Haupttitel

Lucius Apuleius

Der goldene Esel

In der Übersetzung von August Rode
marixverlag
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Der Text wurde behutsam revidiert und neu bearbeitet nach der Übersetzung von August Rode, in der Ausgabe Berlin 1920
Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH
Bildnachweis: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin: P.G. Batoni, Die Vermählung Amors mit Psyche, Gemälde, 1756, Gemäldegalerie Staatliche Museen zu Berlin, Standort 504, Fotografie von Jörg P. Anders
Redaktion: Dr. Bruno Kern, Mainz
eBook-Bearbeitung: Medienservice Feiß, Burgwitz
Gesetzt in der Palatino Ind Uni – untersteht der GPL v2
Gesetzt in der Palatino Ind Uni und Linux Biolinum (griechisch) – untersteht der GPL v2
 
ISBN: 978-3-8438-0004-4
 
www.marixverlag.de

Inhalt

Vorwort

Prolog

Erster Teil

Erstes Buch

Zweites Buch

Drittes Buch

Viertes Buch

Fünftes Buch

Sechstes Buch

Zweiter Teil

Siebtes Buch

Achtes Buch

Neuntes Buch

Zehntes Buch

Elftes Buch

Kontakt zum Verlag

Vorwort

Der goldene Esel des Apuleius ist ohne Zweifel ein kleines Juwel der antiken Literatur. Den ältesten Schelmenroman der Weltliteratur hat man ihn genannt, doch er ist weit mehr als das. Sein Autor, Lucius Apuleius, wurde im Jahr 125 n. Chr. in Madaura (Nordafrika) geboren. Er wuchs in Karthago auf und studierte dort Rhetorik. In Athen widmete er sich dem Studium der Philosophie und lebte danach (wenigstens zeitweise) in Rom, wo er als Anwalt arbeitete. Seine Tätigkeit als Schriftsteller ist mit seiner Biografie eng verflochten. So musste er sich etwa gegen den Vorwurf der Zauberei zur Wehr setzen und tat dies mit der eloquenten Schrift Apologia, die nicht zufällig an Platons Apologie des Sokrates erinnert. Diesem Philosophen, insbesondere seiner Gottesvorstellung, hat er ebenfalls eine Schrift gewidmet. Aber auch seine Anwaltstätigkeit und sein Amt als sacerdos provinciae, also als leitender Priester im Kaiserkult der Provinz, spiegeln sich in seinen Erzählungen. Das vorliegende Buch, das ursprünglich den Titel Metamorphosen trug, ist sein Hauptwerk. Die Bezeichnung Der goldene Esel begegnet übrigens zum ersten Mal bei einem anderen großen Afrikaner der Antike, bei Augustinus von Hippo.

Für den Roman benutzte Apuleius eine griechische Vorlage: Der vornehme Grieche Lucius wird in einen Esel verwandelt, besteht als solcher etliche Abenteuer, bis er schließlich von der Göttin Isis wieder in einen Menschen zurückverwandelt wird. In diese Rahmenerzählung sind auf literarisch höchst kunstvolle Weise zahlreiche Geschichten eingeflochten: Neben vielen, teilweise recht derben, ja sogar zotigen Schwänken findet sich darunter auch das einzige aus der Antike überlieferte Märchen, Amor und Psyche. Wirkungsgeschichtlich ist dieser Teil der Erzählung wohl der bedeutendste. Das Motiv von Amor und Psyche fand – in zahlreichen Variationen – in die abendländische Literaturgeschichte und in die Bildende Kunst Eingang und findet sich bei so prominenten Protagonisten wie Raffael, Boccaccio, La Fontaine, Flaubert und Balzac wieder.

Weit mehr als die bekannte klassische – lateinische oder griechische – Literatur der Antike vermittelt dieser Roman einen höchst lebendigen, farbenprächtigen Eindruck von Alltagsleben, Sitten, Humor und Lebensart aller Gesellschaftsschichten in der Antike. Kulturgeschichtlich bedeutsam ist nicht zuletzt die detaillierte Schilderung des Isis-Kultes, der um die Zeitenwende, vor der Durchsetzung des Christentums, wohl der populärste Kult im Römischen Reich war und genau diejenigen Bevölkerungsschichten – nicht zuletzt Sklaven und Frauen – anzusprechen vermochte, die später das Christentum so erfolgreich für sich gewann. Die Erzählkunst des Lucius Apuleius kann kaum überschätzt werden. Neben raffinierter literarischer Komposition, überbordender Phantasie und poetischer Ausdruckskraft reicht sein Spektrum von höchst subtilem Witz über satirische Schärfe bis hin zu recht derbem Humor. Als kleine Kostbarkeit enthält der Roman an geeigneter Stelle auch ein scharfzüngiges Plädoyer für ein faires Gerichtsverfahren. Die Intention des Übersetzers August Rode war es, die Originaltreue mit einer Sprache zu verbinden, die dem Tonfall des Autors in all seinen Nuancen gerecht wird. Die behutsame sprachliche Neubearbeitung dieser Übersetzung will genau diese Absicht für die heutigen Leser und Leserinnen einlösen.

Bruno Kern

Prolog

Liebe Leser!

Ich, Lucius Apuleius, grüße euch.

Erstaunt fragt ihr: Warum stiegst du aus dem Schattenreich zu uns auf?

Genau das will ich euch erzählen!

Ihr kennt die Märchen aus Tausendundeine Nacht, verstohlen lest ihr auch Boccaccio, Balzac, Flaubert. Und reist ihr nach Italien und Rom, so steht ihr staunend in der Villa Farnese vor des großen Meisters Raffael »Amor und Psyche«. Und viele Künstler haben dieses mein berühmtes Liebespaar gar herrlich in Marmor gemeißelt.

Mich aber kennt ihr nicht. Und das stimmt mich traurig. Voller Mitleid gab mir daher des Schattenreiches Herrscherin Proserpina Urlaub, damit ich mich mit meinem Werk bei euch in Erinnerung bringe.

Mäuschenstill schlich ich mich am schlafenden Zerberus vorbei. Der sonst so düstere Fährmann Charon setzte mich willig über den Styx – und schon bin ich bei euch in der blendend strahlenden Sonne.

Und ich verspreche euch: Mit Genuss werdet ihr meine goldenen Eseleien lesen! Beim Herkules! Es wird viel zu lachen geben!

Saubere Früchtchen, kauzige Alte, böse Molche treiben ihren schlimmen Schabernack. Über ihre Possen werdet ihr euch scheckig lachen! Aber auch ehrsamen Bürgern, Mönchen, Priestern werdet ihr begegnen. Ich führe euch mitten hinein ins bunte Leben, in Stadt und Dorf, auf Straßen und Märkte.

Bisweilen geht es schon derb und urwüchsig zu! Und Meister Langohr mit dem langen Zagel, der lederne Klopphengst, treibt es oft gar arg. Verzeiht ihm! Er ist ein unvernünftiges Geschöpf. Und wie oft hagelte ein Prügelhagel über den Armen, dass er hub-, bug- und blattlahm ward! Habt nur Mitleid mit ihm! Schreit nicht gleich Zeter und Mordio! Er war halt – ein Esel! Auf die spießigen Sittenrichter unter euch hab' ich einen Pik! Sie sollten nicht vergessen, dass wir damals noch arge Heiden waren.

Jetzt liest der Esel uns gar noch Moral! schimpft ihr. Nein – das will ich nicht. Ein Mucker bin ich nicht.

Lest also mit Vergnügen die seltsamen Erlebnisse meines eselhaften Taugenichts, und lacht nach Herzenslust und vergesst nicht

euren Lucius Apuleius

Erster Teil

Erstes Buch

Ich will dir, lieber Leser, in diesem milesischen Märchen allerhand lustige Schwänke erzählen – ein wahrer Ohrenschmaus für dich, der du einem Buch, das in dem kurzweiligen ägyptischen Ton geschrieben ist, gern deine Aufmerksamkeit schenkst. Auch sollen dir darin Wunder begegnen, wie Leute in andere Gestalten verwandelt werden und manche dann wieder in ihre eigentliche Daseinsweise zurückkehren. Ich fange gleich an. Doch vorher noch ein Wort darüber, wer bin ich.

Mein Geschlecht ist uralt und auf dem attischen Hymettos, dem ephyräischen Isthmos und dem spartischen Tänar, diesen seligen, in den Schriften der glänzendsten Genien ewig blühenden Gefilden, zu Hause. Dort, besonders aber in Attika, bin ich auch erzogen worden. Nachher zog ich in die Hauptstadt Latiens. Aus Verlangen, die römische Literatur kennenzulernen, machte ich mich an die Sprache des Landes und studierte sie mit unsäglicher Mühe und Fleiß, jedoch ohne die geringste Anweisung.

Deshalb, mein Leser, bitte ich dich hier im Voraus um Verzeihung, wenn ich etwa, als Ausländer, hin und wieder in dieser fremden Sprache Fehler mache. Ich bediene mich derselben nur, weil etwas Kauderwelsch dem Komischen des Stoffes erst recht entgegenkommt und es mir allein um deine Erheiterung geht. Das Märchen stammt übrigens aus Griechenland. Jetzt beginnt es. Gib Acht, es wird zu lachen geben.

Ich unternahm vor einiger Zeit in bestimmten Angelegenheiten eine Reise nach Thessalien, wo ich ebenfalls ein hohes Ansehen genieße, wegen meiner mütterlichen Abstammung vom berühmten Plutarch und von dessen Neffen, dem Philosophen Sextus. Nachdem ich auf meinem treuen einheimischen Schimmel manch steiles Gebirge, manch schlüpfriges Tal, manche betaute Wiese und holprige Ebene zurückgelegt hatte und er nun ganz erschöpft war, ich mir aber die Müdigkeit vom Sitzen durch etwas Laufen vertreiben wollte, so stieg ich ab, wischte mit Laub den Schweiß vom Pferde, rieb ihm die Ohren, zäumte es ab, ließ es sich ein wenig verschnaufen und schlenderte Schritt für Schritt voraus. Während es mir nachfolgte und im Vorbeigehen an den Wiesen sich’s wohlschmecken ließ, holte ich zwei Leute ein, die kurz vor mir hergingen. Ich horchte, was sie miteinander schwatzten, als einer von ihnen überlaut auflacht und sagt:

»Oh, ich bitte dich, halt doch dein Maul und verschone mich mit so abgeschmackten ungeheuren Lügen!«

Das reizte meine ohnehin immer rege Neugier. Ich ergreife also gleich das Wort. »Mit Verlaub, Landsmann«, sage ich, »so gebt mir eure Erzählung zum Besten! Ich mag gern alles mit anhören; nicht eben weil ich so neugierig wär’, sondern bloß, um mich zu informieren. Zugleich wird es uns ja auch beim Schwatzen leichter fallen, den Hügel hier zu ersteigen!«

»Nun, Herr«, antwortet der vorige, »da kann er sich wirklich in der Welt an keinen Besseren als an den wenden, wenn ihm mit einer recht dick aufgetragenen Lüge gedient ist; denn was der mir da vorschwatzt, ist just so wahr, als – wie immer behauptet wird – dass man durch gewissen Hokuspokus die Ströme zu ihren Quellen zurücktreiben könne, das Meer fesseln, den Winden ihren Odem nehmen, die Sonne anhalten, den Mond schäumen, die Gestirne herabreißen, den Tag aufheben, die Nacht anhalten und was dergleichen Albernheiten mehr sind!«

»Lasst euch dennoch die Mühe nicht verdrießen, weiter fortzuerzählen«, redete ich nochmals und schon mit mehr Zuversicht den andern an. »Sowenig es auch euch da«, wandte ich mich an diesen, »in den Schädel will, so kann es, beim Herkules! darum doch alles sehr wahr sein. Ach, guter Freund, nur allzu oft verwirft unser verkehrter Sinn dasjenige als eine Lüge, was ihm doch nur unerhört, unersehen ist oder was über den Horizont seiner Gedanken hinausgeht und er nicht fassen kann! Prüfte er es nur genauer, so würde er so manches Mal finden, dass es nicht nur ganz begreiflich, sondern auch sehr wohl wahrscheinlich ist! Ich wäre zum Beispiel noch gestern Abend schier an einem Stück Käsekuchen erstickt, weil ich zu gierig aß und zu große Bissen davon nahm, da mir die klebrige Masse derart die Kehle verstopfte, dass ich genug zu würgen hatte, ehe ich wieder Luft bekommen konnte. Und gleichwohl habe ich neulich in Athen mit meinen eigenen Augen einen herumziehenden Marktschreier einen scharfen Degen, die Spitze zuerst, hinunterschlucken sehen! Ja, kurz darauf nahm er sogar einen langen Jagdspieß, stach sich damit für ein Spottgeld, das man ihm gab, tief in den Leib hinein, und das Eisen, das er hier in den Unterleib stieß, kam samt dem Schaft aus dem Genick hinten hoch empor, und oben auf der Spitze ließ sich ein bildschöner Junge sehen, der da mit solch einem Anmut, mit solch einer Gelenkigkeit tanzte und gaukelte, dass wir Zuschauer vor Verwunderung alle Maul und Nase aufsperrten. Wahrhaftig, geschickter hätte sich nicht der edle Drache des Gottes der Ärzte um dessen knotigen Stock herumschlingen können! Wohlan also, Landsmann«, sprach ich zu jenem wieder, »lass mich nicht vergebens bitten! Will euch euer Kamerad nicht glauben, so tue ich’s für ihn mit, und in dem ersten Wirtshaus, in das wir einkehren, bezahle ich aus Erkenntlichkeit eure Zeche.« – »Nicht doch, lieber Herr«, versetzte er, »das verlange ich nicht! Ich kann ihm ja wohl ohnedies meine kleine Geschichte erzählen: Ich will für ihn ganz von vorne wieder anfangen, weil er’s gerne hören mag. Zuvor kann ich’s ihm aber bei der Sonne, die uns bescheint, bei diesem allschauenden Gott schwören, dass alles, was ich ihm da erzählen werde, die helle, klare Wahrheit und mir selbst passiert ist! Er wird auch selber nicht daran zweifeln, wenn er erst in die nächste thessalische Stadt hier kommt, wo es sich öffentlich zugetragen hat und noch in aller Leute Mäuler ist. Lass er sich auch vorher noch sagen, wer und woher ich bin und was mein Gewerbe ist: Ich heiße Aristomenes, bin aus Ägina und treibe in Thessalien, Ätolien, Böotien Handel mit Honig vom Berg Ätna, mit Käse und dergleichen Waren mehr, die in den Gasthäusern gebraucht werden.

Mir ist seinerzeit zu Ohren gekommen, dass zu Hypata, der angesehensten Stadt in ganz Thessalien, frischer, wohlschmeckender Käse sehr billig zu haben sei. Ich mache mich eiligst dahin auf, um gleich den ganzen Vorrat wegzuschnappen. Doch ich armer Schelm musste zur bösen Stunde ausgegangen sein, meine Hoffnung, einen ordentlichen Schnitt zu machen, schlug mir fehl; wie ich hinkam, hatte schon tags zuvor Kaufmann Wolf allen Käse weggekauft. Von der unnützen Eile ermüdet, begebe ich mich gegen Abend ins Bad: Siehe, da treffe ich unterwegs meinen alten Kameraden Sokrates. Er saß auf der Erde, mit einem groben, lumpigen Mantel halb behangen, sich selbst fast nicht mehr ähnlich, totenblass und ganz entstellt vor Magerkeit: kurz, vollkommen so wie die Stiefkinder des Glücks an den Ecken um Almosen zu bitten pflegen. In diesem erbärmlichen Zustand schämte ich mich meines Freundes und hätte fast getan, als kennte ich ihn nicht; doch ging ich endlich zu ihm hin: ›Um Himmels willen, lieber Sokrates, was ist das?‹ rief ich, ›wie siehst du aus? Sag mir, was hast du angefangen? Du bist zu Hause als tot ausgeschrien, beweint; die Gerichte haben deinen Kindern Vormünder bestellt, deine Frau hat die Trauer um dich schon wieder abgelegt und um deinetwillen sich so abgehärmt und abgeweint, dass sie beinahe nicht wiederzuerkennen und blind geworden ist; eben dringen alle Verwandte in sie, ihren betrübten Witwenstand lieber gegen die Freuden einer zweiten Ehe zu vertauschen – und jetzt seh’ ich dich hier, zu unser aller größter Schande, wie ein leibhaftiges Gespenst herumziehen?‹ – ›Ach, Aristomenes‹, seufzte er, ›wie wenig musst du noch des Glückes Launen, Unbeständigkeit und Wechsel kennen!‹ – Und bei diesen Worten verbarg er sein Gesicht, das blutrot vor Scham geworden war, so in seine Lumpen, dass kaum noch seine Blöße bedeckt war. Ich konnte den jämmerlichen Anblick nicht ertragen. Ich packte ihn an und will ihn aufrichten; aber mit verhülltem Kopf, wie er war, rief er: ›O lass mich; lass das Glück noch länger den Triumph genießen, den es sich selbst bereitet hat!‹ – Ich bringe ihn trotzdem noch so weit, dass er mir nachgibt, ziehe auch meinen Oberrock aus und bekleide – oder, um recht zu sprechen, bedecke – ihn geschwind damit und eile mit ihm ins Bad. Da stecke ich ihn in die Wanne und wasche ihn erst, schaffe Salbe und Reibtücher herbei und scheuere ihm dann den alten Schmutz tapfer ab, und nachdem ich ihn so auf das Beste gepflegt, geleite ich ihn, da er ganz entkräftet ist, so müde ich auch selbst war und so schwer es mir auch fiel, zu einer Herberge, lege ihn ins Bett und gebe ihm zu essen und zu trinken und suche ihn durch allerhand Gespräche aufzumuntern. Schon waren wir auch wirklich guter Dinge, lachten, scherzten, neckten einander, waren laut, als auf einmal mein Gast schmerzlich aus innigster Brust heraufseufzt, sich mit geballter Faust vor die Stirn schlägt und loslegt:

›Ich Unglücklicher bin bloß durch die vermaledeite Lust, ein Fechterspiel zu sehen, wovon sehr viel geredet wurde, in dieses schmähliche Elend geraten! Denn, wie du weißt, reiste ich, um mir ein bisschen Geld zu verdienen, nach Mazedonien. Kaum habe ich mich da zehn Monate aufgehalten, so ist mein Beutel auch schon so voll, dass ich mich wieder auf den Heimweg begebe. Doch kurz vor Larissa, wo ich durchwollte, um dort eben die verwünschten Fechterkämpfe mit anzusehen, fällt mich eine Straßenräuberbande in einem abgelegenen, winkligen Tale an, und ich muss alles, bis aufs Leben, im Stich lassen. In dieser Not komme ich zu einer braven Gastwirtin mit Namen Meroe. Ich erzähle ihr die Ursachen meiner Wanderschaft, und wie ich nun beim Nachhausegehen alles meines sauer erworbenen Gutes beraubt wurde. Sie hört meine ganze Geschichte voller Mitleiden an und nimmt mich höchst liebreich bei sich auf, setzt mir auch, und zwar unentgeltlich, eine wohlzubereitete Mahlzeit vor; am Ende aber, von Brunst hingerissen, nimmt sie mich mit sich ins Bett, und damit war mein Unglück fertig! Denn in der einen Nacht hat mir’s das Weib so angetan, dass ich an sie Saft und Kraft verschwendete, ihr auch selbst die Kleider, die mir die Räuber aus Erbarmen noch gelassen hatten, nebst allem dem hingab, was ich, da ich noch fortkonnte, durch Trödeln gewann; bis ich mich zuletzt – Dank sei meinem bösen Geschick und diesem gutherzigen Weib! – in dem Zustande befand, worin du mich jetzt antriffst.‹ –

›Beim Pollux!‹ sprach ich. ›Du hättest es verdient, dass es dir noch schlimmer erginge, als es dir bereits geht, da du so um schnöde Lust und um einer verhurten Wirtin willen Frau und Kind vergessen hast!‹ – Ganz verdutzt fuhr er sich darauf voll Schrecken mit dem Zeigefinger hastig auf den Mund. ›St! st!‹ rief er mir zu, sah sich höchst schüchtern überall um und sprach endlich: ›O Bruder, ich bitte dich, nimm dich in Acht, dass du dir an dem Weibe die Zunge nicht verbrennst!‹ – ›So?‹ antwortete ich spöttisch. ›Was ist denn mit deiner Frau Wirtin? Ist sie so mächtig? Sie ist doch wohl nicht etwa eine Königin?‹ – ›Eine Zauberin‹, versetzte er, ›ist sie, eine Fee! Sie kann dir den Himmel herniederlassen, die Erde emporhängen, die Quellen versteinern, die Felsen zerfließen lassen, die Manen hinauf-, die Götter hinabbannen, die Gestirne verdunkeln, den Tartarus selbst erleuchten ...‹ – ›Halt, halt!‹ unterbrach ich ihn. ›Dass du nicht noch über die tragischen Stelzen stolperst! Pack lieber den theatralischen Plunder ein und sprich mit mir wie andere Leute.‹ – ›Nu, nu‹, sprach er, ›soll ich dir das eine oder andere von ihren Dingern erzählen? Dass sie nicht nur die Einheimischen, sondern die Inder auch, ja die Äthiopier und selbst die Gegenfüßler sterblich in sich verliebt macht, das ist erst eine Kleinigkeit, lauter Spaß! Aber höre nur an, was sie alles vor vieler Leute Augen getan hat. Einer ihrer Liebhaber hatte einmal ein Mädchen vergewaltigt. Mit einem Wort hat sie ihn da in einen wilden Biber verwandelt, um ihn mit dem zu strafen, womit er gesündigt; denn dieses Tier entmannt sich, um sich nicht fangen zu lassen. Danach tat ihr wieder ein benachbarter Gastwirt zu viel Abbruch in der Nahrung; den hat sie zu einem Frosch gemacht, der bis jetzt noch immer in seinem Weinfass herumschwimmt und daraus mit heiserer Kehle die alten Kunden zu sich einlädt. Ein andermal hat sie einen Advokaten, der einen Prozess gegen sie geführt hatte, zu einem Hammel umgestaltet. Du kannst den Hammel noch heute vor Gericht als Anwalt sehen. Endlich hatte einmal die Frau ihres Liebhabers über sie gar zu bitter gespottet. Was tut sie? Sie verschließt ihr in dem Augenblick, als sie entbinden sollte, den Leib, treibt ihr die Geburt zurück und verdammt die arme Unglückliche zu einer ewigen Schwangerschaft. Es sind nun schon, wie ihr jeder nachrechnen kann, über acht Jahre, dass sie sich so mit dickem Bauch herumschleppt, als sollte sie einen Elefanten zur Welt bringen. Kurz, durch diese und andere solche Streiche kamen gar sehr viele Leute zu Schaden, und der Unwille der ganzen Stadt wurde erregt und nahm so überhand, dass man beschloss, die Böse am nächsten Tag zu Tode zu steinigen. Doch weit gefehlt, dass die es hätte dazu kommen lassen! So wie Medea in einer von Kreon ihr zugestandenen Tagesfrist Palast samt Tochter und Vater mit Hilfe eines Kranzes zu Asche verbrannte, ebenso hat auch diese in einer einzigen Nacht (wie sie in einem Rausch es mir neulich selbst erzählt) vermittels fürchterlicher, in Gräbern gesprochener Beschwörungen, alle Einwohner der Stadt, samt und sonders so fest in ihre Häuser hineingebannt, dass sie ganze zwei Tage weder Schlösser aufbrechen noch Tür und Fenster ausheben, noch auch durch Mauern und Wände sich Öffnungen machen konnten; bis sie sich endlich insgesamt dazu aufrafften und einhellig schrieben und auf das Heiligste schworen, nicht nur selbst nicht Hand an sie zu legen, sondern sie auch gegen jedermann, der etwas gegen sie unternehmen würde, zu verteidigen und zu schützen. Damit zufrieden, hat sie stracks die ganze Stadt wieder entzaubert. Lediglich den Urheber des gegen sie geplanten Anschlags hat sie bei stockfinsterer Nacht samt dem ganzen Haus (das heißt Gemäuer, Grund und Boden), so verschlossen wie es war, hundert Meilen weit weg in eine Stadt hingetragen, die auf der Spitze eines so hohen Berges liegt, dass beinahe gar kein Wasser da ist. Weil aber da die Gebäude der Einwohner so dicht aneinander standen, dass für den neuen Ankömmling kein Platz mehr war, so hat sie das Haus nur vor das Stadttor hingeworfen und sich dann wieder heimbegeben.‹

›Nein, lieber Sokrates‹, schrie ich, ›das ist arg, das ist wundersam! Nun ist mir gleichfalls angst und bange, und es bebt mir das Herz vor Furcht im Leibe, dass deine Alte auch von unseren Gesprächen durch die Hilfe eines Geistes erfahre. Lass uns also nur früh Schluss machen, damit wir bald ausschlafen und uns morgen so früh wie möglich aus dem Staub machen können!‹ – Ich hatte dies noch nicht ausgesprochen, da war der gute Sokrates, weil er den Wein nicht gewöhnt und vom Tage her müde war, schon eingeschlummert und schnarchte überlaut. Ich klemme also flugs die Türe zu, schiebe die Riegel ganz fest vor, stelle auch noch zur größeren Sicherheit mein Bett ganz dicht gegen die Angeln und werfe mich hinauf. Die Furcht hielt mich erst eine lange Weile wach; endlich, um Mitternacht, fallen mir die Augen allmählich zu. Kaum war ich recht eingeschlafen, so wird auch mit einmal mit größerem Ungestüm, als sich von Dieben erwarten lässt, die Tür geöffnet oder vielmehr gesprengt und so über den Haufen gerannt, dass die Angeln in Stücken zu Boden fallen. Mein Bett, ohnedies klein, dreibeinig und morsch, fliegt um und um und bleibt, da ich herausgepurzelt bin, umgestürzt über mir stehen. Da erlebte ich, dass manche Affekte sich von Natur auf paradoxe Art äußern. Denn wie man oftmals vor Freude Tränen vergießt, so konnte ich mich auch jetzt bei meinem großen Schrecken des Lachens nicht erwehren, da ich so aus Aristomenes zu einer Schildkröte geworden war. Wie ich aber auf der Erde unter meinem Bett hervorschaue, was es denn gibt, so seh’ ich zwei ziemlich betagte Mütterchen. Eine trägt eine helle Leuchte; die andere einen Schwamm und einen blanken Dolch. In dem Aufzug stehen beide am Bett des Sokrates, der in tiefem Schlaf lag. Die mit dem Dolch fängt an: ›Hier, Schwester Panthia, hier siehst du meinen treuen Endymion, meinen Ganymed, der so Tag und Nacht meine Schwäche missbraucht hat und der nun meine Liebe mit Füßen tritt, meinen guten Namen schändet und mich auf ewig fliehen will. Aber weit gefehlt, dass ich mich von diesem arglistigen Ulysses hintergehen ließe und wie eine zweite Kalypso um ihn in ewiger Sehnsucht und Einsamkeit weinte! Mag indessen‹, fuhr sie fort, mit ausgestreckter Rechten der Panthia mich zeigend, ›sein feiner Ratgeber da, Aristomenes, der ihm die Flucht in den Kopf gesetzt hat, jetzt aber, dem Tode nahe, nach aller Länge unter dem Bett ausgestreckt liegt und hier nach uns herschielt, mag er doch daran denken, überall meine Schmach auszuposaunen; er soll mir schon noch, vielleicht nur allzu bald, ja vielleicht noch jetzt, den Augenblick, all seine Spötteleien so wie seine gegenwärtige Keckheit schmerzlich genug bereuen!‹

Als ich das hörte, brach mir der kalte Angstschweiß aus, und ich zitterte und bebte derart unter meinem Bett, dass es auch nicht eine Minute ruhig stehen blieb, sondern unaufhörlich wie eine Stampfmühle rüttelte und pochte.

›Ei‹, sprach Panthia, ›warum kühlen wir denn nicht unsern Mut an dem zuerst? Lass uns ihn, Schwester, wie Bacchantinnen, in Stücke zerreißen oder binden und zum Verschnittenen machen!‹ – ›Keins von beiden!‹ versetzte Meroe – denn ich merkte an allem, dass es die war, von der Sokrates mir erzählte –, ›er muss am Leben bleiben, um den Leib dieses Armseligen in ein wenig Sand zu verscharren.‹ – Hiermit dreht sie den Kopf des Sokrates auf die Seite, senkt ihm den Dolch bis an den Schaft in die Gurgel und fängt das hervorspritzende Blut so geschickt und sorgfältig in einem Schlauch auf, dass auch kein Tröpfchen danebengeht. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Nun fährt sie – um keinen von den Opfergebräuchen außer Acht zu lassen, wie mir scheint – mit der rechten Hand durch die Wunde bis zu den Eingeweiden hinunter sucht darin herum und bringt dann das Herz meines armen Kameraden zum Vorschein, während er aus abgeschnittener Kehle laut röchelt und seinen Geist mit dem Blutschwall aufgibt. Panthia aber stopft die Wunde, wo sie am weitesten auseinanderklafft, mit einem Schwamm zu und murmelt dabei: ›Schwamm, Schwamm, im Meer geboren, geh in dem Fluss verloren!‹ Dies getan, schieben sie das Bett von mir hinweg, treten mit auseinandergespreizten Beinen über mich, und jetzt lassen sie es so lange auf mich herabträufeln, bis sie mich ganz und gar in die stinkende Brühe eingeweicht haben. Kaum verließen sie die Schwelle, so erhebt sich die Tür wieder und kehrt an ihren Ort zurück, die Angeln springen wieder in ihre Pfannen ein, die Haspen eilen den Pfosten zu, und die Riegel schieben sich von selbst wieder vor. Ich aber bleibe, wie ich war, am Boden hingestreckt liegen, atemlos, splitternackt, eiskalt und nicht minder feucht, als ob ich eben erst aus dem Mutterleib gekrochen wäre, obwohl ich doch schier halb ausgelebt, ja mich selber schon ganz überlebt hatte und mit Fug und Recht als ein After-Ich, wenigstens als ein wohlbestallter Galgenkandidat anzusehen war. ›Was wird aus mir werden‹, sprach ich bei mir selbst, ›wenn man am Morgen den erwürgt im Bette finden wird? Wem wirst du nicht der Wahrheit zum Trotz als ein Lügner erscheinen? Du hättest ja nur um Hilfe rufen müssen, wird man sagen, wenn du feige Memme dich vor einem alten Weib fürchtest! Vor deinen Augen einen Menschen ermorden sehen und schweigen? Warum hat man dich nicht auch auf den Kopf geschlagen? Warum hätte denn die Mordlust der Hexe den Augenzeugen ihres Frevels verschont, von dem sie ja fürchten musste, dass er sie verraten würde? Nur hin mit dir zum Tode, dem du so entronnen bist!‹

Ich überlegte das hin und her, unterdessen ging die Nacht zum Tage über. Am klügsten schien mir’s da, mich noch in der Dämmerung fortzumachen und so geschwind und so weit zu rennen, wie die Füße nur laufen wollten. Ich nehme also mein Bündel auf den Buckel, schließe die Stubentür auf, wenn auch erst nach vieler Mühe und Not, denn das vertrackte Schloss, das nachts von selbst aufgesprungen war, ließ sich jetzt lange stören und rütteln, ehe es aufgehen wollte, und gehe und rufe den Hausknecht. – ›He‹, schreie ich, ›wo bist du? Mach das Tor auf, ich will fort!‹ – Er lag gleich hinter der Haustür auf einer Streu; noch halb im Schlaf, gab er mir zur Antwort: ›I, wisst Ihr denn nicht, die Straßen sind jetzt wegen der Diebe so unsicher! Wo wollt Ihr denn noch bei Nacht hin? Rennt doch dem Tod nicht in den Rachen! Oder treibt Euch etwa ein böses Gewissen dazu? Nu, so dumm sind wir doch nicht, dass wir uns um Euretwillen sollten totschlagen lassen‹ – ›Es ist ja nicht mehr weit bis zum Tag‹, versetzte ich, ›und was können mir blutarmem Mann auch die Räuber stehlen? Weißt du nicht, Narr, dass selbst zehn Banditen einen Nackten nicht ausplündern können?‹ – Ohne sich zu ermuntern, warf er sich auf die andere Seite herum und sagte: ›Ach, wo weiß ich auch, ob Ihr nicht gar Euren Reisegefährten, mit dem Ihr gestern so spät hierher kamt, umgebracht habt und Euch nun durch die Flucht retten wollt?‹ –

Es kam mir vor, als täte sich in dem Augenblick die Erde unter mir auf, und ich sehe aus dem innersten Tartarus hervor den Zerberus heißhungrig auf mich zufahren.

Jetzt kam es mir erst in den Sinn, dass die ehrliche Meroe keineswegs aus Barmherzigkeit meine Kehle geschont, sondern mich vielmehr aus Grausamkeit für den Galgen aufgespart habe.

Sobald ich also in die Stube zurückgekehrt bin, überlege ich hastig, wie ich mir das Leben nehmen will. Inzwischen, da kein anderes tödliches Werkzeug aufzutreiben war, als was mein Bett mir darbot, so wende ich mich diesem mit den Worten zu:

›Herzliebes Bett, das so viel Ungemach mit mir erlitten; du, das alles mit angesehen hat, was diese Nacht hier vorgegangen ist; du, der einzige Zeuge, den ich für meine Unschuld anrufen kann: o leihe mir zu meiner Reise in die Unterwelt gefälligen Beistand!‹ –

Während der Anrede knüpfe ich den Strick los, womit es zusammengeschnürt war, werfe das eine Ende davon um einen Balken, der oben über das Fenster hervorragte, und befestigte es daran, und an dem anderen mache ich eine Schleife. Nun steige ich auf das Bett, um mich zu erhängen, und streife mir die Schlinge über den Kopf.

Wie ich jetzt aber mit dem Fuß meine Stütze unter mir wegstoße, um durch meine Wucht im Herabfallen den Knoten um die Kehle so fest wie möglich zuzuziehen, so zerreißt auf einmal der alte Strick, und ich stürze auf den Sokrates, der dicht neben mir lag, so mächtig hin, dass wir uns beide überkollern und zusammen auf die Erde hinabrollen.

Und siehe, in demselben Augenblick reißt auch der Hausknecht die Tür auf und schnauzt herein: ›Wo seid Ihr denn nun, der bei stockfinsterer Nacht so schnell forteilt? Ihr seid ja wohl gar wieder ins Bett gekrochen?‹

Nun weiß ich nicht, war’s wegen unserm Sturz oder wegen dem überlauten Geschrei dieses Kerls, wie auch immer, so erwacht mein Sokrates und rafft sich zuerst auf.

›Wahrlich!‹ sprach er. ›Die Reisenden haben auch recht, dass sie so über das ungeschliffene Hausknechtsgesindel schimpfen. Was muss nun der Grobian da um diese Zeit seinen Rüssel zur Tür hereinstecken und so erbärmlich schreien, dass er mich armen Ausgemergelten aus meinem allertiefsten Schlaf aufweckt? Er hat gewiss Lust, uns was zu klauen.‹

Sogleich spring’ ich munter und lustig auf, ein großer Stein fiel mir vom Herzen. Begeistert von höchst unerwarteter Freude, ruf’ ich: ›Nu, da sieh einmal, du superkluger Hausknecht, ist er wohl ermordet, mein trauter Reisegefährte, mein Bruder, mein Vater? Schau, ist er ermordet, wie du’s mir vorher in deiner Dösigkeit anhängen wolltest?‹

Und mit den Worten falle ich dem Sokrates um den Hals und herze und küsse ihn. Aber der Wohlgeruch, den die alten Hexen über mich gegossen hatten, stieg ihm bald in die Nase, und sogleich stieß er mich zurück. ›O bleib mir vom Leib‹, sprach er, ›riechst du doch wie ein alter Nachttopf!‹ Und lachend wollte er nun die Ursache dieses angenehmen Duftes erforschen. Doch ich wich ihm durch ein aus dem Stegreif erdichtetes Späßchen aus, nehme ihm beim Arm und sage: ›Warum gehen wir denn nun nicht und machen uns den Morgen zunutze? – Ich nehme sofort mein Reisegepäck, bezahle dem Hausknecht das Nachtlager, und wir machen uns auf den Weg.

Wir waren schon ziemlich weit vorangekommen, als die Sonne aufging und es hell wurde. Nun betrachtete ich mit unruhiger Neugier die Kehle meines Reisegefährten, zumal auf der Seite, wo ich den Dolch hatte eindringen sehen. ›Alberner Mensch‹, sprach ich endlich bei mir selbst, ›was du auch in deinem Rausch nicht für tolles Zeug geträumt hast! Sieh nur, Sokrates ist ja frisch und gesund. Wo hat er wohl eine Wunde? Wo den Schwamm? Wo endlich die große frische Narbe?‹ Darauf wandte ich mich zu meinem Begleiter: ›Die Ärzte haben doch wirklich nicht unrecht‹, sprach ich, ›wenn sie der Meinung sind, dass das übermäßige Fressen und Saufen schwere Träume macht; denn ich habe diese ganze Nacht, weil ich gestern Abend ein bisschen zu tief ins Glas geguckt habe, so entsetzliche Gesichte und Erscheinungen gehabt, dass ich mir noch immer von Menschenblut zu triefen scheine.‹ – ›Von Menschenblut?‹ versetzte er lächelnd, ›ich hätte eher auf etwas anderes getippt! Übrigens habe auch ich geträumt, ich würde erwürgt. Ich fühlte an der Kehle große Schmerzen, und es war mir auch, als würde mir das Herz aus dem Leib gerissen. Selbst jetzt kann ich noch keinen Atem kriegen, und die Knie werden unter mir so schwach, dass ich hin und her wanke. Ich möchte gern etwas zu essen haben, um mich wieder zu stärken.‹ – ›Geduld‹, sprach ich, ›es soll augenblicklich ein Frühstück für dich fertig sein!‹ – Ich werfe meinen Ranzen von der Schulter und reiche ihm ein Stück Brot und Käse hin. ›Komm‹, sage ich, ›setzen wir uns dazu unter der Platane dort hin.‹ – Das tun wir, und ich nehme mir mein Teil auch. Da wir nun so sitzen und es uns wohlschmecken lassen, merke ich auf einmal, dass dem Sokrates, bei der größten Geschäftigkeit seiner Kinnbacken, die Augen brechen, und dass er bleich und blass wie ein Tuch wird. Bald hatte er so sehr das Aussehen einer Leiche, dass mir alle meine nächtlichen Schreckbilder wieder in den Sinn kamen und mir vor Entsetzen der Bissen im Munde blieb. Was meine Furcht noch vermehrte, waren die vielen Leute, die vorübergingen. Was hätten sie anders denken können, als dass ich meinen Reisegefährten ermordet hätte.

Doch als Sokrates seinen Appetit gestillt hatte, bekam er einen gewaltigen Durst; denn von dem besten Käse hatte er ein gutes Stück zu sich genommen. An der Platane, worunter wir saßen, floss ganz nahe ein kleines kristallklares Flüsschen so langsam und ruhig vorbei, dass es fast für ein stehendes Gewässer anzusehen war. – ›Sieh‹, sage ich also zu ihm, ›da kannst du ja aus einer schönen reinen Quelle deinen Durst löschen!‹ – Er steht auf, schlägt seinen Mantel zurück, und wo das Ufer am flachsten ist, kniet er nieder, hält sich fest mit den Händen an, und mit langem, vorwärts hinabgebeugtem Hals sucht er einen frischen Trunk zu schöpfen. Doch er hat seine Lippen kaum benetzt, da bricht die Wunde in der Kehle, so groß und tief, wie sie gemacht worden war, auf, und der Schwamm fällt in den Fluss, von wenigen Blutstropfen begleitet. Fast wäre der ganze Körper in das Wasser gesunken, hätte ich ihn nicht bei einem Bein gefasst und mit Müh und Not aufs Ufer gezogen. Nachdem ich meinen armen Reisegefährten bitterlich beweint und auf ewig in der Nachbarschaft des Flusses in den Sand verscharrt hatte, floh ich schüchtern und bebend durch abgelegene, unwegsame Einöden davon, und als wäre ich eines Menschenmordes schuldig, verließ ich Vaterland und Haus und Hof und begab mich freiwillig ins Elend. Jetzt bin ich wieder verheiratet und in Ätolien ansässig.« So weit Aristomenes.

Sein Begleiter, der sich gleich von Anfang an als ungläubig angesichts dieser Geschichte gezeigt hatte, sprach: »Ich bleibe dabei, das ist die abenteuerlichste aller Fabeln, die albernste Lüge, die es nur gibt! Und sag er mir nur, Herr«, wandte er sich zu mir, »er ist doch nun der Kleidung und dem Ansehen nach ein stattlicher Mann, mag er denn in aller Welt ein solches Märchen glauben?« – »Ich meines Teils«, gebe ich ihm zur Antwort, »ich halte nichts für unmöglich, sondern bin der Meinung, dass, was das Schicksal nur fügt, alles den Sterblichen auch begegne. Es widerfahren uns ja, mir sowohl als Euch und allen übrigen Menschen, so manche wundersame und fast unerhörte Dinge, die, wenn wir sie einem Fremden wiedererzählen, gewiss nicht den mindesten Glauben finden würden! Daher glaube ich, beim Herkules, die herrliche Erzählung, mit der uns Aristomenes so angenehm unterhalten hat, nicht allein vom Anfang bis zum Ende vollkommen, sondern ich weiß ihm auch den herzlichsten Dank dafür! Habe ich doch darüber die Länge und Rauheit des Weges vergessen. Auch mein Gaul hat sich wohl dabei gefühlt, da ich so, ohne seinen Rücken zu belasten, auf dem Vergnügen meiner Ohren bis vor das Tor dieser Stadt geritten bin.«

Hier hatte mit unserm Gespräche auch der gemeinschaftliche Weg ein Ende, denn meine beiden Reisegefährten bogen links ab zu benachbarten Dörfern, und ich in die Stadt hinein. Vor dem ersten Wirtshaus, auf das ich stieß, halte ich still und frage die Gastwirtin, die schon in die Jahre gekommen war: »Bin ich hier recht? Heißt die Stadt Hypata?« – Sie nickte. – »Kennt Ihr nicht einen gewissen Milo, einen von den Ersten in der Stadt?« – Sie lachte. »Oh«, sprach sie, »Milo kann mit Fug und Recht der Allererste hier heißen, da er am Zwinger gleich am Anfang der Stadt wohnt.« – »Scherz beiseite«, versetzte ich, »sagt mir doch, ich bitte Euch, gute Mutter, wer er ist und in welchem Hause er wohnt.« – »Sehen Sie da ganz unten nicht die Fenster«, sprach sie, »die zur Stadt hinausgehen? Und auf der andern Seite die Tür mit dem kleinen nahen Gässchen gegenüber? Da wohnt der Milo, ein steinreicher, überaus wohlhabender Mann, der aber bei aller Welt als der abscheulichste, schmutzigste Geizhals verschrien ist. Kurz, er leiht immer auf Gold- und Silberpfänder gegen reichliche Zinsen, steckt wie eingeschlossen in seiner Hütte und brütet da überm Geldkasten, und obwohl er eine Frau zur Mitgenossin seines kümmerlichen Lebens hat, so hält er doch nur eine einzige Magd und gibt sich haargenau so wie ein Bettler.« – Ich lachte darauf in meinem Herzen und denke im Weiterreiten: »Da hat ja Freund Demeas ausnehmend wohl und gütig für dich gesorgt, dass er dich auf deiner Reise einem solchen Manne empfohlen hat, in dessen Haus du weder von Rauch noch von Küchendampf wirst belästigt werden!«

Da gelangte ich nach einem kurzen Weg bei der Tür an, die ich scharf verriegelt fand. Ich musste lange anklopfen und »Holla« rufen. Endlich kommt die Magd heraus. – »He«, sprach sie, »wer pocht denn? Worauf gedenken Sie zu borgen, mein Herr? Es wird Ihnen nicht unbekannt sein, dass hier keine anderen Pfänder als Gold und Silber angenommen werden.« – »Ich komme in ganz anderer Absicht, mein Kind!« versetzte ich. »Sage sie mir nur, finde ich ihren Herrn zu Hause?« – »O ja«, sprach sie. »Warum?« – »Ich habe Briefe vom Demeas aus Korinth an ihn abzugeben.« – »So warten Sie nur ein wenig, ich will Sie melden.« – »Mit den Worten geht sie wieder hinein und riegelt hinter sich zu. Bald erscheint sie wieder, macht mir die Tür auf und sagt: »Sie möchten doch so gut sein und hereinkommen!« – Ich tu’s und finde den Milo eben bei Tische. Er lag auf einem kleinen Bettchen, und seine Frau saß ihm zu Füßen. Er zeigte auf die vor ihm stehende leere Schüssel und sprach: »Seien Sie freundlichst willkommen geheißen!« Ich dankte ihm und überreichte ihm sofort den Brief des Demeas. Als er ihn geschwind durchgelesen hatte, sagte er: »Ich bin meinem Freund außerordentlich viel Dank schuldig, dass er die Güte hat, mir einen so angenehmen Gast zuzuweisen.« Darauf lässt er seine Frau aufstehen und nötigt mich, ihren Platz einzunehmen. Da ich mich aber aus Höflichkeit weigerte, es zu tun, so zog er mich beim Kleid zu sich und fügte hinzu: »Machen Sie doch keine Umstände und lassen Sie sich nieder; denn wir haben hier weiter keine Stühle oder andere Geräte, weil wir uns wegen der Diebe nichts anschaffen dürfen.« – Ich setzte mich also. – »Ich würde Sie«, nahm er das Wort wieder, »schon an Ihrem feinen Wesen und an Ihrer angenehmen Bescheidenheit für einen Mann von Stande erkennen, auch wenn mein Freund Demeas nichts davon in seinem Brief erwähnt hätte. Umso mehr muss ich Sie aber ersuchen, unser kleines, enges Häuschen nicht zu verschmähen. Es soll Ihnen hier in dem Nebenzimmerchen an keiner anständigen Bequemlichkeit fehlen. Nehmen Sie nur gütigst mit uns vorlieb. Sie werden dadurch nicht allein uns eine große Ehre erweisen, sondern zugleich dem ruhmvollen Beispiel des Namensverwandten Ihres Vaters, des Theseus, folgen, der es seinerzeit auch für keine Schande gehalten hat, unter dem niederen Dach der alten Hekale zu herbergen.« – Und nachdem er das Mädchen gerufen hatte, sagt er zu ihr: »Fotis, packt den Mantelsack des Herrn ab und tragt ihn hier in das Zimmer daneben. Holt auch geschwind aus der Vorratskammer Öl und Badezeug und bringt dann meinen Gast in das nächste Bad; er wird von seiner weiten, beschwerlichen Reise müde sein.« – Als ich das hörte, besann ich mich schnell des Charakters und der Kargheit des Milo und suchte mich bei ihm in Gunst zu setzen, indem ich sagte: »Oh, das brauche ich alles nicht; ich pflege es auf Reisen beständig selbst mit mir zu führen, und zum Bad werde ich schon allein hinfinden. Will sie mir aber einen Gefallen tun, Fotis, so sei sie so gut und nehme hier dies Geld und kaufe mir dafür Heu und Gerste für mein Pferd, mit dem ich heute einen tüchtigen Ritt getan habe.« – Sobald dann der Mantelsack auf meinem Zimmer war, gehe ich zum Bad, nehme aber meinen Weg über den Markt, um mich erst mit etwas Mundvorrat zu versehen. Ich finde da herrliche Fische, nur forderte man hundert Nummen dafür; ich handelte und bekomme sie noch für zwanzig Denar. Eben hatte ich den Markt wieder verlassen, so sah ich einen alten Schulkameraden von mir aus Athen, den Pytheas, hinter mir herkommen. Er erkannte mich auch sofort wieder, kam liebreich auf mich zu, umarmte und küsste mich sehr freundschaftlich: »Ei, lieber Lucius«, rief er, »haben wir uns doch so lange nicht gesehen! Beim Herkules! Seitdem wir aus der Schule sind, nicht wieder! Nun, wie kommst du einmal hierher?« – »Das sollst du morgen erfahren«, versetzte ich. »Aber was seh’ich? Oh, Glückwunsch zu den Liktoren, den Fasces und dem ganzen magistratlichen Ornat!« – »Ich bin hier Proviantverwalter«, antwortete er, »und Ädil, und wenn du was einzukaufen hast, so kann ich dir nützlich sein.« – Ich bedankte mich, weil ich an meinen Fischen schon zur Genüge hatte. Inzwischen fiel ihm mein Einkauf in die Augen. Er bückt sich danach herunter, schüttelt ihn herum, um ihn besser in Augenschein zu nehmen, und fragt mich: »Wie viel hast du für den Schund gegeben?« – »Mit Müh und Not«, gebe ich zur Antwort, »hat ihn mir der Fischer noch für zwanzig Denare gelassen.« – Als er das hörte, nahm er mich bei der Hand und führte mich schnurstracks wieder auf den Markt zurück. »Von wem«, sprach er da, »hast du den Bettel gekauft?« – Ich zeigte ihm meinen Mann, der auf einer Ecke feilbot. Sogleich fährt er diesem mit greller Stimme in völligem Amtseifer auf den Hals. – »Nun«, sprach er, »nun schont Ihr auch keinen Freund mehr, geschweige einen Fremden! Ist das wohl erlaubt, die Leute so unverschämt über den Tisch zu ziehen und für solch elendes Zeug von Fischen so viel zu fordern? Wollt Ihr denn mit Eurer gottlosen Überteuerung der Lebensmittel Thessaliens blühendste Stadt durchaus so öde wie einen Fels oder eine Sandwüste machen? Aber das soll Euch nicht ungestraft durchgehen! Ich will Euch zeigen, wie man Schurken, wie Ihr es seid, in meinem Amt züchtigen kann.« Damit schüttet er alle meine Fische mitten auf die Gasse hin, und ein Scherge muss sich hinstellen und sie mit Füßen treten. Nach dieser exemplarischen Strenge wendet sich Freund Pytheas, höchst mit sich selbst zufrieden, wieder zu mir. – »Jetzt«, sprach er, »verweile ich nicht länger bei dir, lieber Lucius, lass dich von nichts abhalten, die öffentliche Beschimpfung dieses Betrügers ist mir nun schon genug.«

Ganz bestürzt und erstaunt über dieses höchst weise Verfahren meines wohlehrsamen Herrn Mitschülers, welches mich so um mein Geld und meine Mahlzeit brachte, begab ich mich hierauf in das Bad und von da wieder in die Wohnung des Milo, in mein Zimmer. Alsbald kam Fotis, mich zum Essen zu rufen. Weil ich aber die Ausstattung ihrer Herrschaft schon kannte, so lasse ich mich sehr höflich entschuldigen: Ich wäre von meiner Reise mehr müde als hungrig. Auf dieses Kompliment kommt Milo selber, mich zu holen. Er nötigt mich auf das Dringendste und reißt mir ganz, wie man zu sagen pflegt, den Ärmel aus, um mitzukommen; da ich mich aber immer mit großer Bescheidenheit weigere und es durchaus nicht tun will, so sagt er endlich: »Ich weiche nicht eher von Ihnen, bis Sie mich begleiten!« und bekräftigt dies noch mit einem großen Schwur. So ungern ich’s auch tat, musste ich nun doch schon nachgeben. Ich gehe also mit zu ihm hinüber.

Wir setzen uns aufs Bett, und sogleich fängt er an: »Nun, wie geht es denn unserem Demeas? Wie geht’s seiner Frau? Was machen seine Kinder? Wie steht’s um sein Gesinde?« – Ich gebe ihm von allem und jeglichem umständlichen Bericht. Hierauf geht das Fragen los: Warum, in welcher Absicht, auf wie lange und wohin ich denn eigentlich diese Reise unternommen hätte? Als ich ihm auch dies alles getreulich beantwortet habe, so nimmt er mich über mein Vaterland in Verhör; erkundigt sich nach allen darin angesehenen Familien auf das Genaueste, und wie wir damit fertig sind, muss endlich auch sogar der Statthalter in gehörigem Maß herhalten. Kurz, er trieb es so lange, bis er sah, dass mich die Müdigkeit von meiner Reise und seinem ewigen Gespräch ganz im Griff hatte, dass ich mitten in der Rede vor Schlaf stockte und stotterte und stammelte und gar nicht mehr wusste, was ich sprach, dann hob er an: »Ei wirklich, sind Sie doch auch so müde von Ihrer Reise, dass Sie nicht einmal mehr das Essen abwarten können! Das tut mir ja leid, aber zwingen Sie sich meinetwegen nicht. Machen Sie keine Umstände, gehen Sie, gehen Sie nur und legen Sie sich aufs Ohr.« – Damit entließ er mich, und froh, dass ich nur des filzigen Alten Plauder- und Hungermahl entkam, taumelte ich schlaftrunken, aber mit leerem Magen (denn kahle Gespräche machen nicht satt) auf mein Zimmer zurück und ergab mich der sehnlich erwünschten Ruhe.

Zweites Buch

Sobald die aufgehende Sonne die Nacht verscheucht und einen neuen Tag gebracht hatte, erwachte ich und verließ mein Bett voll ängstlicher Begierde, um die Seltenheiten und Wunder der Stadt zu sehen. Der Gedanke, dass ich mich mitten in Thessalien, der Magie weltbekannter Heimat, befände, und die Erzählung, wozu diese Stadt den ehrlichen Aristomenes veranlasst hatte, befeuerten meine ohnehin heiße Phantasie noch mehr, und mit höchst gespannter Neugier staunte ich links und rechts alles mit großen Augen an.

Es war in ganz Hypata nichts, was ich für das, was es war, angesehen hätte. Alles und jedes musste durch Hexerei in eine andere Gestalt verwandelt worden sein. Sogar die Steine, die ich fand, hielt ich für vormalige Menschen. Die Vögel, die ich singen hörte, die Bäume, die im Zwinger standen, die Brunnen in den Gassen schienen mir alle ebenso sehr befiederte, belaubte, zu Wasser zerflossene Menschen zu sein. Ja, ich erwartete, dass Bilder und Statuen einherspazieren, Wände reden, Ochsen und Vieh weissagen und vom Himmel herab auf einmal aus der Sonnenscheibe Göttersprüche erschallen sollten.

So in schwärmerischen Vorstellungen entzückt oder vielmehr von übernatürlichen Wünschen verrückt, ging ich schwindelig umher, ohne auch nur ein Anzeichen oder überhaupt eine Spur von alledem anzutreffen, was ich mir einbildete.

Ich taumelte wie ein Betrunkener Straße auf, Straße ab, bis ich endlich ganz unvermutet auf den Marktplatz komme.

Ein Frauenzimmer, von sehr vielen Bedienten umgeben, zog da meinen Blick auf sich, und ich beschleunigte meine Schritte, um sie einzuholen. Kostbarer Schmuck und goldbestickte Kleider verrieten in ihr eine sehr vornehme Frau. Zu ihrer Seite befand sich ein Herr, schon ziemlich in die Jahre gekommen.

Dieser bemerkte mich und rief sogleich: »Beim Herkules, das ist ja Lucius!«

Er umarmte mich sogleich und raunte dann der Dame, ich weiß nicht was, ins Ohr.

»Wollen Sie nicht«, sprach er jetzt, »näher herankommen und hier eine Anverwandte begrüßen?«

»Ich weiß nicht, ob ich es wagen darf, da ich nicht die Ehre habe, sie zu kennen«, antwortete ich und blieb stehen, indem ich errötend die Augen niederschlug.