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Pierre Pouchairet

Unheiliges Land

Kriminalroman

Aus dem Französischen von Ronald Voullié
Herausgegeben von Wolfgang Franßen

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Originaltitel: Pierre Pouchairet, Une terre pas si sainte

Published by arrangement with Agence litteraire Astier-Pécher

Deutsche Erstausgabe, 1. Auflage 2019

© 2019 Polar Verlag e.K., Stuttgart

www.polar-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) oder unter Verwendung elektronischer Systeme ohne schriftliche Genehmigung des Verlags verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Christine Laudahn, Claudia Denker

ISBN: 978-3-945133-87-3

Warnung

Dieses Buch befasst sich mit der aktuellen geopolitischen Situation des Westjordanlandes und den dortigen Ereignissen, über die in den Medien berichtet wurde. Sämtliche Personen und Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden. Sollten sich Ähnlichkeiten zu lebenden Personen oder realen Ereignissen ergeben, so sind diese rein zufällig.

Für Kristel, Jessica, Léanne und Gabin

Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig; der seid ihr.

Paulus, 1. Kor. 3.16-17

Inhalt

Prolog

Teil I

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Teil II

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Teil III

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Teil IV

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Epilog

Danksagungen

Prolog

Mohammed Habib, der Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde in der Volksrepublik China, versank immer mehr in seinem Sessel. Von tiefer Abscheu erfasst, hatte er das Gefühl, sein schwächlicher Körper würde erstarren und in seinem billigen Anzug zusammenschrumpfen. Er betete, möglichst schnell von seiner Qual erlöst zu werden. Sein Unbehagen wurde nicht von der Temperatur des modernen und gut geheizten Raumes ausgelöst, in dem er sich befand, sondern von dem grausamen Schauspiel, das er jetzt schon fast eine Stunde ertragen musste.

Auch der Vertreter des chinesischen Außenministeriums, der neben ihm saß, zeigte eine ernste Miene, schien aber ungerührt zu sein von dem, was sich da vor seinen Augen abspielte. Der hohe Beamte hatte ihn am selben Morgen am Flughafen von Schanghai in Empfang genommen und legte seit ihrer Begegnung den Professionalismus und die Routine eines Touristenführers an den Tag, der einen auswendig gelernten und bis zum Überdruss wiederholten Text abspulte. Nach einem schnellen Imbiss in der VIP-Halle hatten sie sich in einen Dienstwagen gezwängt, der von mehreren Motorrädern eskortiert wurde, die sie bis Qingpu begleiteten, der Strafanstalt, die auf ausländische Häftlinge spezialisiert war. Der palästinensische Diplomat war von einem Empfangskomitee begrüßt worden, das aus dem Direktor, seinen Mitarbeitern und Vertretern des Justiz- und des Innenministeriums bestand. Auch dort hatte er den Eindruck gehabt, Zeuge einer gut einstudierten Aufführung zu sein, bei der alles getan wurde, um den geringsten Zwischenfall zu vermeiden. Er wurde eingeladen, dieses ultramoderne Gefängnis zu besichtigen, ohne dass jemand auf den Grund seines Besuches zu sprechen kam.

»In meiner Einrichtung befinden sich zurzeit etwa vierzig Ausländer, die auf ihr Urteil warten oder bereits verurteilt wurden. Die meisten wegen Drogenhandels. Trotz der Schwere ihrer Vergehen tut der chinesische Staat sein Bestes, um sie gut unterzubringen. Sie können Sport treiben, unsere Sprache lernen, fernsehen und sogar ins Internet gehen. Wir respektieren auch die Religionen. Jeder kann beten und die Bibel oder den Koran lesen«, hatte der Direktor mit trockener und gefühlloser Stimme erläutert.

Der chinesische Diplomat hatte es für gut gehalten zu präzisieren, dass die Umtriebe von vier Kriminellen in keiner Weise die Beziehungen seines Landes zu Palästina beeinträchtigen würden und dass seine Regierung die Kosten für die Haft, die Gerichtsverhandlung und den Transport der Leichen ins Westjordanland übernehmen würde.

Eine Fürsorge, die nicht selbstverständlich sei, wie der Palästinenser dankend anerkennen musste. Mit müder Stimme hatte er angemerkt, dass die Palästinensische Autonomiebehörde mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft und Chinas ihr Bestes tun würde, um die Polizei auszubilden und eine Jugend zu schützen, die keine Zukunft habe.

»Die jungen Leute, die Sie verhaftet haben, stammen alle aus dem Flüchtlingslager Balata in der Nähe von Nablus, wo eine der ärmsten Bevölkerungsgruppen unseres Landes lebt«, hatte er hinzugefügt.

Nach diesem protokollarischen Austausch hatte der palästinensische Diplomat sich mit den Gefangenen unterhalten. Ein Gespräch, das von der Presseabteilung des Justizministeriums gefilmt wurde. Diese Bilder wurden in den landesweiten Nachrichten gezeigt und gelangten via »YouTube« kurz danach ins Internet. Mohammed Habib hatte bereits die Gelegenheit gehabt, die jungen Verbrecher zum Zeitpunkt ihrer Verurteilung zu treffen. Es handelte sich um vier Nablusser (Einwohner der Stadt Nablus im Westjordanland), von denen der Älteste fünfundzwanzig Jahre alt war. Sie waren angeblich nach China gekommen, um im Rahmen einer längeren Ausbildung im Bereich der Abwasserreinigung zu arbeiten. Ihre Verhaftung am Flughafen von Schanghai vor sechs Monaten und die Entdeckung von fast zwei Kilo Methamphetamin bei jedem von ihnen hatte Erstaunen und Bestürzung hervorgerufen. Die chinesische Untersuchung hatte keine Antwort auf die Fragen gebracht, die durch diese Affäre aufgeworfen wurden. Die Grenzbeamten und die Polizei hatten sich mit der schlichten Beschlagnahme zufriedengegeben. Und der palästinensische Diplomat, der froh darüber war, nichts von einem Geheimnis erfahren zu müssen, das schwer zu ertragen gewesen wäre, hatte nicht weiter nachgehakt. Doch er konnte nicht gleichgültig bleiben, was das Schicksal seiner Landsleute betraf, und wäre beinahe in Tränen ausgebrochen, als er sie umarmte.

»Wie Sie sehen, Exzellenz, ist China ein moderner Staat. Es gibt keine öffentlichen Hinrichtungen mehr. Seit 1997 werden die Hinrichtungen wie in mehreren amerikanischen Bundesstaaten durch tödliche Injektionen vorgenommen, um unnötige Qualen der Gefangenen zu vermeiden. Es geht darum, eine gerichtliche Entscheidung auszuführen, und nicht um einen Akt der Barbarei«, fühlte er sich gezwungen, mit diplomatischer Liebenswürdigkeit in dem Moment zu präzisieren, in dem die Vorhänge sich öffneten und den Blick auf einen Raum freigaben, der vage an das Behandlungszimmer eines Zahnarztes erinnerte …

Ohne genauer hinzublicken, hätten sie glauben können, einen Arzt und zwei Krankenschwestern in weißen Kitteln vor sich zu haben, die mit Handschuhen und Mundschutz auf einen Patienten warten. Die Doppeltür, die in den Saal führte, öffnete sich, um Ali Benamar, den Letzten der vier Verurteilten, hereinzulassen. Wie seine Leidensgenossen trug er eine weite Hose und ein rotes Hemd. Er war in Handschellen und wurde von drei Polizisten eskortiert. Zwei hielten ihn an den Schultern fest, der Dritte stieß ihn am Nacken vorwärts. Er weinte lautlos und ließ sich ohne Widerstand zu dem Stuhl führen, der ihn erwartete. Man nahm ihm die Handschellen ab und band seinen Oberkörper, seine Arme und seine Beine mit Lederriemen fest. Vertreter des Justizministeriums, der Staatsanwalt und der Gefängnisdirektor waren hinter ihnen eingetreten. Der Staatsanwalt, aufrecht stehend, mit starrem Körper, die Beine zusammengedrückt, rückte seine kleine Brille zurecht und begann mit der abgehackten und mechanischen Verlesung des Urteils und der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes, die Hinrichtung zu vollstrecken. Als er fertig war, nahm er seine Brille ab und steckte sie vorsichtig in die Innentasche seines Jacketts. Er wandte sich dem Arzt zu und gab ihm mit einem Kopfnicken die Erlaubnis, die tödliche Nadel anzusetzen. Ali schien den Einstich nicht zu spüren. Zwischen zwei Schluchzern betete er jetzt mit lauter Stimme und wiederholte regelmäßig »Allahu Akbar«. Der Diplomat konnte nicht umhin, seinerseits das Gebet zu murmeln, als ob er auf diese Weise den jungen Gefangenen in den Tod begleiten wollte. Die Wächter bedeckten das Gesicht des Verurteilten mit einer Leinenmaske, und einer von ihnen streckte die Hand nach einem Knopf aus, der dazu diente, das tödliche Gift in den Tropf zu leiten. Ein trockener Befehl bedeutete ihm, dass er fortfahren konnte …

Das Schließen des Vorhangs vor dem Hinrichtungsraum machte dem makabren Schauspiel ein Ende.

Der chinesische Beamte erhob sich und wandte sich seinem Gast zu, um ihm mit monotoner Stimme zu verkünden:

»Ich weiß, dass Sie in Ihrer Religion wünschen, Ihre Toten so schnell wie möglich zu bestatten. Wir haben bereits die notwendigen Maßnahmen getroffen, um die Leichen heute Abend nach Tel Aviv zu überführen. Die israelische Regierung hat die dafür notwendige Sondererlaubnis erteilt und uns gebeten, ihre sofortige Überführung in die Autonomiegebiete und die Übergabe der Särge an die palästinensischen Behörden zu erleichtern. Einer meiner Mitarbeiter wird Sie begleiten und bei den Formalitäten unterstützen. Wie Sie bemerkt haben, haben wir einen Imam herangezogen, der den letzten Willen jedes Verurteilten entgegengenommen hat und sich darum kümmern wird, die sterblichen Überreste vorzubereiten. Er wird Ihnen die Testamente jedes Einzelnen und die Briefe, die sie ihren Familien hinterlassen haben, übergeben. Wir schützen die Minderheiten, und im Gegensatz zu dem, was die Kapitalisten behaupten, ist China nicht feindselig gegenüber dem Islam eingestellt.«

Mohammed Habibs Augen verloren sich in der Leere. Diese Litanei war deplatziert, aber er machte weiterhin gute Miene zum bösen Spiel, ließ sich nichts anmerken und zwang sich, seinem Kollegen mit größter Liebenswürdigkeit zu danken. Es stimmte, dass sich weder seine Botschaft noch die Familie der Opfer um die Überführung der Leichen in die Heimat gekümmert hatte. Keiner hatte dazu die Mittel, und die Regelung der rechtlichen Schwierigkeiten mit Israel hätte Wochen gedauert.

Teil I

1

Der Tag brach an, die Sonne drang durch die Vorhänge und fiel mit leuchtenden Strahlen in Dany Cohens Zimmer. Als sein Handy auf dem Nachttisch zu klingeln und zu vibrieren begann, lag er tief schlafend quer auf dem Bett und brauchte einige Zeit, um zu reagieren. Erst als das Ding auf den weißen Marmor fiel, bewegte er sich, streckte einen Arm aus und tastete nach seinem Nokia. Der Name von Guy Touitou erschien auf dem Display. Das machte ihn mit einem Mal wach. Zu dieser Stunde, an diesem Tag, am Sabbat, da ging es bestimmt um etwas Wichtiges.

»Schläfst du noch?«

Die dröhnende und beschwingte Stimme sowie der schneidende Pied Noir-Akzent ließen ihn die Augen verdrehen. Trotz der Jahre fiel es ihm immer noch schwer, mit der Hyperaktivität seines Kollegen zurechtzukommen.

»Nein, du Blödmann, ich bin beim Bügeln …«

»Am Sabbat. Ich glaube es nicht. Das ist verboten.«

»Telefonieren, um die Leute zu nerven, auch.«

»Man darf eben kein Bulle sein, wenn man ein ruhiges Wochenende verbringen will. Raus aus den Federn. Ich hol dich in einer Viertelstunde vor deiner Haustür ab. Es gibt Arbeit.«

»Was liegt an?«

»Eine üble Sache! Eine ganze Familie massakriert in einer Siedlung bei Shekhem.«

Normalerweise war nicht die Polizei für diese Art von Untersuchung zuständig, sondern der Schabak (neue Bezeichnung des Schin Bet, inländischer Sicherheitsdienst zur Bekämpfung des Terrorismus). Dany wunderte sich.

»Wir sollen den Beobachter spielen. Ich erklär dir das im Auto. Beeil dich.«

Er war nun völlig wach und stürzte ins Bad, um zu duschen. Mit Religion hatte er nicht viel am Hut und kümmerte sich deshalb nicht um religiöse Bräuche. Das überließ er anderen. In wenigen Minuten war er angezogen. Unter seinem Hemd trug er eine leichte kugelsichere Weste. Er schnappte sich seine Waffe, eine Jericho 941, und steckte sie in seinen Holster am Gürtel.

Seit sieben Jahren lebte er, der 36-jährige Franzose aus Nizza, Mitglied einer jüdischen Pied Noir-Familie der Côte d’Azur, nun schon in Israel. Seine Eltern waren im Zuge ihrer Alija eingewandert, als er fünfundzwanzig war und bei der französischen Polizei angefangen hatte. Er hatte ihnen damals nicht folgen wollen und ihre Entscheidung nur schwer verstehen können. Doch nach dem Tod seines Vaters, der in Tel Aviv von einem Herzinfarkt niedergestreckt worden war, hatte er keine Wahl mehr gehabt. Er musste sich um seine Mutter kümmern. Sie weigerte sich hartnäckig, den Boden Israels zu verlassen, in dem ihr Mann begraben war. Es war keine leichte Entscheidung gewesen. Dany hatte seinen Job aufgeben müssen, den er liebte, und wieder bei Null angefangen.

Glücklicherweise sprach er dank seiner Großeltern schon immer etwas Hebräisch. Der Sprache ihrer Vorfahren sehr verbunden, hatten sie mit ihren Enkeln stets hebräisch gesprochen. Er hatte seine Kenntnisse weiterhin gepflegt, was er heute nicht bereute. Nach fünf Jahren war er nun Inspektor in einer Untersuchungseinheit der Zentraldirektion der israelischen Polizei in Jerusalem. Er bewohnte eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Nähe seines Büros und pendelte zwischen Jerusalem und Tel Aviv, wo seine Mutter lebte, hin und her.

Er liebte Tel Aviv, diese vor Aktivität brodelnde und gut gelaunte Hauptstadt. Das war Nizza, nur besser. Umgekehrt verabscheute er die Atmosphäre von Jerusalem. Für ihn war es eine Stadt trauriger Frömmler, in der jede Gemeinschaft ihre Besonderheit nur durch eine übertriebene religiöse Orthodoxie zum Ausdruck bringen konnte, die die menschlichen Beziehungen vergiftete und einen friedlichen Ausgleich verhinderte.

Dany trat auf den Flur der achten Etage und steuerte das Treppenhaus an. Es hatte keinen Sinn, auf den Fahrstuhl zu warten. Es gab zwar zwei davon, aber am Sabbat war der eine gesperrt, während der andere eine willkommene Möglichkeit bot, um die religiösen Pflichten zu umgehen. Er fuhr permanent rauf und runter und hielt in jeder Etage. So konnte eine Auf- und Abfahrt eine Viertelstunde dauern.

Auf der Straße empfing ihn lautes Hupen. Guy erwartete ihn an einer nahe gelegenen Bushaltestelle. Er eilte zum Wagen.

»Ich warte schon zwei Stunden auf dich!«

»Nicht sogar drei?«

»Hast du so lange für dein Make-up gebraucht, oder was?«

Auch Guy war Franzose, ebenfalls mit Pied Noir-Herkunft, aber fast zehn Jahre älter als Dany. Er war als Jugendlicher mit seinen Eltern nach Israel gekommen und hatte dort auch studiert. Im Gegensatz zu Dany, der sportlich und eher zurückhaltend wirkte, war Guy rundlich, großspurig, mit einem Gehabe wie Patrick Timsit. Er war zwar kein Playboy, hatte aber den Charme und die Gerissenheit der Mittelmeeranwohner. Immer gut gelaunt und mit großer Klappe, verströmte er eine positive und kommunikative Energie, die einen nicht ungerührt lassen konnte. Heute Inspektor, hatte er als kleiner Streifenbeamter bei der Polizei angefangen und sich dann mühsam die Karriereleiter hochgearbeitet. Seine dreckigen Bemerkungen und sein plumper Humor spielten ihm oft böse Streiche und ließen – für jene, die ihn nicht kannten – seine beruflichen Qualitäten in den Hintergrund treten. Er war jedoch vor allem ein gefürchteter Spürhund, motiviert und erfahren, der es verstand, sich an den Fällen bis zu ihrer Lösung festzubeißen. Die beiden waren seit über zwei Jahren ein Team und schätzten sich gegenseitig. Für die anderen Polizisten der Untersuchungsabteilung waren sie »die Franzosen«.

Dany zwängte sich auf den Beifahrersitz und legte den Sicherheitsgurt an.

»Erspar mir deine blöden Sprüche und erzähl.«

»Franzosen, eine ganze Familie, die Eltern und drei Bälger, abgemurkst … Alle mit durchgeschnittener Kehle«, sagte er und zog den rechten Zeigefinger über seinen Hals. »Die Sache geschah in der Siedlung Har Brakha, auf den Anhöhen von Shekhem (Nablus). Die Toten wurden von einem Nachbarn entdeckt, als der Hund, der normalerweise ruhig ist, zu bellen begann.«

»Gibt es Hinweise, Ideen, was die Täter betrifft?«

Guy grinste höhnisch:

»Bei diesen Fällen braucht man kein Genie zu sein, das waren die Kameltreiber! Diese dreckigen Ratten haben vor nichts Respekt, schrecken vor nichts zurück! Kannst du dir das vorstellen, Die vergreifen sich sogar an Kindern. Das ist einfach nur widerlich. Man sollte sie alle abknallen.«

Guy war nicht zu bremsen … Dany ließ ihn seine Theorien zur Befriedung der Region weiterentwickeln und wartete auf eine Pause, in der er ihn wieder in die Spur bringen und endlich erfahren konnte, warum der Schabak und die Abteilung zur Terrorismusbekämpfung nicht allein an dem Fall arbeiteten. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine Entscheidung des Premierministers handelte.

»Das ist Politik, und außerdem geht es um Franzosen. Nach den drei in Hebron getöteten Jugendlichen und den Ereignissen in Gaza wird das international hohe Wellen schlagen. Alle Welt wird sich darauf stürzen und auf unsere Reaktion warten!«

»Kennst du den Weg?«

»Nur vage. Ich bin lange nicht mehr in der Gegend gewesen, aber wir haben ja das Navi. Der Tatort liegt etwa sechzig Kilometer hinter der Grenze. Anscheinend in der Nähe vom Berg Garizim, also da, wo die Samaritaner leben, eine Insel unter israelischer Kontrolle, mitten in Zone A.«

Aus Jerusalem herauszukommen, war einfach; für die israelitische Gemeinschaft war der heutige Tag ein Feiertag; nur Moslems und einige Christen arbeiteten. Auf den Straßen war daher vergleichsweise wenig los. Zügig erreichten sie die nördliche Ausfahrt von Jerusalem und passierten den Kontrollposten, der ihnen erlaubte, die Öffnung der hohen Betonmauer zu durchqueren. Der hebräische Staat hatte sie errichtet, um die Palästinensergebiete zu isolieren.

Sie erreichten das Westjordanland. Nach dem Osloer Friedensprozess waren die Palästinensischen Autonomiegebiete in drei Zuständigkeitsbereiche aufgeteilt worden. Zone A umfasste die großen Städte und bedeckte 20% des Westjordanlandes mit 55% der Bevölkerung. Sie stand theoretisch vollständig unter palästinensischer Kontrolle, aber die Israelis hatten sich das Recht vorbehalten, im Falle von größeren Problemen zu intervenieren. Zone B gehörten die meisten anderen Städte an. Für die Zivilverwaltung waren die Palästinenser zuständig, für die Sicherheit Israel. Zone C bedeckte 60% des Territoriums und enthielt fast das gesamte Straßennetz und alle Siedlungen. Diese wurden von den Palästinensern für illegal gehalten. Sie seien der sichtbare Beweis dafür, dass Israel die internationalen Abkommen missachtete und Ausdruck des zionistischen Expansionswillens. Der israelischen Verteidigungsarmee, der Zahal, die den Auftrag hatte, sie zu schützen, bereiteten sie ständig schweres Kopfzerbrechen.

Die beiden Polizisten fuhren auf der R60, der Achse, die alle Gebiete von Hebron bis Jerusalem durchquerte, weiter in Richtung Norden zur Tapuah Junction. Die Armee hatte ihre Präsenz an diesem neuralgischen Punkt verstärkt, an dem die R60 die R505 kreuzte. Letztere verband Tel Aviv mit dem Toten Meer und wurde von vielen Siedlern genutzt. Drei gepanzerte Fahrzeuge der Armee und zwei Polizeiwagen standen am Straßenrand, etwa vierzehn Soldaten waren im Einsatz und kontrollierten die Insassen aller verdächtigen Fahrzeuge, das heißt jene mit grünen Kennzeichen auf weißem Grund, die Palästinensern aus dem Westjordanland gehörten, und jene der in Israel lebenden Araber mit gelben israelischen Kennzeichen.

Guy seufzte.

»Was ich an diesem Land so liebe, ist, dass man uns im Gegensatz zu Frankreich nicht nach der Hautfarbe beurteilt … Wenn man hier die Araber nicht kontrolliert, macht man keinen guten Job!«

Dany antwortete ihm lächelnd:

»Da ist was Wahres dran.«

Der Polizist klappte die Sonnenblende herunter und zog seine Polizeimarke heraus, um sich freie Durchfahrt zu verschaffen. Zusätzlich setzte er das Blaulicht aufs Dach und fuhr langsam an der wartenden Fahrzeugschlange vorbei. Bloß keinen Zwischenfall provozieren und Gefahr laufen, von den Soldaten abgeknallt zu werden. Zumal es sich bei den Kontrollposten oft um nicht sehr kampferprobte Wehrpflichtige handelte, die leicht überreagieren konnten. Ein junger Soldat, ein Schwarzer von kleiner Statur mit einem Rucksack, der fast so groß war wie er selbst, und der einen Colt M4 trug, löste sich von seinen Kollegen und gab ihnen ein Zeichen weiterzufahren.

»Auch wir haben unsere kleinen Schwarzen!«, konnte Guy sich nicht verkneifen zu sagen. »Ich dachte, die wären alle in Frankreich.«

Dany verdrehte die Augen und seufzte.

»Du wirst wohl nie Ruhe geben damit! Das sagst du mir jedes Mal!«

»Es geht mir doch nur darum, darauf hinzuweisen. Ich glaube einfach, dass es früher hier in diesem Land ganz gut gelaufen ist … Juden, Araber, alle möglichen Menschen haben zusammengelebt und sich vertragen. Du und ich, wir leben hier, und wir sind Sepharden. Man darf sich nichts vormachen, wir sind auf einem Auge wirklich blind. Die Araber sind unsere Vettern. Sie sind da, damit wir sie ficken und für uns schuften lassen … Und wir, wir machen das mit Begeisterung. Das ist ein Spiel, wir verhandeln, und meistens gewinnen wir … Wir holen nicht gleich die Gewehre raus … Wir verstehen es, ein wenig abzuwarten. Bei den Aschkenasen ist alles Exzess. Sie kennen keine Zwischentöne. Entweder sie lassen die Hosen runter wie die in Europa oder in den Vereinigten Staaten, oder sie wollen sie alle umlegen wie die Russen oder die aus den östlichen Ländern. Die kennen nur den Knüppel … Den braucht man zwar mitunter auch für die Araber, aber nicht zu oft, ab und zu muss man sie auch mal streicheln … Die Russen können das nicht … Daher frage ich mich, wie das mit den Schwarzen laufen wird …«

Dany stöhnte.

»Ich finde, du redest zu viel heute Morgen, noch mehr als sonst. Spielst du etwa den starken Mann und spuckst große Töne, weil du dich vor dem fürchtest, was uns da hinten erwartet?«

Er hatte den Finger in die offene Wunde gelegt. Anfang der 2000er Jahre, zur Zeit der zweiten Intifada, hatte sein Kollege in einer Untersuchungsgruppe gearbeitet, die auf Ermittlungen nach Attentaten spezialisiert war. Die schrecklichen Dinge, die er während dieser Zeit sah, hatten schließlich dazu geführt, dass er einen Nervenzusammenbruch bekam und in eine weit von den Tatorten entfernte Abteilung versetzt werden musste. Die Bilder der verstümmelten Körper von Frauen und Kindern störten regelmäßig seinen Schlaf, und er war wütend auf sich selbst, dass er dem Ganzen nicht standgehalten hatte.

Guy runzelte die Stirn.

»Hältst du dich für einen Seelenklempner?«

»Nein, aber ich lerne dich langsam kennen. Das ist alles. Und ich weiß, dass die Vorstellung, gleich fünf Leichen sehen zu müssen, nicht dein Ding ist.«

Die Antwort kam postwendend.

»Deins etwa?«

»Das wollte ich damit nicht sagen … Du weißt ganz genau, wie ich es gemeint habe. Also hör auf damit!«

»Eigentlich bin ich wirklich nicht besonders scharf darauf«, gab er schließlich kleinlaut zu.

Dany packte ihn am Nacken und schüttelte ihn freundschaftlich.

»Wir arbeiten bei dieser Sache nicht an der vordersten Front. Das wird schon laufen, wir sind ja nur als Stargäste dabei. Und keiner zwingt dich dazu, dir die Leichen genau anzuschauen, lass mich das machen. Du kümmerst dich um die Nachbarschaft.«

Der Abwehrpanzer zerbrach, Dany sah, wie eine kleine Träne im Augenwinkel seines Kollegen auftauchte. Er verzichtete auf jede weitere Bemerkung. Sie schwiegen, bis sie schließlich zum Kontrollpunkt Huwwara kamen, einer Kreuzung, deren Hauptstraße nach Nablus führte. Diese Richtung war für israelische Juden verboten. Eine große rote Tafel erinnerte sie daran, dass sie sich in Lebensgefahr begaben, wenn sie diese Grenze überschritten und Zone A betraten. Sie fuhren in den Kreisel und bogen nach links zum Berg Garizim ab. Die Straße wurde kurvig und begann plötzlich anzusteigen. Guy schaltete in den zweiten Gang runter. In der Ferne überragte eine Barriere aus modernen Wohnblöcken und Einfamilienhäusern das Gebirge.

»Da oben muss es sein. Man hat mir gesagt, es sei kurz vor dem samaritanischen Dorf.«

Dany, der wusste, dass dieser Gedanke seinem Kollegen gefallen würde, konnte sich nicht verkneifen zu bemerken:

»Es ist nicht schwer, die Siedlungen zu erkennen: Da, wo alles sauber und ordentlich gebaut ist, sind wir, und da, wo es irgendwie zusammengehauen ist, leben die Araber.«

Je höher sie kamen, umso beeindruckender wurde der Blick auf das Tal. Ein Schäfer, der eine Kippa trug und dessen Haar bis auf die traditionellen Schläfenlocken abrasiert war, zwang sie anzuhalten, damit seine Herde die Straße überqueren konnte.

»Wir sind auf dem richtigen Weg«, scherzte Dany.

»Auch wenn ich sie nicht mag, muss man anerkennen, dass diese Leute, die hier leben, keine Weicheier sind.«

Wie die meisten Israelis hatten die beiden nur wenig Sympathie für die halbe Million Siedler, deren Ansiedlung im Westjordanland nicht nur ein Hindernis für die Friedensverhandlungen mit den Palästinensern war, sondern auch ein Fass ohne Boden für den Haushalt des hebräischen Staates, der ihnen nicht unbeträchtliche steuerliche Vergünstigungen gewährte und gezwungen war, für ihre Sicherheit zu sorgen.

Nach kurzer Zeit erreichten sie den Gipfel. Die große Anzahl von Militär- und Polizeifahrzeugen bestätigte ihnen, dass sie sich dem Schauplatz des Dramas näherten. Die Siedlung bestand aus mehreren Mehr- und Einfamilienhäusern, und das Ganze war von Drahtzäunen umgeben. Ein Turm der Armee sorgte für den Schutz des Dorfes. Als Beweis dafür, dass es erweitert werden sollte, waren mehrere Gebäude außerhalb des abgesicherten Bereichs im Bau. In der Ferne, unterhalb des Hügels, erstreckte sich Nablus, nach Hebron die zweitgrößte Stadt im Westjordanland.

2

Am Eingang der Siedlung hatte sich eine Menge von mehreren Dutzend Menschen versammelt. Journalisten machten Fotos und interviewten die Schaulustigen. Ein bewaffneter Wächter näherte sich ihnen. Guy ließ die Scheibe herunter und zückte seinen Polizeiausweis. Der Mann zeigte ihnen, wo sie parken sollten.

»Was wollen all diese Leute hier?«, fragte Dany, als er aus dem Wagen stieg.

Siedler aus Itamar und den benachbarten Siedlungen waren gekommen, um ihre Solidarität mit der Trauergemeinschaft zum Ausdruck zu bringen. Die beiden Polizisten bahnten sich ohne Schwierigkeiten einen Weg durch die Menschenmenge und näherten sich ihrem Ziel. Ihre Anspannung stieg. Obwohl die beiden im Laufe ihrer Karriere viele schreckliche Dinge gesehen hatten, brauchten sie bei der Ankunft am Tatort eines Mordes immer noch eine gewisse Zeit, um sich zu sammeln. Das galt natürlich vor allem für Guy. Seitdem sie aus dem Wagen gestiegen waren, hatte er kein Wort gesagt. Dany bemerkte das verkrampfte Gesicht und die Schweißtropfen an den Schläfen seines Freundes. Ihr Begleiter deutete mit dem Kinn auf eine Reihe von freistehenden Häusern, die von Hecken umgeben waren.

»Man könnte meinen, in einem Neubaugebiet bei Paris zu sein«, merkte er an.

Das Haus, in dem sich das Drama abgespielt hatte, war nun Schauplatz eines emsigen Treibens, das ihnen nur allzu vertraut war: Bewaffnete Polizisten und Soldaten sicherten den Tatort, während die Profis des Todes, Kriminaltechniker und Ermittler, mit ernster Miene hin und her liefen, Koffer, Computer, Notizblock und Stift in der Hand oder das Handy am Ohr. Es gab auch noch einige andere, die es für wichtig hielten, am Tatort aufzutreten, nur um gesehen zu werden: Amtsträger, hohe Beamte aus dem Innenministerium, Führungsoffiziere und vor allem Abgeordnete, Politiker oder Religionsvertreter. Ein wohlgeordnetes Durcheinander, bei dem jeder ernst und professionell seine Rolle spielte.

Dany, der wusste, dass Guy nur darauf wartete, dass er für ihn entschied, wies den Kollegen an:

»Ich suche die Ermittler und gehe hinein. Du hörst dich hier draußen um. Versuch, mit den Nachbarn, den Freunden zu sprechen … Wir treffen uns später wieder«, sagte er und ging auf die Gartentür des Hauses zu.

Er wurde in seinem Elan von einem jungen Beamten des Schabak gebremst. Dany zeigte ihm seinen Ausweis.

»Inspektor Cohen von der Zentralen Untersuchungsdirektion der Polizei. Ich möchte den zuständigen Offizier sprechen.«

Mit verschlossenem Gesicht und die Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen, hob der Mann mechanisch die Hand und blockierte ihm den Weg.

»Bleiben Sie hier, ich werde ihn rufen«, sagte er abweisend und sprach eine Botschaft in sein Funkgerät.

Dany brauchte nicht lange zu warten. Er sah einen Mann auf sich zukommen, massiger Körper, etwa fünfzig Jahre, mit zerfurchtem, grobschlächtigem Gesicht und grau melierten Haaren. Mit seinem Anzug, dem dunklen Hemd und der schwarzen Krawatte sah er aus wie ein Bestatter. Nicht die in seinem Haus übliche Art von Kleidung, dachte Dany. Der Offizier reichte ihm offen und fest die Hand, sein Gesicht erhellte sich mit einem halben Willkommenslächeln, und er sprach ihn mit professioneller Liebenswürdigkeit an.

»Guten Tag. Eli Zimmerman, von der Abteilung für arabische Angelegenheiten. Ich leite die Untersuchung, ich habe Sie erwartet. Sie sind allein?«

Dany fragte sich, ob es sich um einen angenommenen Namen handelte. Die Leute vom Schabak arbeiteten fast immer unter einem Decknamen.

»Guten Tag. Nein, wir sind zu zweit. Mein Kollege hört sich in der Nachbarschaft um.«

»Das ist eine schmutzige Sache, wir können so was zurzeit nicht gebrauchen! Die Ultra-Orthodoxen bei uns werden nach Rache schreien«, fuhr Zimmerman in bitterem Ton fort und nahm Dany am Arm.

Als sie am Hauseingang ankamen, bat er den Polizisten, eine Haube aufzusetzen, gab ihm Handschuhe und Schuhüberzieher. Dann ging er weiter. Doch statt ins Haus zu gehen, wandte er sich dem Garten zu.

Claude Uzan, ein Chemiker, der bei Genelab Ltd. arbeitete, war das erste Opfer gewesen. Die Mörder mussten ihn im hölzernen Gartenhaus überrascht haben, in dem er Baumaterial lagerte. Man hatte sich auf ihn gestürzt. Er war vom Stiel einer Schaufel getroffen und dann abgeschlachtet worden. Todesgeruch hing in der Luft. Das in dem engen Raum geronnene Blut hatte sich fast auf dem ganzen Boden ausgebreitet. Experten in weißen Kitteln fotografierten den Tatort, untersuchten die Leiche, entnahmen Proben. Das Opfer lag auf dem Boden, mit dem Gesicht nach unten. In dieser Position war zwar nicht die Wunde, die von der Klinge verursacht worden war, zu sehen, aber die Spuren der Schläge. Die Schädeldecke war teilweise aufgebrochen, Hände und Arme zerschmettert.

»In diesem Zustand ist schwer zu sagen, ob es sich um eine Inszenierung handelt.«

»Er hat ganz schön was einstecken müssen«, bemerkte Dany.

»Ja, die Bastarde haben sich voll ausgetobt«, fuhr der Ermittler fort. »Ich glaube, er war der Erste, den sie sich vorgenommen haben.«

Der Gerichtsmediziner, der vor der Leiche hockte, sah zu den beiden Männern auf.

»Er ist gestern am frühen Abend gestorben, ich würde sagen zwischen 20 und 22 Uhr. Die Schläge haben ihn nicht getötet. Die hat man ihm vielleicht sogar erst nach dem Tod zugefügt. Wenn man das vergossene Blut und die Blutspritzer betrachtet, muss sein Herz zu schlagen aufgehört haben, als die Karotis durchtrennt wurde. Es sieht so aus, als ob der Mörder mehrfach angesetzt hätte.«

Zimmerman setzte die Führung fort. Nach diesem ersten Mord waren die Täter ins Haus gegangen. Die Tür hatte offen gestanden, sie hatten sie nicht aufbrechen müssen. Claudes Ehefrau war offenbar in der Küche überrascht worden. Sie hatten sie an der Spüle erwischt. Die Kinder wurden in ihren Zimmern umgebracht. Fünf Jahre, drei Jahre und ein Baby. Während der Schabak-Mann weitersprach, veränderte sich sein Tonfall, er ließ seiner Wut freien Lauf: »Das war völlig überflüssig, sie schliefen … Die reinsten Barbaren!«

Er sah Dany fragend an und wechselte abrupt zum Du.

»Willst du dir das anschauen?«

»Das wird uns nicht groß weiterbringen. Lass uns lieber warten, bis die Toten abgeholt worden sind. Dann können wir uns das Haus immer noch vornehmen und herausfinden, wie sie gelebt haben.«

Eli nahm die Antwort mit einem traurigen Lächeln hin und verstand, dass sein Kollege ihn nicht darum beneidete, dass er den makabren Teil des Jobs erledigen musste.

Es war nichts gestohlen worden. Und das bewies, dass es sich nicht um Einbrecher handelte, sondern um einen Terrorakt. Die Brieftasche des Ehemanns lag auf dem Wohnzimmertisch und enthielt tausend Schekel, der Schmuck war nicht angerührt worden.

»Sie sind anscheinend nicht sehr planvoll vorgegangen. Bei solchen Fällen handeln die Mörder meistens spontan, je nach Gelegenheit, und schlagen da zu, wo sie können«, erklärte Eli.

Das Haus besaß zwar ein elektronisches Alarm- und Überwachungssystem, aber es war nicht eingeschaltet gewesen. Die Mörder hatten davon profitiert. Es war wichtig für sie, möglichst brutal vorzugehen, damit das Verbrechen Schlagzeilen machte.

»Für ein Markenzeichen gibt es eine bessere Werbung als eine Familie zu töten«, bemerkte Dany.

»Das ist denen scheißegal, die denken nicht so.«

Aus der Sicht des Ermittlers bestand das Ziel ganz klar darin, einen Zyklus der Repression auszulösen, der es den Mördern ermöglichen würde, sich als Opfer darzustellen und vor der internationalen Gemeinschaft als Märtyrer dazustehen. Eli hatte sich geschworen, sie nicht zu enttäuschen und die Schuldigen zu finden, damit sie für ihr Verbrechen bezahlen konnten …

»Wir sind da, um die Schlachten zu gewinnen, und die Politiker, um den Krieg zu gewinnen … Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns richtig verhalten, aber es ist nicht unsere Aufgabe, darüber zu urteilen.«

Dany nickte zustimmend und fragte:

»Gut, was erwartest du von mir?«

»Ihr kümmert euch um das Umfeld der Opfer.«

Ein Kriminaltechniker unterbrach sie und wandte sich an Eli. Er hielt ein Plastiktütchen in der Hand, das dazu diente, Spuren zu sichern.

»Ich habe zwei verschiedene Kippen im Garten gefunden, die offensichtlich nicht sehr alt sind. Anscheinend haben weder der Mann noch die Frau geraucht. Das kann interessant sein.«

»Schickt das ins Labor, ich will schnelle Ergebnisse haben.«

Eli drehte sich wieder zu Dany um.

»Du siehst, da haben wir vielleicht was. Es wäre erstaunlich, wenn es bei so einer Tat nichts gäbe. Die Araber sind nicht besonders schlau, sie hinterlassen Spuren, und sie lieben es, sich gegenseitig anzuschwärzen.«

Sie würden auch auf ihre üblichen Informanten zählen können und sicher bald schon mit den Ermittlungen vorankommen. Zumal ihnen bei der Aufklärung eines solchen Verbrechens alle Mittel zur Verfügung standen.

Draußen hatte sich eine dichte Menge gebildet. Rufe nach Rache drangen an ihre Ohren. Forderungen, das arabische Ungeziefer zu vernichten und den Boden Israels durch den Einsatz der Zahal zu verteidigen. Dany wandte sich von Eli ab und entfernte sich von der aufgebrachten Menge, um telefonieren zu können.

»Wo bist du?«

»Nicht weit weg, ich treffe dich vor dem Haus.«

Guy brauchte tatsächlich nicht lange, er musterte seinen Kollegen:

»Und wie geht’s dir nun? War es nicht zu hart?«

»Nein, es ging. Ich habe mich auf den Ehemann beschränkt, die anderen musste ich nicht sehen.«

Dany zuckte mit den Schultern.

»Das war nicht nötig, denn wir sind ja nicht mit der Untersuchung des Verbrechens beauftragt. Für die Leute vom Schabak gibt es kaum Zweifel, für die können es nur die Araber gewesen sein. In dieser Gegend geraten sie sofort ins Visier.«

Guy hatte einige Informationen über die Familie gesammelt. Die Opfer hatten ihre Alya vor drei Jahren durchgeführt. Es handelte sich um eine Familie aus Paris. Der Mann hatte seinen Job in Frankreich verloren. Sie wollten schon seit Langem nach Israel übersiedeln. Der Jobverlust hatte dann den Ausschlag gegeben, zumal den Vater in Tel Aviv ein neuer Arbeitsplatz erwartete. Er war von Genelab Ltd. eingestellt worden. Das Gehalt war nicht besonders hoch, aber das machte ihnen nichts aus. Sie hatten ihr Haus in Frankreich verkauft und etwas Geld auf der hohen Kante.

Ihr Wohnort hatte nichts mit militantem Judentum zu tun. Durch ihre zwiespältige Haltung gegenüber den Siedlungen und den Palästinensern unterschieden sie sich stark von den anderen Bewohnern der Zone. Im Gegensatz zu vielen anderen Siedlern lehnten sie es auch ab, sich zu bewaffnen. Das hatte ihrer Nachbarschaft nicht gefallen, und manche äußerten ziemlich unverhohlen, dass die Familie selbst verantwortlich für das sei, was geschehen war. Uzan und seine Frau sprachen eine Sprache, die nicht gut ankam. Sie traten offen für den Frieden mit den Arabern ein und waren sogar bereit, wegzuziehen, wenn es sein musste. Sie waren aus Bequemlichkeit in die Siedlung gezogen. Auf der Autobahn war es nicht weit zur Arbeit, und das Haus war viel billiger als eine Wohnung in Tel Aviv. Der Ort gefiel ihnen, aber sie hingen nicht an ihm.

»Hatten sie Freunde?«

»Nicht wirklich.«

Guy war es gelungen, einen Arbeitskollegen von Uzan aufzuspüren, Karl Schumansky, der aus der Ukraine stammte. Er war fünfundzwanzig Jahre alt und nach Israel gekommen, nachdem er in Kiew sein Chemiestudium abgeschlossen hatte. Er wohnte bei seinem Bruder, der seit zwölf Jahren in der Siedlung lebte. Uzan und Karl fuhren zusammen mit dem Auto zur Arbeit. Sie hatten sich für das gleiche Team gemeldet, um eine Fahrgemeinschaft bilden zu können. Der junge Mann hatte nicht viel gesagt, nur, dass er den Franzosen gern mochte und dass sie manchmal den Sabbat zusammen verbracht hatten.

Als die beiden Polizisten sich vor dem Gartentor der Opfer unterhielten, tauchte erneut Eli Zimmerman auf.

»Ah, da seid ihr … Wir sind mit dem Haus fertig. Kommt mit, wenn ihr wollt, ich glaube, wir haben etwas gefunden.«

Mit schnellen Schritten, gefolgt von Mitgliedern seines Teams, schritt Zimmerman durch das Gartentor und wandte sich den im Bau befindlichen Häusern zu, die etwa dreißig Meter entfernt lagen. Das blieb nicht unbemerkt. Die Sicherheitskräfte zogen in ihrem Kielwasser die Menge der Neugierigen und der Journalisten mit sich. Die Sperrkette der Soldaten öffnete sich, um die Ermittler durchzulassen, und schloss sich sofort wieder hinter ihnen.

Ein junger Zahal-Offizier erwartete Eli und berichtete.

»Ich hatte meinen Männern befohlen, auszuschwärmen und die Örtlichkeiten rund um die Siedlung zu sichern. Da auf den Baustellen viele Araber beschäftigt sind, haben sie sich dort mal genauer umgesehen. Und sehen Sie, was sie gefunden haben«, sagte er und führte sie zu einem Abstellraum, in dem Werkzeuge und Arbeitsklamotten lagen.

Er griff nach einer verstaubten Hose, die mit Farbe und Zement bedeckt war. Auf einem Bein waren bräunliche Flecke, die wie Blut aussahen.

Eli stieß einen Pfeifton aus.

»Das sieht wirklich gut aus. Die Kriminaltechniker sollen kommen und die Gebäude und ihre Umgebung mit dem Staubkamm untersuchen.«

3

Ihre Anwesenheit war nicht länger notwendig, Guy und Dany ließen Eli zurück und begaben sich wieder zum Tatort. Die Pathologieassistenten waren bei der Arbeit und bereiteten die Toten für den Transport ins gerichtsmedizinische Institut in Jerusalem vor. Guy und Dany brauchten nicht lange zu warten, bis ihnen der Tatort überlassen wurde. Das Haus sah aus wie ein Ikea-Katalog, quasi neue Möbel, sicherlich bei der Ankunft der Uzans in Israel gekauft. Es musste sich gut leben lassen in dieser angenehmen Umgebung … An den weißen Wänden hingen einige Bilder, auf dem Boden lagen dicke bunte Teppiche, Familienfotos auf den Möbeln und herumliegende Spielsachen zeugten von der ruhigen und friedlichen Atmosphäre einer glücklichen Familie.

»Geht’s?«, fragte Dany und wandte sich seinem Kollegen zu.

»Ja, alles gut«, antwortete Guy mit einem flüchtigen Lächeln. »Mach dir um mich keine Sorgen.«

Abgesehen von den Spuren, die die Leute vom Schabak hinterlassen hatten, war alles in Ordnung. In der Küche erinnerten nur eine Blutlache auf dem Boden und Blutspritzer an den Wänden daran, dass hier ein Mord begangen worden war. Keine Kampfspuren, die Mutter hatte sich gegen die Angreifer, wie es schien, nicht gewehrt.

Dany ging zur Holztreppe, die in den ersten Stock führte.

»Ich seh mich oben um, schau du mal, ob du hier unten was Interessantes findest.«

Es gab vier Zimmer: zwei für die Kinder, das Zimmer der Eltern und ein Büro. Der Polizist begann mit einer schnellen Durchsuchung. Wie im Erdgeschoss war von dem oder den Mördern nichts durchwühlt worden.

Das Ehebett war nicht angerührt worden, auch die Ermittler hatten das Schlafzimmer offenbar nicht weiter durchsucht, alles war ordentlich aufgeräumt. Dany öffnete den Kleiderschrank und schob, ohne auf etwas Bestimmtes zu hoffen, eine Hand zwischen die säuberlich aufgestapelten sauberen Kleidungsstücke. Dann machte er sich daran, die Rückseiten und die Böden der Möbel und Schubladen abzutasten, ohne die Rahmen und die verschiedenen Orte zu vergessen, an denen eine Familie ihre Geheimnisse zu verstecken pflegt. Er wollte nichts dem Zufall überlassen, professionell vorgehen, ohne sich wie ein Vandale aufzuführen. Die Zimmer blieben stumm.

Ohne rechte Überzeugung wandte er sich dem Büro zu, überprüfte den Bücherschrank, dann die Bücher, bevor er sich auf den Stuhl am Arbeitstisch setzte, der aus einer großen Holzplatte auf zwei Metallstützen bestand. Ein Bürocontainer diente als Ablage für Dokumente. Ein Laptop war eingeschaltet, und auf dem Bildschirm zogen Fotos der Kinder vorbei. Weitere Recherchen brachten auch nicht mehr: Behördenkram, Rechnungen …

Israelische Kontoauszüge zeigten eine positive Bilanz von nur einigen Hundert Schekel an jedem Monatsende. Er bemerkte auch einige Ersparnisse in Euro auf einem französischen Konto. Der Rest bestand aus privaten Briefen, die nicht von Interesse waren. Der Computer hatte kein Passwort, der Polizist öffnete den Ordner »Dokumente«, in dem sich Unterordner befanden, die sich auf die Abreise aus Frankreich und die Ankunft der Familie in Israel bezogen. Wenn es etwas Wichtiges gab, brauchte man Zeit, um es zu finden. Daher forschte er nicht weiter und klappte den Laptop zu. Guy erschien im Türrahmen.

»Unten ist nichts, wie steht’s bei dir?«

»Auch nichts, ich nehme den Computer mit. Wir untersuchen ihn im Büro.«

»Wollen wir uns das Gartenhaus ansehen?«

»Wenn wir schon hier sind, sollten wir uns auch alles anschauen«, antwortete Dany ohne große Zuversicht.

Sie gingen hinunter und trafen draußen einen etwa sechzigjährigen blonden Riesen mit rötlichem Gesicht, dessen Bauch die Hemdknöpfe seiner Wachmannuniform auf eine harte Probe stellte. Er wartete auf sie, um das Haus hinter ihnen abzuschließen.

»Wissen Sie, ob sie Verwandte in Israel haben?«, fragte Dany.

»Nein, ich fürchte, nicht«, antwortete der Riese mit einem rauen Akzent, der seine russische Herkunft verriet. »Mir scheint, ihre Eltern sind in Frankreich, hier ist niemand.«

Er wollte reden:

»Wissen Sie, wir patrouillieren die ganze Nacht. Ich hatte gestern Abend Dienst. Ich bin mehrere Male an dem Haus vorbeigekommen. Ich habe nichts bemerkt, bis der Hund bellte. Wir haben auch nichts auf den Überwachungskameras gesehen. Die Araber, die das gemacht haben, wussten, wie sie den beweglichen Kameras aus dem Weg gehen mussten. Sie haben den Überfall vorbereitet.«

»Begleiten Sie uns bis zum Gartenhaus?«

Er triefte förmlich vor gutem Willen, als ob er selbst für das Drama verantwortlich wäre.

»Kennen Sie die Opfer?«

»Ja, in einer Siedlung kennen sich alle, wir sind eine große Familie. Wir sind Teil derselben Gemeinschaft.«

Tränen glänzten in seinen Augen, und er musste sich erst wieder fassen, bevor er fortfuhr:

»Sympathische Leute. Ich mochte sie, vor allem die Kinder, sie waren so hübsch. Schrecklich, was da passiert ist. Ich bin nicht nach Israel gekommen, um so was zu sehen …«

Er fuhr mit einer feurigen und radikalen Litanei im Sinne der Demonstranten vor dem Haus fort.

Das übliche Gerede der Siedler, dachte der Polizist, ohne zu antworten.

Die Tür des Häuschens stand noch offen. Der Raum war etwa zehn Quadratmeter groß. Er wurde als Lager für Werkzeug, Gartengeräte und Outdoor-Spielzeug genutzt. Das Blut war in den Boden gesickert, und der strenge, üble Geruch war seit Danys erstem Besuch noch stärker geworden. Die beiden Polizisten gingen hinein und ließen ihren Begleiter draußen stehen.

Sie sahen sich kurz an, und dieses Mal war es Guy, der sich als Erster entschied und den Raum mit einer Gebärde aufteilte.

»Ich nehme diese Seite, du die andere. Das sollte nicht lange dauern.«

Sie begannen wieder, alles genau zu durchsuchen, ohne etwas zu finden, bis Guy die Hand in die Schublade einer Werkbank steckte und die Stirn runzelte.

»Das ist ja seltsam!«

»Was?«

»Ich hab das Gefühl, die Schublade in der Mitte ist nicht so tief wie die beiden anderen.«

»Ist da etwas?«, fragte Dany, hielt inne und sah seinen Kollegen gespannt an.

»Ich weiß nicht, man kann die Schubladen nicht rausziehen, ohne einen Teil der Werkbank abzuschrauben. Gib mir mal einen Kreuzschlitzschraubenzieher …«

Auf den Knien machte Guy sich ans Werk und brauchte nur ein paar Sekunden, um die Schrauben, die die Schubladen blockierten, rauszudrehen und sie herauszuziehen. Der Boden der mittleren war tatsächlich dicker. Mechanisch maß Dany mit zwei Fingern die Tiefe der Schubladen.

»Lass mich weitermachen«, rief sein Kollege, der plötzlich voll in seinem Element war. »Ein Handwerker wie du wird wahrscheinlich nichts finden. Ich erinnere dich daran, dass deine Küche und die Hälfte deiner Möbel ohne mich immer noch in den Kartons wären.«

»Lassen wir das den Fachmann machen!«, seufzte Dany, dessen Geduld auf eine harte Probe gestellt wurde.

Er schaute sich bereits nach einem Hammer um, mit dem sie den verdächtigen Zwischenboden zerschlagen konnten.

Konzentriert und nahezu zärtlich strich Guy über das Holz, bis er einen kleinen Hebel entdeckte. Er beugte sich vor, um sich die Sache genauer anzusehen.

»Gib mir jetzt mal einen kleinen flachen Schraubenzieher.«

Dany trat vor Ungeduld von einem Fuß auf den anderen. Er stöhnte und reichte ihm mit skeptischer Miene den gewünschten Gegenstand.

»Bitteschön, Herr Doktor.«

Guy nahm das Werkzeug, steckte die Spitze vorsichtig in eine Öffnung und drückte. Der Boden der Schublade sprang auf und enthüllte eine fast drei Zentimeter dicke Metallschachtel. Der Polizist richtete sich stolz auf.

»Wer von uns ist nun der Fachmann?«

Dany zuckte mit den Schultern.

»Zwei Schläge mit dem Hammer, und das Ergebnis wäre das Gleiche gewesen.«

Das Öffnen der Schachtel entlockte ihnen ein überraschtes Pfeifen, und ihre Augen weiteten sich. Mehrere Bündel mit Hundert-Dollar-Scheinen, die durch Gummibänder zusammengehalten wurden, lagen aufeinander. Guy nahm sie heraus und begann schnell zu zählen.

»Neunzigtausend!«

»Nicht schlecht.«

Plötzlich spürten sie, dass sie beobachtet wurden, und drehten sich fast gleichzeitig um.

»Was ist das für Geld?«

Der Wachmann stand hinter ihnen.

»Was machen Sie hier?«, bellte Dany.

»Der Wind hat die Tür aufgestoßen und ich habe Stimmen gehört. Tut mir leid, dass ich so neugierig bin.«

»Kein Problem«, fuhr Guy, um Beschwichtigung bemüht, fort. »Wir hätten sowieso einen Zeugen gebraucht. Offensichtlich mochte die Familie Uzan keine Banken. Das sollte nicht in der ganzen Siedlung die Runde machen.«

4

In weniger als zwei Stunden hatten die Ermittler vom Schabak und von der Armee einen Hammer, an dem anscheinend Hautpartikel und Haare klebten, und ein blutgetränktes Tuch, das zusammengeknüllt in einen Müllcontainer geworfen worden war, gefunden.