Über Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist eine Art des Umgangs miteinander, die den Kommunikationsfluss, der im Austausch von Informationen und im friedlichen Lösen von Konflikten notwendig ist, erleichtert. Der Fokus liegt dabei auf Werten und Bedürfnissen, die alle Menschen gemeinsam haben, und wir werden zu einem Sprachgebrauch angeregt, der Wohlwollen verstärkt. Ein Sprachgebrauch, der zu Ablehnung oder Abwertung führt, wird vermieden.

Gewaltfreie Kommunikation geht davon aus, dass die befriedigendste Handlungsmotivation darin liegt, das Leben zu bereichern und nicht aus Angst, Schuld oder Scham etwas zu tun. Besondere Bedeutung kommt der Übernahme von Verantwortung zu – für getroffene Entscheidungen sowie der Verbesserung der Beziehungsqualität als vorrangigem Ziel.

Durch die Gewaltfreie Kommunikation werden Sie verstehen, dass ...

Die Gewaltfreie Kommunikation bietet Ihnen die Gelegenheit ...

Die Fähigkeiten der Gewaltfreien Kommunikation werden Sie dabei unterstützen ...

Weitere Informationen über das Center for Nonviolent Communication in den USA und die Gewaltfreie Kommunikation finden Sie auf den Internetseiten www.CNVC.org und www.NonviolentCommunication.com.

Informationen über die Gewaltfreie Kommunikation im deutschsprachigen Raum finden Sie unter www.gewaltfrei.de.

Über dieses Buch

Wie wir unsere Beziehungen mit uns selbst und anderen verbessern können und wie wir zum Verständnis und zur Lösung unserer Konflikte gelangen ... darum geht es in diesem Booklet. 

Wir erfahren, welche Fähigkeiten nötig sind, um alte Verletzungen zu heilen und zufriedenstellende Beziehungen zu entwickeln. Wir lernen außerdem die Schritte kennen, die uns in die Lage versetzen, in konfliktbelasteten Beziehungen Versöhnung zu stiften oder Heilung zu bewirken – sei es bei der Arbeit, zu Hause, in der Schule oder im sonstigen Lebensumfeld. Besonders deutlich wird die Kraft der Empathie. Sie ist das Mitgefühl und die im Herzen fühlbare Präsenz, die erforderlich sind, damit eine Heilung stattfinden kann.

Marshall B. Rosenberg (1934–2015) war international als Konfliktmediator tätig. Die von ihm entwickelte Methode der Gewaltfreien Kommunikation hat sich als machtvolles Werkzeug herausgestellt, um Differenzen auf persönlichem, beruflichem und politischem Gebiet friedlich zu lösen.

Copyright © der deutschen Ausgabe: Junfermann Verlag, Paderborn 2005

2. Auflage 2015

Copyright: © 2003 Center for Nonviolent Communication

Translated from the book Getting Past the Pain Between Us, written by Marshall B. Rosenberg, Ph.D., Copyright 2003, Publication Date: Sept. 2003.

Publisher: PuddleDancer Press, ISBN 1-892005-07-7. Used with permission. For further information about Nonviolent Communication please visit the Center for Nonviolent Communication on the web at: www.cnvc.org.

Fachliche Begleitung und Überarbeitung der Übersetzung: Ingrid Holler, München

Satz: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2016

ISBN der Printausgabe: 978-3-95571-483-3

ISBNs dieses eBooks: 978-3-95571-554-0 (EPUB), 978-3-95571-556-4 (PDF), 978-3-95571-555-7 (MOBI)

Anmerkungen zur Übersetzung

Einleitung

Der folgende Text enthält Auszüge aus einem Seminar, das Marshall Rosenberg, der Gründer des Zentrums für Gewaltfreie Kommunikation, am 4. Oktober 2002 durchgeführt hat. Der Inhalt dieses Booklets „Den Schmerz überwinden, der zwischen uns steht“ zielt darauf ab, unsere Beziehungen untereinander zu verbessern und uns Wege zum Verständnis und zur Lösung unserer Konflikte aufzuzeigen. Wir lernen Fähigkeiten und „Handwerkszeug“ der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) kennen, um alte Verletzungen zu heilen und zufriedenstellende Beziehungen zu entwickeln.

Hier werden Sie die Schritte finden, die Sie befähigen, in jeglicher Beziehung, die durch Konflikte belastet ist, Versöhnung zu stiften oder Heilung zu bewirken – sei es am Arbeitsplatz, zu Hause, in der Schule oder in Ihrem sonstigen Lebensumfeld. Sie gewinnen auch einen Eindruck davon, welche Kraft von der Empathie ausgeht. Sie ist das Einfühlungsvermögen und die im Herzen wahrnehmbare Präsenz, die notwendig sind, damit Heilung geschehen kann. Die Fähigkeiten in Gewaltfreier Kommunikation versetzen uns in die Lage, einen dauerhaften Frieden zu schließen. Ja, wir können sogar verhindern, dass es überhaupt zu Streitigkeiten kommt. Tauchen Sie also in die Dialoge dieses Seminars ein und erfreuen Sie sich an der magischen Wirkung, die von gegenseitigem Verständnis ausgeht, wenn wir „mit dem Herzen“ sprechen und hören.

Das Training beginnt mit einem Rollenspiel, das von Marshall Rosenberg initiiert wird. Das Thema des Rollenspiels wurde von einer Person aus dem Teilnehmerkreis gestellt. In den Rollenspielen werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit MT (ungenannter männlicher Teilnehmer) und WT (ungenannte weibliche Teilnehmerin) bezeichnet. MBR steht für Marshall B. Rosenberg. Alle nicht gekennzeichneten Aussagen stammen von Marshall. Mit der Frage einer Seminarteilnehmerin nehmen wir den Faden des Gesprächs auf:

Rollenspiel: Verbitterung heilen

MBR: Guten Tag. Was kann ich über das Thema Heilung und Versöhnung mit euch teilen, damit eure Bedürfnisse erfüllt werden? Möchtet ihr, dass ich darüber spreche? Oder ist vielleicht bei euch noch ein alter Schmerz vorhanden, der von einer zurückliegenden Auseinandersetzung mit einer anderen Person herrührt? Möglicherweise möchtet ihr auch nicht nur darüber sprechen, sondern die Situation jetzt und hier „lebendig“ werden lassen.

WT: Ich frage mich, wie ich eine große Verbitterung überwinden oder heilen kann, die ich einem anderen Menschen gegenüber empfinde.

MBR: Was hältst du davon, wenn ich die Rolle der Person spiele, der gegenüber du diese Verbitterung empfindest, und dabei die Gewaltfreie Kommunikation anwende? Ich werde die Person darstellen, aber ich werde dabei als jemand sprechen, der im Bewusstsein der Gewaltfreien Kommunikation lebt. Alles, was du zu tun hast, ist all das auszusprechen, was du sagen möchtest. Einverstanden? Hast du verstanden, wie wir es machen? Gut – also, welche Person verkörpere ich?

WT: Meinen Bruder.

MBR (beginnt damit, die Rolle zu spielen): Schwester, ich bin sehr bewegt darüber, dass du die zwischen uns herrschende Verbitterung heilen möchtest. Der Mut, den du aufbringst, berührt mich. Was wäre das für ein großes Geschenk für mich zu erfahren, was in dir gerade in diesem Moment im Zusammenhang mit deiner Beziehung zu mir lebendig ist. Bitte sprich frei heraus, was auch immer gerade in dir vorgeht.

WT: Es ist ein richtiggehend moralisches Problem, das mich von dir trennt. In der Zeit, als es unseren Eltern immer schlechter ging, warst du weder ehrlich zu mir, noch konnte ich mich auf dich verlassen. Wann immer ich mich später an dich gewandt habe, um über diese Dinge zu sprechen und sie zu klären, hast du dich verweigert. Das Einzige, was du wolltest, war, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Das ist genau das, was du immer gemacht hast, dein ganzes Leben lang. Du behauptest, das alles sei mein Problem: Dich geht das alles nichts an. Was auch immer mich aufregt, dich scheint es einen Dreck zu kümmern.

MBR: Du hast mir eine Menge Dinge erzählt, ein Reihe verschiedener Gefühle: Lass es mich überprüfen, um sicher zu sein, dass ich alles vollständig verstanden habe. Ich höre einen großen Ärger, der mit einem Bedürfnis nach mehr Unterstützung verbunden ist, das du vermutlich zu der Zeit hattest, als es unseren Eltern zunehmend schlechter ging. Habe ich das so richtig verstanden?

WT: Ja.

MBR: Das war tatsächlich so. Und du würdest gerne jetzt Verständnis dafür hören, wie schwer es für dich damals war, da allein hindurchzugehen, und wie du dir wirklich Unterstützung gewünscht hättest ... Aber nicht nur, dass du diese Unterstützung nicht bekommen hast, die du dir so dringend gewünscht hast – ich höre daneben auch noch, dass wegen einiger Dinge, die ich seit dieser Zeit im Zusammenhang mit unseren Familienangelegenheiten getan habe, ein großer Schmerz bei dir zurückgeblieben ist ... dass du dir wirklich gewünscht hättest, dass wir diese Entscheidungen auf andere Art und Weise getroffen hätten ...

WT: Ja, genau.

MBR: Ja ... ganz besonders, weil das nicht das einzige Mal war, dass du erfahren musstest, dass deinen eigenen Bedürfnissen nicht die Beachtung geschenkt wurde, die du dir gewünscht hättest. Habe ich deine Worte richtig gehört?

WT: Ja, genau, ja.

MBR: Gefällt es dir, wenn ich diese empathischen Ohren trage?

WT: Ja, sehr! Möchtest du nicht mein Bruder werden?

MBR: Also, wenn ich weiter diese Ohren trage, würde ich gerne hören, was immer sonst noch in dir lebendig ist, was in dir vorgeht.

WT: Du sagst, du möchtest, dass wir es gemeinsam noch einmal versuchen. Aber ich kann nicht. Wir schaffen es in dieser Familie einfach nicht, Konflikte zu lösen. Ich kann so nicht mehr weiterleben.

MBR: Wenn ich dein Bedürfnis richtig verstehe, dann möchtest du dich vor dem Schmerz schützen, den du in der Vergangenheit empfunden hast, als du dich bemüht hast, die Probleme zu lösen, und es nicht funktioniert hat. Jetzt hast du genug davon. Es ist, als ob ein Teil in dir gerne etwas von mir hört, aber nur wenn das nicht bedeutet, dass du noch einmal durch den ganzen Schmerz hindurchmusst, den du in der Vergangenheit erlitten hast.