Für meine geliebte Tanja

Du bist der größte Schatz,
den ich auf meinen Wegen und Abenteuern bergen konnte.
Ein Schatz, der sich lange versteckt gehalten hat,
bis ich ihn finden durfte.
Du bist der größte Reichtum, die reinste Seele,
die wie eine zarte Knospe ihre Schönheit
den frühen Sonnenstrahlen entgegenstreckt,
um sich zu einer wunderschönen,
ja unglaublichen Pracht zu entfalten,
einer Pracht, die das geheimnisvolle Funkeln
und die Anmut einer Perle besitzt.

Für meine Eltern, die mir immer Liebe, Kraft, Zuversicht
und ein wunderschönes Zuhause geben.

Inhalt

Vorbemerkungen:

Erklärung der großen Reise

Biographie eines Vollblut-Abenteurers

Deutschland: (Die Reisetage werden von Beginn der Etappe 1 gezählt)

Tag 276 Aufbruch zur Trans-Ost-Expedition Etappe 3

Russland:

Tag 277 Wieder in Russland

Im Kloster

Eine andere Welt

Tag 278 Entschleunigen

Tag 279 Audienz bei Oberin Johanna

Tag 280-281 Die Tage vergehen wie im Flug

Tag 282 Alexej der Wahnsinnschauffeur

Ist unser Freund Michael ein Engel?

Tag 283-286 Fahrrad, Anhänger, Ladung und Körper müssen zusammenspielen

Tag 287 Erster Tag unterwegs

Kuckucke und wenig Verkehr

Tag 288 Da sind sie wieder

Das ist uns noch nie passiert!

Tag 289 Wind, Regen und wunde Hintern

Hin und her und Trostlosigkeit

Tag 290-291 Bankautomaten, unwillige Computer und hohe Gebühren

Kasachstan:

Tag 292 Ein traumhaft schöner und interessanter Radtag

Die russische Grenze

Nach Kasachstan

Dafür gibt es keine Worte der Erklärung!

Die Zwillinge Maxim und Roman

Tag 293-295 Weltensprung

Tag 296 Von heute auf morgen von 10 Grad auf 40 Grad!

Erstes Camp neben der Straße

Tag 297 Nicht nur der Wind ist gegen uns

Tag 298-299 Verzweifelt! Mutter Erde meldet sich!

Tag 300 Taktik um dem Wind zu trotzen

Tag 301 Wasservorräte reichen nicht aus!

Erlebnisse und Gedanken

Tag 302 Staub - Löcher - Gegenwind!

Gegenwind

Das Ende der befestigten Straße

Tag 302 Der Gipfel des weißen Berges

Tag 303 Ein angenehmer Tag

Tag 304 Ural in Sicht!

So viel Wasser, dass man darin sogar baden kann

Tag 305 Grenze zwischen Europa und Asien!

Uralgebirge

Tag 306-313 Weiter als wir dachten

Gibt es wirklich Engel?

Der Direktor

Tag 314 Müssen Paviane leiden?

Tag 315 Wie privilegiert wir doch sind!

Die Welt aus der Vogelperspektive

Fehlende Baumreihen

Tag 316 Dauerregen und Temperatursturz

Tag 317 Wasser, das wichtigste Lebensmittel für alle Erdbewohner!

Die größte Umweltkatastrophe des letzten Jahrhunderts!

Tag 318 Keine Möglichkeit für eine Pause

Tag 319 Alle weg! Alle tot! Sind an Tuberkulose gestorben!

Tag 320 Der Wolgadeutsche Ivan

Busse aus Deutschland

Heiße Sauna und Birkenzweige

Traurige Vergangenheit

War es ein Fehler nach Deutschland auszuwandern?

Tag 321 Johanns Geschichte

Tag 322 Diebstahl oder Versehen?

Radioaktive Verstrahlung!

Tag 323 Jurtenlager

Pferdemilch mit durchschlagenden Folgen

Tag 324 Glück gehabt!

Die Hässlichkeit Rudnyj

Tag 325-331 1001 Nacht oder aufs Gefühl hören

Sind wir Verrückt? Und wie kann so eine Reise Spaß machen?

Tag 332-334 Alte LKW-Blattfeder als Haltewinkel

Tag 335 Im Zentrum des Garten Eden

Tag 336 Missverständnis

Unverhoffte Wassernot!

Kasachische Teerunde

Frauengeheimnisse!

Tag 337 Hahn hat verpennt

Unseren Nachkommen das Paradies Erde erhalten

Tag 338 Romantik, Glück und Schlangen

Romantika oder bis China und nicht weiter!

Tag 339-340 Doppelter Umweg!

Tag 339-340 Gefährliche Mikrowellen

Tag 341 Der Expolizeioffizier Marat

Tag 342 Eigene Wohnung

Tag 343-345 Zu Gast beim Exbürgermeister

Tag 346 Kasachisches Model Casting

Tag 347 Naturschutzgebiet Borovoye

Für den Rest des Lebens hinter eisernen Gittern gefangen!

Qualzucht und Massentierhaltung!

Tag 348 Abschied von Marat und Familie

Tag 349 Hin und her

Tag 350-355 Abgase, Verkehrswahn und hohe Konzentration

Handys, Segen und Fluch zugleich?

Zu Gast beim Bauingenieur Gafur

Tag 356 Einem Fantasybuch entsprungen?

Aufstieg einer ehemaligen Festung zur modernen Hauptstadt

Tag 357 Moschna? Oder heute koche ich Pferd

Tag 358 Dunstglocke

Tag 359 Wie gewaschen

Tag 360 Steppenberge

Tag 361 Gewitter oder sogar ein Orkan?

Tag 362 Immer tiefer

Tag 363 Geistlose Wesen - oder sind es doch menschliche Kreaturen?

Geldmache oder Hilfe?

Noch eine Möglichkeit

Tag 364-369 Großartiger Einsatz unserer Sponsoren

Tag 374 Stiller, glücklicher Geburtstag

Tag 375 Feuerholz für den Winter, egal mit welchen Konsequenzen?

Tag 376 Abschied vom Land des Windes

Grenze

Sibirien:

Tag 377 Ein Stück Leben teilen

Tag 378 Zehntausendkilometer-Tag

Tag 379 Friedhofwasser zum Trinken

Tag 380 Am größten Flusssystem Asiens

Tag 381-382 Danke für so viel Glückwünsche

Tag 383 Der betrogene Schäfer

Tag 384 Alles unter Wasser

Tag 385 Novosibirsk

Tag 386 Tief fliegender Wolkenteppich

Tag 387-388 Hochzeitstag!

Tag 389-390 Tomsk, eine der ältesten Städte Sibiriens

Tag 391 48 Stunden!

Tag 391 Außendienst

Tag 392 Unter Null

Tag 393 Ewige nasse Körper

Routine, vermeintliche Sicherheit?

Tag 394 Die Entscheidung wird uns abgenommen!

Sergei, der Engel auf Rädern

Unterkunft anders als erwartet!

Tag 395-396 Krasnojarsk und wieder vom Himmel geschickte Helfer

Krasnojarsk hat viel zu bieten

Tag 397 Die Bettlerin und erneute Überraschung!

Tag 398 Abschied von Sibirien

Resümee

Anhang:

Pläne

Epilog

Danksagung

Danksagung Sponsoren

Danksagung Ausrüster

Danksagung Partner

Ausrüstung

Präsentation unserer Partner, die dieses Buchprojekt unterstützen

ARTIACH Deutschland GmbH · www.trangoworld.de

GDC Graphics – design – conception · www.gdc-knauer.de

Lorpen Industrias Savidai S.L. · www.lorpen.com

Rapunzel Naturkost AG · www.rapunzel.de

Rohloff AG · www.rohloff.de

riese und müller GmbH · www.r-m.de

Sanatur GmbH · www.sanatur.de

Simpert Reiter GmbH · www.travellunch.de

UVEX SPORTS GmbH & Co. KG · www.uvex.de

Präsentation Projekte/Bücher:

Bergwaldprojekt (Grüne Ader) · www.bergwaldprojekt.de

Buch: Die große Reise – An die Grenze des Ichs

Buch: Trans-Ost-Expedition Etappe 1

Buch: Trans-Ost-Expedition Etappe 2

Buch: Red-Earth-Expedition Etappe 1

Autorenvorstellung

Der massive Gegenwind fordert Körper, Geist und Seele
eines jeden Langstreckenradlers heraus. Er lässt ihn verzweifeln, fluchen,
schimpfen und nach dem Sinn der Reise fragen.
Er stülpt sein Innerstes nach außen, stellt ihn bloß und
hält ihm das eigene Spiegelbild vor.

Aufgeben? Umkehren? Nein!

Genau genommen sollten wir uns beim Wind bedanken,
denn er fordert uns auf nachzudenken, öffnet die Türen zu anderen,
vielleicht schlafenden Gehirnwindungen.
Nach Tausenden von Kilometern des Auflehnens
dämmert uns die Erkenntnis, die Naturelemente zu akzeptieren:
Trockenheit, Hitze, Regen, Kälte oder Wind. Nicht dagegen auflehnen,
sondern ihre Wichtigkeit im irdischen System verstehen,
sie als einen Teil von uns selbst betrachten und froh darüber sein,
sie spüren zu dürfen. Denn spüren heißt leben und leben heißt
in Bewegung sein, heißt lernen, was für ein großes Geschenk es ist,
sich weiterentwickeln zu dürfen.

Erklärung der großen Reise

30 Jahre lang wollen wir auf dem Land- und Seeweg von Deutschland bis nach Südamerika reisen, und zwar mit landesüblichen Verkehrsmitteln. In den letzten 18 Jahren legten wir über 285.000 Kilometer ohne Flüge zurück. Wir waren mehrmals über mehrere Monate, manchmal bis zu zwei Jahre am Stück unterwegs. Spätestens nach zwei Jahren Reise müssen wir aber immer wieder nach Deutschland zurück, um den Kontakt zu unseren Sponsoren, zu den Medien und vor allem zu unserer Familie nicht zu verlieren. Wenn wir dann die sozialen Beziehungen wieder aufgefrischt, die Finanzierung und vieles weitere Organisatorische geklärt haben, begeben wir uns wieder genau an den Ort, an dem wir zuletzt unser Lebensprojekt unterbrochen hatten und setzen von dort aus unsere Expeditionsreise fort. So soll im Laufe der Jahrzehnte die längste dokumentierte Expedition der Geschichte entstehen. Durch die wichtigen Zwischenaufenthalte in Deutschland wird die 30-jährige Expedition, die unter dem Namen „Die große Reise“ bekannt ist, entschieden länger als 30 Jahre dauern. Unser ganzes Leben fließt hier ein.

Begonnen hat unsere große Reise 1991 in Deutschland und führte uns nach Österreich, Italien, mit der Fähre nach Griechenland und Ägypten. In Ägypten machten wir das erste Mal Bekanntschaft mit Kamelen und durchquerten mit ihnen die Wüste Sinai. Dann überquerten wir per Schiff den Golf von Aqabha nach Jordanien und setzten unsere Reise mit dem Bus durch Syrien, die Türkei und den Iran fort.

In einem Schmugglerzug - bis zum Dach mit Handelsgütern gefüllt - ging es über die Grenze nach Belutschistan, wo wir Kamele kauften, mit denen wir dann durch Pakistan ritten. Die gefährliche Expedition führte uns am Indus entlang, dem Vater aller Flüsse, weiter an der afghanischen Grenze und durch Stammesgebiet bis nach Peshawar.

Um nach Indien zu gelangen, nutzten wir wieder den Zug. Indien, das Land der Gegensätze, bereisten wir eineinhalb Jahre lang auf einem alten indischen Motorrad, besuchten Sri Lanka, um nur kurze Zeit später mit dem Schiff zu den Andamanen aufzubrechen. Auf dieser Inselgruppe im Golf von Bengalen gelang uns ein seltener Kontakt zu den wie in der Steinzeit lebenden Jarawas, die in einem militärischen Speergebiet lebten. Das Militär bekam Wind von den zwei Abenteurern, weshalb wir dann unseren Aufenthalt abbrechen und fliehen mussten. Wieder führte uns der Weg nach Pakistan, entlang der alten Seidenstraße bis nach Westchina. Dort stellten Tanja und ich eine Expedition auf die Beine, um die Wüste des Todes, die Taklamakan, von Süd nach Nord ca. 1.000km zu Fuß und mit Kamelen zu durchqueren.

Nach diesem riskanten Unternehmen sollte es weiter nach Tibet gehen. Wegen der Reinkarnation des Panchen Lama waren die Grenzen allerdings geschlossen. Eingewickelt in Decken und Mäntel ließen wir uns in einer 36 Stunden langen Busfahrt von tibetischen Mönchen nach Lhasa schmuggeln. Mit dem Jeep überquerten wir das Dach der Welt, um nach Nepal zu gelangen, dessen Tiefland wir auf dem Rücken eines Elefanten erkundeten. Danach fuhren wir mit dem Zug durch China bis in die Mongolei. Das Land Dschingis Khans durchritten wir 1.600 Kilometer von Ost nach West. Wir überlebten dabei einen bewaffneten Überfall, waren den Härten einer gnadenlosen Natur ausgeliefert und erfuhren als Ausgleich für alle Strapazen eine unermessliche Gastfreundschaft.

Im Rahmen unserer großen Reise durchquerten wir von 1999 bis 2003 die endlosen Weiten des australischen Outbacks. 7.000 Kilometer zu Fuß und mit eigenen Kamelen durchmaßen wir den Kontinent von Süd nach Nord und von der Westküste bis zur Ostküste. Es war eine gewagte Unternehmung, deren Ausgang von Beginn an ungewiss war. Ein Abenteuer der Superlative, eine Reise in das noch unbekannte Innere eines mystischen und geheimnisvollen Landes.

Seit 2005 befinden wir uns auf der Trans-Ost-Expedition. Es handelt sich dabei um eine 25.000 Kilometer lange Fahrrad-, Pferde- und Elefanten-Expedition, die mit kurzen Unterbrechungen mindestens fünf Jahre dauern wird.

Bisherige Reiseroute: Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Serbien, Rumänien, Transnistrien, Ukraine, Halbinsel Krim, Russland, Kasachstan und Sibirien. Natürlich können wir nicht wissen, ob wir unseren Traum - die längste dokumentierte Expedition der Geschichte -je verwirklichen können. Das hängt nicht von uns allein ab - viele Aspekte und Unwägbarkeiten spielen hier mit hinein. Eine wichtige Voraussetzung ist natürlich, dass Tanja und ich unsere gemeinsamen Interessen bewahren und über die Jahrzehnte hinweg das gleiche Ziel verfolgen. Enorm wichtig ist auch die Gesundheit, die uns nicht im Stich lassen darf. Auch hatten wir immer wieder Unfälle oder Überfälle, ja sogar Naturkatastrophen oder sonstige Schicksalsschläge zu überstehen. Natürlich dürfen wir bei alledem auch nicht die Lust, die Energie, den Willen, die Kraft und unsere Zuversicht verlieren. Nebenbei muss auch die Finanzierung geregelt sein. Angesichts knapper Budgets ist es ein spannendes Abenteuer für sich, die richtigen Förderer zu finden, die zu uns passen, sie dauerhaft für unser Projekt zu begeistern und sie auch langfristig an unserer Expedition teilhaben zu lassen.

Alles im allem ist nicht absehbar, was morgen sein wird. Von Anfang an haben wir unsere Lust an der großen Reise, am Entdecken und Forschen nicht verloren - am wenigsten die Liebe zu den Menschen und zur Mutter Erde. Ungebremst und vielleicht mehr denn je suchen wir das Unbekannte, um jeden Tag mehr und mehr Teil eines großen Ganzen zu werden.

Wenn Sie sich jetzt fragen, wie ein Mensch auf die Idee kommt sein Leben dem Reisen zu widmen, dann erklärt das eventuell der bisherige Verlauf meines Lebens.

Biographie eines Vollblut-Abenteurers

1960 Erste Erfahrung

Die ersten Jahre meines Lebens wohnte ich mit meinen Eltern in einer kleinen Holzhütte am Waldrand von Nürnberg. Es gab kein fließend Wasser, keine Zentralheizung und keinen Strom. Im Winter legte meine Mutter die Windeln vor die Hütte. Sobald sie steif gefroren waren, konnte sie diese gegen den Apfelbaum schlagen und grob reinigen. Wegen der knappen finanziellen Mittel waren meine Eltern gezwungen, ganztägig zu arbeiten. Deswegen verbrachte ich schon als Zweieinhalbjähriger die Wochentage in einem katholischen Kindergarten. Um dem Zwangsaufenthalt dort zu entgehen, nutzte ich morgens bald jede Gelegenheit zur Flucht. Ich kletterte auf den Apfelbaum, versteckte mich im Garten oder in der Hütte unseres Hundes. Vielleicht wurde in diesen frühen Lebensjahren meine Abneigung gegen Zwänge, Fremdbestimmung und Unfreiheit geprägt und der spätere Abenteurer in mir geweckt. Nach dem Kindergarten gab es die nächste unangenehme Überraschung: Schule und Kinderhort. Für ein junges, unbeflecktes und freies Abenteurerherz der absolute Alptraum. Erneut war ich dazu verdammt, weitere neun Jahre meines Lebens in einer Gesellschaftsschmiede geformt zu werden.

1967 Zwang

Wegen großer Prüfungsangst vermasselte ich alle Aufnahmeprüfungen in weiterführende Schulen. Meine Freunde waren nicht von dieser Angst geplagt, schafften den Sprung aufs Gymnasium und ließen mich in der Hauptschule zurück. Im Alter von 16 Jahren bekam ich als Zweitbester der Schule meinen Abschluss. Nun hatte ich das geeignete Zeugnis, um ohne weitere Prüfungen auf eine höhere Schule zu gehen, doch man riet mir davon erst einmal ab. „Du musst eine Lehre machen. Dann hast du etwas in der Hand. Wenn du dann immer noch dein Abitur machen willst, kannst du es nachholen und später vielleicht sogar studieren.“ „Die müssen es wissen“, dachte ich mir und suchte das Arbeitsamt auf, um mich beraten zu lassen, welcher Job für mich geeignet wäre. „Büromaschinenmechaniker ist ein toller Beruf. Der passt zu Ihnen. Sie sind handwerklich begabt und kommen im Außendienst mit Menschen zusammen. Sie sind ein kommunikativer Mensch, dieser Beruf ist ideal für Sie“, sagte der Berater. Ich bewarb mich also als Büromaschinenmechaniker. Während der Aufnahmeprüfung bei der Fa. Olympia sollte ich unter anderem mit einer Zange Draht in einer vorgegebenen Zeit zurechtbiegen. Trotz meiner handwerklichen Begabung habe ich das Ding vor lauter Aufregung verbogen. Geknickt offenbarte ich dem Ausbildungsmeister meine Prüfungsangst. Der wiederum war von meiner Ehrlichkeit so angetan, dass ich unter 130 Bewerbern die Lehrstelle bekam.

1979 Einzelkämpfer

3 ½ Jahre später, nach dem Abschluss der Gesellenprüfung, stand ich vor der Wahl, den Wehrdienst zu verweigern oder anzutreten. Für mich als jungen, sportlich sehr engagierten Mann war die Versuchung verlockend, bei einer Spezialeinheit der Bundeswehr sportlich gefördert zu werden und dabei noch Geld zu verdienen. Da ich die Musterung in allen Bereichen mit Bestnoten abschloss, hatte ich die Wahl, in welcher Form ich dem Staat dienen wollte. Ich entschied mich für eine Spezialeinheit der Fallschirmjäger. Endlich lagen Abenteuer, Action und Freiheit vor mir. In den folgenden 15 Monaten durchlief ich alle Ausbildungen mit Bravour und wurde zum Unteroffizier und Ausbilder junger Soldaten befördert. Endlich glaubte ich, dort angekommen zu sein, wo ich immer hin wollte, denn als Einzelkämpfer, Elitesoldat und Extremsportler war ich in meinem Element und fühlte zum ersten Mal in meinem Leben Selbstsicherheit. Es war die Zeit des Falklandkrieges 1982, als ich, von einem inneren Gefühl getrieben, meine Soldaten fragte, wer sich von ihnen zum Falklandkrieg freiwillig melden würde, um die Engländer zu unterstützen. Da die Bundeswehr eine reine Verteidigungsarmee war, eine Frage ohne realen Hintergrund. Als ca. 80 Prozent der jungen Männer mit hohem Bildungsniveau die Hand hoben, war ich fassungslos und entsetzt. „Warum?“, fragte ich. „Weil Sie uns ausgebildet haben, um zu töten. Wir wollen nicht mehr auf Pappfiguren schießen, Herr Unteroffizier. Das langweilt. Wir wollen die Realität!“ In diesen Minuten wurde mir bewusst, dass ich selber ausgebildeter Killer war mit der Aufgabe, junge Männer ebenfalls zum Profikiller auszubilden. Offensichtlich war mir das gelungen. Für mich der erste dramatische Wendepunkt im Leben. Ich bemerkte, dass ich im Grunde meines Herzens Pazifist bin, und obwohl mir meine Vorgesetzten eine fantastische Karriere versprachen, verlängerte ich meinen Vertrag nicht.

1982 Veränderung

Als ausgebildeter Elitesoldat saß ich nun wieder in der Werkstatt und reparierte Schreibmaschinen. Welch ein Schock. Durch meinen hohen Fitnessstand bekam ich die Chance, bei einer ersten Bundesliga-Mannschaft American Football zu spielen. Innerhalb von sechs Wochen war ich offizielles Mannschaftsmitglied der Nürnberg Rams. Neun Monate später, kurz vor der Prüfung zum Skilehrer, wurde meine Sportkarriere durch einen schweren Sportunfall - doppelter Bänderriss und Meniskusabriss im Knie - abrupt beendet. „Wenn Sie Ihr Leben nicht umstellen, werden sie mit 30 im Rollstuhl sitzen“, warnte mich der Operateur.

Wieder ein einschneidendes Erlebnis in meinem Leben, denn ich dachte, ohne meinen Sport mache das Leben keinen Sinn. Ein Freund empfahl mir, nach Asien zu reisen, um auf andere Gedanken zu kommen. „Was soll ich in Asien?“, sagte ich. „Ich möchte Fallschirmspringen, Starkwindsurfen, Tauchen, Mädels und ein schönes Auto fahren.“ Kaum genesen, flog ich trotzdem nach Asien. Als sich die Tür des Jumbos öffnete und mich die tropisch schwüle Luft umarmte, als mein Gaumen Speisen entdeckte, die ich nicht kannte, als ich nette Menschen traf, deren Charme und Kultur mich bezauberten, wusste ich, dass ich das Tor zu einer anderen Welt durchschritten hatte, die mich nicht mehr loslassen sollte und ein wesentlicher Teil meines Lebens werden würde.

Plötzlich ergaben der bisherige Lebensweg und alle Einschnitte einen Sinn. Ab diesem Zeitpunkt reiste ich jedes Jahr für drei Monate nach Asien, um die fernöstlichen Länder mit meinem Rucksack zu erkunden. Noch immer war ich allerdings Büromaschinenmechaniker und musste mein Leben so einrichten, dass ich in den Sommermonaten, während meine Technikerkollegen mit ihren Kindern in den Urlaub gingen, in der Firma anwesend war, um Notdienst zu schieben. Aus Dankbarkeit dafür bekam ich von meinem Chef neben den sechs Wochen Urlaub weitere sechs Wochen unbezahlten Urlaub. Eine ideale Lösung für einen jungen Mann, der die Welt entdecken wollte.

Aus meinen ausgiebigen Reisen wurden Expeditionen und wegen meiner Veranlagung zum Extremsport, der Navigations- und Überlebensausbildung der Bundeswehr und der nützlichen Ausbildung als Mechaniker und Techniker hatte ich bis auf Geld alles, was ein Expeditionsreisender und Entdecker benötigte.

1986 Karriere

Die Direktion meiner Firma bot mir an, mir eine Vertriebsausbildung zu finanzieren und stellte bei Erfolg einen Gebietsverkaufsleiterposten in Aussicht. Wow, welch eine Aufstiegsmöglichkeit, denn man konnte in solch einer Position 100.000 DM oder mehr in einem einzigen Jahr verdienen. Ich fasste die Gelegenheit beim Schopf und fuhr das erste Mal mit einem Firmenwagen von Nürnberg ins ferne Wilhelmshaven an der Nordsee. Dort wurden 16 ausgewählte Mitarbeiter einen Monat lang geschult. Ich war gerade von einer Asienreise zurückgekehrt und voller Tatendrang. Allerdings schüchterten mich manche Mitschüler wegen ihres hohen Ausbildungsstandes ein. Neben mir saß zum Beispiel die Sekretärin des damaligen Vorstandvorsitzenden der AEG, die ebenfalls umschulen wollte. Nach einem Monat bekam mein Direktor ein Schreiben, in dem man mir große Chancen und Talent einräumte. Der Ausbildungsstandort wurde nach Berlin verlegt. Feldtraining war die letzte Hürde. Hoch motiviert beendete ich das Feldtraining mit dem besten Ergebnis in der Geschichte der Firma Olympia und bekam sofort eine Verkaufsleiterstelle im Raum Nordbayern. Innerhalb des ersten Jahres mauserte ich mich zum zweitbesten Verkäufer Deutschlands und gewann eine lncentive-Reise nach New York. Ab diesem Zeitpunkt verdiente ich genügend Geld, um mir meine eigenen Expeditionen zu finanzieren.

1987 erste Expedition

Urvölker hatten mich schon mein ganzes Leben interessiert. Durch Zufall lernte ich auf den Galapagosinseln einen Menschen kennen, dessen bester Freund Halbindianer war. Sofort verließ ich die Galapagos und fuhr mit dem Bus in ein abgelegenes Urwaldnest am Amazonas. Dort lernte ich Gallo Sevilla, den Halbindianer, kennen. Obwohl mein Freund und ich nicht genügend Geld in der Tasche hatten, führte uns Gallo zum vom Aussterben bedrohten, kriegerischen Stamm der Auka Indianer, die nur wenige Wochen vorher vier Ingenieure mit Speeren getötet hatten. Die Begegnung mit den Aukas veränderte mein Leben und öffnete mir die Augen. Ab diesem Zeitpunkt setzte ich mich, so weit es meine Kraft zuließ, für bedrohte Völker ein und machte jedes Jahr eine extreme Expedition zu abgelegenen Völkern dieser Erde. Mein Engagement öffnete mir Kontakte zu den Medien. Die ersten TV-Auftritte, das Schreiben von Artikeln, das erste Buch, die ersten Sponsoren, waren die Folge. Wegen der damit verbundenen ungeheuren Arbeitsflut musste ich mein Leben erneut überdenken. Ich kam zu dem Schluss Geld zu sparen, um meine Heimat für ein paar Jahre zu verlassen. Ich wollte bei Völkern leben, in ihre Welt einsteigen, sie verstehen. Ich wollte wissen, was es bedeutet, ohne Zeitdruck reisen zu können, echte Freunde anderer Nationen zu gewinnen, deren Religionen und Anschauungen zu verstehen und vieles mehr. Ab diesem Zeitpunkt legte ich jede Mark auf die Seite, um meinem großen Traum des Reisens Stück für Stück näher zu kommen.

1988 Tanja

Während eines Skiausflugs lernte ich ein junges, sehr hübsches, sehr sympathisches Mädchen namens Tanja kennen. Ich war zu diesem Zeitpunkt ein 28-jähriger erfolgreicher, weit gereister Vertriebsmann und sie eine 17 Jahre junge Schülerin. Weil ihre Mutter erst wenige Monate vorher gestorben war, wurde Tanja in kurzer Zeit erwachsen. Der große Altersunterschied war also keine Hürde und wir wurden ein Paar. Ohne Tanja würde ich heute nicht mehr leben. Sie hat durch ihren selbstlosen Einsatz während unserer gemeinsamen Expeditionen in verschiedenen Fällen ihr Leben riskiert, um meines zu retten.

1991 Schnitt

„Sitzt du?“, fragte mich mein Boss am Telefon. „Ja warum?“, wollte ich wissen und ließ mich in den Sessel sinken. „Ich schaffe meinen Job nicht mehr alleine und brauche eine rechte Hand. Was hältst du davon, Topmanager zu werden? Du wirst mit mir gemeinsam für einen Umsatz von 30 Millionen verantwortlich sein. Ich biete dir im ersten Jahr ein Gehalt von 150.000 und im zweiten Jahr eine viertel Million plus Spesen, Umsatzbeteiligung und einen Mercedes als Geschäftswagen. Was meinst du dazu?“, hörte ich es am anderen Ende der Leitung. Es dauerte eine Weile, bis ich meine Sprache wiederfand. Endlich sollte ich wirklich dort sein, wo ich schon immer hin wollte. Ganz oben und die Taschen voller Geld. „Wow“, entfuhr es mir. Als Michael über die Einzelheiten sprach, ließ ich meinen Blick über die Ausrüstung gleiten, die vor mir auf den Boden lag. Rucksack, Isomatte, Wasserfilter, Zelt, Traveller-Schecks usw. Die gesamte Ausrüstung, die ein Mensch benötigt, um für mehrere Jahre auszusteigen und um die Welt zu reisen. Eigentlich wollte ich in wenigen Wochen kündigen und mindestens drei Jahre unterwegs sein. Tanja und ich hatten alles akribisch genau vorbereitet und geplant. Meine Ersparnisse machten mich für mindestens fünf Jahre unabhängig, und Tanja sollte eine Unterstützung von ihrem Vater bekommen.

31 Jahre jung und nach 29 ½ Jahren Zivilisationsschmiede, Zwängen und Fremdbestimmung war ich das erste Mal kurz davor, wirklich frei zu sein. Und jetzt hatte ich meinen Chef an der Leitung, der mir anbot, in der Karriereleiter ganz nach oben zu klettern. In wenigen Jahren konnte ich ein reicher Mann sein. Was sollte ich nur tun? „Michael. Das ist ein fantastisches Angebot. Tausend Dank für dein Vertrauen. Ich spreche mit Tanja darüber und gebe dir morgen Bescheid“, sagte ich und legte den Hörer auf.

„Ich muss nur zwei Jahre durchhalten. Dann haben wir genügend Geld, um für den Rest des Lebens reisen zu können. Wir müssen nie mehr arbeiten“, erklärte ich Tanja. Sie sah mich an, überlegte eine Weile und sagte: „Wenn du wirklich Topmanager wirst und das große Geld verdienst, kann es sein, dass du nie mehr deinen Traum verwirklichen wirst. Die Gefahr ist sehr groß.“

Am nächsten Morgen rief ich Michael an. „Sitzt du?“, fragte ich. „Ja“, antwortete er. „Nochmals vielen Dank für das beste Angebot, das ich je in meinem Leben bekommen habe, aber ich kann es nicht annehmen. Ich sitze vor meiner Ausrüstung, die ich für einen Trip um die Welt benötige. Ich habe diesen Moment seit Jahren vorbereitet und werde in wenigen Monaten aufbrechen.“ Nach einigen Sekunden der Sprachlosigkeit gratulierte mir mein damaliger Chef zu dieser gewaltigen Entscheidung. „Ich komme vorbei und bringe ein paar Bocksbeutel. Die trinken wir dann, wenn du wieder da bist“, sagte er.

1991 Sommer. Aufbruch in eine andere Lebenswelt

Im Spätsommer kappten wir die letzten Verbindungen zu Deutschland und brachen zu unserer großen Reise auf. Sie dauerte länger als drei Jahre, denn fast zwei Jahrzehnte später sind wir noch immer unterwegs. Mittlerweile ist diese Reise eine lebenslange Reise geworden, die insgesamt 30 Jahre dauern wird und die längste dokumentierte Reise in der Geschichte der Menschheit werden soll. Seit Beginn legten wir mit Kamelen, Pferden, Elefanten, zu Fuß und mit landesüblichen Verkehrsmitteln 285.000 Kilometer zurück: „Die große Reise“ - eine Weltexpedition zu Zeugen des Ursprungs der Menschheit, die wir etappenweise ausschließlich auf dem Land- und Seeweg durchführen.

2005 Unfall! Das Ende meines Lebenstraums?

Auf der zweiten Etappe unserer aktuellen Trans-Ost-Expedition hatte ich nur 500 Meter nach dem Start einen Unfall mit fatalen Folgen: Extremer Bandscheibenvorfall mit Lähmungserscheinungen und folgender Notoperation in Bukarest. Die Fortsetzung unseres Expeditions- und Reiselebens war gefährdet. Die Operation ist geglückt und nach einem Jahr Reha setzten wir unsere Reise erfolgreich fort.

Seither hat sich mein Leben wieder einmal geändert. Nach der OP kam es mir so vor, als wäre ich innerlich völlig ausgebrannt. Es ist nur noch Asche übrig geblieben, fruchtbare Asche, in die ein symbolischer Samen fiel und aus der ein anderer Mensch erwuchs. Heute gehe ich viele Dinge im Leben anders und gelassener an. Die Gewichtung hat sich verändert. Im Nachhinein war die Verletzung ein Geschenk. Genauso wie mein damaliger Bänderriss, der mich dazu zwang, mein Leben total zu verändern und mich zu einem Reisenden beförderte.

Resümee

Mein heutiges Leben steht auf den Säulen verschiedener Schicksalsschläge und Entscheidungen: Kindheit, die ich zum Teil als unfrei empfand, unglückliche Schulzeit, Ausbildung zu einem Beruf, der nicht zu meinen Träumen passte, Ausbildung zum Einzelkämpfer einer Spezialeinheit, als geläuterter Pazifist Beendigung der Bundeswehrkarriere, Ende der Sportkarriere durch extreme Knieverletzung, die erste Reise nach Asien, Beförderung zum Verkaufsleiter, Erfolg und Geldverdienen, die Entscheidung, Tanja mit auf die Lebensreise um die Welt zu nehmen, Absage an eine Topmanagement-Karriere, Start zu einer lebenslangen Reise um Mutter Erde und deren Bewohner zu dokumentieren, das Geschenk, dem Rollstuhl entronnen zu sein und unseren gemeinsamen Lebenstraum weiterführen zu dürfen.

„Meist kommt es anders als man denkt,
und oft ergibt alles, was geschieht, einen Sinn.
Auch wenn du es in diesem Augenblick nicht verstehen willst oder kannst.
Dich darüber aufzuregen, ist reine Energieverschwendung,
denn ändern wird es nichts. Ganz im Gegenteil.
Wenn du dich dem Ärger auslieferst,
verpasst du eventuell sogar die Chance etwas zu lernen, etwas zu fühlen,
eine außergewöhnliche Bekanntschaft zu machen
oder etwas Außergewöhnliches zu erleben.“

Mutter Erde

Aufbruch zur Trans-Ost-Expedition Etappe 3

Deutschland - Mitte Mai

Tag 276

Kilometer 6883,92 gesamt

Ort: Schwaig bei Nürnberg

Breitengrad 49°27’00.0”

Längengrad 011°03’00.0”

Denis

Ohne Zweifel, mein bisheriges Leben gleicht einer einzigen großen Reise. Einem oftmals abenteuerlichen, interessanten, lehrreichen und gewundenen Pfad über die Haut unseres Planeten, den wir Mutter Erde nennen. Schon seit 1983 breche ich immer wieder zu neuen Exkursionen auf, um meinen Wissensdurst nach Unbekanntem zu stillen und um über meine Erfahrungen zu berichten. Seit 1991 begleitet mich meine Frau Tanja auf unserem gemeinsam gegründeten Lebensprojekt „Die große Reise“.

Tanja ist ein wahrer Lottogewinn für einen Menschen wie mich, einen Menschen, der es sich zum Ziel gesetzt hat sein Leben dem Reisen und Erkunden unserer Lebensplattform zu widmen. So kann ich ehrlich sagen, dass Tanja mir nicht „nur“ eine sehr gute Ehefrau ist, sondern auch mein bester Freund und unverzichtbarer Partner. Ihre Wahrnehmung, Sensibilität und Reaktionsschnelligkeit hat mir mehr als nur einmal das Leben gerettet - und obendrein ist ihr kreativer Geist ein nicht wegzudenkender Faktor unseres seit vielen Jahren zusammengeschweißten Lebens geworden.

Durch unsere innere Verbindung, eine hervorragende Vorbereitung und viele uns unterstützende Firmen gewappnet, brechen wir nun wieder zu neuen Ufern auf. Die dritte Etappe unserer Trans-Ost-Expedition steht in den Startlöchern.

Schlechtes Zeitmanagement?

Da wir wahrlich nicht zum ersten Mal solch eine Reise vorbereiten, ist es uns unverständlich, warum wir am Ende wieder gnadenlos in Arbeit ertrinken. Keine Ahnung woran das liegen mag: Schlechtes Zeitmanagement? Trödelei? Unerfahrenheit? Nein, das kann es einfach nicht sein. Irgendwann muss man ja mal gelernt haben wie man solch eine große Fahrt ohne Stress vorbereitet! Und doch, es ist wie es ist. Trotz guter Vorsätze dieses Wahnsinns-Chaos nicht zu wiederholen, überschlagen wir uns noch wenige Stunden vor der Abreise.

Aufgeregt gehe ich die Checkliste noch einmal durch: Telefone und Autoversicherung abgemeldet. Neue Reisepässe eingetroffen. Visum für Russland und Kasachstan erhalten. Alle Rechnungen gestellt, alle Rechnungen überwiesen. Fahrräder geprüft und für den Flug in große Kartons verpackt. Sieben Kilogramm Ersatzteile vollständig. Von allen 40 Sponsoren schriftlich verabschiedet. Von allen uns bekannten Fans schriftlich verabschiedet. Ca. 100 Kilogramm Ausrüstung auf Vollständigkeit geprüft. Webseite auf neuesten Stand gebracht. Neue Texte der englische Webseite zur Übersetzerin geschickt. Satphontest und Übertragung erfolgreich. Foto und Filmkameras getestet und alle Kabel, Speicherkarten und Stecker vollständig. Mit Lufthansa Übergepäckproblem geklärt usw. … Von etwa zehn Din-A4-Seiten ist die Liste auf eine geschrumpft. Alles im Lot. Alles im grünen Bereich. Ich gehe in den Keller und schalte die Heizung auf Ferienbetrieb, zeige meinen Vater noch wie man den Filter meines Aquariums reinigt und wie er die Fische füttern soll. Gebe meiner Mutter den Steuerordner. Wir sprechen noch über die eine oder andere Aufgabe, die sie erledigen muss.

Familie und Freunde verabschieden uns am Nürnberger Flughafen
Familie und Freunde verabschieden uns am Nürnberger Flughafen.

Es ist 9.00 Uhr am Morgen. In wenigen Stunden müssen wir am Flughafen sein. Freunde und Familie werden mit vier Autos unser gesamtes Hab und Gut dorthin transportieren. „Puhh, geschafft, alles geschafft. Da habe ich glatt noch Zeit mich eine halbe Stunde aufs Sofa zu hauen, um einen letzten Blick in unseren kleinen Garten zu genießen. … Tanja?“ „Ja!“ „Wie sieht es bei dir aus? Ich bin fertig!“, rufe ich und lasse mich erleichtert in die Kissen sinken. „Bei mir ist alles klar. Ach übrigens: Hast du die Sponsorschreiben vorbereitet?“ „Wie bitte?“, antworte ich in einer Lautstärke, die vom Parterre in den ersten Stock trägt. „Du weißt schon. Wenn unser neues Buch vom Verlag kommt, wolltest du allen beteiligten Firmen ein Exemplar schicken. Du hast doch die Anschreiben vorbereitet damit deine Mutter nächste Woche die Päckchen verschicken kann? Oder?“ Als mir die Tragweite dieser Frage dämmert, erstarre ich vor Schreck. „Hast du oder hast du nicht?“, fragt Tanja nochmal als ich mit Schweigen antworte. „Habe ich nicht!“, rufe ich, schieße vom Sofa hoch, stürme in mein Büro, stecke das Stromkabel des Laptops wieder in die Dose und beginne leise fluchend in die Tasten zu hauen. Zwei Stunden später sind alle Anschreiben fertig.

Bis auf ein riese und müller Fahrrad ist alles verladen. Seit 20 Minuten warten wir vor unserem Haus noch auf unseren Freund Stefan, der das Rad in seinem Bus zum Flughafen transportieren möchte. Einige Telefonate klären, dass Stefans Bus eine Panne hat und auf der Autobahn steht. Wieder kommt Hektik auf. Meine Nerven sind am Ende. Mit Verspätung fahren wir mit drei Autos schon mal los. Stefan und seine Frau Sabine organisieren in der Zwischenzeit ein Ersatzauto in das auch ein überdimensional großer Karton hineinpasst. Es klappt. Wir und die Ausrüstung kommen ohne Verluste am Flughafen an. Noch mal schwitzen: Bekommen wir 120 Kilogramm Gepäck inklusive Fahrräder tatsächlich durch die Abfertigung? Da wir die letzte Woche sehr wenig geschlafen haben und sich die Ereignisse wie beschrieben überschlugen, stehen wir wie Falschgeld am Schalter. Die Dame von der Lufthansa ist sehr nett. „Ihr Übergepäck ist in meinem Computer bestätigt“, hören wir erfreut. Erleichtert begeben wir uns zu unserer Familie und Freunden. Umarmungen, Glückwünsche und Emotionen bestimmen die letzten Minuten. Obwohl wir solche Szenen schon oft erlebt haben, gehen sie immer wieder nahe. Wird die Reise wieder unter einem glücklichen Stern stehen? Werden wir, wie auf der letzten Etappe, auf einer Welle positiver Energie surfen?

Alles was du aussendest, kommt zurück.
Das ist ein Gesetz.
Sind deine Gedanken positiv, wirst du Positives ernten.
Die Menschen, die dir begegnen, sind dein eigenes Spiegelbild.
Sie reflektieren deine Gedankenenergie.“

Mutter Erde

Wieder in Russland

Russland - Mitte Mai

Tag 277

Kilometer 6883,92 gesamt

Ort: Samara an der Wolga

Breitengrad 53°12’02.1”

Längengrad 050°06’00.8”

Nach einem langen Zwischenaufenthalt verlässt die Maschine erst um 22 Uhr den Frankfurter Flughafen. Vor lauter Schlafmangel gehen mir regelrecht die Augen über. „Was machen Sie in Russland?”, höre ich wie Tanja mit unserem Nachbarn ein Gespräch beginnt. „Woher nimmt sie nur diese Energie?“, frage ich mich und warte sehnsüchtig auf das Essen. Der Mann neben uns kommt ursprünglich aus Russland und besucht nach 15 Jahren das erste Mal seine Heimat und die dort lebenden Verwandten. Plötzlich richtet er das Wort an mich. Höflich beantworte ich seine Fragen. Ehe ich mich versehe, hat sich Tanja aus dem Gespräch zurückgezogen um ein wenig zu ruhen. „Ach sehen Sie mal, die Sitzreihen hinter uns sind noch frei. Da haben wir viel Platz zum Schlafen“, schlägt mein Gesprächspartner uns vor. Zu unserer Erleichterung setzt er sich nach hinten. Bevor noch weitere Gäste auf die Idee kommen suche auch ich eine freie Reihe auf. Kaum nehme ich Platz und bin im Begriff meine Füße auszustrecken, setzt sich der Deutschrusse neben mich. „Äh, ich hätte da mal ne Frage. Sie kennen sich doch bestimmt mit Fahrradgangschaltungen aus. Also, die Schaltung am Rad meiner Frau funktioniert im siebten Gang nicht richtig …“ Ich erkläre ihm, dass wir wegen unserem geschlossenen Schaltsystem von Rohloff bisher noch nie Probleme hatten und ich noch dazu kein Fahrradmechaniker, sondern im Augenblick Radreisender bin, denn er ist begeisterter Radfahrer und überhäuft mich mit tausenderlei Fragen. Dann kommt das Essen. Als wir fertig sind, hat eine Mutter ihr Kind auf den Schlafplatz meines Nachbarn gelegt. Er nimmt es gelassen, bleibt neben mir sitzen und erzählt von Russland und seiner Wahlheimat Deutschland. Als ich dann endlich die Augen schließen kann ist mein Geist so aufgewühlt, dass an Schlaf nicht zu denken ist.

Um 5 Uhr früh Ortszeit befinden wir uns am Ende der langen Warteschlange vor der russischen Passkontrolle. Das Flughafengebäude der Stadt Samara, der eigenwillige Geruch des schwer renovierungsbedürftigen Bauwerkes, die Trostlosigkeit der frühen Morgenstunde und die Last der bleiernen Müdigkeit lassen nicht gerade Freude aufkommen. Die Beamtin stempelt ohne zu Murren unsere Pässe. Als Letzte hieven wir unsere schweren Ortliebsäcke vom Gepäckband. Alles ist komplett. Nichts ist gestohlen oder auf dem Weg verloren gegangen. Auch unsere großen Radkartons warten bereits auf uns. Einer ist stark beschädigt. Wir müssen die gesamte Ausrüstung von einer Röntgenmaschine durchleuchten lassen. Der Mann in Uniform möchte offensichtlich nach Hause. Ohne nur ein Gepäckstück öffnen zu müssen sind wir durch. Draußen wartet unser russischer Freund Michael. Die Wiedersehensfreude ist groß. „Wie geht es dir?“, frage ich und umarme ihn lachend. „Sehr gut. Ich hoffe ihr hattet einen erholsamen Flug?“ „Der Flug war okay, aber ich bin hundemüde“, antworte ich und sehe dabei Tanja an.

Unser russischer Freund Michael und ich freuen uns, dass unsere riese und müller Räder den Flug nach Samara gut überstanden haben
Unser russischer Freund Michael und ich freuen uns, dass unsere riese und müller Räder den Flug nach Samara gut überstanden haben.

Um die Räder in dem Kleinbus unterzubringen, müssen wir sie aus den beschädigten Kartons holen. Sie sind zum Glück unversehrt. Bei Nieselregen verladen wir alles was wir mitgebracht haben in den klapprigen Bus. Die Kartons lassen wir an der Flughafentreppe. „Kein Problem“, meint Michael. „Hattest du nicht gesagt, dass es bei euch schon seit Wochen sommerlich warm ist?“, frage ich. „War es bis gestern auch. Jetzt regnet es“, antwortet Michael mit einen entschuldigendem Lächeln. Wegen der frühen Morgenstunde sind die Straßen von Samara leer. Wir fahren direkt zum Kloster Iverskiy. Dort haben wir letzten November einen Teil unserer Ausrüstung zurückgelassen. „Die Nonnen warten schon auf euch. Ihr bekommt wieder das gleiche Zimmer“, meint Michael.

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1 ca. 80 Cent

2 knapp 10 Euro

Im Kloster

In den wenigen Monaten unserer Abwesenheit hat sich im Kloster kaum etwas verändert. Nahezu alle Gebäude werden restauriert oder neu aufgebaut. Es wurde, wie viele andere Klöster des Landes, während der Russischen Revolution und während der kommunistischen Epoche als Lager und Reparaturwerkstatt missbraucht. Erst mit dem Niedergang der Sowjetunion und dem Ende der sozialistischen Herrschaft 1991 konnte sich die orthodoxe Kirche wieder entfalten und erlebt seither eine regelrechte Renaissance.

Die Oberin des Klosters hat es sich zur Aufgabe gemacht die heilige Stätte wieder im neuen Glanz erstrahlen zu lassen und bekommt dafür auch Fördergelder der Stadt. Den Bauschutt passierend betreten wir ein Wohngebäude der Nonnen und Schwestern. Katja, die junge Schwester die sich während unseres letzten Aufenthaltes vorbildlich um uns gekümmert hat, begrüßt uns freudig. Mit strahlendem Lächeln öffnet sie die Tür zu unserer bescheidenen Kammer. Das Stockbett ist mit frischen Laken überzogen, der Wasserkocher steht auf dem schmalen Tisch am Ende des Raumes. Wegen der dunklen Regenwolken fällt durch das Fenster nicht genügend Tageslicht. Katja legt den Lichtschalter um. Zwei schwache Glühbirnen erhellen unsere einfache Wohnstätte. Ein Teller mit Obst, einige Schachteln Gebäck, russische Süßigkeiten, Tee und einiges mehr stapelt sich auf dem Fensterbrett. Tatsächlich hat man uns hier erwartet. Da dieser Raum während der Umbau- und Renovierungsarbeiten der einzige für Gäste zu Verfügung stehende Ort ist, sind wir besonders froh wieder einziehen zu dürfen. Für uns gibt es kaum einen besseren Platz, in einer schmutzigen, heruntergekommenen, von Hektik geplagten russischen Großstadt die letzten Vorbereitungen für unsere Etappe 3 organisieren zu dürfen.

Im Kloster Iverskiy haben wir im letzten November wegen des hereinbrechenden Winters unsere Reise unterbrochen und einen Teil unserer Ausrüstung zurückgelassen
Im Kloster Iverskiy haben wir im letzten November wegen des hereinbrechenden Winters unsere Reise unterbrochen und einen Teil unserer Ausrüstung zurückgelassen
Von links nach rechts: Die Nonne Katja, unser Freund Michael und Tanja in unserem Klosterzimmer
Von links nach rechts: Die Nonne Katja, unser Freund Michael und Tanja in unserem Klosterzimmer
Neben vielen anderen Leckereien haben die Nonnen zu unserer Begrüßungrussische Süßigkeiten auf den Tisch der Klosterkammer gestellt
Neben vielen anderen Leckereien haben die Nonnen zu unserer Begrüßung russische Süßigkeiten auf den Tisch der Klosterkammer gestellt.

Eine andere Welt

Nach einer Tasse Tee verlassen uns Katja und Michael. Sie werden morgen wieder kommen. Wir nutzen die Gelegenheit und legen uns in das Stockbett. Als ich nach oben klettere und mich in meinen Schlafsack kuschle, verrät mir Tanjas gleichmäßiger Atem, dass sie bereits tief schläft. Endlich, nach der schlaflosen Anreise, nach all dem Vorbereitungsstress der letzten Tage und Wochen, flüchtet sich mein Geist ins Land der Träume. Um 10.30 Uhr vormittags reißt uns das Piepen unserer Suunto-Uhren aus einem fast Ohnmacht-ähnlichen Schlaf. „Wir müssen zum Essen“, stöhne ich leise. „Ja, ich weiß“, flüstert eine Stimme unter mir. Wir quälen uns aus den Betten und schwanken angeschlagen zum Speisesaal des Klosters. Als wir die lang gezogene Räumlichkeit erreichen, sind viele der schwarz gekleideten Nonnen schon anwesend. Eine Nonne weist uns schweigend einen Platz zu. Alle Klosterschwestern stehen mit dem Gesicht zu einem Heiligenbild am Ende des Raumes und singen. Dann bekreuzigen sie sich und setzen sich geschlossen an die reichlich gedeckten Tische.

An einem schmalen Rednerpult steht eine Schwester und liest laut aus einem heiligen Buch vor. Nur leises Getuschel ist ab und an zu hören, ansonsten nehmen die Anwesenden ihre Mahlzeit in Stillschweigen ein. Neben mir schlürft eine alte Frau ihre Suppe. Es gibt Borschtsch, das russische Nationalgericht. Aber auch Brot, Kartoffelbrei, Buchweizen, Fisch, in Milch gekochte Haferflocken, Süßigkeiten und vieles mehr sorgt für eine abwechslungsreiche Ernährung. Hungrig löffeln wir unsere Borschtsch. Vorsichtig blicke ich in die Runde. Es ist kaum zu glauben. Vor kurzer Zeit waren wir noch in Deutschland, haben uns mit den Vorbereitungen unserer Reise beschäftigt, waren in einer uns vertrauten Umgebung und jetzt … Was für ein Kulturschock. Obwohl wir erst vor wenigen Monaten diesen Ort hinter uns ließen, kommt er mir geradezu fremdartig vor. Hier sitze ich nun als einziger Mann mitten unter Nonnen. Nein, das ist nicht ganz richtig. Am Ende der Tafel haben neben der Oberin des Klosters auch zwei Priester Platz genommen. Alle Anwesenden sind schwarz gekleidet, auch Tanja hat eine schwarze Fleecejacke an. Nur einer kommt sich vor wie der rote Hans oder vielleicht besser ausgedrückt, wie ein Feuerwehrmann, denn meine Fleecejacke ist feuerrot. Erschrocken gleitet mein Blick an meiner Jacke hinab. „Mein Gott. Wie sehe ich denn aus? Ist ja schrecklich. Nicht dass ich irgendetwas gegen die Farbe Rot hätte. Eigentlich finde ich sie okay. Ich habe mir ja die Jacke so ausgesucht. Aber jetzt kommt sie mir unpassend vor. Leider sind nahezu alle meine Radhemden recht bunt. So ein Mist. Daran hätte ich denken müssen. Jetzt befinde ich mich wie ein bunter, exotischer Vogel mitten unter schwarz gekleideten Nonnen in einem strenggläubigen Kloster.“

Plötzlich ertönt eine Klingel. Sofort hört die Nonne hinter uns mit dem Lesen auf und alle Anwesenden erheben sich abrupt. Auch Tanja und ich springen auf. Ein Priester betet. Es wird sich unaufhörlich bekreuzigt. Dann übernimmt der zweite Priester das Gebet. Wieder wird sich bekreuzigt. Zum Schluss erheben alle Ordensfrauen ihre Stimmen zu einem wunderschönen Gesang. Nur eine sehr alte Klosterschwester neben mir krächzt etwas heiser. In der Masse geht ihre Stimme unter, wird von den anderen Stimmen aufgesogen. Gebannt lausche ich und fühle den Frieden, den Frieden des Klosters, der gerade im Begriff ist in unsere Herzen zu dringen. Leise tuschelnd verlassen die tiefgläubigen Frauen den Saal. Wir folgen und ziehen uns sofort in unsere Kammer zurück, um unseren unterbrochenen Schlaf fortzusetzen.

Entschleunigen

Nach 48 Stunden Schlaf hat sich unsere Müdigkeit etwas gelegt. Wir sind zwar noch immer nicht fit, aber bereit unsere letzten Vorbereitungen anzugehen. Nach dem Klosterfrühstück um 11.30 Uhr beginne ich unsere riese und müller Räder für die Reise fertig zu machen. Die Nonnen haben sie unweit unserer Kammer in einem schmalen Gang, von dem links und rechts Duschraum und Toilette wegführen, untergebracht. Hier kann ich in Ruhe schrauben. Ich lasse mir Zeit, denn ab sofort haben wir Stress und Hektik zurückgelassen. Hier im Kloster ticken die Uhren sowieso anders. Es tut richtig gut, langsam zu entschleunigen und sich auf den neuen Rhythmus einzulassen. Am Nachmittag um 15.30 Uhr gibt es Abendessen. Spätestens dann verpacke ich meine Schraubenschlüssel, um mich wieder der Nahrungsaufnahme zu widmen.

Am Abend schlendern wir an der Wolga entlang. Es ist angenehm warm. Hier vergnügen sich die Russen in den vielen offenen Kneipen, Restaurants und Zelten. Musik dröhnt aus Lautsprechern und meist wird sie durch Live-Gesang unterbrochen. Schaschlik, große Steaks und mit Schweinefleisch gefüllte Teigtaschen jeglicher Art werden buchstäblich an allen Ecken und Enden angeboten. Bier fließt in Strömen. Es wird ausgelassen getanzt, geflirtet und geschmust. Ein krasser Gegensatz zum Klosterleben. Da die Sonne erst um ca. 21.30 untergeht sind die Abende lang. Obwohl wir uns im Kloster sehr wohl fühlen, genießen wir auch das rege Treiben einer für uns anderen Welt.

Am späten Nachmittag spazieren wir am Ufer des größten Flusses Europas, der Wolga, entlang und freuen uns darauf unsere Trans-Ost-Expedition bald wieder fortsetzen zu können
Am späten Nachmittag spazieren wir am Ufer des größten Flusses Europas, der Wolga, entlang und freuen uns darauf unsere Trans-Ost-Expedition bald wieder fortsetzen zu können.

Audienz bei Oberin Johanna

Am Montag empfängt uns die Oberin des Klosters. „Setzt euch doch bitte“, lädt sie uns ein an der großen Tafel Platz zu nehmen. Michael ist als Übersetzer dabei. Wir berichten kurz wie es uns in Deutschland ergangen ist. Dann zeige ich unser neues Buch. „Ach da ist ja unser Kloster drin. Das ist aber ein schönes Foto“, sagt sie lachend. „Wie lange wollt ihr denn bleiben?“, möchte sie wissen. „Wenn es geht eine Woche“, antworten wir etwas schüchtern. „Aber gerne. Ihr könnt so lange bleiben wie ihr wollt. Es freut mich sehr euch wieder hier zu wissen. Ich würde euch gerne zu einer Fahrt zu einem wunderschönen Naturschutzgebiet einladen. Habt ihr Lust?“, fragt sie mit mildem Lächeln. „Oh ja“, erwidern wir. „Kommt, ich zeige euch die neuen Baupläne unseres Klosters“, wechselt sie das Thema und begibt sich zum Ende des 10 Meter langen Tisches. Mit Bescheidenheit deutet sie auf die Pläne und Zeichnungen. Goldene Kuppeln, Türme und Kirchen strahlen uns entgegen. „Wann soll denn das große Vorhaben abgeschlossen sein?“, möchte ich wissen. „Spätestens im Jahr 2012“, vernehmen wir erstaunt. „Auch das Gästehotel?“ „Auch das Gästehotel. Noch dieses Jahr wird die Kirche fertig, dann kommt der neue Glockenturm. Mit Gottes Hilfe bleiben wir im Zeitplan“, meint sie zufrieden. Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile bis uns das liebenswerte Oberhaupt von 80 Nonnen und einem angehenden wunderschönen Kloster verabschiedet. „Bevor ihr nach Kasachstan fahrt sehen wir uns noch mal“, meint Oberin Johanna.

Ich zeige der Oberin Johanna unser druckfrisches Buch der letzten Etappe. „Ach, da ist ja unser Kloster drin. Das ist aber ein schönes Foto“, freut sie sich