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Nr. 274

– ATLAN exklusiv Band 135 –

 

Treffpunkt der Gaukler

 

Vier Freunde gegen eine Stadt – Kemjack im Taumel der KAYMUURTES

 

von Marianne Sydow

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen.

Gegen diese inneren Feinde ist Kristallprinz Atlan, der rechtmäßige Thronerbe von Arkon, mit seinen rund 12.000 Helfern bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Seine geheime Zentrale, von der die meisten Aktionen gegen Orbanaschol ihren Anfang nehmen, ist Kraumon.

Auch auf diesem abgelegenen Planeten ist inzwischen längst bekannt, dass es mit Orbanaschol nicht mehr zum Besten steht. Daher rechnet sich Atlan eine reelle Chance aus, den Usurpator zu stürzen.

Um dieses Zieles willen hat Atlan ein riskantes Spiel begonnen. Der Sieg in den tödlichen Amnestie-KAYMUURTES soll ihm den Weg nach Arkon ebnen – doch noch hat Atlan nicht genau in Erfahrung bringen können, ob er – unter falscher Identität natürlich! – für die bevorstehenden Kampfspiele überhaupt ordnungsgemäß registriert worden ist.

Einige seiner Männer finden es jedoch heraus und handeln entsprechend. Sie befinden sich am TREFFPUNKT DER GAUKLER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Garrason, Kelsh, Fretnorc und Polc-Tanier – Mitglieder von Atlans Einsatzgruppe.

Huccard – Eine zwielichtige Persönlichkeit.

Conquetest – Ein Hellseher und Wasserfinder.

Darracia – Conquetests Tochter.

Shacca – Ein cleverer Junge.

Atlan – Der Kristallprinz erhält eine schwerwiegende Nachricht.

1.

 

Garrason schob sich bis an die Ecke des Schuppens vor, hinter dem die kleine Gruppe von Arkoniden für kurze Zeit Schutz gesucht hatte. Hinter ihm hustete Polc-Tanier, und Garrason sah sich unwillig nach dem Wissenschaftler um. Neben Polc-Tanier kauerte Fretnorc am Boden und untersuchte seinen Paralysator. Kelsh lehnte neben ihm an der Wand und musterte Huccard mit düsteren Blicken, den Mann, der sie in diese wenig beneidenswerte Lage gebracht hatte.

Sie hatten sich einen kleinen Vorsprung verschafft, aber die Pause musste jeden Augenblick ein jähes Ende finden. Seit Stunden schon waren sie auf der Flucht. Die SCC schien gute Freunde bei der Polizei von Venco-Nar zu haben. Man jagte den Mann, der das Büro der Kampfagentur zerstört hatte, unerbittlich – und dieser Mann war Huccard, das Großmaul, wie Garrason den GLORIOC-Besitzer in Gedanken zu nennen pflegte.

Sie befanden sich jetzt wieder im Einzugsbereich des Raumhafens. Die zahlreichen, ineinander verschachtelten Gebäude boten ihnen viele Möglichkeiten, sich den Blicken der Polizei zu entziehen. Dennoch mussten sie dieses Gebiet verlassen. Sie konnten sich in keinem Geschäft blicken lassen, in einem der Lokale schon gar nicht, denn die Polizei hatte mit Sicherheit eine Personenbeschreibung durchgegeben. Sie waren hungrig, durstig und erschöpft. Die dünne Luft des Planeten Venco-Nar erschwerte das Atmen, wenn sie gezwungen waren, das Versteck schnell zu wechseln. Die Polizisten trugen Atemmasken, in denen die Luft verdichtet wurde.

»Sie kommen«, sagte Garrason leise, als er die Schatten mehrerer Männer auf dem hellgrauen Straßenbelag sah.

Die Schatten waren lang und dünn – Dubnayor, die blaue Sonne dieses Systems, stand schon tief. Der Gedanke an die Nacht, die sie vielleicht im Freien verbringen mussten, erschreckte Garrason wenig. Er war Strapazen dieser Art gewöhnt. Aber wie würden die anderen es überstehen? Noch war es warm, aber ein merkwürdiger Geruch hing in der Luft. Er kündigte die Kälte an, die bald über sie hereinbrechen würde.

Garrason zog sich zurück. Am anderen Ende des Schuppens schlichen die Polizisten vorwärts, auf der Suche nach fünf Gesetzesbrechern.

Fretnorc hatte bereits den nächsten Durchgang erreicht, sondierte die Lage und winkte den anderen zu. Garrason sicherte die Gruppe nach hinten ab. Huccard ging in der Mitte. Zwischen den anderen sah er wie ein Zwerg aus, ein hageres Männlein mit zerrauftem Haar und nach vorne fallenden Schultern.

Sie verursachten keine Geräusche bei ihrem Rückzug, aber die Polizisten würden sie dennoch immer wieder aufspüren. Es waren zu viele, und sie hatten alle Mittel einer hochentwickelten Technik zur Verfügung. Die Gruppe der Flüchtenden besaß vier Lähmstrahler und einen kleinen Blaster – letzterer gehörte Huccard.

Sie liefen zwischen grauen Wänden entlang. Schon nach kurzer Zeit rangen sie keuchend nach Luft. Garrason sah Huccard stolpern, packte ihn am Oberarm und zog ihn weiter. Polc-Tanier war blaurot im Gesicht. Er bemühte sich krampfhaft, den Hustenreiz zu ignorieren, der ihn immer häufiger befiel. Mit einiger Bitterkeit dachte Garrason daran, dass sie diesen achtundsechzigjährigen Positronikspezialisten mitgenommen hatten, weil er ihnen an Bord des Raumschiffs hätte nützlich werden können – jenes Raumschiffs, auf das Huccard sie hatte bringen wollen.

Der Besitzer der Kampfagentur GLORIOC hatte eklatant versagt. Sie waren zwar in einem Raumschiff angelangt, aber dieses hatte lediglich die Aufgabe, Müllcontainer in den Raum zu schaffen. Und anschließend war das Schiff auf Venco-Nar gelandet, dem Planeten, auf dem zwei Kategorien der KAYMUURTES ausgetragen wurden. In der eigentlichen Stadt musste inzwischen der Teufel los sein – es war kaum anzunehmen, dass sie dort Gelegenheit fanden, Kontakt zu Atlan aufzunehmen.

Die grauen Wände schienen kein Ende zu nehmen. Es stank durchdringend nach Düngemitteln.

»Verdammt!«

Fretnorc warf sich auf den Boden, und die anderen taten es ihm nach. Vor ihnen, da, wo diese stauberfüllte Gasse auf eine Straße münden musste, standen vier Männer in dunklen Uniformen. Sie hatten die Geräusche von Schritten gehört und spähten in den schmalen Durchgang hinein. Sie waren von der Sonne geblendet, und außerdem war es zwischen den Schuppen ziemlich dunkel.

Garrason zielte sorgfältig. Neben ihm richtete Kelsh seine Waffe aus. Als die vier Uniformierten nach ihren Gürtelhalftern griffen, fauchten die Paralysatoren auf. Garrason unterdrückte einen Fluch, als einer der Männer am anderen Ende der Gasse einen Schrei ausstieß. Er wechselte blitzschnell das Ziel und feuerte noch einmal. Der Uniformierte, den der lähmende Energiestrahl aus Polc-Taniers Waffe nur an der Hüfte erwischt hatte, brach zusammen.

»Weiter!«

Der Schrei war laut genug gewesen. In diesem Teil des Hafengeländes war es geradezu unnatürlich ruhig. Die Polizisten hatten ein unüberhörbares Signal erhalten.

»Ich kann nicht mehr!«, keuchte Huccard, als Garrason ihn hochzog.

»Ruhe!«, befahl Garrason zischend. »Los!«

Er gab dem schmächtigen Arkoniden einen Stoß. Huccard taumelte und sank jammernd auf die Knie.

»Das könnt ihr mit mir nicht machen«, protestierte er, aber bevor er weitersprechen konnte, hielt Garrason ihm den Mund zu. Er stellte den Agenten auf die Beine und schob ihn vor sich her. Irgendwo begann eine Sirene zu wimmern. Sie hasteten bis ans Ende der Baracke und fanden ein offenes Tor. Im Innern des Schuppens war es stockfinster. Garrason stolperte über ein weiches Bündel, bückte sich und stellte fest, dass es sich um Huccard handelte.

»Reiß dich zusammen!«, knurrte er und stieß Huccard grob an. »Ohne dich wäre uns das alles erspart geblieben. Los, sie müssen jeden Moment hier ankommen. Auf die Füße mit dir!«

Huccard stöhnte herzzerbrechend, aber Garrason kümmerte sich nicht darum.

»Hier ist eine Tür!«, rief Fretnorc leise, und gleich darauf fiel – etwa zehn Meter entfernt – ein dünner Lichtstreifen herein. Die anderen stolperten dem Ausgang entgegen – und sahen den Gleiter, der genau auf den Schuppen zustrebte.

»Wir sitzen in der Falle«, sagte Kelsh.

Garrason stieß Huccard auf einen Packen von Säcken und sprang neben die Tür, die sich nur eine Handbreit geöffnet hatte. Er hob den Paralysator und wartete geduldig, bis er hinter den spiegelnden Scheiben der Kanzel zwei Gesichter erkennen konnte. Dann drückte er ab.

Der Gleiter summte weiter, als wäre nichts geschehen. Eine Automatik hatte die Steuerung übernommen, als der Pilot ausfiel. Sensoren spürten das Hindernis auf und zogen das Fahrzeug nach oben. Noch ehe der Gleiter über den Schuppen hinwegsurrte, sprangen Garrason und Fretnorc nach draußen. Die fünf Polizisten, die von rechts dem Versteck entgegenliefen, fanden keine Zeit zur Gegenwehr.

Die Straße war frei. Garrason musste Huccard fast auf die andere Seite tragen. Sobald sie einigermaßen in Deckung waren, hielt er Huccard im Flüsterton einen kurzen Vortrag, der seine Wirkung nicht verfehlte. Es kam selten vor, dass Garrason Emotionen zeigte. In den vier Jahren, die er an der Front im Krieg gegen die Maahks verbracht hatte, hatte er sich das gründlich abgewöhnt. Die verhaltene Wut, mit der er Huccard einige Dinge erklärte, brachte den Agenturbesitzer auf die Beine. Verängstigt stolperte Huccard vor dem athletischen Arkoniden her.

Sie brauchten fast eine halbe Stunde, bis sie ein neues, einigermaßen sicheres Versteck gefunden hatten. Im engen Hohlraum unter einer Rampe ließen sie sich erschöpft nieder. Um sie herum lag stinkender Abfall, aber sie nahmen das alles kaum wahr. Für Minuten war jeder einzelne von ihnen damit beschäftigt, endlich genug Luft in die Lungen zu bekommen.

»Wir müssen nach draußen«, sagte Fretnorc, als sie sich einigermaßen erholt hatten. »Im Hafengebiet werden sie uns immer wieder finden. Lange halten wir diese Hetzjagd sowieso nicht mehr durch.«

Garrason nickte. Er machte sich Sorgen um Polc-Tanier. Der Wissenschaftler hockte zusammengesunken an seinem Platz. Bis jetzt hatte er sich gut gehalten. Im Gegensatz zu Huccard beklagte er sich mit keinem einzigen Wort. Er hustete nur ab und zu unterdrückt. Als er merkte, dass Garrason ihn prüfend musterte, quälte er sich ein schwaches Lächeln ab. Garrason ließ sich dadurch nicht täuschen. Er wusste, wann ein Mann am Ende seiner Kräfte war. Huccard würde noch lange durchhalten, aber Polc-Tanier brauchte dringend Ruhe.

»Nach Kemjack kommen wir schlecht hinein«, murmelte Kelsh. »Sie kontrollieren jetzt bestimmt alle Eingänge. Der Teil der Stadt, der nicht unter den Transparentkuppeln liegt, dürfte für uns nicht besser sein als dieses Labyrinth, in dem wir stecken.«

»Wir müssen es versuchen«, entschied Garrason.

»Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht einmal mehr, in welche Richtung wir uns zu wenden haben«, sagte Fretnorc bedrückt. »He, Huccard, Sie kennen sich doch hier aus! Wo geht es nach Kemjack?«

Der Agent richtete sich unwillkürlich auf. Die Tatsache, dass er endlich einmal wieder um Rat gefragt wurde, wirkte wie eine belebende Droge auf ihn.

»Ich werde euch zur Stadt führen!«, verkündete er schrill. »Ich kenne jeden Weg in dieser Gegend. Vertraut mir nur, dann sitzen wir in wenigen Minuten im besten Hotel der Stadt!«

»Großmaul«, murmelte Garrason kaum hörbar vor sich hin und grinste schadenfroh, als Huccard sich den Kopf an einer Strebe stieß.

Huccard betastete unter schmerzlichem Stöhnen die Beule, die sich auf seinem Haupt bildete.

»Er wird sich doch wohl keinen Schädelbruch geholt haben?«, fragte Fretnorc spöttisch.

»Wenn schon«, erwiderte Kelsh trocken. »Solange sein Gedächtnis verschont bleibt, kann es uns egal sein. Wie ist es, Huccard? Können Sie sich noch an den Weg zu diesem Luxushotel erinnern?«

Der Kleine knurrte etwas Unverständliches, und die anderen lachten. Selbst Polc-Tanier brachte ein Grinsen zustande.

»Dann los!«, befahl Garrason. »Je eher wir hier wegkommen, desto besser für uns.«

Natürlich hatte Huccard geprahlt. Er verlief sich immer wieder in diesem unübersichtlichen Gebäudekomplex.

»So weit hätte ich es auch geschafft!«, keuchte Fretnorc wütend, als sie zum vierten Mal in einer Sackgasse standen.

»Es wird so viel gebaut«, wehrte sich Huccard gegen den Vorwurf. »Lauter neue Hallen und Gänge. Wenn man sich wenigstens an ein bestimmtes System halten wollte. Aber nein, die Herren setzen hier ein Stückchen an und bauen da ein bisschen weiter – wer soll sich da noch zurechtfinden?«

Die anderen schwiegen. Es war zweifellos etwas Wahres an Huccards Behauptungen, aber als Entschuldigung konnten sie das nicht anerkennen, zumal der Bereich, in dem sie jetzt steckten, alles andere als neu war.

Schließlich wurde es so dunkel, dass sie das flackernde Licht von Scheinwerfern über den Dächern der Lagergebäude erkennen konnten. Die Signale waren deutlich. Dort befand sich das Landefeld. Sie bewegten sich in die entgegengesetzte Richtung, wichen einigen Polizeigleitern aus, trafen auf einen Trupp von bewaffneten Männern, die sie jedoch nicht bemerkten, weil Garrason die Gefahr rechtzeitig erkannte, und traten endlich auf eine breite Straße hinaus. Keuchend rannten sie über die leuchtende Fahrbahn und warfen sich auf der anderen Seite in das kurze, harte Gras.

»Na also!«, sagte Huccard, als er wieder bei Atem war. »Wir haben es geschafft.«

Von links brummte ein schweres Fahrzeug heran. Garrason riss Huccard zu Boden, der mit einer großspurigen Geste auf das freie Gelände zwischen dem Hafenkomplex und den schimmernden Kuppeln der Stadt wies. Der Lastengleiter fuhr an ihnen vorbei, aber sie konnten deutlich den Mann in der erleuchteten Kanzel sehen, der ein Mikrophon an den Mund hob.

»Wir hätten es geschafft, wenn Sie sich nicht so dämlich benommen hätten!«, fauchte Fretnorc den Agenten an.

Sie rannten über das trockene Gras. Weit hinter ihnen heulten die Sirenen schon wieder auf.

 

*

 

»Lassen Sie uns ein Spiel machen, meine Damen und Herren«, sagte der Große Conquetest, trat an den Rand der kleinen Bühne und musterte sein Publikum. »Ein Spiel mit Zahlen oder Begriffen, ganz nach Ihren Wünschen. Wie wäre es mit Ihnen? Ja, Sie meine ich. Kommen Sie doch bitte zu mir!«

Ein schlanker Arkonide in der ersten Reihe erhob sich und schritt selbstbewusst über die niedrige Treppe nach oben. Conquetest lächelte freundlich, aber das ließ ihn noch unheimlicher aussehen, denn sein Gesicht war – ebenso wie sein ganzer Körper – bunt bemalt. Der Hellseher trug nur einen knappen Lendenschurz aus silbrigem Material.

Er winkte, und seine Tochter eilte herbei. Sie schob einen unförmigen Kasten heran.

»Sie dürfen ihn ausprobieren, wenn Sie möchten«, forderte Conquetest seinen Gast auf. »Sie werden feststellen, dass es da drin keine Verbindung zur Außenwelt gibt. In diesem Kasten bin ich blind und taub – und dennoch werde ich erraten, was Sie auf diese Tafel schreiben. Sie müssen sich ein wenig auf die verschiedenen Begriffe konzentrieren, das ist selbstverständlich.«

Der Arkonide verzichtete auf die Probe. Natürlich glaubte niemand daran, dass Conquetest tatsächlich ohne Trick arbeitete. Jeder Magier hat seine Tricks. Conquetest bezeichnete sich als Hellseher und Wasserfinder, und er verdiente genug, um sich und seine Tochter zu ernähren.

Conquetest verschwand in dem Kasten, und Darracia legte die zahlreichen Verschlüsse um. Der Arkonide trat an die Tafel und schrieb schnell ein paar Zahlen und Wörter darauf. Niemand war erstaunt, als Conquetest aus seinem Kasten kletterte und einen Zettel präsentierte, der genau das enthielt, was inzwischen von der Tafel gelöscht worden war.

»Das ist doch Betrug!«, murrte jemand lautstark in einer der hinteren Reihen.

Conquetest neigte den Kopf und schien zu lauschen. Dann grinste er diabolisch.

»Sie sollten dieses Wort besser nicht gebrauchen«, sagte er gelassen. »Stellen Sie sich vor, einer Ihrer Gläubiger könnte Sie hören. Oh, das tut mir leid. Zweieinhalbtausend Chronners in einer so dummen Wette zu verlieren, das ist wirklich Pech. Und dann auch noch die Sache mit dem Mädchen! Brennt es doch einfach mit Ihrem Gegner durch.«

»Hören Sie auf!«, schrie der Mann aus dem Hintergrund entsetzt. Das Publikum lachte.

»Aber warum denn?« Conquetest gab sich verwundert. »Jetzt wird es doch erst interessant. Diese Wette interessiert mich. Ein bisschen einfältig, aber – oh, was entdecke ich denn da! Sie haben sich für die Spiele gemeldet? Das wird mit Sicherheit ein interessanter Kampf. Benachrichtigen Sie mich bitte, wenn es soweit ist. Ich möchte Ihren Auftritt nicht versäumen!«

Aus den hinteren Reihen kam nichts als eisiges Schweigen.

»Wird er gewinnen?«, schrie eine Frauenstimme aufgeregt.

Conquetest lächelte.

»Das kann ich nicht sagen. Bis zum Beginn der KAYMUURTES müssen noch zwölf Tage vergehen – das ist eine lange Zeit. Wer weiß, was inzwischen geschieht!«

Die eigentliche Vorstellung war bereits zu Ende. Das Publikum hatte verblüffende Dinge gesehen und genoss das befriedigende Gefühl, das Eintrittsgeld nicht zum Fenster hinausgeworfen zu haben. Es war bereit, sich mit diesem seltsamen Mann noch ein wenig zu beschäftigen – und mit der Frage, ob es sich bei den Zwischenrufen um bestellte Fragen handelte. Ein geckenhaft gekleideter älterer Mann in der ersten Reihe räusperte sich.

»Ein Wahrsager darf einem Klienten keine negativen Aspekte der eigenen Zukunft offenbaren, stimmt das?«

Conquetest zuckte gleichmütig die Schultern.

»Ich bin kein Wahrsager«, antwortete er.

Das Publikum lachte.

»Sie können aber Wasser finden?«

Der Mann mit den grellfarbigen Kleidungsstücken gab keine Ruhe.

»Wenn Wasser vorhanden ist, spüre ich es auf«, bestätigte Conquetest.

»Nehmen Sie auch Aufträge entgegen?«

»Nicht während der Vorstellung. Es brauchen schließlich nicht alle hier im Zelt zu erfahren, wie billig ich mich verkaufen muss!«

Das Gelächter ließ das Zelt erzittern. Conquetest nutzte die Gelegenheit, um in einem bunten Farbenwirbel spurlos zu verschwinden.

»Damit ist unsere Vorstellung beendet«, sagte Darracia, die jetzt an der Stelle stand, an der sich eben noch ihr Vater befunden hatte. »Ich hoffe, Sie haben sich gut unterhalten und werden uns bald wieder mit Ihrem Besuch beehren.«

»Was ist mit dem Auftrag!«, brüllte der Ältere in der ersten Reihe, bevor auch das Mädchen sich zurückziehen konnte. »Ich meine es ernst.«

»Kommen Sie zu unserem Wagen«, murmelte sie nach kurzem Zögern. »Aber lassen Sie sich ein wenig Zeit – mein Vater muss sich erholen. So eine Vorstellung ist recht anstrengend.«

»Das ist wohl die komischste Sorte von Gauklern, die ich je kennen gelernt habe«, knurrte ein anderer Arkonide, als urplötzlich auch Darracia nicht mehr vorhanden war.