Michael Borgolte
DIE WELTEN
DES
MITTELALTERS
Globalgeschichte eines Jahrtausends
C.H.Beck
Die globalisierte Welt der Gegenwart mit ihren Orientierungskrisen erfordert eine Neubestimmung auch des Mittelalters jenseits eurozentrischer Blickverengungen. Michael Borgolte zeigt in seiner magistralen Darstellung, dass Europa zwar stets ein Teil der größten «Welt» von drei Kontinenten – Europa, Asien und Afrika – war, aber sich erst in einem langanhaltenden historischen Prozess aus seiner globalen Randposition befreien und zur eigenständigen Gestaltungsmacht werden konnte. Der bedeutende Mediävist legt damit nichts Geringeres vor als die erste Globalgeschichte der mittelalterlichen Welt.
Michael Borgolte ist Professor (em.) für mittelalterliche Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und einer der renommiertesten Mediävisten Deutschlands. Zu seinen zahlreichen Publikationen gehören u.a. Christen, Juden, Muselmanen. Die Erben der Antike und der Aufstieg des Abendlandes (2006) sowie zuletzt Weltgeschichte als Stiftungsgeschichte (2017).
I. EINLEITUNG
DIE TRADITIONEN DER DREIGETEILTEN WELT UND DIE IMAGINATIONEN DER FREMDE
II. DIE WIRKLICHKEITEN DER FREMDE
1. Die beiden Amerikas
a) Der Norden
b) Mesoamerika
c) Der Süden
2. Die Welten des Pazifiks
3. Die Fremde der europäisch-afrikanisch-asiatischen Ökumene
III. EUFRASIEN: VERKNÜPFUNGEN IN DER TRIKONTINENTALEN MENSCHENWELT
1. Zwischen den losen Enden des Netzes:
Schwarzafrika und arktische Küstenländer
2. Reiche als Kommunikationsräume
a) Afrika
Am Rand der antiken Ökumene
Politische Neuordnungen
durch islamische Eroberung
‹Friedliche› Muslime als Paten binnenafrikanischer Reiche
b) Asien
Ein politischer Spannungsbogen zwischen Mittelmeer
und Gelbem Meer im Altertum
Mittelalterliche Reiche als Kettenglieder der Kommunikation
Von der Mandschurei bis Arabien
Indien
Südostasien
China und seine ‹Fremdvölker›
‹Weltherrschaft› der Dschingisiden und ihr Erbe
Korea und Japan
Das Reich der Osmanen: Brücke nach Europa
Reiche in Asien: Verdichtung und Erweiterung des antiken Erbes
c) Europa
Das Erbe eines trikontinentalen Reiches
Das großfränkische und das römisch-deutsche Reich
Byzanz: Kaiserreich und Hegemon
Dynamiken an den Rändern
Spanien
Skandinavien
Keltische Reiche, Frankreich und England
Ostmitteleuropa
Rus’
Die Kreuzzüge: Multiethnische Unternehmungen und die Bildung neuer Staaten und Kolonien
d) Imperiale Bestrebungen im Mittelalter:
Globalisierung als Gewaltgeschichte
3. Beziehungsnetze der Religionen
a) In den Grenzen von ‹Volk› und Land
Shintô: Eine mittelalterliche Hybrid-Religion Japans
Jainismus: Dispersion indischer Wandermönche und Laien im asiatischen Subkontinent
b) Im größten der Erdteile
Zoroastrismus: Eine persisch-indische Geschichte
Brahmanentum und hinduistische Religionen:
Eine Diffusion indischer Errungenschaften nach Südostasien
Buddhismus: Von der Erleuchtung eines Einzelnen zur panasiatischen Religion
Indische Ursprünge
Verbreitung übers Meer
Auf Landwegen nach Norden und Osten
Konfuzianismus und Daoismus: Zwei Lehren Chinas und der bescheidene Radius ihrer Strahlkraft
c) In der trikontinentalen Welt
Judentum:
Universelle Insularität einer ‹Nationalreligion›
Frühe Migrationen und die Wahrung des jüdischen Zusammenhangs
In Asien
In Afrika
Im Reich von Byzanz und in Italien
Im westlichen Europa
Drei Christenheiten und
dezentrale Sonderkirchen
Die Alte Kirche und die Stiftung trikontinentaler Kohärenz
Die ostsyrisch-persische ‹Kirche des Ostens›
‹Nestorianer› und römische Katholiken in Ostasien
Die ‹Orthodoxen Kirchen der Drei Konzilien›
Von der römischen Reichskirche zur Kirche von Byzanz
Die eufrasische Gemeinschaft orthodoxer Kirchen in ihrem asiatischen und afrikanischen Spannungsfeld
Historische Sonderfälle: Georgier und Maroniten
Die byzantinische Orthodoxie in Relation zur lateinischen Kirche in Osteuropa
Griechisches Christentum in Italien
Zwischen Eurozentrismus und Universalität: Die römisch-katholische Kirche
Eine restringierte Universalreligion:
Der Manichäismus
Islam: Religion des eufrasischen Mittelalters
d) Christen und Muslime des Mittelalters
als religiöse Pioniere der Globalisierung
4. Der Fernhandel
a) Abreißende Bindungen am Beginn?
b) West-östlicher Handel über das Meer:
Erneuerungen und Erweiterungen im frühen Mittelalter
(7. bis 11. Jahrhundert)
Die Erschließung der nördlichen Meere
Das multipolare Mittelmeer
Die ‹nassen Seidenstraßen›
c) Unterbrechung der maritimen Transversale und Bildung interagierender Netzwerke
(ca. 1100–1350)
Das Mittelmeer als Meer des Westens
Formierung und Beitritt Europas
hinter den Bergen
Verkettung ökonomischer Kreise in Eufrasien
d) Zwischen regionaler Selbstbeschränkung und globaler Entgrenzung: Die eufrasische Welt im späten Mittelalter (ca. 1350–1500)
Der gefesselte Riese: Asiatischer Fernhandel unter chinesischer Dominanz
Retardierte und expansive Handelskreise
zwischen Wolga und Nil
Westeuropäische Durchbrüche
e) Fernhandel auf tausend Wegen
IV. EUFRASIEN UND DIE ANDEREN WELTEN DES MITTELALTERS
Anhang
Anmerkungen
I.
Einleitung – Die Traditionen der dreigeteilten Welt und die Imaginationen der Fremde
II.
Die Wirklichkeiten der Fremde
III.
Eufrasien: Verknüpfungen in der trikontinentalen Menschenwelt
IV.
Eufrasien und die anderen Welten des Mittelalters
Abkürzungen und Siglen
Quellen und Literatur
Quellen
Literatur
Nachweise der Abbildungen und Karten
Abbildungen
Karten
Register
Personen
Orte
Sachen
Felix, qui gaudet rerum cognoscere causas.
(nach Vergil, Georgica, II.490)
Dieses Buch widme ich meinen Schülerinnen und Schülern,
die mit ihrer Kritik, Phantasie und Kultur
meine Arbeit inspiriert und mein Leben bereichert haben.