Cover

Über dieses Buch:

Freundschaftsspieler aus Berlin rücken an und ein Spiel bei einem Profiverein scheint für die Kicker zum Greifen nahe. Doch Franks Fußballwiese wurde verwüstet: Tore hängen schief, Zelte fallen um und die Übungsbälle sind hart wie Beton. Zusammen mit seinen Freunden und der frechen Cora macht Frank Jagd auf die Saboteure. Als dann im alles entscheidenden Fußballspiel die Situation vollkommen außer Kontrolle gerät, kann nur noch Frank das Blatt wenden ...

„Spannend, abgedreht lustig und auch für Mädchen geeignet – die Coolen Kicker punkten in jeder Beziehung.“ FOX KIDS

Über den Autor:

Bis 1996 war Dieter Winkler Chefredakteur der erfolgreichen Computerzeitschrift CHIP. Seitdem widmet er sich ausschließlich dem Schreiben. Winkler unterhält mit spannungsgeladenen Kurzgeschichten und Romanen, deren Themenspektrum sich zwischen Fantasy und Internet erstreckt.

Bei jumpbooks erscheint von Dieter Winkler die Reihe Coole Kicker mit allen Bänden:

1:0 für Coole Kicker
Harte Zeiten für Coole Kicker
Gefahr für Coole Kicker
Große Chance für Coole Kicker
Die Coolen Kicker punkten wieder
Heißes Spiel für Coole Kicker
Coole Kicker im Fußballfieber
Freistoß für Coole Kicker
Coole Kicker im Siegesrausch

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eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2006 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien

Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-098-5

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Dieter Winkler

Coole Kicker im Siegesrausch

jumpbooks

KAPITEL 1

Frank sah den Ball direkt auf sich zukommen. Wäre er in einer anderen Lage gewesen, hätte er sich darüber gefreut. Aber nicht so: halb im Boden eingegraben, mit gefesselten Armen und Beinen und jeder Chance beraubt, den Ball anzunehmen oder ihm auszuweichen.

Paaatsch, machte es. Das runde Leder mit Oliver Kahns Autogramm knallte gegen seinen Kopf.

»Volltreffer!«, schrie Thomy.

»Von wegen Volltreffer«, maulte Eberhard. »Du hast nicht kräftig genug geschossen und warst auch viel zu weit weg. Sein Kopf hat noch nicht mal richtig gewackelt.«

Nicht richtig gewackelt? Frank hätte am liebsten laut aufgeschrien vor Empörung. Sein Kopf pochte schon jetzt im Wettstreit mit seinem wild klopfenden Herzen. Die dumpfen Schläge fuhren wie Blitze durch seine Gedanken – Bum, bum, bum – und machten es ihm unmöglich, auch nur an einen Fluchtversuch zu denken.

»Ich werde dir jetzt mal zeigen, was richtig zutreten heißt«, donnerte Eberhard.

Frank bäumte sich in seinen Fesseln auf. Natürlich war das sinnlos. Bis zu den Hüften steckte er in diesem blöden Erdloch, das seine Erzfeinde gegraben hatten.

»So!« Eberhard legte sich einen weiteren Ball aus Jans geheiligter Autogrammsammlung vor die Füße, den ebenfalls eine schwungvolle Fußballerunterschrift zierte. »Gut gezielt ist halb gewonnen. Jetzt wollen wir doch mal sehen ...«

»Ihr spinnt ja!«, brüllte Frank. »Buddelt mich sofort wieder aus!«

Eberhard hielt in der Bewegung inne, stemmte dann die Hände in die Hüften. »Du hast es doch selbst so gewollt, du Komiker.« Er deutete mit dem Daumen auf seine breite Brust. »Ganz allein uns vom TSV Klarshütten steht es zu, die Jungs von dem Berliner Verein auf dem Platz am Schroben-Weiher aufzunehmen und dann in einer Woche gegen sie in der Allianz-Arena zu spielen! Aber nein, du und deine bescheuerten Coolen-Kicker-Freunde vom 1. FC Wilnshagen, ihr musstet euch ja unbedingt dazwischendrängen !«

Frank spuckte Dreck, den er zwischen die Zähne bekommen hatte. »Sei doch froh, dass wir den Zuschlag gekriegt haben! Mehr als zwanzig Vereine haben sich darum beworben, die Berliner während des Jugendaustauschs aufzunehmen.«

Eberhard verzog das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen. »Einzelne Vereine, von denen jeder einzelne ganz heiß darauf war, den Zuschlag zu kriegen, weil mit der Unterbringung der Berliner auch das Freundschaftsspiel im Münchner Superstadion verbunden ist. Davon, dass sich zwei Vereine zusammentun, war nie die Rede ...«

»Aber es hat funktioniert, oder?«, fragte Frank verzweifelt. »Schließlich haben wir das Rennen gemacht – die gemeinsame Initiative des 1. FC Wilnshagen und TSV Klarshütten.«

»Du sagst es: gemeinsame Initiative. Wie das schon klingt!« Auch Eberhard spuckte aus, aber es war kein Dreck, es war ein Vereinsname: »1. FC Wilnshagen! Der hängt uns jetzt an der Backe. Wir hätten die Sache allein klar gemacht, wenn ihr euch nicht eingemischt hättet.«

»Eingemischt ist gut«, stieß Frank jetzt wütend hervor. »Wir hätten den Zuschlag bekommen, wenn ihr euch nicht eingemischt hättet.«

»Das glaubst aber auch nur du.« Eberhard machte eine Geste in die Runde. »Sieh dich doch bloß mal auf eurer so genannten Fußballwiese um. Ein Zwergenhäuschen, das ihr großkotzig Klubhaus nennt. Und gleich dahinter fängt schon der Wald an. Das sieht hier mehr nach Hänsel und Gretel aus als nach Fußball!«

Frank deutete mit dem Kopf nach rechts, dorthin, wo er und seine Freunde schon unzählige Trainings- und Freundschaftsspiele absolviert hatten. »Unser Platz ist absolut professionell – mit Metalltoren und allem Drum und Dran. Dagegen habt ihr doch einen Bolzplatz. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich letztens sogar eines eurer Lattentore so zusammengeschossen, dass es dich fast erschlagen hätte!«

Eberhard starrte ihn absolut mordlustig an. »Fast erschlagen – das ist das richtige Stichwort.« Er stieß den Ball vor sich ganz leicht mit der Fußspitze an. »Was meinst du, Thomy, sollen wir Frank noch einen Apfel auf den Kopf legen?«

Thomy starrte ihn verständnislos an. »Einen Apfel? Wozu denn das? Hast du etwa Hunger!«

Eberhard stöhnte auf. »Noch nie was von Wilhelm Tell gehört, oder?«

»Meinst du Willi aus der Parallelklasse?«, fragte Thomy begriffsstutzig.

»Nee«, antwortete Eberhard versonnen, »den Typen mit der Armbrust. Der hat irgendeinem armen Schwein einen Apfel auf die Birne gelegt und dann behauptet, er könne ihm mit einem Pfeil seiner Armbrust den Apfel vom Kopf schießen.«

»Und was hat er dann getroffen«, fragte Thomy, »Kopf oder Apfel?«

»Keine Ahnung«, antwortete Eberhard. »Für diesen Teil der Geschichte habe ich mich nie sonderlich interessiert. Eher dafür, dass man doch mal statt der Armbrust mit einem Fußball schießen könnte – und wer würde sich da als Ziel besser eignen als Frank?«

Franks Kehle krampfte sich so zusammen, dass er keinen Laut hervorbrachte, sondern nur ein würgendes Geräusch.

»Einen Apfel von der Birne schießen.« Thomy grinste. »Du hast manchmal richtig klasse Ideen!«

»He«, quetschte Frank mühsam hervor, »wir können uns doch bestimmt irgendwie friedlich einigen.«

Eberhard zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Zum Beispiel wenn du unterschreibst, dass der 1. FC Wilnshagen auf sämtliche Ansprüche verzichtet, die Berliner aufzunehmen und mit ihnen ein kleines Spielchen in der Allianz-Arena zu machen.«

»Das ist doch absolut dämlich«, sagte Frank. »Selbst wenn ich dir das unterschreiben würde, es hätte keine Gültigkeit. Jan, Guido und ich stellen nur unsere Fußballwiese für die Trainingsspiele zur Verfügung, alles Weitere läuft über Trainer Anstetter.«

»Okay«, sagte Eberhard. »Du hast es nicht anders gewollt.« Er nahm Anlauf.

»Nein!«, kreischte Frank.

Eberhard ließ sich davon nicht beirren. Er zielte und schoss.

Der Ball mit Nowotnys Unterschrift sauste so haarscharf an Franks Kopf vorbei, dass er den Luftzug spüren konnte.

»Das«, sagte Eberhard grimmig, »war nur ein Warnschuss. Beim nächsten Mal verkürze ich die Distanz und dann sitzt der Schuss, das kann ich dir flüstern.«

»Du bist doch verrückt«, murmelte Frank erschüttert.

»Vielleicht«, sagte Eberhard leichthin, »aber du kannst sicher sein: Ich werde mein Wort halten.« Er wedelte mit der Hand. »Thomy, das Schreiben!«

»Welches Schreiben?« Als Eberhard noch einmal nachdrücklich mit der Hand wedelte, nickte Thomy hastig. »Ach so, das Schreiben.« Er bückte sich und hob eine Mappe aus dem Gras, die Frank zuvor noch gar nicht aufgefallen war. Sie war in brüchiges, altes Leder gebunden, und als er sie aufschlug, glaubte Frank zu sehen, wie eine Staubwolke aufstieg.

»Lies vor!«, befahl Eberhard.

»Ja«, sagte Thomy. Er kramte in seiner Hosentasche herum und holte eine Brille hervor.

Frank hatte Thomy noch nie mit Brille gesehen und dann dieses alte Schriftstück. Was hatte das alles zu bedeuten?

»Also«, begann Thomy. Dann schüttelte er unglücklich den Kopf. »Tut mir Leid, Eberhard. Ich kann diese alte Schrift nicht lesen.«

Eberhard runzelte die Stirn. »Aber du kannst mir vielleicht den Federkiel geben, der neben dem Dokument steckt, oder?«

Frank wurde immer mulmiger zumute. Vielleicht lag das daran, dass er keine Ahnung hatte, was das alles zu bedeuten hatte.

Thomy entnahm dem Dokument etwas, das wie eine große Gänsefeder aussah, und ging auf Eberhard zu. Der Nebel wallte um seine Knöchel ...

Nebel?, dachte Frank mit einem leichten Anflug von Panik. Wo zum Teufel kommt plötzlich Nebel her?

Die Frage war mehr als berechtigt. Der Nebel wallte so schnell hoch, dass er jetzt schon Thomys Knie umwaberte. »Es reicht vollkommen, dass Frank es unterschreibt«, sagte Eberhard auf eine Art, die sein Gesicht wölfisch zu verzerren schien.

Ruuuums, machte es und kurz darauf zuckte ein gezackter Blitz über den Himmel, schlug irgendwo hinter ihnen krachend im Wald ein. Gleichzeitig jagte eine frische Brise über den Platz und wirbelte Franks Haare durcheinander.

»Nur eines ist dabei wichtig.« Ein zweiter Blitz zerriss den Himmel und Eberhards Gesicht schien für einen winzigen Augenblick von innen zu erstrahlen wie ein ausgehöhlter Kürbiskopf zu Halloween, der von einer flackernden Kerze beleuchtet wird. »Dass wir die Feder in die richtige Substanz tauchen, damit deine Unterschrift auch gilt. In deinen Lebenssaft.«

Der Nebel wallte immer höher, erreichte jetzt Eberhards Gesicht, schien es zu verschlingen.

»Es bringt gar nichts, wenn du versuchst, die Decke über den Kopf zu ziehen, nur weil ich deine Nachttischlampe angemacht habe«, sagte Eberhard.

Nachttischlampe? Frank war vollends in Panik. Der Nebel hatte Eberhard mittlerweile vollkommen verschlungen. Und Frank glaubte zu spüren, wie er sich schwer und weich auf ihn legte, als wollte er ihn ersticken.

»So, jetzt reicht's mir!«, sagte Eberhard. Er riss die Decke weg und Frank starrte in das ganz und gar nicht freundliche Gesicht seiner Mutter. »Dass du den Wecker ausmachst, kaum dass er klingelt, daran habe ich mich ja gewöhnt«, sagte Franks Mutter. »Aber dass du die Decke auch noch über dich ziehst, damit du nichts und niemanden hörst, das geht wirklich zu weit.«

Frank starrte sie aus irren Augen an. »Aber Eberhard ... wo ist er?«

Seine Mutter seufzte und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Hast du schon wieder von ihm geträumt?«

»Geträumt?« Frank nickte verwirrt. Das, was er die letzten Minuten zu sehen geglaubt hatte, war mehr als nur ein Traum gewesen. Es war die Warnung seines Unterbewusstseins, dass der Waffenstillstand zwischen ihm und Eberhard mehr als brüchig war. »Welchen Tag haben wir heute?«

»Freitag«, sagte seine Mutter. »Der letzte Schultag vor den Ferien ...« Sie brach erschrocken ab, als Frank sich mit einem Ruck aufsetzte und aus dem Bett sprang.

»Freitag?!«, schrie er. »Warum sagst du das denn nicht gleich? Dann sind die Berliner ja schon auf dem Weg. Die sind vielleicht schon angekommen!«

Franks Mutter seufzte. »Mach dich doch nicht verrückt. Die haben bestimmt auch noch Schule.«

Frank schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Die haben schon Ferien. Gestern haben sie sich München angesehen. Und jetzt sind sie auf dem Weg zu uns, weil sie eine Woche hier trainieren ... Mein Gott, ich muss los!«

»Aber erst einmal wird in Ruhe gefrühstückt«, sagte seine Mutter entschieden.

Frank schüttelte wie irre den Kopf. »Nein, nein. Kein Frühstück. Ich muss los ... Eberhard ...«

Er stürmte an seiner Mutter vorbei, nahm immer zwei Treppenstufen auf einmal. Unten kam seine Schwester Jacki gerade mit einem Glas Milch in der Hand aus der Küche geschlurft. Frank rannte sie fast über den Haufen, sodass sich die halbe Milch über ihren Schlafanzug ergoss. Mit einem gewagten Sprung versuchte Frank sich zu retten und trat zu allem Überfluss voll auf den Schwanz ihres Katers.

Schwarzer Peter stieß einen schrillen Schmerzenslaut aus. Jacki schrie empört auf und einen Moment lang sah es so aus, als wollte sie ihrem Bruder den Rest der Milch mitten ins Gesicht schütten.

»Aber Zähneputzen ...!«, rief ihm seine Mutter von oben hinterher.

»Das macht Jacki heute für mich«, gab Frank zurück. Da hatte er die Haustür erreicht, riss sie mit einem Ruck auf und knallte sie hinter sich zu, dass das Türblatt nur so wackelte.

Eberhard, dachte er, wenn du uns wieder in die Pfanne hauen willst ... Ich mach dich drei Köpfe kürzer.

Die Tür wurde erneut aufgerissen. Als er sein Rad vom Ständer nahm und sich in den Sattel warf, rief ihm Jacki hinterher: »Komm sofort zurück, du Feigling! Mach die Schweinerei weg, die du angerichtet hast! Und entschuldige dich bei Schwarzer Peter.«

Frank dachte gar nicht daran. Er trat in die Pedale des mühsam wieder hergerichteten Rads, mit dem er erst vor ein paar Wochen einen Unfall gehabt hatte. Und zwar wegen Eberhard.

Aber diesmal, das schwor er sich, würde er ihnen nicht dazwischenfunken.

KAPITEL 2

Frank fuhr im wahrsten Sinne des Wortes schneller, als die Polizei erlaubte. Der Fahrradweg an der Hauptstraße verlief schnurgerade, eine Strecke, um so richtig Tempo vorzulegen. Die Autos auf der Straße neben ihm, die sicher mit mehr als fünfzig Stundenkilometern unterwegs waren, waren plötzlich nicht mehr schneller als er, sondern langsamer!

Frank bekam das gar nicht mit. Auch die alte Frau mit den Einkaufstüten, die aus einem Geschäft trat und auf ihr am Straßenrand geparktes Auto zuhielt, übersah er großzügig. Als er sie plötzlich vor sich auftauchen sah, war es schon fast zu spät.

»He, aus dem Weg!«, brüllte er.

Zum Glück reagierte die Frau schnell. Mit einem Satz sprang sie zurück. Eine Tüte fiel ihr aus der Hand und polterte zu Boden.

Da zischte Frank schon an ihr vorbei.

»Rüpel!«, brüllte sie ihm hinterher.

»Ja, ja«, murmelte Frank. »Springt mir nur immer alle in den Weg und beschwert euch dann.«

Einen kurzen Augenblick überlegte er, ob er nicht halten sollte um ihr zu helfen. Aber er tat es nicht. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel. Er hatte nicht den blassesten Dunst, was Eberhard vorhatte. Aber Frank zweifelte nicht daran, dass er irgendeine Gemeinheit plante.