Edeltraud Pyringer wurde 1944 in Wien unter dem Sternzeichen des Schützen geboren.

Sie arbeitete vor ihrer Pensionierung als Bankangestellte.

In ihrem Ruhestand widmet sie sich nun ihrem kreativen Schaffen.

Intuitives Malen, Energiearbeit und Mediales Schreiben. www.märchenoase.jimdo.de

Danksagung

Eines Tages begann ich, als Freude für mich selbst, Märchen zu schreiben. Mit der Zeit hatte sich eine ganze Menge von Geschichten angesammelt. Ich malte Bilder zu den Texten, machte kleine Heftchen und gab sie an Freunde weiter.

Doch eines Tages dachte ich mir: „Es wäre doch schön, wenn diese Geschichten nicht nur Freunde, sondern auch andere Menschen erreichen könnten.“

So entstand die Vision, irgendwann einmal ein Buch zu schreiben.

Wenn man so ein Buch kreiert ist es immer gut Helfer an seiner Seite zu haben.

An dieser Stelle möchte ich mich bei all denen bedanken, die mich bei der Entstehung dieses Buches unterstützt haben.

Angelika Balde, Irmgard Raab, ebenfalls meine Freundin Monika Kerschhofer, die mich auf diesen Verlag aufmerksam gemacht hat, und mich bei technischen Problemen meines PC unterstützte.

Edeltraud Pyringer

Märchen

aus dem

Land der Seele

Inhaltsverzeichnis

Luzi der freche Kater

Das heilige Erbe eines Indianerjungen

Eine lichtvolle Seele bereist die Erde

Mutter Erde

Das Schicksal eines Bettlers

Die gerechte Strafe des Teufels

Lernen führt zu Weisheit

Die Nebelfrau

Zahlenspielerei

Ein Sternenkind reist zur Erde

Der böse Sultan

Die Geliebte und der General

Der traurige Mönch

Der Geist im Uhrkasten

Salim geht seinen Weg

Mutter Erde reinigt sich

Die innere Stimme ist deine Wahrheit

Die Prinzessin im goldenen Käfig

Die Fee und der Paradiesvogel

Der Clown und die Liebe

Emilies spirituelle Reise

Die Kraft der goldenen Krone

Sieben freche Persönlichkeiten treiben ihr Unwesen

Ein liebendes Herz

Die Kräuterhexe

Lebenserwachen einer Linde

Sven im Land der Träume

Frühlingserwachen

Gehen Sie auf Entdeckungsreisen.

Verlieren sie sich in diesem Märchenwald,

oder was Sie in diesem Bild auch immer sehen mögen.

Welche Wesen, welche Augen blicken Sie an?

Was gibt es hier wohl so alles zu entdecken?

Jeder sieht für sich das, wohin ihn seine Fantasie führt.

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Phantasie ist wichtiger als Wissen, das Wissen ist begrenzt.

Albert Einstein

Luzi der freche Kater

Es war einmal ein Zwerg, der nur zu Späßen aufgelegt war. Im Wald war er kein unbeschriebenes Blatt. Er war sehr beliebt und hatte viele Freunde. Nur der Hexe war er ein Dorn im Auge. Diese eiferte sehr mit ihm, da sie nicht so beliebt war. Er hänselte sie immer wieder, weil er ja wusste, wie reizbar sie sein konnte.

Diese Hexe hatte natürlich auch eine Katze. Es war ein schöner Kater. Er war der beste Freund des Zwerges, welcher der Alten nicht sehr gefiel. Dieser Kater war ein schönes, schlaues und kluges Tier. Er passte gar nicht zu der alten Hexe.

Oft entfernte er sich von dem Hexenhaus, um seinen Freund den Zwerg zu besuchen. Er mochte ihn sehr gerne, da er oft viel Spaß mit ihm hatte.

Er war so ein lieber kleiner Zwerg, ein Erdzwerg und sogar kleiner als der Kater. Das fand dieser niedlich. Der Kater war raffiniert, sehr klug, schlau, und auch stolz. Er wickelte seine Hexe gekonnt mit einer wahren Leichtigkeit um den Finger. Der Hexe fiel das oft gar nicht auf. Sie ärgerte sich nur maßlos, weil ihr Kater im Wald herumstreunte, sich mit den Waldbewohnern amüsierte und sie einfach ignorierte - so als ob sie gar nicht da wäre. So sind Katzen eben.

Eines Tages an einem schönen Morgen verließ Luzi, so hieß der Kater, wieder einmal das Hexenhaus, um seinen Freund Wurzel zu besuchen. Er brauchte nicht weit zu laufen.

Da sah er ihn schon unter einem großen Huflattichblatt mit seiner roten Zipfelmütze hervorschauen. Freudig rief Luzi ihm entgegen: „Hallo Zwerg Wurzel, wie geht’s, wie steht’s?

Bin ich froh, dass ich dich nicht erst lange unter den hohen Blüten und Blättern suchen muss. Bei deiner Größe ist das ja nicht so einfach, dich gleich zu finden,“ schnurrte der Kater freudestrahlend. „Wollen wir miteinander spielen?“ bettelte er übermütig.

„Ja, warum nicht“, erwiderte Zwerg Wurzel begeistert. „Aber ich habe mir gerade mein Knie verletzt“, jammerte er. „Vor ein paar Minuten galoppierte Ritter Kunibert durch den Wald. Sein Pferd hat mit seinen Hufen einen solch großen Fußabdruck auf dem Erdboden hinterlassen, sodass ich, schusselig wie ich eben bin, darin stolperte und auf die Nase gefallen war.“

Der Kater grinste übermütig und sagte: „Na so schlimm wird’s schon nicht sein.“

„Du hast schon recht“, erwiderte Wurzel, „aber schau, wie ich jetzt aussehe. Meine Hose ist auch völlig zerrissen. Am liebsten würde ich dem Ritter eine Ohrfeige verpassen! Musste er denn unbedingt durch meine Zwergenstrasse reiten?“

Wurzel jammerte weiter: „Der geht mir sowieso auf die Nerven. Er macht sich immer so wichtig! Ich möchte eigentlich wissen warum? Er glaubt, ihm alleine gehöre der Wald. Der Gute sollte froh sein, dass wir ihn bewohnen, denn ohne uns wäre doch alles leblos. Findest du nicht auch?“

Nach kurzer Pause fuhr er fort: „So rührt sich wenigstens etwas, besonders dann, wenn deine Hexe voll Wut mit ihrem Besen durch den Wald rauscht, um dich lieber Kater zu suchen. Oft könnte ich mich tot lachen, wenn sie so herumwirbelt. Sie sieht mich ja meistens nicht, weil ich mich unter den großen Blättern verstecke und nur ab und zu hervorschaue. Hin und wieder, wenn sie weit genug von mir entfernt ist, necke ich sie. Da wird sie dann ganz böse auf mich. Dann suche ich aber eiligst das Weite. Ansonsten würde sie mir mit Sicherheit ihren Besen um die Ohren schlagen. Sie kennt da nix! Denn das ist eine Wilde…...

Sei mir nicht böse lieber Kater, aber die ist nicht ganz bei Sinnen.“

„Weiß ich doch,“ schnurrte der Kater, „darum schleiche ich mich ja des Öfteren aus dem Haus, um mich woanders zu amüsieren.“

Plötzlich rief Luzi der Kater: „Wurzel schau, dort ist sie schon wieder unterwegs - auf ihrem Besen. Kennst du einen Platz, wo ich mich rasch verstecken kann? Diese alte Hexe sucht mich schon wieder. Der Hut brennt! Schnell, schnell, kaum glaubt man, sich ungestört unterhalten zu können, saust sie erneut durch den Wald, um mich zu schelten. Unmöglich diese Alte!“

Wurzel reagierte sehr rasch und sprach ganz leise, sodass ihn die Hexe nicht hören konnte: „Schau Luzi dort ist ein hohes Gebüsch. Komm rasch! Dort findet sie dich sicher nicht. Ich komme mit dir.“

Luzi entgegnete aufgeregt: „Ach bin ich froh, dich als Freund zu haben! Du bist einfach clever! Komm setze dich schnell auf meinen Rücken. Halte dich entweder an meinem Schwanz oder an meinen Ohren fest, damit du dir nicht noch einmal dein Knie aufschlägst… das muss ja nicht sein.“

Der Kater duckte sich ganz kurz und schwups: „Schon saß der Zwerg auf seinem Rücken und folgte seinen Anweisungen, um nicht wieder herunter zu purzeln und sich erneut zu verletzen.“ Jetzt war es nur noch ein kurzer Sprung und schon war Luzi mit Wurzel hinter dem Gebüsch versteckt. Die Hexe sauste vergeblich fluchend durch die Gegend, um ihren Kater wieder zu finden.

Luzi und Wurzel saßen nun kichernd unter den grünen dichten Blättern und freuten sich, von der Alten nicht entdeckt worden zu sein.

„Na ich hoffe, jetzt sind wir sie für eine Weile los“, sagte der Kater.

„Ich denke schon“, erwidert der Zwerg.

Nun spielten sie sich im Gebüsch. Der Zwerg setzte sich auf ein grünes Blatt, das groß und stark war und der Kater wiegte es mit seinen Pfoten hin und her. Jedenfalls amüsierten sie sich eine ganze Weile.

Auf einmal spürten die beiden ein Vibrieren der Erde.

„Oh’ je, kommt denn schon wieder dieser Ritter daher? Ich höre die Hufe seines Pferdes. Es würde mich interessieren, was der schon wieder hier will?“ entschlüpfte es den beiden zur gleichen Zeit. Da sprang der Kater gedankenlos aus dem Gebüsch hervor und schreckte das Pferd hoch, welches ja mit so einer Überraschung nicht gerechnet hatte.

Der Ritter wäre fast vom Pferd gefallen. Laut schimpfend vertrieb er den Kater. „Was bist du für ein Mistvieh, fast wäre mein Pferd gestürzt. Dir ist ja alles egal du dummes Katzenvieh! Was hast du hier überhaupt verloren? Geh hin, wo du hingehörst. Womöglich kommst du noch auf die Idee, die Singvögel aus meinem Wald zu fangen. Aber dann geht’s dir schlecht! Das verspreche ich dir. Verschwinde!“

Wütend schimpfte der Ritter weiter: „Du bist doch dieses Luder, dass der Hexe gehört. Die sucht dich doch ständig und ruft dann immer so kreischend laut: „Luzi, Luzi wo bist du denn, so komm doch endlich nach Hause! Ich habe gutes Futter für dich…“

„Ich würde dich nicht suchen“, schrie der Ritter aufgebracht.

„Verschwinde von hier und bleibe bei deiner Hexe, dort wo du hingehörst.“

„Miau, miau, dass geht dich doch gar nichts an. Ich mache, was ich will“, entgegnete Luzi dem Ritter sehr aufmüpfig. „Frech bist du auch noch? Na, wir werden sehen, wer hier das Sagen hat. Ab sofort verbanne ich dich aus diesem Wald. Hast du gehört?“ schrie der Ritter wutentbrannt.

„Ja, ja, miau, miau“, gab der Kater kleinlaut bei.

Provozierend drehte sich der Kater um und ging schnellen Schrittes zu seiner Hexe zurück. Er setzte sich dort auf den Tisch, putzte sein Fell, und tat so als sei nichts geschehen.

„Na, dass du schon wieder da bist,“ rief die Hexe. „So ein Wunder! Heute bekommst du von mir keinen Leckerbissen mehr. Nun musst dir selber einen fangen. Aber ich würde mich an deiner Stelle nicht von Ritter Kunibert erwischen lassen. Du weißt schon, was ich meine: Vögel, Mäuse …“

„Na und,“ knurrte der Kater beleidigt. Plötzlich sah er in der Küche ein goldenes Gefäß stehen, welches wundervoll glitzerte. Es machte ihn sehr neugierig und er fragte die Hexe: „Sag, was ist das?“

„Das ist ein Becher. Siehst du das nicht! Ich habe ihn im Wald gefunden,“ sagte die Hexe im barschen Ton.

„Wofür ist jener gut? Kennst du sein Geheimnis?“ miaute der Kater etwas kleinlaut.

Ein wenig unwillig erwiderte die Hexe: „Natürlich - ihm sollen besondere Kräfte innewohnen, welche für Versöhnungen geeignet sind. Ich habe ihn vor einiger Zeit nach Hause getragen. Auf meinen täglichen Streifzügen durch diese hohen dichten Wälder ist er mir, unter einem Baum liegend, in die Hände gefallen.“

„Würdest du mir diesen Becher borgen?“ fragte Luzi der Kater verdutzt.

„Wozu brauchst du ihn denn?“ erwiderte die Hexe neugierig.

„Ich habe mit dem Ritter Kunibert gestritten und möchte mich mit ihm versöhnen.“

„Also in Gottes Namen, ich gebe ihn dir“, sprach die Hexe und mit einem Mal klang ihre Stimme so sanft wie nie zuvor.

„Danke, danke, miau, miau!“

Nun nahm der Kater den goldenen Becher und schlich sich aus dem Hexenhaus davon, in der Absicht, Ritter Kunibert aufzusuchen.

Er ging durch die Zwergenstrasse und kam erneut bei seinem Freund dem Zwerg Wurzel vorbei und fragte: „Sag Wurzel, hast du vielleicht zufällig Ritter Kunibert gesehen, oder weißt du gar, wo er sich gerade aufhält? Ich habe vor, ihn zu besuchen.“

„Ja, ja der ist schon wieder in seine Burg geritten. Was willst du von ihm?“ fragte Wurzel neugierig.

„Ich möchte ihn um Entschuldigung bitten, schließlich würde ich mich im Wald ja wieder gerne frei bewegen können, so wie früher. Da dachte ich mir, ich schenke ihm diesen goldenen Becher den meine Hexe im Wald gefunden hat. Jener soll angeblich über starke Kräfte verfügen.“

„Na, versuche es halt,“ munterte ihn der Zwerg auf, „dann können wir uns wieder ungezwungen und gefahrlos im Wald treffen.“

So ging der Kater mit dem goldenen Becher in der Hand auf die Burg zu Ritter Kunibert. Nun stand er mit etwas weichen Knien vor dem großen Burgtor, nahm sich einen Ruck, klopfte an und trat ein. Erstaunt blickte Ritter Kunibert auf.

„Was suchst du hier bei mir? Ich hab dir doch schon zu verstehen gegeben, dass ich dich hier nicht mehr sehen will“.

„Ja, ich weiß, es tut mir auch leid. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Zur Versöhnung hab ich dir auch ein wertvolles Geschenk mitgebracht. Es besitzt geheimnisvolle Kräfte. Willst Du es annehmen?“

„Das muss ich mir noch gut überlegen.“

Der Ritter erhob sich aus seinem Sessel, ging einige Male um den großen Tisch herum und sagte dann mit ernster Stimme: „Also gut, wenn du mir versprichst, dass du dich von nun an, an die Regeln des Waldes hältst und dich ordentlich benimmst, bin ich gewillt, diesen Vorfall von gestern zu vergessen.“

Kunibert kam dem Kater einige Schritte entgegen und reichte ihm zum Abschied versöhnlich die Hand.

Erleichtert übergab nun Luzi, der Kater, dem Ritter diesen geheimnisvollen Becher. Er versprach, von nun an die Gesetze des Waldes strengstens zu befolgen.

Der Kater war nun sehr erleichtert und verließ nun äußerst beschwingt erhobenen Hauptes den Raum.

Nun ging er durch das große Burgtor hinaus in den Wald, heimwärts durch die Zwergenstrasse, zu seinem Freund Wurzel, der schon sehnsüchtig auf Luzi wartete.

Nun waren beide von Herzen froh, die unangenehme Angelegenheit bereinigt zu haben.