Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

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© 2019 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, 80801 München

Text: Sadie Chesterfield

Übersetzung: Dr. Bernd Stratthaus

Umschlaggestaltung: Grafisches Atelier arsEdition unter Verwendung von Bildmaterial von Paramount Pictures

Titel der Originalausgabe: Wonder Park: The Movie Novel

Der Text ist erstmals bei 2019 bei Little, Brown Books for Young Readers, a division of Hachette Book Group Inc., erschienen.

ISBN eBook 978-3-8458-3253-1

ISBN Printausgabe 978-3-8458-2762-9

www.arsedition.de

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Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Bildteil

June saß in ihrem Zimmer auf dem Boden. Sie entrollte den riesigen Papierbogen und begann, darauf das Karussell zu skizzieren. Ihre Mom sah ihr dabei zu und war gespannt, was sie als Nächstes zeichnen würde. Zunächst hatte June an ein Karussell mit einem Dutzend Pferden mit bunten Sätteln und Zaumzeug gedacht, doch jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher.

»Hmmm …«, flüsterte sie mit dem Stift in der Hand. »Das klingt irgendwie total langweilig. Ich glaube, das können wir besser.«

»Du hast recht.« Ihre Mom lächelte June an. »Peanut hat etwas Besseres verdient.«

Gleichzeitig wandten sie sich zu den Plüschtieren um, die aufgereiht auf Junes Kommode saßen. Zunächst gab es Greta, das Wildschwein und die Anführerin der Gruppe. Sie konnte schneller als alle anderen rennen. Dann folgte Steve, das Stachelschwein, das sich in Greta verliebt hatte. (June hatte ihn aus einem alten Nadelkissen gebastelt.) Besonders mochte June die beiden Biber Gus und Cooper, die in ihrem ausgedachten Vergnügungspark Wunderland fürs Bauen zuständig waren. Boomer war ein riesiger Grizzlybär, der die Besucher willkommen hieß, doch keiner von ihnen war so wichtig wie Peanut. Peanut, der Schimpanse, war der Schöpfer von Wunderland, ein wahres Genie, und June tauschte sich mit ihm zu all ihren Ideen aus.

»Denk du dir was aus, Mom«, sagte June ratlos.

»Wie könnte ich der jungen Visionärin nicht den Vortritt lassen, der Erfinderin der Himmelsschleuder?«

Ihre Mom lächelte. Die Himmelsschleuder war eines der irrsten Fahrgeschäfte im Wunderland. Sie schleuderte die Passagiere mithilfe ihres ultraschnellen Roboterarms quer durch den Park.

»Mach dich nicht lustig über mich«, sagte June lachend. »Ich war erst fünf, als ich die erfunden habe!«

»Ich hab mich nicht über dich lustig gemacht. Ich find’s nur einfach toll, wenn die Idee von dir kommt. Was für ein Tier sollte Peanut auf dein Karussell setzen?«

June sah sich im Zimmer um. Ihr Blick blieb an ihrem Fisch Fred hängen.

»Fische!«, rief sie.

»Ganz gewöhnliche Fische?«

»Fliegende Fische!«, präzisierte June begeistert. »Und wenn man die Flosse berührt, werden die Fische lebendig. Und man kann mit ihnen über den ganzen Park fliegen!«

»Jetzt kommen wir der Sache näher, June!«

Ihre Mom nahm den Plüsch-Schimpansen von der Kommode. Noch immer war er eines von Junes liebsten Spielzeugen. June reichte ihrer Mom den Stift, sodass sie ihn Peanut in die Hand drücken konnte.

»Jetzt musst du nur noch Folgendes tun. Du gibst Peanut seinen Zauberstift und flüsterst deinen Wunsch in Peanuts Ohr«, erklärte ihre Mom und legte die Lippen an Peanuts Ohr. »Also, Peanut, wir haben folgende Aufgabe für dich: Nimm deinen Zauberstift und male uns ein Karussell und anstelle von Pferden wünschen wir uns fliegende Fische …«

June konnte sich fast bildlich vorstellen, wie Peanut vor der riesigen Menschenmenge im Wunderland stand und seinen Stift wie einen Zauberstab schwenkte. Bunte Funken sprühten aus ihm hervor, und alle machten Ooohhh und Aaahhh, während das unglaublichste Karussell, das sie jemals gesehen hatten, einfach so vor ihren Augen wie aus dem Nichts entstand.

»Und wenn die Fische durch den Imbissstand fliegen, werfen die Leute Popcorn in die Luft, um sie zu füttern!«, rief June und lachte erneut auf.

»Wenn Boomer nicht schon vorher das Popcorn aufgegessen hat.«

Ihre Mom zerknüllte das Origamipferdchen, an dem sie gerade gearbeitet hatte, und machte sich stattdessen daran, einen Fisch zu falten.

June nickte. Boomer war für seinen gesegneten Appetit bekannt … Er aß wirklich sehr, sehr viel.

In diesem Moment öffnete sich die Zimmertür einen Spaltbreit und Junes Dad streckte den Kopf herein. »Okay, June, Zeit fürs Bett.« Dann blickte er zu Junes Mom. »Und du hast einen Festplattenrekorder, der demnächst überquillt, wenn wir nicht bald mal was davon ansehen.«

»Okay, Junie-Spatz, das war’s für heute.«

Ihre Mom stand auf, brachte June ins Bett, deckte sie zu – so wie June es liebte – und gab ihr zum Abschluss noch einen Kuss auf die Stirn.

»Ähhhm … Mom?«, meldete June sich schließlich noch einmal zu Wort. »Hast du jemals das Gefühl, dass das Wunderland echt ist? Oder vielleicht echt sein könnte

Das war eine berechtigte Frage. June und ihre Mutter hatten Stunden damit zugebracht, sich all die kleinen Details auszudenken, die diesen Ort in ihrer Fantasie ausmachten. Etwa, wie Steve gern jeden Morgen seinen Tee trank oder dass Gus und Cooper den anderen Maskottchen gern Streiche spielten. Sie hatten die Himmelsschleuder und das Happy-Happy-Land entworfen und beschlossen, dass Peanuts Augen von einem warmen Grün sein sollten, nicht braun, blau oder golden. Wäre es nicht fantastisch, wenn er wirklich irgendwo existieren würde?

Junes Mom dachte kurz darüber nach. »Natürlich könnte es das …«

»Wirklich?«, fragte June. »Woher weißt du das?«

»Na, weil ich das kleine Mädchen kenne, das es sich ausgedacht hat. Und das kriegt einfach alles hin.«

»Gute Nacht, Junie-Spatz«, sagte nun auch ihr Dad und schaltete das Licht aus.

Doch sobald sich die Tür hinter ihren Eltern geschlossen hatte, machte June sich wieder an die Arbeit. Sie zog ihr Tablet vom Nachttisch und sah sich darauf weitere Wunderland-Skizzen an. Zuletzt hatte sie am Entwurf für eine Achterbahn getüftelt, und langsam reifte in ihr der Entschluss, die Dinge ein bisschen … na ja, wirklicher werden zu lassen.

»Morgen ist ein wichtiger Tag!«, murmelte sie und schielte zu den Plüschtieren auf ihrer Kommode hinüber. »Es wird Zeit, das Wunderland zum Leben zu erwecken.«

Sie hoffte, sie waren bereit.

Als June am nächsten Morgen aufwachte, rief sie sofort ihren Freund Banky an, der ein paar Häuser weiter wohnte. Banky war ein indischer Junge mit großen braunen Augen und einer ungezügelten, auf so ziemlich alles gerichteten Begeisterungsfähigkeit. Banky war immer zur Stelle, wenn es galt, mit ihr zusammen etwas auszuhecken.

June sah sich im Hof um, in dem es von lauter Nachbarskindern nur so wimmelte. Eine Gruppe nagelte die Achterbahngleise zusammen, eine andere zerrte verschiedene Gerätschaften aus dem Schuppen von Junes Eltern hervor. Schläuche, Nägel, einen ausrangierten Rasenmäher und Holzreste. Im Handumdrehen hatten sie Junes Achterbahn zusammengezimmert, noch bevor ihre Eltern fertig gefrühstückt hatten.

June stellte mit ein paar letzten Handgriffen noch den Achterbahnwagen fertig, in dem gerade genug Platz für zwei Personen war. Sie versicherte sich, dass auch alle Schrauben an den Rädern ordentlich angezogen waren, und besprühte ihn dann mit einem Bild von Peanut. Sie mochte es, wenn alles im Wunderland Peanuts Konterfei trug – Tassen, Servietten, Hüte und Toilettenkabinen.

Nachdem June noch einmal überprüft hatte, dass mit dem Wagen alles in Ordnung war, zog sie ihn gemeinsam mit Banky aufs Dach hinauf.

»Und die haben gesagt, es wäre nicht möglich«, rief sie den versammelten Kindern unten zu. »Aber seht mal her! Das große Wunder!«

Dann machte sie einen Schritt beiseite, sodass alle Kinder den Wagen sehen konnten, der nun am oberen Ende der Gleise stand. Ein paar der Mädchen jubelten. Ein Junge schlug ungläubig die Hand vor den Mund. June und Banky kletterten hinein. Sie saß vorn, er direkt dahinter.

»Wer hat gesagt, es wäre nicht möglich?«, flüsterte Banky ihr zu.

»Na, die

»Und wer sind denn ›die‹?«, hakte Banky nach.

»Das sagt man nur so. Leg nicht jedes Wort auf die Goldwaage.« Dann wandte June sich mit dröhnender Stimme wieder an die Menge. »Hundertsiebzig Meter Rennstrecke. Ein intergalaktischer Weltraumbahnhof mit Wurmloch. Und ein Pièce de résistance. Das ist Französisch und heißt superphänomenal! Ein lupenreiner Looping!«

»Äh …«, meldete Banky sich mit leichtem Unwohlsein zu Wort, als er über die Dachkante schaute. »Wie hoch, hast du gesagt, ist der Höhenunterschied noch mal?«

»Achtundvierzig Komma acht Fuß. Das sind vierzehn Komma acht sieben Meter. Für die Nicht-Informierten!«, erwiderte June.

Sie fürchtete sich kein bisschen. Tatsächlich war sie begeisterter denn je. Einer ihrer Entwürfe war endlich Wirklichkeit geworden! Sie zog sich die Schutzbrille vor die Augen und machte sich bereit für den großen Moment.

»Starten wir den Testlauf. Alle Systeme sind bereit. Fünf … vier … drei … zwei … eins …«

»Äh, können wir noch mal drüber reden?«, flüsterte Banky.