Warum ist die Banane krumm?

Super!, denkt Tim und schnappt sich Carolins Gameboy, den sie in der Küche liegen gelassen hat. Allerdings mag Carolin es nicht, wenn ihr kleiner Bruder einfach ihre Sachen nimmt. Deshalb muss Tim erst mal die Lage peilen. Er wirft einen Blick auf den Balkon. Volltreffer! Carolin liegt im Liegestuhl und sonnt sich.

Tim freut sich. Sonnenbaden ist nämlich Carolins neueste Lieblingsbeschäftigung. Das kann Stunden dauern! Überhaupt ist sie sehr merkwürdig geworden, seit sie aufs Gymnasium geht. Plötzlich hält sie sich für unheimlich schlau und furchtbar erwachsen. Und nennt Tim nur noch »Krümel«.

Kaum hat Tim angefangen zu spielen, kommt Carolin in die Küche.

»Gib sofort meinen Gameboy her!«, tobt sie.

»Bitte, Caro …«, bettelt Tim.

Aber seine Schwester lässt sich nicht erweichen. Da muss Tim schon zu anderen Mitteln greifen.

»Und wenn ich Trixis Käfig sauber mache?«

Trixi ist Carolins Meerschweinchen.

»Pech für dich! Der ist schon sauber!«, antwortet Carolin und beißt genüsslich in eine Banane. Doch plötzlich hält sie inne, begutachtet die Banane von allen Seiten und fragt: »Warum ist die Banane krumm?«

Tim hat keine Ahnung.

»Schade«, sagt Carolin. »Wenn du es gewusst hättest, hätte ich dir meinen Gameboy für einen ganzen Tag ausgeliehen!«

So eine Gemeinheit! Typisch Carolin! Doch so schnell gibt Tim nicht auf. »Und wenn ich es herausfinde?«

»Du Krümel willst das herausfinden? Das schaffst du doch nie!«

»Abgemacht?«, fragt Tim.

»Abgemacht!«, antwortet Carolin, wirft die Bananenschale in den Biomüll und stolziert zurück zu ihrem Liegestuhl.

Tim überlegt. Wie soll er nur herausfinden, warum die Banane krumm ist? Da fällt ihm Oma ein. Denn Oma liebt Pflanzen. Deshalb geht sie öfter in so einen Garten, in dem es ganz viele Pflanzen gibt.

Tim greift zum Telefon. Es dauert nicht lange und Oma ist am Apparat.

»Hallo, Oma. Hast du Lust, mit mir in den Dingsda-Garten zu gehen?«, fragt Tim.

»Ach, hallo, Tim, du meinst bestimmt den Botanischen Garten. Seit wann interessierst du dich denn für Pflanzen?«, fragt Oma erstaunt.

»Seit heute«, antwortet Tim.

»Das freut mich! Und ich dachte schon, ich wäre der einzige Blumenfreund in der Familie. Ich komme dich in einer halben Stunde abholen. Bis gleich!«

Tim geht zum Fenster und wartet ungeduldig auf Oma. Auf keinen Fall soll Carolin etwas von seiner Verabredung mitbekommen. Auf die Minute genau fährt Oma mit ihrem kleinen Auto vor. Sofort läuft Tim ihr entgegen. Im Treppenhaus kommt ihm Mama mit einem Wäschekorb entgegen.

»Wo willst du denn hin?«, fragt sie überrascht.

»Ich gehe mit Oma in den Botanischen Garten! Aber das ist ein Geheimnis. Auf keinen Fall darf Caro das wissen!«

Und bevor Mama noch irgendetwas sagen kann, ist Tim auch schon zur Tür hinaus.

 

Im Botanischen Garten kommt Tim aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der ist ja riesig! Und wie viele Gewächshäuser es hier gibt! Ein Orchideenhaus, ein Kakteenhaus, ein Palmenhaus, ein Wasserpflanzenhaus, ein Afrikahaus, ein Nutzpflanzenhaus und noch vieles mehr. Ob Tim in diesem Pflanzenhäusergewimmel überhaupt Bananen findet?

 

»Gibt es denn auch ein Bananenhaus?«, fragt Tim.

Da muss Oma lachen und sagt: »Ganz sicher nicht! Aber warum interessieren dich denn gerade Bananen? Hast du etwa Hunger?«

»Nein!«, antwortet Tim. »Aber ich muss wissen, warum die Banane krumm ist!«

Da fängt Oma wieder an zu lachen. »Das hätte ich dir auch am Telefon sagen können! Weil alle Pflanzen in Richtung des Lichtes wachsen.«

»Und wieso wachsen sie krumm nach dem Licht? Warum wachsen sie nicht einfach gerade?«, will Tim wissen.

»Wo wir schon mal hier sind, gucken wir uns das am besten an der Bananenstaude an«, schlägt Oma vor und fängt gleich an zu grübeln. »Hm, in welchem Haus mögen sie wohl sein?«

»Bestimmt im Afrikahaus!«, ruft Tim und ist schon unterwegs dorthin.

Im Afrikahaus gibt es sehr viele Pflanzen. Aber keine Bananenstauden. Schließlich fragt Oma einen Gärtner. Das war eine gute Idee, denn der Gärtner kennt sich aus und erklärt: »Alle denken immer, dass die Bananen im Afrikahaus zu finden sind. Dabei wachsen Bananen auch in Indien, Südamerika, Thailand, auf den Philippinen, ja sogar in China. Und die Bananen, die wir im Supermarkt kaufen, kommen meistens von den Kanarischen Inseln.«

»Und wo finden wir nun die Bananen?«, fragt Tim ungeduldig.

»Im Nutzpflanzenhaus«, antwortet der Gärtner. »Das ist gleich nebenan.«

Im Nutzpflanzenhaus weiß Tim gar nicht, wo er zuerst hingucken soll. Hier gibt es nämlich nicht nur Bananenstauden. Auch Kakao- und Gummibäume, Ananas, Zuckerrohr, Baumwoll- und Erdnusspflanzen. Eben all die Pflanzen, die irgendwie nützlich für den Menschen sind.

Und dann entdeckt Tim die Bananenstauden. Bis zu sechs Meter sind sie hoch!

»Wow!«, ruft Tim beeindruckt.

Manche Bananenstauden haben Blüten, aus denen sich später die Bananen entwickeln. An anderen hängen klitzekleine Bananen, die noch ganz gerade aussehen. Und an wieder anderen hängen Bananen in der Größe, wie Tim sie kennt. Und diese Bananen sind krumm, nach oben gebogen. Allerdings sind sie nicht gelb, sondern grün. Doch egal, ob groß oder klein, immer hängen sie in Kränzen zusammen. Dabei hat jede Pflanze viele Kränze, die alle übereinanderliegen.

»Siehst du«, sagt Oma. »Wenn die Bananen nicht krumm wachsen würden, würden die Bananen unter ihnen nicht genug Licht bekommen und könnten nicht wachsen. Damit also jede einzelne Banane genug Licht bekommt, wachsen die Bananen, je größer sie werden, immer mehr nach oben, dem Licht entgegen. Und dabei werden sie krumm. Bananen sind eben echte Sonnenanbeter!«

»Wie Carolin!«, ruft Tim und lacht.

 

Zu Hause staunt Carolin nicht schlecht, als Tim in ihr Zimmer stürmt und ruft: »Die Banane ist krumm, weil sie nach dem Licht wächst!«

»Woher weißt du das?«, fragt Carolin verdutzt.

Aber das braucht Caro nicht unbedingt zu wissen, und Tim sagt nur: »Auch Krümel sind nicht dumm! Und jetzt bekomme ich deinen Gameboy.«

»Aber nur bis morgen!«, sagt Carolin verärgert.

»Kein Problem«, antwortet Tim.

Denn übermorgen hat er sowieso schon etwas Besseres vor. Dann geht er nämlich wieder mit Oma in den Botanischen Garten. Und das ist viiiel spannender als Gameboy spielen!

Warum hat der Regenwurm keine Füße?

Marie schlägt die Augen auf. Als Erstes sieht sie ihre blaue Geburtstagskrone mit den goldenen Zacken und der großen Fünf in der Mitte. Da fällt es Marie wieder ein. Heute hat sie Geburtstag! Heute wird sie fünf!

Schnell springt sie aus dem Bett und setzt die Geburtstagskrone auf. Denn auf ihre selbst gebastelte Krone ist Marie sehr stolz.

Plötzlich steigt ihr ein ganz besonderer Duft in die Nase. Das riecht nach ihrem Lieblingsapfelkuchen! Marie stürmt die Treppe hinunter. Und tatsächlich! Als sie unten ankommt, holt Mama gerade den Kuchen aus dem Backofen.

»Hm, lecker!«, ruft Marie und klatscht vor Freude in die Hände.

»Alles Liebe zum Geburtstag!«, sagt Mama und hält Marie den duftenden Kuchen unter die Nase. Doch bevor sie davon naschen kann, zieht Mama ihn schnell wieder weg. »Der ist für heute Nachmittag, wenn deine Geburtstagsgäste kommen!«

Schon im nächsten Moment zaubert Mama mehrere hübsch eingepackte Paketchen hervor. Und Papa legt seine geliebte Zeitung beiseite und holt ein großes, langes Geschenk hinter der Wohnzimmergardine hervor.

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, sagt nun auch Papa.

Marie strahlt. So viele Geschenke! Was da wohl drin ist? Aber am neugierigsten macht sie das große, lange Geschenk. Mit einem Ratsch reißt sie das bunte Papier auseinander. Und zum Vorschein kommt ein Schmetterlingsnetz.

»Oh, wie schön!«, ruft Marie. »Jetzt kann ich Schmetterlinge fangen.«

Dann packt sie die anderen Geschenke aus. Im ersten sind eine Lupe und eine Pinzette. Im zweiten sind mehrere Insektendosen. Und im dritten ein Buch. Darin sind Käfer, Raupen und Schmetterlinge abgebildet.

»Das ist ein Forscherset!«, sagt Papa feierlich.

»Ein Forscherset?«, fragt Marie.

»Ja«, antwortet Mama. »Damit kannst du Tiere einfangen und sie dir ganz genau ansehen. Und wenn du mal nicht weißt, welches Tier du gefangen hast, siehst du einfach im Buch nach.«

»Toll!«, ruft Marie und rennt schnurstracks mit dem Schmetterlingsnetz in den Garten. Mama und Papa folgen samt Insektendosen, Pinzette, Lupe und Buch.

Marie sieht sich um. Schmetterlinge flattern keine durch die Luft. Das einzige Tier, das Marie entdeckt, ist Bruno, der dicke grau-schwarze Kater von nebenan. Der liegt faul auf der Wiese und sonnt sich.

»Mal sehen, was sich in deinem Fell so alles verbirgt!«, sagt Marie und holt die Lupe hervor. Dann untersucht sie Brunos schönes Fell. Der findet das ganz toll und fängt an zu schnurren. Aber leider hat er weder Flöhe noch Zecken. Das findet Marie langweilig. Und ehe Bruno sich versieht, ist sie mit der Lupe schon unterwegs zum Blumenbeet. Bei den Margeriten schreit sie plötzlich auf: »Ahhh! Sieht die aber gefährlich aus!«

»Was denn?«, fragt Papa.

»Die Spinne! Guck mal! Durch die Lupe ist sie ganz groß!«

Papa guckt durch die Lupe. »Ja, wirklich!«, sagt er und sieht sich die Spinne von allen Seiten an. Und plötzlich will Papa die Lupe gar nicht mehr hergeben. Stattdessen fängt er an, den Boden zu untersuchen. Und es dauert nicht lange, da hat er einen Regenwurm entdeckt.

»Schnell, gib mir eine Insektendose, bevor er wieder in der Erde verschwindet!«, ruft Papa.

Sicherheitshalber nimmt er den Regenwurm schon mal aus dem Beet. Nun zappelt er zwischen Papas Fingern.

»Auf unseren kleinen Freund müssen wir gut aufpassen. Regenwürmer sind nämlich gut für den Garten!«, sagt Papa.

»Wieso?«, fragt Marie.

»Weil Regenwürmer die meiste Zeit unter der Erde leben. Pausenlos durchwühlen sie die Erde und fressen dabei.«

»Was fressen sie denn?«, fragt Marie neugierig.

»Erde«, antwortet Papa.

»Ihhh, das schmeckt doch gar nicht!«, ruft Marie und verzieht das Gesicht.

»Dem Regenwurm schon. In der Erde sind nämlich viele kleine Pflanzenteilchen enthalten. Und davon lebt der Regenwurm. Dadurch scheidet er humusreichen Kot aus, der die Erde schön fruchtbar macht«, erklärt Papa. »Aber das ist noch nicht alles! Durch die vielen Gänge, durch die der Regenwurm kriecht, wird der Boden auch noch herrlich locker. Und das ist gut für die Pflanzen, weil sie so besser an die Nährstoffe im Boden kommen.«

Und schwups! landet der Regenwurm in der Insektendose, die Marie geholt hat.

Papa nimmt derweil den eingefangenen Regenwurm unter die Lupe. Das will Marie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Schnell läuft sie zu Papa.

»Nanu? Wo sind denn seine Augen?«, fragt sie erstaunt.

»Er hat keine«, antwortet Papa. »Und er braucht auch keine. Denn unter der Erde ist es stockdunkel. Das ist genau wie beim Maulwurf. Der lebt ja auch die meiste Zeit unter der Erde und kann nichts sehen.«

»Und wo ist sein Mund?«, will Marie wissen.

»Der ist so klein, dass man ihn mit bloßem Auge nicht erkennen kann. Aber durch die Lupe kannst du eine klitzekleine Öffnung sehen.«

»Tatsächlich!«, sagt Marie und staunt.

»Und warum hat der Regenwurm keine Füße?«, fragt Marie weiter.

»Damit sie im Regen nicht nass werden!«, antwortet Papa und lacht.

Da muss auch Marie lachen.

Mama schüttelt schmunzelnd den Kopf und sagt: »Wenn man Füße hat, braucht man ein Skelett. Und das hat der Regenwurm nicht.«

Was ein Skelett ist, weiß Marie. Denn beim Kinderarzt steht ein Knochenmann. Der heißt Charlie. Und damit Marie keine Angst vor Charlie hat, durfte sie ihm schon mal die Hand schütteln.

»Wie bei Charlie!«, ruft Marie.

»Genau«, sagt Mama. »Wir Menschen haben ein Skelett aus Knochen und eine Wirbelsäule, die den Körper stützt und ihn mit dem Kopf und den Beinen verbindet. Solch ein Skelett nennt man Innenskelett, ganz einfach, weil es innen im Körper ist. So ein Skelett haben Menschen, Fische, Vögel, Katzen …«

»… und Bruno!«, ruft Marie dazwischen.

Mama nickt. »Es gibt aber auch Tiere, die ein Außenskelett haben. Wie zum Beispiel Krebse, Insekten und Spinnen. Doch wenn man weder ein Innen- noch ein Außenskelett hat, kann man auch keine Füße haben. Woran sollten die Füße festgemacht sein?«

»Aber wie kommt ein Regenwurm ohne Füße vom Fleck?«, fragt Marie.

»Durch seine Muskeln«, antwortet Mama und dreht die Insektendose vorsichtig um. Der Regenwurm landet im Blumenbeet. Er ist so froh, endlich wieder Erde unter sich zu haben, dass er ganz schnell versucht, wegzukommen. Marie sieht genau hin. Plötzlich wird der Regenwurm ganz lang und schmal. Dann zieht er sich zusammen und wird kurz und dick. Und jedes Mal, wenn er das tut, schiebt er sich ein kleines Stückchen nach vorn. Und es dauert nicht lange, da ist der Regenwurm wieder in der Erde verschwunden.

»Mensch«, staunt Marie. »Hat der Muckies!«

»Ich auch!«, sagt Papa und spannt stolz seine Armmuskeln an. »Und Köpfchen! Denn ich weiß, warum der Regenwurm Regenwurm heißt!«

Jetzt sind Marie und Mama aber gespannt.

»Weil der Regenwurm meistens bei Regen aus der Erde kommt. Denn wenn es regnet, laufen seine Tunnel voll Wasser. Und damit er nicht ertrinkt, kommt er ganz schnell an die Oberfläche, wenn es regnet.«

Jetzt weiß Marie, warum der Regenwurm keine Füße hat. Und sie hat sogar noch viel mehr erfahren. Wie gut, dass Mama und Papa ihr ein Forscherset zum Geburtstag geschenkt haben! Ein spannenderes Geschenk hätte Marie sich gar nicht vorstellen können. Und wer weiß, was es noch alles zu entdecken gibt!

Welches Tier ist das stärkste?

»Aufstehen, die Schule ruft«, sagt Mama, als sie ins Zimmer kommt. »Guten Morgen, du Schlafmütze.«

Schweren Herzens schiebt Malte die Bettdecke zur Seite.

Eigentlich geht er ja gern zur Schule. Wenn da nur nicht Kevin wäre! Kevin geht auch in die 2a, genau wie Malte. Doch Kevin ist einen ganzen Kopf größer und viel kräftiger als Malte. Und nur weil Malte der Kleinste aus der Klasse ist, nennt Kevin ihn »Winzling« und schubst ihn bei jeder Gelegenheit herum.

Einen kurzen Moment überlegt er, ob er nicht plötzlich ganz schreckliche Bauchschmerzen bekommen sollte. Andererseits müsste er dann den ganzen Tag im Bett bleiben und Kamillentee trinken. Schon beim bloßen Gedanken daran verzieht er das Gesicht. Da lässt Mama nämlich nicht mit sich handeln. Und das gerade heute, wo Papa die kleinen Dschungeltierchen aus der Uni mitbringt! Unmöglich, da im Bett zu bleiben!

Maltes Papa ist Mikrobiologe. Das sind Leute, die winzig kleine Tiere erforschen. Die Tiere sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht oder kaum sehen kann. Aber wenn man diese kleinen Lebewesen unter dem Mikroskop ansieht, sind sie plötzlich riesengroß und sehen mit ihren langen Haaren, Fühlern und Krallen tausendmal gruseliger aus als King Kong!

Kein Wunder also, dass Malte darauf brennt, die kleinen Dschungeltierchen anzusehen. Ein eigenes Binokular hat Malte auch. Das hat Papa ihm geschenkt.