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Vorwort

Angesichts der freundlichen Aufnahme, die mein 2014 erschienenes Buch »Vorarlberg im Mittelalter« fand, nahm ich die Anregung gerne auf, es durch einen knappen, für ein breites Publikum bestimmten Katalog der hiesigen Burgen zu ergänzen. Ob erhalten oder als Ruinen werden sie ja zu jenen Relikten gezählt, die diese Epoche am unmittelbarsten repräsentieren. Vorrangig sollte aus der Sicht des Historikers Bilanz gezogen, also vorgestellt werden, was die schriftliche Überlieferung über diese Bauwerke und ihren Adel berichtet.

Dass es dieses Unterfangen an mancher Stelle notwendig machte, den Quellenbefund vom Ballast über lange Frist tradierter Irrtümer und spekulativer Argumentation zu befreien, soll und kann die Verdienste vorangegangener Forschergenerationen nicht schmälern.

Die Geschichte einer mehr oder weniger systematischen Beschäftigung mit der regionalen Burgenlandschaft beginnt bereits mit den Nachrichten, die Johann Georg Schleh (1581 – nach 1645) in seiner 1616 erschienen, als »Emser Chronik« bekannten »Hystorischen Relation« bietet. 1788 versah der Kapuzinerpater Anicet (Joseph Anton Riedinger, 1740 – 1818) seine »Topographische Beschreibung von Vorarlberg und dem Rheinthale« nicht nur mit Darstellungen von Burgruinen, sondern auch mit phantasievollen Rekonstruktionen abgegangener Anlagen. Wenig bekannte Ansichten des Bestandes um 1830 stammen von der Tiroler Zeichnerin und Schriftstellerin Johanna Isser von Gaudententhurn (geb. Großrubatscher, 1802 – 1880). Nach jahrelangen Recherchen hatte der Priester Franz Josef Weizenegger (1784 – 1822) eine Materialsammlung zusammengetragen, die der Präfekt des Feldkircher Gymnasiums, Meinrad Merkle (1781 – 1845), 1839 ergänzt und überarbeitet unter dem Titel »Vorarlberg« in drei Bänden herausgab. Was sich hier und in der wenig später erschienenen Beschreibung Tirols und Vorarlbergs von Johann Jakob Staffler (1783 – 1868) an Burgenkundlichem findet, klingt im lokalen Bereich teils bis heute nach. Ähnliches gilt auch für die Quelleneditionen und die historischen Arbeiten des in Wien wirkenden gebürtigen Hittisauers Joseph von Bergmann (1796 – 1872). Einen Höhepunkt erlebte die Vorarlberger Mittelalterforschung im ausgehenden 19. und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts – nicht zuletzt durch den Wettstreit zwischen liberalen und katholischkonservativen Historikern. Die moderne, positivistisch ausgerichtete akademische Forschung liberalen Zuschnitts repräsentierten die Gymnasiallehrer Hermann Sander (1840 – 1919) und Josef Zösmair (1845 – 1928). Auf den wesentlich jüngeren Adolf Helbok (1883 – 1968) gehen neben den – bedauerlicherweise nie fortgesetzten – »Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein bis zum Jahr 1260« auch wichtige adelsgeschichtliche Studien zurück. Ihre Konkurrenten kamen großteils aus der Geistlichkeit. Zu nennen sind Pfarrer Josef Grabherr (1856 – 1921), der sich vor allem mit dem Walgauer Adel und seinen Burgen beschäftigte, und vor allem der Priester und Kirchenarchivar Andreas Ulmer (1880 – 1953). Sein 1925 erschienenes, 1978 nachgedrucktes Buch »Die Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins« wurde für viele Jahrzehnte zum ebenso häufig herangezogenen wie ausgebeuteten Standardwerk.

Den Kenntnisstand teils spektakulär verbessernde Ergebnisse liefern nunmehr auch andere Wissenschaftszweige: Der Archäologie kann die Entscheidung vorbehalten sein, ob weitgehend abgegangene Anlagen überhaupt als mittelalterliche Burgen anzusprechen sind. Sie legt verborgene Strukturen frei und birgt Artefakte, die zur Altersbestimmung dienen oder Hinweise auf die damaligen Lebensverhältnisse geben können. Einschlägige Grabungen unternahmen in der jüngeren Vergangenheit etwa Dr. Wilhelm Sydow, Mag. Gerhard Grabher, Mag. Karsten Wink, Mag.a Christina Kaufer und Mag.a Maria Bader; mit dem Fundgut befasste sich Mag.a Anja Rhomberg. Dazu gesellen sich Bauforschung und Dendrochronologie, die nicht nur erstaunlich präzise Datierungen liefern, sondern selbst anhand bescheidener Reste die nicht selten komplizierte Baugeschichte entschlüsseln helfen. Die Geologie schließlich liefert Aussagen über die Herkunft des Baumaterials. Die von diesen Disziplinen gewonnenen und publizierten Erkenntnisse können im Rahmen dieses Buches selbstverständlich nur referiert werden. Erarbeitet haben sie die Bauforscher Dr. Martin Bitschnau – einer der Pioniere dieser Disziplin –, Dr. Gerhard Seebach † und Dipl.-Ing. Raimund Rhomberg, der Dendrochronologe Dr. Klaus Pfeifer und der Geologe Dr. J. Georg Friebe. Als engagierter Vertreter einer zeitgemäßen, gerade auch den Burgen geltenden Denkmalpflege ist Mag. Georg Mack, der stellvertretende Leiter der Abteilung für Vorarlberg des Bundesdenkmalamts (Landeskonservatorat für Vorarlberg), zu nennen. Mit ihren Forschungen, durch Gespräche und Hinweise sowie durch die Beistellung von Plan- und Bildmaterial trugen sie zum Entstehen dieser Übersicht bei. Dafür sei ihnen herzlich gedankt.

Zu würdigen ist insbesondere auch Franz Josef Huber. Über Jahrzehnte als Obmann des Burgenausschusses des Vorarlberger Landesmuseumsvereins wie kaum ein Zweiter in die Materie eingearbeitet, brachte er durch Vorträge, Führungen sowie Veröffentlichungen die Vorarlberger Burgenlandschaft unzähligen Menschen näher und setzte sich mit großem Erfolg für den Erhalt gefährdeter Objekte ein.

Zu Dank verpflichtet bin ich meinem Kollegen Universitätsdozent Dr. Manfred Tschaikner (Vorarlberger Landesarchiv) für die kritische Durchsicht des Manuskripts, dem Universitätsverlag Wagner, namentlich Frau Mag.a Sandra Gründhammer, für die wie immer höchst professionelle Betreuung sowie dem Land Vorarlberg, das einen finanziellen Beitrag zur Drucklegung des Buchs gewährte.

Inhalt

Einleitung

Was sind Burgen?

Regionale Herrschaftsverhältnisse und der Ausbau der Burgenlandschaft

Zum Burgenbau in Vorarlberg

Burgnamen

Ausstattung

Katalog der Burgen

Bludenz

Burg Bludenz

Bregenz

Burg Bregenz

Das »große Haus« Stadtburg

Bürs

Burg Bürs heute : »Rosenegg«

»Balme« Hohlenegg später: »Rosenberg«

Dalaas

Namenlose Anlage in Wald am Arlberg

Dornbirn

Feste Dornbirn »Oberdorfer Turm«

Eichenberg

Ruggburg

Feldkirch

Die abgegangene Burg am Blasenberg

Schattenburg vormals : Schloss Feldkirch

Burg Tosters

Frastanz

Burg Frastanz heute: Frastafeders

Fußach

Burg Fußach

Göfis

»Heidenburg«

Burg Siegberg

Götzis

Burg Neu-Montfort

Hohenems

Burg Alt-Ems

Burg Glopper

Hohenweiler

Burg Neu-Schönstein

Koblach

Neuburg

Lauterach

Feste Lauterach

Lochau

Burg Hofen

Burg Lochen heute : »Alt-Hofen«

Möggers

Burg Alt-Schönstein

Nenzing

Burg Welsch-Ramschwag

Nüziders

Burg Sonnenberg vormals : Nüziders

Satteins

Burg »Schwarzenhorn«

Schlins

Burg Jagdberg

Thüringerberg

Burg Blumenegg

Weiler

Burg Alt-Montfort

Wolfurt

Burg Oberfeld

Burg Wolfurt

Offene Fragen, nicht gesicherte Anlagen und historische Fiktionen

Das urbs -Muntefort -Problem

»Horwa«

»Kujen« und »Knüwen«

»Lorünser-« oder »Diebs-Schlössle«

»Schloss Montafon«

Mühlebach Dornbirn

Niedegg Bregenz später: Riedenburg

Rankweil

Schwarzach

Valkastiel

Anhang

Bildnachweis

Verzeichnis der gedruckten Quellen und der Literatur

Orts- und Personenregister

* Die Abkürzung VLA steht im gesamten Buch für Vorarlberger Landesarchiv.

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Geschützrondell im Süden der Neuburg, um 1500.

Einleitung

Was sind Burgen ?

Genau zu bestimmen, was unter dem Begriff »Burg« und den im Mittelalter dafür verwendeten Varianten (u. a. Feste, festes Haus, Schloss, castrum, castellum) zu verstehen ist, fiel schon den Zeitgenossen nicht leicht und beschäftigt die einschlägige Forschung seit Generationen.[1]

Es handelte sich jedenfalls um multifunktionale Objekte: Sie waren Wohnsitze (adeliger) Personen oder Familien bzw. herrschaftlicher Amtsträger, boten durch bestimmte Arten der Befestigung einen gewissen Schutz und fungierten als Zentren auf sie bezogener Rechte und damit als Mittelpunkte für die Ausübung verschiedener Formen von Herrschaft. Die moderne Burgenforschung betont ihre Funktion als Ausdruck adeligen Selbstverständnisses, als repräsentative, nicht selten geradezu protzige Symbole der Macht und relativiert den früher betonten militärischen Aspekt: »[…] die Vorstellung, von einer Burg aus habe man eine in der Nähe vorbeiführende Durchgangsachse, etwa eine Paßroute, militärisch ›beherrscht‹ oder ›gesperrt‹, ist in den meisten Fällen aus der Luft gegriffen, da für derartige Aufgaben weder Bewaffnung noch Besatzung ausgereicht hätten«.[2] Die Beobachtung, dass von mindestens zwanzig aus den mittelalterlichen Quellen erschließbaren, gegen Vorarlberger Burgen gerichteten Kriegshandlungen nur ein Unternehmen misslang, fügt sich in dieses Bild.

Weil das Spektrum von einfachen Türmen bis zu weit ausgedehnten, überaus komplexen Anlagen reicht, Burgen an entlegener, exponierter Stelle ebenso errichtet wurden wie in der Ebene, weil Topographie, technischer Fortschritt, Modeströmungen, regionale Ansprüche oder die zur Verfügung stehenden Materialien unzählige Varianten hervorbrachten und mit »Burg« auch rechtliche Aspekte verknüpft waren, entwickelte die Burgenkunde zahlreiche Fachbegriffe, auf deren Verwendung im Folgenden weitgehend verzichtet wird.[3]

Das mittelalterliche Burgenwesen entstand im Gefolge der seit der Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert rasch voranschreitenden Feudalisierung der Gesellschaft. Auf Vorarlberger Boden wurden die ältesten Objekte vor der Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet, die letzten Neubauten etwa 200 Jahre später – also noch vor dem Ende des Mittelalters.

Für die Verwaltung, für obrigkeitliche bzw. persönliche oder familiäre Repräsentationsbedürfnisse nutzbare Burgen wurden freilich noch über lange Zeit instand gehalten und immer wieder adaptiert, einige wenige auch zu frühneuzeitlichen Festungen ausgebaut.

Regionale Herrschaftsverhältnisse und der Ausbau der Burgenlandschaft

Vorarlberg gilt als »burgenkarges« Gebiet.[4] Tatsächlich lassen sich innerhalb der modernen Landesgrenzen gerade einmal 32 Objekte sicher nachweisen, von denen heute nur mehr vier nach teils massiven baulichen Eingriffen und Veränderungen bewohnt bzw. bewirtschaftet werden. Auf je 100 km² Landesfläche trifft es im Durchschnitt etwa 1,2 Burgen.[5] Da aber weite Teile Vorarlbergs – der Bregenzerwald, der Tannberg, die beiden Walsertäler und das Montafon – offenbar burgenlos sind, ergibt sich für die anderen Landesteile eine deutlich höhere Dichte. Allein der Walgau zählt auf einer Strecke von etwa 20 Kilometern elf Anlagen. Ähnlich verhält es sich im Rhein- und im Leiblachtal.

Burgen wurden primär dort errichtet, wo es galt, Herrschaftspräsenz zu zeigen, vor allem in Gebieten, die eine Gemengelage an Gütern und Rechten verschiedener Machtträger aufwiesen. Auch die zahlreichen Erbteilungen der Dynastengeschlechter ließen neue Anlagen entstehen. Um die Ausformung der Vorarlberger Burgenlandschaft zu verstehen, ist also ein Blick auf die regionale Herrschaftsgeschichte hilfreich.

Seit etwa 800 dominierten nördlich wie südlich des Bodensees bis ins heutige Graubünden Angehörige eines Geschlechts, das nach dem häufigsten Namen als »Udalrichinger« oder »Ulriche« bezeichnet wird. [6] Es geht auf den 778 erstmals erwähnten Ulrich I., einen Bruder Hildegards, der dritten Frau Kaiser Karls des Großen, zurück. Meist führten sie den Titel »Graf« (lateinisch comes), der zunächst noch nicht Adelsprädikat, sondern Amtsbezeichnung war. In einem oder mehreren Sprengeln, den »Grafschaften«, hatten sie Friede und Recht zu wahren, Gericht zu halten, den Heerbann aufzubieten und unter Umständen auch das Königsgut zu verwalten.

Ein Udalrichinger war auch jener Ulrich, von dem es heißt, er habe um 920 seinen Hauptsitz von Buchhorn (heute Friedrichshafen) nach Bregenz verlegt. [7] Ausdrücklich als Grafen »von Bregenz« bezeichneten sich freilich erst seine Nachkommen: 1043 Ulrich VIII. bzw. 1095 Ulrich IX.[8] Diesen Namen bezogen sie von der erstmals bereits 801/802 urkundlich erwähnten[9] Pfalz in der Bregenzer Oberstadt. 1079 habe sie der Abt von St. Gallen von seiner zwei Jahre zuvor errichteten, gemeinhin in Heerbrugg (Kanton St. Gallen) lokalisierten Hêrburch aus eingenommen und niedergebrannt.[10]

Burgen im Sinn des Hochmittelalters errichteten die Grafen von Bregenz nach derzeitigem Wissensstand weder im nachmaligen Vorarlberg noch in den anderen von ihnen kontrollierten Gebieten (→ Das urbs-Muntefort-Problem). Die beiden ältesten gehen vielmehr auf Welf VI. (1115 – 1191), Markgraf von Tuszien und Sohn des Bayernherzogs Heinrich des Schwarzen,[11] zurück: die Neuburg bei Koblach und die Burg Ems (später Alt-Ems) oberhalb von Hohenems, beide noch vor der Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut und mit seinen Dienstmannen, den Herren von Neuburg und denen von Ems, besetzt. Sowohl in Schwaben wie in Italien begütert, war Welfs Interesse an festen Positionen im Alpenrheintal groß.[12] Welfischen Ursprungs dürfte auch die Burg Neu-Schellenberg (nicht Alt-, sondern Neu-Schellenberg ist die ältere der beiden Anlagen) in der Liechtensteiner Nachbarschaft sein.[13]

Herzog Welf VI. vermachte seinen Besitz Kaiser Friedrich Barbarossa. Spätestens mit seinem Tod im Jahr 1191 fielen daher die Neuburg und Alt-Ems samt den auf ihnen ansässigen Dienstmannen an die Staufer. Zu den staufischen Positionen gehörte auch eine vollständig verschwundene Burg am Blasenberg oberhalb von Feldkirch-Heiligkreuz, die gleichfalls in der Hand der Herren von Neuburg war.

Über jene schmale adelige Oberschicht, die sich damals durch das Führen des Titels nobilis (»edelfrei«) [14] abhob und gleichfalls Burgen errichtete, wissen die Vorarlberger Quellen nichts zu berichten. Allenfalls die um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstandene »Heidenburg« oberhalb von Göfis könnte als Sitz eines Edelfreien konzipiert gewesen sein. Wir kennen aber weder ihren ursprünglichen Namen noch den Erbauer bzw. Inhaber.

Vor 1152 starb Rudolf als letzter männlicher Spross des Bregenzer Grafenhauses. Das Erbe teilten sich sein Schwiegersohn, Pfalzgraf Hugo von Tübingen, und Graf Rudolf von Pfullendorf, [15] der einer anderen Linie der Udalrichinger entstammte und zudem über seine Mutter ein Neffe des letzten Bregenzers war. Hugo von Tübingen erhielt die Grafenrechte und den Hausbesitz im südlichen Vorarlberg und in Teilen Graubündens, Rudolf von Pfullendorf die Besitzungen um Bregenz.

Stammtafel: Die letzten Grafen von Bregenz.

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Die Abwicklung der Bregenzer Erbschaft hinterließ eine tiefgreifende Missstimmung, die sich 1164 in der »Tübinger Fehde«, einem großen, weite Teile Schwabens erschütternden Krieg, entlud.[16] Nachdem aus den Kämpfen kein klarer Sieger hervorgegangen war, musste sich Hugo von Tübingen auf Anordnung Kaiser Friedrich Barbarossas 1166 unterwerfen und wurde, da Welf VI. und sein Sohn Welf VII. auf der Seite des Pfullendorfers standen, auf der Neuburg in Gewahrsam genommen. Der Tod Welfs VII. im kaiserlichen Heer bei Rom beendete im folgenden Jahr Hugos Gefangenschaft. Weil auch der einzige Sohn Rudolfs von Pfullendorf in Italien gestorben war, übertrug dieser seinen Besitz dem Reichsoberhaupt, wobei zumindest Teile des Bregenzer Erbes entweder direkt oder über den Kaiser an Hugo gelangten.

Den Pfalzgrafen von Tübingen († 1182) überlebten seine Frau Elisabeth, die letzte Bregenzer Gräfin, sowie zwei Söhne, der ältere Rudolf und der jüngere Hugo. Auf Rudolf ging der Pfalzgrafen-Titel über,[17] während Hugo um 1188/90 ohne eigenen Titel mit dem Bruder gemeinsam aufscheint,[18] dann aber für etwa zwei Jahrzehnte gänzlich aus den Quellen verschwindet. Erst um 1208/09 taucht er als »Graf von Montfort« (de Munfort, de Monteforti bzw. Montiffortis) wieder auf. [19] Aus dem Jahr 1214 stammt schließlich die erste Urkunde,[20] in der er sich selbst so nannte. Sein daran befestigtes Siegel trägt jedoch die Umschrift: Comes Hugo Prigantinus – Graf Hugo von Bregenz bzw. wörtlich: Hugo, bregenzischer Graf. [21]

Mit der Teilung des Erbes – sie wurde 1209 als längere Zeit zurückliegend bezeichnet – gründete Hugo eine jüngere Linie der Pfalzgrafen von Tübingen, deren Fahnenwappen er übernahm. Seinen Namen bezog er aber von der wohl in seinem Auftrag kurz zuvor oberhalb von Weiler als neuem Herrschaftsmittelpunkt errichteten Burg Montfort (heute: Alt-Montfort). Etwa zur selben Zeit gründete Hugo die Stadt Feldkirch.

Der Bregenzer Grafentitel spielte in dieser Konzeption nur mehr eine nachgeordnete Rolle zur Kennzeichnung der Abkunft sowie zum Aufrechterhalten von Ansprüchen. Angesichts der starken Position der Staufer als Erben Rudolfs von Pfullendorf bot Bregenz in herrschaftlicher Hinsicht vorläufig nur geringe Möglichkeiten. Außerdem war dort noch sein Bruder Rudolf begütert.[22] Somit bleibt auch der Kontext, der wohl in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zur Errichtung der Burg Bregenz am Gebhardsberg führte, offen. Als Bauherren kommen, wenn man noch ins späte 12. Jahrhundert ausgreifen will, Pfalzgraf Hugo von Tübingen, sein Sohn Rudolf, dann aber auch die Staufer bzw. Hugo I. und sein Sohn Hugo II. von Montfort in Betracht.

Die Anfänge des Hauses Montfort.

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Um Herrschaft in einem größeren Rahmen ausüben und gegebenenfalls eine Streitmacht aufbieten zu können, bedurften Machthaber jeglicher Art – Kaiser und Könige, Herzöge, regionale Dynastengeschlechter, aber auch Bischöfe und Äbte – eines Kreises zwar adeliger, hinsichtlich ihrer persönlichen Freizügigkeit aber bis ins spätere Mittelalter eingeschränkter Dienstmannen (Ministerialen). Manche von ihnen wurden mit Burgen ausgestattet oder errichteten sich selbst solche. Auf jene, die im Auftrag der Welfen die Neuburg und die Burg Ems (Alt-Ems) innehatten, wurde bereits hingewiesen. Einer etwas jüngeren, bald nach 1200 anzusetzenden Schicht von Ministerialensitzen gehören die Burg Wolfurt, deren Inhaber zunächst vielleicht staufische Dienstmannen waren, und die St. Galler Anlage Alt-Schönstein (Möggers) an, die dem umfangreichen Klosterbesitz im Leiblachtal als Zentrum diente. Noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts dürften Lochen (heute »Alt-Hofen«, Lochau) und »Schwarzenhorn« (Satteins) gefolgt sein.

Wann genau Hugo I. von Montfort starb, ist nicht bekannt, es muss aber noch vor 1244 gewesen sein. [23] Seine beiden im weltlichen Stand verbliebenen Söhne Hugo II. und Rudolf I. regierten allem Anschein nach gemeinsam. Nach Rudolfs Tod (vor 1247) übernahm Hugo II. die Vormundschaft über seine Neffen Hugo und Hartmann, die zunächst noch als Grafen von Montfort aufscheinen. [24] Nach dem Tod des Onkels – wahrscheinlich 1257 – nannte sich Hartmann jedoch nach der Burg Werdenberg (Gemeinde Grabs, Kanton St. Gallen), mit deren Bau um 1228 begonnen worden war,[25] »Graf von Werdenberg«.[26] Damit wurde die Teilung in die Häuser Montfort und Werdenberg eingeleitet.[27]

Teilen bedeutete im Mittelalter in erster Linie Anteil an einem Ganzen zu haben, wobei das Ganze häufig nicht vollständig zerteilt wurde.[28] Daher schuf auch diese Herrschaftsteilung keine klar abgegrenzten Sprengel, sondern nur an den Dynastenburgen orientierte Einflusszonen: Schwerpunkte der Montforter waren das Gebiet um Rankweil und Feldkirch, das Bregenzer Umland und die nördlich des Bodensees gelegenen, nunmehr auf Tettnang [29] ausgerichteten Güter und Rechte. Die Werdenberger waren dagegen insbesondere im Walgau präsent, wo sie die Burg Blumenegg (Thüringerberg) erbauen ließen und in den Sechzigerjahren des 13. Jahrhunderts die Stadt Bludenz gründeten,[30] mit der eine gleichnamige, vermutlich schon bestehende Burg verbunden wurde.

Linien der Grafen von Montfort im Mittelalter.

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Der Zusammenbruch der Stauferherrschaft und mit ihm der Untergang des schwäbischen Herzogtums ließen den Spielraum der regionalen Dynastengeschlechter erheblich anwachsen und gestatteten den Zugriff auf das nun de facto herrenlose Reichs- bzw. staufische Hausgut. Vor allem im Umfeld von Bregenz verbesserte sich die Situation für die Montforter wesentlich. Auch die staufischen Dienstmannen auf der Neuburg und auf Alt-Ems profitierten davon: Aus Ministerialen wurden Reichsritter mit zwar kleinen, aber verhältnismäßig eigenständigen Herrschaftssprengeln.

Bald nach der Abspaltung der Werdenberger Linie teilten auch die Montforter (vor 1274): Rudolf II. erhielt die Burg Montfort (Alt-Montfort) und die Stadt Feldkirch, Ulrich die Burg Bregenz, nun sicher schon jene auf dem Gebhardsberg, mit der in Hinblick auf die Teilung gegründeten Stadt [31] und Hugo III. die Burg Tettnang mit der in ihrem Vorfeld entstandenen städtischen Siedlung.[32] Die Angehörigen der drei Zweige führten weiterhin den Titel »von Montfort«, jedoch immer häufiger ergänzt durch die Nennung des Herrschaftsmittelpunkts.

Linien der Grafen von Werdenberg im Mittelalter.

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Die Linienteilungen [33] leiteten eine Phase der Herrschaftsverdichtung ein, die auch im Burgenbau ihren Ausdruck fand. Im Raum Feldkirch erfolgte mit der Fertigstellung der Schattenburg (ursprünglich Schloss Feldkirch, Baubeginn um 1260) eine wichtige Verschiebung. Sie trat als Herrschaftsmittelpunkt an die Stelle der Burg (Alt-) Montfort. Ebenfalls in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ließen die Grafen von Montfort-Feldkirch die Burg Tosters errichten. Kurz darauf folgte die Burg Jagdberg, der die Aufgabe zufiel, im Walgau montfortische Präsenz gegen die Werderberger – die stammesgleichen Grafengeschlechter hatten sich inzwischen verfeindet – zu demonstrieren. Deren Vorposten waren die mit Dienstmannen besetzten Burgen Frastanz (später »Frastafeders«), Welsch-Ramschwag oberhalb des Nenzinger Ortsteils Bazul und wohl auch Siegberg bei Göfis. Als Dynastensitz diente den Grafen von Werdenberg im Walgau zunächst die Burg Blumenegg, später die um 1410 in »Sonnenberg« umbenannte Burg Nüziders.

1355 teilten die Werdenberger den Walgau.[34] Die Sarganser (schließlich Sargans-Vaduzer) Linie [35] erhielt das mittlere Illtal und das Klostertal, jene zu Heiligenberg die Stadt Bludenz und das Montafon, außerdem die Burg Bürs (später »Rosenegg«). Die zweite Bürser Burg (Hohlenegg) befand sich in der Hand der Sarganser Werdenberger.

Im Gebiet nördlich der Bregenzer Klause sind neben der schon erwähnten Burgen Alt-Schönstein und Lochen (»Alt-Hofen«), Hofen, Neu-Schönstein und die Ruggburg zu nennen, die wohl alle im Verlauf des 13. Jahrhunderts errichtet worden sind. Die verhältnismäßig hohe Dichte an Objekten ist der herrschaftlichen Gemengelage geschuldet; neben den Grafen von Montfort-Bregenz waren dort vor allem das Kloster St. Gallen und das Damenstift Lindau begütert.[36]

Zeugnisse für situationsbezogene Neubauten des 14. Jahrhunderts finden sich im Rheintal: Im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts errichteten die Grafen von Montfort-Feldkirch nach einer erfolgreich ausgefochtenen Fehde [37] gegen die Thumb von Neuburg auf deren eigenem Gebiet die Burg Neu-Montfort und signalisierten auf diese Weise die Einverleibung von Götzis. Die 1343 von Kaiser Ludwig IV. den Herren von Ems erteilte Erlaubnis, auf dem Berg Glopper eine neue Burg zu errichten, fällt zeitlich ebenfalls mit Kämpfen gegen die Feldkircher Montforter zusammen. Diese wiederum reagierten auf den in Dornbirn wachsenden Einfluss der Emser im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts mit dem Bau einer kleinen Feste.

Im 14. Jahrhundert erhielten die regionalen Dynastengeschlechter mit den Habsburgern mächtige Konkurrenten, denen die meisten auf Dauer nicht standhielten. Den Anfang machten die Thumb von Neuburg, die 1363 den Herzögen von Österreich ihre Burg samt den dazugehörenden Herrschaftsrechten veräußerten und außer Landes gingen.[38] Im Jahr 1375 verkaufte Graf Rudolf V. von Montfort-Feldkirch [39] seine Grafschaft mit ihren Burgen an Herzog Leopold IV. von Österreich, behielt sie aber als Leibgeding.[40] Der Übergang an Habsburg erfolgte nach dem Tod des Montforters im Jahr 1390. Jagdberg, zunächst Rudolfs Neffen Heinrich V. von Werdenberg-Sargans-Vaduz zugedacht, wurde 1397 österreichisch.[41] Graf Albrecht III. von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz, der zwar fünf Töchter, [42] aber keinen männlichen Erben hatte, folgte dem Beispiel des Feldkirchers. 1394 verkaufte er Burg und Stadt Bludenz, die Burg Bürs und das Tal Montafon auf sein Ableben hin den Herzögen von Österreich.[43] Auch wenn der endgültige Übergang an die Habsburger erst mit Albrechts Tod um 1420 erfolgte, war sein Herrschaftsgebiet schon mit der Veräußerung de facto österreichisch geworden.

Die Grafenburgen in den Herrschaften Feldkirch und Bludenz sowie die Neuburg büßten mit dem Herrschaftswechsel ihre Funktion als Dynastensitze ein; fortan dienten die Schattenburg, die Bludenzer Burg und die Neuburg österreichischen Vögten als Wohnstatt und Verwaltungsmittelpunkt.[44] Die anderen – Alt- und Neu-Montfort, Tosters, Jagdberg und Bürs – wurden Burgmannen anvertraut oder verpfändet. Neue Burgen ließen die Habsburger nicht errichten, die bestehenden aber, soweit sie brauchbar waren, instand halten bzw. aus- und umbauen.

In den weitläufigen Territorialkomplex des Hauses Österreich eingebunden, wurde fortan auch Vorarlberger Gebiet von den Kriegen in Mitleidenschaft gezogen, die die neuen Herren führten.

Der für die regionale Burgenlandschaft folgenreichste war der Appenzellerkrieg zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Schon seit Jahrzehnten hatten sich die Äbte des Benediktinerklosters St. Gallen mit ihren Untertanen in Appenzell um Herrschaftsrechte und Abgaben gestritten. Schließlich schufen ein zwischen St. Gallen und den Habsburgern 1392 geschlossener, 1402 erneuerter Bündnisvertrag einer- und der Eintritt der Appenzeller in das Landrecht von Schwyz im Jahr 1403 andererseits eine angesichts des latenten österreichisch-eidgenössischen Konflikts höchst brisante Konstellation. Was als Unmut über die eigene Herrschaft im lokalen Rahmen begonnen hatte, erhielt durch das Engagement der Schwyzer einen dynamischen, nach außen gerichteten Charakter. Die Appenzeller und die mit ihnen verbündete Stadt St. Gallen wurden zur Speerspitze der Schwyzer Expansionspolitik.[45]

Die Habsburger hatten sich bis dahin aufgrund familieninterner Streitigkeiten nicht aktiv für ihren Bündnispartner, den Abt von St. Gallen, engagiert. Als Herzog Friedrich IV. im Juni 1404 die Herrschaft über Tirol und die westlich des Arlbergs gelegenen Territorien antrat, änderte sich das. Wenig später kam er an den Bodensee, um gegen die Feinde des Abts zu rüsten.

In die Offensive gingen aber die Appenzeller. Im Frühjahr 1405 stießen sie ins Rheintal vor und belagerten das seit Kurzem habsburgische Altstätten. Herzog Friedrich teilte seine Truppen. Die zahlenmäßig stärkere Abteilung wandte sich gegen die Stadt St. Gallen. Der andere Teil des Heeres hatte den Auftrag, Altstätten zu entsetzen. Beim Herannahen der angeblich etwa 4.000 Mann zählenden Österreichischen zogen sich die Belagerer in Richtung Appenzell zurück. Die habsburgische Streitmacht, der vor allem die Kontingente österreichischer bzw. mit Friedrich IV. verbündeter Städte sowie Angehörige des schwäbischen Adels angehörten, folgte ihnen. Am 17. Juni 1405 kam es am Stoß (Gemeinde Gais, Appenzell Außerrhoden) zur Schlacht. Die vom beschwerlichen Anstieg bei ungünstiger Witterung geschwächten Österreicher erlitten eine verheerende Niederlage. Allein die Stadt Feldkirch habe 80 Männer verloren. Unter den Toten waren auch der österreichische Vogt von Feldkirch, Sigmund von Schlandersberg, sowie Goswin und Heinrich von Ems. Der vor St. Gallen stehende Heeresteil zog nach dem Bekanntwerden des Ausgangs der Schlacht am Stoß ungeordnet ab.[46]

Im September 1405 überschritten die durch Schwyzer Söldner verstärkten Appenzeller und St. Galler den Rhein. Von Fußach, der zur Herrschaft Feldkirch zählenden habsburgischen Kopfstation des Warenverkehrs über den Bodensee, rückten sie mit schwerem Kriegsgerät, darunter Wurfmaschinen und Geschütze, auf Feldkirch vor. Angesichts dieser Bedrohung schlossen sich die auf sich gestellten Feldkircher dem Gegner an.[47] Gemeinsam ging man nun gegen die Schattenburg vor, die der Burgvogt Walter von Ramschwag mit etwa 40 Mann 18 Wochen lang verteidigte. Erst der Einsatz zweier Wurfmaschinen zwang die Besatzung zur Aufgabe.[48]

Inzwischen hatte der Krieg auch auf den Walgau übergegriffen. Der Feldkircher Chronist Ulrich Tränkle berichtet lapidar: Desselbigen Jahrs an Sannt Michäelstag [29. September] verbranten die Walgewer diese nochgeschriben Vestin: Jachberg, Blumneckh, Ramenschwag und die Vestin zu Bürs.[49] Das offenkundig koordinierte Vorgehen betraf mit Jagdberg und Welsch-Ramschwag Anlagen, die unmittelbar österreichisch waren. Bürs gehörte Graf Albrecht III. von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz, der aber seinen Besitz auf sein Ableben hin den Herzögen von Österreich verkauft hatte. Blumenegg war von den Feldkirchern zuvor schon zu Österreichs Handen eingenommen und nicht wieder zurückgestellt worden. Alle vier Burgen brannten am selben Tag, es gab also offenbar keine Belagerungen. Auch von Kampfhandlungen wissen die Quellen nichts. Unversehrt blieb hingegen die Burg Nüziders. Die Walgauer sahen keinen Anlass, gegen ihren Landesherrn, Graf Hartmann IV. von Werdenberg-Sargans, den Bischof von Chur, vorzugehen, zumal sich dieser mit den Appenzellern verbündete.[50] Auch der Dienstmannensitz Siegberg blieb unbehelligt. In Brand gesteckt und damit vorübergehend unbrauchbar gemacht wurden also nur de facto österreichische Burgen, die wohl zuvor schon von ihren Besatzungen geräumt worden waren.[51]

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Darstellung des Gefechts vor Bregenz von 1408 in Tschachtlans Berner Chronik.

Gleichermaßen verhielten sich die Appenzeller und ihre im so genannten »Bund ob dem See« zusammengeschlossenen Verbündeten im Rheintal: Sie verbrannten die in habsburgischem Besitz befindlichen Burgen Tosters und Alt-Montfort – Neu-Montfort und Fußach jedoch aus militärischen Erwägungen nicht. Burg und Herrschaft Neuburg wurden – obzwar österreichisch, aber als Pfand in der Hand der Grafen von Montfort-Bregenz – im Oktober 1405 neutralisiert.[52]

Im Folgenden konzentrierte sich das Kriegsgeschehen auf die Einnahme der beiden Burgen der Ritter von Ems, die sich im Juli 1407 nach achtwöchiger Belagerung ergaben, [53] sowie auf die im September desselben Jahres von Truppen des »Bundes ob dem See« begonnene Belagerung der Stadt Bregenz, deren Bürger sich unter Graf Wilhelm VII. von Montfort-Bregenz entschlossen zur Wehr setzten. Am 13. Januar 1408 rückte ein Entsatzheer des schwäbischen Adels auf Bregenz vor und schlug den verhältnismäßig schwachen Gegner rasch und vollständig. [54] Obwohl das Gefecht militärisch nicht entscheidend war, beendete es den Krieg. Anfang April 1408 stellte ein von König Ruprecht in Konstanz verkündeter Schiedsspruch die zuvor bestehenden Herrschafts- bzw. Besitzverhältnisse wieder her. [55]

Trotz aller Zerstörungen, die der Appenzellerkrieg verursachte, ließ er die Vorarlberger Burgenlandschaft nicht untergehen, wie es die volkstümliche Literatur lange Zeit postulierte. Von den acht nachweislich in Mitleidenschaft gezogenen Anlagen wurden mindestens fünf wieder instand gesetzt, dem Verfall preisgegeben nur die bedeutungslos gewordenen Burgen Alt-Montfort, Welsch-Ramschwag und möglicherweise auch Bürs (heute »Rosenegg«).

Kurze Zeit später ließ eine weitere schwere Krise die Habsburgerherrschaft in der Bodenseeregion vorübergehend zusammenbrechen. Weil Herzog Friedrich IV. von Österreich im Jahr 1415 auf dem Konstanzer Konzil Papst Johannes (XXIII.) zur Flucht verholfen hatte, entzog ihm König Sigismund seine Besitzungen und ließ diese, soweit sie sich nicht freiwillig dem Reichsoberhaupt unterstellten, erobern. Die Stadt Feldkirch, die dem Habsburger die Treue hielt, wurde von einem Koalitionsheer umliegender Adeliger und Städte zur Kapitulation gezwungen. Die Besatzung der Schattenburg ergab sich erst, nachdem sie von den Geschossen einer eigens aus Konstanz herangeschafften Wurfmaschine beschädigt worden war. Wenig später brachten habsburgtreue Männer sie in ihre Gewalt.[56] Friedrich von Toggenburg, dem König Sigismund Stadt und Herrschaft Feldkirch 1417 verpfändet hatte,[57] musste zur neuerlichen Eroberung der Schattenburg bei den Zürchern und Konstanzern Geschütze entlehnen.[58] Erst nach dem Tod des Toggenburgers im Jahr 1436 gelangte die Herrschaft Feldkirch wieder an Herzog Friedrich.

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