ein Auto sei nicht nötig, sagte ich, in Kopenhagen könne man ja praktischerweise überall Fahrräder ausleihen, und nach Schonen komme man auch mit dem Zug. Bjerre sah enttäuscht aus, als wäre das Auto die Voraussetzung für alles andere.

»Einen Hund vielleicht?«, fragte er.

Ich schüttelte den Kopf. »Uns geht’s doch wunderbar«, sagte ich. »Nur mit dem Trinken musst du aufhören.«

Am nächsten Tag wollten wir den Alkohol aus dem Haus schaffen. Die Flaschen auskippen und entsorgen, ein neues, stabiles Leben beginnen. Klaus Bjerre stand ganz früh auf, duschte, sprühte sich mit Eau de Toilette ein, trank Kaffee und rührte die Flaschen in der Küche nicht an. Als er zu mir herübersah, kamen mir seine Augen weniger rot vor.

»Alles wird gut, du wirst schon sehen«, sagte ich. »Hat man erst mal einen Entschluss gefasst, läuft der Rest von allein.«

»Ja«, sagte Klaus. »Ich geh jetzt zur Arbeit. Und wenn ich nach Hause komme, essen wir zu Abend und trinken Wasser. Danach kümmern wir uns um die Flaschen.«

Ich ging wieder rein, setzte mich in die Küche und frühstückte. Klaus Bjerre war vielleicht eine halbe Stunde weg, da klopfte es an der Tür. Kräftig und entschlossen. Ich hatte vorher keine Schritte im Treppenhaus gehört, die Person musste also schon eine ganze Weile vor der Tür gestanden haben. Dann hatte sie sich offenbar ein Herz gefasst, die Hand gehoben und dreimal entschlossen angeklopft. Ich hörte auf zu kauen und stellte meine Tasse auf den Tisch. Bestimmt irgendein Vertreter oder ein Zeuge Jehovas, dachte ich. Wobei, ein Vertreter oder ein Zeuge Jehovas hätte anders geklopft. Solche Leute achten schon beim Klopfen darauf, als Freund wahrgenommen zu werden, als jemand, der dein Leben zum Guten verändert. Als ich nicht reagierte, klopfte es erneut. Fest und fordernd, als wüsste die Person, dass jemand in der Wohnung war, und sie schien fest entschlossen, sich nicht so leicht abwimmeln zu lassen. Ich stand auf und blieb mitten im Zimmer stehen. Reglos, in meinem Nachthemd, den Blick auf die Tür gerichtet, aber ich konnte mich nicht dazu aufraffen, sie zu öffnen. Das Klopfen wurde noch lauter, und ich hörte, wie jemand rief: »Machen Sie auf, Frau Bjerre, bitte, Frau Bjerre, ich bitte Sie!«

Ich öffnete die Tür einen Spaltbreit. Draußen stand eine Nachbarin. Ich hatte noch nie mit ihr geredet, wusste nur, dass sie mit ihrer Tochter im siebten Stock wohnte. Klaus nannte sie »die Irre«. Sie war genauso schlampig angezogen wie ich, wenn nicht noch schlampiger, und ihr Nachthemd war auf der Brust mit Kaffee oder Marmelade bekleckert.

»Sie müssen mitkommen«, sagte sie. »Regina hat sich im Bad eingeschlossen und sagt die ganze Zeit schlimme Sachen.«

»Regina?«, fragte ich.

»Meine Tochter.«

»Ich glaub, da kann ich Ihnen nicht helfen«, sagte ich.

»Sie müssen aber«, beharrte sie, »sonst bringt Regina sich noch um.«

Ich sagte, ich hätte viel um die Ohren und würde so früh morgens nie vor die Tür gehen. Gleichzeitig versuchte ich, die Tür zuzudrücken, aber da wurde die Frau im Flur regelrecht hysterisch.

»Nein, nein«, schrie sie. »Sie verstehen nicht, Frau Bjerre, Regina bringt sich sonst um, Sie müssen mir helfen, sie bringt sich sonst um.«

Ohne zu wissen warum, öffnete ich die Tür und trat auf den Treppenabsatz. Da standen wir, umgeben von kompakter Stille. Es war, als wären wir vom Kopenhagener Leben und Trubel vollkommen abgeschnitten, als hätten wir, ohne uns dessen bewusst zu sein, jede in ihrer Wohnung, etwas Eigenes, Unbehagliches und Schreckliches herangezüchtet. Unser eigenes Vakuum, ein krankes Universum. All das ging mir damals durch den Kopf, und ich dachte, dass ich weder etwas über ein Vakuum noch über ein krankes Universum wissen wollte.

»Was soll ich denn tun?«, fragte ich.

»Sie müssen mir helfen, sie aus dem Bad zu kriegen«, antwortete die Frau.

»Ich bin krank«, platzte ich heraus.

»Was haben Sie denn?«

Die ansteckendste Krankheit, die mir auf Anhieb einfiel, war Ausschlag.

»Nein«, sagte ich. »Ein ganz normaler Ausschlag halt.«

»Ein normaler Ausschlag?«

»Was wollen Sie von mir?«, fragte ich noch einmal.

»Helfen Sie uns!«, flehte sie. »Wir brauchen Ihre Hilfe.«

»Können Sie denn niemand anders fragen?«

»Sie sind die Einzige, die tagsüber Zeit hat.«

Sie hatte recht. Von allen Hausbewohnern war ich die Einzige, die nichts zu tun hatte. Alle anderen Türen waren verschlossen und würden das bis sechs oder sieben bleiben, wenn die Leute von der Arbeit zurückkämen. So mitten am Tag war nur ich zu Hause.

»Na, dann muss ich wohl mitkommen«, sagte ich.

Ich ging zurück in die Wohnung, schnappte mir den Schlüssel und folgte ihr.

Die Luft in der Wohnung war stickig, und es herrschte Chaos. Da kaum Tageslicht hereinfiel, brannten sämtliche Lampen. In der Mitte der Wohnung war ein schmaler Schacht, der vermutlich mal eine Art Müllschlucker gewesen war und jetzt als Lichtquelle für die Wohnungen diente, die keine Fenster zum Innenhof oder zur Straße hatten. Durch den Schacht konnte man von der Küche ins Badezimmer blicken. Ich trat näher an die Scheibe und blickte hindurch. Und dort, im Raum gegenüber, saß eine Frau und starrte mich an. Sie saß ganz still da, nur ein paar Meter von mir entfernt. Ihre Augen verschwammen hinter dicken Brillengläsern, und ihr Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. Den Mund hatte sie zu einem schmalen Strich zusammengepresst, und auch sie trug ein sackartiges Nachthemd, unter dem sich zwei Hängebrüste abzeichneten.

Wir gingen durch einen schmalen Flur.

»Hier ist es«, sagte die Frau und deutete auf die Badezimmertür. »Da drinnen ist sie.«

Ich legte meine Hand auf die Klinke und rüttelte an der Tür. Abgeschlossen. Ich klopfte an.

»Hallo?«, fragte ich.

»Sind Sie Frau Bjerre?«, fragte Regina von drinnen.

»Ja«, sagte ich, auch wenn sich »Frau Bjerre« ziemlich albern anhörte.

»Sie müssen die Tür eintreten«, sagte Reginas Mutter.

»Ja«, antwortete ich. »Ich trete jetzt die Tür ein.«

Ich raffte mein Nachthemd hoch, steckte es in den Slip und blieb einen Moment stehen. Klaus’ Nachbarin ließ ihren Blick langsam und abschätzig über meinen Körper wandern.

»Ich trete jetzt die Tür ein!«, rief ich Regina zu. »Gehen Sie so weit von der Tür weg wie möglich! Hören Sie? Bringen Sie sich in Sicherheit!«

Ich trat einen Schritt zurück, um Anlauf zu nehmen. Jetzt trete ich zum ersten Mal eine Tür ein, dachte ich und beschloss, mich nicht zurückzunehmen wie beim Training, wenn ich auf meinen Gegner eintrat. Ich verlagerte mein Gewicht aufs linke Bein und hob das rechte, um gegen die Tür zu treten. Da sagte Reginas Mutter schnell und leise, fast fiepend: »Stellen Sie sich jemanden vor, den Sie hassen.«

Und noch bevor ich einen klaren Gedanken fassen und mir so richtig darüber klar werden konnte, was sie gesagt hatte, sah ich Klaus Bjerre vor mir. Sein Gesicht, die blutunterlaufenen Augen, und schon stieg mir sein fauliger Mundgeruch in die Nase. Und in dem Moment, in dem mein Fuß die Tür traf,

»Frau Bjerre hat die Tür aufgekriegt!«, jauchzte Reginas Mutter. »Da hast du’s, Regina, ein Mann war gar nicht nötig.«

Regina stand von der Toilette auf, kam auf mich zu und fiel mir um den Hals, und ihre Mutter machte es ihr nach. Dann standen wir da, umgeben von dem weichen Schweißgeruch ihrer Achseln und vielleicht auch meiner, ich glaube, den eigenen Schweißgeruch nimmt man weniger wahr. Sie zerrten mich in die Küche und luden mich zu Likör und Kuchen ein.

»Bitte, Frau Bjerre. Nehmen Sie Platz, damit wir Ihnen unsere Dankbarkeit beweisen können.«

Während die beiden über den Linoleumboden hin und her trippelten, blitzten ihre nackten Füße unter den Nachthemden hervor. Ich betrachtete die trockenen, rissigen Fersen, die langen Zehennägel, die Abdrücke, die sie auf dem Boden hinterließen, der wie von einer Fettschicht überzogen war.

»Ich muss wieder runter«, sagte ich. »Herr Bjerre kommt gleich nach Hause.«

Sie nickten verständnisvoll. Als ich nach unten ging, winkten sie mir von oben hinterher. Ich öffnete die Wohnungstür, und als ich eintrat, schlug mir Klaus Bjerres jämmerlicher Mief entgegen. Einen Augenblick lang stand ich da und sah mich um. Der Frühstückstisch. Die Heizung. Die Backsteinfassade auf der anderen Straßenseite. Die Flaschen, die wir am Abend entsorgen wollten. Unser kleines Leben, die Existenz, die wir uns zusammen aufgebaut hatten.

 

Danke für Deine Antwort, aber mach Dir bitte keine falschen Hoffnungen. Ich bin sechsunddreißig, und das Bild wurde bei Kerzenschein geknipst … Hier hast Du ein richtiges.

 

Ich machte ein Foto von mir in Slip und BH bei Tageslicht (den Kopf retuschierte ich weg) und schickte es ihm. Ich will nicht ins Detail gehen, aber vorteilhaft war das Bild bestimmt nicht, und als ich mir vorstellte, wie es den Mann abturnen würde, musste ich lachen. Doch ein paar Minuten später antwortete er:

 

 

Du Bastard!, antwortete ich postwendend.

Trotzdem blieb ich vor dem Computer sitzen. Um ehrlich zu sein: Ich war neugierig. Neugierig auf den Mann, aber auch auf die Männer im Allgemeinen. Je besser man sie kennenlernt, desto weniger versteht man sie, und trotzdem lässt man sich auf sie ein. Und ich meine nicht nur sexuell. Ich zog jedenfalls in Betracht, die Unterhaltung fortzusetzen. Was der Mann schrieb, deutete ohne Zweifel darauf hin, dass er durch und durch hässlich war, und trotzdem schien er sich für nichts zu schämen. So ein Abenteuer in der dunklen Jahreszeit täte mir sicher gut, dachte ich, denn im Winter zieht die Dunkelheit mich immer so runter.

 

Wann können wir uns treffen?, schrieb ich.

In drei Wochen, antwortete er.

Wie heißt Du und wo wohnst Du?, fragte ich.

Calisto, ich wohne in Stockholm, antwortete er.

Calisto?, fragte ich.

Meine Mutter war Katholikin, schrieb er, aber ich kapierte nicht, was das erklären sollte.

Dein Name erinnert mich an irgendwas, schrieb ich zurück, bekam aber keine Antwort.

, fuhr ich fort.

Du kannst gern bei mir wohnen, antwortete er, aber ich lehnte dankend ab.

 

Ende Januar kam der Tag, an dem ich zu Calisto fahren sollte. Im Wetterbericht war ein Schneesturm vorhergesagt worden. Er sollte von Süden kommen, wie ein Besen übers Land hinwegfegen und alles mit sich reißen, sodass die Tannen wie Mikadostäbchen auf die Hochspannungsleitungen fallen würden. Sagten sie jedenfalls im Fernsehen. Die Leute auf dem Land würden tage-, vielleicht wochenlang ohne Strom auskommen müssen. Ich glich meine Reiseverbindung mit der Wettervorhersage ab. Wenn ich wie geplant um die Mittagszeit Richtung Norden fuhr, würde ich dem Unwetter vielleicht zuvorkommen. Wenn der Sturm Stockholm erreichte, säße ich längst in irgendeiner Kneipe. Wahrscheinlich wäre ich schon ein bisschen beschwipst, und wahrscheinlich würde Calisto mir Gesellschaft leisten.

Also machte ich mich wie geplant auf den Weg. Zuerst fuhr ich mit dem Bus nach Malmö. Ich bin schon immer gern gereist. Wenn der Bus unser Dorf hinter sich gelassen hat und an den Äckern vorbei Richtung Lund fährt, scheint plötzlich alles möglich, als wäre ich ein Trichter, in den nun unzählige Möglichkeiten hineingekippt werden. Der Zug rollte aus dem Bahnhof und fuhr quer durch Schonen. Die Laubwälder wichen Tannen und Kiefern, die immer wieder den Blick auf längliche, dunkle Seen entlang der Gleise freigaben. Es war ganz still im Zug. Ich saß auf meinem Platz und fragte mich, was nach meiner Ankunft wohl passieren würde. Wie Calisto aussah, was er arbeitete, ob wir Sex haben würden und wenn ja, was für einen. Ich war ner

Ich schlief ein und wachte erst auf, als wir durch die Tunnel südlich von Stockholm fuhren. Plötzlich hatte ich Druck auf den Ohren, und nur wenige Dezimeter vor dem Fenster zogen in schwindelerregender Geschwindigkeit die Felswände vorbei. Dann rollten wir aus dem Berg heraus und in die Stadt hinein. Ich war noch nie in Stockholm gewesen und wusste nicht, was mich dort erwartete. Im Waggon war es immer noch still, ich sah mich um, und alle anderen Passagiere blickten nach draußen. Es dämmerte, und der Himmel war in Orange- und Blautöne getaucht. Wir fuhren über Brücken, waren umgeben von Wasser, Felsen und Gebäuden mit Kupferdächern. Das Wasser breitete sich in alle Richtungen aus, hier und da von Eis bedeckt, und in einiger Entfernung ließ sich das offene Meer erahnen. Bestimmt sind die Menschen hier glücklich, dachte ich. Wer hier wohnt, ist gesund und munter. Bestimmt sitzen die Leute hinter großen Fensterfronten und trinken teuren Kaffee. Sie lassen den Blick über die Hügel, das Meer und die Stadt schweifen, die eine für den Rest der Welt völlig surreale Kombination bilden. Als ich aus dem Zug stieg, kamen mir die Leute verbissen und perfekt vor, wie Klone in einem Horrorfilm. Ich bekam schlechte Laune. Und Heimweh. Ich sehnte mich nach meinem Heimatdorf oder wenigstens nach Kopenhagen. In Ko

Ich checkte in meinem Hotel im Stadtzentrum ein. Mein Zimmer lag im Keller und hatte kein Fenster, aber immerhin gab es auf derselben Etage eine Sauna. Dort saß ich lange, duschte abwechselnd warm und kalt, ging zurück in mein Zimmer, krabbelte ins Bett und schlief ein. Als ich aufwachte, war es neun Uhr abends und mein fensterloses Zimmer stockduster. Ich stand auf, ging ins Bad, das immer noch unter Wasser stand, und schminkte mich. Ich trug reichlich Make-up auf, bis mir einfiel, dass stark geschminkte Frauen schnell unsicher wirken, also griff ich nach einem Stück feuchtem Toilettenpapier und wischte ein bisschen vom Make-up weg. Dann schrieb ich Calisto, ich sei gut angekommen, hätte gerade geduscht und könne ihn jetzt treffen.

Wir treffen uns im Pharmarium, antwortete er ein paar Minuten später. Setz Dich an die Bar und tu so, als wärst Du käuflich, dann finde ich Dich.

Ich erkundigte mich an der Rezeption nach diesem Pharmarium. Nachdem ich eine Wegbeschreibung bekommen hatte, wickelte ich mir einen Schal um den Kopf und ging los.

 

Während ich in der Sauna gesessen und mein Schläfchen gehalten hatte, war ein kräftiger Sturm aufgezogen. Die Winter in Stockholm sind eisig kalt, und draußen vor dem Hoteleingang kam es mir so vor, als würde der Wind über den Boden kriechen, um sich dann ruckartig in die Höhe zu schrauben und ein paar Handvoll Pulverschnee in die Luft zu schleudern. Ich ging über eine Brücke und kam auf eine andere Insel. Dort gab

Setz Dich an die Bar und tu so, als wärst Du käuflich, dann finde ich Dich, hatte Calisto geschrieben. Ich zog den Mantel aus, nahm den Schal ab und setzte mich an die Bar. Bestellte einen Drink beim Bartender, sagte, ich wolle »seine Spezialität«, und bekam ein starkes, saures Zeug, das ich hastig kippte, um meine Nervosität zu vertreiben. Nach zehn Minuten kam ein Mann auf mich zu und stellte sich als Calisto vor.

»Bist du Ellinor?«, fragte er.

»Ja«, antwortete ich.

»Ich bin Calisto.«

»Hallo«, sagte ich.