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Über dieses Buch:

Die Wiesenräuber schlagen zu! Statt Fußballtraining gibt es für die Coolen Kicker Stress ohne Ende, denn einige muskelbepackte Bogenschützen versuchen, ihnen ihre Fußballwiese abzujagen. Außerdem geraten sich Frank und Guido wegen der schönen Angelina in die Haare. Schließlich müssen sich die Coolen Kicker auf eine windige Wette einlassen und im entscheidenden Spiel alles auf eine Karte setzen.

„Spannend, abgedreht lustig und auch für Mädchen geeignet – die Coolen Kicker punkten in jeder Beziehung.“ FOX KIDS

Über den Autor:

Bis 1996 war Dieter Winkler Chefredakteur der erfolgreichen Computerzeitschrift CHIP. Seitdem widmet er sich ausschließlich dem Schreiben. Winkler unterhält mit spannungsgeladenen Kurzgeschichten und Romanen, deren Themenspektrum sich zwischen Fantasy und Internet erstreckt.

Bei dotbooks erscheint von Dieter Winkler die Reihe „Coole Kicker“ mit allen Bänden:

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Neuausgabe August 2013

Copyright © der Originalausgabe 2005 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien

Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelabbildung und Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

ISBN 978-3-95520-370-2

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Dieter Winkler

Coole Kicker im Fußballfieber

dotbooks.

KAPITEL 1

»Echte Freunde halten immer zusammen«, sagte Jan.

Frank nickte grimmig. »Echte schon. Aber unechte ...«

Jan erwiderte nichts darauf, und das war vielleicht auch besser so. Frank kochte vor Wut. Während er den schmalen Waldpfad hinter Jan hertrampelte, schossen ihm die finstersten Gedanken durch den Kopf. Ausgerechnet sein bester Freund Guido, neben Jan und ihm selbst der Dritte im Bunde der Coolen Kicker, hatte ihm ganz übel mitgespielt.

»Pass auf!«, rief Jan, aber da war es schon zu spät. Der Zweig, den Jan zur Seite gebogen hatte, um zwischen den eng stehenden Bäumen durchgehen zu können, schnellte zurück – und knallte Frank mitten ins Gesicht.

»Autsch!«, schrie Frank. »Kannst du nicht aufpassen, du Blödmann?«

»Heute sind Euer Hochwohlgeboren aber ganz besonders übler Laune«, murmelte Jan.

»Was!?!« Frank fuhr sich mit der Hand über den Striemen im Gesicht. »Erst haust du mir 'nen Zweig ins Gesicht und dann wirst du auch noch frech? Pass mal lieber auf, was du sagst!«

Jan blieb stehen und drehte sich zu ihm um. »Pass du mal lieber auf, dass du es dir nicht auch noch mit deinem letzten Freund verscherzt!«

Frank starrte ihn noch zwei, drei Sekunden lang wütend an, dann schluckte er die empörte Antwort, die ihm auf der Zunge lag, geräuschvoll hinunter. »Ja, nein ...«, begann er umständlich. »Ich hab ja nichts gegen dich. Es ist nur so ...«

»Dass du stinksauer bist, weil Guido gerade mit deiner Angebeteten auf unserer Fußballwiese abhängt.« Jan seufzte. »Kommt mir irgendwie bekannt vor. Gestern war es Guido, der sich wegen der gleichen Sache bei mir beschwert hat.«

»Er hat was?« Jetzt war Frank mehr als nur ein bisschen verblüfft.

»Du erinnerst dich?« Jan verzog spöttisch das Gesicht. »Gestern, als wir eigentlich trainieren wollten und du mich und Guido unter einem fadenscheinigen Grund weggeschickt hast. Und als wir wiederkamen, hast du ganz innig mit Angelina vor dem Klubhaus geturtelt.«

»Ach das.« Frank bekam einen knallroten Kopf. »Sie ist doch nur vorbeigekommen, weil sie sich was von uns ausleihen wollte.«

»Was denn?«, fragte Jan. »Deine Autogrammkarten von den Fußballstars vielleicht?«

»Nee«, sagte Frank verlegen. »Außerdem ist das jetzt auch ganz egal. Guido weiß doch, dass ich mich für Angelina interessiere.«

»Interessieren?« Jan spuckte das Wort fast aus. »Sagtest du wirklich: interessieren? Das passt vielleicht darauf, wie du Karin hinterhergeschwänzelt bist und Guido deiner Schwester Jacki. Aber bei Angelina dreht ihr doch beide komplett durch! Man könnte fast meinen, sie sei eine verwunschene Prinzessin, so verrückt, wie ihr euch beide aufführt.«

Franks Ohren glühten mittlerweile so, als hätten sie minutenlang in einer Mikrowelle gesteckt. »Das ist wirklich übertrieben.«

»Übertrieben?« Jan schüttelte empört den Kopf. »Dass ich nicht lache. Ihr solltet euch schämen, alle beide. Beste Freunde sollten sich nicht durch ein Mädel auseinander bringen lassen.«

Frank klappte ein paarmal den Mund auf und zu und kratzte sich dann verlegen am Kopf. Eigentlich hatte Jan ja Recht. Bislang hatte es noch nie etwas gegeben, was ihn wirklich sauer auf Guido hatte werden lassen – und umgedreht wohl auch nicht. Aber andererseits: Angelina war wirklich etwas Besonderes. Alleine wenn sie ihn mit ihren strahlend blauen Augen und dem verschmitzten Lächeln anguckte ...

»Willst du jetzt hier Wurzeln schlagen?«, fragte Jan. »Komm lieber und bring die Sache mit Guido in Ordnung. Schließlich steht ein wichtiges Spiel an. Und ich hab echt keine Lust, mit zwei liebestollen Idioten zusammenzuspielen, die sich am liebsten gegenseitig in die Hacken treten würden, statt unseren Gegnern einzuheizen !«

Frank nickte langsam. »Ja, wäre wohl besser, ich rede mal in aller Ruhe mit Guido.«

Jan stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Das ist das erste vernünftige Wort, das ich von dir höre, seit Angelina ganz unverhofft bei uns reingeschneit ist. Und nun komm. Schließlich müssen wir heute noch ein bisschen trainieren. Das Auswärtsspiel ist schon in ein paar Tagen!«

»Stimmt«, sagte Frank, »und die Typen vom TSV Klarshütten sind nicht ohne. Da müssen wir uns mächtig ins Zeug legen, um ein paar Treffer in den Kasten zu bekommen.«

»Du weißt, worum es zusätzlich noch geht!«, sagte Jan ernst. »Bauer Sendler wird sich das Spiel angucken. Er hat uns versprochen, uns unsere Fußballwiese zu lassen, wenn er sieht, dass wir hier fleißig trainiert haben ...«

»Aber wenn wir keine Leistung zeigen, kann es sein, dass er uns rauswirft.« Frank seufzte tief. »Ja, ich weiß. Er hat einen anderen Interessenten für die Wiese, der ihm richtig Pacht bezahlen will. Da können wir natürlich nicht mithalten.«

»Können wir schon«, widersprach Jan. »Wir müssen nur saugut spielen, damit Sendler gar nicht anders kann, als uns die Wiese zu lassen.«

Ohne auf eine Antwort Franks zu warten, drehte er sich um und stapfte den Waldpfad hinab.

Es blieb Frank gar nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Ganz wohl war ihm dabei nicht. Wenn er an das bevorstehende Gespräch mit Guido dachte ... und daran, dass er vielleicht gleich Angelina sehen würde ... Das aufgeregte Gedudel eines Handys riss ihn aus seinen Gedanken, ein aktueller Hit, der als Klingelton unangenehm laut durch den Wald hallte.

Jan blieb abrupt stehen und Frank wäre um ein Haar in ihn hineingestolpert.

»Was ist ...?«, begann Frank, aber da hatte sich Jan schon zu ihm umgedreht und den Finger auf die Lippen gelegt.

Und dann, als er vom Tal eine ihm nur allzu bekannte Stimme heraufdröhnen hörte, verstand er Jans Vorsicht. Es war nicht irgendjemand, der da geradezu in sein Handy brüllte. Es war Eberhard. Ihr schlimmster und ältester Feind.

»Was ist?« Eberhards Stimme klang verzerrt, aber durchaus verständlich zu ihnen hoch, und was Frank als Nächstes hörte, ließ ihn vor Entsetzen beinahe das Gleichgewicht verlieren.

»Na klar, Guido. Das machen wir wie besprochen. Ich werd dir diesen blöden Frank schon vom Hals halten, da kannst du dich auf mich verlassen!«

KAPITEL 2

»So, jetzt reicht's«, keuchte Frank. »Jetzt schnapp ich mir den Mistkerl.«

Eberhard hatte das kurze Telefonat längst wieder beendet, als Frank wie angestochen an Jan vorbei den Pfad hinunterstürzte. Er hatte es mehr als eilig. »Ich werd dir diesen blöden Frank schon vom Hals halten.« Dieser Satz echote in seinem Kopf und ließ ihn vor Wut fast platzen.

Erst einmal würde er sich Eberhard schnappen und ihm klar machen, wohin er sich sein »blöd« schieben konnte. Und dann war Guido dran. Es war nicht zu glauben! Guido und Eberhard konnten sich überhaupt nicht leiden. Und jetzt machte Guido ausgerechnet mit diesem Großmaul gemeinsame Sache, nur um ihn bei Angelina auszubooten? Was bildete sich der Idiot eigentlich ein?

Der Pfad machte eine scharfe Rechtskurve und wurde noch schmaler. Frank war so abgelenkt von seinen Rachegedanken, dass er das eindeutig zu spät merkte. Er rutschte weg, schlitterte zwei Meter weit. Verzweifelt hangelte er nach den vorbeirauschenden Zweigen der ausladenden Fichten, bekam einen Ast zu packen und klammerte sich fest. Raaatsch! machte es, dann hielt er den abgerissenen Zweig in der Hand und drehte sich einmal um seine eigene Achse. Die Bäume drehten sich viel zu rasch um ihn, und bevor er noch irgendetwas unternehmen konnte, hing erst sein linker Fuß und dann er selber in der Luft über dem steil abfallenden Hang.

»Nein!«, schrie er gellend auf, aber es war zu spät. Erst in Schräglage und dann kopfüber sauste er hinab. Im allerletzten Moment riss er sich die Arme vors Gesicht. Es nutzte nicht viel. Er prallte mit der einen Schulter gegen einen Baumstamm, wurde unsanft zur Seite geschleudert und purzelte, sich mehrfach überschlagend, den Hang hinunter. Sein Schrei war längst erstorben und von entsetzten, abgehackten Schmerzenslauten abgelöst worden.

Schließlich schlug er sich zum Abschluss fast noch den Kopf an einem bemoosten Felsen auf, machte eine letzte halbe Rolle und blieb auf der Wiese unterhalb des Hanges liegen. Vor seinen Augen tanzten bunte Sternchen und sein Körper schmerzte so sehr, als ob jeder einzelne Knochen gebrochen sei.

Aber das war nicht einmal das Allerschlimmste. Als er die Augen öffnete, sah er auf eine schwarze Stiefelspitze. Sein Blick glitt an dem dazugehörigen Bein nach oben. Seine Umgebung tanzte immer noch vor seinen Augen, aber er konnte doch das dazugehörige Gesicht erkennen, aus dem zwei dunkle Augen auf ihn herabsahen. Es war ausgerechnet sein Erzfeind Eberhard, dem er vor die Füße gepurzelt war!

»Aber hoppla.« Eberhards Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Kaum spreche ich von dir, schon fällst du mir vor die Füße.«

»Ooooch« war alles, was Frank mühsam herausbrachte. Abgesehen von der Spitze seines Schneidezahns: Als er sich mühsam aufrichtete, spuckte er die Zahnspitze Eberhard vor die Füße.

»Isch werd disch gleisch«, nuschelte er.

»Ach ja?« Eberhard legte den Kopf schief und sah auf ihn herab, was ihm nicht schwer fiel, weil er sowieso einen halben Kopf größer war und Frank außerdem gebückt und zitternd wie ein alter Mann vor ihm stand. »Was wirst du gleich?«

Frank hob den Arm wie zum Schlag. Seine Wut war immer noch groß genug, sich hier und jetzt auf Eberhard zu stürzen, aber sein geschundener Körper verweigerte den Dienst. Seine Faust fiel hilflos herab. Er torkelte und wäre gestürzt, wenn ihn nicht Eberhard – ausgerechnet Eberhard! – am Arm gepackt und festgehalten hätte.

»Soll ich dir einen Notarzt rufen?«, fragte Eberhard scheinheilig.

»Nein, nischt nötisch«, brachte Frank mühsam hervor. »Es geht schon wieder.«

»Wieso hattest du es denn so eilig?«, fragte Eberhard spöttisch. »Wolltest du unbedingt zu mir oder was?«

Die Antwort wäre eigentlich Ja gewesen, aber Frank schüttelte dennoch den Kopf. Was gar keine gute Idee war, denn dadurch wurde ihm schlagartig schwindlig. »Nein. Isch war nur zufällisch in der Gegend und hab eine Abkürschung gesucht.«

»Na, dann kann ich ja nur hoffen, dass du das nicht öfters machst.« Eberhards Blick wanderte den Hang hinauf und seine Stirn umwölkte sich. »Da sucht noch jemand eine Abkürzung.«

»Was?«

»Dein Freund Jan. Er klettert gerade den Hang hinunter.« Eberhard sah wieder Frank an. »Da bist du ja in besten Händen. Ich geh dann mal.«

Er ließ Frank los, drehte sich um und stapfte ohne ein weiteres Wort davon. Frank hätte ihm wahrscheinlich wütend nachgesehen, wenn er nicht augenblicklich wieder zu schwanken angefangen hätte. Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit ruderte er wild mit den Armen, dann knickten ihm die Beine ein und er setzte sich recht unsanft auf den Hosenboden.

Eine knappe Stunde später erreichten sie endlich die Coole-Kicker-Wiese. Unterwegs hatten sie an einem kleinen Bach Rast gemacht, an dem sich Frank literweise Wasser ins Gesicht geschüttet hatte, in der Hoffnung, dadurch wieder zu sich zu kommen. Das hatte auch halbwegs funktioniert. Seine Wut war dagegen nicht im Geringsten verraucht.

»Mach jetzt bloß keinen Blödsinn«, warnte ihn Jan.

Er wollte Frank stützen, aber dieser schob die hilfreich ausgestreckte Hand nur unwirsch beiseite. »Isch mache nie Blödsinn«, sagte er grimmig. »Das solltest du doch wissen.«

Jan seufzte. »Von wegen nie Blödsinn. Soll ich dich vielleicht an das Abschlussspiel im letzten Jahr erinnern ...« Frank gab einen fauchenden Laut von sich und schüttelte den Kopf »Nein, das soll ich wohl offensichtlich nicht. Auch gut. Es gibt noch eine ganze Menge anderer Dinge ...«

»Mach nur weiter so«, murmelte Frank, »und du wirst sehen, was du davon hast.«

Jan schwieg beleidigt. Aber das war auch kein Wunder. Frank wusste selbst, dass er sich unmöglich benahm. Sein Magen war hart und verkrampft, und das nicht als Folge des Sturzes, sondern ganz einfach, weil er nicht vergessen konnte, was Eberhard am Telefon gesagt hatte. Alles hätte er geglaubt, aber niemals, dass ihn Guido so hintergehen könnte.

Als sie aus dem Wald traten, lag das kleine Klubhaus direkt vor ihnen und dahinter die Fußballwiese mit ihrem sauber markierten Feld und den beiden Metalltoren. Ihr ganzer Stolz, der ihnen jetzt weggenommen werden sollte, weil irgendjemand Bauer Sendler eine stolze Jahrespacht für die Wiese geboten hatte. Normalerweise würde Frank nur daran denken können, was er dazu beitragen konnte, um ihren abgeschiedenen Trainingsplatz mitten im Wald behalten zu können. Heute hatte er nicht einmal den entferntesten Gedanken dafür übrig. Mit großen, ungelenken Schritten humpelte er auf das Klubhaus zu.

Dahinter erscholl lautes Lachen. Frank hörte ganz deutlich das glockenhelle Gelächter Angelinas heraus und etwas, das ihm heute wie das Gemecker einer Ziege vorkam. Guidos Lachen: »Mähmähmäh«. Er würde schon noch dafür sorgen, dass ihm dieses blöde Lachen im Hals stecken blieb ...

»Frank, bitte«, sagte Jan nervös.

Frank achtete gar nicht auf ihn. Obwohl dabei ein scharfer Schmerz durch seinen Rücken jagte, beschleunigte er seine Schritte noch.

Dann hatte er das Klubhaus umrundet. Direkt davor, auf der schmalen Holzbank, die gerade Platz für zwei Personen bot, saßen die beiden. Guido hatte seinen Arm um Angelinas Schulter gelegt, natürlich! Auch wenn Frank gestehen musste, dass er sie dabei nicht wirklich berührte, sondern irgendwie das Wunder fertig brachte, den Arm ein kleines Stück über ihrem langen, goldblonden Haar schweben zu lassen.

»Das ist wirklich gut«, sagte Angelina gerade. »Wenn man bedenkt, dass Frank ...«

»Ja?«, sagte Frank böse. »Was ist mit mir?«