Douglass, Sara Sternströmendes Lied

Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

 

Übersetzung aus dem Englischen von Marcel Bieger

 

ISBN 978-3-492-98404-1

© Sara Douglass 1995

Die australische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Battleaxe. Book One of The Axis Trilogy«, bei HarperCollins Publishers, Sydney 1995

Der vorliegende Roman ist der 2. Teil von »Battleaxe. Book One«

© deutschsprachige Ausgabe: Piper Verlag GmbH, München 2003, 2018

Covergestaltung und -motiv: Tanja Winkler

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

 

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht.

 

Die Bände dieses Zyklus sind bedeutenden Historikern gewidmet – A. Lynn Martin, Tim Stretton und Frances Gladwin –, welche die ersten Schrittfolgen ihrer Kollegin in den Sternentanz mit freundlicher Toleranz begleitet haben. Möge Fran dereinst ihre eigene Schlacht mit der Prophezeiung gewinnen, und mögen die Menschen von Achar Lynn und Timm dabei helfen, sich an die Tage der zwölf Monate zu erinnern.

Wenn mein Schicksal mich quält, sollen meine Hoffnungen mir Trost sein.

 

When will the hundred summers die,

And thought and time be born again,

And newer knowledge, drawing nigh

Bring Truth that sways the soul of men?

Here all things in their place remain

As were all order'd, ages since.

Comme, Care and Pleasure, Hope and Pain,

And bring the fated fairy Prince.

Alfred Lord Tennyson,

The Sleeping Palace

WAS BISHER GESCHAH

In einem fernen Land lebten einst vier Völker friedlich nebeneinander, bis die Bruderschaft vom Seneschall den Alleinanspruch ihres Gottes durchsetzte und die drei nichtmenschlichen Völker nahezu ausrottete. Danach waren die Menschen endlich die alleinigen Herren der Welt.

 

Eine uralte Weissagung lebt jedoch fort. Sie besagt, daß eines Tages zwei Knaben geboren werden, Söhne des gleichen Vaters, aber verschiedener Mütter. Der eine ein dämonischer Zerstörer, der andere der Erlöser der Welt – sofern es ihm gelingen sollte, die verfeindeten Völker zu vereinen.

 

Axis, ein ungestümer junger Adliger, verfemt und verachtet als königlicher Bastard, hat seine Eltern nie gekannt. Trotzig verteidigt er seinen Platz in der höfischen Gesellschaft Achars. Auf der Flucht vor seinen Alpträumen stößt er auf den Wortlaut einer uralten Prophezeiung, den seltsamerweise nur er entziffern kann. Noch weiß er nichts damit anzufangen, vermag die Hinweise nicht zu deuten und ahnt noch längst nicht, daß er zum Werkzeug einer göttlichen Macht ausersehen ist.

 

In unversöhnlichem Haß stehen er und sein Halbbruder Bornheld sich gegenüber: Bornheld, Thronerbe von Achar und rücksichtsloser Krieger – Axis, gesellschaftlicher Außenseiter und zugleich Anführer der legendären Axtschwinger. Da erhält Axis den Auftrag, Bornhelds Verlobte Faraday auf einer gefahrvollen Reise zu begleiten. Die junge Frau, die den Eltern zuliebe in diese Ehe eingewilligt hat, fühlt sich magisch zu Axis hingezogen, und bald wissen beide, daß sie füreinander bestimmt sind. Doch die übermächtige Prophezeiung zwingt die Liebenden zum Verzicht auf persönliches Glück und drängt sie zur Erfüllung eines schicksalhaften Auftrags …

DIE PROPHEZEIUNG DES ZERSTÖRERS

Es werden erblicken das Licht der Welt

Zwei Knaben, blutsverbunden.

Der eine, im Zeichen von Flügel und Horn,

Wird hassen den Sternenmann.

Im Norden erhebt der Zerstörer sich,

Treibt südwärts die Geisterschar.

Ohnmächtig liegen Mensch und Flur

In Gorgraels eisigem Griff.

Um der Bedrohung zu widersteh'n,

Löst das Lügengespinst um den Sternenmann,

Erweckt Tencendor und laßt endlich ab

Von dem alten, unseligen Krieg.

Denn wenn es Pflug, Flügel und Horn nicht gelingt,

Die Brücke zum Verstehen zu finden,

Wird Gorgrael, folgend seinem Ruf,

Zerstörung über euch bringen.

 

Sternenmann, hör mir gut zu!

Deine Macht wird dich töten,

Solltest du sie im Kampf einsetzen,

Eh' sich erfüllt, was geweissagt ist:

Die Wächter werden auf Erden wandeln,

Bis Macht ihre Herzen verdirbt.

Abwenden wird sich ein Mädchen voll Gram

Und entdecken die Alten Künste.

Ein Weib wird selig umfangen des Nachts

Den Mann, der den Gatten erschlug.

Uralte Seelen, längst schlummernd im Grab,

Im Land der Sterblichen werden sie singen.

Die erweckten Toten gehen schwanger

Und werden das Grauen gebären.

Eine dunklere Macht wird sich erweisen

Als Bringer des Heils.

Und strahlende Augen von jenseits des Wassers

Erschaffen das Zepter des Regenbogens.

 

Sternenmann, hör zu, denn ich weiß,

Mit diesem Zepter vermagst du

Gorgrael in die Knie zu zwingen,

Sein Eis zu zerbrechen.

Aber selbst mit der Macht in Händen

Wird dein Weg niemals gefahrlos sein.

Ein Verräter des eigenen Lagers

Wird sich wider dich verschwören.

Verdränge den Schmerz der Liebsten,

Nur so entgehst du dem Tod.

Haß heißt die Waffe des Zerstörers.

Doch hüte dich, es ihm gleichzutun.

Denn Vergebung ist der einzige Weg,

Tencendors Seele zu retten.

1 DER GEISTBAUM-KLAN

Kaum zehn Schritte tief im Awarinheim-Wald fühlte Aschure sich wie in einer anderen Welt. Ihr Leben lang war ihr erzählt und beigebracht worden, daß Wälder ein Ort der Angst seien, voller Finsternis und Undurchdringlichkeit. Geisterwesen hausten dort, die einem das Blut bis auf den letzten Tropfen aussaugten. Doch Aschures erster Eindruck von diesem Wald bestand darin, in ein fremdes Land voller Raum, Licht und Musik gelangt zu sein. Sie verlangsamte ihre Schritte, um alles besser betrachten zu können. Zu allen Seiten ragten Nadelbäume und Laubbäume hoch in den Himmel. Ihre geraden Stämme erhoben sich über die ersten fünfzehn oder zwanzig Ellen kahl, bis sie ihre Äste ausstreckten. Die Augen wurden dazu verführt, hoch hinauf zum grünen Baldachin zu schauen, durch den an vielerlei kleinen Stellen zwischen den Ranken, Nadeln und Blättern Licht drang. Den Waldboden bedeckten niedrige und bunte Büsche und Sträucher. Gerade dadurch, daß es keine tiefhängenden Äste oder hohes Unterholz gab, erweckte der Awarinheimwald den Eindruck von Weite und Raum. Ein besonderer Duft, kühles Licht und beruhigende Musik erfüllten die Luft, der nichts von der widernatürlichen und teuflischen Atmosphäre anhaftete, so wie sie der Seneschall immer wieder erzeugte. Aschure hielt Schra etwas weniger fest an sich gepreßt, als sie tiefer in den Wald hineinlief. Sie konnte sich an seiner Schönheit nicht sattsehen. Es verging einige Zeit, bis sie erkannte, woher die Musik kam. Wie aus weiter Ferne hörte die junge Frau das Rauschen des Nordra, der über die Felsen stürzte, und dazu gesellte sich der Gesang von Dutzenden verschiedener Vögel. Aschure lächelte und riß die Augen auf wie ein staunendes Kind. Sie hatte noch nie Vogelgesang vernommen, denn die meisten Waldtiere waren vor den Äxten geflohen. Das Gekrächz der Spatzen und Raben, die man noch in Achar antraf, war nicht zu vergleichen mit soviel Schönheit.

Aschure rief sich zur Ordnung. Hinter ihr kämpfte ein verletzter Aware immer noch um sein Leben, und sie mußte Schra zu ihrem Vater bringen. Vielleicht konnte sie danach zurückkehren, um Ramu und Goldfeder beizustehen.

Nun schritt sie rascher aus. Doch plötzlich sprang ein Mann hinter Winterbeerensträuchern hervor. So kräftig und dunkelhäutig wie Ramu, aber mit grauen Strähnen im dunkelbraunen Haar. Er riß ihr das Kind aus den Armen.

Aschure war so überrascht, daß sie einen Schritt zurücktrat. Der Fremde hatte offenbar im Unterholz gelauert. Jetzt drückte er Schra an sich und sah sich mit grimmigen Blicken um. Er hatte alle Muskeln angespannt, so als rechne er mit einem Kampf. Der Mann trug einen ähnlichen Wollumhang wie der Zaubererpriester, jedoch dunkelrot gefärbt, und der Saum war mit einem Muster von ineinander verwobenen Ästen versehen. Darunter zeigte sich eine braune Lederhose, die mit Lederriemen zusammengehalten wurde. Seine Füße steckten in knöchelhohen Lederstiefeln. Die Kleine stieß einen Freudenschrei aus, als sie den Mann erkannte, und schmiegte sich dann an seine Brust.

Aschure machte ihm durch eine beruhigende Geste klar, daß sie keine Bedrohung darstelle. Das schien der Mann aber nicht zu begreifen. Wieso auch, für ihn gehörte sie zu den verhaßten Achariten. Daß sie mit seiner Tochter in den Wald gekommen war, erschien ihm ganz und gar nicht geheuer. Er betrachtete die junge Frau mißtrauisch.

»Ich will Euch nichts tun«, versicherte Aschure ihm so ruhig, wie sie konnte, obwohl der Mann ihr eine ziemliche Angst einjagte. Ob er sich auf sie stürzen und sie umbringen wollte?

Der Aware kniff die Augen zusammen und trat einen Schritt zurück. Aschure sah nach links und nahm dort eine Bewegung wahr. Eine schlanke, dunkelhaarige Frau trat zwischen den Bäumen hervor. Sie reichte Aschure gerade bis an die Schulter und trug ein langes blaßgelbes Gewand, dessen Saum kunstvoll und wie bei Ramu mit springenden Hirschen versehen war. Die Fremde strahlte Macht und Selbstvertrauen aus und trat zu dem Mann, ohne einen Blick auf die Acharitin zu werfen.

»Grindel«, sagte sie sanft und legte ihm ihre zierliche, kleine Hand auf die Schulter, »ich glaube, uns droht keine Gefahr. Schra scheint nichts zu fehlen, und sie hat keine Angst vor der Frau.« Damit wandte sie sich zum ersten Mal an Aschure. »Ich heiße Barsarbe und bin eine der Zaubererpriesterinnen der Awaren.« Sie nickte höflich, aber ihre ganze Haltung schien eine Erklärung von der Menschenfrau zu verlangen, was sie hier in Awarinheim und mit einem Awarenmädchen auf dem Arm zu suchen habe.

Aschure flößte diese kleine Frau mehr Furcht ein als der muskulöse Krieger Grindel. Dennoch hob sie den Blick und versuchte, der Awarin genauso selbstbewußt gegenüberzutreten. »Ich grüße Euch, Zaubererpriesterin Barsarbe. Ich heiße Aschure und stamme aus dem Dorf Smyrdon.«

Wieder nickte die kleine Frau. »Goldfeder hat Euch einige Male erwähnt.«

Aschure entspannte sich ein wenig. »Ja, ich habe Goldfeder in den vergangenen Jahren mehrfach getroffen. Nun hört mich bitte an, Zaubererpriesterin«, fügte sie eindringlich hinzu, denn sie würden kaum Zeit haben, hier im Wald Höflichkeiten auszutauschen, »Schra und Ramu wurden vor einigen Tagen von den Bewohnern Smyrdons gefangengenommen. Ich konnte die beiden erst vor wenigen Stunden befreien. Doch der Axtherr, der gestern mit seiner Streitmacht in dem Dorf eintraf, ist uns gefolgt und hat uns kurz vor dem Wald gestellt. Der Zaubererpriester …«

»Ramu«, nickte Barsarbe und wartete mit betroffener Miene auf das, was die Acharitin noch zu verkünden hatte.

»Ja, gewiß, Ramu befahl mir, das Mädchen zu nehmen und mit ihm im Wald unterzutauchen, während er selbst sich dem Krieger stellen wollte.«

»Dann ist Ramu sicher tot«, knurrte Grindel und wollte sofort loslaufen.

»Wartet«, hielt die Zaubererpriesterin ihn zurück. »Hören wir erst, was Aschure noch zu sagen hat.«

Aschure betrachtete die beiden mit gemischten Gefühlen. Ob sie gegen den Axtherrn ankamen? »Ramu stürzte schwer und brach sich den Knöchel. So konnte er seinem Gegner nicht entkommen. Aber unerwartet tauchte Goldfeder dort auf und redete mit dem Axtherrn.«

»Dann sind Ramu und Goldfeder inzwischen erschlagen«, grollte Grindel.

»Aber der Krieger hat den Priester und das Mädchen immer gut behandelt«, wandte Aschure ein und wußte selbst nicht so genau, warum sie Axis verteidigte. »Und ich bin fest davon überzeugt, daß er die beiden gerettet hätte, wenn ihm das nur irgendwie möglich gewesen wäre. Der Axtherr hat sogar Schra aus der Zelle geholt, in die die Dörfler sie gesperrt hatten. Vielleicht läßt er sich ja von guten Argumenten überzeugen.«

»Die Acharitin könnte recht haben«, meinte Barsarbe. »Und Goldfeder weiß sicher, wie sie mit dem Axtherrn reden muß. Im Augenblick können wir nichts für die beiden tun.«

»Wir sollten alles unternehmen, um Ramu zu retten!« rief der Mann. »Einen weiteren Zaubererpriester dürfen wir nicht verlieren, und Ramu ist immerhin mein Bruder!«

Barsarbes Hand verstärkte ihren Griff an seiner Schulter. »Ich dulde keine Gewalt, Grindel, nicht einmal um Ramu zu retten. So etwas ist nicht Art der Awaren. Wenn Ihr jetzt hingeht und mit grimmiger Miene auf den Axtherrn zustürzt, wird Euer Bruder schon tot sein, noch bevor Ihr ihn erreicht habt. Eure Anwesenheit dort draußen nutzt niemandem, Grindel. Wir sollten unser ganzes Vertrauen in Goldfeder setzen.«

Plötzlich blickte die Priesterin auf und starrte an Aschure vorbei auf den Weg, der ins Verbotene Tal führte. Die Acharitin lauschte, konnte aber nichts Ungewöhnliches hören.

»Goldfeder und Ramu«, erklärte ihr Grindel, reichte Schra an Barsarbe weiter und lief los. Die Priesterin überließ das Mädchen Aschure und folgte dem Mann, wobei sie ihr Gewand bis zu den Knien hochzog, um schneller laufen zu können.

Etwas später tauchten alle vier an der ersten Wegbiegung auf. Grindel erschien als erster und trug seinen Bruder. Ramus Gesicht war schmerzverzerrt, Blut klebte an seinem Hals, und seine Hände rutschten immer wieder von Grindels Schultern ab. Der verletzte Fuß hing seltsam kraftlos herab, und Aschure konnte einen weißen Knochen erkennen, der durch die dunkle Haut gedrungen war. Die junge Frau trat beiseite, als der Aware an ihr vorbeieilte. Aschure konnte nun die Verletzung genauer erkennen, und ihr wurde schwer ums Herz. Eine solche Wunde konnte sich leicht infizieren und zum Tode führen.

Barsarbe stützte die erschöpft wirkende Goldfeder und schleppte sich ebenfalls an Aschure vorbei. »Folgt uns«, sagte sie nur. Die Acharitin trat rasch an die andere Seite Goldfeders und legte ihr einen Arm um die Hüfte, damit die Priesterin nicht so schwer an der größeren Frau zu tragen hatte.

Die Gruppe zog ungefähr eine Stunde lang durch den Wald und drang immer tiefer in Awarinheim ein. Grindel eilte ihnen voraus und war bald nicht mehr zu sehen. Aschure konnte sich nur darüber wundern, wie er mit der Last seines Bruders so schnell zu laufen vermochte. Nach einer Weile hatte sich Goldfeder wieder so weit erholt, daß sie die Hilfe der beiden Frauen nicht mehr brauchte. Sie lief zwar etwas unsicher, wehrte Barsarbe und Aschure aber ab, als sie sie wieder stützen wollten. Als Goldfeder wieder etwas erholter aussah, wagte Aschure es, sie zu fragen, wie es ihr gelungen sei, den Axtherrn davon zu überzeugen, sie beide gehen zu lassen.

Goldfeder zuckte die Achseln. »So ganz genau habe ich das auch nicht verstanden, Aschure.« Sie schüttelte sich bei der Erinnerung an die gefährliche Situation. »Seine Hand schloß sich fester um den Schwertgriff, und ich war schon davon überzeugt, daß es gleich um Ramu geschehen sein würde. Aber dann … dann fragte mich der Krieger, ob die Ikarier Lieder kennen würden.« Goldfeder schüttelte den Kopf. »Ich bejahte, und das löste bei ihm etwas, nun ja, etwas Ungewöhnliches aus. Der Axtherr schien Angst zu haben … Wie dem auch sei, einen Moment später ließ er Ramu und mich frei. Der Krieger hat sich wirklich sehr merkwürdig benommen. Ich muß unbedingt mit Ramu über ihn reden, sobald er sich etwas besser fühlt. Vielleicht kann der Priester sich einen Reim darauf machen.«

»Für einen Axtherrn besitzt er eine Menge Mitgefühl«, bemerkte Aschure leise. »Als er gestern in Smyrdon eintraf, regte er sich furchtbar darüber auf, wie man die beiden Gefangenen behandelt hatte. Er griff sogar meinen Vater, den Pflughüter, an, übergab Schra meiner Pflege und befahl seinem Leutnant Belial, von zwei Soldaten Ramus Zelle reinigen zu lassen, damit der Gefangene nicht gar so unwürdig untergebracht sei.«

»Sprecht Ihr von dem Belial, den Ihr niedergeschlagen habt?«

»Ja, Goldfeder«, antwortete Aschure zerknirscht.

Die beiden Frauen sahen die Acharitin nun eigentümlich an, sagten aber nichts.

Aschure fühlte sich jetzt noch elender, als alle Schuldgefühle wieder in ihr erwachten. Doch da wandte sich Goldfeder an Barsarbe. »Wir haben eine Menge zu bereden. Vielleicht sollten wir damit aber warten, bis wir das Lager erreicht und Ramu versorgt haben. Doch was immer die Menschenfrau auch angestellt haben mag, vergeßt darüber nicht, daß sie auch den Priester und Schra rettete.«

Barsarbe runzelte immer noch die Stirn, sah Aschure aber nicht mehr so streng an. Die junge Frau erinnerte sich daran, was die Priesterin zuvor zu Grindel gesagt hatte. Offenbar verabscheuten die Awaren jede Art von Gewalt. Was werden sie erst denken, dachte Aschure entsetzt, wenn sie herausfinden, daß in der letzten Nacht durch meine Schuld mein Vater ums Leben gekommen ist? Werden sie mich unverzüglich aus Awarinheim verbannen?

Schweigend gingen die drei Frauen weiter. Goldfeder beobachtete Aschures zunehmende Seelenpein. Schließlich faßte sie die Acharitin sanft am Arm. »Die Awaren sind ein friedliebendes Volk, aber sie werden sich auch dankbar für das erweisen, was Ihr für Ramu und Schra getan habt. Wenn Euch tatsächlich nichts anderes übrigblieb, als Gewalt anzuwenden, werden sie dafür sicher Verständnis aufbringen.«

Aschure fühlte sich schon etwas wohler. »Das hoffe ich, Goldfeder. Ich wollte doch nur helfen, und nie wäre mir eingefallen, daß ich … daß ich …«

Goldfeder lächelte ihr freundlich zu. »Jetzt aber genug, Aschure. Ich weiß doch, daß Ihr nur das Beste wolltet.«

Die junge Frau schwieg nun, aber nur für einen Augenblick. »Goldfeder, ich kann nicht mehr nach Hause. Meint Ihr, die Awaren nehmen mich für eine Weile bei sich auf?«

Goldfeder sah die Priesterin fragend an. »Das müssen wir den Klan entscheiden lassen«, antwortete Barsarbe schließlich mit beherrschter Stimme.

Wenig später erreichten sie einen kleinen Lagerplatz auf einer Lichtung am Ufer des Nordra. Das Lager setzte sich aus zwei runden Lederzelten zusammen, die über leichte, gebogene Holzstangen gespannt waren. In einem Steinofen brannte ein leichtes Feuer, und in glimmenden Kohlen stand ein Topf, aus dem es dampfte. Grindel hatte seinen Bruder vor der Feuerstelle abgelegt, und jetzt drängten sich zwei Frauen und eine Schar Kinder um den Verletzten. Alle wirkten erleichtert, als Barsarbe und Goldfeder nun im Dorf eintrafen. Die Kinder wichen aber ängstlich zurück, als sie in ihrer Gesellschaft eine Acharitin erblickten. Nur die beiden Awarinnen blieben neben Ramu knien. Grindel stand daneben und wirkte immer noch so wütend wie zuvor, als Aschure ihm von der Verletzung seines Bruders berichtet hatte.

Die Priesterin schob eine der Frauen beiseite und nahm ihren Platz ein, um Ramus Hals und Fußgelenk zu untersuchen. Besorgt sah sie dann die andere Frau an. »Ich muß ihn rasch behandeln, Fleat. Könnt Ihr mir ein paar Späne besorgen?« Die Awarin nickte und eilte sogleich davon. Barsarbe wandte sich nun an eines der Kinder, einen Knaben, der etwa vierzehn Sommer zählte. »Helm, ich brauche einen Topf frisches Wasser. Hol ihn mir bitte.« Nun sah sie ein Mädchen an, das ein Jahr jünger als Helm zu sein schien. »Skali, du bringst mir bitte meinen Korb mit den Kräutern.« Die Kinder nickten eifrig und liefen los. Die Priesterin wischte Ramu das getrocknete Blut vom Hals und betrachtete den Schnitt genauer, den Axis' Schwertspitze an der Kehle hinterlassen hatte. Der Verletzte schien kaum noch bei Bewußtsein zu sein. Barsarbe sah seinen Bruder an: »Grindel, Ihr müßt Ramu festhalten, wenn ich ihm das Fußgelenk reinige und richte. Jetzt bitte!«

Der Mann kniete sich hinter Ramus Schultern hin. »Könnt Ihr ihn retten, Zaubererpriesterin?«

Sie lächelte ihn zuversichtlich an. »Grindel, ich werde mein Bestes tun. Wenigstens ist seine Wunde noch frisch und hatte noch keine Zeit zu eitern. Ich habe mich schon um schlimmere Verletzungen gekümmert.«

Goldfeder winkte eine junge Awarin heran. Sie trug ein ähnliches Wollhemd und eine ebensolche Lederhose wie Grindel, und ein Säugling hing in einem Tuch an ihrer Brust. Rasch trat sie zu Goldfeder und Aschure und strahlte, als sie das Mädchen in den Armen der Acharitin erkannte.

»Schra!« rief die Awarin, und tiefe Erleichterung malte sich auf ihrem Gesicht. Die Kleine streckte sofort die Arme nach der Frau aus. »Es geht ihr gut«, versicherte Aschure der Awarin.

Goldfeder lächelte. »Pease ist Schras Mutter und Grindel ihr Vater. Darf ich Euch einander vorstellen?« Die Awarin hob den Kopf und wirkte viel zu klein und zu zerbrechlich, um ein Kleinkind und einen Säugling halten zu können. Doch allem Anschein nach konnte sie das sehr wohl. Aschure sagte sich, daß, obwohl die awarischen Frauen viel kleiner und feingliedriger als ihre Männer erschienen, sie sich nicht über ihre wahre Stärke täuschen lassen sollte. »Pease«, erklärte Goldfeder, »dies ist Aschure, die dabei geholfen hat, daß Ramu und Eure Tochter zu Eurem Klan zurückkehren konnten. Ein langer Weg liegt hinter ihr, und sie fühlt sich ebenso erschöpft wie ich. Wir wären Euch dankbar, wenn Ihr uns irgendwo hinführtet, wo wir uns ausruhen und etwas Tee trinken könnten.«

»Aber natürlich«, entgegnete die junge Mutter entschuldigend. Sie warf einen besorgten Blick auf Grindel, der seinen Bruder gerade in eines der Zelte trug. Barsarbe und Fleat folgten ihm. »Laßt euch doch gleich hier am Feuer nieder.«

Goldfeder und Aschure ließen sich dankbar nieder. Pease setzte Schra ab und goß den beiden Frauen etwas dampfenden Tee aus dem Topf ein. Aschure lächelte erfreut, als sie einen Holzbecher erhielt, in dessen Rand ein Blattmuster geschnitzt war. Die Awarin setzte sich im Schneidersitz vor sie hin und hob den Säugling auf ihren Schoß. Schra drängte sich ganz eng an sie. Das letzte aus der Kinderschar, das keine Aufgabe übertragen bekommen hatte, hielt sich schüchtern zurück, bis Pease es heranwinkte und aufforderte, zu ihnen ans Feuer zu kommen.

Die junge Mutter drehte sich nun anmutig zu Aschure um. »Bitte verzeiht meine Unhöflichkeit, Euch nicht gleich richtig begrüßt zu haben. Das will ich nun gern nachholen. Fühlt Euch bitte im Lager des Geistbaum-Klans willkommen. Möget Ihr stets eine schattige Raststelle finden, und mögen Eure Füße allzeit auf den Pfaden des Heiligen Hains wandeln.«

Aschure wußte nicht so recht, was sie darauf entgegnen sollte. »Vielen Dank, Pease. Ich freue mich sehr, hier sein zu dürfen, und bin Euch überaus dankbar, mich so herzlich aufgenommen zu haben.«

»Ihr seid sicher recht verwirrt von meinem Volk und unserem Treiben, Aschure. Grindel ist der Häuptling des Geistbaum-Klans und Fleat seine erste Frau. Ihrer beider Kinder habt Ihr bereits kennengelernt – Helm, Skali und Hogni hier. Vor fünf Sommern erwies Grindel mir die Ehre, mich zu bitten, seine Zweitfrau zu werden. Schra und dieser Säugling hier sind unser beider Kinder. Unser Klan ist stolz darauf, daß die Zaubererpriester Ramu und Barsarbe gelegentlich mit uns reisen.«

Aschure mußte erst die Mitteilung verarbeiten, daß sowohl Fleat als auch Pease mit dem Häuptling verheiratet waren. »Grindel hat zwei Frauen?«

Die junge Mutter sah sie fragend an. »Hält man es denn bei Eurem Volk nicht so?«

Goldfeder lächelte und erklärte, bevor Aschure etwas sagen konnte und die Awarin vielleicht mit einer unbedachten Entgegnung beleidigte: »Nein, Pease. Wie bei den Ikariern pflegt man bei den Ebenenbewohnern die Einehe.« Sie wandte sich an Aschure: »Die Awaren lieben Kinder über alles. Wenn eine Frau nicht die erste Gemahlin eines Mannes werden kann, läßt sie sich gern von ihm zur Zweitfrau nehmen. Und Grindel darf sich geehrt fühlen, daß Pease einwilligte, in seinen Klan zu kommen, nachdem er sie darum gebeten hatte.«

Der Säugling fing an zu schreien. Die Mutter knöpfte ihr Langhemd auf und gab ihm die Brust. Eine Weile war sie nur für das Baby da, dann schaute sie die Acharitin neugierig an: »Wie viele Kinder habt Ihr denn, Aschure?«

»Ich? Keins. Schließlich bin ich nicht verheiratet.«

»Was, in Eurem Alter?« fragte Pease fassungslos.

Aschure fühlte sich mit einem Mal steinalt.

»Fleat hat alle ihre Kinder vor ihrem dreiundzwanzigsten Sommer zur Welt gebracht. Und ich zähle erst neunzehn.«

Ein Schrei ertönte aus dem Zelt, in dem Barsarbe Ramus Bein versorgte. Die Frauen am Feuer erbleichten, als sie Knochen knirschen hörten. Goldfeder klopfte dann Aschure sanft aufs Knie. »Die Zaubererpriesterin ist eine erfahrene Heilerin. Wenn jemand Ramu retten kann, dann sie.«

Aschure nickte.

2 STERNENMANN

Axis stolperte mit ausdrucksloser Miene und das Schwert noch in der Rechten aus dem Verbotenen Tal. Die unterschiedlichsten Worte und Bilder wirbelten durch seinen Kopf. Der Aware hatte behauptet, er habe die Seele eines Zauberers, eines ikarischen Zauberers. Goldfeder hatte gesagt, alle Ikarier würden singen, und die Musik stecke ihnen im Blut. Axis selbst hatte Weisen gesungen und Melodien gespielt, die ihm niemals jemand beigebracht hatte. Und jetzt drangen ihm immer neue Lieder mit merkwürdigen Texten aus den tiefsten und geheimsten Stellen seines Inneren in seinen Geist. Er hatte sich mit einem uralten Zauber gegen die Erscheinung des Gorgrael geschützt, gestern dem Awarenmädchen ein Lied vorgesungen und damit etwas bewirkt, das Ramu die Fassung geraubt hatte. Und mindestens ebenso heftig, hatte ihn beim Anblick des gefangenen Awaren Mitleid und nicht Haß erfaßt.

Wer war sein Vater?

Der Krieger wollte die Verbindung nicht herstellen, die sich immer deutlicher aufdrängte. Er weigerte sich strikt, die offensichtliche Schlußfolgerung zu ziehen, weil er sonst unweigerlich den Verstand verloren hätte. Axis wollte jetzt nur noch einen Fuß vor den anderen setzen und irgendwie ins Feldlager seiner Axtschwinger zurückkehren – zurück in eine Welt, die er kannte und die ihn kannte.

Wie könnte er der Sohn eines Unaussprechlichen sein, da er doch sein ganzes Leben im Dienst der Kirche verbracht und ihr sein Leben geweiht hatte? Wie könnte er da vom Erzfeind des Seneschalls abstammen? Wie könnte das giftige Blut dieser Kreaturen in seinen Adern fließen, da er doch seit allerfrühester Kindheit die Unaussprechlichen gehaßt und gefürchtet hatte.

Mußte er sich selbst als den Unaussprechlichen zugehörig ansehen? Und hatte dieser Umstand das Mitgefühl mit diesen Wesen in ihm ausgelöst?

»Niemals!« rief er. »Das kann nicht sein!«

Ramu hatte ihm zugerufen, Faraday lebe noch. Wie sollte das denn möglich sein? Und woher wollte der Aware das wissen? Wenn er sich der Hoffnung hingab, die Edle sei nicht zu Tode gekommen und dann später feststellen mußte, daß sie doch nicht mehr unter den Lebenden weilte, wäre das wahrlich zu unerträglich.

»Niemals!« schwor Axis sich grimmig. »Das kann nicht sein.«

»Axtherr!«

Der Krieger hob unwillig den Kopf. Arne preschte auf seinem großen Rotschimmelwallach heran, und die Erleichterung war seinem Gesicht überdeutlich anzusehen. Einige Axtschwinger folgten ihm. Axis blieb stehen und straffte seine Gestalt.

»Axtherr, wir haben Belial verletzt gefunden und Hagen ermordet. Und die Gefangenen sind fort! Ist denn Euch etwas geschehen?«

Der Krieger verzog das Gesicht. »Die Awaren konnten entfliehen, mit Aschures Hilfe.« Er schob sein Schwert in die Scheide.

Arnes Miene zeigte tiefen Zorn. »Dieses artorverdammte Luder. Sie hat ihren Vater ermordet und Belial hinterrücks niedergeschlagen!«

Axis wischte sich mit einer müden Geste über die Augen, und schon diese kleine Anstrengung ließ ihn taumeln. »Wie geht es meinem Leutnant?«

Der Offizier sah ihn besorgt an. »Er wird durchkommen. Ogden und Veremund kümmern sich um ihn. Sie meinen, sie könnten ihm helfen.«

»Die beiden Mönche …« Neuer Glanz trat in Axis' Augen. »Ja, mit denen muß ich dringend sprechen«, murmelte er vor sich hin.

»Und was ist aus den Gefangenen und der Mörderin geworden? Habt Ihr sie verfolgt?«

Der Krieger seufzte und warf einen Blick zurück ins Verbotene Tal. »Sie hatten bereits einen zu großen Vorsprung und verschwanden irgendwo im Schattenland.«

»Verwünschte, elende Kreaturen!« fluchte Arne so laut, daß Axis zusammenzuckte und sein Gesicht noch grauer wurde. Er schwankte jetzt deutlicher, und der Offizier hielt ihm die Rechte hin. »Schwingt Euch hinter mich aufs Pferd, General.«

 

Die braven Bürger von Smyrdon standen in Gruppen auf den Straßen und auf dem Marktplatz zusammen. Die Nachricht von der Ermordung des Pflughüters und der Flucht der Unaussprechlichen hatte sich in Windeseile im Ort herumgesprochen. Kein Dorfbewohner zeigte sich besonders erstaunt darüber, als er erfuhr, daß Aschure ihren Vater ums Leben gebracht und einen Axtschwinger heimtückisch angegriffen habe – ausgerechnet den Stellvertreter des Axtherrn – und dann gemeinsam mit dem Mann und dem Kind davongelaufen sei. Solche Schandtaten paßten zu einer Frau ihrer Art. Man habe ja immer schon gewußt, daß es mit so einer einmal böse enden werde, versicherten sich die Bürger gegenseitig, und niemand habe sie wirklich gemocht. Die Dorfbewohner gaben sich zutiefst betroffen und ließen sich ihren Kummer über dieses verdorbene Mädchen deutlich anmerken. Aschure habe nie zu ihnen gepaßt, beteuerten sie sich immer wieder, und ihre Mutter habe ja auch schon ein schlechtes Beispiel gegeben. Aber diese Elende habe ihre Mutter in allem Schlimmen übertroffen. Ja, bei weitem übertroffen. Man dürfe eben nie einer Frau aus Nor trauen. Hagens absonderliche Liebe zu dieser Südländerin sei sein einziger Fehler gewesen, der ihm am Ende sogar den Tod eingetragen habe.

Man hatte die Leiche des Priesters ins Haus des Bürgers Hordley gebracht, wo sich auch die Klageweiber eingefunden hatten. Sie wuschen den Toten, nähten seine Bauchwunde zusammen und zogen ihm sein schönstes Amtsgewand an. Später würde das ganze Dorf an Hagen vorbeiziehen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Andere Frauen wischten und schrubbten im Haus des Pflughüters den Boden und bereiteten das Bett für den schwerverletzten Offizier vor.

So kamen die braven Bürger, nachdem sie zuvor um einen Scheiterhaufen geprellt worden waren, doch nicht ganz um ihr Vergnügen. Welch glücklicher Umstand, daß ausgerechnet jetzt zwei Mönche ins Dorf gekommen waren. So konnten sie die Begräbnisriten für Hagen durchführen.

Axis glitt vor dem Haus des Pflughüters vom Pferd. »Arne«, fragte er, während er sich an das Roß lehnte, »wer ist da drinnen?«

»Als ich losritt, waren da nur Ogden, Veremund und Belial.«

Der Krieger nickte. »Gut. Ihr haltet hier vor der Tür Wache. Niemand darf hinein. Ich möchte für eine Weile nicht gestört werden.«

Der Offizier nickte. Für ihn galt ein Wort seines Axtherrn mindestens soviel wie ein ganzes Edikt von König Priam.

Axis ging zur Tür. Würde Arne immer noch ein solch unerschütterliches Vertrauen in ihn haben, wenn er erführe, wer er in Wirklichkeit war? Der Krieger atmete tief durch. Höchste Zeit, ein paar Antworten von den beiden merkwürdigen Mönchen zu erhalten. Axis war es leid, sich mit vagen Andeutungen abspeisen zu lassen. Nun sollten diese beiden … Brüder … ihm endlich alles sagen, was sie wußten.

Für einen Moment blieb er auf der Schwelle stehen, um Mut zu fassen. Dann gab Axis sich einen Ruck, trat ein und schloß die Tür fest hinter sich.

Ogden und Veremund bemerkten sein Erscheinen nicht sofort. Sie beugten sich gerade am anderen Ende der Stube über Belial, der ausgestreckt und still auf dem Bett lag. Der kleine Dicke hatte dem Leutnant eine Hand aufs Gesicht gelegt, aus deren Fingerspitzen goldfarbenes Licht strömte. Der Hagere stand neben dem Mönch, hatte ihm die Rechte auf die Schulter gelegt und murmelte Unverständliches vor sich hin.

Axis lehnte sich gegen die Tür und betrachtete die beiden. Belial schien sich nicht in Gefahr zu befinden und brauchte deswegen keinen Beistand von seinem General. Der Krieger spürte, wie er plötzlich ärgerlich wurde. Die beiden Mönche waren ganz und gar nicht das, was sie vorgaben. Aber den Spaß wollte er ihnen nun verderben. Die Zeit für Spielchen war endgültig vorüber.

Dann bemerkte Veremund plötzlich, daß sie nicht mehr allein waren. Der Hagere nahm gerade ein Tuch von einem Beistelltisch, um dem Verwundeten damit über das Gesicht zu wischen, als er aus dem Winkel eines seiner goldenen Augen den Axtherrn wahrnahm. Sofort erstarb das fremdartige Leuchten in seinen Augen. »Axis«, entfuhr es ihm schwer atmend, und Ogden nahm seine Hand von Belials Gesicht. Beide drehten sich zu dem Krieger um, schienen dann aber nicht zu wissen, was sie tun oder sagen sollten. Eigentlich hatten sie noch etwas warten wollen, ehe sie sich ihm offenbarten.

Axis stieß sich von der Tür ab und schlenderte aufreizend langsam durch den Raum, ohne die Mönche aus den Augen zu lassen. Mit einem Mal war er an ihnen vorbei und an Belials Seite. Der Leutnant lag ganz still da und atmete leicht. Man hatte ihm kalte Kompressen auf die Stirn und unter den Nacken gelegt. Noch während Axis auf ihn hinuntersah, öffnete Belial die Augen und verzog gleich voller Reue das Gesicht.

»Axtherr, ich habe mich töricht benommen. Niemals hätte ich ihr den Rücken zukehren dürfen.«

Der Krieger schnaubte unwillig. »Ihr könnt noch von Glück sagen, daß sie nicht auch auf Euch mit dem Messer losgegangen ist. Aschure scheint nämlich sehr genau zu wissen, wie man mit einer Klinge umgeht.«

»Ich hätte so etwas niemals von ihr erwartet«, murmelte der Leutnant und betastete mit zitternden Fingern vorsichtig seinen Hinterkopf.

»Nun, wenn es Euch ein Trost sein sollte, die Priestertochter wirkte ziemlich zerknirscht bei dem Gedanken, Euch beinahe ebenfalls ermordet zu haben. Sie bat mich, Euch ihre Entschuldigung zu übermitteln. Offensichtlich muß Euer Charme sie so verzaubert haben, daß sie im entscheidenden Moment davor zurückschreckte, fester zuzuschlagen.«

»Frauen sind bei mir immer schon schwach geworden«, entgegnete der junge Mann mit einem schiefen Lächeln und schloß dann die Augen. Seiner Miene war anzusehen, daß er wieder Schmerzen litt.

»Ihr habt mit ihnen gesprochen?« fragte Ogden nervös. Er war neben Axis getreten.

Der Krieger fuhr so rasch herum, daß der Mönch nicht im mindesten auf das vorbereitet war, was nun passierte. Ehe er sich versah, hatte Axis ihn am Schopf gepackt, so daß der Kopf nach hinten flog und ihm mit der anderen Hand einen kurzen Dolch an die Kehle gedrückt.

»Steckt Aschure mit dir unter einer Decke, Alter?« fragte der Krieger ihn gefährlich leise. Sein Gesicht befand sich nur wenige Zoll von dem Ogdens entfernt. »Hast du sie dafür bezahlt? Die Geschichte stinkt bis zum Himmel nach dir und deinem feinen Mitbruder.«

»Axis!« krächzte Belial matt. »Tut ihm nichts zuleide! Sie haben meinen Kopf gut versorgt.«

»Dazu hatten sie auch allen Grund«, knurrte der Krieger und sah Ogden immer noch streng an. »Ich wette, daß diese beiden die ganze Flucht geplant haben.«

»Axis!« Veremund flatterte hilflos um seinen Mitbruder und den Axtherrn herum. Er wußte nicht, was er tun sollte, und wenn ihm etwas eingefallen wäre, hätte es Axis wahrscheinlich nur dazu veranlaßt, die Dolchspitze entschieden zu tief in Ogdens Hals zu bohren.

»Werdet ihr zwei mir jetzt offen und ehrlich meine Fragen beantworten?«

»Ja! Ja!« rief der Hagere und seine Arme ruderten auf und ab, als wolle er in die Lüfte steigen. »Aber bitte, laßt Bruder Ogden wieder los!«

Axis löste so abrupt beide Hände von dem Mönch, daß er auf den Boden plumpste. Der Krieger setzte sich auf das Fußende des Bettes und schob das Messer in seinen Stiefel zurück. Belial, der sich ein wenig aufgerichtet hatte, um den Ereignissen besser folgen zu können, sank wieder in seine Kissen zurück.

Ogden sah den Krieger besorgt an. »Ich weiß nicht, ob das hier der rechte Ort ist, Axtherr.«

Axis holte tief Atem und warf einen Blick auf seinen Leutnant. »Oh doch, hier und jetzt, einen besseren Ort oder Zeitpunkt gibt es nicht. Ich möchte, daß Belial alles hört, denn an seinem Rat ist mir sehr gelegen.«

»Also gut. Veremund, würde es dir etwas ausmachen, mich auf dem Weg zu einem Stuhl zu stützen?«

Veremund half Ogden und besorgte sich dann selbst eine Sitzgelegenheit, ehe er sich an den Axtherrn wandte: »Was wollt Ihr wissen, Teuerster.«

Axis' Ärger war längst verpufft, und er wirkte jetzt nur noch erschöpft. »Erinnert Ihr Euch noch, wie wir uns in der Nacht nach dem Angriff an den Grabhügeln unterhalten haben?«

Beide Mönche nickten.

»Ich sagte Euch damals, daß die Lektüre der Prophezeiung ein dunkles Verlies in mir geöffnet habe, das mein ganzes Leben lang fest verschlossen gewesen sei. Ich teilte Euch auch mit, daß mir das nicht gefalle, was ich dort zu sehen bekäme. Nun, meine Herren, es ist ein wenig zuviel aus dieser finsteren Kammer herausgekrochen, um es weiterhin überspielen zu können. Und wenn ich nicht bald eine Erklärung für alles von Euch erhalte … verliere ich noch den Verstand.«

Seine Seelenpein trat so deutlich zutage, daß Belial tröstend eine Hand nach ihm ausstreckte. Axis ergriff sie, richtete den Blick aber weiterhin fest auf die Mönche. »Wer immer Ihr auch sein mögt, Ogden und Veremund, ich glaube Euch keine Sekunde länger diese Scharade von den einfachen Brüdern des Seneschalls, die sich ganz dem Studium und der Kontemplation verschrieben haben und in dreiundneunzigjähriger Isolation der Geistestrübung verfallen sind. Also, was verbirgt sich hinter dieser Maskerade?«

Ogden und Veremund sahen sich an und faßten sich unsicher an den Händen. »Mein Lieber«, flüsterte Ogden, »ist der Augenblick nun gekommen?«

»Euch bleibt keine verdammte Wahl mehr«, drängte Axis mit lauter Stimme. »Denn wenn Ihr Euch weiter ziert – ich habe meinen Dolch schnell wieder zur Hand.«

Die Mönche nickten einander zu und schienen zu einem Entschluß gekommen zu sein. Ihre Augen, sonst hellgrau das eine Paar und schwarz wie die Nacht das andere, glühten unvermittelt golden wie die Sonne. »Wir sind Wächter«, antworteten sie wie aus einem Mund, und dann fuhr Ogden allein fort: »Wir sind Geschöpfe der …«

»Und dienen der …« fügte Veremund hinzu.

»Prophezeiung des Zerstörers«, vereinten sie sich wieder zum Chor.

Danach herrschte für kurze Zeit Ruhe. Das goldene Licht erstarb so abrupt, wie es gekommen war, und die beiden Wächter saßen wieder wie biedere ältliche Mönche vor dem Axtherrn und seinem Leutnant. Sie schienen darauf zu warten, wie diese Mitteilung aufgenommen würde.

»Aha«, sagte der Krieger nur. Er ahnte ja schon seit längerem, daß sich hinter den beiden mehr verbarg, als sie bereit waren zuzugeben, und deswegen hatte er auf eine Erklärung gedrängt.

Belial lachte plötzlich, und das Geräusch zerriß die Stille des Raums. »Kein Wunder, daß Ihr beim Totenritual kaum einen Satz richtig herausbekommen habt. Woher solltet Ihr den Text auch kennen?« Aber der junge Soldat machte sich nicht über die beiden lustig, sondern betrachtete sie vielmehr mit Ehrfurcht.

»Ich darf ein paar Schlußfolgerungen ziehen«, bemerkte Axis. »Wir wissen, daß Gorgrael sich im Norden erhoben hat. Und jetzt wandern Wächter durch das Land, richtig?« Er senkte den Kopf, schien mit sich zu ringen und sich dann entschieden zu haben. »Schön, Ihr beiden, soll ich Euch nun einmal sagen, wer ich bin?«

Beide Mönche hielten gleichzeitig den Atem an.

Der Krieger sah ihre erwartungsvollen Mienen und lachte bitter. »Ich bin der Sohn von Rivkah«, zwang er sich zum Weiterreden, »einer Fürstin von Achar … und eines ikarischen Zauberers.« Axis fühlte sich sehr erleichtert, als er es endlich ausgesprochen hatte, und ließ die Schultern hängen, als sei er von einer großen Last befreit. Belial sah ihn belustigt an.

Veremund nickte langsam und schwer. »Ja, das glauben wir auch. Aber mehr wissen wir leider auch nicht über Eure Herkunft, Axis. Euer Vater muß tatsächlich ein ikarischer Zauberer gewesen sein.«

»Wie seid Ihr darauf gekommen, Axtherr?« fragte Ogden.

Doch der Krieger ignorierte ihn und wandte sich mit bebenden Schultern an seinen Leutnant. »Nun, Belial, was haltet Ihr davon? Da stehen wir nun, zwei Axtschwinger, die den Auftrag haben, jeden Unaussprechlichen niederzumachen, den wir aufspüren können, und jetzt müßt Ihr erfahren, daß Euer General selbst zu diesen Kreaturen gehört. Was sagt Ihr dazu?«

Der junge Mann hielt sich an Axis' Hand fest, um sich hochzuziehen. Das eben Gehörte hatte ihn sehr verwirrt, die letzten Minuten waren sehr anstrengend für ihn gewesen, und sein Geist war noch zu sehr erfüllt davon, was er gerade hatte hören müssen. Doch obwohl er seit frühester Jugend dazu erzogen worden war, die Unaussprechlichen zu fürchten, war ihm der awarische Gefangene doch als ein Mann erschienen, dem man eher mit Achtung als mit Haß begegnen sollte. Und der Mann, der hier an seinem Bett saß, kam ihm nicht wie eine verdammenswerte Kreatur vor, sondern war sein Freund und brauchte jetzt seinen Beistand mehr als je zuvor.

»Ich sage dazu, daß Ihr mein Axtherr seid«, erklärte der Leutnant mit wildem Blick, bereit, jeden zu durchbohren, der etwas dagegen sagen wollte. »Ich sage dazu, daß Ihr der beste Befehlshaber seid, unter dem ich je dienen durfte. Und ich sage auch, daß Ihr mein Freund seid. Bei der Auswahl meiner Freunde habe ich nie danach gefragt, wer ihr Vater sein möge.«

Tränen traten dem Krieger in die Augen, und er beugte sich vor und umarmte den Freund. Veremund war so erleichtert, daß ihm ganz schwach wurde. Belial hatte gerade ganz allein das geschafft, wozu die beiden Wächter sonst noch Monate benötigt hätten.

»Wie seid Ihr darauf gekommen?« fragte Ogden noch einmal.

Axis wandte sich endlich wieder an ihn: »Durch die Musik, an die ich mich sonderbarerweise erinnerte. Das Lied, das ich dem Gorgrael sang … und die Weise, mit der ich das Mädchen heilen konnte …« Der Krieger betrachtete nachdenklich die Deckenbalken. »Dann meinte Ramu, ich hätte die Seele eines ikarischen Zauberers …« Er lachte kurz. »Der Aware fragte mich auch, warum ich die schwarze Uniform mit den gekreuzten Äxten als Abzeichen trage.« Axis tippte sich gedankenverloren an die Brust, »denn die Ikarier haßten die Axtschwinger doch ebenso sehr, wie es die Awaren täten. Und als ich Ramu vor dem Schattenland unter meinem Schwert hatte, trat eine ältere Frau aus dem Wald auf mich zu.«

Ogden und Veremund rückten gleichzeitig vor. Sie hatten ja noch nicht erfahren, was sich am frühen Morgen ereignet hatte. »Welche Frau?« wollte der Hagere gleich wissen. »Und was ist geschehen?«

Axis berichtete ihnen kurz von Aschures Flucht und wie er sie und die entflohenen Gefangenen durch das Verbotene Tal verfolgt hatte. »Was nun diese Frau angeht, so kann ich nicht viel über sie sagen. Sie erschien mir jedoch eindeutig zu uns … eindeutig acharitischer Abstammung und keine Awarin zu sein. Ich fragte sie, ob sie die Ikarier kenne und ob diese zu singen pflegten. Sie bejahte und erklärte, daß den Ikariern ein magieerfüllter Gesang eigen sei und ihnen die Musik im Blut liege … Und da erinnerte ich mich meines eigenen musikalischen Talents. Seit ich die Ehre eurer Gesellschaft habe, ist es ja auf ganz ungewöhnliche Weise aufgeblüht.«

Ogden lehnte sich schweratmend zurück. »Als Ihr in der Prophezeiung gelesen habt, wußten wir, daß Ihr ikarischen Blutes sein mußtet. Der Prophet verfaßte seine Weissagungen nämlich in der Geheimsprache der Ikarier und nicht in der Sprache Tencendors. Niemand außer einem Ikarier kann sie deshalb lesen.«

Axis erhob sich, stellte sich vor das Feuer und starrte lange in die Flammen. »Warum habt Ihr gerade mich in der Schrift lesen lassen, meine Herren?« fragte er sie ehrerbietig. »Warum nicht einen der anderen, Timozel, Arne oder Gilbert? Und warum seid Ihr den ganzen Weg durch Arken und Skarabost mit mir gezogen? Sagt es mir.«

Veremund zögerte. »Weil wir glauben, daß Ihr derjenige seid, auf den wir alle gewartet haben, Axis' Sohn, der Rivkah.«

»Auf wen haben denn alle gewartet?«

»Auf den Sternenmann«, antwortete Belial an ihrer Stelle. »Derjenige, der die drei Völker Tencendors wiedervereinen wird. Der einzige, der den Zerstörer aufhalten und besiegen kann.«

Die Mönche nickten. Wieder hatte Belial sie verblüfft. Er würde sich in den kommenden Monaten für Axis als wertvoller Verbündeter erweisen. Veremund dachte an die tieferen Rätsel der Weissagung und fragte sich, ob eines davon vielleicht mit dem jungen Leutnant zu tun habe.

»Ich will das aber nicht!« grollte der Krieger und drehte sich zu den dreien um. Sein Blick flog zwischen seinem Stellvertreter und den beiden Wächtern hin und her. »Ich will nicht der Sternenmann sein.«

»Axis …«, begann Ogden, aber Axis ließ ihn nicht ausreden, schlug vor Wut und Verwirrung mit der Faust gegen die Steinwand und rief: »Wie könnte ich derjenige sein, der dieses angebliche Reich Tencendor wiedervereint? Ich bin der Axtherr. Der General des Seneschalls! Ich diene der Kirche, und die Kirche …«

»Stellt sich gegen alles, was Ihr seid, Axis!« Ogden sprang mit gerötetem Gesicht und leuchtenden Augen auf. »Der Seneschall hat, um seinen Artorglauben zu verbreiten und zu festigen, Lügen unter den Achariten verbreitet, um Haß auf die Ikarier und die Awaren hervorzurufen. Die Kirche hat diese beiden Völker aus dem Land vertrieben und es damit gegen die Angriffe Gorgraels verwundbar gemacht! Verdammt, Axis, Ihr kennt doch jetzt die Prophezeiung. Nur wenn die drei Völker vereint sind, kann der Zerstörer zurückgeschlagen werden!« Der Wächter hatte sich so in Rage geredet, daß er erst einmal Luft holen mußte. »Und Ihr seid der Mann, der das bewirken kann! Ihr seid Feldherr und General, und deswegen könnt Ihr auch Tencendor gegen alle Kräfte zusammenführen, die Gorgrael gegen uns aufbietet! Auch seid Ihr von königlich acharitischem Blut, und Priam sollte endlich öffentlich anerkennen, daß er zwei Thronerben hat und nicht nur einen! Außerdem besitzt Ihr Mitgefühl, wie Ihr wieder und wieder bewiesen habt, und das benötigt Ihr vor allem anderen, wenn Ihr die Völker vereinen und Gorgrael vernichten wollt. Und schließlich tragt Ihr in Euch das Erbgut eines der mächtigsten ikarischen Zauberer, der je gelebt hat … Ach, wenn Ihr diese Anlagen doch nur umarmen statt bekämpfen wolltet!«

Auf Axis' Miene wechselten die unterschiedlichsten Gefühle einander ab. »Ihr lügt. Ich kann die Zauberkräfte des Zerstörers nicht bekämpfen. Mir ist es ja nicht einmal gelungen, den Sturm aufzuhalten, der so viele meiner Männer getötet hat.«

»Nein!« rief der kleine dicke Wächter und reckte die rundliche Faust in die Luft. »Zur Zeit könnt Ihr das gewiß noch nicht. Dazu müßt Ihr erst Euren Vater finden, denn ohne seine Unterweisung werdet Ihr nie stark genug sein, Gorgrael zu besiegen. Und nur er kann Euch das Nötige beibringen. Wir müssen Euren Vater auch noch aus einem anderen Grund finden, denn er hat auch den Zerstörer gezeugt. Ohne ihn werden wir Gorgrael nie aufspüren oder mehr über ihn erfahren.«

Alle schwiegen. Ogdens leidenschaftlicher Ausbruch war verraucht, und er setzte sich langsam auf seinen Stuhl zurück. Belial schob unter großen Anstrengungen die Beine aus dem Bett und verharrte erst einmal in dieser Stellung, weil ihn Schwindelgefühle plagten. Axis starrte wieder in die Flammen, und Veremund schaute ein wenig hilflos von einem zum anderen und öffnete mehrmals den Mund, als wolle er etwas sagen.

»Was habe ich eigentlich mit dem Awarenmädchen angestellt?« fragte der Krieger, als er sich schließlich wieder zu den Wächtern umdrehte.