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Kecksige Grüße von Äffchen Gori an
Amelie, Tom, Moni, Uschi, Philip, Ruben,
Xaver, Patty, Anna, Resi und Vicky

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Inhalt

Familie Goldschühli trifft sich zum Essen

Bei Bellonis im Südturm

Gori lässt es sich schmecken

Noch ein Gespenst

Eine Woche Gruselverbot

Frau Stiezer und die Herren von der GumEnt GmbH

Melinda bekommt einen Ausraster

Im Keller bei den Gespenstern

Im Burghof

Das Turnier

Die Verschwörung

Das Finale

Tarantully verschwindet

Melinda in großer Gefahr

Christian Stiebitzer lässt nicht locker

Spuk in allerletzter Minute

Ein fliegender Spinatklecks

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Familie Goldschühli trifft sich zum Essen

Barbara Goldschühli saß an der Rezeption des Burghotels Dudelsack und ordnete mit zufriedenem Blick ihre Unterlagen. Die wöchentliche Ferienbroschüre für die Urlaubsgäste war pünktlich fertig geworden und konnte ausgedruckt werden. »Bergwandern mit Giovanni, Theaterworkshop mit Filmregisseur Silvio Belloni, Pferdekutschfahrt ins Fextal und das Sommer-Curlingturnier diesmal sogar mit unseren Hausgespenstern … ich denke, da ist wirklich für jeden unserer Gäste etwas dabei«, murmelte sie.

»Mensch, Mama, wo bleibst du denn?«

Frau Goldschühli schaute hoch. Ihre Zwillinge kamen ungeduldig auf sie zugestürmt.

»Wir müssen doch gleich zu Belloni zum Abendessen! Er macht sich sicher wieder eine Wahnsinnsmühe.« Jost hüpfte aufgeregt von einem Bein aufs andere. »Christel hat ihm sogar extra einen eigenen Bereich in ihrer Küche eingeräumt, damit er meine Lieblingspasta zubereiten kann.«

»Voll genial«, fügte sein Zwillingsbruder Kurt hinzu. »Und für Sophia hat sie mindestens fünf Kilo Erdbeeren besorgt.« Er rieb sich den Bauch. »Ich freue mich schon den ganzen Tag wie verrückt auf das Erdbeer-Tiramisu. Das kann niemand besser als Sophia.«

»Ha, mach dir mal keine Hoffnungen, dass du davon noch etwas abkriegst«, frotzelte Jost. »Das Erdbeer-Tiramisu hat Gori sicher schon komplett verdrückt, so verfressen wie der ist.«

Kurt schüttelte energisch den Kopf. »Ein Kapuzineraffe frisst normalerweise keine Erdbeeren.«

Jost grinste. »Stimmt. Normalerweise. Es sei denn, er heißt Gori und ist das Äffchen von Sophia.«

Frau Goldschühli seufzte. Dass ein Affe bei ihnen im Burghotel lebte, war ihr eigentlich gar nicht recht. Aber es ließ sich nun mal nicht ändern: Die Zwillinge hatten das halb verhungerte Ding zusammen mit den Gespenstern Melinda und Greta Mac Goldshoe im vergangenen Winter in das Hotel gebracht. Silvio Belloni hatte es daraufhin einem seiner Tierpfleger für seinen Privatzoo nach Italien mitgegeben. Doch die anderen Affen in dem Gehege hatten es ständig gepiesackt. Gori saß nur noch traurig in einer Ecke und magerte immer weiter ab. Schließlich holte Bellonis Enkelin Sophia das Äffchen zu sich in den Südturm des Burghotels und von da an wurde es nach Strich und Faden verwöhnt.

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»Ah, prima. Da seid ihr ja schon alle.« Alberto Goldschühli trat aus seinem Büro und strahlte die Zwillinge und seine Frau an. »Und wie ich sehe, habt ihr auch an die Banane für Gori gedacht.« Er zwinkerte seinen beiden Söhnen zu. »Das wird ein richtig gemütlicher Abend. Solange Gori frisst, kann er schon mal keinen Quatsch machen.«

»Papa, freu dich lieber nicht zu früh«, lachte Jost.

»Genau«, pflichtete Kurt ihm bei. »Wenn Gori ausnahmsweise mal keinen Blödsinn macht, dann haben wir ja immer noch die Gespenster und die können das mindestens genauso gut.«

»Oh ja, wem sagst du das«, erwiderte Frau Goldschühli. »Besonders Melinda hat in der letzten Zeit nichts als Flausen im Kopf.« Sie stöhnte. »Und dann ihr Kleidertick. Ich habe bald nichts mehr anzuziehen.«

»Stimmt«, kicherte Jost. »Im Tischkickerraum habe ich ein paar Kleider entdeckt, die aussahen, als ob sie ursprünglich mal dir gehört hätten.«

»Was?« Frau Goldschühli riss überrascht die Augen auf. »Also darauf wäre ich nun wirklich nicht gekommen. Es ist ja schön, dass es den Gespenstern so gut in unserem Kellergewölbe gefällt. Aber meine Kleider haben da nun wirklich nichts verloren!«

»Ach Mama, das musst du doch verstehen«, versuchte sein Bruder zu erklären. »Melinda will doch unbedingt ein Filmstar werden und dafür braucht man nun mal das passende Outfit.«

»Ja, und ich darf dann demnächst unsere Hotelgäste in Schlabberpulli und Jogginghose begrüßen«, schimpfte Frau Goldschühli.

Alberto Goldschühli zuckte ratlos mit den Schultern. »Da kann ich dir wirklich nur zustimmen, Barbara. Unsere drei Hausgespenster haben in der Tat merkwürdige Angewohnheiten. Melinda hat diesen Filmtick, Greta ist verrückt nach Stöckelschuhen und Albert kullert eigentlich immer nur mit seinem Gespensterkopf durch unser Hotel und ist dauernd auf der Suche nach der restlichen Hälfte. Aber was soll ich dazu sagen … wir sind nun mal mit ihnen verwandt.« Er seufzte. »Und seine Verwandtschaft kann man sich leider nicht aussuchen.«

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»Was heißt da leider?« Jost schnaubte empört. »Ohne die Gespenster hätte Belloni den Südturm nie im Leben für die nächsten 20 Jahre gemietet.«

»Und seine gespensterverrückten amerikanischen Freunde würden dann auch nicht alle paar Wochen zu Besuch kommen, das halbe Hotel belegen und in unserem Restaurant essen«, fügte Kurt hinzu.

»Ist schon gut«, lenkte ihr Vater ein. »Ihr habt ja recht: Ohne die Gespenster wäre unser Hotel immer noch hoch verschuldet und der Berg von Rechnungen mittlerweile so hoch wie das Matterhorn.«

»Oder wie der Mount Everest!«, krähte Jost übermütig.

Frau Goldschühli musste lachen. »Ich sehe schon«, meinte sie zu ihren beiden Söhnen, »auf eure Gespenster lasst ihr nichts kommen. Dafür nehmt ihr sogar in Kauf, dass eure Mutter herumläuft wie eine Vogelscheuche.«

»Na ja, bevor du gar nichts mehr zum Anziehen hast, kannst du ja mal einen Tag mit Papa zum Shoppen gehen«, schlug Kurt vor. »Jost und ich und Giovanni kümmern uns so lange um das Hotel.«

»Ihr meint, ich soll wirklich einen ganzen Tag lang shoppen gehen?« Alberto Goldschühli kratzte sich verlegen am Kopf. »Das habe ich doch noch nie gemacht. Darin bin ich bestimmt ganz furchtbar schlecht.« Doch dann hellte sich seine Miene auf und er strahlte seine Frau an. »Aber was hältst du davon, Barbara, wenn dich stattdessen unser fescher Oberkellner auf deiner Einkaufstour begleitet und ich mit den Jungs hier bleibe?«

Barbara Goldschühli warf ihm einen säuerlichen Blick zu. »Nun, da habe ich wohl noch ein Wörtchen mitzureden, mein Lieber. Doch jetzt sollten wir Belloni nicht länger warten lassen, sonst wird die Pasta noch kalt und das wäre doch schade.«

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Bei Bellonis im Südturm

Ah, meine lieben Freunde, kommen Sie doch herein!« Silvio Belloni strahlte über das ganze Gesicht. »Und Signora Goldschühli, Sie sehen wieder einmal bezaubernd aus, ganz bezaubernd … nur«, er betrachtete sie prüfend, »nur ein bisschen blass vielleicht. Sie sollten unbedingt meinen Aperitivo Belloni probieren, einen Schaumwein mit frischen Erdbeeren, der zaubert Ihnen im Nu rote Bäckchen.« Er wandte sich an seine Enkeltochter. »Ach bitte, Sophia, sei doch so lieb und hol uns das Tablett mit dem Aperitif und dem Erdbeershake für die Zwillinge.«

Kaum hatte er das gesagt, kam ein kleines Äffchen auf ihn zugeschossen und hüpfte aufgeregt kreischend herum.

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»Nein, Gori!« Belloni hob den Zeigefinger. »Du hattest heute schon genug Erdbeeren. Dieser Erdbeershake ist nur für Jost und Kurt.«

Gori legte den Kopf schief und hörte aufmerksam zu. Dann kletterte er flink auf Bellonis Schulter und zerzauste ihm die Haare.

Belloni musste lachen. »Jetzt versucht er sich wieder einzuschmeicheln. Kein Wunder. Er ist nämlich total verrückt nach Erdbeeren. Immer wenn er das Wort hört, denkt er, gleich gibt es welche für ihn. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie ich diese leckeren Früchte vor diesem kleinen Erdbeermonster in Sicherheit bringen soll.«

»Och, schade.« Kurt schob enttäuscht die Unterlippe vor. »Dann können wir Gori gar nicht mit unserer Banane locken.«

»Ach was«, erwiderte Sophia, die soeben mit dem Tablett in der Hand aus einem Nebenzimmer kam. »Eine Banane zwischendurch geht immer, du wirst schon sehen.«

Und wirklich, kaum hielt Kurt dem Äffchen die Banane vor die Nase, da hüpfte es auch schon von Bellonis Schulter hinunter, schnappte sich blitzschnell das Obst und machte es sich damit auf der Fensterbank eines breiten Erkers bequem.

Nachdem Gori die Banane in sich hineingestopft hatte, ließ er die Schalen auf den Boden fallen und sprang mit großen Sätzen zu einem alten Lehnstuhl hinüber, von wo er sich auf einen riesigen Kristallleuchter hinaufhangelte. Dort oben hüpfte er fröhlich schnatternd auf und ab, bis der Leuchter an der Decke bedenklich ins Schwanken geriet.

»Mamma mia, der Kronleuchter ist doch keine Schaukel!« Belloni schüttelte entrüstet den Kopf. »Sophia, sag Gori, er soll sich gefälligst benehmen. Er führt sich ja auf wie ein Affe.«

»Aber Opi«, erwiderte seine Enkeltochter schmunzelnd, »er ist ein Affe!« Sie schnalzte mit der Zunge. »Komm, Gori, sei ein braves Äffchen. Komm runter und räum die Bananenschalen auf.«

»Keck, keck!« Gori schien verstanden zu haben. Er ließ sich flink vom Leuchter hinunter, klaubte die Bananenschalen auf und hüpfte dann mit einem Satz auf Bellonis Schulter. Dort schnatterte er ihm erst ganz liebenswürdig ins Ohr, um dann die Bananenschalen fein säuberlich auf seinem Kopf zu dekorieren.

»Oh, du freches kleines Monster! Sehe ich etwa aus wie eine Biomülltonne?« Empört entfernte Silvio Belloni die Bananenschalen aus seinen Haaren.

Gori zog eine lustige Grimasse und antwortete mit seinem üblichen »keck, keck«.

»Du Ungeheuer«, schimpfte Belloni und drohte ihm mit dem Zeigefinger.

Gori drehte sich blitzschnell um und kletterte auf den Kaminsims. Dort bleckte er die Zähne und ließ ein kreischendes Gelächter hören.

Belloni verdrehte die Augen. »Am besten begeben wir uns gleich zu Tisch, bevor dieser Affe noch mehr Quatsch macht.«

»Hoffentlich ist Gori nicht auch verrückt nach Pasta«, befürchtete Jost. »Ich habe nämlich einen Bärenhunger.«

»Keine Sorge«, erklärte Sophia und stellte eine riesige Schüssel Tortellini, gefüllt mit frischen Champignons, auf den Tisch. »Opi war doch heute den ganzen Tag bei Christel in der Hotelküche. Er könnte die komplette Schweiz – inklusive Gori – mit seiner Pasta versorgen.«

Silvio Belloni nickte zustimmend. »Bei mir ist noch kein Gast hungrig nach Hause gegangen. Und jetzt müsst ihr unbedingt meinen roten und grünen Pesto probieren, nach einem alten italienischen Rezept meiner Mamma

»Bravo, bravo, das sieht ja vortrefflich aus!« Alberto Goldschühli war sichtlich begeistert von den italienischen Köstlichkeiten. »Mein lieber Belloni, Sie sind in der Tat ein ganz hervorragender Koch.«

Das konnte wirklich jeder nur bestätigen. Und alle langten dementsprechend kräftig zu.

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»… aber vergesst bitte nicht, dass es auch noch ein Dessert gibt«, erinnerte sie Sophia und blickte schmunzelnd auf die riesigen Pastaberge, die sich auf den Tellern der Zwillinge türmten. Sie zwinkerte Kurt zu. »Auf ganz besonderen Wunsch: Erdbeer-Tiramisu nach Art des Hauses.«

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Gori lässt es sich schmecken

Sag mal, Sophia, wo hältst du eigentlich die ganze Zeit das Erdbeer-Tiramisu versteckt?« Kurt hatte seine Pastaportion in null Komma nichts hinuntergeschlungen und hielt nun den leeren Teller vor sich in die Luft. »Ich finde, hier passt nämlich jetzt sehr gut mindestens die gleich große Portion Nachtisch drauf …«

»Ha, erst wer zehn Teller Pasta geschafft hat, darf etwas von dem Tiramisu haben«, flachste sein Zwillingsbruder.

»So ein Quatsch«, lachte Sophia. »Du kannst das Dessert gerne bringen, Kurt. Es steht in der kleinen Speisekammer nebenan, wo wir die Getränke lagern. Dort ist es schön kühl.«

Kurt wollte schon aufstehen, aber Frau Goldschühli hielt ihn zurück. »Du könntest wirklich auch noch etwas vom Salat essen. Ich hole das Tiramisu.«

Nun, das hätte sie vielleicht doch besser ihrem Sohn überlassen sollen. Denn gleich darauf ertönte ein spitzer Schrei aus der Speisekammer: »Iiiihhhhhhh, eine Spinne!!!«

Die Zwillinge sahen sich an und kicherten.

»Mama, Spinnen tun nichts!«, rief Jost ihr zu.

»Im Gegenteil«, ergänzte Kurt. »Spinnen sind sogar nützlich!«

»Aber bestimmt nicht die, die ich hier sehe«, widersprach Barbara Goldschühli mit zittriger Stimme. Sie stand in der Tür und war kreideweiß im Gesicht. »Diese Monsterspinne ist mindestens so groß wie ein Fußball, ganz eklig behaart und sitzt auf dem … auf dem …«, sie musste schlucken, »… auf dem köstlichen Erdbeer-Tiramisu.«

»Was???« Kurt sprang so schnell auf, dass sein Stuhl umkippte, und stürzte in die Speisekammer.

Sophia, die ihm gefolgt war, schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Mamma mia, was für ein Desaster! Mein schönes Erdbeer-Tiramisu, ungenießbar!«

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Todesmutig ergriff sie die Schüssel samt Riesenspinne und stellte sie auf dem Esstisch ab. »Hmm«, meinte sie und kniff die Augen zusammen. »Ich möchte wirklich zu gerne wissen, was Melindas Kuschelspinne auf meinem Dessert zu suchen hat!«

»Grrr«, knurrte Kurt und musterte verdrießlich den spinnenverseuchten Nachtisch. »Wo Tarantully ist, ist auch Melinda nicht weit. Und ich hoffe für sie, dass sie eine wirklich gute Erklärung für diese Schweinerei parat hat.«

»Hihi!« Ein gespensterhaftes Kichern ertönte als Antwort vom Kronleuchter herunter. Und dann fuhr ein eiskalter Windhauch durch das Zimmer und streifte die Anwesenden, sodass es sie fröstelte.

Es machte Plopp