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Günther Pallaver | Giorgio Mezzalira (Hg. | a cura di)

Der identitäre Rausch

Rechtsextremismus in Südtirol

Ubriacatura identitaria

L’estrema destra in Alto Adige

Veröffentlicht von | edito da:
Società Michael Gaismair Gesellschaft
Circolo culturale ANPI

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Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Südtiroler Landesregierung/Abteilung Deutsche Kultur, der Michael Gaismair Gesellschaft und Circolo culturale ANPI

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© Edition Raetia, Bozen 2019

Illustration am Umschlag | illustrazione sulla copertina | cover illustration: Jakob Volgger
Druckvorstufe | prestampa | pre-press: Typoplus
Druck | stampa | print: Tezzele by Esperia, Lavis

ISBN 978-88-7283-709-2
eISBN 978-88-7283-710-8

www.raetia.com

Geschehene Dinge lassen sich nicht ändern,
aber man kann dafür sorgen,
dass sie nicht wieder vorkommen.

Quel che è accaduto non può essere cancellato,
ma si può impedire che accada di nuovo.

What is done cannot be undone,
but one can prevent it happening again.

Annelies Marie „Anne“ Frank

In Memoriam

CLAUS GATTERER
(1924–1984)

KARL (Carlone) STUHLPFARRER
(1941–2009)

„Die Vergangenheit lehrt […], dass ein Rechtsextremismus (der Italo-Faschismus) den Geist gegen den anderen (den Nazismus) nicht immunisiert. Und so wird’s nötig sein, vor allem für die Jugend und bei der Jugend, die ‚volkspolitischen‘ Parolen stets demokratisch zu hinterfragen.“

Claus Gatterer, Südtirol und der Rechtsextremismus

Inhalt | Indice

Giorgio Mezzalira/Günther Pallaver:
Eine Tagung zum Rechtsextremismus in Südtirol
Un convegno sull’estrema destra in Alto Adige
A conference on the far right extremism in Alto Adige/Südtirol

Giorgio Mezzalira/Günther Pallaver:
Rechtsextremismus. Eine Annäherung
L’estrema destra. Uno sguardo d’insieme

Guido Margheri: L’estrema destra in Italia. Lo spazio di senso in comune della destra plurale

Kathrin Glösel/Hanna Lichtenberger: Rechtsextremismus in Österreich. Akteure, Straftaten und Gegenstrategien

Bernhard Weidinger: „… daß deutscher Boden deutsch bleibt“. Österreichische Burschenschaften und der Südtirol-Konflikt nach 1945

Giorgio Mezzalira: A passo di tartaruga. La nuova estrema destra italiana in Alto Adige

Johannes Kramer/Alexander Fontó/Lukas Tröger/Max Volgger:
Die „Südfront“ im Kontext. Neonazistische Szene in Südtirol 1990–2015:
Ein Dokumentationsprojekt, ein Ereignisabriss und erste Erkenntnisse

Leopold Steurer: Südtirol und der Rechtsextremismus. Über „Urangst“-Politik, Geschichtsrevisionismus und rechte Seilschaften

Wir danken | ringraziamo | our thanks to

Autorinnen und Autoren | Autori

Giorgio Mezzalira/Günther Pallaver

Eine Tagung zum Rechtsextremismus in Südtirol

Un convegno sull’estrema destra in Alto Adige

A conference on the far right extremism in Alto Adige/Südtirol

Die Michael Gaismair Gesellschaft Bozen hat in Zusammenarbeit mit der Associazione Nazionale Partigiani d’Italia (ANPI) – Alto Adige/Südtirol am 5. Oktober 2018 an der Freien Universität Bozen/Libera Università di Bolzano/Università Liedia de Bulsan eine Tagung zum Thema „Rechtsextremismus in Südtirol/L’estrema destra in Alto Adige“ veranstaltet, an der Wissenschaftler/-innen aus Italien und Österreich teilgenommen haben. Denn der Rechtsextremismus in Südtirol speist sich aus autochtonen Quellen, wird aber auch sehr stark von rechtsextremem Gedankengut und von Bewegungen aus Österreich (und Deutschland) wie aus Gesamtitalien beeinflusst. Die Beiträge, die hier folgen, sind die überarbeiteten Referate, die an der Tagung gehalten wurden, und beschäftigen sich mit dem Rechtsextremismus in Italien und Österreich und mit ihren jeweiligen Einflüssen auf Südtirol sowie mit der Analyse des Rechtsextremismus in Südtirol selbst.

La Società Michael Gaismair di Bolzano, in collaborazione con l’Associazione Nazionale Partigiani d’Italia (ANPI) – Alto Adige/Südtirol, ha organizzato il 5 ottobre 2018 presso la Libera Università di Bolzano/Freie Universität Bozen/Università Liedia de Bulsan un convegno sul tema “L’estrema destra in Alto Adige/Rechtsextremismus in Südtirol”, al quale hanno partecipato studiosi italiani e austriaci. L’estrema destra in Alto Adige nasce da fonti autoctone, ma è anche fortemente influenzata da idee e movimenti estremisti di destra provenienti dall’Austria (e dalla Germania) e dal resto d’Italia. I contributi che seguono sono gli interventi rielaborati, presentati al convegno. Essi trattano il tema dell’estrema destra in Italia e in Austria e il suo influsso sull’Alto Adige, nonché l’analisi dell’estrema destra nello stesso Alto Adige.

The Michael Gaismair Society of Bozen-Bolzano, in collaboration with the Associazione Nazionale Partigiani d’Italia (ANPI) – Alto Adige/South Tyrol, organised a conference on “South Tyrol and right-wing extremism” on 5 October 2018 at the Free University of Bolzano-Bozen. Right-wing extremism in South Tyrol emerges from autochthonous sources, but is also strongly influenced by far right extremist ideas and movements from Austria (and Germany) as well as from the rest of Italy. In the first part of this contribution, some reflections are made on right-wing extremism, in particular, its close relationship to populism. The thesis is that populism is the pioneering ideology of new right-wing extremism. The second part refers to the specific nature of border regions as fertile ground for the emergence and increase of right-wing extremism. Border regions are a starting point for the negative confrontation with “others” and the new logic of sovereignty. In conclusion, the book explores how South Tyrol and its ethnic tensions are integrated into the overall context of right-wing extremism.

Giorgio Mezzalira/Günther Pallaver1

Rechtsextremismus. Eine Annäherung L’estrema destra. Uno sguardo d’insieme

1. Rechtsextremismus, eine Annäherung

Es gibt keine allgemeingültige Definition des Begriffs Rechtsextremismus, sondern einen Pluralismus von Begriffen und Zugängen. Das beginnt bereits mit der Beschreibung desselben Phänomens durch unterschiedliche Begriffe wie beispielsweise Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus oder Neue Rechte. Die verschiedenen Definitionen stehen einander nicht streng abgegrenzt gegenüber, sondern orientieren sich an bestimmten Betonungen, Schwerpunktsetzungen und Varianten. Die Einengung auf einen einzigen Begriff würde wahrscheinlich einen zu hohen Abstraktionsgrad nach sich ziehen, würde dadurch zu allgemein und damit zu unscharf. Oder aber eine solche Definition würde zu kurz greifen und damit möglicherweise wichtige Aspekte des Rechtsextremismus vernachlässigen, ausschliessen.

Als erste Annäherung kann man unter Rechtsextremismus unterschiedliche Orientierungen, Einstellungen und Verhaltensweisen verstehen, die aufeinandertreffen und sich zu einer rechtsextremen Einstellung verdichten. Dazu gehört ein übersteigerter Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, ein autoritär-konservatives, hierarchisches Familien- und Gesellschaftsbild und die Ablehnung der Demokratie. Solche Verhaltensweisen gelten als extremistisch, wenn sie sich aktiv und kämpferisch gegen wesentliche Prinzipien der freiheitlichen demokratischen Grundordnung wie etwa gegen das Demokratie- und Rechtsstaatsprinzip wenden (Jaschke 2006). Auf eine Kurzformel gebracht ist der Rechtsextremismus antipluralistisch, antidemokratisch und antiliberal. Der demokratische Verfassungsstaat wird zugunsten einer autoritären Herrschafts- und Staatslogik abgelehnt (Edler 2018). Daraus ergibt sich ein kleinster gemeinsamer Nenner, der vielleicht dem Facettenreichtum des Rechtsextremismus nicht in jeder Hinsicht gerecht wird, aber den Wesensgehalt auf den Punkt bringt, unabhängig von den nationalen Besonderheiten und historischen Rahmenbedingungen: Der Rechtsextremismus negiert die Idee der Aufklärung, dass alle Menschen kraft ihrer Menschenwürde frei und gleich sind. Das bedeutet, dass wir alle jene politischen Ideen, Strömungen oder Einstellungen, Verhaltenswiesen und Orientierungen als rechtsextrem bezeichnen können, die sich gegen die Menschenrechte richten (Oswald 1989, 28).

Trotz aller Unterschiede werden die Rechtsextremismen durch eine Reihe von Grundnormen verbunden:

image i. Der Geschichts-Revisionismus, die damit verbundene Verachtung der Opfer (etwa durch Verschweigen, Leugnung des Holocoust), die Rehabilitierung der Täter und die Negierung von Verbrechen, die Bekämpfung der Widerstandskämpfer/-innen, der Mythos des faschistischen/nationalsozialistsichen Staates (Reichs-Mythos).

image ii. Die Dekadenz-Theorie, die vom sittlichen Verfall von Kultur und Gesellschaft ausgeht, heute vor allem durch die Überfremdung durch afrikanische-arabische und islamische Zuwanderung. Damit wird von der unmittelbaren Gefahr der politischen, kulturellen, konfessionellen und ethnischen Überfremdung der eigenen Nation gewarnt.

image iii. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus werden organisch-biologisch begründet. Rassismus äußert sich immer wieder in Formen der Gewalt gegen Fremde.

image iv. Der Rechtsextremismus geht von einem organischen Demokratie-Konzept aus und kritisiert deshalb die auf Freiheit, Gleichheit und Pluralismus basierende Demokratie und den Parlamentarismus. Den demokratischen politischen Systemen wird das Führerprinzip als Ausdruck der Stärke, der Ordnung, der Überlegenheit entgegengestellt.

image v. Eine zentrale Bedeutung für den Rechtsextremismus ist die Volksgemeinschaft. Diese bildet die ethnisch (rassisch) homogene Gemeinschaft all jener Menschen, die in Abgrenzung zu allen anderen außerhalb der Volksgemeinschaft stehen, aus der alles Fremde zu beseitigen gilt. Den Anderen gegenüber versteht man sich auch als „höherwertig.“ Die Ideologie der Volksgemeinschaft artikuliert sich an den Merkmalen Rassismus, Sozialdarwinismus/Bilogismus, Antisemitismus, Anti-Liberalismus, Anti-Marxismus, Bekämpfung von Demokratie, Kriegsverherrlichung, Führerprinzip und dergleichen mehr (vgl. Oswald 1989, 28; insgesamt dazu vgl. ausführlich Jaschke 2006).

In der Vergangenheit befanden sich rechtsextreme Parteien, Bewegungen und Gruppierungen am Rande des politischen Systems und waren wenig erfolgreich. Mit der Erstarkung des rechtskonservativen Gedankenguts, vor allem des Rechtspopulismus hat sich eine Grauzone gebildet, in der sich der Rechtsextremismus erfolgreich bewegt, von innen her die liberale Demokratie erodiert, den Autoritarismus und einen starken Führer und einen starken (ethnisch homogenen) Staat propagiert, der sich auf die Volksgemeinschaft stützt. Besonders der Rechtspopulismus kann als Steigbügelhalter des Rechtsextremismus angesehen werden.

2. Populismus als Wegbereiter des neuen Rechtsextremismus

Wenn wir den Satz von Max Horkheimer über Faschismus und Kapitalismus paraphrasieren wollten, so könnte man heute sagen: Wer über den Populismus spricht, darf über den Rechtsextremismus nicht schweigen.

Der Populismus ist ein gesellschaftlich-politisches Phänomen, das seit geraumer Zeit in Europa und weit darüber hinaus in die gesellschaftliche Wirklichkeit eingedrungen ist. Populismus bezeichnet eine Form von rechtem2 Protesthandeln, das mit den historischen Analysekriterien zu Faschismus und Nationalsoziaismus allein nicht mehr erfasst werden kann. Der Populismus gilt als „dünne“, nicht als „totalisierende“ Ideologie (Mudde 2004) und tritt personalisierend, moralisierend und vergangenheitsorientiert auf (Priester 2012). Er präsentiert sich unter wechselnden Handlungsbedingungen, die aber einen roten Faden aufweisen: es geht um den Widerstand gegen identitätsbedrohende Modernisierungsschübe, steht in Beziehung zum Elitehandeln und Zeitgeist (Mudde 2004; Priester 2018, 46). Seine Stoßrichtung ist die Polarisierung zwischen „Wir“ und den „Anderen“, zwischen „Inklusion“ und „Exklusion“, zwischen „unten und oben“ (Mudde/Rovira Kaltwasser 2012).

Das gesellschaftliche Deutungsschema der Populisten teilt die Welt auf der Grundlage moralischer Kriterien ein: Das ethnokulturell homogene Volk gegen die ethnische, aber auch konfessionelle Vermischung des Volkes; das gute Volk gegen die korrupten Eliten. Dabei ist der Populismus äußerst wendig und passt sich den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen schnell und flexibel an. So finden beim Populismus der „Zweiten Generation“ Konflikte nicht mehr zwischen Nationen, sondern zwischen Kulturen statt. Soziale Konflikte werden „kulturalistisch“ in kulturelle Differenzen aufgelöst. „Der Identitätspopulismus tritt daher vor allem als Kulturkampf auf“ (Priester 2018, 47–49). Diese zweite Generation von Rechtspopulisten hat den Anti-Islamismus politikfähig gemacht und diesen Kampf mit sozio-kulturell progressiven Werten verbunden (z.B. Anerkennung sexueller Diversität, Gleichstellung der Geschlechter, Meinungsfreiheit, Pluralismus). Zum Teil ist es zu einer Verschiebung von den Grundideen „Nation, Hierarchie, Autorität“ zu den Grundideen „Freiheit und freiheitlich“ gekommen. Hier liegen, wie beispielsweise auch bei der Forderung nach Ausweitung der direkten Demokratie, eindeutige Unterschiede zum Rechtsextremismus (Priester 2018, 47–49).

Trotz der Verteidigung einer transnationalen „westlichen Wertegemeinschaft“ bewegen sich rechtspopulistische Parteien in erheblicher Bandbreite zwischen Euroskeptizismus bis hin zur Ablehnung des europäischen Integrationsprozesses. Diese Entfernung vom europäischen Integrationsprozess ist Ausdruck des Souveränismus, der die politische Autonomie einer Nation oder einer Region befürwortet. Dieser Souveränismus richtet sich gegen den supranationalen europäischen Integrationsprozess und reduziert die Kooperation auf eine intergouvernementale Dimension.

Damit nähert sich der Rechtspopulismus dem Nationalismus und Rechtsextremismus, besetzt der Rechtspopulismus im Wesentlichen den Raum zwischen dem bürgerlichen Mainstream und dem Rechtsextremismus, ist aber nicht mit diesem gleichzusetzen (Priester 2018, 59). Allerdings weisen beide Denkrichtungen und Bewegungen immer mehr Schnittmengen auf.

Auch wenn Rechtspopulismus und Rechtsextremismus nicht deckungsgleich sind, so hat der Rechtspopulismus dem Rechtsextremismus geholfen, wieder salonfähig zu werden. Der Rechtspopulismus, obgleich zeitlich weit später als der Rechtsextremismus auf die politische Bühne gekommen, kann in gewisser Weise als Wegbereiter des autoritären und antidemokratischen Rechtsextremismus angesehen werden.

Und wenn vor einigen Jahren noch gemeint wurde, dass der Rechtsextremismus nicht in SS-Stiefeln und Hakenkreuzen, nicht mit dem faschistsichen Gruß auftreten würde (Oswald 1989, 10), so sind wir in der Zwischenzeit bereits eines Besseren belehrt worden. Der Rechtsextremismus tritt wieder selbstbewusst auf und ist dabei, die Öffentlichkeit zurück zu erobern.

3. Vermehrte Schnittmengen zwischen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus

Der Rechtspopulismus unterscheidet sich von der alten Rechten durch seine Abkehr von einem geschlossenen Weltbild und beruht auf der Hybridisierung von Zielvorstellungen aus unterschiedlichen politischen Familien (Priester 2018, 48). Außerdem hat sich der Rechtspopulismus ideologisch stark differenziert und tritt in unterschiedlichen Typen auf.

Dennoch ist es frappierend, welche ideologische Schnittmengen es zwischen Faschismus, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus gibt, wenn man etwa von der von Reinhard Kühnl analysierten Entwicklung und Struktur faschistischer Bewegungen ausgeht (Kühnl 1984, 79–99).

Die soziale Basis des historischen Faschismus war vorwiegend jenes Kleinbürgertum, das von sozialen Abstiegsängsten getrieben sich gegen die Proletarisierung stemmte. Heute stemmen sich unterschiedliche soziale Schichten gegen den sozialen Abstieg als Folge des Modernisierungsprozesses. Es sind die „Modernisierungsverlierer“, die den Kern rechtsextremer Einstellungen bilden, also Menschen (vor allem Männer) mit in der Regel einem formal niederen Bildungsniveau und mit einer prekären Situation am Arbeitsmarkt. Beispielsweise wehren sich heute in Europa ärmere Schichten gegen die Zuwanderung, „weisse“ Amerikaner/-innen gegen Zuwanderung und Rassenintegration.

Auffällig ist, dass sowohl dem historischen Faschismus als auch dem Rechtsextremismus und Populismus die Integration unterschiedlicher Sozialgruppen gelang bzw gelingt, indem griffige Slogans geprägt wurden und werden, mit denen sich jede/-r identifizieren kann: ehemals waren dies die Nation, das Volk, die Rasse, heute sind es noch immer die Nation, das Volk, aber ausgeweitet auf die christlichabendländische Kultur, gegen Einwanderung und gegen den Islam. Schnittmengen finden wir bei folgenden Konzepten und Leitideen:

image i. Volksgemeisnchaft: Die Ideologie der Volksgemeinschaft erfährt wieder Hochkonjunktur, die heute wie damals die gesellschaftlichen Gegensätze zu verschleiern sucht. Der Wunsch, in einer solidarischen Volksgemeinschaft sicher aufgehoben zu sein deckt sich mit dem Wunsch von heute, in einer ehtnisch homogenen Gemeinschaft in Sicherheit leben zu können, ohne die vielen „Anderen“. Den damit verbundenen Rassismus und Antisemitismus von gestern finden wir heute wieder bei Rechtspopulisten wie beim Rechtsextremisten.

Da der Rechtsextremismus wie der Rechtspopulismus von einem ethnisch und kulturell homogenen Volk ausgeht, somit vom Ethnos und nicht vom Demos, von den ethnisch-kulturell Gleichen im Gegensatz zu den ethnisch-kulturell Ungleichen, negieren diese das (rechtliche) Gleichheitsprinzip und damit die gleiche Menschenwürde.

image ii. Führerprinzip: Die immer stärkere Akzentuierung der Personalisierung der Politik hat Vorschub für die „Rückkehr der Führer“ geleistet (Kirfel/Oswald 1989). Der starke Führer und der starke Staat weisen eine Kontinuität auf. Diese sind wie damals genauso auch heute wieder ein Leitbild der Gesellschaftsorganisation und entsprechen einem autoritären Gesellschaftsmodell.

image iii. Nationalismus: Der Nationalismus von damals kommt im Kampf gegen den europäischen Integrationsprozess, in der Logik des Souveränitätsgedankens wieder voll zur Geltung. Die Rückbesinnung auf den eigenen Staat, seine Souveränität, seine Stärkung gegenüber supranationalen Organisationen, vor allem gegenüber der Europäischen Union, sind Ausdruck des „heiligen Egosimus“ nicht nur der Vergangenheit.

image iv. Sündenböcke: Wie im historischen Faschismus Sündenböcke von gesellschaftlichen Konflikten ablenken sollten, wie beispielsweise Juden, Freimaurer oder Jesuiten, so sind es heute Migrant/-innen, Asylant/-innen, Flüchtlinge oder, ganz allgemein, Parasiten.3 Gemeinschaft und Führer/Leader stehen in gemeinsamer Abwehrfront gegen die „Anderen“. Irrationale Vorurteile und faschistische, rechtsextreme, populistische Neigungen stehen in einem logischen Zusammenhang.

Diese punktuellen Vergleiche weisen auf die doch erheblichen Schnittmengen zwischen dem historischen Faschismus, Rechtsextremismus und Populismus von heute hin. Die Gefahr, die heute vom Rechtspopulismus und mit ihm im Schlepptau vom Rechtsextremismus ausgeht, ist eine neue Form von Autoritarismus durch die Erosion rechtsstaatlicher Strukturen, Fremdenfeindlickeit und Rassismus und insgesamt die Aufweichung der demokratischen politischen Kultur.

4. Zone di confine e ubriacatura identitaria. L’Alto Adige come esempio paradigmatico

Il nazionalismo e lo sviluppo dei movimenti di destra – anche quella estrema – hanno connotato la storia, non solo ma soprattutto, delle zone di confine. Sul versante orientale, nella Venezia Giulia, come gli studi di Anna Maria Vinci hanno evidenziato, crebbe con il fascismo anche un modello di italianità permeato e alimentato dal disprezzo razziale nei confronti della minoranza nazionale degli “slavi”, che venivano considerati “inferiori e barbari” oltre che un nemico politico e di classe. Un razzismo non biologico che affondava sui presupposti di una ipotetica superiorità morale e culturale degli italiani e della loro superiore civiltà.

Le contese sui confini, i conflitti tra le nazionalità, l’esclusivismo etnico e l’esaltazione di una vera o presunta identità minacciata sono state storicamente il brodo di coltura della destra, italiana o tedesca che fosse. Anche spostandoci nel secondo dopoguerra, in epoca più recente e sull’onda carsica del riemergere delle contrapposizioni etno-nazionali, abbiamo assistito all’affermarsi sul piano politico di movimenti di destra e di marca liberal-nazionale. Si pensi all’esperienza della Lista per Trieste, il cosiddetto “Melone”, prima lista civica nata in Italia nella seconda metà degli anni Settanta, espressione di un municipalismo nazionalistico che paventava il pericolo di un’immigrazione degli slavi a Trieste. Potremmo ricordare anche il successo del Movimento Sociale Italiano in Alto Adige/Südtirol nelle elezioni comunali di Bolzano nel 1985, giocato sull’immagine dell’italiano di “serie B” sfavorito dall’introduzione delle norme del secondo statuto di autonomia (proporzionale e bilinguismo). Allora si parlò di Bolzano come della “città più nera” d’Italia. Oggi non va trascurato il dato che il consenso raccolto dall’elettorato italiano è rimasto per così dire congelato nell’area di centro destra, dove i temi identitari continuano a esercitare un rinnovato e mai sopito richiamo.

I confini, lo sappiamo, sono linee labili e ingannevoli, che spesso tradiscono il compito che gli abbiamo assegnato, ovvero quello di funzionare come riduttori della complessità. Più ci si avvicina al confine più in realtà ci si accorge di quanto la realtà sia mutevole e le identità plurime. Ma si tratta di una prospettiva, quest’ultima, che ci si mostra solo grazie a un esercizio di avvicinamento e di comprensione, nei nostri giorni molto poco praticato. Prevale al contrario la via breve dell’idea di una distanza, di una demarcazione netta tra “noi” e “loro”, di ciò che separa rispetto a ciò che unisce. I confini geografici sono stati soppiantati da quelli che abbiamo in casa, moltiplicati per quanti sono gli immigrati giunti sulle nostre coste e sparpagliati nel nostro Paese. Viviamo immersi in una realtà che ci ostiniamo a chiamare “emergenza”, nella quale tutti indistintamente, a Bolzano come a Palermo, si misurano con un’esperienza di confine.

È l’incontro non mediato da culture della convivenza tra diversi e non accompagnato da politiche di integrazione con i cittadini che provengono dalle altre sponde del Mediterraneo che ha fatto riscoprire agli italiani l’identità e l’appartenenza a una comunità, come beni comuni ed esclusivi da difendere perché si presume siano minacciati.

L’antropologa Maddalena Gretel Cammelli ha scritto nel suo saggio “Fascisti del terzo millennio. Per un’antropologia di CasaPound” (2015) che anche la destra estrema italiana, come appunto CasaPound, al pari di analoghi gruppi europei ultranazionalisti e populisti fa del principio identitario, ridefinito su base etnico-nazionale, un punto fermo della propria piattaforma ideologica e pratica, in un momento storico in cui l’intera società occidentale a seguito dei fenomeni migratori, della globalizzazione economica e della sua crisi pare subire una sorta di “ubriacatura identitaria”.

Si tratta di un combinato disposto che apre la strada all’affermarsi di forme di integralismo politico che, per quanto riguarda la destra estrema in Italia, pescano in un passato mai passato realmente e mai rielaborato del tutto. Non sono distanti gli anni in cui Silvio Berlusconi, allora presidente del Consiglio, dichiarava che Mussolini mandava gli oppositori in vacanza al confino. E lo diceva alla pancia di un Paese che non faticava – e non fatica – a riconoscere nel fascismo un regime che ha fatto anche tante “cose buone”. Opinioni che scaturiscono da un modo assolutamente acritico di vedere il Ventennio e che rappresentano una risposta molto grossolana ai guasti della politica in Italia. Si può dire, inoltre, che il filo rosso (o nero) tra il fascismo e la destra estrema in Italia non si sia mai spezzato e oggi, sotto la spinta xenofoba, pare più che mai tendersi verso la sua doppia declinazione sovranista e razziale.

Chi dichiara esplicitamente di aver raccolto l’eredità del fascismo italiano è CasaPound, la cui presenza in Alto Adige è oggi anche nelle istituzioni. Alle amministrative del 2015 CP è riuscita ad eleggere con una propria lista un rappresentante all’interno del Consiglio comunale di Bolzano. Una primizia nazionale. Il neo eletto Andrea Bonazza, leader del partito, nell’intervista rilasciata nel corso del programma “La Zanzara” su Radio24 (2015) non ha mancato di dichiararsi orgogliosamente “fascista” e aggiungere, tra l’altro, che se oggi ci fosse Mussolini in Italia le cose andrebbero sicuramente meglio.

Nella successiva tornata delle amministrative nel maggio 2016 CP ha toccato a Bolzano il 6,2 per cento (il 10 per cento nei quartieri popolari e operai italiani di Oltrisarco e Don Bosco), eleggendo tre consiglieri su 45. Le cronache della giornata in cui si apriva la prima seduta del Consiglio comunale riportavano notizia della marcia per le vie della città degli esponenti di CP per raggiungere l’aula consiliare. In prima fila e inquadrati c’erano gli eletti con tanto di bandiera italiana sventolante, seguiti da seguaci e simpatizzanti. Un corteo non casuale né di colore, intonato piuttosto a quanto era avvenuto 95 anni prima a Bolzano, quando nell’aprile del 1921 le squadracce fasciste marciarono sulla città, provocando disordini e una vittima: il maestro Franz Innerhofer. Il significato di quella sfilata, quasi un secolo dopo, ha assunto per CasaPound almeno due valenze. La prima, mostrarsi nella veste degli eredi e depositari del fascismo “rivoluzionario” della prima ora, orgogliosamente e ostentatamente alfieri dell’italianità dell’Alto Adige e suoi difensori. La seconda, presentarsi come partito-movimento vigile rispetto alle questioni etniche locali, pronto a cavalcare l’onda contro gli stranieri, additando gli immigranti come il nuovo nemico, e a fare del disagio sociale il terreno migliore sul quale attecchire tra la gente. Sia il disagio visibile e misurabile provocato dalle code della crisi, che quello ispirato ad arte, prodotto alimentando le “paure” dei cittadini e lanciando strumentali campagne per la sicurezza, per “ripulire” Bolzano.

A differenza di ieri, l’estrema destra italiana ha un peso politico ridotto, ma le tensioni sociali causate dalla crisi e dai fenomeni migratori aprono immense praterie a tutti coloro i quali fanno professione di sovranismo e xenofobia. E se, da una parte, non c’è una vera e propria saldatura politica tra la Lega di Salvini e le formazioni dell’estremismo di destra, dall’altra è possibile affermare che, sul principio del “primato nazionale” e sulle sue ricadute, vi sia tra queste due aree sintonia non solo di pensiero.

Nell’agosto 2018 il ministro per la Famiglia e le Disabilità, il leghista Lorenzo Fontana, ha affermato che la legge Mancino dovrebbe essere abolita, perché i “globalisti” la userebbero per ammantare di antifascismo il loro “razzismo antiitaliano”. Ed è uno dei tanti esempi che si possono fare su come la tenuta delle maglie democratiche e antifasciste della nostra repubblica venga oggi messa seriamente alla prova.

Sovranismo, intolleranza nei confronti dei diversi, sindrome del nemico esterno e dei poteri occulti, populismo, … Una rubrica di dinamiche in atto che ci dovrebbero far dire, insieme a Umberto Eco (2017), che il fascismo può ancora tornare sotto le spoglie più (o meno) innocenti, nell’evoluzione in senso illiberale delle nostre democrazie. Un dato è certo: la storia non si ripete. Ma è altrettanto vero che ci si può andare molto vicini.

Anmerkungen/Note

1Giorgio Mezzalira, è responsabile del Circolo Culturale/Kultur Verein Franca „Anita“ Turra e Hans Egarter; Günther Pallaver ist Vorsitzender der Michael Gaismair Gesellschaft Bozen.

2Neben dem Rechtspopulismus gibt es auch minoritär den Linkspopulismus, der hier nicht weiter behandelt wird.

3Anlässlich der Landtagswahlen 2018 hat Reinhard Zublasing, Kandidat der Südtiroler Volkspartei, in einem Wahlwerbespot Ausländer als Parasiten bezeichnet (vgl. Franceschini 2018).

Literaturverzeichnis/Riferimenti bibliografici

Cammelli, Maddalena Gretel (2015), Fascisti del terzo millennio. Per un’antropologia di CasaPound, Verona: Ombre Corte

Eco, Umberto (2017), Il fascismo eterno, Milano: La nave di Teseo

Edler, Kurt/Hafeneger, Benno/Sander, Wolfgang/Scherr, Albert (Hg.) (2018), Verteidigung der Republik – politische Bildung angesichts von Extremismus, www.change.org/p/%C3%B6ffentlichkeit-verteidigung-der-republik-politische-bildung-angesichts-von-extremismus (14.1.2019)

Franceschini, Christoph (2018), Im Tesla gegen Parasiten, in: salto.bz, 3.10.2018, www.salto.bz/de/article/03102018/im-tesla-gegen-parasiten (17.1.2019)

Jaschke, Hans-Gerd (2006), Rechtsextremismus, in: Bundeszentrale für politische Bildung, www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41889/rechtsextremismus (16.1.2019)

Kirfel, Martina/Oswald, Walter (Hg.) (1989), Die Rückkehr der Führer, Wien/Zürich: Europaverlag

Kühnl, Reinhard (1984), Formen bürgerlicher Herrschaft. Liberalismus – Faschismus, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt

Mudde, Cas (2004), The Populist Zeitgeist, in: Government and Opposition, 39 (4), 542–63

Mudde, Cas/Rovira Kaltwasser, Cristóbal (Hg.) (2012), Populism in Europe and the Americas: Threat or Corrective for Democracy?, Cambridge: Cambridge University Press

Oswalt, Walter (1989), Einleitung, in: Kirfel, Martina/Oswald, Walter (Hg.), Die Rückkehr der Führer, Wien/Zürich: Europaverlag, 10–28

Priester, Karin (2012), Die Wesensmerkmale des Populismus, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 62 (5–6), 3–9

Priester, Karin (2018), Right-wing Populism in Europe, in: Pallaver, Günther/Gehler, Michael/Cau, Maurizio (Hg.), Populism, Populists, and the Crisis of Political Parties. A Comparison of Italy, Austria and Germany 1990–2015, Bologna/Berlin: il Mulino/Duncker & Humblot, 45–61

Radio24 (2015), La Zanzara, Radio 24, http://www.radio24.ilsole24ore.com/programma/lazanzara/trasmissione-maggio-2015-205712-gSLAcg7CAB (16.1.2019)

Abstracts

Rechtsextremismus. Eine Annäherung L’estrema destra. Uno sguardo d’insieme

Il saggio esamina la delimitazione concettuale dell’estremismo di destra e delle sue fonti storiche e socio-politiche nelle aree geografiche periferiche. In breve, l’estremismo di destra nega l’idea dell’Illuminismo. Ciò significa che tutte le idee politiche, le correnti o gli atteggiamenti, i comportamenti e gli orientamenti politici rivolti contro i diritti umani ricadono nella definizione di estremismo di destra. Oggi, il populismo può essere visto come precursore del nuovo estremismo di destra, soprattutto perché ci sono sempre più sovrapposizioni tra il populismo di destra e l’estremismo di destra.

Der Nationalismus und die Entwicklung von rechtsextremen Bewegungen haben die Geschichte nicht nur, aber vor allem der Grenzgebiete geprägt. Dies gilt sowohl für die Venezia Giulia als auch für Südtirol. Ein nicht-biologischer Rassismus basiert auf den Annahmen einer hypothetischen moralischen und kulturellen Superiorität der Italiener und Italienerinnen und ihrer überlegenen Zivilisation (CasaPound).

Right-wing extremism. An approach

This article examines the conceptual delimitation of right-wing extremism and its historical and socio-political sources in Italy. In short, right-wing extremism negates the idea of the Enlightenment. This means that all political ideas, currents or attitudes, behaviours and orientations that are directed against human rights can be described as right-wing extremist. Today, populism can be regarded as a pioneer of the new right-wing extremism, especially since there are increasing intersections between right-wing populism and right-wing extremism.

Nationalism and the development of (extreme) right-wing movements have characterized the history, not only but above all, of border areas. This applies to Venezia Giulia as well as to South Tyrol. A non-biological racism is based on the assumptions of a hypothetical moral and cultural superiority of the Italians and their superior civilization.

Even in more recent times, and in the wake of the re-emergence of ethno-national contrasts, right-wing and liberal-national movements are asserting themselves politically, in Trieste (il Melone) as well as in Bolzano (CasaPound).

Guido Margheri

L’estrema destra in Italia

Lo spazio di senso in comune della destra plurale

1. Introduzione