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Leonie von Sandtown

Verliebt, verlobt ... und dann ein Mord

Gay Romance / Gay Krimi





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Vorwort

 

 

 

 

 

Sämtliche Personen und Ereignisse sind frei erfunden. Ähnlichkeiten wären rein zufällig.

 

 

Alle Rechte vorbehalten.

 
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Die Helden dieser Geschichte müssen sich nicht schützen, weil sie meiner Fantasie entsprungen sind. Im realen Leben gilt immer Safer Sex.

Danke!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hiermit möchte ich euch darauf hinweisen, dass diese Geschichte vollständig meiner Fantasie entsprungen ist. Wer realistische Erzählungen sucht, sollte jetzt bitte aufhören zu lesen und die Tageszeitung zur Hand nehmen, wo man mit der manchmal harten Realität konfrontiert wird. Allen anderen, die dem realen Leben für ein paar Augenblicke entkommen wollen, wünsche ich viel Spaß beim Lesen meiner Geschichte. Ich hoffe, dass ich euch in eine fremde Welt entführen kann.

 

Viele Grüße Leonie

Kapitel 1

 

Nelle

 

»Nelle, so eine Freude dich hier zu treffen! Wie lange ist es her, dass wir uns gesehen haben?« Mit diesen Worten tritt meine alte Bekannte Marie auf mich zu und schließt mich in die Arme, kaum dass ich das Bahnhofsgebäude verlassen habe. Ich fühle mich überrumpelt, erwidere allerdings ihre Umarmung. Sie löst sich und lächelt mich herzlich an.

»Marie, du hast recht, es ist lange her. Fast ein Dreivierteljahr, aber ein Beinbruch hat mich eine ganze Weile außer Gefecht gesetzt.«

Überrascht reißt sie die Augen auf. »Was? Das habe ich gar nicht gewusst.«

Das wundert mich, denn sie ist die größte Klatschbase in ganz London.  

»Hast du Zeit für einen Tee?«, fragt sie mich.

Suchend schaue ich mich um, allerdings ist von meinem Fahrer noch nichts zu sehen. Somit stimme ich zu, da mir meine Uhr verrät, dass Teatime ist und ich mich nach einer schönen Tasse Tee sehne. Gegenüber des Bahnhofs befindet sich ein kleines Café, das sich hervorragend eignet, da ich so sehen kann, wann mein Fahrer kommt.

Da es ein sehr schöner Tag ist, nehmen wir im Außenbereich Platz. Der Kellner erscheint wenig später, nimmt unsere Bestellung auf und bringt sie uns kurz darauf. Genüsslich nehme ich den ersten Schluck.

Mein voller Name ist Eleonore Abigail Hartford, kurz Nelle genannt. Mit meinen 55 Lenzen gehöre ich nicht mehr zu den Jüngsten, aber mein Verstand funktioniert noch recht gut. Marie gehört, wie schon erwähnt, zu den größten Klatschbasen in ganz London und eigentlich mag ich keine Klatschgeschichten. Um aber mehr über die menschliche Natur zu erfahren und natürlich auf dem neusten Stand zu bleiben, lasse ich ihn über mich ergehen. Denn in jedem Klatsch und Tratsch steckt ein Fünkchen Wahrheit und die möchte ich gerne ergründen.

Also spitze ich die Ohren und versuche zwischen den Zeilen zu lesen oder besser gesagt, zu hören, denn Marie hat eine Menge zu erzählen.

»Hast du schon das von Pfarrer Meisen gehört?«

Ich schüttele den Kopf und nehme ein Stück Gebäck.

»Der Gute hat es wohl übertrieben, obwohl ihn der Arzt nach dem ersten Herzinfarkt gewarnt hat und ihm die Kirche einen Gehilfen, Pater Benjamin, an die Seite gestellt hat. Aber es war wohl zu spät.«

Ich bin erstaunt und hake nach. »Ist er etwa tot?«

Sie nimmt ein Schluck Tee und teilt mir ihr Wissen mit. »Mausetot! Seine Köchin Emilie ist am Boden zerstört. Na, bei den Überstunden, die sie gemacht hat. Oft wurde sie dabei beobachtet, wie sie erst weit nach Mitternacht das Pfarrhaus verlassen hat.«

»Oh, ich verstehe. Und wer ist jetzt der neue Pfarrer?«

Marie nimmt ein Stück von ihrem Gebäck. »Der junge Pater Benjamin. Kennst du ihn?« fragt sie mich.

»Nein, ich bin ihm noch nicht begegnet.«

»Er ist ein netter junger Mann.«

Gespannt warte ich einige Augenblicke, aber sie schweigt, also scheint es noch keine Gerüchte über ihn zu geben. »Und was gibt es noch Neues?«

»Dein Bruder, der Earl von Stettmoor ist auch nicht gerade zu beneiden.« Jetzt möchte ich mehr wissen, da der Earl mein Bruder ist und ich schon sehr lange eine Freundschaft zu seiner Frau unterhalte. Aus diesem Grund frage ich nach: »Wie meinst du das?«

Sichtlich überrascht schaut sie mich an. »Na, der Junge Lord Albert macht ihm Schande, eine Frauengeschichte nach der anderen und aus seinem Leben will der Bursche anscheinend auch nichts Anständiges machen. Jedenfalls hat er keinen Job und ist auf das Wohlwollen des Earls angewiesen.«

Zu meinem Bedauern muss ich ihr da zustimmen. Mit Besorgnis habe ich die Gerüchte vernommen. Da er mein Neffe ist, hoffe ich inständig, ihn heute zu treffen, um mit ihm unter vier Augen reden zu können.

Marie reißt mich aus meinen Gedanken.

»Und Nelle, was treibt dich eigentlich nach London?«

Anscheinend will sie ihr Repertoire an Neuigkeiten erweitern, da es kein Geheimnis ist, sage ich ihr, warum ich in London bin.

»Ich bin wegen der Verlobung meines Patenkindes da.«

Sie hebt die Augenbrauen. »Oh, meinst du etwa Lord Angus?«

Ich schüttele den Kopf und antworte. »Nein, mein anderes Patenkind. Lord Vincent.«

Ihr Mund öffnet sich leicht. »Ach so, ich habe mich schon gewundert. Jeder weiß ja, dass Angus dem eigenen Geschlecht zugetan ist. Der arme Earl, da wird es wohl keinen Erben geben. Na, wenigsten tut der Junge etwas. Obwohl sich der Earl da sicher etwas anderes vorgestellt hat. Der Junge ist so begabt, er könnte wirklich etwas werden bei Scotland Yard. Doch er begnügt sich damit, ein einfacher Dorfpolizist zu sein und scheint keine höheren Ambitionen zu haben.«

Ich nicke einfach nur und sie redet ungerührt weiter. Da ich da ganz und gar nicht ihrer Meinung bin und auch keinen Sinn darin sehe mit ihr darüber zu reden oder besser gesagt zu diskutieren, genieße ich einfach meinen Tee. Im Geheimen mache ich mir große Sorgen um Angus. Wie es seine Pflicht ist, wird er an den Feierlichkeiten teilnehmen, da die beiden Familien über mehrere Ecken miteinander verwandt sind. Ich halte das für keine gute Idee und das habe ich ihm auch mitgeteilt, als er mich vor mehreren Wochen besucht hat und mir die Einladung gezeigt hat. Da ich weiß, wie es um Angus Herz bestellt ist, bin ich mir nicht sicher, wie er das alles verkraftet. Natürlich wird er Haltung bewahren, aber in seinem Inneren wird es brodeln. Da bin ich mir sicher. Ich werde ihm, so gut es geht, beistehen. Marie reißt mich aus meinen Gedanken.

»Vincent soll seit 3 Jahren im Ausland sein und Mode kreieren, nur selten soll er in der Zeit zu Hause gewesen sein.«

Ich nehme einen Schluck Tee, bevor ich erwidere: »Ja, das ist korrekt, meine Liebe.« Ganz sicher werde ich den Teufel tun und ihre ganze Neugierde befriedigen, denn das sie mit meiner Aussage unzufrieden ist, kann ich deutlich an ihrem nachdenklichen und missmutigen Gesicht erkennen.

»Und wer ist die Glückliche, Nelle?«

War ja klar, dass sie fragt, aber ich halte sie noch ein wenig hin. Doch das scheint sie zu bemerken, denn sie sagt etwas strenger: »Los, Nelle, sag schon. Spanne mich nicht auf die ...«, sie stockt plötzlich.

Wie gebannt schaut sie nach rechts und ich folge ihrem Blick. Augenblicklich fällt mir ins Auge, was sie da verstummen lässt. Allerdings nur kurz. Leicht abwertend gibt sie von sich: »Ich weiß ja, dass es das jetzt gibt, aber müssen sie es öffentlich machen? Wirklich eine Schande. Zwei Männer, die Händchen haltend durch die Stadt laufen.«

Jetzt bin ich an der Reihe, die Stimme zu erheben und erkläre ihr sehr eindringlich: »Marie, wir sind nicht mehr im Mittelalter und es wird langsam Zeit, das die Jugend ein Zeichen setzt. Ich finde es wunderbar, dass man öffentlich seine Liebe zeigen kann. Ob es nun zwei Frauen, oder wie in dem Fall, zwei Männer sind, ist dabei egal.«

Fassungslos und mit offenem Mund starrt sie mich an, bis ich mich erhebe. »Danke für den Tee.« Winkend drehe ich mich um und rufe laut: »Vincent.«

Das Pärchen, welches Marie so abwertend angestarrt hat, dreht sich zu mir um und kommt nach kurzem Zögern auf mich zu.

Der Kleinere von ihnen nimmt die Sonnenbrille ab und zieht mich herzlich in seine Arme, nachdem er seinen Partner losgelassen hat.

»Tante Nelle, schön das du gekommen bist.«

»Lord Vincent«, höre ich Marie stammeln.

»Ich bin froh, das ich wieder gesund bin. Nun kann ich eure Verlobung mit euch feiern.« Ein kurzer Schatten huscht über Vincents Gesicht, nachdem er sich von mir gelöst hat und der andere junge Mann an ihn herangetreten ist, sowie den Arm um ihn gelegt hat. Die beiden sind ein schönes Paar und ich freue mich für mein Patenkind.

»Das ist also der junge Mann, der dein Herz für sich gewonnen hat.«

Strahlend erwidert er: »Ja, Tante, das ist Melvin. Melvin, Schatz, das ist meine Patentante und Tante, Nelle.« Förmlich reichen wir uns die Hände.

»Schön, Sie endlich kennenzulernen. Ich habe schon so viel von Ihnen gehört.«

»Leider kann ich das Kompliment nicht zurückgeben, da mich mein Neffe in letzter Zeit schnöde vernachlässigt hat. Wo ich doch die ganze Zeit ans Bett gefesselt war und mich gelangweilt habe. Aufmunterung oder Abwechslung hätte ich da gut gebrauchen können.« Daraufhin werfe ich Vincent einen eingeschnappten Blick rüber, der verlegen den Kopf senkt und leise murmelt. »Tut mir leid, Tantchen.«

Melvin lacht herzhaft auf und zieht seinen Verlobten mit den Worten: »Seien Sie ihm nicht böse, wir beide hatten die Welt um uns herum komplett vergessen«, an sich heran. Ich lache mit ihm und Vincent atmet erleichtert aus.

Auf den ersten Blick scheint dieser Melvin ein sehr charmanter junger Mann zu sein, ich habe mir allerdings angewöhnt, mich nicht davon täuschen zu lassen. Wir werden sehen, was der Abend noch bringt.

»Wollen wir gehen?«, fragt Vincent, wahrscheinlich um abzulenken und ich erwidere: »Ja, sehr gern.« Daraufhin wende ich mich noch einmal Marie zu.

»Danke für den köstlichen Tee und die nette Gesellschaft.« Gerade will ich das Geld auf den Tisch legen, als sie plötzlich sagt: »Lass nur, du bist von mir eingeladen.«

»Oh, das ist aber lieb von dir. Dann herzlichen Dank und bis bald.«

Immer noch sichtlich beschämt erwidert sie: »Bis bald, Nelle.«

Ich nicke und wende mich den beiden hübschen Jungs zu, bei denen ich mich ungeniert unterhake. Was kann sich eine Frau mehr wünschen, als zwei bildhübsche Männer an ihrer Seite zu haben. Ich nutze die Nähe, um Melvin aufmerksam zu mustern. Dieser ist gut einen halben Kopf größer als Vincent, hat dunkle Locken, die ihm bis auf die Schultern reichen. Sein kantiges Gesicht verleiht ihm Männlichkeit, er besitzt volle Lippen sowie ein Grübchen am Kinn.

»Es tut mir leid, dass du warten musstest«, reißt mich Vincent aus meiner Musterung. »Ich hatte die Zeit ganz vergessen.«

Ich blicke zu Vincent und sage mit einem Schmunzeln: »Keine Angst, ich verzeihe dir. Hauptsache, du hast mich nicht ganz vergessen.«

»Das würde ich doch nie, Tantchen!« Daraufhin gibt er mir einen Kuss auf die Wange.