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Über dieses Buch:

Guido hat eine tolle Idee: Ein eigener Fußballplatz muss her! Auch die anderen Coolen Kicker Jan und Frank sind mit Feuer und Flamme bei der Sache. Doch schon bald machen ihnen Neidhammel das Leben schwer. Als ihre Einweihungsfete mit Feuerwerkskörpern im wahrsten Sinne des Wortes gesprengt wird, reicht es ihnen. Sie legen sich nachts in ihrem selbstgebauten Klubhaus auf die Lauer, um die feigen Angreifer zu entlarven ...

„Spannend, abgedreht lustig und auch für Mädchen geeignet – die Coolen Kicker punkten in jeder Beziehung.“ FOX KIDS

Über den Autor:

Bis 1996 war Dieter Winkler Chefredakteur der erfolgreichen Computerzeitschrift CHIP. Seitdem widmet er sich ausschließlich dem Schreiben. Winkler unterhält mit spannungsladenen Kurzgeschichten und Romanen, deren Themenspektrum sich zwischen Fantasy und Internet erstreckt.

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Neuausgabe Juli 2013

Copyright © der Originalausgabe 2004 cbj

Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelabbildung und Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

ISBN 978-3-95520-303-0

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Dieter Winkler

1:0 für Coole Kicker

dotbooks.

KAPITEL 1

»Tooor!« Es riss Frank geradezu aus seinem Sessel. »Hast du das gesehen, Jacki? Hast du das gesehen?«

»Ja, natürlich«, maulte seine schlanke, schwarzhaarige Schwester. »Aber hat dieser ... dieser Dingsda nicht im Abseits gestanden?«

»Der Dingsda«, Frank tippte sich bezeichnend gegen die Stirn. »Das ist der obercoolste Stürmer seit ...«

»Scholl? Matthäus? Oder willst du etwa bis Beckenbauer in die Vergangenheit zurückreisen?«

»Beckenbauer war kein Stürmer«, murmelte Frank, bevor er wieder fast in den Fernseher hineinkroch.

Kaum hatte der Schiedsrichter abgepfiffen, als auch schon das Telefon klingelte. Frank angelte sich den Hörer. »Ja?«

»Haste auch das Spiel gesehen? Voll krass, das mit dem Abseits in der zweiundvierzigsten Minute, was?«

»Wenn das überhaupt ein Abseits war«, sagte Frank großkotzig. »So sicher bin ich mir da nämlich nicht«

»Ach, komm, hör auf. Das war doch eindeutig.«

»Vielleicht in deinem Fernseher«, sagte Frank spitz, »aber nicht in meinem.«

Als keine schnelle Antwort erfolgte, fuhr er fort »Ist ja eigentlich auch egal, Jan. Lass uns zum Bolzplatz gehen.«

Der Bolzplatz genannte alte Fußballplatz lag direkt an dem Fluss Wilns, der ihren Heimatort Wilnshagen in zwei fast gleiche Hälften teilte.

»Du vergisst wohl«, beschied ihm Jan, »dass sich dort im Augenblick nur Kanalratten austoben können.«

»Richtig. Das Hochwasser.« Frank hatte ganz vergessen, dass der Bolzplatz mal wieder knöcheltief unter Wasser stand. »Dann sind die Wiesen unten am Fluss ja auch unter Wasser.«

»Klar doch, du Expresschecker. Und das, wo wir unbedingt für das Bromberger Hallenturnier üben müssen!«

»Ich weiß, was von dem Spiel abhängt«, sagte Frank »Es wäre eine prima Gelegenheit, auf uns aufmerksam zu machen – und als Torjäger in die Zeitung zu kommen! Damit stünden unsere Chancen echt besser, beim Test im nächsten Mai in die Auswahlmannschaft zu kommen.«

»Da sind auch Talentsucher von Bayern, 1860 und Unterhaching dabei. Stell dir mal vor, die merken, wie gut wir sind – und wir könnten im nächsten Jahr direkt bei Bayern München trainieren!«

»Ja«, sagte Frank ganz verträumt, »das wäre ein Ding.«

»Das kannste aber vergessen, wenn wir nicht genug üben können.«

Frank überlegte kurz. »Also, auf zu deiner Oma. Erschrecken wir mal wieder die Piepmätze in ihrem Obstgarten.«

»Keine Chance«, beschied ihm Jan. »Nachdem du bei unserem letzten Probespiel hinten im Garten den Ball direkt in ihr Gewächshaus gedonnert hast, ist meine Oma auf uns so gut zu sprechen wie Donald Duck auf einen leeren Geldspeicher.«

»Stimmt. Früher war sie immer so gut drauf. Aber wegen ihres Gewächshauses hat sie sich aufgeführt wie eine alte Gewitterhexe.«

Die beiden Jungen beratschlagten noch eine Weile hin und her, bis schließlich Frank das entscheidende Machtwort sprach: »Also, auf zu Guido. Der hat doch immer eine affenstarke Idee auf Lager.«

»Wir brauchen unseren eigenen Fußballplatz«, sagte Guido.

Der schlanke Junge mit den dunklen Haaren war bekannt für seine abgefahrenen Ideen. Oft machten sie ja auch Sinn. Aber ein eigener Fußballplatz? Das klang nur verrückt.

»Klar«, sagte der blonde Jan. »Ich ruf nachher mal bei Bayern München an. Die werden uns bestimmt einen Trainingsplatz abtreten.«

»Ich meine es ernst«, beharrte Guido ungerührt. »Ohne eigenen Platz kommen wir nicht weiter. Wenn wir drei wirklich den Sprung in einen Profi-Verein schaffen wollen, müssen wir einfach mehr trainieren.«

»Dein Wort in Gottes Gehörgang«, sagte Frank. »Aber kannst du mir vielleicht auch verraten, wie wir das schaffen sollen? Wir finden ja noch nicht mal eine vernünftige Wiese für ein kleines Spielchen!«

»Das genau ist es doch«, nickte Guido. »Wo du hinguckst Neubausiedlungen, Maisfelder und ›Betreten Verboten‹-Schilder. Und wie sollen wir uns da in Ruhe auf den Sichtungslehrgang im nächsten Mai vorbereiten?«

»Stimmt ja alles«, sagte Frank »Aber wie willst du den auftreiben, deinen Platz?«

Guido grinste. »Wir sehen uns einfach ein bisschen in der Gegend um. Vielleicht finden wir ja eine Wiese ...«

»... von der wir wieder im Handumdrehen vertrieben werden wie letztes Jahr am Anger«, beendete Jan seinen Satz.

»Du meinst, als uns der alte Bauer Wenzel mit seiner Schrotflinte vor dem Gesicht herumgefummelt hat?« Frank schüttelte sich angesichts der unangenehmen Erinnerung. »An so was denke ich lieber nicht.«

»Wir werden schon jemand finden, der ein Herz für Kicker hat«, meinte Guido zuversichtlich. »Irgendeine hoch gelegene Wiese, bei der wir garantiert keine nassen Füße bekommen.«

Er erklärte den Freunden seinen Plan. Nach einigem Hin und Her fanden die beiden, dass Guidos schräge Idee vielleicht doch weniger verrückt war, als sie auf den ersten Blick ausgesehen hatte.

»Also gut«, sagte Frank »Sehen wir uns in der Gegend nach einer passenden Wiese um – jeder für sich allein. Und heute Abend treffen wir uns wieder hier um zu sehen, ob ein Volltreffer dabei war!«

KAPITEL 2

Frank radelte für sein Leben gern. Eigentlich machte er alles gern, was irgendwie mit sportlicher Betätigung zu tun hatte. Doch heute hatte er es eilig. Schließlich wollte er möglichst schnell zum Sendlerhof, um den Bauern nach einer ungenutzten Wiese zu fragen.

Dabei kam er an mehreren Senken vorbei, die voll Wasser gelaufen waren. Es hatte bis vor wenigen Tagen wie aus Kübeln gegossen und die Feuerwehr war pausenlos im Einsatz gewesen, um Keller auszupumpen und Hausrat zu retten. Da war es kaum verwunderlich, dass sich niemand um drei fußballbegeisterte Jungen kümmerte, die nichts weiter im Kopf hatten als einen trockenen Übungsplatz.

Aber wer einmal in der Bundesliga spielen und vielleicht sogar Länderspiele bestreiten wollte, durfte sich von solchen Kleinigkeiten nicht aufhalten lassen.

Schließlich strampelte er im ersten Gang den Weg zum Mühlenforst hoch, der sich malerisch auf dem Hügel erstreckte. Am Rand des Wäldchens machten sich zwei Jungs an einer Holzbank zu schaffen, die hier für müde Wanderer bereitstand.

Es waren ausgerechnet das Großmaul Eberhard und sein etwas zurückgebliebener Freund Thomy. Das war gar nicht gut! Denn seitdem die Coolen Kicker im örtlichen Fußballverein so richtig Erfolg hatten, versuchten diese beiden Neidhammel alles, um sie fertig zu machen.

Im Moment hatte Eberhard ein Taschenmesser in der Hand und ritzte damit etwas in die Lehne ein. Als er das Fahrrad hörte, klappte er sein Messer rasch zusammen und drehte sich mit Unschuldsmiene um.

»Keine Sorge!«, rief sein Kumpel Thomy. »Ist nur einer unserer dämlichen Sportsfreunde.«

Frank wurde es mulmig zumute. Aber er wollte nicht wie ein Feigling dastehen. Deswegen bremste er, als ihm Eberhard in den Weg trat, statt umzudrehen und den Hügel gleich wieder hinabzusausen.

»Was gibt’s, Eberhard?«, fragte er schroff, nachdem er sein Rad zum Stehen gebracht hatte.

Der kräftige Junge grinste, während er mit dem zugeklappten Taschenmesser in seiner Hand spielte. »Das Gleiche könnte ich dich auch fragen. Aber abgesehen davon: Wo hast du denn deine beiden traurigen Freunde gelassen?«

»Die kommen gleich nach«, behauptete Frank geistesgegenwärtig. »Und ihr habt euch jetzt aufs Schnitzhandwerk verlegt, was?«

Eberhard schüttelte den breiten Kopf. »Ne. Wie kommst du denn darauf?«

Frank blickte zu der bereits mit reichem Schnitzwerk »verzierten« Bank hinüber. »Ich weiß auch nicht«, sagte er ruhig.

»Das will ich auch hoffen«, drohte Eberhard. »Denn wenn du irgendwelchen Scheiß erzählst, kannst du was erleben.«

»Genau«, pflichtete ihm Thomy bei. »Erzähl bloß niemandem nicht, dass wir in Bänke was einritzen tun oder so. Denn das tun wir nämlich gar nicht, stimmt’s, Eberhard?«

Der Angesprochene verdrehte bloß die Augen. Thomy spielte zwar recht ordentlich Fußball, aber in jeder anderen Hinsicht haperte es bei ihm mit der Kopfarbeit.

»Was glotzt du denn so blöd, du Typ?«, zischte Eberhard. »Willst du, dass wir dir ein bisschen die Fresse polieren, oder was?«

Frank beeilte sich sein Rad wieder in Gang zu setzen. Immerhin hinderten ihn die beiden Jungen nicht daran, an ihnen vorbeizufahren.

Kaum hatte er sie hinter sich gelassen, trat Frank mit aller Kraft in die Pedale.

»Lass dich hier bloß nie wieder blicken!«, rief ihm Eberhard nach.

Das mit dem „nie wieder blicken lassen" würde nicht ganz so einfach werden. Denn auf dem großen, einsam gelegenen Sendlerhof stieß Frank auf offene Ohren.

»Ich hab ja früher auch viel Fußball gespielt«, sagte Thomas Sendler und kratzte sich am Kopf. »Aber ein eigener Fußballplatz – das kommt mir doch ein bisschen verrückt vor.«

Er war von seinem mächtigen Trecker abgestiegen, als Frank mit seinem Fahrrad auf den Hof gerollt war, und stand nun in seiner Arbeitskleidung vor ihm: ein großer, kräftiger Mann mit einem fast jungenhaften Lächeln.

»Ich weiß ... schon«, stotterte Frank »Es ist nur so ... der Sichtungslehrgang und die Auswahlmannschaft ... ich meine ... «

Und obwohl er es gar nicht wollte, brachen aus ihm die ganzen Träume und Pläne hervor, die er und seine beiden Freunde geschmiedet hatten. Besonders schwärmte er dabei von dem Sichtungslehrgang im nächsten Mai, bei dem die Coolen Kicker hofften von Bayern München oder einem anderen Profiverein entdeckt zu werden.

Als er geendet hatte, lachte Sendler laut auf. »Da habt ihr euch ja ganz schön was vorgenommen. Hoffentlich braucht ihr nicht noch Flutlicht – damit ihr auch im Dunkeln trainieren könnt!«

Frank schüttelte entschieden den Kopf. »Ne. Aber heißt das ... heißt das, dass Sie uns helfen wollen?«

»Vielleicht«, brummte der Bauer gutmütig. »Ich hab da oben, mitten im Wald, eine Wiese, die ich erst vor ein paar Jahren vom Wenzelhof übernommen habe. Eigentlich hatte ich mit ihr etwas anderes vor – aber zur Zeit liegt sie brach.«

»Und auf dieser Wiese können wir spielen?«, strahlte Frank

»Nun mal langsam mit den jungen Pferden«, schmunzelte Sendler. »Ihr müsst euch erst einmal bewähren. Ich werde in den ersten paar Wochen ganz genau darauf achten, ob bei euch alles mit rechten Dingen zugeht.«

»Kein Problem!«

»Aber da wäre noch eine Kleinigkeit«, sagte Sendler. »Die Pacht!«

»Aber ich dachte ...«, begann Frank zerknirscht.

»Dass ich euch die Wiese umsonst überlassen würde?« Der Bauer schüttelte entschieden den Kopf. »So geht das natürlich nicht. Nur wenn ihr zu einer Gegenleistung bereit seid, könnt ihr euch auf der Wiese austoben. Sonst nicht.«

»Wir haben aber nicht viel Geld«, sagte Frank tonlos. »Und unsere Eltern motzen schon, weil sie ständig neue Trainingssachen kaufen müssen.«

»Ich dachte auch nicht an Geld«, grinste Sendler. »Ich dachte eher an eine Fußball-typische Gegenleistung.«

»Und wie soll die aussehen?«, fragte Frank misstrauisch.

»Na, ganz einfach.«

Der Bauer drehte sich um und rief: »Luki!«

Eine hohe Stimme antwortete ihm von der Rückseite des Hauses her. Kurz darauf tauchte ein Junge auf, der eine Sandschaufel in der Hand hielt und neugierig zu dem älteren Jungen hochschielte.

Frank kannte den Kleinen nur flüchtig. So viel er wusste, war er sieben oder acht Jahre alt – also niemand, den man in irgendeiner Hinsicht ernst nehmen musste.

Sendler legte seine große Hand auf die schmalen Schultern seines Sohnes. »Das ist Lukas.«

Der Lokomotivführer?, hätte Frank beinahe gefragt.

»Lukas spielt auch Fußball. Und nicht schlecht. Auch wenn er mit euch Profis natürlich nicht mithalten kann.«

»Ah, ja«, machte Frank. Er begann bereits zu ahnen, auf was der Bauer hinauswollte. Bitte nicht, dachte er, wir sind doch kein Gartenzwergverein.

»Luki würde gerne öfters trainieren«, fuhr Sendler fort. »Aber wir wohnen so abgelegen, dass sich seine Freunde nur selten hierher verirren.«

»Kann ich irgendwie verstehen«, krächzte Frank

»Da wäre es doch nett, wenn er mit euch trainieren könnte, oder?«

»Tatsächlich.« Frank wurde ganz blass bei der Vorstellung, mit diesem Luki Elfmeterschießen üben zu müssen.

»Du bist doch damit einverstanden?«

Fast gegen seinen Willen nickte Frank Er hatte zwar keine Ahnung, wie er diese bittere Pille seinen Freunden verkaufen sollte –