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„Man kann sich nur auf zwei Arten irren:
Indem man glaubt, was nicht wahr ist.
Oder: Indem man sich weigert zu glauben,
was wahr ist."

Søren Kierkegaard (1813-1855)

Vorwort

Meist sind es tiefgreifende persönliche Erlebnisse, die den inneren Kompass neu justieren. Eine solche Erfahrung bildet den Grundstein für den nachfolgenden Essay, in dem sich die Ergebnisse der dazu von mir herangezogenen Fachliteratur ebenso bündeln wie jahrelanges Nachdenken und persönlicher Austausch über das Thema „Leben nach dem Tod". Mitten im Leben stehend, im Alter von 35 Jahren, durchlebte ich eine Nahtod- Situation, ausgelöst von einer schweren akuten Angina pectoris. Meinen Körper sah ich plötzlich als einen anderen Ort, den ich nur vorübergehend bewohnte. Ich wurde auf einer spirituellen Ebene von einem wunderbaren Licht getragen, war umfangen von einer Erhabenheit, einer unendlichen Liebe, der göttlichen Liebe, und empfand mich als Teil dieser anderen Welt. Die Rückkehr in die physikalische Wirklichkeit war schmerzlich, denn ich fühlte mich wie gefesselt. Mir selbst ein Rätsel konnte ich zunächst lange Zeit mit niemandem über dieses Erlebnis sprechen, doch dessen tiefe Wirkung – vor allem die völlige Freiheit von Angst gegenüber dem Tod – war fortan mein ständiger Begleiter.

Erst viele Jahre später fielen mir die Schriften der amerikanischen Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross in die Hand. Was für ein Glücksfall! Ich sah mich nun in Gesellschaft mit anderen, die die gleiche Erfahrung erleben durften, und fand zudem mein Erlebnis in den Studien bestätigt. Zeitgleich machte mein Mann eine gesundheitliche Krise durch. Er, ein zutiefst disziplinierter und von Pflichtbewusstsein durchdrungener Charakter, wurde jäh auf die Unberechenbarkeit und Fragilität unseres Daseins gestoßen und dadurch in seiner Welt empfindlich verstört. Einzig die Lektüre von Kübler-Ross gab mir nun den Mut, erstmals von meinem Nahtod-Erlebnis und den wunderbaren Empfindungen zu erzählen und von der selbst erlebten Wahrheit der ewigen und lebendigen göttlichen Liebe zu sprechen.

Da es mir damals gelang, meinen ebenso religiös geprägten wie technisch bodenständigen Mann – einen Ingenieur! – für die Schriften von Kübler-Ross zu interessieren und ihm in seinem gesundheitlichen Tiefpunkt ein wenig Gelassenheit zu vermitteln, vertiefte ich meine Beschäftigung mit dem Thema. Ich wollte der verbreiteten und quälenden Angst vor dem Tod befreiend entgegentreten und stattdessen von der hellen Transzendenz, die der

Tod tatsächlich bedeutet, mitteilen. Da mir immer bewusst war, mit welchen Vorurteilen, Skepsis und Befangenheiten das Thema „Jenseits" befrachtet ist, war es mir wichtig, sowohl der physikalisch-wissenschaftlichen als auch der religiös-spirituellen Perspektive Rechnung zu tragen. 1988 hielt ich meinen ersten öffentlichen Vortrag. Es war das Jahr, in dem mein Vater starb und ich einmal mehr mit dem Tod in enge Berührung kam. Die Energie meiner Worte mag daher von einer besonderen Intensität gewesen sein, denn die Resonanz war verblüffend: Zahlreiche Hörer kamen anschließend zu mir und bedankten sich für meinen Mut, so offen zu sprechen, und dafür, dass ihnen meine Ausführungen Zuversicht gegeben hätten.