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[1]Miriam Özalp

Hilfe, ich will nicht mehr dick sein!

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[3]Miriam Özalp

Hilfe, ich will nicht mehr dick sein!

Die 10 Wege durch dick und dünn

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Inhalt:
Übergewicht entsteht nicht von heute auf morgen, und die wachsende Zahl der Kilos hat nicht nur einen Grund, sondern viele. Im Laufe des Lebens verflechten sich diese Ursachen immer mehr – und das sorgt dafür, dass alle Abnehmversuche scheitern. In diesem Buch ermöglicht Ihnen die Autorin einen Blick auf die »Landkarte des Dickwerdens«, sie zeichnet alle Wege für Sie auf, die ins Übergewicht führen. Mit diesem Wissen im Gepäck haben Sie einen wertvollen Kompass in der Hand: eine Orientierungshilfe, die deutlich macht, wo Sie selbst stehen, und welche Pfade Sie dort hingeführt haben. Diese neue Perspektive gibt Ihnen die Chance, Ihren persönlichen Weg aus der Übergewichts-Falle zu finden, denn die meisten Ursachen des Dickseins kann man bewusst verändern.

 

Autorin:
Miriam Özalp ist Journalistin und Buchautorin, sie widmet sich seit mehr als 15 Jahren mit großer Begeisterung wichtigen Themen aus den Bereichen Gesundheit und Gesellschaft. Ihre Bücher sind trotz umfangreicher Detailinfos leicht verständlich und damit wertvolle Ratgeber. www.textredaktion.at

 

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

Dieses eBook ist zitierfähig. Es ist dadurch gekennzeichnet, dass die Seitenangaben der Druckausgabe des Titels in den Text integriert wurden. Sie finden diese in eckigen Klammern dort, wo die jeweilige Druckseite beginnt. Die Position kann in Einzelfällen inmitten eines Wortes liegen, wenn der Seitenumbruch in der gedruckten Ausgabe ebenfalls genau an dieser Stelle liegt. Es handelt sich dabei nicht um einen Fehler.

 

Copyright 2008, 2012, maudrich, eine Abteilung der Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien.

 

Typografie und Satz: Michael Karner

Cartoons: Hans-Jürgen Feldhaus, Münster, Deutschland, www.hjfeldhaus.de

Umschlagabbildung: © Anatoliy Zavodskov – Fotolia.com

 

Print-Ausgabe: ISBN 978-3-85175-882-5

E-Book: ISBN 978-3-99030-000-8

Auch als pdf erhältlich: ISBN 978-3-99030-001-5

 

eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
www.brocom.de

[5]Inhaltsverzeichnis

Einführung

Warum dieses Buch?

Zum Aufbau des Buches

Die 10 Wege durch dick und dünn

Die Info-Elemente

1. Die Natur

Fettpölster als Überlebensstrategie

Lust auf Süßes

Der große Appetit

Hunger und Sättigungsgefühl

Die Gene

2. Die Rolle des Stoffwechsels

Wohlstand als Katastrophe

Tödlicher Erfolg

Der Metabolismus

Viel Essen macht schlank [6]

Das Insulin entscheidet

Schnell oder langsam?

Der Stoffwechsel entgleist

Dick durch Insulin?!

Fataler Domino-Effekt

3. Kultur und Gewohnheiten

Warum wir essen, was wir essen

Individuelle Vorlieben

Der Einfluss der Kultur

Soziale Faktoren

Emotionale Einflüsse

Religiöse Gebote

Ökonomische Einflüsse

Regionale Einflüsse

Politische Einflüsse

Was der Bauer nicht kennt …

Wie viel ist genug?

Aus dicken Kindern werden dicke Erwachsene

4. Die Rolle der inaktiven Lebensweise

Übergewicht säen, Unglück ernten

Bewegung fördern [7]

Bewegung muss Spaß und Sinn machen

Wenn das Leben aus der Balance gerät

5. Warum Diäten und Schlankheitskuren dick machen

Wasser marsch!

Das Sparen beginnt

Lektion gelernt

Also keine Diät. Aber was dann?

Bewegung unterstützt den Erfolg

Das »Problem« mit der Waage

6. Der große emotionale Hunger

Der Missbrauch beginnt

Berauschende Mahlzeiten

Die große Lüge: Mir schmeckt’s eben!

Ich will hier raus!

Disziplin versus Gefühle

Achtung, Falle!

Das Leben bewusst machen

Süchtig nach Goodies

Die Macht der Sucht

[8]7. Werbung und Industrie als Dickmacher

Die unersättliche Gier der Konzerne – und was die mit dem Dicksein zu tun hat

Alles was zählt: mehr Profit

Was ist bloß in unserer Nahrung drin?

Die Kunst des Absahnens

Volle Kassen mit leichten Produkten

Der Suchtfaktor ist einkalkuliert

Aufregend krachfrisch

Monotone Labbrigkeit

Alles für die Psyche

8. Das mangelnde Wissen über unser Essen

Killer im Croissant

Die große Cholesterin-Verwirrung

Cholesterin ist lebenswichtig

Worüber keiner spricht

Wirklich alles harmlos?

Die Erfindung der Bequemlichkeit

Sind Genfood, Nanotech und Medikamente schuld an der zunehmenden Fettleibigkeit?

Keine Science Fiction mehr: Nanotechnologien

Unbekanntes und gefährliches Terrain

[9]Gentechnik in aller Munde

Food and the City

Sie haben die Wahl

9. Bildung und Wohlstand formen die Figur

Bildung macht schlank

Nutzlos und sinnlos?

10. Der fatale Mix aus mehreren Faktoren

Der Traum von der Wunderdroge

Pillen und Präparate

Die Waffen der Pharmaindustrie

Ein hoher Preis für begrenzte Wirkung

Die Wunder der Chirurgie

Was Politik und Gesellschaft tun müssen

Die Würde des Menschen

Das Mobbing verhindern

Politik, nutze deine Macht

[10]Anhang

Hilfe für Betroffene

Homepage zum Buch

Literatur zum Thema

Stichwortverzeichnis

 

 

 

 

 

[11]Einführung

 

[12]Warum dieses Buch?

Dass wir Menschen in der westlichen Welt immer dicker werden, ist mittlerweile ein nicht mehr zu übersehendes Phänomen – und das betrifft nicht nur die Erwachsenen, sondern in schockierendem Ausmaß auch Kinder und Jugendliche. Selbst Tafelklassler schleppen bereits ein Depot an Extrakilos mit sich herum, und im Laufe der ersten Schuljahre wächst der Babyspeck in vielen Fällen auf 20 oder 30 Kilo an. Gewicht, das schon Kindern auf die Gelenke und auf’s Gemüt drückt und in vielen Fällen auch im Erwachsenenleben erhalten bleibt. Mit dem Übergewicht stellen sich eine ganze Reihe von Problemen ein – von der Qual der Kleidungssuche über die zunehmende Kurzatmigkeit bis zur psychischen Belastung durch den Hohn und Spott, dem die Betroffenen zu allem Unglück auch noch ausgesetzt sind.

Die Übergewichts- und Fettleibigkeitszahlen steigen in ganz Europa rasant an, und die Experten schlagen entsprechend Alarm: In Griechenland sind bereits 52 Prozent der Männer übergewichtig, 26 Prozent gelten als adipös. Die Griechinnen gelten sogar als die dicksten Frauen Europas, 37 Prozent haben einen BMI über 25 und 35 Prozent sind sogar krankhaft fettleibig. Die Bevölkerung Deutschlands, Finnlands, Frankreichs, Großbritanniens und Spaniens steht dem nur wenig nach – auf der iberischen Halbinsel bringen bereits 10- bis 13-jährige Kinder zwischen 15 und 30 Kilo zu viel auf die Waage. Heimische Untersuchungen zeigen, dass der Anteil der massiv Fettleibigen nicht ganz so dramatisch ausfällt wie in vielen anderen Ländern Europas, aber das Übergewicht hat auch hierzulande ein enormes Ausmaß erreicht. Da das Ansammeln von Übergewicht eine »fortschreitende« Krankheit ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Adipositas auch in unserem Land eine entsprechende Verbreitung findet. Das Thema Übergewicht und seine gravierenden Folgen ist somit ein brennendes Problem unserer Gesellschaft.

[13]Obwohl schon lange bekannt ist, dass es für Übergewicht bzw. Adipositas (Fettleibigkeit) eine ganze Reihe von Gründen gibt, wird vielen Dicken immer nur das Triangulum der Schuld gepredigt, an das die meisten Betroffenen fatalerweise sogar selbst glauben:

1. Du bist selbst Schuld

2. Iss weniger

3. Mach mehr Bewegung

Die Wahrheit ist aber – und das weiß jeder, der jemals versucht hat, ein paar Kilos abzuspecken – sehr viel komplexer. Wenn es damit getan wäre, sich zusammenzureißen, gäbe es keine übergewichtigen Menschen. Die Feststellung, dass jemand zu viel Nahrung zu sich nimmt, ist völlig nutzlos, wenn man nicht klären kann, warum er oder sie das tut.

In diesem Buch möchten wir Ihnen zahlreiche Fakten zur Verfügung stellen, die es Ihnen ermöglichen, alle Gründe des Dickwerdens verstehen. Gewappnet mit dieser geballten Information haben Sie erheblich bessere Chancen, Entscheidungen rund um Ihre Gesundheit bewusst treffen zu können – der einzig funktionierende Weg aus der Fettfalle. Alle Fakten in diesem Buch wurden so anschaulich wie möglich aufbereitet, an Fachbegriffen wurde massiv gespart – nur jene Begriffe, die schon zum Allgemeingut geworden sind oder nicht ersetzt werden können, kommen in diesem Buch vor.

Das Wissen um die Zusammenhänge von Essen und Gesundheit sind einfach zu wichtig – und, darin sind sich alle Experten einig, mit der Ernährungsinformation muss man so früh wie möglich zu beginnen. Hat sich eine falsche Ernährungsweise samt Übergewicht von klein auf etabliert, ist es nur mehr unter größten Anstrengungen möglich, zu einem normalen Level zurück zu finden.

Was dieses Buch ganz und gar nicht beabsichtigt, ist Dicke zu diskriminieren. Auch unter den korpulenteren Zeitgenossen gibt es Menschen, die mit ihrem Körper durchaus[14] zufrieden sind – und das ist ihr volles Recht. Das Buch wendet sich explizit an Übergewichtige und Adipöse, die ihrer Körperfülle nichts Positives mehr abgewinnen können, und deshalb wissen wollen, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Die Erläuterungen geben Antworten auf diese Frage und weisen den Betroffenen keine »Schuld« zu.

Was Sie in Händen halten ist kein Diätbuch, kein Fitnessratgeber und schon gar nicht eine Glorifizierung des Dünnseins, sondern vielmehr eine ausführliche Zusammenfassung aller Aspekte im menschlichen Leben, die das Dickwerden forcieren. Aus diesen Informationen können Betroffene versuchen, abzuleiten, was für sie ganz persönlich zutrifft und was nicht. Optimalerweise gelingt es Ihnen sogar durch die neuen Erkenntnisse nagende Schuldgefühle abzulegen, das wäre die beste Basis für ein zukünftiges Abnehm-Vorhaben. Denn: Ein schlechtes Gewissen gehört zu den schlimmsten Dickmachern überhaupt.

Zum Aufbau des Buches

Es gibt zahlreiche Wege, die ins Übergewicht hineinführen, aber man kann auch wieder herausfinden, wenn man weiß, wo die Sackgassen sind und welche Pfade man besser meiden sollte. In diesem Buch wurden die 10 entscheidenden Faktoren jeweils zu einem Kapitel zusammengefasst, in dem Sie erfahren, auf welche Weise der jeweilige Faktor zur Entstehung von Übergewicht und Adipositas beiträgt. Mit diesem Wissen im Gepäck haben Sie einen wertvollen Kompass in der Hand: eine Orientierungshilfe, die deutlich macht, wo Sie selbst stehen und welche Pfade Sie dort hingeführt haben. Diese neue Perspektive gibt Ihnen die Chance, Ihren persönlichen Weg aus der Übergewichts-Falle zu finden, denn die meisten Ursachen des Dickseins kann man bewusst verändern.

[15]Die 10 Wege durch dick und dünn

 1.  Die Natur – Fettpölster als Überlebensstrategie

 2.  Stoffwechsel und Biochemie

 3.  Kultur und Gewohnheiten

 4.  Die Rolle der inaktiven Lebensweise

 5.  Warum Diäten und Schlankheitskuren dick machen

 6.  Die Rolle von Psyche und Seele

 7.  Werbung und Industrie als Dickmacher

 8.  Das (mangelnde) Kochwissen

 9.  Bildung und Wohlstand formen die Figur

10. Die Verbindungen mehrerer dieser Wege

Mit dieser »Landkarte vor Augen« sehen Sie deutlich, worauf Sie achten müssen – und haben damit endlich eine Chance, überflüssigen Ballast wieder loszuwerden.

Die Info-Elemente

img Zusammenfassung: Am Ende jedes der »10 Wege durch dick und dünn« finden Sie ein Fazit der wichtigsten Mechanismen im jeweiligen Bereich.

img Top-Tipp: Auch Gewohnheiten und andere »Naturgesetze« sind nicht in Stein gemeißelt. In den Tipps erfahren Sie, wie Sie diese austricksen können.

img Achtung! Hier lauert eine besonders heimtückische Falle. Wer diese Abgründe kennt, kann sie leichter umgehen.

img Wissenswert: In diesen Rubriken finden Sie besonders interessante, komplexe oder wissenswerte Fakten aus dem jeweiligen Bereich.

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Die Natur

[18]Fettpölster als Überlebensstrategie

Der erste Grund für das Dickwerden ist so alt, wie das Leben auf diesem Planeten: Seit Urzeiten haben es nur Tiere und Menschen geschafft, am Leben zu bleiben und ihre Gene an die nächste Generation weiterzugeben, die in der Lage waren, magere Zeiten zu überstehen. Die Evolution hat also im Laufe von hunderttausenden Jahren explizit dafür gesorgt, dass die Geschöpfe mit der Fähigkeit ausgestattet sind, Energiereserven zu speichern, damit sie auch auf längeren Wanderschaften oder bei fehlendem Jagdglück nicht tot umfallen. Schon unsere Vorfahren haben mit großer Begeisterung alles gegessen, was die Natur hergab – je nach Region waren das Beeren, Früchte, Honig, Wurzeln, Kräuter, Pilze, Eier, Fische, Fleisch und Insekten. Bewegungsmangel war für unsere Vorfahren in der Steinzeit ebenso ein Fremdwort wie für heute noch existierende Naturvölker. In der wärmeren Jahreszeit haben die »erfolgreichen« Menschen möglicherweise kleinere Reserven angesetzt, die allerdings im Winter rasch dahinschmolzen. Wie hoch geschätzt Fettpölster ursprünglich gewesen sind, zeigen noch heute altsteinzeitliche Funde wie die Skulptur der »Venus von Willendorf«. Die rund 25.000 Jahre alte, reichlich üppige Figurine galt als Fruchtbarkeitssymbol.

Auch wenn uns die Ursprünge des Menschen unendlich weit entfernt erscheinen mögen: In den Augen der Natur haben wir uns vom Jäger- und Sammler-Dasein nur einen Wimpernschlag entfernt. Der Beginn des Ackerbaus und der Viehzucht ist gerade einmal 10.000 Jahre her, zu dieser Zeit gelang es den Menschen erstmals – zumindest in guten Erntejahren – mehr Nahrung zu produzieren, als nötig gewesen wäre, um alle satt zu bekommen. Aber natürlich waren wir auch zu Beginn der Sesshaftigkeit noch immer Lichtjahre von jeder Art von Überfluss entfernt. Ob ausreichend Nahrung vorhanden war, hing nicht nur mit dem Wetter, sondern auch mit der Größe der Gruppe zusammen, die zu versorgen war.

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[20]Ab dem Mittelalter gelang es zumindest einem Teil der Menschheit, zu schmausen und zu völlern, auf den Tellern der meisten lag allerdings nur ein karges Stück Brot. Erst mit der Entstehung der Städte, der Berufe und schließlich der Industrialisierung war erstmals Nahrung in reichlichem Ausmaß da – auch wenn sie sich noch immer nicht jeder leisten konnte.

Damit war ein erster wichtiger Grundsatz der Natur außer Kraft gesetzt: Der einzelne Mensch musste nur mehr einen Bruchteil der Energie aufwenden, um an Nahrung zu kommen. Und dieses Phänomen hat sich bis heute noch um ein Vielfaches verstärkt.

Lust auf Süßes

Ein weiteres entscheidendes Detail, das die Natur den Menschen praktisch in die Wiege gelegt hat, ist die »Vorliebe« für Süßes und Fettes. Überall auf der Welt reagieren Babys auf süß und mollig schmeckende Nahrungsmittel mit deutlich vernehmbarer Wonne: Den lieben Kleinen muss keiner erklären, dass in Zucker und Fett die allermeiste Energie steckt und dass diese ihr Überleben sichern wird – das gehört schlichtweg zu den Instinkten. Dass diese angeborene Lust auf Süßes bei den meisten Menschen auch dann nicht mehr abnimmt, wenn ihre Überlebensreserven bereits reichlich gefüllt sind, ist ein Nebeneffekt mit vielen Folgen.

Die Vorliebe für Süßes und Fettes ist nicht nur ein Relikt aus der Vergangenheit, sondern ein wichtiger Überlebensmechanismus, denn der Körper braucht jeden Tag schnell verfügbare Energie. Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe, die wir zu uns nehmen, werden von unzähligen Enzymen zerlegt, die Bestandteile werden in Kraft und Energie umgewandelt oder zu Molekülen umgebaut, mit denen schließlich Körpermasse aufgebaut wird. Und damit ist keineswegs nur Fett gemeint, auch Organe, Muskeln, Gehirnmasse, Haut und Knochen müssen laufend erneuert werden.

[21]Das große Dilemma: »Süßes«, also konzentrierte Kohlenhydrate, war am Beginn der menschlichen Evolution sehr rar und schwer zu bekommen. Süße Früchte gab es nur im Sommer, und wer an den Honig der Wildbienen wollte, musste ganz besonders viel Geschicklichkeit, Geduld und Denkenergie aufwenden. Wer Fettes essen wollte, musste erst über viele Monate hinweg ein Tier mästen bzw. Ölsaaten pflanzen, was mit reichlich körperlicher Arbeit verbunden war. Heute hat sich das völlig ins Gegenteil verkehrt: Zucker, schnell verfügbare Kohlenhydrate, fettes Fleisch, Wurst, Käse, Butter, Schokolade, Chips und stark zuckerhältige Limonaden kann man jederzeit, in unbegrenzten Mengen, in jedem Supermarkt kaufen.

Die energiereichsten Lebensmittel sind längst kein selten genossenes »Festmahl« mehr, sie sind heute ganz selbstverständlich jeden Tag verfügbar. Das Schlaraffenland lässt grüßen …

Wie »fatal« diese Errungenschaft der Zivilisation – in Kombination mit einem schier unersättlichen Hunger und Appetit – für die Menschen ist, können Millionen Menschen heute am eigenen Leib erleben.

img Wissenswert Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß aus der Nahrung liefern dem Körper Energie, diese wird in Kilokalorien gemessen. Während Kohlenhydrate und Eiweiß nur 4 Kalorien pro Gramm beinhalten, ist in Fett gleich mehr als die doppelte Energiemenge gespeichert: ein Gramm Fett hat 9 Kalorien. Zur Verdeutlichung: ein winziges Frühstücksbutter-Päckchen mit 20 g Inhalt schlägt mit 180 Kalorien zu Buche, so viel wie ein halbes Kilo Äpfel.

[22]Der große Appetit

Die Natur hat nur eine einzige Absicht: die Geschöpfe am Leben zu erhalten und immer weiter zu bestehen. Damit wir Menschen diesen Plan nicht durch unkooperatives Verhalten vereiteln können, wurden die Nahrungsmittel mit köstlichem Geschmack und wir mit Hunger, plus einem großen Appetit, ausgestattet. Und die Strategie geht auf: Für die meisten Menschen gibt es nichts Schöneres, als ein großes Festmahl mit Familie und Freunden, bei dem die verschiedensten Lebensmittel aufgetischt und mit großer Lust vertilgt werden.

Dazu haben wir Menschen gelernt, alles Essbare auf immer neue Arten zuzubereiten und zu kombinieren – bis heute lassen sich durch Grillen, Braten, Rösten, Kochen, Blanchieren, Würzen und Marinieren neue Geschmäcker generieren.

Durch spezielle Gelüste, die uns mal einen Schweinsbraten, mal eine appetitliche Gemüsepfanne diktieren, sorgt die Natur außerdem dafür, dass auf dem Speiseplan eine Ausgewogenheit herrscht, dass sämtliche vom Körper benötigte Nähr- und Vitalstoffe zugeführt werden. Sinn und Zweck dieser machtvollen Strategie ist simpel die Gesundheit: Nur wenn alle benötigten Bausteine in der richtigen Menge vorhanden sind, kann sich der Organismus optimal regenerieren, nur dann reicht die Energie für Spitzenleistungen, und nur dann sind alle Weichen für das Wohlbefinden gestellt. Aus diesem »Diktat von innen« lässt sich eine weitere Konsequenz ableiten: Einseitige Diäten sind zum Scheitern verurteilt. Der Körper weiß, was er braucht, und er kämpft notfalls mit Anfällen von unbändiger Gier darum, es auch zu bekommen.

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