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  inken weiand– maja und bella | reitturnier mit hindernissen– scm kläxbox

Inhalt

  Inhalt

 1. Maja hat ihr Pony im Griff

 2. Sturmwind wird schön gemacht

 3. Geschwister außer Rand und Band

 4. Die Pferde sind los

 5. Nervige Geschwister

 6. Ein neues Pferd

 7. Zachäus bekommt eine zweite Chance

 8. Bella ist ein tolles Pferd

 9. Schlamassel beim Kuchenbacken

10. Anmeldung für ein Turnier

11. Streit unter Erwachsenen

12. Jede Menge Möhren

13. Geschicklichkeitsübungen

14. Politik

15. Durcheinander in der Halle

16. Ärger mit Sarah – aber nicht nur

17. Ein wunderbarer Ausritt

18. Spaßige Arbeit im Heu

19. Elko

20. Zickenalarm auf dem Sonnenhof

21. Wie zwei Freundinnen

22. Einzelreitstunde

23. Ausritt mit Simone

24. Große Aktion in der Mädchengruppe

25. Wie im Kindergarten

26. Omas Geburtstag

27. Streit um das Lieblingspferd

28. Immer diese Extrawürste

29. Mäxchen, das Zirkuspferd

30. Eine große Enttäuschung

31. Ein braves Pony?

32. Gut, wenn man Freundinnen hat!

33. Die Unterschrift

34. Rettung in letzter Minute?

35. Die Welt ist schön!

36. Anhängerprobe

37. Maja kann nicht schlafen

38. Es geht los!

39. Ein verpatzter Ritt

40. Wird es Maja schaffen?

Zum Nachschlagen / Register

Vielleicht fallen dir beim Lesen Wörter auf, die du nicht kennst. Wenn du wissen möchtest, was sie bedeuten, lege dein Lesezeichen an die Stelle im Buch, wo du gerade eine Pause machst. Dann schlage Seite 176 auf. Dort findest du eine Liste mit Erklärungen zu vielen Begriffen. Weil die Wörter nach dem Alphabet sortiert sind, findest du sicher schnell, was du suchst!

1. Maja hat ihr Pony im Griff

„Und die Abteilung trabt an!“, ruft Svenja über die Reitbahn.

Maja pariert ihre Isländermixstute Bella halb durch und gibt in den Zügeln etwas nach. Als Baldemar, der vor ihr läuft, antrabt, fällt Bella in eine unruhige Mischung aus Tölt und Trab. Und das wollte Maja nun wirklich nicht erreichen.

„Maja, treib die Kleine an, lass sie sich strecken!“, ruft Svenja aus der Mitte.

Maja konzentriert sich. Sie treibt mit den Unterschenkeln und gibt Bella mehr Zügel frei, dazu schnalzt sie leise mit der Zunge. „Und los, meine Süße!“

Bella hat wohl inzwischen bemerkt, dass Baldemar schon einen ziemlichen Vorsprung gewonnen hat. Sie setzt sich sofort in ein schnelleres Tempo und trabt los.

Maja beeilt sich, leicht zu traben, damit das Pferd es nicht so schwer hat.

Ob Svenja jetzt zufrieden ist? Maja schielt nach links in die Bahnmitte. Aber Svenja ist gerade damit beschäftigt, Petras Sitz zu korrigieren, weil das Mädchen wie meistens weit nach vorne im Sattel kippt. Und dann hilft sie Soso dabei, sich gegen die zickige Rosa durchzusetzen.

So viele Pferde! Und jedes ist anders, denkt Maja.

Die verfressene Motte, die zickige Rosa, der brave Baldemar – jedes hat seinen eigenen Charakter. Dafür müssen sie nicht erst Privatpferde sein wie Laura-Sophies sensible Wüstenprinzessin und Majas Schatz Bella.

„Maja, du bist aus dem Rhythmus! Passe dich Bellas Rhythmus an, damit du ihr nicht in den Rücken knallst!“, mahnt Svenja von der Bahnmitte.

Maja seufzt. Beim Reiten muss man an so viele Dinge gleichzeitig denken! Schenkelhilfen, Zügelhilfen und Gewichtshilfen, dabei die richtige Haltung, und auf die anderen Pferde muss man natürlich auch noch achten, damit es keinen Unfall gibt.

Nun sagt Svenja einen Richtungswechsel längs durch die Bahn an. Laura-Sophie führt die Abteilung auf ihrer Araberstute Wüstenprinzessin. Sie kommt Maja und Bella nun als erste entgegen.

Hoheitsvoll sieht Laura-Sophie auf Maja herab. „Sorge bitte dafür, dass dein dickes Pony nicht in meine Prinzessin rennt!“, flötet sie im Vorbeireiten.

Maja ärgert sich. Was hat diese Laura-Sophie schon wieder zu meckern? Sicher, sie reitet viel besser als Maja. In vorbildlicher Haltung sitzt sie auf dem Pferd, aufrecht und dabei locker. Pferdemaul, Zügel und Unterarm bilden eine Linie, genauso, wie Svenja es immer haben will.

Übrigens ist Bella kein dickes Pony, denkt Maja beleidigt. Bella ist genau richtig. Sie ist ein Isländermix und nun mal etwas kräftiger als ein zierlicher, schlanker Araber. Ihr geschecktes Fell ist wuschelig und die Mähne üppig. Sie ist ein liebes und manchmal auch ein bisschen freches Tier. Doch vor allem ist sie Majas eigenes Pony.

Svenja lässt die Kinder ihre Pferde durchparieren.

Die Pferde wissen genau, dass die Reitstunde bald zu Ende ist. Baldemar setzt sich zielstrebig Richtung Bahnmitte in Bewegung, denn dort muss man sich am Schluss aufstellen, das weiß er genau.

Zum Glück ist Bella nicht so ein Pferd, das einfach nur nachmacht, was das Pferd vor ihm macht.

Maja hält sie ganz leicht auf dem äußeren Hufschlag.

Petra aber, die Baldemar reitet, wird ermahnt: „Lass dich von dem Dicken nicht austricksen!“, ruft Svenja. „Setz dich durch! Er soll noch ein paar Runden gehen!“

In der Zwischenzeit hat Anettes Racker wohl beschlossen, dass es lustig wäre, Baldemar nachzuahmen. Er geht ebenfalls in die Mitte der Bahn.

Und da nun bereits zwei Pferde dort stehen, ist es für die anderen noch viel interessanter, sich anzuschließen.

Da mögen Anette und Petra noch so sehr kämpfen – die beiden stehen, wo sie stehen. Motte und Rex laufen zwar brav die Runde weiter, doch nur bis zur Längsseite. Dann wenden sie sich ebenfalls nach innen und nehmen neben ihren Kameraden Aufstellung.

Laura-Sophies Wüstenprinzessin gehorcht natürlich, wie Maja aus den Augenwinkeln erkennen kann. Aber Bella ist auch lieb. Sie dreht zwar die Ohren in Richtung Bahnmitte, aber sie bleibt brav auf dem Hufschlag.

Inzwischen stehen alle anderen Pferde in der Mitte.

„So geht das aber nicht“, meint Svenja kopfschüttelnd und geht auf die stehenden Pferde zu. „Und los!“, ruft sie. „Auf, ihr Faulpelze!“

Motte und Racker begeben sich sofort wieder auf die Außenbahn, die anderen folgen ihnen. Nur Baldemar schaut Svenja an, als frage er sich, ob sie noch richtig im Kopf sei. „Stundenende heißt doch wohl Stundenende“, scheint er zu denken. Aber nach einem kleinen Klaps auf den Po setzt auch er sich wieder in Bewegung.

Svenja lässt die Kinder noch zwei Runden reiten, dann dürfen die Pferde endlich alle in die Mitte und die Reiter steigen ab.

„Gut, wie du Bella im Griff hast“, lobt Svenja Maja im Vorbeigehen. „Vielleicht melde ich dich doch mal bei einem Freizeitreiter-Gangpferdeturnier an.“

Maja freut sich über das Lob. Aber an einem Turnier muss sie nun wirklich nicht unbedingt teilnehmen. Ein Turnier ist stressig. Mit ihrem Halbisi gewinnt sie bestimmt nicht und außerdem reitet sie auch gar nicht so gut. Sie hat bloß ein schlaues Pferd, das ist es.

„Mal sehen“, murmelt Maja, während sie Bella zum Anbindebalken führt.

Dort steht schon Anette und zankt liebevoll mit ihrem Pony Racker herum. „Kannst du denn nicht mal auf mich hören, du Frecher?“

Racker schnaubt leise. Er weiß, dass Anette ihn mag, und will ihr das auch zeigen.

„Ist ja gut, mein Schatz“, murmelt Anette. Sie denkt nach. „Aber ich werde wohl doch noch mehr Stunden mit dir nehmen müssen.“

2. Sturmwind wird schön gemacht

Wie immer nach der Reitstunde reitet Maja noch zum Grabenhof hinüber. Hier wohnen Biehlmanns, deren Pferde zusammen mit Majas Bella eine kleine Herde bilden.

Früher gehörte Bella Simone Biehlmann, aber die reitet jetzt Sturmwind, einen Holsteiner, mit dem sie auch ab und zu an Springturnieren teilnimmt.

Die Stute von Herrn Biehlmann heißt Lady. Sie ist ein Fjordpferd. Mit dem hellen Fell sieht sie besonders hübsch aus. Seit Neuestem hat auch Frau Biehlmann ein eigenes Pferd: das Pony Pünktchen. Es hat sich gut in die kleine Herde eingefügt.

Maja reitet über die Felder. Es fängt an, leise zu tröpfeln, aber das macht Maja nicht viel aus. Wer ein Pferd hat, darf nicht wetterempfindlich sein. Und Bella steht den ganzen Tag über auf der Weide. Für die ist Regen nichts Ungewöhnliches. Sie hat ein schönes, dichtes Fell und ist kerngesund.

Maja nimmt die Zügel etwas an, damit Bella sich aufrechter hält. Nun treibt sie das Pony an. Sofort fällt es in den Tölt, die superweiche Gangart, die es von seiner Isländer-Mutter geerbt hat. Maja genießt den Tölt sehr. Leider kann sie in der Reitstunde fast nie tölten, weil Bella dann viel langsamer ist als die trabenden Pferde. Nun aber stört sie ja niemanden.

Die ersten Felder sind bereits abgeerntet. Auf einem der Stoppelfelder steht eine Schafherde. Maja sieht hinüber. Friedlich sieht das aus, wie die vielen Schafe da so eng beieinander stehen und grasen.

Nun verlässt Maja die Felder und erreicht den Grabenhof. Bella begrüßt die anderen drei Pferde mit einem hellen Wiehern. Lady wiehert zurück. Sie steht mit Pünktchen unter der großen Birke. Vielleicht wollen sich die beiden etwas vor dem Regen schützen. Sturmwind steht am Anbindebalken, neben ihm steht Simone. Sie ist sehr beschäftigt: Sie steht hinter ihrem Pferd und bürstet ganz langsam und sorgfältig den Schweif durch.

„Hi, Simone!“ Maja lässt sich vom Pferd gleiten und legt Bella erst einmal ihr Halfter an, das ebenfalls noch am Anbindebalken hängt.

„Hi, Maja!“ Simone sieht auf und lächelt. „Und? Eine schöne Reitstunde gehabt?“

„Klar. Bella ist supersüß!“ Maja überlegt. „Sie ist, glaube ich, die beste von allen!“

Simone muss lachen. „Das findest du. Ich fürchte, das denkt fast jeder über sein eigenes Pferd.“

Maja streichelt Sturmwind am Hals. „Du bist ja auch ein Feiner. Was machst du da eigentlich?“, wendet sie sich an Simone. „Reitest du am Wochenende ein Turnier?“

Simone nickt. „Und dafür muss der Junge schön sein. Beim Springen gehört nun mal ein geflochtener Schweif dazu. Ich reinige ihn jetzt erst, dann flechte ich einen Bauernzopf. “

Maja schnallt schon den Sattel los, während sie weiterfragt: „Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Nein, danke. Das ist sehr nett, aber ich glaube, ich kann es besser alleine.“

Maja bringt ihren Sattel in die Sattelkammer und kehrt zurück. Sie schmust noch ein wenig mit Bella und beobachtet dabei, wie Simone nun ein Strähnchen nach dem anderen von der Seite des Schweifs abnimmt und einen festen Zopf flicht.

Meine Güte, wenn sie Bella den Schweif so flechten müsste! Ob das mit ihren Wuschelhaaren überhaupt möglich wäre?

Maja befreit Bella von Halfter und Trense. „Lauf, mein Schatz!“, fordert sie das Pony auf. Bella bleibt neben ihr stehen und schaut sie auffordernd an.

Maja kichert. „Du bist ein verfressenes, kleines Ding!“

Sie holt, mit Halfter und Trense über der Schulter, ein paar Möhrenstückchen aus der Hosentasche und füttert das Pony.

Bella zermalmt die Leckerbissen. Sie bleibt noch kurz stehen und beobachtet Maja, als wolle sie kontrollieren, dass sie auch wirklich alle Möhren bekommen hat. Dann dreht sie sich um und läuft auf die Wiese. Eine Weile steht sie dort noch, bis sie sich plötzlich auf den Rücken legt und sich ausgelassen im Gras hin und her wälzt.

„Das sieht so niedlich aus!“, ruft Maja begeistert.

„Wenn Sturmwind sich jetzt so wälzen würde, nachdem ich ihn ewig lange geputzt habe, wäre ich davon gar nicht begeistert“, brummt Simone. „Aber du hast natürlich recht. Bella sieht wirklich total süß aus.“ Sie schweigt einen Moment. „Die Reitstunde war wohl anstrengend, wie? Wenn Pferde schwitzen, wälzen sie sich oft hinterher.“

„Ach, es ging eigentlich. Bella ist immer ein wenig langsamer als die anderen. Und sie hat oft keine Lust, die Übungen so genau auszuführen. Sie hat eben ihren eigenen Kopf. Dafür hört sie gut auf mich.“ Maja erzählt Simone, wie das Ende der Reitstunde abgelaufen ist, mitsamt den Zickereien der Mädchen.

Simone lacht. „Das ist typisch Bella. Sie ist eben kein Schulpferd, das tagaus tagein denselben Tages- und Übungsablauf gewöhnt ist.“ Kopfschüttelnd fährt sie fort: „Aber eure ewigen Zickerein – müssen die denn unbedingt sein?“

Maja schiebt die Unterlippe vor. „Ich fange damit ja nicht an. Ich will ja keinen Ärger.“

Simone flicht den Zopf zu Ende. Anschließend nimmt sie den Gummi vom Handgelenk und befestigt damit die Flechten. „Weiß ich doch.“ Sie tritt ein paar Schritte zurück. „So, jetzt bist du schön, mein Junge. So können wir antreten.“

„Wohin fahrt ihr eigentlich?“

„Auf das Westeifelturnier geht es morgen. Ich glaube zwar nicht, dass wir eine Platzierung erreichen, aber es macht einfach Spaß, weißt du?“

„Na, dann wünsche ich euch beiden viel Erfolg. Und viel Spaß!“

Maja hält immer noch die Trense und das Halfter über der Schulter. Jetzt geht sie schnell das Gebiss auswaschen und hängt alles ordentlich in die Sattelkammer. Dann winkt sie Simone und natürlich vor allem Bella noch einmal zu, schwingt sich auf ihr Fahrrad und macht sich auf den Weg nach Hause.

3. Geschwister außer Rand und Band

Als Maja ihr Fahrrad in die Garage schiebt, kann sie schon den Lärm aus dem Haus hören. Irgendjemand schreit ganz entsetzlich und jemand anderes poltert dazwischen. Maja seufzt. Wahrscheinlich hat ihre kleine Schwester Sarah den großen Bruder Ben geärgert und der schimpft sie jetzt aus – zumindest hört sich das Ganze so an.

Sarah ist sieben Jahre alt und ganz schön frech. Maja streitet sich auch ziemlich oft mit ihr. Und Ben? Nun, der kann sich mit seinen 16 Jahren natürlich besser gegen die kleine Schwester wehren. Aber anscheinend hat auch er so seine Probleme.

Maja klingelt dreimal. Das ist das Familienklingelzeichen. Und tatsächlich macht man ihr ziemlich schnell auf. Es ist Ben, der vor der Tür steht und finster auf Maja herabsieht. „Da bist du ja endlich“, knurrt er.

„Wieso endlich?“ Maja sieht auf die Küchenuhr. So spät ist sie gar nicht.

„Ein Apfel liegt für dich auf dem Tisch, soll ich dir von Mama sagen. Sie kommt rechtzeitig wieder, um das Abendessen zu machen. Und ich hau jetzt zu Soso ab.“

Soso ist Bens Freundin. Sie ist gleichzeitig auch mit Maja befreundet – einmal pro Woche kommt sie zum Reiten. Aber das ist immer dienstags. Heute ist Freitag. Selbstverständlich hat Maja nichts dagegen, dass sich Ben mit Soso trifft. Aber irgendwie fühlt sie sich jetzt doch etwas überfallen …

„Was hat Mama denn gesagt? Wann kommt sie wieder? Was muss ich mit den Kleinen machen? Und wo sind sie gerade?“

„Sarah hat gerade die Küche auseinandergenommen. Deshalb habe ich sie in euer Zimmer geschickt“, erklärt Ben grimmig. „Und die beiden Kleinen spielen friedlich im Wohnzimmer. So, ich bin weg. Ciao.“

Hinter Ben fällt die Tür ins Schloss. Na prima. Soll Maja sich jetzt direkt um die Kleinen kümmern? Ach nein, die sind ja schön still im Moment.

Maja zieht sich erst einmal die Reitstiefel von den Füßen. Dann geht sie in die Küche, trinkt ein Glas Wasser und schnappt sich den Apfel. Sie bringt die Reitstiefel in den Keller und läuft dann die Treppe hoch zu ihrem Zimmer. Auch dort ist alles still. Zufrieden öffnet Maja die Zimmertür. Und dort hockt doch wahrhaftig Sarah auf dem Fußboden, inmitten eines großen Haufens Pferdefiguren. Majas Pferdefiguren. Sie sitzt mitten darin und schmollt.

„Bist du wahnsinnig geworden?“, schreit Maja. „Was fällt dir ein, an meine Pferde zu gehen?“

„Ich bin eben sauer!“, schreit Sarah zurück.

„Und das lässt du mal wieder an mir aus!“ Maja stampft mit dem Fuß auf.

„Tu ich nicht!“

„Räume sofort meine Figuren wieder auf das Regal!“ Maja steht immer noch in Reitsachen da. Böse weist sie mit der Hand auf ihr Regal. Dort ist Platz für ein paar Bücher. Vorwiegend Pferdebücher natürlich. Und für die Pferdefiguren. Ganz oben steht ein schönes, geschnitztes Pony, das Opa Maja mal mitgebracht hat. Zum Glück ist Sarah nicht darangegangen. Bestimmt geht es leicht kaputt.

Aber auch so ist Maja ziemlich sauer darüber, was die kleine Schwester angestellt hat. „Sofort stellst du die Figuren zurück!“

Sarah hat ganz offensichtlich keine Lust. Sie holt tief Luft und stößt ein Gebrüll aus, dass die Wände zu beben scheinen.

Maja steht daneben und weiß wirklich nicht, was sie jetzt machen soll. „Hör doch auf!“, sagt sie böse. „Hör doch bloß auf!“

Aber es ist nicht davon auszugehen, dass Sarah sie überhaupt hört. Sie brüllt und brüllt, bis sie anscheinend einmal Luft holen muss. Da ist sie für eine kleine Weile still. Und genau in dem Moment hört Maja von unten ein Scheppern, gefolgt von einem spitzen Schrei. Jonatan!

Maja stürmt aus dem Zimmer, die Treppe wieder hinunter. Wer weiß, was da schon wieder passiert ist! Als Maja die Tür zum Wohnzimmer aufreißt, hört sie oben bereits wieder Sarah brüllen. Im Wohnzimmer aber herrscht komplettes Chaos. Überall auf dem Boden sind Kissen und Decken verstreut, die Tischdecke samt Wäsche, die offensichtlich auf dem Tisch gelegen hat, liegt neben dem großen Wohnzimmertisch. Dazwischen befinden sich Wäscheklammern, ein Blumentopf, dessen Erde sich über den Teppich verteilt, ein paar Telefonbücher und der schreiende Jonatan.

Jonatan ist noch klein. Er hockt jetzt heulend mitten in dem ganzen Durcheinander. Während Maja auf ihn zuläuft, sieht sie sich um. Wo ist Anna? Sie hat Maja anscheinend noch gar nicht bemerkt. Jetzt gerade streckt sie den Kopf unter dem Tisch hervor und zischt Jonatan böse zu: „Sei endlich still! Sonst hört uns Ben und wir bekommen Schimpfe!“

„Ihr bekommt auch so Schimpfe!“, sagt Maja gereizt und schnappt sich Jonatan, der sofort weiter weint und seinen Kopf an ihre Schulter legt.

„Was hast du uns denn zu sagen?“, fragt Anna schnippisch. „Ben passt auf uns auf!“

„Das merkt man!“, faucht Maja.

Sie pustet dem kleinen Jonatan an die Stirn, aber er weint natürlich immer noch. Anna greift nach einem Telefonbuch und wirft es gegen das Sofa. Oben brüllt Sarah. Und genau in diesem Moment wird die Haustür geöffnet.

Mit wenigen Schritten ist die Mutter im Raum. „Was ist denn hier los?“, fragt sie fassungslos.

Maja sieht an sich herunter. Sie hat immer noch ihre Reitkleidung an, den angebissenen Apfel hat sie auf den Sofatisch gelegt, gegen den gerade das zweite Telefonbuch fliegt. Anna hat Mama wohl zu spät bemerkt. Jonatan schreit, das Wohnzimmer sieht aus wie nach einem Erdbeben und oben brüllt Sarah.

Unsicher sieht Maja ihrer Mutter entgegen. Jetzt gibt es ein furchtbares Donnerwetter, so viel ist klar.

Die Mutter nimmt Maja Jonatan aus den Armen, sieht ihn kurz an und drückt ihn an sich. „Wo ist Ben?“, fragt sie streng.

„Bei Soso“, antwortet Maja wahrheitsgemäß.

„Bist du dir sicher?“ Ihre Mutter hört sich böse an.

Maja zuckt mit den Schultern. „Er hat es gesagt, als ich nach Hause kam. Und dann ist er gegangen. Sarah hat oben in unserem Zimmer meine ganzen Pferde aus dem Regal geworfen. Und ich bin noch gar nicht dazu gekommen, mich umzuziehen, weil plötzlich Jonatan losschrie.“

Kleinlaut schaut sie ihre Mutter an. Aber diese schimpft Maja gar nicht aus. „Du hast das schon richtig gemacht. Zieh dich jetzt um und nimm diesen angebissenen Apfel noch mit. Sarah kannst du dann zu mir herunterschicken.“

4. Die Pferde sind los

Heute ist wieder Reitstunde. Wie immer reitet Maja mit ihrer Bella vom Grabenhof aus zum Sonnenhof hinüber. Und heute scheint die Sonne richtig schön. Maja genießt den Tölt. Bella tut es gut, wenn sie vor der Stunde schon ein wenig laufen kann, dann ist sie im Unterricht braver.

Vielleicht wäre das für manche Jungen in der Schule auch gut, denkt Maja und kichert vor sich hin. Wenn die vor der Schule herumrennen und nicht an ihren Handys spielen würden, wären sie im Unterricht vielleicht auch braver.

„Hey, Maja!“, hört sie da mit einem Mal einen Ruf hinter sich.

Maja dreht sich um. Von hinten kommt ein Haflinger angetrabt, der nun aufholt. Dieses Pferd kennt Maja, das ist Anton. Und den Reiter kennt sie auch. Es ist Kai, der direkt neben Biehlmanns wohnt. Anscheinend ist er auch auf dem Weg zur Reitstunde. Jetzt pariert er seinen Anton durch, sodass er neben Bella in den Schritt fällt.

„Hey, Kai“, sagt Maja. Ein wenig kribbelt es in ihrem Bauch. Sie mag Kai gut leiden.

Auch die Pferde begrüßen sich mit einem freundlichen Schnauben.

Kai pustet sich die wuscheligen Haare aus dem Gesicht. „Alles klar?“

„Alles klar“, antwortet Maja.

Dann reiten sie schweigend nebeneinander her, bis sie den Sonnenhof erreichen. Dort werden sie von einigen Kindern erwartet, die ihre Pferde bereits aus den Boxen geholt und angebunden haben und sie nun putzen. Soso steht neben Motte, dem dicken Pony, und striegelt es gerade. Laura-Sophie ist auch schon da mit ihrer Araberstute Wüstenprinzessin. Neben ihr putzt Bettine den Wallach Baldemar.

Laura-Sophies Wüstenprinzessin ist anscheinend heute ziemlich unruhig. Sie knabbert am Führstrick. Immer wieder wirft sie den Kopf hin und her. Als Bettine dann mit Baldemars Sattel kommt, schnappt sie sogar nach dem Mädchen.

„Kannst du nicht mal auf deinen Gaul aufpassen?“, faucht Bettine Laura-Sophie an. „Der ist ja gemeingefährlich!“

„Meine Wüstenprinzessin ist kein Gaul“, erklärt Laura-Sophie beleidigt.

„Aber sie benimmt sich so“, schnappt Bettine zurück. „Guck dir die dämlichen Ponys hier alle an. Jedes einzelne benimmt sich besser als dein sogenanntes Rassepferd.“

Maja ist entsetzt. Jetzt zicken die sich untereinander auch noch an – das ist echt schlimm. Dass Oberzicke Laura-Sophie es auf sie abgesehen hat, daran hat sich Maja nun leider gewöhnen müssen. Aber jetzt zicken auch die Zicken untereinander! Vielleicht hätte man sie vorher auch etwas laufen lassen müssen, denkt Maja und muss trotz ihres Ärgers wieder kichern.

„Was gibt es da zu lachen?“, meckert Laura-Sophie schon wieder los.

„Nichts“, murmelt Maja verlegen und wendet sich zur Seite.

Während sie ihre Bella liebevoll streichelt, wandert ihr Blick über die anderen Pferde und Kinder, die hier stehen. Es sind fast nur Mädchen, außer Kai und Marvin. Komisch, denkt Maja. Warum reiten eigentlich so viele Mädchen und so wenige Jungen?

Jo, der Stallbursche, kommt gerade pfeifend mit der Schubkarre vorbei. Mit Schwung fährt er den Steg hinauf und entleert die Schubkarre auf den Misthaufen. Er kann jedenfalls ziemlich gut mit Pferden umgehen. Dass er ein bisschen komisch spricht, das stört Maja nicht im Geringsten.

Ina kämpft gerade mit Rosa, die es einfach nicht einsehen will, weshalb sie ihren Huf heben soll. Die Hufe auszukratzen scheint sie wirklich überflüssig zu finden.