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Der Flug ließ sich mit keinem vergleichen, den Tristan MacLaughlin je hinter sich gebracht hatte. Nicht, dass er sich als Weltreisenden betrachtete, absolut nicht. Aber wenn er flog, handelte es sich gewöhnlich um einen Kurzstreckenflieger, der rappelvoll war mit Geschäftsleuten. Und regelmäßige Pendler schliefen normalerweise oder arbeiteten an ihren Computern. Sie waren alles in allem von einem total anderen Schlag als die ausgelassen Feiernden, die ihn derzeit umgaben.

In öffentlichen Verkehrsmitteln hörte man gewöhnlich nicht, wie Karten gemischt wurden oder Würfel klapperten. Als das Flugzeug beim Anflug auf den Reno Airport in eine kurze Turbulenz geriet und für einen Moment so plötzlich absackte, dass der Magen in die Kniekehlen rutschte, fand Tristan es nicht gerade komisch, dass mehr als die Hälfte der Passagiere vor Begeisterung kreischte, als würden sie eine Achterbahnfahrt in einem Vergnügungspark machen. Genau genommen fand er es grauenhaft. Es unterstrich nur den frivolen Charakter der Stadt, in die er versetzt worden war.

Er biss die Zähne zusammen, während er aus dem kleinen Fenster auf die staubige, graubraune Landschaft unter sich starrte. Warum er? Mindestens drei Detectives hatten sich förmlich um diese Versetzung gerissen – sahen es tatsächlich als einmalige Gelegenheit an, eine Spezialeinheit zu leiten bei einem Fall, in den Showgirls und eine Stadt, die nur dem Vergnügen diente, involviert waren. Tristan war nicht die Bohne interessiert und ziemlich verblüfft gewesen, als Captain Weller ihn in sein Büro rief, um seine vorübergehende Versetzung nach Reno mit ihm zu besprechen. Er konnte Weller schlecht widersprechen, dass seine Erfahrung mit der Spezialeinheit, die in Seattle wegen der Green River Serienmorde ins Leben gerufen worden war, genau dem entsprach, was Reno suchte. Aber auf keinen Fall stimmte er mit Weller darin überein, dass es ein günstiger Zeitpunkt für ihn war, nicht in Seattle zu sein, sollte Palmer, ein Mann, den er hinter Gitter gebracht hatte, seine Drohung wahrmachen und versuchen, ihn umzubringen. Palmer war gerade aus dem Gefängnis in Denver geflohen, und Tristan war überzeugt, dass er derzeit wichtigere Dinge im Kopf hatte, als die angekündigte Rache auszuüben. Er hatte genug damit zu tun, sich nicht wieder schnappen zu lassen. Tristan hatte Weller diese spezielle Theorie nicht abgekauft, als er sie erstmals als zusätzlichen Grund dafür, den Reno-Fall zu übernehmen, ins Spiel brachte. Und er kaufte sie ihm nach wie vor nicht ab.

Aber wenn es um Dienststellenhierarchie ging, musste er das auch nicht, dachte Tristan mürrisch, während er darauf wartete, dass sich der größte Teil der Passagiere an ihm vorbeidrängelte, bevor er auf den Mittelgang trat, um das Flugzeug zu verlassen. Ein Captain hatte nun mal einen höheren Rang als ein Lieutenant, und es war klar, dass Weller fest entschlossen war, Tristan nach Reno zu schicken. In den Augen seines Captains war Tristan nun mal der beste Mann für diesen Job. Ende der Durchsage.

Sobald er in der Halle war, ging Tristan direkt zur Gepäckausgabe, um seine Koffer abzuholen. Aber das Verhalten einiger seiner Mitpassagiere verblüffte ihn derartig, dass er seine Schritte verlangsamte. Sie hatten nicht mal gewartet, bis sie aus dem verdammten Flughafen waren, bevor sie anfingen zu spielen.

Er schüttelte den Kopf, als er die gesprächige kleine weißhaarige Dame im roten Hosenanzug aus Polyester sah, die neben ihm gesessen hatte. Sie ließ sich auf einen gepolsterten Hocker vor einer Reihe Spielautomaten plumpsen. Nun war sie absolut nicht gesprächig, sondern fütterte die Automaten eifrig mit Vierteldollars und betätigte mit erstaunlicher Schnelligkeit den Hebel, beobachtete wie gebannt die sich drehenden Kirschen, Orangen, Riegel und Siebenen, die vorbeiratterten und schließlich nacheinander auf einer roten Linie stehen blieben. Ihre Pupillen waren ständig in Bewegung, huschten hin und her, behielten außer ihrem auch die Automaten links und rechts daneben im Auge. Als sie sein Anstarren spürte, warf sie ihm über die Schulter einen misstrauischen Blick zu.

Es war, als hätte ihre frühere freundliche Unterhaltung im Flugzeug nicht stattgefunden. Nach ihrer jetzigen Miene zu urteilen, schien sie zu erwarten, dass er sich jeden Moment auf ihren Spielautomaten stürzte. Er persönlich konnte Spielautomaten absolut nichts abgewinnen, verstand die Attraktion nicht, so dass er nur die Achseln zuckte und sich abwandte. Er nahm seine Brille ab, zog ein schneeweißes Taschentuch aus der Tasche und putzte die Gläser.

»Lieutenant MacLaughlin?«

Tristan setzte die Brille wieder auf und blinzelte auf den Mann vor ihm hinunter. »Aye«, bestätigte er. »Woher wussten Sie das, Kumpel?«

»Ich bin Detective«, sagte der Mann grinsend. Als sein Lächeln unerwidert blieb, ergänzte er hastig: »Genau genommen hat Ihr Captain mir gesagt, dass ich nach einem sehr großen Mann mit rotblondem Haar und Hornbrille Ausschau halten soll. Mein Name ist Cash«, fügte er hinzu und reichte Tristan die Hand. »Joe Cash.«

Was Weller tatsächlich gesagt hatte, war: »Er ist ein großer, mürrischer Mistkerl von Schotte mit hellrotbraunen Haaren und Hornbrille. Sie können ihn nicht verfehlen. Halten Sie Ausschau nach Schultern wie bei einem Linebacker und einem Gesicht, das sie nicht direkt an eine Freudenfeier erinnert.«

Was der Detective getan hatte, und er hatte MacLaughlin umgehend erspäht. Aber da er mit diesem Mann zusammenarbeiten musste, hielt Cash es für klüger, ihn nicht durch die wortwörtliche Wiederholung der Beschreibung vor den Kopf zu stoßen. Außerdem musste er zugeben, dass er einigermaßen neugierig war auf den Kerl. Er hatte sich gewundert, warum Weller den Mann als Schotten bezeichnet hatte, da die amerikanische Staatsbürgerschaft unabdingbare Voraussetzung für jeden Polizeibeamten der Vereinigten Staaten war. Aber als er den Captain gefragt hatte, hatte Weller nur gelacht und gesagt: »Sicher, MacLaughlin ist amerikanischer Staatsbürger. Aber warten Sie, bis Sie ihn reden hören.« Dann hatte er hinzugefügt, dass MacLaughlin ein verdammt brillanter Detective war – ein Mann, dessen Mangel an Charme allemal ersetzt wurde durch seine Hilfe beim Aufbau und der Organisation der Spezialeinheit, die Reno so dringend brauchte. Cash hatte versucht, den Tonfall des Captains zu analysieren, als er von MacLaughlin sprach, aber mehr als so etwas wie irritierte, widerwillige Zuneigung und definitiven beruflichen Respekt konnte er dem nicht entnehmen.

Tristan schätzte den Mann, der vor ihm stand, ebenfalls rasch ein, während sie sich die Hände schüttelten. Cash war ungefähr ein Meter achtzig groß, hoch aufgeschossen und schlank mit einem gut rasierten Kopf, der total kahl war. Er trug einen buschigen braunen Schnurrbart, hatte wache, intelligente braune Augen und große weiße Zähne, wie sein freundliches Lächeln zeigte. Er ist in Ordnung, dachte Tristan und nickte abrupt, traf seine Entscheidung wie üblich – spontan:

»Sir, wir haben verschiedene Wahlmöglichkeiten«, sagte Joe Cash etwas später, als sie Tristans Gepäck, das aus zwei Koffern und einer riesigen sperrigen Kiste bestand, im Kofferraum eines unauffälligen Wagens verstauten. Tristan, der eine Gruppe beobachtete, die auf der anderen Seite des Parkplatzes in eine goldbraune Harrahs-Kutsche stieg, sah Cash fragend an.

»Wir können entweder direkt zur Wache fahren«, sagte Joe, als sie in den Wagen stiegen, »oder wir können in Ihr Hotel einchecken und Ihr Gepäck abstellen. Oder«, er zögerte kurz und sah Tristan aus dem Augenwinkel an, als er den Zündschlüssel umdrehte, »wir können ins Leichenschauhaus fahren. Dort werden zwei Tänzerinnen vom Cabaret erwartet, die glauben, das letzte Opfer identifizieren zu können. Sie kommen gegen fünf Uhr; zwei Streifenpolizisten bringen sie hin. Ich hatte vor, telefonisch jemand anderen dorthin zu bestellen, aber wenn Sie wollen...« Er zuckte die Achseln, überließ MacLaughlin die Entscheidung.

Tristan zögerte nicht. »Zum Leichenschauhaus«, sagte er knapp. »Sie können mich unterwegs ins Bild setzen.«


»Sie sind da.« Rhonda trat zurück vom Fenster und ließ die Gardine fallen. Sie schaute hinüber zu Amanda und sah, wie ihre Freundin sich anmutig erhob und ihr Jackett und ihre Handtasche aufnahm. »Bist du fertig?«

»Nein. Ja. Ich weiß nicht.« Amanda holte tief Luft, zuckte die Achseln. Das schwache Lächeln erstarb ihr auf den Lippen, als es plötzlich an der Tür klopfte. »O Gott, Rhonda. Ich wünschte, wir müssten das nicht tun.«

»Wem sagst du das.« Rhonda überprüfte ihren Lippenstift in einem kleinen Taschenspiegel, dann ließ sie ihn wieder in ihre Handtasche fallen. Sie sah hoch und begegnete Amandas Blick. »Aber vielleicht ist es nicht Maryanne. Hoffen wir’s. Mann, sie kommt bestimmt bald nach Hause, und dann wird sie uns bei lebendigem Leib die Haut abziehen, dass wir solchen Wirbel für nichts und wieder nichts gemacht haben.« Sie straffte die Schultern und trat hinter Amanda, als diese zur Türklinke griff.

»Miss Charles?« Der uniformierte Polizist, der vor der Türschwelle stand, war jung, hatte noch ein unverbrauchtes Gesicht und trug seine Mütze keck schräg. Amanda musterte ihn kurz, konzentrierte sich aber auf den bulligen älteren Beamten, der hinter ihm stand. Er hatte ein wettergegerbtes Gesicht, seine Uniform war ein bisschen zerknittert, und er sah aus, als hätte er schon einiges hinter sich im Leben. Trotzdem vermittelte sein Blick, dass er Mitgefühl hatte mit den beiden Frauen wegen der unangenehmen Aufgabe, die vor ihnen lag.

»Ja, ich bin Amanda Charles«, sagte sie. Sie trat ein wenig beiseite, so dass sie die Frau hinter ihr sehen konnten. »Das ist Rhonda Smith.«

» Wir sind hier im Auftrag der Stadt Reno, um...«, begann der junge Polizist ganz offiziell, aber der ältere Mann unterbrach ihn, ergriff sanft Amandas Arm und führte sie die Stufen hinunter. Er roch stark nach Tabak.

»Sie wissen, weswegen wir hier sind, Sohn«, sagte er mit verrauchter Stimme, als er sie losließ und stattdessen Rhondas Arm nahm. »Hier entlang, Miss«, dirigierte er sie höflich, und schaffte es, sie ohne großes Aufheben hinauszuführen und hinten in den Streifenwagen zu verfrachten.

Sie fuhren in gespanntem Schweigen. Viel zu bald, so erschien es Amanda, hielten sie vor dem Eingang der Notaufnahme des St. Mary’s Hospital, und der ältere Polizist half ihr aus dem Wagen. Sie dankte ihm leise und wandte sich ab.

Nur Sekunden später, nachdem sie den Streifenwagen verlassen hatten, wurde die Krankenhaustür geöffnet, und zwei Männer kamen heraus. Sogar aus der Entfernung war Amanda klar, dass es sich um Polizisten handelte. Sie nahm an, dass einer von ihnen der Beamte war, mit dem sie telefoniert hatte, und ihr Herz begann heftig zu klopfen.

»Miss Charles? Miss Smith?« Ein großer, glatzköpfiger Mann kam auf sie zu. »Danke, dass Sie gekommen sind. Ich bin Detective Cash.« Er wies auf Tristan. »Das ist Lieutenant MacLaughlin. «

Amanda musterte die beiden Männer. Sie waren groß. Der glatzköpfige, Detective Cash, war schlank und beinahe so schlaksig wie ein Jugendlicher. Er hatte warme braune Augen, und sie fühlte sich instinktiv zu ihm hingezogen. Er sah so aus, als würde er ihnen so viel Unannehmlichkeiten wie menschenmöglich zu ersparen versuchen.

Dasselbe konnte sie beileibe nicht von Lieutenant MacLaughlin behaupten. Wärme und Menschlichkeit hielt Amanda nicht für seine primären Charaktereigenschaften – nicht bei dieser unnahbaren Miene. Ohne ein Wort geäußert zu haben, versetzte die kühle effiziente Beherrschtheit, die er ausstrahlte, sie in die Defensive. Da war etwas an der reservierten und abschätzenden Art und Weise, wie er sie und Rhonda musterte –

Er war ein außergewöhnlich großer Mann – wirklich immens groß. Sie schätzte, dass er gut ein Meter neunzig war, und er verfügte über die breitesten Schultern und die breiteste Brust, die sie je gesehen hatte. Etwas später, als sie direkt neben dem Lieutenant im Fahrstuhl stand, fühlte sie sich geradezu bedrängt und als bekäme sie keine Luft mehr, so als würde seine kolossale Gestalt nicht nur den gesamten Platz, sondern dazu den Sauerstoff für sich beanspruchen.

Seine Größe allein war schon einschüchternd genug, auch ohne die geradezu militärische Strenge, die er ausstrahlte. Er hatte dickes rotblondes Haar, das wahrscheinlich lockig gewesen wäre, wenn es nicht so kurz geschnitten wäre. Die Haare wichen leicht zurück an den Schläfen, und der M-förmige Haaransatz betonte auf attraktive Weise die hohe Stirn. Die straffe Haut umspannte starke Gesichtsknochen und wirkte etwas rau unterhalb der Wangenknochen. Er hatte eine große, römische Nase und breite Augenbrauen, und seine Augen hinter der Hornbrille waren silbergrau und maßen sie mit unverwandtem, durchdringendem Blick.

Amanda war bewusst, dass Rhonda neben ihr in Positur ging und sich in die Brust warf. Ohne hinzusehen, wusste Amanda, dass sie ihr typisches, strahlendes, keckes Hallo-Seemann- Lächeln aufsetzte. Rhonda liebte Männer über alles und flirtete schamlos bei jeder Gelegenheit. Aber Amanda hatte so ein Gefühl, dass Rhonda sich in diesem Fall ihre Verführungskünste sparen konnte, da dieser Mann eine solch strenge Askese ausstrahlte, die kein noch so heftiges Augenklimpern durchdringen würde. Seine klinische Musterung von ihnen beiden erschreckte sie. Das warme Lächeln von Detective Cash war ihr bedeutend lieber.

Tristan betrachtete nachdenklich Amandas dezenten Hüftschwung, während die kleine Gruppe über den Korridor des Leichenschauhauses ging. Ihm war nicht entgangen, wie sie innerlich auf Distanz ging bei seiner Musterung, und bitter verzog er leicht einen Mundwinkel. Sie war genau der Typ Frau, mit dem er nie hatte reden können, ohne über seine übergroßen Füße zu stolpern und einen totalen Narren aus sich zu machen. Sie hatte einen kühlen Blick und war unerwartet elegant. Ihr Haar war weizenblond; ihr Make-up unaufdringlich. Sie war absolut nicht das, was er erwartet hatte.

Er wusste, dass er diesen Fall mit einigen Vorurteilen übernommen hatte, und war bereit, sie beiseitezulassen, bis der Fall abgeschlossen war. Zum Teufel, die Hälfte der Nutten, die er festgenommen hatte im Lauf seiner langen Karriere als Polizist, behauptete, Tänzerin zu sein. Er hatte angenommen, dass die Showgirls aus Reno vielleicht eine Stufe über den Huren standen, mit denen er gewöhnlich zu tun hatte, aber die Klasse, die Amanda Charles ausstrahlte, passte so überhaupt nicht zu seinem vorgefassten Bild.

Na ja, ob vulgär oder kultiviert, er hasste den ablehnenden Blick dieser großen, veilchenblauen Augen, die von überraschend dunklen Augenbrauen und Augenwimpern umrahmt waren. Aber sie färbt sich ja bestimmt die Haare, dachte er mit untypischer Feindseligkeit. Sie hatte honigfarbene Haut – ein Hautton, den man normalerweise nicht mit Blondinen verband. Ihre natürliche Haarfarbe war wahrscheinlich ein ordinäres Mausbraun statt dieses skandinavischen Blonds. Dieser Gedanke gab Tristan ein tiefes Gefühl von Befriedigung.

Aber mein Gott, was für eine Figur. Miss Charles war nicht so auffällig und grell gekleidet wie ihre schwarzhaarige Freundin, aber sie hatte einen ebenso fantastischen Körper, den man sogar unter dem geschlossenen schwarzen Jackett, lavendelfarbenem Pullover und schwarzen Seidenhosen erkannte. Es war eine Figur, die Blicke anzog: mittelgroß, breite Schultern, üppige Brüste und eine Wespentaille, ein kleiner, fester Hintern und lange, lange, lange Beine. Natürlich war das nicht sonderlich überraschend. Sie war ein Revuegirl, auch wenn sie keine hautengen Spandex-Hosen trug in ihrer Freizeit wie das andere, freundlichere Mädel.

Sie blieben alle vor der Tür zum Leichensaal stehen. Cash drehte sich um zu den beiden Frauen, fuhr sich mit der Hand über die Glatze, zwirbelte den Schnurrbart mit Daumen und Zeigefinger und sagte: »Hören Sie zu – es besteht kein Grund, dass Sie beide hineingehen; es reicht, wenn eine die Identifikation vornimmt.«

Ein paar Sekunden herrschte absolutes Schweigen, während Amanda und Rhonda sich gegenseitig anstarrten. Dann, bevor sie die Chance hatten, zu entscheiden, wer von ihnen hineingehen soll, nahm Tristan ihnen diese Entscheidung ab.

»Sie, Miss Charles«, sagte er herrisch, packte Amandas Arm gleich über dem Ellbogen und schob sie durch die Tür.

Durch die Abruptheit, mit der ihr die Entscheidung abgenommen wurde, zusammen mit dem Wissen, was da auf sie zukam, bekam Amanda weiche Knie. Urplötzlich befand sie sich in einer kalten, sterilen Atmosphäre. Chemische Gerüche stachen ihr in die Nase, und sie sackte leicht zusammen in Tristans Griff.

Sie starrte Tristan mit weit aufgerissenen Augen an, und für einen kurzen Moment überfiel ihn ein Schuldgefühl. Dann schüttelte er es ärgerlich ab. Zur Hölle – er war schließlich nicht total unsensibel. Er wusste, dass das kein Picknick werden würde für sie. Aber er wusste auch, dass, wenn er den Mädels die Entscheidung überlassen hätte, sie noch um Mitternacht dastünden. Er ignorierte die leise Stimme in seinem Kopf – diejenige, die ihm zuflüsterte, wenn sie nicht der Typ Frau gewesen wäre, der ihm das Gefühl vermittelte, der schüchterne, verlegene, zu große und ungelenke Glasgower Straßenjunge zu sein, der er einst war, hätte er ihr vielleicht die Zeit gelassen, selbst zu entscheiden.

Neben ihm riss Amanda sich zusammen, holte tief Luft und straffte die Schultern. Ihre Augen, die ihm noch einmal einen kurzen Blick zuwarfen, blickten jetzt kühl und distanziert, als sie ihm dezidiert den Arm entzog. Sie gab ihm mühelos das Gefühl, ein echter Mistkerl zu sein, und als Joe Cash eintrat und ihn fragend ansah, bevor er seine Aufmerksamkeit dem Showgirl widmete, verfluchte Tristan die Hitze, die er unter seinem Kragen aufsteigen fühlte.

Amanda starrte blind geradeaus, als ein Aufseher eine Stahlschublade aufzog. Erst als das Tuch, mit dem die Leiche bedeckt war, zurückgezogen wurde, schaute sie hinunter.

Übelkeit stieg in ihr auf. Sie schluckte schwer, fixierte das, was sie sah. Dann riss sie den Kopf hoch, ihr Blick prallte an der silbernen Oberfläche von Lieutenant MacLaughlins Augen ab und begegnete denen von Detective Cash. » O Gott. Es ist... sie«, flüsterte sie, und obwohl es ihr umgehend albern vorkam, sich in einem solchen Moment um eine korrekte Formulierung zu bemühen, sagte sie: »Das ist Maryanne Farrel.«

Joe nickte dem Wärter zu, die Schublade zu schließen, und Tristan legte behutsam den Arm um Amandas Schulter und führte sie weg. Es war nicht so, dass er kein Verständnis für ihr Entsetzen gehabt hätte. Er neigte nur dazu zu vergessen, wie traumatisch der Tod auf Menschen wirkte, die es nicht gewohnt waren, damit umzugehen.

Amanda Charles’ Gesicht erinnerte ihn daran. Es hatte eine grünlich weiße Farbe angenommen unter dem grellen Oberlicht. Das filigrane Muster ihrer Adern gleich unter der Hautoberfläche zeichnete sich wie ein dunkel purpurnes Spinnennetz ab auf der bleichen Haut. Unter seinem lockeren Griff spürte er ihr Zittern, als wäre sie bis auf die Knochen durchgefroren, und er empfand das untypische Bedürfnis, seinen Griff zu verstärken und ihr etwas von seiner Körperwärme abzugeben. Er widerstand diesem Bedürfnis natürlich und geleitete sie aus der Leichenhalle.

Amanda holte tief Luft, sobald sie wieder draußen auf dem Flur waren. Sie nickte Rhonda kurz zu als Antwort auf deren unausgesprochene Frage und sank dankbar in die geöffneten Arme ihrer Freundin. Sie klammerten sich geradezu aneinander. Als Tristan das sah, fragte er sich, wie es wohl wäre, Halt zu bekommen in solch schlimmen Situationen – in Zeiten von Trauer und Stress. Er hatte mit seinen Problemen immer allein klarkommen müssen.

»In welchem Hotel wohnen Sie, Lieutenant?«, verwickelte Joe den großen Schotten in eine Unterhaltung, um Amanda Zeit zu geben, sich zu sammeln. Sie sah ziemlich mitgenommen aus.

»Ich weiß es nicht«, antwortete Tristan. »Ich habe noch nichts reserviert. « Er nahm die Brille ab und rieb sich den Nasenrücken. Dann setzte er sie wieder auf und musterte Joe ernst. »Ich hatte gehofft, dass Sie mir eins empfehlen können, das nicht allzu teuer ist. Bis zu meiner ersten Gehaltszahlung hier zahlt die Dienststelle in Seattle mir Tagessätze, und die sind nicht gerade üppig.«

Rhonda beäugte den großen Polizisten fasziniert über Amandas Schulter hinweg, während sie der leise geführten Unterhaltung und seinem starken schottischen Akzent lauschte. Sie lockerte den Griff um ihre Freundin. »Wenn Sie etwas Hübsches, Sauberes und Bezahlbares suchen«, meinte sie, »in Amandas Haus wird bald ein Apartment frei.« Mit vor Trauer erstickter Stimme fügte sie hinzu: »Maryannes.«

Amanda löste sich aus Rhondas Umarmung. »Bitte«, sagte sie so panisch, dass jeder, der sie ansah, befürchtete, dass sie sich gleich übergeben würde. »Gibt es hier eine Toilette? « Sie packte Rhondas Hand und rannte fast durch den Korridor, folgte der Richtung, die Joe hastig angegeben hatte.

Sobald sie durch die Eingangstür der öffentlichen Toiletten waren, riss sie Rhonda herum, drückte sie nicht allzu sanft gegen die Wand, packte ihre Schulter und fauchte ihre Freundin an: »Bist du völlig verrückt geworden, Rhonda? Was um alles in der Welt hast du dir dabei gedacht?«

Rhonda blinzelte. »Was? Wobei gedacht?«

Amanda knurrte frustriert. »Wieso hast du Maryannes Apartment Lieutenant MacLaughlin angeboten?«

»Meinst du das im Ernst, Mandy? Hast du dir den Mann denn nicht angesehen? So was von toll! Seine Füße und Hände sind absolut riesig, und du weißt, was das bedeutet, nicht wahr? Er ist wahrscheinlich bestückt wie ein Hengst.«

»Das darf doch wohl nicht wahr sein, Rhonda!«, unterbrach Amanda sie. »Hast du jemals, nur einmal in deinem Leben, einen Gedanken gehabt, der nicht sexueller Natur war?«

»Tja, sicher. Früher im Kindergarten bestimmt, schätze ich. Aber das ist lange her, und um auf den Kerl zurückzukommen, findest du nicht, dass er aussieht wie ein echt gut gebautes Model für GQ?«

Amanda schüttelte den Kopf. »GQ? Du meinst Gentlemen’s Quarterly?« Sie fand diese Unterhaltung schlicht unfassbar.

»Ja! Na ja, okay, vielleicht kleidet er sich nicht ganz so cool, aber mit diesen stahlgrauen Augen, dem kurzen Haar und der Brille, und vor allem dem Wahnsinnskörper unter dem Anzug und der ...

»Was hat seine Kleidung denn damit zu tun ... Der Mann könnte meinetwegen der Cousin der Brooks Brothers sein«, sagte Amanda mit zusammengebissenen Zähnen. »Das bedeutet noch lange nicht, dass ich ihn als Mieter will. «

»Dann möchte ich sagen, du bist diejenige, die verrückt ist, Mandy Rose, nicht ich. « Rhonda betrachtete ihre Freundin jetzt mit ernstem Blick. »Vergessen wir mal, ihn als Sexobjekt zu betrachten, wenn es dein verdammtes Keuschheitsgefühl verletzt«, knurrte sie mit der Empörung derjenigen, die ständig auf der Pirsch sind, über diejenigen, die kaum einen Blick riskieren. »Betrachte ihn als Schutz. Wir sind heute hier, weil unsere ganze verdammte Welt plötzlich sehr gefährlich geworden ist. Jemand da draußen ermordet Tänzerinnen ungefähr auf die gleiche Art und Weise wie früher Jack the Ripper Huren!«

»So viele waren es nicht. Es waren nicht annähernd so viele, wie bei Jack the Ripper oder wie bei einem dieser anderen Serienmörder«, sagte Amanda leise, aber sie wusste, dass es eine lahme, wenn nicht sogar gefährliche Einstellung war. Ein Mord war immer einer zu viel. Und wenn eine der drei kürzlich ermordeten jungen Frauen auch noch eine war, die man kannte, geriet eh jede Statistik zu einer Streitfrage. Du lieber Gott, warum sollte irgendjemand das Bedürfnis haben, Maryanne umzubringen?

»Noch nicht«, unterbrach Rhonda ihre Gedanken. »Aber nach dem, was wir wissen, läuft sich der Kerl gerade erst warm. « Sie umfasste Amandas Arm, ihre dunklen Augen blickten ganz ernst. »Die Tatsache, dass wir überhaupt hier sind und Maryanne identifizieren mussten, gefällt mir absolut nicht. Das alles ist viel zu nah an uns dran.«

»Ja, ich weiß«, gab Amanda zu, und sie verschränkte die Arme, um ihr Zittern zu unterdrücken. »O Gott, Rhonda, ich kann es nicht fassen. Als ich heute Morgen aufwachte, war ich noch wütend auf sie. Ich dachte, wie typisch für Maryanne, einfach zu verschwinden, ohne irgendjemandem zu sagen, wo sie erreichbar ist. Und jetzt, innerhalb von nur wenigen Stunden, habe ich sie dort auf dem Tisch gesehen, und sie ist tot. Plötzlich ist es nicht mehr etwas, das nur jemand anderem passiert. Mein Gott, wenn es ihr passiert ist, kann es genauso dir oder mir passieren. « Bei diesem Gedanken überlief sie eine Gänsehaut.

Einen Moment lang sagte sie kein Wort, dann sah sie ihre Freundin an. »Aber warum MacLaughlin? Ich mag ihn nicht. Er sieht mich an, als wollte er mich aufspießen wie einen Schmetterling. Er hat uns nicht einmal die Chance gelassen, selbst zu entscheiden, wer von uns sie identifizieren soll, bevor er mich hineingezerrt hat.« Sie erschauerte.

Rhonda umarmte sie. »Ich weiß, Schätzchen. Du magst ihn nicht, weil er dich gepackt und weggezogen hat. Ich glaube – wenn ich kurz mal von seinem Bilderbuchkörper absehe –, dass das der eigentliche Grund dafür ist, dass ich ihn mag. Ich wollte da genauso ungern hineingehen wie du«, gestand sie mit der schonungslosen Offenheit, die Amanda, seit sie sich kannten, an ihr bewundert hatte, »und ich war so unglaublich erleichtert, dass er dich, statt mich gewählt hatte, dass ich am liebsten wie ein Kleinkind geflennt hätte. Aber Amanda, egal was MacLaughlin ist, er ist ein Bulle. Und außerdem scheint er ein hartgesottener, taffer Typ zu sein.«

»Ja«, pflichtete Amanda ihr trocken bei. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass dir in dieser Hinsicht einer widerspricht. «

»Also dann?«

»Also, wenn er interessiert ist – aber er muss das Thema von sich aus anschneiden, ohne dass du es ihm einredest«, machte sie zur Bedingung und hoffte, dass damit die Diskussion erledigt war, trotz des Unbehagens, dass alles, was ihre Freundin gesagt hatte, richtig war. Sie mussten Maßnahmen ergreifen, sich zu schützen.

Sie straffte sich entschlossen. Na gut. Sie würde eben einfach Maryannes Apartment an einen Mann vermieten. Es gab jede Menge männliche Tänzer, die sie wahrscheinlich genauso effektiv beschützen konnten wie der große Detective mit seinem unnahbaren, abschätzenden Blick. Der eine oder andere suchte immer eine Wohnung. Sie entspannte sich spürbar. MacLaughlin war ihr auf die Nerven gegangen, aber nachdem ihre Rolle in diesem Fall erledigt war, würde sie ihn nicht wiedersehen. Sowieso bezweifelte sie, dass er daran interessiert war, ihr Apartment zu mieten. Die Unterhaltung, die Rhonda zu ihrem spontanen Angebot gedrängt hatte, hatte sich um Hotelunterkünfte, nicht um einen festen Wohnsitz gedreht.

Es machte also keinen Sinn, sich über etwas aufzuregen, was wahrscheinlich nie eintreten würde.


»Die brauchen aber verdammt lange«, knurrte Tristan, während er ungeduldig auf und ab ging.

»Miss Charles sah ziemlich erschüttert aus«, meinte Joe ruhig. »Und Sie kennen ja die Frauen...«

»Nein, das kann ich eigentlich nicht behaupten.« Tristan blieb vor Joe stehen und funkelte ihn an. »Generell sind Lassies, ich meine Mädels«, erklärte Tristan seinen typisch schottischen Begriff, »ein einziges großes Geheimnis für mich.«

Joe grinste. »Sie haben keine Schwestern, nehme ich an.«

»Nein, und auch keine Brüder.«

»Ich habe fünf Schwestern.«

»Du liebe Güte.« Tristan zog an seiner Krawatte und beäugte Cash mit einem Neid, den er sich nie gestatten würde, offen zu zeigen. Es musste schön sein, eine Familie zu haben. »Wie war das? Mit so vielen Lassies zu leben?«

» Haarsträubend «, gab Joe zu, dann lachte er bedauernd und fuhr sich mit der Hand über die Glatze. »Jedenfalls als ich damals noch Haare hatte. Jetzt bin ich ein großer Junge, und es ist einige Jahre her, dass ich mit ihnen gelebt habe, aber es war gar nicht so schlecht, Schwestern zu haben. « Er grinste. »Als Kind hätte ich Ihnen natürlich etwas anderes gesagt. Aber ich habe viel von ihnen über Frauen gelernt. Und Regel Nummer eins ist, dass verdammt wenig Frauen ein Badezimmer betreten, nur ihr Geschäft erledigen und wieder herausmarschieren. Da drinnen sind Spiegel, MacLaughlin, und sie haben Handtaschen bei sich, in denen Haarbürsten und Make-up und dergleichen sind. Sie können sich also entspannen. Sie kommen dann, wenn sie meinen, fertig zu sein, und nicht eine Minute vorher.«

»Wahnsinn.« Tristan fing wieder an, auf und ab zu gehen, dann wurde er abrupt geschäftsmäßig, befragte Joe ausführlich und machte ein paar Vorschläge, was unverzüglich unternommen werden sollte. Joe ging dann, um einige Anrufe zu tätigen.

Cash war noch nicht zurück, als die beiden Frauen wieder auftauchten, und Tristan konnte seiner Analyse hinsichtlich weiblicher Pflegegewohnheiten nur zustimmen. Die Haare der Frauen waren makellos frisiert – sie glänzten unter dem Neonlicht –, und ihre Lippen waren frisch geschminkt.

»Sie haben etwas mehr Farbe«, sagte er zu Amanda. »Fühlen Sie sich ein bisschen besser?«

»Ja... danke«, antwortete sie, überrascht und nur ein ganz klein wenig dankbar für diese Anteilnahme.

»Ich möchte mich entschuldigen dafür, dass es notwendig war, Ihnen das zuzumuten«, fuhr er zu Amandas grenzenloser Verblüffung nahtlos fort. Das entsprach so gar nicht dem Eindruck, den sie gewonnen hatte, als er sie in die Leichenhalle geschoben hatte zur Identifikation der Leiche. Sie hatte eher den Eindruck gewonnen, dass es ihm eine gewisse Genugtuung bereitete, sie zu gängeln. Entschlossen, ihre Verwirrung nicht zu zeigen, hielt sie den Mund, aber bei seinen nächsten Worten rutschte ihr der Magen in die Kniekehlen.

»Haben Sie einen Schlüssel zu Miss Farrels Apartment? «

»Ja, natürlich. Mir gehört das Haus.« Ihr Herz begann wild zu klopfen. O Gott, bitte, betete sie. Lass ihn bitte nicht sagen, dass er Rhondas Vorschlag in Erwägung zieht. Bitte lass ihn das nicht sagen.

»Es wäre nett, wenn Sie ihn uns überlassen könnten. Dann müssen wir die Tür nicht gewaltsam öffnen«, sagte er mit unerbittlichem Nachdruck. »Ihre Identifikation hat völlig neue Perspektiven eröffnet, Miss Charles, und ich fürchte, dass wir noch sehr viele Fragen an Sie und Miss Smith haben. «

» Oh, aber...«

»Ich schlage vor, wir bringen Sie nach Hause und unterhalten uns da. Sie werden sich da bestimmt bedeutend wohler fühlen als auf der Polizeiwache.« Tristan hatte sich ganz bewusst zu einem freundlichen Ton gezwungen, um sein vorheriges Verhalten, sie so umstandslos in die Leichenhalle gezerrt zu haben, wieder gutzumachen. Aber sogar er konnte hören, wie seine Stimme erneut härter wurde. Na gut, Teufel auch, er glaubte wirklich, dass sie und Miss Smith weniger eingeschüchtert wären bei sich zu Haus. Das hieß aber nicht, dass er die beiden nicht, ohne zu zögern, in die Stadt aufs Dezernat schleppen würde, sollten sie Zeichen von Widerspenstigkeit zeigen. Er hatte einen Job zu erledigen, und zwar je schneller, desto besser.

Amanda starrte in MacLaughlins harte graue Augen und befahl sich, nicht zu weinen. Dies war wahrscheinlich der schlimmste Tag ihres Lebens, seit Teddy... es war insgesamt ein harter Tag gewesen, und offenbar war er noch nicht annähernd vorüber. Ihr Schädel pochte, und ihr Magen fühlte sich so an, als würde er nie wieder irgendwelche Nahrung dulden. Sie fühlte sich rundherum miserabel: zittrig, ihr war schlecht und eiskalt. Missmutig schob Amanda die Vorstellung von einem wunderbaren heißen Schaumbad beiseite. Sie empfand etwas, was verdächtig nahe an Hass grenzte, als sie den Lieutenant ansah. Es tat ihm absolut nicht leid. Wahrscheinlich machte es ihm sogar einen Heidenspaß.

Na gut, in Ordnung, das war vielleicht nicht ganz fair, und vielleicht, nur vielleicht, befand sie sich hart am Rand einer Paranoia, aber das bezweifelte sie. Selbst wenn das der Fall sein sollte, dann machte sie immer noch diesen übergroßen Rabauken mit den kalten Augen und dem blöden, aber irgendwie auch netten schottischen Akzent persönlich dafür verantwortlich.

Indem sie ihn mit verächtlichem, rebellischem Blick maß, teilte sie ihm mit, was er zu hören erwartete – dass sie es vorzog, in ihren eigenen vier Wänden verhört zu werden.