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Über dieses Buch:

Das ist LESELUST: Während einer Busfahrt, in der Schlange an der Supermarkt-Kasse oder bis der Nagellack getrocknet ist – jeder dieser zehn packenden Kurzkrimis jagt Ihnen in weniger als 5 Minuten einen Schauer über den Rücken!

In diesem Band bekommen Sie es mit rachsüchtigen Geliebten zu tun, mit bösartigen Ehemännern und einem Mann, der eigentlich nur ein kleines Abenteuer sucht, dann aber den Schock seines Lebens bekommt. Lassen Sie sich fesseln!

Über die Herausgeberin:

Barbara Gothe, Jahrgang 1960, lebt in Reinbek vor den Toren Hamburgs und arbeitet seit vielen Jahren als Redakteurin und Herausgeberin.

Bei dotbooks brachte sie bereits die Geschichtensammlung Sternenstaub und Weihnachtswunder. Zauberhafte Adventsgeschichten und weitere Leselust-Bände heraus.


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Originalausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2015 dotbooks GmbH, München

Copyright © der einzelnen Texte Dörnersche Verlagsgesellschaft mbH, Reinbek

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: © Tanja Winkler, Weichs

Titelbildabbildung: aradaphotography - Fotolia.com

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95520-694-9

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Jenny Wemann

Gründlich rein ist nicht genug

Kurzkrimi

dotbooks.

Birgit erdrosselt aus Eifersucht ihre jüngere, lebenslustige Schwester Marion. Danach reinigt sie die Küche, in der das Verbrechen geschah, gründlich. Doch hat sie wirklich an alles gedacht?

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Zufrieden schaute sich Birgit in ihrer Küche um. Nein, es gab keinerlei Hinweise mehr darauf, dass Marion hier ihr Leben aushauchte. Das heißt, aushauchen war mächtig untertrieben, schließlich hatte sie ihre jüngeren Schwester erdrosselt.

Wirklich, sie war wie immer beim Aufräumen sehr gründlich gewesen. Die von Marion im Todeskampf umgeworfenen Tassen standen bereits wieder – gründlichst gespült – im Schrank. Ebenso wie der Aschenbecher, in dem die Schwester stets die stinkende Asche ihrer filterlosen Zigaretten abstreifte. Na, und das Plastikseil, mit dem sie ihre Schwester von hinten erdrosselte, lag mit der Leiche, in einem großen Plastiksack verpackt, schon im Kofferraum ihres Wagens. Dank ihrer kräftigen Konstitution war es für sie eine Kleinigkeit gewesen, den Sack mit der zierlichen Toten zum Auto zu tragen.

Birgit fand, alles sah picobello aus. Doch als Ordnungs- und Sauberkeitsfanatikerin holte sie noch schnell den Staubsauger und saugte gründlich die Fußbodenfliesen von Küche und Flur, um sie danach zu wischen. Das hatte indes nichts mit ihrem Mord zu tun: Sie saugte immer, wenn Besuch gegangen war, denn sie hasste nichts so sehr wie Schmutz und Staub. Vor allem, wenn andere ihr beides in ihr gepflegtes Heim trugen. Normale Menschen hätten gefegt statt gesaugt, aber Birgit hasste Besen. Sie verteilten ihrer Meinung nach nur den Staub. Deshalb saugte sie, selbst wenn Bekannte dies als Macke bezeichneten, sogar die Fußbodenfliesen in ihrer Wohnung.

Es war bereits nach Mitternacht, als die Dreißigjährige die Tote zum nahen Moor fuhr und sie dort versenkte. Hier würde so schnell niemand die Leiche finden – und selbst wenn: Jeder wusste, wie rührend und selbstlos sie immer für ihre vier Jahre jüngere Schwester gesorgt hatte. Ein Motiv für die Tat gab es also nicht. Jedenfalls keines, von dem irgendjemand wissen konnte.

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Auf dem Weg nach Hause warf Birgit die Gummihandschuhe, die sie seit dem Mord bis jetzt getragen hatte, in einen Abfallbehälter an einer Bushaltestelle. Ebenso die Tüte, in der sie die Asche und die Kippe von der Zigarette gesammelt hatte, die Marion bei ihr rauchte. Endlich daheim, sank die große, etwas übergewichtige Frau erschöpft in ihr Bett. Es war geschafft, seufzte sie erleichtert.

Wirklich, Marion hatte es nicht besser verdient, dachte Birgit beim Einschlafen. Während sie das von den Eltern ererbte große Schreibwarengeschäft weiterführte und sich tagtäglich damit abrackerte, hielt die jüngere Schwester nichts von Arbeit. Sie studierte lieber Mode-Design, ohne sich indes mit dem Abschluss zu beeilen. Dafür machte sie die Nächte zu Tage und trieb sich mit unseriösen Leuten aus der Modebranche herum.

Das fuchste Birgit schon lange, denn Marion lebte von dem Geld, das sie verdiente. Noch mehr ärgerte sie jedoch, dass sich die hübsche, lebenslustige Studentin vor Verehrern kaum retten konnte. Sie dagegen war noch immer solo. Das heißt, seit wenigen Monaten gab es endlich einen Mann in ihrem Leben: Carsten, ein Pharmareferent, machte ihr den Hof.

Nur beging Birgit, wie sie selbstkritisch sah, aus lauter Stolz über ihre Eroberung einen Fehler. Sie stellte Carsten der Schwester bei deren Fete zu ihrem 26. Geburtstag vor. Die nun schien nichts Besseres vorzuhaben, als ihr den Mann auszuspannen. Jedenfalls flirtete sie mit ihm, und Carsten war ganz offensichtlich von ihr beeindruckt.

»Marion ist sehr nett, sie gefällt mir«, sagte Carsten begeistert zu Birgit, als das Paar an jenem Abend die Party verließ.

Da keimte furchtbare Eifersucht in Birgit auf. Warum, fragte sie sich verbittert, meint es das Leben mit Marion so gut und so schlecht mit ihr? Marion war attraktiv, beliebt und voller Lebenslust. Sie dagegen, die graue Maus, hatte keine richtigen Freunde, galt als ernst, penibel und humorlos. Aber war das ein Wunder? Immerhin hatten die Eltern sie, die ältere, schon früh in die Pflicht genommen. Da Vater und Mutter den Laden führten, musste sie frühzeitig im Hausarbeit mithelfen. Auch bürdeten die Eltern ihr die jüngere Schwester auf, die im Gegensatz zu ihr immer verwöhnt wurde. Das prägte Birgit, die sich oft in ihrer Kindheit wie eine Art Aschenputtel vorgekommen war. Seit dem Tod der Eltern vor zwei Jahren führte sie nun das Geschäft, das ihr und Marion zu gleichen Teilen gehörte. Nur eben: Während sie sich wie üblich abrackerte, genoss die Schwester das Leben in vollen Zügen. Das hielt Birgit für ungerecht. Zwar tat sie noch wie zu Lebzeiten der Eltern so, als würde sie gern für die »Kleine« sorgen, insgeheim hatte sie jedoch schon lange überlegt, wie sie diese Plage loswerden konnte.

Und nun fürchtete Birgit, dass Marion Carsten den Kopf verdrehte. Dem einzigen Mann, der sich je etwas aus ihr gemacht hatte. Das wollte sie nicht hinnehmen. Birgit beschloss, die Schwester aus dem Weg zu räumen. Dann wäre sie diese als Konkurrentin wie als Teilhaberin los. Eine verlockende Aussicht. Also lud sie Marion unter einem Vorwand zu sich nach Hause ein. Die kam prompt. Ebenso schick wie teuer mit eleganten Stiefeln, einem hautengen Rock und einem zartgrünen Pullover angezogen. Leisten konnte sie es sich ja vom ihrem Teil des Gewinns, den das gut gehende Geschäft abwarf.

Tja, und kaum hatten die Schwestern in der Küche Kaffee getrunken, griff Birgit zum Plastikseil, warf es Marion von hinten über den Kopf und zog zu. Es dauerte schrecklich lange Minuten, bis sie tot war. Aber der Hass gab Birgit die Kraft, sie trotz heftigster Gegenwehr nicht aus der tödlichen Schlinge zu lassen.

»Ich möchte meine Schwester als vermisst melden«, sagte Birgit eine Woche später auf dem Polizeirevier. »Seit Tagen hat sie niemand mehr gesehen.«

Der Beamte nahm die Vermisstenmeldung mit Routine auf. Es kam immerhin häufiger mal vor, dass eine junge Frau mal für einige Zeit verschwand. Vor allem eine wie Marion, die nach Auskunft der Schwester keinen Geldmangel litt, ein eher unstetes Partyleben führte und schon öfters mit einer neuen Männerbekanntschaft verreiste, ohne sich abzumelden.

Eine Monat verging. Da klingelte es eines Morgens an der Haustür.

»Ihre Schwester wurde gestern von einem Förster im Moor gefunden«, erklärte einer der Herren, der sich als Hauptkommissar Reinhold Becker von der Mordkommission vorstellte. »Sie wurde erdrosselt.«

»Wie furchtbar«, schluchzte Birgit gekonnt und versicherte im anschließenden Gespräch, ihre Schwester mindestens seit zwei Wochen vor ihrem Verschwinden nicht mehr gesehen zu haben. Als sich die Beamten später verabschiedeten, war sie sich sicher, dass man ihr die Rolle der Trauernden abgenommen hatte.

Doch nach nur zwei Tagen stand Kommissar Reinhold Becker wieder mit Begleitung vor ihrer Tür. Er zückte einen Durchsuchungsbefehl und erklärte: »Wie wir erfuhren, wurde Ihre Schwester zum letzten Mal lebend von einer Freundin gesehen, der sie erzählte, auf dem Weg zu Ihnen zu sein – und das war genau eine Woche vor ihrem Verschwinden. Sie hatten dagegen angegeben, Marion bereits länger nicht mehr gesehen und gesprochen zu haben. Auch haben Sie als ihre Erbin ein Motiv.  Sie haben doch nichts gegen die Durchsuchung?«

»Kommen Sie herein«, antwortete Birgit mit einladender Geste.

Die Männer machten ganze Arbeit, stellte sie fest. Aber es würde ihnen nichts nützen. Sie hatte allzu gründlich sauber gemacht, sogar die Zigarettenreste beseitigt und ordentlich gesaugt.

Wieder vergingen Tage. Nichts geschah. Doch dann stand dieser Hauptkommissar Reinhold Becker erneut bei ihr vor der Tür. Mit einem Haftbefehl.

»Wir wissen, dass Sie Ihre Schwester umbrachten«, sprach er.

»So? Und was für Beweise haben Sie?«, höhnte Birgit.

»Wir hatten bei der Hausdurchsuchung den Beutel aus Ihrem Staubsauger mitgenommen. Darin fanden wir Wollfasern von dem Pullover, den Ihre Schwester trug, als sie ermordet wurde.«

»Das beweist gar nichts, schließlich besuchte mich Marion oft«, winkte die Dreißigjährige gelassen ab.

»Doch, es beweist sehr viel. Denn erst am Tag ihres Todes hatte Ihre Schwester sich diesen Pullover gekauft«, erwiderte der Kriminalbeamte.

Die Handschellen klickten. Stumm ließ sich Birgit abführen. Sie erkannte: Trotz ihres Ordnungs- und Sauberkeitsfimmel war ihr ein schwerer Fehler unterlaufen. Es hatte also nicht genügt, alles gründlich zu reinigen und Staub zu saugen. Sie hätte anschließend auch den Staubsaugerbeutel wegwerfen müssen …

Rick Charleston

In die Falle gegangen

Kurzkrimi

dotbooks.

Der Landmaschinenhändler Lewis Dareboom ist einem Jagdunfall zum Opfer gefallen. Angeblich. Über die näheren Umstände des Vorfalls gibt es viele Gerüchte, aber keiner weiß etwas Genaues. Da nimmt die Tochter des Getöteten die Sache in die Hand. Mit einem raffinierten Trick kann sie den Täter überführen.

***

Der plötzliche Tod von Lewis Dareboom löste in Wickham-in-the-Woods allgemeine Trauer aus. Der Inhaber des kleinen Landmaschinenhandels hatte sich in dem Dörfchen großer Beliebtheit erfreut, und dass ausgerechnet er, ein erklärter Tierfreund und Vegetarier, einem tragischen Jagdunfall zum Opfer fallen musste, wurde als besonders bittere Ironie des Schicksals gewertet.

In den beiden Gasthäusern des Ortes war der Vorfall über Wochen das vorherrschende Thema.

»Sir Robin Drake behauptet, er habe auf ein flüchtiges Wildschwein geschossen!«, erklärte der alte Robbins jetzt zum hundertsten Male – aber nicht, ohne vorher zweimal über die Schulter geschaut zu haben, ob der Erwähnte sich nicht zufällig in Hörweite aufhielt. Mit Sir Robin war nicht gut Kirschenessen!

»Ja ja«, brummte Johnnie Hopkins und winkte ab.

»Und er hat vorbeigeschossen, was sonst nur selten passiert. Und die Kugel hat dann Lewis getroffen, auf seinem Morgenspaziergang. Weil eine Weißdornhecke dazwischen war, hat Sir Robin den Mann nicht sehen können!«

Der alte Robbins schnaubte und nahm einen langen Zug aus seinem Bierglas. Dann beugte er sich über den Tisch und fragte leise – nach einem neuerlichen Blick über die Schulter:

»Weißt Du, was ich von dieser Geschichte glaube?«

Hopkins ging, obwohl er die Antwort kannte, auf das Spiel ein und beugte sich gleichfalls für die Tischplatte:

»Na?«

»Nichts!«, erklärte Robbins mit wichtiger Stimme. »Gar nichts!«

Er senkte seine Stimme: »Ich sage dir! Das war Absicht! Reine Absicht! Zwischen den beiden war noch eine alte Rechnung offen. Und Sir Robin ist keiner, der irgendwem irgendwas schuldig bleibt!«

»Nein, das ist wahr! Und er kennt viele viele Leute! Oder warum, meinst du, hat die Polizei gar nicht erst angefangen, diese Sache näher zu untersuchen?! Lewis’ Tochter soll, wie man hört, deswegen vollkommen verzweifelt sein!«

Hopkins nickte, trank sein Glas leer und orderte sofort eine neue Runde. Zeiten waren das, Zeiten!

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