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Über dieses Buch:

Es ist schnell und unbezwingbar. Wo immer das Feuer auflodert, wütet es verheerend und brennt alles nieder, was ihm im Weg steht. Aber sind die Flammenmauern das Werk von skrupellosen Brandstiftern – oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Der Kleinkriminelle Will Lokkens will mit all dem nichts zu tun haben. Ihm geht es wie immer nur um seine eigene Haut. Doch dann begegnet er einem Mädchen mit düsterem Geheimnis und einer Frau, die so anziehend wie bedrohlich ist. Und schließlich muss Will erkennen, dass er schon vor langer Zeit dazu auserkoren wurde, ein großes Opfer zu bringen …

Das Abenteuer geht weiter – denn auf die FLUT folgt das FEUER: Der zweite Roman der ELEMENTIS-Trilogie.

Über die Autoren:

Wolfgang Hohlbein, 1953 in Weimar geboren, ist Deutschlands erfolgreichster Fantasy-Autor. Der Durchbruch gelang ihm 1983 mit dem preisgekrönten Jugendbuch Märchenmond. Inzwischen hat er 150 Bestseller mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern verfasst. 2012 erhielt er den internationalen Literaturpreis NUX. Zeitgleich startete der in Neuss lebende Autor ein innovatives Hohlbein-TV-Projekt. Der Autor im Internet: www.hohlbein.de

Dieter Winkler, geboren 1956 in Berlin, stand bereits mit fünf Jahren im Rosenkavalier auf der Bühne, hat als Jugendlicher in verschiedenen Bands gespielt und erste Kurzgeschichten veröffentlicht. Nach langen Jahren als Chefredakteur hat sich der Phantastik-Preisträger mit international erfolgreichen Buch-Reihen (Enwor, Netsurfer) und verschiedenen Hörspiel- und Theaterprojekten einen Namen gemacht.

Bei dotbooks veröffentlichten Wolfgang Hohlbein und Dieter Winkler gemeinsam die ELEMENTIS-Trilogie mit den Einzelbänden FLUT, FEUER und STURM.

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Neuausgabe Oktober 2013

Copyright © der Originalausgabe 2004 bei Knaur Verlag. in Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.

Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

ISBN 978-3-95520-393-1

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Wolfgang Hohlbein

mit Dieter Winkler

FEUER

Die ELEMENTIS-Trilogie

Zweiter Roman

dotbooks.

PROLOG

1972

Dicke Regentropfen prasselten auf die Fensterscheibe ein, als wären es winzige Fäuste, die versuchten, das Glas einzuschlagen. In immer kürzeren Abständen rannten die Sturmböen gegen den Widerstand des frei stehenden Hauses an, zerrten mit erbarmungsloser Wucht an den Fensterläden, heulten wie ein Rudel wütender Wölfe, ein wildes Heer, das von zornigen Göttern über den dunklen Himmel getrieben wurde – von den zornigen Göttern aus den Geschichten, die den Jungen nachts nicht einschlafen ließen. Die plötzliche, unnatürliche Kälte, die den schönen Septembernachmittag in das tobende Inferno vor dem Fenster verwandelt hatte, schien keineswegs nur von den nachtschwarzen Wolkentürmen auszugehen, die wie ausgehungerte Raubtiere über dem schmalen, gelblichen Streifen am Horizont dahinjagten.

Der Drache in seiner Hand begann zu zittern, und ein kalter Schauer rann ihm über den Rücken. Ganz langsam, als könne eine unbedachte Bewegung ein Unglück hervorrufen, stellte er den kleinen Drachen auf den Boden zu den anderen Figuren, mit denen er gespielt hatte. Irgendetwas geschah, was nicht geschehen sollte.

Seine Hand fuhr über die wunde Stelle kurz über dem Knöchel, die heute mehr schmerzte als in den letzten Tagen, nachdem sein Vater das Unsagbare getan hatte. Die ringförmige gerötete Schwellung um sein Fußgelenk sollte ebenso wenig da sein wie das Unwetter, das vor dem geschlossenen Fenster mit ungebremster Wut tobte. Wie um auf den entfesselten Zorn der Elemente zu antworten, flackerte in ihm abgrundtiefes Entsetzen auf, und die Vorahnung, dass etwas Schreckliches geschehen würde. Er stand mit einem Ruck auf.

Sein Blick glitt wie von selbst zu dem Drachentisch mit den Beinen, die so lebendig wirkten. Lindwurmbeine nannte er sie, oder auch Drachenbeine. Sie wanden sich schlangengleich nach oben, und ihre Gesichter, auf denen die Tischplatte ruhte, befanden sich auf gleicher Höhe wie sein eigenes. Er hatte nie geglaubt, dass sie lediglich aus Holz bestanden und nur die wurmstichige Holzplatte des Tisches trugen, wie ihm sein Vater einzureden versucht hatte. Ihre schwarz-braun-roten Körper, das Muster, das sich über sie zog, ihre nach oben gereckten Köpfe mit den tückischen Augen, all das kündete von einer Lebendigkeit, die mindestens ebenso real war wie das Wüten des Sturmes. Auf einen flüchtigen Blick sahen sie aus wie Flammen, die aus dem Boden hervorschossen und nach oben züngelten. Nur wenn man genauer hinsah – und er hatte schon sehr oft genau hingesehen! –, sah man überhaupt, dass es sich um gewundene Drachenkörper handelte.

Als es donnerte und ein gezackter Blitz das Zimmer erhellte, ging ein Huschen und Gleiten über den Körper des Drachen, der ihm am nächsten war, als spanne er sich zum Sprung. Er hatte das Gefühl, dass sich der Lindwurm reckte und wand, dass er im Begriff war, sich von seinem angestammten Platz zu lösen und in plötzlicher Wut nach der Tischplatte zu züngeln. Er stieß einen Schrei aus, torkelte zwei, drei Schritte zurück und riss abwehrend die Hände nach oben. Wieder zerriss ein Blitz den Himmel, und diesmal war es viel schlimmer als zuvor; Donner und Licht waren fast eins, und der Knall so laut, als hätte jemand mit unglaublicher Wucht einen Hammer auf das Dach des Hauses geschlagen. Die Verästelungen des Blitzes trafen den Drachen genau in dem Sekundenbruchteil, in dem der Donner durch das Zimmer tobte; nicht wirklich, sondern nur mit dem Ausläufer gleißender Helligkeit, und doch kniff er instinktiv die Augen zusammen. Als er sie zitternd wieder aufriss, erstrahlte das Zimmer in einem merkwürdig milchigen, leicht bläulichen Glanz.

Er ließ die Hände sinken, und sein Blick wanderte zum Fenster. Irgendetwas war da draußen, er spürte es und glaubte es auch zu sehen, einen Schatten, der weghuschte, kaum dass er von seinen Blicken gestreift wurde … Er erschrak, vielleicht, weil er darauf gefasst war, dass sich die Wölfe und sagenhaften Ungeheuer aus den Geschichten seines Vaters vor dem Fenster zusammengerottet hatten, um ihn in ihr dunkles Reich zu zerren.

Für die Dauer von ein paar wild hämmernden Herzschlägen stand er zitternd da, dann setzte er sich in Bewegung und humpelte auf das Fenster zu.

Die beschlagene, von Regentropfen benetzte Scheibe war ihm schon immer wie die Öffnung zu einer fremden Welt erschienen, und diesmal verstärkte sich der Eindruck noch. Er war sich ganz sicher, wenn er das Fenster aufreißen würde, um hinauszublicken, würde dort nicht der Garten sein, in dem er bei schönem Wetter spielte, sondern etwas ganz anderes. Der Wind heulte um das Haus, als wäre er ein lebendiges Wesen, das gekommen war, ihn zu holen, und dann klatschte eine Böe den Regen mit solcher Wucht gegen die Scheibe, dass es klang, als würde das Glas jeden Moment splittern. Blitze und Donner tobten, wie von Thor mit seinem Hammer selbst geschleudert, von dem ihm sein Vater immer und immer wieder erzählt hatte, der nie sein Ziel verfehlte und nach jedem Wurf wie von selbst in die Hand des Donnergottes zurückkehrte.

Er stieß mit dem Knie gegen den hölzernen Drachen, und durch die wunde Stelle über seinem Knöchel schoss ein scharfer Schmerz, der ihn fast einknicken ließ. Seine Hand angelte Halt suchend nach oben, zum Drachentisch, auf dem die alten Karten lagen, vergilbt, eingerissen und so brüchig, dass er sie bislang nicht anzufassen gewagt hatte vor Furcht, sie könnten ihm unter den Fingern zerbröseln; Karten mit den Zeichnungen alter Höhlen und dunkler Gänge, die sich tief unter der Erde in den Drachenhort bohrten. Wieder donnerte es, und ein Blitz fuhr herab, gezackt und verästelt und wie genau auf ihn gezielt, als er das Fenster erreichte.

Da war irgendetwas. Inmitten des heulenden Sturms und der gegen die Scheibe prasselnden Tropfen hörte er ein anderes Geräusch, ein Kratzen am Holz des Rahmens, das klang, als begehre dort etwas unglaublich Mächtiges Einlass, dem er nicht widerstehen konnte. Er streckte die Hand aus, um nach dem Fenstergriff in greifen, und zuckte im selben Moment zurück. Die Hand, die er schon ausgestreckt hatte, fiel herab, als hätte sie jemand heruntergeschlagen.

»Komm vom Fenster weg.«

Es war die tiefe Stimme seines Vaters, die plötzlich von der Tür aus ertönte, die Stimme, die ihm bis vor wenigen Tagen noch unbedingtes Vertrauen eingeflösst hatte. Bis sein Vater das getan hatte, was ihn zu humpeln zwang und in den ersten Tagen bei jedem Schritt einen scharfen Schmerz durch sein Bein jagte. Wieder war das Scharren am Fenster zu hören, und obwohl es klang, als sei eines der Wesen aus den Geschichten seines Vaters auf einmal lebendig geworden, streckte er die Hand in plötzlich aufflackerndem Trotz nach dem Fenstergriff aus und drehte ihn um.

»Komm da WEG!« Jetzt schrie sein Vater. Er hatte ihn noch nie so schreien hören.

Und er hatte noch nie gesehen, was er jetzt in dem vom Wind gepeitschten Fenster vor sich sah. Es war ein Gesicht. Nicht seitlich, dort wo sich das Fenster einen schmalen Spalt weit geöffnet hatte, sondern direkt vor ihm, in der Scheibe, oder beinahe so, als würde es aus dem Glas hinaus und auf ihn zuwachsen.

Es war ein Gesicht, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte, halb Mensch und halb Tier, und sein Mund – sein Maul! – verzog sich zu einem wölfischen Lächeln. So, wie die Regentropfen an der Scheibe hinabliefen, schien auch sein Gesicht wegzulaufen, und doch sah er es ganz deutlich vor sich.

Er schlug die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu ersticken; er war ganz sicher, dass etwas Schreckliches passieren würde, würde er schreien.

Der Wolfsgesichtige schien ihn direkt anzusehen. In seinen Augen funkelte ein gieriges Feuer. Der Junge versuchte die Hand zu heben, um das Fenster mit einem verzweifelten Schwung wieder zuzuschlagen, doch sie hing wie gelähmt an ihm herunter. Für den Bruchteil einer Sekunde fror das Bild des Gesichts an der Scheibe fest, wie durch plötzlichen Frost am Zerfließen gehindert, und in diesem Bruchteil einer Sekunde, während der Junge noch auf das Spiegelbild im Glas starrte, als ob es sich nicht von der Stelle bewegt hätte, musste die Gestalt mit einer geschmeidigen – wölfischen? – Bewegung ins Zimmer eingedrungen sein.

»Komm da weg!«, hörte er noch einmal die Stimme seines Vaters schreien und fühlte sich plötzlich weggerissen, ob von dem Wolfsgesichtigen oder seinem Vater wusste er nicht. In Panik schlug er wild um sich, und zwischen den ruckartigen Bewegungen seiner Arme sah er schlaglichtartig Bruchstücke des Zimmers vor seinen Augen zucken, die von den immer wieder hell aufleuchtenden Blitzen in einer seltsamen, unnatürlichen Abfolge von Bildfetzen an ihm vorbeirasten. Gierige Hände zerrten an ihm und schüttelten ihn durch, dann klatschten harte Schläge, und er wurde zurückgeschleudert, vollkommen orientierungslos, während entstellte Fratzen an ihm vorbeischossen, das vor Wut und Angst verzerrte Gesicht seines Vaters, das Gebiss des Wolfsgesichtigen, und ehe er noch begriff, wie ihm geschah, kam er mit einem plötzlichen Ruck frei.

Er zögerte nicht einen Augenblick, stieß sich ab, fand nur mit Mühe sein Gleichgewicht und taumelte durch die plötzlich überall vom Boden heraufzüngelnden Flammen in die erstbeste Richtung. In seinem Kopf war ein einziges Chaos. Alles, was er denken konnte, war, dass der Wolfsgesichtige gekommen war, um ihn zu holen, mitzunehmen durch das vom Sturm aufgerissene Fenster in sein finsteres Reich.

»Komm jetzt!« Das war sein Vater. Er riss ihn hoch und schleifte ihn mit sich quer durchs Zimmer, durch den Ausgang hindurch, wirbelte noch in der Bewegung herum und trat mit aller Kraft gegen die mächtige Eisentür, die abkatapultierte, als bestünde sie nur aus leichtem Holz, und schon einen Augenblick später krachend in den Rahmen knallte und sich verschloss. Auf der anderen Seite schlug etwas mit einem dumpfen Aufprall gegen die Tür, und voll ungläubigen Entsetzens sah er, dass das Eisenblatt erzitterte, als hätte Thor persönlich seinen Hammer dagegenkrachen lassen. Wieder und wieder erbebte das stabile Eisen, und durch den Tränenschleier vor seinen Augen erkannte er das bleiche Gesicht seines Vaters, als dieser sich zur Tür umwandte und mit fliegenden Fingern große schwere Riegel vorlegte.

Auf der anderen Seite der Tür entlud sich etwas mit wilder Wut, als fände ein Kampf auf Leben und Tod statt, und vielleicht war es genau das, was dort gerade wirklich geschah: Die Flammen, die vorhin nur am Boden entlanggezüngelt waren wie gierige kleine Schlangen, waren in unglaublicher Geschwindigkeit gewachsen und leckten nun unter der Tür hindurch nach dem Parkett des Flurs. Mit ungehemmter Kraft bahnten sie sich einen Weg hinaus und ergriffen alles, was in ihrer Reichweite lag. Wie ein entfesselter Drache, der seine jahrhundertealten Bande zerriss und alles verschlang, was ihm in den Weg kam, schien sich das Feuer seinen Weg bahnen zu wollen, bereit die Welt zu zerstören und in einem gigantischen Brand auszulöschen, dem sich kein Sterblicher entgegenstellen konnte.

BUCH I

Brand entbrennt an Brand, bis er zu Ende brennt,

Flamme belebt sich an Flamme.

Feuer sah ich des Reichen Reichtümer fressen,

Und der Tod stand vor der Tür.

Edda, Des Hohen Lied

Kapitel 1

Es war fast eine Woche her, seit die Flammen erloschen waren, aber über dem Grundstück hing immer noch ein schwerer Brandgeruch, und obwohl sich das Feuer auf das Haupthaus und die angrenzende Doppelgarage beschränkt hatte, war die vorherrschende Farbe in dem parkähnlichen Garten Schwarz. Das vordere Drittel des ehemals so sorgsam manikürten englischen Rasens hatte sich in eine schwarz-braune Kraterlandschaft verwandelt, in der Pfützen aus ölig schimmerndem Löschwasser wie Scherben eines in tausend Stücke zerbrochenen Spiegels schimmerten, und auf den liebevoll gestutzten Rhododendron- und Azaleensträuchern glänzte ein schmieriger Film, der je nach Sonneneinstrahlung manchmal in allen Regenbogenfarben aufleuchtete, manchmal das Licht einfach zu verschlucken schien. Der lang gestreckte Anbau war trotz des leicht entzündlichen Reetdaches vom Feuer verschont geblieben, aber sämtliche Scheiben waren unter der Hitze geborsten, und die ehemals weiße Fassade hatte sich in ein Muster aus allen erdenklichen Grau- und Schwarzschattierungen verwandelt, vor dem sich das Skelett eines verkohlten Baumes wie eine moderne Drahtskulptur erhob. Mehr als drei Dutzend Feuerwehrleute mit der entsprechenden Anzahl von Schläuchen, Feuerlöschern und anderem Löschgerät hatten ein Übergreifen der Flammen auf die angrenzenden Gebäude verhindert, und angesichts dessen, was hätte passieren können, hielt sich der Schaden sogar noch in Grenzen; aber von der einstmals prachtvollen Jugendstilvilla mit der verspielten Fassade, dem sechseckigen Türmchen und den bunten Tiffany-Fenstern war dennoch nicht viel mehr geblieben als ein verkohlter Trümmerhaufen, aus dem nur noch der – durch eine bizarre Laune des Zufalls – nahezu unversehrt gebliebene Kamin herausragte. Obwohl durch und durch ländlich, erinnerte der Anblick Will intensiv an Ground Zero, den er vor zwei Jahren besucht hatte, wenige Monate nach dem Attentat.

Will duckte sich unter dem verkohlten Rest eines heruntergebrochenen Dachbalkens hindurch, beugte die Schultern, um sich durch die schmale Lücke zwischen der Wand und der zweiten Hälfte desselben Balkens hindurchzuquetschen, der schräg dagegen gestürzt war, und verzog das Gesicht, als er das typische Geräusch zerreißenden Stoffs hörte. Den brennenden Schmerz, der an seiner Hüfte entlangfuhr und sich fast bis zu den Nieren hinaufzog, nahm er kaum noch zur Kenntnis. Gut, der Anzug war ruiniert, aber so, wie die Dinge standen, spielte das wahrscheinlich keine Rolle mehr. Wenn er innerhalb der nächsten Minuten nicht eine ganze Jahresration an Glück hatte, dann waren seine Kleider für die nächsten zwei Jahre oder so seine geringste Sorge.

Behutsam richtete er sich auf, sah sich mit klopfendem Herzen im schwächer werdenden Licht des Abends dort um, wo noch vor einer Woche ein kostbar eingerichtetes Kaminzimmer gewesen war, und schloss für einen Moment die Augen, um zu lauschen. Alles, was er hörte, war das Rauschen seines eigenen Blutes in den Ohren; und ein ununterbrochenes Knacken und Knirschen, das aus keiner bestimmten Richtung kam und ganz dazu angetan war, seine Angst noch zu schüren. Das Feuer war noch lange nicht tot. Löschwasser und Chemie hatten es geschlagen, aber nicht wirklich besiegt. Es wütete nicht mehr mit seiner ganzen, verheerenden Kraft, aber es war nicht erloschen, sondern allenfalls zurückgedrängt. Aber auch das war im Moment nicht sein Problem. Vielleicht wäre es überhaupt die einfachste Lösung, wenn einer von diesen verdammten Dachbalken nachgab und ihm auf den Kopf fiel oder er von einer Mauer zerquetscht wurde, die das Feuer gerade weit genug geschwächt hatte, um sie unter der leisen Erschütterung durch seine Schritte zusammenbrechen zu lassen. Wo war dieser verdammte Junge?

Die Stille, die über dem Trümmergrundstück lag, war keine wirkliche Stille, sondern schien mit jedem Herzschlag lauter zu werden. Wo war dieser Junge? Wo war dieser verdammte Junge?

Will trat einen weiteren Schritt in das ausgebrannte Kaminzimmer hinein, das allein ungefähr doppelt so groß wie seine ganze Wohnung war, und blieb sofort wieder stehen, als irgendetwas unter der dünnen Ascheschicht zerbrach, auf die er seinen Fuß gesetzt hatte. Sein Herz setzte für einen Moment aus und schien dann noch heftiger weiterzuhämmern. Nun, immerhin konnte er sicher sein, dass der Junge hier nicht entlanggekommen war. Wunderbar. Etwa fünfzig Quadratmeter mögliches Versteck eliminiert – von wie vielen? Vierhundert? Wahrscheinlich mehr.

Will gestand sich ein, dass wildes Herumsuchen rein gar nichts brachte. Er befand sich am Rande der Panik, und er tat noch sein Möglichstes, um sich weiter hineinzusteigern. Vielleicht wäre er gut beraten, es ausnahmsweise einmal mit logischem Überlegen zu versuchen. Irgendwo hinter ihm polterte etwas. Ein Stein kollerte davon, dann – vielleicht – Schritte. Möglicherweise hatte sich auch irgendwo nur ein Trümmerstück gelöst und eine kleine Kettenreaktion in Gang gebracht. Will sah sich einen Moment lang nachdenklich um, wandte sich dann wieder in die Richtung, aus der er gekommen war, und ging den gleichen Weg zurück, den Blick gesenkt und aufmerksam auf die deutliche Spur aus Fußabdrücken gerichtet, die er in der Mischung aus Morast und zusammengebackener Asche zurückgelassen hatte.

Er ging ungefähr zehn oder fünfzehn Schritte weit. Dann blieb er stehen, riss Mund und Augen auf und beschäftigte sich weitere drei oder vier Sekunden lang damit, sich selbst in Gedanken mit einer ganzen Reihe von Ausdrücken zu belegen, von denen »Idiot« vielleicht noch der schmeichelhafteste war. Er hatte eine Spur hinterlassen, die sogar der berühmte Blinde mit seinem Krückstock ertasten konnte. Selbst wenn dieser verfluchte Bengel nur halb so viel wog wie er, hätte er schon wie Jesus über das Wasser wandeln müssen, um nicht ebenfalls Fußabdrücke zu hinterlassen, denen er nur zu folgen brauchte.

Fast schon behutsam tastete er sich zurück zum Eingang der Ruine und ließ seinen Blick über die schlammige Mondlandschaft gleiten, die einmal ein gepflegter Vorgarten gewesen war. Er brauchte nur Augenblicke, um die Spur zu entdecken, die er selbst verursacht hatte, und nur einige weitere, bis er die zweite, etwas schmalere Fährte sah, die fast parallel dazu verlief. Großer Gott –wie blind war er eigentlich gewesen?

Sein erster Impuls war, einfach herumzufahren und ins Haus zurückzustürmen, aber diesmal behielt seine Vernunft die Oberhand. Aufmerksam folgte er der Spur, bis er den Punkt gefunden hatte, an dem sie im Haus verschwand, und ließ sich dort neben einem der schmalen Fußabdrücke in die Hocke sinken. Der Abdruck war deutlich flacher als seine eigene Spur – seltsam, der Junge war ihm größer und vor allem auch schwerer vorgekommen, als er sich aufgerappelt hatte und davongelaufen war. Aber wenn er die Abdrücke mit seinen eigenen verglich, dann konnte er kaum mehr als siebzig oder allerhöchstens fünfundsiebzig Pfund wiegen. Vermutlich so ein verzogener Luxusbengel, dessen Eltern ihm eine ganze Armee überbezahlter Anwälte auf den Hals hetzen würden. Wenn er den Jungen nicht fand und die Sache irgendwie geradebog, dann war er erledigt.

Im Inneren des Hauses war die Spur weit weniger deutlich als draußen, und dazu kam, dass es jetzt immer rascher dämmerte. In zehn, spätestens in fünfzehn Minuten würde es völlig dunkel sein, und wenn seine Glückssträhne anhielt, würde ihm allerspätestens eine Minute danach irgendein Trottel in den Wagen fahren, der mit laufendem Motor, offener Fahrertür und ausgeschalteten Scheinwerfern draußen am Straßenrand stand.

Vielleicht wäre es das Vernünftigste, wenn er machte, dass er hier wegkam – solange er noch konnte. Anscheinend hatte niemand den Unfall beobachtet. Er könnte es riskieren. Einfach zum Wagen zurückgehen, einsteigen und davonfahren, als wäre nichts passiert, und darauf hoffen, dass der Junge sich nach einer Weile wieder beruhigte, aus seinem Versteck herauskam und nach Hause humpelte, um seine blauen Flecken und Schrammen zu kühlen.

Aber was, wenn er mehr hatte als ein paar blaue Flecken?, flüsterte eine leise Stimme in seinem Kopf. Und eine andere, deutlich überzeugendere Stimme versicherte ihm das genaue Gegenteil: Der Kleine war aufgesprungen und davongeflitzt wie ein junger Hund, der einem Ball nachjagte. Niemand, der ein paar gebrochene Knochen oder gar innere Verletzungen hatte, konnte sich so bewegen. Er war erschrocken gewesen, das war alles. Wahrscheinlich verkroch er sich aus Angst und war der Meinung, er hätte den Unfall verursacht (hatte er ja auch: Dieses blöde Balg war wie aus dem Nichts zwischen zwei parkenden Autos aufgetaucht und so schnell auf die Straße hinausgestürmt, dass er ihm einfach nicht mehr hatte ausweichen können, ganz egal, ob mit oder ohne Alkohol im Blut), und wenn er nur ein ganz kleines bisschen Glück hatte, dann würde er zu Hause nicht einmal etwas davon erzählen, sondern sich schlimmstenfalls irgendeine wilde Geschichte ausdenken, nach der er vom Fahrrad gefallen, von einer Bande Türkenjungen verprügelt oder von Außerirdischen entführt worden war, um seine Schrammen zu erklären. Er sollte machen, dass er hier verschwand, dachte Will, zum Teufel noch mal, bevor jemandem sein Wagen auffiel oder rein zufällig eine Streife vorbeikam.

Ja, die Stimme klang überzeugend. Sie war selbstsicher, aber dieselbe selbstsichere, überzeugende Stimme war auch dafür verantwortlich, dass er acht seiner noch nicht annähernd vierzig Jahre im Gefängnis verbracht hatte. Und jedes Mal, wenn er sie hinterher zur Rede stellte, hatte sie geschwiegen.

Wenn er aber verschwand, und sie fanden in dieser Ruine ein schwer verletztes oder gar totes Kind, dann waren die zwei Jahre Bewährung, die im Moment wie ein Damoklesschwert über ihm hingen, sein geringstes Problem. Die Bullen waren nicht blöd. Sie waren manchmal ein bisschen bequem, manchmal ein bisschen langsam, oft ein bisschen stur, aber bei toten Kindern hörte auch für sie der Spaß auf, und wenn sie ihre ganze schwerfällige Maschinerie erst einmal in Gang gesetzt hatten, dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ihn überrollte. Sie würden ihn kriegen, daran bestand nicht der geringste Zweifel, ganz egal, was die Stimme in seinen Gedanken auch behauptete.

Während seine Fantasie fortfuhr, ihn mit allen möglichen Schreckensszenarien zu plagen, richtete sich Will auf, kniff die Augen zusammen und versuchte, der Spur zu folgen. Hier drinnen im Haus war sie nicht mehr so deutlich zu erkennen, aber auch nicht ganz verschwunden: Da war ein einzelner Fußabdruck, dort ein feuchter Fleck, wo die Oberfläche des gerade erst im Trocknen begriffenen Morastes aufgerissen war … Es war eigentlich gar nicht so schwer, die Fährte nicht zu verlieren. Die Spur führte einige Meter weit in die Richtung, in die er selbst gerade gelaufen war, und knickte dann nach links ab, um hinter einer halb verkohlten und aus den Angeln gerissenen Tür zu verschwinden. Will quetschte sich durch den schmalen Spalt und wäre auf der anderen Seite um ein Haar in die Tiefe gestürzt, denn dort befand sich kein weiteres Zimmer, sondern eine schmale Treppe, die jäh nach unten führte. Eine Sekunde lang hatte er das Gefühl zu stürzen; dann fand er sein Gleichgewicht wieder, tastete vorsichtig mit den Füßen nach festem Halt und sank mit einem erleichterten Seufzen zurück. Verdammte kleine Kröte! Er sollte ihn einfach da unten liegen und verrecken lassen!

Stattdessen tastete Will mit dem rechten Fuß ins Leere, bis er die nächste, unerwartet tief liegende Stufe gefunden hatte, ließ sich vorsichtig in die Hocke sinken und atmete ein paar Mal ein und aus, bis sich sein rasender Puls beruhigt hatte. Ein Rest von Tageslicht sickerte über seine Schultern herein, und auch weiter unten war es wieder heller; ein Teil der Kellerdecke musste eingestürzt sein.

Zumindest war es hell genug, um zu erkennen, dass der Teil der Villa, der unter der Erde gelegen hatte, eine glatte Mogelpackung war. Der Treppenschacht hatte die Form eines Gewölbes, das in einem Winkel in die Tiefe führte, der vermutlich schon vorschriftswidrig gewesen war, bevor man dieses Haus gebaut hatte, und das über eine erstaunliche Distanz; fünf, wenn nicht sechs Meter, schätzte er. Will zögerte. Er war ganz und gar nicht sicher, dass der Junge wirklich hier unten war, aber andererseits – welche Wahl blieb ihm noch?

»Bist du da unten irgendwo?«, rief er.

Die einzige Antwort, die er bekam, war das Echo seiner eigenen Stimme.

Will fluchte lautlos in sich hinein. Wenn er Pech hatte, stand der Keller nicht nur unter Wasser, sondern erstreckte sich möglicherweise auch noch unter dem gesamten Gebäude, vielleicht sogar darüber hinaus. Das war so ungefähr das Letzte gewesen, was er sich für diesen Abend gewünscht hätte – einen knietief überfluteten Gewölbekeller, der vermutlich mit dem Gerümpel eines halben Jahrhunderts voll gestopft war, nach einem hysterischen Kind abzusuchen, das so ziemlich alles wollte, nur eines nicht: gefunden werden.

»Bist du da unten, Junge?«, rief er noch einmal. »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich tu dir nichts.«

Er bekam auch diesmal keine Antwort, aber nach einer Weile war er sicher, Geräusche aus der Tiefe zu hören, und ging weiter. Seine Augen hatten sich mittlerweile an das Dämmerlicht hier unten gewöhnt, so dass er seine Umgebung wenigstens schemenhaft erkennen konnte, dennoch war der Abstieg nicht ungefährlich. Die Treppenstufen, die aus denselben, schon halb im Zerbröckeln begriffenen Feldbrandsteinen bestanden wie die Wände, waren leicht abschüssig und mit einer dünnen Schicht aus irgendeiner schwarzen Schmiere bedeckt, wahrscheinlich einer Mischung aus Löschwasser, Ruß und zweihundert Jahre altem Dreck, der von den Wänden heruntergewaschen worden war. Er setzte den Fuß jedes Mal sorgsam auf, suchte nach festem Halt, bevor er die nächste Stufe in Angriff nahm, und ließ zusätzlich die rechte Hand an der Wand entlangschleifen. Der Keller stand zwar nicht knietief unter Wasser, wie er befürchtet hatte, aber es reichte ihm immerhin bis über die Knöchel, und es war eiskalt. »He, Kleiner!«, rief er. »Ich weiß, dass du hier bist! Ich will dir doch nur helfen!«

Irgendwo vor ihm platschte etwas. Vielleicht Schritte, vielleicht auch nur ein Stein, der sich von der baufälligen Decke gelöst hatte . Will sah nach oben. Ganz wie er vermutet hatte, war ein Teil der Decke eingestürzt, als die unvorstellbare Hitze des Feuers den Mörtel zwischen den Steinen zu Asche verbrannt hatte. Das Licht reichte nicht nur aus, um den ganzen, erstaunlich hohen und ebenso verblüffend weitläufigen Gewölbekeller zu überblicken, sondern auch, um ihm zu zeigen, dass es mindestens drei Türen gab, die tiefer in dieses unterirdische Labyrinth hineinführten. Seine Laune sank weiter, und in seine Panik mischte sich ein immer größer werdender Anteil von Ärger. Verdammtes Balg! Das Platschen wiederholte sich, und Will war sich sicher, dass es nicht nur ein weiterer Stein war, der sich vom Rand des gezackten Lochs in der Decke gelöst hatte. Der Junge war hier irgendwo!

»Also gut, dann spielen wir eben ein Spielchen! Aber es ist vollkommen unnötig, weißt du? Ich bin dir nicht böse!«

Langsam setzte er sich in Bewegung. Das Platschen war irgendwo auf der anderen Seite des Kellers ertönt, was wohl bedeutete, dass der Junge in einem der anderen Räume war.

Während Will vorsichtig durch das eisige Wasser schlurfte und die kalten Schauer zu unterdrücken versuchte, die ihm in immer schnellerer Folge das Rückgrat hinabliefen, sah er sich aufmerksam in dem großen, halbdunklen Raum um. Das Licht reichte nicht aus, um alle Einzelheiten zu erkennen, aber das Schicksal hatte zumindest nicht alle Arschkarten ausgespielt. Noch nicht. Der Keller war fast leer. Hier und da ragte ein verschwommener Umriss aus dem Wasser, ein altes Möbelstück, ein Schatten, eine Kiste, ein leerer Schrankkoffer mit offen stehender Tür … kantige Dinge mit Konturen, die zu hart und zu unbeweglich waren, um zu etwas Lebendigem zu gehören. Dennoch blieb er ein paar Mal stehen, um den einen oder anderen Schatten genauer in Augenschein zu nehmen.

»Das wird langweilig«, rief er. »Ich finde dich sowieso. Also, warum hörst du nicht mit dem Unsinn auf und kommst heraus? Ich bin dir nicht böse. Ich weiß, dass du nichts dafür kannst.«

Und damit kam er der Wahrheit verdammt nahe. Wenn irgendjemand etwas für die Scheiße konnte, in der er bis zum Hals steckte, dann er selbst. Er hatte wieder einmal auf die Stimme gehört, an deren Argumenten es auch diesmal nichts zu rütteln gab, zumindest nicht auf den ersten Blick: Wenn er sich schon ans Steuer eines Wagens setzte, dessen Papiere nicht ganz koscher waren (schmeichelhaft ausgedrückt), dann war es ganz eindeutig cleverer, nicht mitten durch die Stadt zu fahren, wo die Gefahr größer war, in eine dieser verdammten Routine-Verkehrskontrollen zu geraten, die sie in letzter Zeit wieder eingeführt hatten (zur Hölle mit diesen verfluchten Moslems! Wenn es nach ihm ging, dann konnten sie auf der ganzen Welt Hochhäuser in die Luft sprengen und Passagierschiffe versenken, so viele sie wollten, aber diese fanatischen Gotteskrieger begannen allmählich, redlichen Kleinkriminellen wie ihm das Geschäft zu verderben!), sondern einen Umweg durch eine der besseren Wohngegenden am Stadtrand zu machen. Polizeistreifen gab es auch hier, vermutlich sogar mehr als irgendwo in der Südstadt oder im Zentrum, aber der Aston Martin fiel hier eindeutig weniger auf. So weit zu dem, was die Stimme gesagt hatte. Den Rest hatte er selbst erledigt. Zuerst hatte er sich kräftig verfahren, und dann war er an dieser Ruine vorbeigekommen und hatte eine Sekunde zu lang auf die brandgeschwärzten Mauern aus verkohlten Balken gestarrt. Vor einer Woche hatte er auf einem lokalen Fernsehsender einen Bericht über den Brand gesehen, und bei dem Anblick der Ruine hatte er für einen ganz kurzen Moment so etwas wie eine gehässige Befriedigung verspürt und gedacht, dass offenbar auch die Reichen und Schönen nicht vor Schicksalsschlägen gefeit waren. Zumindest war etwas an dem alten Spruch dran, dass der liebe Gott kleine Sünden sofort bestraft. Die Strafe für seine Schadenfreude jedenfalls folgte auf dem Fuß, und sie erschien in Form eines vielleicht zwölf- oder auch dreizehnjährigen Jungen, der wie aus dem Nichts zwischen zwei parkenden Wagen auftauchte und ihm direkt vor die Kühlerhaube rannte.

Will verscheuchte den Gedanken. Wenn er irgendwie heil aus dieser Geschichte herauskommen sollte, dann hatte er noch Zeit genug, sich selbst Leid zu tun. »Bitte, Kleiner!«, rief er. »Ich will doch nur sicher sein, dass dir nichts passiert ist.« Nichts passiert? Der Aufprall hatte sich angehört, als hätte er dem Jungen sämtliche Knochen im Leib gebrochen, und er war mindestens drei oder vier Meter weit durch die Luft geflogen, ehe er auf dem Straßenpflaster aufschlug. Er war verletzt. Garantiert. »Ich mache dir keinen Vorwurf, und ich sage auch deinen Eltern nichts. Ganz bestimmt!«

Diesmal bekam er eine Antwort, wenn auch nicht unbedingt die, die er sich erhofft hatte. Irgendwo hinter einer der Türen auf der anderen Seite des Kellers platschte es erneut, dann erklang ein lang anhaltendes Poltern und Kollern; ein Geräusch, das sich ganz so anhörte, als ob jemand über einen Berg von Trümmern zu klettern versuchte, der immer wieder unter ihm wegrutschte. Will vergaß jede Vorsicht und stürmte in die Richtung der Geräusche los, die er gehört hatte. Die erste Tür, die er aufriss, erwies sich als Niete: Der Raum dahinter war winzig, kaum mehr als ein Alkoven, und schien einmal als Wandschrank gedient zu haben. Irgendetwas Kleines sprang erschrocken unter den Trümmern hervor und verschwand mit einem Platschen im Wasser, bevor er es erkennen konnte.

»Also gut«, murmelte er. »Dann wähle ich Tor zwei. Hoffen wir, dass dahinter nicht auch noch ein Zonk ist.«

Vorsichtiger geworden, öffnete er die nächste Tür weit langsamer und wurde mit einem Schwall feuchtwarmer Luft belohnt, der ihm entgegenschlug. Dieser Raum war weit größer als der erste und vollkommen leer. Zwei von dreien, also gut. Wenigstens wusste er jetzt, wo der Junge war. Wenn er noch da war.

»Jetzt komm endlich raus, verdammte Kröte«, murmelte er, vorsichtshalber allerdings so leise, dass seine Worte auf der anderen Seite der letzten verbliebenen Tür nicht gehört werden konnten. »Du bewegst dich hart am Rand einer Tracht Prügel, ist dir das eigentlich klar?«

Die dritte Tür war eine Überraschung – selbstverständlich eine unangenehme. Sie führte nicht unmittelbar in einen weiteren Kellerraum, sondern in einen kurzen Gewölbegang, der nach vier oder fünf Schritten in grauem Zwielicht und dem Schimmern von schwarzem Wasser mündete. »Ich weiß, dass du hier bist!«, rief Will. »Jetzt komm raus. Ich finde dich ja doch!«

Diesmal antworteten weder ein Platschen noch das Geräusch von kollernden Steinen auf seine Worte. Entweder der Kleine war längst über alle Berge, oder er wollte das Spiel tatsächlich bis zum bitteren Ende spielen. So oder so, er arbeitete an einer Abreibung, ganz eindeutig.

Will zog die Tür weiter auf, machte einen zögernden Schritt in den niedrigen Gang hinein und blieb wieder stehen, um zu lauschen. Nichts. Er überlegte einen Moment und ging dann zur Tür zurück. Ein flüchtiges Grinsen huschte über sein Gesicht, als er sah, dass es einen Riegel auf der Innenseite gab, und es wurde noch deutlich breiter, als er ihn zuschob und dazu unerwartet viel Kraft aufwenden musste. Er würde wahrscheinlich noch viel mehr Kraft brauchen, um ihn wieder aufzubekommen, aber dem Jungen würde das ganz bestimmt nicht gelingen.

Er kehrte zum anderen Ende des Gewölbes zurück und versuchte das graue Halbdunkel vor sich mit Blicken zu durchdringen. Jetzt, wo er den einzigen Ausgang verrammelt hatte, würde er den Jungen über kurz oder lang finden, da war er sicher.

Er korrigierte seine Schätzung, was die Größe des Kellers anging, um ein gutes Stück nach unten, aber dennoch lief ihm die Zeit davon. Dazu kam, dass er auch hier im Grunde nicht mehr als Schatten sah. Die Fenster waren nicht besonders groß, und das Licht wurde zusehends schwächer. Ihm blieben vielleicht noch zehn Minuten, bis es hier drinnen vollkommen dunkel sein würde. »Was soll denn das, Junge?«, fragte er. »Ich weiß, du hast Angst und wahrscheinlich auch Schmerzen, aber ich will dir wirklich nur helfen. Ich bringe dich zum Arzt. Oder, wenn du willst, auch nach Hause. Also komm schon raus. Es wird langweilig.«

Niemand kam raus, aber irgendwo in den Schatten vor ihm schien sich etwas zu bewegen, und er hörte ein leises Scharren. Der Junge war hier.

Langsam, mit halb geschlossenen Augen und sich weit mehr auf sein Gehör verlassend als auf die ohnehin eher verwirrenden Schemen, die er sah, bewegte er sich tiefer in den Raum hinein. Auch dieser Keller stand unter Wasser. Die schmutzige Brühe reichte ihm jetzt fast bis an die Waden, aber das Wasser war nicht annähernd so eisig wie dort drüben, und auch die Luft kam ihm deutlich wärmer vor. Auf sonderbar unangenehme Weise wärmer, als hätte das Feuer, das das Haus verzehrt hatte, einen Teil seiner Hitze hier unten zurückgelassen. Nicht weit von ihm entfernt platschte etwas im Wasser, und als Will dort hinüberblickte, glaubte er etwas Grünliches, Schuppiges zu sehen, auf den ersten flüchtigen Eindruck etwas geradezu Groteskes …

Will verscheuchte den Gedanken. Sein Appartement war vollgestellt mit kleineren und mittelgroßen Drachenfiguren, eine Obsession, die er sich über die Kindheit hinweg bewahrt hatte, weil sie ihm Halt gab in einer Welt, die ihm nicht immer besonders freundlich gesonnen war. Vielleicht lag es daran. Wie sonst hätte er auf die Idee kommen können, in der Brühe schwimme etwas, das eine verteufelte Ähnlichkeit mit einem Drachen hatte? Als er seinen Blick weiterschweifen ließ, konnte er nichts mehr entdecken. Trotzdem war er plötzlich gar nicht mehr so sicher, dass es wirklich eine gute Idee gewesen war, die Tür hinter sich zu verriegeln. Was, wenn der Brand tatsächlich noch irgendwo hier unten schwelte und nur darauf wartete, plötzlich wieder auszubrechen und diesen Raum in einen unterirdischen Hochofen zu verwandeln, in dem er hilflos gefangen wäre?

Er versuchte, die Vorstellung als lächerlich abzutun. Das schmutzige Wasser, durch das er watete, war Löschwasser, das durch die Decke und das Mauerwerk gesickert war, nachdem die Feuerwehr es gleich hektoliterweise über dem brennenden Haus ausgeschüttet hatte. Alles hier war nass. Hier unten konnte nichts mehr brennen.

Und trotzdem streckte er die Hand aus und tastete mit gespreizten Fingern nach der Wand.

Das Feuer war da. Er konnte es spüren. Flammen und Glut waren erloschen, aber das, was das Feuer wirklich ausmachte, war noch immer da, still, abwartend und lauernd. So hastig, als habe er sich tatsächlich verbrannt, zog er die Hand zurück und betrachtete seine Finger. Ein wenig schmieriger Ruß klebte an seiner Haut, warm, aber nicht heiß. Natürlich nicht heiß. Dennoch streckte er nach kurzem Zögern noch einmal den Arm aus und legte diesmal die ganze Hand auf den Stein.

Er hatte sich nicht geirrt. Da war etwas. Will konnte nicht genau sagen, was, schon weil das Gefühl mit nichts zu vergleichen war, was er jemals erlebt hatte, aber irgendetwas bewegte sich in dieser Wand. Etwas Großes, Warmes, das sich schwerfällig zu regen schien, wie ein Drache, der sich im Schlaf bewegte. Trotz der Härte des unter der Hitze porös gewordenen Steins fühlte sich die Wand … lebendig an. Irgendetwas war darin eingeschlossen. Er konnte das Feuer spüren. Seine Heimtücke, seine Intelligenz, seinen absoluten Willen zu überleben und zu zerstören.

Unsinn!

Will schüttelte den Gedanken mit aller Macht ab, zog die Hand zurück und zwang ein nervöses Lächeln auf seine Lippen, das nicht nur keinem anderen Zweck diente als dem, seine Furcht zu überspielen, sondern diesen Zweck auch kläglich verfehlte. Ganz bewusst dachte er: Er saß seiner eigenen Fantasie auf, die mittlerweile wirklich alle Register zog, um ihn fertig zu machen, und er würde den Teufel tun und jetzt auch noch anfangen, an Gespenster zu glauben.

»Der Spaß ist jetzt zu Ende«, sagte er, während er sich umdrehte und dabei ein gutes Stück von der Wand wegtrat. »Du kommst jetzt freiwillig raus oder du kriegst mächtigen Ärger, mein Freund. Ich will dir ja helfen, aber ich habe meine Zeit nicht gestohlen.«

Vielleicht funktionierte es ja. Wenn man mit gutem Zureden nicht mehr weiterkam, dann half bei Kindern manchmal ein scharfer Ton, jedenfalls war das in seiner Jugendzeit so gewesen.

Heute offensichtlich nicht mehr. Er bekam keine Antwort, aber nach einer Weile hörte er wieder dieses sonderbare raschelnde Schleifen, und jetzt konnte er die Richtung ausmachen, aus der es kam. Er glaubte sogar, eine Bewegung zu erkennen, war aber nicht ganz sicher.

Gutes Zureden hatte jetzt vermutlich keinen Sinn mehr, und ihm blieb auch keine Zeit mehr dafür. Der Junge war hier drinnen, und er würde ihn finden. Will warf einen letzten, sichernden Blick in Richtung der Tür, die er so sorgsam verschlossen hatte, und bewegte sich dann langsam tiefer in den Raum hinein. Seine Augen hatten sich mittlerweile so gut an das blasse Zwielicht gewöhnt, dass es immerhin ausreichend war, um zu sehen. Es gab eine Anzahl Kisten, Kartons und hüfthohe Stapel, die einfach nur aus Krempel bestanden, aber einen Gutteil des vorhandenen Platzes nahm eine überdimensionale Heizungsanlage ein, uralt und klobig, und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit hockte der Kleine dahinter, beobachtete ihn und hoffte, dass er einfach nur lange genug stillhalten musste, damit er wieder ging.

Will bewegte sich langsam weiter, blieb stehen, um zu lauschen, und wurde mit einem neuerlichen Rascheln belohnt; ganz eindeutig das Geräusch von Kleidung, die über Stein oder auch Metall strich. Irgendwo rechts von ihm. Mit einiger Mühe widerstand er der Versuchung, einfach loszustürmen, änderte aber ein wenig seine Richtung, um dem Jungen den Weg abzuschneiden, sollte der ihn beobachten und nur darauf warten, auf der anderen Seite hinter dem Heizkessel hervorzustürmen, kaum dass er um die Ecke bog. Will tat ihm den Gefallen, führte die Bewegung aber nicht zu Ende, sondern machte mitten im Schritt kehrt und wurde mit dem Anblick eines Schattens belohnt, der ebenso hastig wie er zurückprallte und wieder in Deckung sprang. Etwas polterte.

»Also gut«, knurrte er. »Ich hab dich gesehen. Also tu uns doch bitte beiden einen Gefallen und komm endlich raus. Ich krieg dich doch sowieso.«

Natürlich bekam er keine Antwort, aber der Kleine war jetzt offensichtlich in Panik und gab sich keine Mühe mehr, leise zu sein. Will hörte ihn deutlich auf der anderen Seite des Heizkessels herumpoltern, dann gerieten seine Schritte aus dem Takt, und er hörte einen dumpfen Aufschlag, gefolgt von einem ebenso mühsam wie erfolglos unterdrückten Wimmern. Will beschleunigte seine Schritte, duckte sich unter einem mit Isolierschaum umwickelten Rohr hindurch und entdeckte den Jungen nicht nur genau dort, wo, sondern auch genau so, wie er ihn vermutet hatte: Er kauerte auf der anderen Seite des monströsen Heizkessels auf den Knien und hielt sich mit beiden Händen das Gesicht, auf das er gefallen sein musste. Zwischen seinen Fingern quollen hellrote Tropfen hervor. Er hatte sich tatsächlich die Nase blutig geschlagen. Schmerzhaft, aber selbst schuld.

»So, jetzt hab ich dich«, knurrte Will. »Jetzt ist Schluss mit lustig!«

Er machte einen raschen Schritt, beugte sich gleichzeitig vor und streckte den Arm aus, um den Jungen am Kragen zu packen, aber er hatte den Knirps trotz allem unterschätzt. Blutige Nase oder nicht – er sprang blitzschnell auf die Füße, tauchte unter Wills zupackender Hand weg und war im nächsten Augenblick in dem Gewirr von Rohrleitungen und Schläuchen hinter dem Heizkessel verschwunden. Will setzte ihm fluchend nach, übersah aber ein weiteres, unterarmdickes Rohr (das diesmal selbstverständlich nicht mit Schaumstoff umwickelt war) und knallte mit voller Wucht dagegen. Es war nicht so schlimm, wie es hätte sein können, aber er sah für ein paar Augenblicke buchstäblich Sterne. Und als sich das bunte Flimmern vor seinen Augen lichtete, war der Junge nicht mehr da. Will konnte seine Schritte irgendwo auf der anderen Seite des Kessels hören und nur einen Augenblick später ein angstvolles Keuchen und die Geräusche, mit denen er vergeblich an der verriegelten Tür zerrte.

Jetzt hatte er ihn! Zwar auf Händen und Knien, trotzdem aber kroch Will sehr schnell hinter dem Heizkessel hervor, richtete sich auf und sprintete in Richtung Ausgang. Ohne auf den pochenden Schmerz hinter seiner Stirn zu achten, spurtete er los und erreichte den großen Gewölbegang gerade rechtzeitig genug, um zu sehen, wie der Junge enttäuscht von der Tür zurücktrat und sich herumdrehte.

»Jetzt hör mit dem Unsinn auf, Kleiner«, sagte Will schwer atmend. »Ich will dir doch nichts tun, verdammt noch mal!« Er schüttelte den Kopf, um seine Worte zu bekräftigen, machte einen weiteren Schritt in den Gang hinein und blieb überrascht stehen. Der Kleine war eine Kleine, das war das Erste: ein Mädchen von vielleicht elf oder zwölf Jahren, zwar erstaunlich groß für ihr Alter, aber auch so schlank, dass sie schon fast ausgemergelt wirkte. Ihre Wangen waren eingefallen und blass, und unter ihren Augen lagen dunkle, tief eingegrabene Ringe, wie bei einem Menschen, der eine schwere Krankheit hinter sich hatte oder endlosen Kummer. Ihre Kleidung war geradezu grotesk: Sie trug Jeans und die Nike-Turnschuhe, deren Spur ihn hierher geführt hatte, aber statt einer Bluse ein mit Rüschen besetztes, rosarotes Nachthemd, das selbst Barbie zu kitschig gewesen wäre und das sie nur nachlässig unter den Bund ihrer Jeans gestopft hatte.

Was Will jedoch am meisten erschreckte, das war der Ausdruck ihrer Augen. Natürlich hatte er Furcht erwartet, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, aber was er in ihrem Blick las, war blanke Todesangst. Blut lief aus ihrer Nase, und obwohl ihre Hände zu Fäusten geballt waren, konnte er sehen, dass sie sich mindestens zwei oder drei Fingernägel bei dem Versuch abgebrochen hatte, den Riegel aufzubekommen. »Hey«, sagte er unsicher. »Du musst keine Angst haben, wirklich. Ich wollte mich doch nur überzeugen, dass dir nichts passiert ist.«

Keine Antwort. Er machte einen vorsichtigen weiteren Schritt in den Gang hinein, blieb erneut stehen und hob langsam die Arme, um die leeren Handflächen nach außen zu drehen; eine Geste, von der er einmal gelesen hatte, dass sie überall auf der Welt als Bekundung friedvoller Absichten verstanden wurde.

Das Mädchen schien davon allerdings nichts gehört zu haben, denn sie fuhr zusammen, als hätte er statt einer leeren Hand eine durchgeladene Maschinenpistole in ihre Richtung gestreckt, stieß einen kurzen, schrillen Schrei aus und stürmte blindlings los. Will packte zu, und diesmal war er sicher, dass er sie zu fassen kriegte, aber die Kleine schlug im letzten Moment einen Haken, zerkratzte ihm den Handrücken und war in der nächsten Sekunde abermals im Schatten des Kellers hinter ihm verschwunden. Will fluchte, wirbelte auf dem Absatz herum und war keine zwei Schritte hinter ihr, als sie erneut hinter dem Heizkessel wegzutauchen versuchte.

Er nahm jetzt keine Rücksicht mehr, und das konnte er auch nicht. Das Mädchen war hoffnungslos in Panik. Wenn er das, was er in ihren Augen gesehen hatte, richtig deutete, dann würde sie hier unten eher verhungern, bevor sie freiwillig mit ihm kam.

Als das rosa Barbie-Nachthemd zu verschwinden drohte, warf er sich vor, streckte die Arme aus und spürte dünnen, seidigen Stoff unter seinen Fingern. Mit aller Kraft packte er zu.

Der Ruck hatte nicht nur ihn, sondern auch die Kleine aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie stolperte, prallte schwer gegen den rostigen Heizkessel und schlug der Länge nach hin, und praktisch in der gleichen Sekunde landete auch Will auf der Nase und schlidderte hilflos hinter dem Mädchen her. Aber er reagierte trotzdem schnell genug, um den Arm auszustrecken und nach dem Mädchen zu greifen.

Diesmal bekam er sie zu fassen. Seine Hand schloss sich mit unerbittlicher Kraft um ein so erschreckend dünnes Fußgelenk, dass er um ein Haar sofort wieder losgelassen hätte, aber er widerstand dem Impuls, griff im Gegenteil sogar noch fester zu und stemmte sich ungeschickt auf den anderen Ellbogen hoch. Er musste sich verletzt haben. Sein Gesicht brannte, als hätte er versucht, sich mit einem Stück Schmirgelpapier zu rasieren, und er spürte Blut über seine Wange laufen.

»Jetzt hör endlich auf«, sagte er. »Ich will dir doch wirklich nur …«

Vermutlich stempelte der Turnschuh nicht wirklich das Nike-Logo auf seine Stirn, aber auf jeden Fall fühlte es sich so an, als ihm die Kleine mit aller Kraft ins Gesicht trat. Will brüllte vor Schmerz, ließ das Bein los und griff sofort wieder zu, aber selbstverständlich ins Leere. Ein rosa Schemen verschwand vor ihm in dem Durcheinander aus Rohrleitungen und Schläuchen.