image

STAR TREK

PROMETHEUS

DER URSPRUNG
ALLEN ZORNS

BERND PERPLIES
CHRISTIAN HUMBERG

Based on
Star Trek and Star Trek: The Next Generation
created by Gene Roddenberry

Star Trek: Deep Space Nine
created by Rick Berman & Michael Piller

Star Trek: Voyager
created by Rick Berman & Michael Piller & Jeri Taylor

image

STAR TREK – PROMETHEUS

1 Feuer gegen Feuer

2 Der Ursprung allen Zorns

3 Ins Herz des Chaos (September 2016)

image

Impressum:
STAR TREK – PROMETHEUS 2: DER URSPRUNG ALLEN ZORNS von Bernd Perplies und Christian Humberg
wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg;
Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, verantwortlicher Redakteur
und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Anika Klüver und Gisela Schell;
Umschlagillustration: Tobias Richter, The Light Works; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik;
Print-Ausgabe gedruckt von CPI Moravia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice. Printed in the Czech Republic.

Copyright © 2016 by Amigo Grafik GbR

™ & © 2016 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

Print ISBN 978-3-86425-852-7 (August 2016) · E-Book ISBN 978-3-86425-894-7 (August 2016)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE · WWW.STARTREK.COM

»Der zweite Stern von rechts,
und dann geradeaus bis zum Morgen.«

Für Gene Roddenberry und alle anderen bereits
aufgebrochenen Sternenfahrer STAR TREKS.
In Dankbarkeit.

image

PROLOG

18. NOVEMBER 2385
IRGENDWO IM LEMBATTA-CLUSTER

Das Weltall wusste, wie man Geheimnisse bewahrte. Dort draußen im luftleeren Schwarz, im lebensfeindlichen Raum der Asteroiden und Meteoriten, der Sterne und Planeten, blieb jeder Mund still, und Verrat war nahezu unmöglich. Niemand hörte es, als Khan Noonien Singhs U.S.S. Reliant im Mutara-Nebel in Flammen aufging und der genetisch aufgewertete Kriegstreiber in ihnen verging. Niemand vernahm auch nur den kleinsten Laut, als General Changs klingonischer Bird-of-Prey im Orbit über Khitomer seine letzte Reise antrat. Und kein Ohr bezeugte den Tod des romulanischen Praetors Shinzon in den Weiten des Bassen-Grabens. Keines außerhalb seines gewaltigen Kriegsschiffs Scimitar. Denn das Weltall wusste, wie man Geheimnisse bewahrte.

Es bewahrte auch dieses: Die Geräusche der Maschinen hallten von den Wänden der gewaltigen Höhlen wider, als wollten sie dem alles verschlingenden Vakuum trotzen, das jenseits ihrer Grenzen regierte. Ohrenbetäubend laut zog der Lärm durch die in den Tiefen des Fels verborgenen Produktionsstätten, wann immer Hüllenplatte auf Hüllenplatte traf, Schiffsteile in Position gezogen und mit ihresgleichen verschweißt wurden. Künstliches Deckenlicht spiegelte sich auf glänzenden Oberflächen, auf halb fertigen Außenhüllen, auf Triebwerkgehäusen, Steuerpulten, klobigen Computerkonsolen und auf den schmalen Läufen der Disruptorgewehre, die die Männer und Frauen, die an den Terminals standen, auf den Rücken geschnallt trugen. Komplizierte Berechnungen rollten über die Anzeigenfelder, schematische Animationen und dreidimensionale Modelle dessen, was zu bauen sie beauftragt waren: der Tod in schlankem Design. Zerstörung mit pechschwarzer Außenhülle.

Andere Monitore zeigten die Ziele ihrer gemeinsamen Bemühungen – das, dem all die Vernichtung gelten sollte: Detaillierte Sternkarten, von skrupellosen Informationshändlern erworben, verrieten dem Betrachter die Lage strategisch wichtiger Planetensysteme, kündeten von dicht bevölkerten Kolonien, von stark frequentierten Raumstationen, von Flottenbewegungen, interstellaren Verkehrsrouten und von militärisch bedeutsamen Schiffswerften.

Diese illustren Ziele standen unter verschiedenen Flaggen. Manche gehörten zum Klingonischen Reich, andere zum Romulanischen Sternenimperium, wieder andere zur Ferengi-Allianz, zur Cardassianischen Union und zur Vereinigten Föderation der Planeten. Doch die Hände, die hier gerade tief in den felsigen Höhlen an der Vernichtung all dieser Reiche arbeiteten, waren weit weniger »bunt«, als es die Ziele waren. Die Hände gehörten allesamt zu einer einzigen Spezies und hatten bloß eine Farbe aufzuweisen.

»Nicht nachlassen!«, rief der Vorarbeiter in das Dröhnen der Maschinen hinein und sah von seiner erhöhten Position hinunter auf die weiten Produktionsstätten, die seiner Verantwortung unterstanden. Ihr Anblick erfüllte den Renao mit Stolz, und das künstliche Licht in den Höhlen ließ den Goldschmuck auf seinem rothäutigen Gesicht fast stärker funkeln als seine nahezu sonnenhellen Augen. »Wir arbeiten zum Wohl der Heimatsphären, vergesst das nicht. Unsere Anstrengungen dienen der Harmonie der Sphären!«

Sie bauten Werkzeuge der Vernichtung. Sie brachten den Tod hinaus zu den großen Machtblöcken des Alls. Und doch wusste der Renao – wusste es mit jeder Faser seines Wesens –, dass ihr Werk, das sie schon bald vollendet haben würden, ein Segen war. Eine Rettung.

Sie taten das Richtige. Denn indem sie den Tod zu den Klingonen, Romulanern, Cardassianern, Ferengi, Föderationsmitgliedern und all den anderen Wesen brachten, die zu blind waren, um ihre immensen Fehler zu erkennen, heilten sie das geheimnisvolle All. Sie heilten die Zukunft.

Und die war jedes Opfer wert.

1

18. NOVEMBER 2385
XHEHENEM, LEMBATTA-CLUSTER

Tief im Lembatta-Cluster lag, von rötlich leuchtenden Raumnebeln umgeben und knapp zwei Lichtjahre von der Hauptwelt Onferin entfernt, Xhehenem – die grüne Vorratskammer des Renao-Reichs. Die vor knapp siebzig Standardjahren besiedelte Koloniewelt zeichnete sich vor allem durch ihre ertragreichen Böden aus. Nirgends sonst im Cluster wuchsen die Yalach-Stauden besser, nirgendwo ließen sich Basuudh-Knollen leichter und erfolgreicher anbauen. Die Agrarwelt Xhehenem war reich an Wasser, Wärme und vielem mehr, was für gelungene Ernten notwendig war. Und die gewaltigen Silos und Scheunen ihrer weit über die Planetenoberfläche verstreuten Siedlungen waren reich an dem, was Xhehenem jenen zu schenken vermochte, die diese Welt nutzten.

Xitaal war eine solche Siedlung. Die winzige Gemeinde bestand aus zwei vergleichsweise kleinen Arkologien – jenen für die Renao so typischen, mehrgeschossigen Bauwerken, die in Form und Struktur an die uralten Griklak-Insektenstöcke Onferins erinnerten, in denen sich die frühen Renao eine Zuflucht vor ihrer lebensfeindlichen Umwelt eingerichtet hatten. Xitaals Arkologien erhoben sich in den weiten Ebenen des nördlichen Kontinents von Xhehenem, umgeben von Ackerland, das sich bis zum Horizont zu erstrecken schien. Sonnenlicht spiegelte sich auf ihren gläsernen Fassaden, wann immer es die wärmenden Strahlen durch die von Wolken bedeckte Atmosphäre des Agrarplaneten schafften, und ließ die beiden Arkologien wie Ovale aus Gold wirken, die inmitten der Ebene aufragten.

Nur die oberen Etagen waren bewohnt. Die unteren Ebenen blieben der Landwirtschaft vorbehalten. Sie dienten als Speicher für Wasser und Ernte, als Werkstätten für die Ackermaschinen, als Hangars und als Lager. In ihnen herrschte an allen Tagen reges Treiben, denn auf Xhehenem, wo die Entfernung zur nächsten Siedlung selbst per Kranaal, wie die Renao ihre kleinen und wendigen Flugtransporter nannten, stets mindestens eine halbe Tagesreise betrug, war jede Stadtgemeinschaft mehr oder weniger auf sich gestellt. Es gab immer etwas zu tun. Die Landwirtschaft kannte keine Pausen, weil auch das Land keine kannte.

Trotzdem hatte Bosdhaar ak Mamuh genau eine solche im Sinn, als er an einem strahlend orangeroten Vormittag aus seinem Stock trat und statt zu den Erntemaschinen zu den Landestellen der Kranaals ging. Sein Begleiter erwartete ihn dort bereits.

»Und du hältst das wirklich für eine gute Idee, Bos?«, sagte Kumseeh ak Yafor anstelle einer Begrüßung. Der Freund aus der Nachbararkologie war in Bosdhaars Alter. Die beiden passionierten Landwirte kannten einander schon, wie das in den Heimatsphären oft der Fall war, so lange sie zurückdenken konnten, und hatten viel zusammen erlebt. »Die südlichen Felder warten nicht mehr lange. Wenn wir dort nicht bald hinkommen, können wir die Basuudhs gleich in der Erde lassen. In wenigen Tagen werden sie zu reif sein.«

Kumseeh war dem Anlass angemessen gekleidet. Er trug an diesem Morgen dunkle, zeremonielle Gewänder: eine schwarze, knöchellange Kutte mit Ärmeln und aufgenähten Ornamenten aus flammendem Rot. Außerdem hatte er den edelsten Gesichtsschmuck angelegt, den er besaß. Sein pechschwarzes Haar war streng zurückgekämmt, und im Blick seiner leuchtenden Augen lag ein skeptischer Ausdruck.

Bosdhaar, der sich ebenfalls herausgeputzt hatte, hob die rechte Hand und vollführte eine kreisende Bewegung vor seiner Brust, wie es unter den Renao Sitte war. »Ich grüße dich ebenfalls, Kum«, sagte er dann. »Und kannst du nicht mal einen Tag lang deine Knollen Knollen sein lassen? Wir haben heute Wichtigeres vor.«

»Wichtigeres?« Kumseeh schnaubte ungehalten. Doch als Bosdhaar die Luke seines Kranaals öffnete, stieg er bereitwillig ein. »Nichts ist wichtiger als die Ernte, Bos. Das weißt du so gut wie ich. Und ein dahergelaufener Prediger ist es erst recht nicht.«

Bosdhaar setzte sich an die Steuerkonsole und aktivierte die Bordsysteme. »Verwalter ak Daneel sieht das anders. Er hat uns alle nachdrücklich ermuntert, der Zeremonie beizuwohnen. Zum Wohl der Sphären, so hat er es ausgedrückt.«

»Pah!« Kumseeh ließ sich auf den Passagiersitz sinken und sah aus dem Fenster der Kabine hinaus zu den Arkologien. »Ginge es dem alten ak Daneel wirklich um unsere Sphäre, wären wir heute alle auf den Feldern und nicht bei … bei … Wie soll die Veranstaltung noch gleich heißen?«

» Iads Erweckung«, wiederholte Bosdhaar geduldig, was ihm die seit Tagen andauernden Ankündigungen in den Nachrichtenkanälen eingebläut hatten. Mit der linken Hand fuhr er die Triebwerke hoch, mit der rechten programmierte er den gewünschten Kurs. » Die Harmonie der Sphären und die Macht des Alls

»Macht des Alls.« Wieder schnaubte der Freund aus der Nachbararkologie. Missmutig verschränkte er die muskulösen Arme vor der Brust. »So ein Unfug. Wozu brauche ich das All? Hilft das All mir dabei, die Stauden zu düngen? Wissen die Sterne mehr über Bewässerung als du? Schon allein der Gedanke ist widernatürlich, Bos!« Vehementes Kopfschütteln folgte. »Und überhaupt: Iad? Was soll das? Aus dem Alter, in dem man mich mit Märchen von Iad begeistern konnte, bin ich längst raus.«

Bosdhaar verstand seinen Unmut zumindest teilweise. Zu dieser Zeit des Jahres gab es in Xhehenems Norden Dringenderes zu tun, als einem über die Clusterwelten reisenden, selbst ernannten Missionar zu lauschen. Und Iad war tatsächlich eine Geschichte für Kinder und alte Narren. Aber trotzdem: Die Harmonie der Sphären war ebenfalls wichtig. Und laut Verwalter ak Daneel war sie in Gefahr – so sehr, dass sogar ein reisender Prediger geduldet wurde. Wie die meisten Bewohner Xhehenems verstand auch Bosdhaar nahezu nichts von Politik und Fragen der interstellaren Sicherheit, und wie die meisten Renao scherten sie ihn nicht. Sein Leben war das Land, waren die Äcker und Felder, nicht das All. Für die Sterne gab es in seinem Denken kaum Platz. Sie scherten ihn nicht, denn sie konnte er nicht bewirtschaften. Doch er wusste, dass er besser zuhörte, wenn sein Verwalter besorgt war. Also würde auch Kumseeh gut daran tun, seine wertvollen Knollen für einen Tag zu vernachlässigen.

»Wir fliegen«, sagte Bosdhaar fest, und der Kranaal stieg in den Himmel über der Ebene auf. »Und wir hören dem Prediger zu. Weil alle es tun. Danach sehen wir weiter.«

»Vor allem sehen wir danach unsere Knollen verfaulen«, brummte Kumseeh, fügte sich aber seinem Schicksal.

Die beiden Bewohner Xitaals gehörten zu den Letzten, die die Siedlung an diesem Morgen verließen. Ihr Flugtransporter führte sie nach Südwesten, der Küste entgegen. Das Ziel ihrer Reise lag auf halbem Weg zur nächsten Renao-Siedlung, den für ihren Algenanbau berühmten Arkologien von Kharanto, und etwa mittig zwischen den Weiten der Ebene und den Fluten des Westmeers. Dort, auf halber Strecke zwischen Meer und Land, befand sich auch das Zelt.

»Das ist ja riesig«, entfuhr es Kumseeh staunend, als er es nach einem dreistündigen, ereignislosen Flug erstmals erblickte. »Und guck dir erst das Landefeld an.«

Seine Überraschung war gerechtfertigt. Das kreisrunde, von Streben aus dickem Staudenholz und Algenseil getragene Zelt des Predigers war in allen Richtungen von Kranaals umzingelt. Überall standen gelandete Transporter, und sogar das ein oder andere Bodenfahrzeug hatte sich in die Versammlung geschlichen. Vermutlich stammten sie aus Kharanto oder von einem der wenigen Aussiedlerhöfe, deren Bewohner fernab der Arkologien ihr ganz eigenes Glück suchten. Und noch immer kamen neue Transporter herangeflogen, neue Zuschauer für den mysteriösen Prediger. Auch in Kharanto galt der Besuch von Iads Erweckung offenkundig als Pflichtprogramm.

Bosdhaar gelang es, sein Fluggerät am Rand der provisorischen Landezone zu Boden zu bringen. Als die Triebwerke verstummt und die Flügel zur Ruhe gekommen waren, stiegen die beiden Freunde aus und schlossen sich dem Strom der zum Zelteingang ziehenden Renao an. Hier und da sah Bosdhaar vertraute Gesichter in der Menge, dennoch fühlte er sich fremd. Es kam ihm seltsam vor, sich mehrere Flugstunden von daheim entfernt die Zeit zu vertreiben, während die Arbeit liegen blieb – auch wenn er das Kumseeh gegenüber nie zugegeben hätte. Es widersprach seiner Natur. Auch die Begegnung mit den Einwohnern Kharantos irritierte ihn. Was gingen ihn diese Leute an? Sie gehörten nicht zu seiner Heimat, genauso wenig wie er zu der ihren. Heimat, das war der Ort, an dem man aufgewachsen war. Der, an den man gehörte. Heimat war unmittelbar.

Welch eigenartige Opfer wir auf uns nehmen, dachte er, nur um diesen Prediger zu sehen. Zum ersten Mal an diesem Tag fragte er sich, ob Verwalter ak Daneel wusste, was er tat, oder ob er inzwischen zu alt geworden war, um sinnvolle Empfehlungen auszusprechen.

Das Zelt des mysteriösen Besuchers von jenseits der Weltengrenze war ockerfarben, und seine Plane wehte sanft im Westwind. Es hatte einen Durchmesser, der fast mit dem von Kumseehs kleiner Arkologie konkurrieren konnte. Ein Größeres hatte Bosdhaar noch nie gesehen. Doch sein Inneres erinnerte nicht an überdimensionierte Insektenbauten aus grauer Vorzeit und auch nicht an Xitaals bescheidenen Luxus. Im Zelt befanden sich nur eine erhabene kleine Bühne mit dunkelrotem Vorhang – und jede Menge platt getretenes Steppengras.

»Ich schätze, für Sitzmöbel hat unser Missionar wenig übrig.« Bosdhaar seufzte und reihte sich in die Gruppe der Zuschauer ein, die sich abwartend rings um die zentrale Bühne versammelten. »Hätte ich den ganzen Tag stehen wollen, wäre ich daheim auf den Feldern geblieben.«

»Sag ich doch«, raunte Kumseeh. Er wagte es nicht, lauter zu sprechen, denn Bosdhaars missbilligender Kommentar hatte schon mehr als genug ihrer Nachbarn dazu veranlasst, den beiden Nachzüglern tadelnde Blicke zuzuwerfen. »Das hier wird die reinste Zeitverschwendung, und in Xitaal sehnen sich die Äcker nach uns.«

Minuten vergingen. Schweigend sahen sich die beiden Freunde um. Wohin sie auch blickten, fanden sie erwartungsvolle, neugierige oder auch zweifelnde Mienen. Die Einwohner Kharantos und ihrer eigenen Siedlung schienen nahezu vollzählig hergekommen zu sein, und der Großteil von ihnen sah dem Auftritt des Predigers – diesem höchst ungewöhnlichen Ereignis inmitten ihres aus immer gleichen Routinen bestehenden Alltags – freudig entgegen. Auf dem Markt nahe dem Raumhafen hatte Bosdhaar schon vor Wochen erste Gerüchte gehört, dass immer mehr Prediger über die besiedelten Planeten des Clusters zögen. Angeblich kamen sie aus dem Herzen des Clusters selbst, von den innersten Welten Acina und Bharatrum. Er hatte aber nie erwartet, einen von ihnen je auf Xhehenem zu finden. Die Agrarwelt galt als rückständig, ihre Bevölkerung als von eher schlichtem Gemüt. Ihre Relevanz beschränkte sich auf Fragen der Ernährung und des Ackerbaus.

Doch den Predigern schien es ernst zu sein. So ernst, dass sie sogar zu denen kamen, die den meisten anderen kaum einen Gedanken wert waren. Abermals musste Bosdhaar an Verwalter ak Daneel denken. An die Sorge um die Heimatsphären, die er im Blick des Alten erkannt zu haben glaubte. An die Angst um die Harmonie des Alls.

Alles, was existierte, hatte seinen Platz. So glaubten es die Renao. Jedes Ding, jedes Wesen im Weltraum besaß seine ureigene, ihm allein vorherbestimmte Position im großen Spiel des Lebens – seine Sphäre. Bosdhaar und Kumseeh waren in Xitaal geboren, also war Xitaal die ihre. Nie wären sie auf den Gedanken gekommen, sie dauerhaft zu verlassen und an einem anderen Ort neue Wurzeln zu schlagen. Das wäre widernatürlich, zumal es dafür keinerlei Anlass gab. Die Harmonie der Sphären, die Achtung vor und der Einsatz für die individuelle Heimat, war das höchste Gut. Solange alles seinen Platz hatte und achtete, war alles im Gleichgewicht, alles in Ordnung.

Nun aber gab es die Prediger. Nun gab es die Sorge in den Blicken der alten Verwalter. Nun gab es die Gerüchte. Und hatte sich Bosdhaar nicht schon vor Wochen gewundert, wie leicht manche seiner Kollegen auf den Feldern momentan reizbar waren? Hatte er sich nicht schon gefragt, woher ihr Zorn rührte, was ihre innere Ordnung störte?

Zum Wohl der Sphären, hatte ak Daneel gesagt. Geht zu dem Prediger. Tut es zum Wohl der Sphären.

Unruhe stieg in Bosdhaar auf. Angespannt verschränkte er die Arme vor der Brust und wartete auf den Beginn von Iads Erwachen.

•••

Der Prediger war alt, sogar noch älter als ak Daneel. Aber er hatte weit mehr Feuer im Leib als Xitaals geduldiger Verwalter. Das erkannte Bosdhaar ak Mamuh, kaum dass sich der Vorhang vor der Bühne öffnete und der Mann vor sein Publikum trat. Der Fremde, der kein einziges Haar mehr auf dem Kopf hatte, trug ein pechschwarzes Gewand, das mit goldenen Aufsätzen veredelt war. Glänzender Goldschmuck zierte sein faltiges, dunkelrotes Antlitz und seine knotigen Hände. Er ging gebückt und stützte sich auf einen Stock aus Staudenholz.

»Brüder«, begann der Prediger. Es war keine unübliche Anrede, standen die Männer doch vorn nahe der Bühne und die Frauen, wie es sich unter Renao gehörte, hinter ihnen am Ende des Zelts. »Brüder von Xhehenem. Ich danke euch für euer Kommen und für eure Gastfreundschaft, doch ich fürchte, ich bringe euch schlechte Kunde.« Er richtete sich auf, und das Glühen in seinen gelben Augen wurde stärker. Mit jedem Wort schien ein Stück Last des Alters von ihm abzufallen. »Wir leben in Zeiten des Wandels, und was gestern noch galt, verliert zusehends seinen Stand. Die alten Werte verlieren an Bedeutung. Die Harmonie der Sphären … ist in größter Gefahr!«

Ein Raunen ging durch die Menge. In vielen Gesichtern spiegelten sich Verwirrung und Ratlosigkeit. Doch Bosdhaar sah noch mehr in den Mienen seiner Nachbarn. Er sah Zustimmung und Wut.

»Wovon spricht er, Bos?«, flüsterte Kumseeh neben ihm.

Bosdhaar schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht«, sagte er leise und musste doch wieder an die Gerüchte denken, die er auf dem Markt aufgeschnappt hatte. Es hieß, zwei fremde Raumschiffe seien nach Onferin gekommen, zur Hauptwelt des Clusters. Schiffe von jenseits der Clustergrenzen, also aus fremden Sphären. Die Erinnerung weckte ein ungutes Gefühl in ihm, das er nicht zu begründen wusste. »Hör einfach zu.«

Der Prediger brauchte nicht lange, um die Aufmerksamkeit seines Publikums zurückzugewinnen. Schon mit wenigen Worten gelang es ihm, die Versammlung zum Schweigen zu bringen – und auf das Schweigen folgte Entsetzen. Denn er sprach von Unruhen im All, von Kriegen und vom Sterben, von gewaltiger Zerstörung und endlos scheinendem Leid. Begriffe wie »Dominion« und »Typhon-Pakt«, »Qo’noS« und »Romulus« fielen, und dabei leuchteten seine strahlend gelben Augen hell – fast schon zu hell.

Bosdhaar sagten diese Begriffe allesamt nichts. Der junge Landwirt verstand allerdings, worum es dem Prediger ging. Das verstand er sogar sehr genau.

»Wenn ihr euch fragt, wie es zu all diesen Gräueln kommen konnte«, rief der Prediger, »zu diesen Jahren und Jahrzehnten des Leids, die das gesamte All durchmachen musste … Brüder, dann braucht ihr nur auf die Bereiche jenseits unserer Grenzen zu blicken. Zu den Großmächten im sogenannten Alpha- und Beta-Quadranten. Zu jenen, die nicht einsehen, dass ihr unbändiger Expansionsdrang die Harmonie der Sphären stört!«

Beifall brandete auf. Fäuste wurden geballt und in die Höhe gereckt.

Hinter dem Prediger war der Vorhang wieder zugefallen. Nun erschienen darauf Bilder. Die von verborgenen Emittern projizierten, leuchtend hellen Standbildaufnahmen aus Licht und Luft mussten aus fremden Nachrichtenkanälen stammen. Bosdhaar sah in Trümmern liegende Städte, die er nicht kannte und die ihm fremd und exotisch vorkamen. Er sah trudelnde Raumschiffwracks im Schwarz des Alls und bewaffnete Humanoide in Uniformen, die kaum martialischer sein konnten. Und er sah Tote. Wesen, die in ihren ureigenen Sphären sterben mussten, weil Fremde über sie gekommen waren. Weil die Harmonie für sie nicht mehr existierte.

Nicht nur für sie, begriff der junge Landwirt. Es gibt keine verschiedenen Harmonien. Es gibt nur das Ganze. Alles hängt zusammen. Stört man das Gleichgewicht der Sphären, stört man das Leben selbst.

So lernte es jeder Renao schon in Kindestagen. Das war die Wahrheit.

Der Prediger fuhr fort. Ihn hatte eine Energie gepackt, die seinem Alter und seiner gebrechlichen Statur Hohn sprach. Sein Feuer brannte innerlich – und es wusste sich auszubreiten.

»Blickt zu denen, deren Schiffe an Orte vorstoßen, an denen sie noch nie waren!«, rief er. »Fragt die, die offenkundig keinen Sinn für Heimat haben und die den Raum der anderen nicht achten. Brüder, ihr seht mich an und wollt von mir wissen, wie wir das Leid, das das All in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Hort des Elends und des Chaos gemacht hat, aufhalten können. Doch die Antwort kennt ihr längst: Wir halten es auf, indem wir sie aufhalten! Indem wir die Harmonie wiederherstellen, und sei es mit Gewalt!«

Abermals trafen seine Worte auf Zustimmung. Bosdhaar sah das Feuer nun auch in den Augen vieler seiner Nachbarn. Es erinnerte ihn an die Arbeiter auf Xitaals Feldern, die ihm plötzlich so viel reizbarer als früher erschienen waren. Es erinnerte ihn an das Funkeln der Sorge in ak Daneels alten Augen.

»Brüder, wir stehen heute an einem Scheideweg!«, rief der Prediger. Längst hatte er den Gehstock weggelegt. Er stand frei, sprach frei, und seine ausgebreiteten Arme wiesen zur Menge der Bauern hinaus. »Es liegt allein an uns, ob wir uns aufmachen, um diesen Verstoß gegen die Natur der Sphären zu beenden. Wir sind berufen, das Chaos, das unsere galaktischen Nachbarn verschulden, in seine Schranken zu verweisen und dem Leben einen Neubeginn zu ermöglichen. Wir sind vom Schicksal beauftragt, dem Leid ein Ende zu setzen. Daher frage ich euch: Steht ihr an meiner Seite, wenn auch euch der Ruf ereilt?«

Wohin Bosdhaar auch schaute, fand er nickende Köpfe und angriffslustig geballte Fäuste. Das aufgestachelte Volk fraß dem Prediger aus der Hand, und die wenigen Personen, die noch nicht überzeugt wirkten, fielen in der Menge derer, die den Mann auf der Bühne lautstark bejubelten, kaum auf.

»Aber wie?«, rief jemand irgendwo hinter Bosdhaars Rücken. »Wie können wir da helfen, Prediger? Diese fremdartigen Wesen, die Ihr uns zeigt, mögen frevelhafte Sünder sein … aber sie sind weit von unseren Sphären entfernt.«

Der Renao auf der Bühne senkte erst die Arme und dann den Blick. »Oh, wäre es nur so«, sagte er, und sein Tonfall wurde wieder ruhiger und trauriger. »Ich wünschte es sehr.«

Bosdhaar drehte sich zu Kumseeh um. »Lass uns gehen«, raunte er dem Freund zu.

»Was?« Der sah ihn ungläubig an. »Jetzt? Bist du wahnsinnig? Jetzt geht es doch gerade erst los.«

»Mhm«, brummte Bosdhaar bedrückt. »Genau das befürchte ich. Komm.«

Er packte Kumseeh am Arm und zog ihn mit sich durch die Menge, dem Zeltausgang entgegen. Seine Gedanken überschlugen sich. Was der Prediger hier propagierte, war nichts weniger als ein Griff zu den Waffen. Dieser Mann war nicht gekommen, um das Volk aufzuklären. Er wollte es mobilisieren, sprach sich für einen Angriff auf die Großmächte der Quadranten aus. Er wollte selbst Zerstörung üben und die Fremden mit ihren eigenen Mitteln bekämpfen. Und seine Mitstreiter, die über andere Welten als Xhehenem zogen, wollten dies vermutlich ebenfalls.

Doch die Renao waren ein friedliches Volk! Sie lebten zurückgezogen, das stimmte, und sie legten wenig Wert auf Kontakte zu ihren interstellaren Nachbarn. Deswegen griffen sie aber noch längst nicht zu den Waffen.

Bosdhaar sah sich um. Vorwurfsvolle Blicke begleiteten ihn und Kumseeh, als sie sich ihren Weg durch die Menge bahnten. Auf so manchen Zügen konnte er Wut erkennen – Wut gegen die Eindringlinge aus den fremden Sphären, aber auch Wut gegen ihn und Kumseeh, die offenkundig nicht auf den Prediger hören wollten.

Will ich das nicht?, fragte sich Bosdhaar, als er und sein Begleiter endlich aus dem Zelt ins Freie hinaustraten. Oder kann ich es nicht?

Und machte das überhaupt einen Unterschied? Wenn der Prediger die Wahrheit sprach, dann begingen diese Fremdweltler einen unglaublichen Frevel. Natürlich verdienten sie dann Bosdhaars Zorn.

Aber verdienten sie auch den Tod? Noch dazu ausgerechnet durch die Hand der Renao? Die Meute dort drinnen im Zelt schien dies zu glauben, und der Prediger vertrat diese Ansicht sowieso. Aber Bosdhaar?

»Was ist denn mit dir?«, fuhr Kumseeh ihn an, kaum dass sie sich dem Landefeld und den Kranaals näherten. »Erst willst du unbedingt hierhin, und dann kannst du gar nicht schnell genug von hier verschwinden!«

»Hast du es nicht gesehen?«, fragte Bosdhaar zurück. »Dieses Funkeln in ihren Augen? Hast du nicht den Unterton in ihren Stimmen bemerkt? Ihre strafenden Blicke?«

»Was?« Kumseeh schüttelte verständnislos den Kopf. »Wovon redest du? Gut, einige wirkten recht aggressiv, das stimmt. Aber …«

»Kein Aber.« Bosdhaar blieb stehen, drehte sich um und packte den Freund an den Schultern. »Frag mich nicht, woher ich das weiß, Kum, denn ich habe keine Ahnung. Aber ich spüre es. Das da …« Er nickte in Richtung des Zelts. »Renao, die zu den Waffen greifen? Renao, die über Fremdweltler richten? Das sind doch nicht wir, Kum! Das ist nicht normal. Irgendetwas passiert hier mit uns, zumindest mit einigen von uns. Es sorgt dafür, dass sich die Leute selbst vergessen, so kommt es mir jedenfalls manchmal vor. Und dieser Prediger …«

Er seufzte. So sehr er sich auch anstrengte, ihm fehlten die Worte, um auszudrücken, was er empfand. Wie konnte er Kumseeh erklären, was er selbst nicht zu beschreiben wusste? Diese eigenartige Angst, die ihn plötzlich überkam, wenn er an die Blicke der anderen dachte. Dieses Gefühl draußen bei seinen Arbeitskameraden auf den Feldern – aber auch eben unter den Leuten im Zelt. Und dann die Gerüchte von den fremden Schiffen oben zwischen den Sternen des Clusters …

»Wir verschwinden«, entschied Bosdhaar. »Sofort.«

Der junge Landwirt wandte sich nach rechts und sah hinüber zu den parkenden Fluggefährten. Und er zuckte zusammen, als vier grobschlächtige Kerle zwischen diesen hervortraten.

Die Männer hatten den Körperbau erfahrener Landarbeiter und Mienen, die nicht von allzu großer Intelligenz kündeten. Ihr Grinsen war bedrohlich, die oberschenkellangen und dicken Pflugstäbe in ihren Händen – metallene Stangen mit krallenförmigen Aufsätzen – waren noch bedrohlicher. In ihren Blicken funkelte Gefahr.

»Wo wollen wir denn hin?«, fragte der vorderste Mann Kumseeh, der überrascht stehen gebliebenen war. In seinem Tonfall lag Häme – und unverhohlene Aggressivität. »Der Prediger ist doch noch gar nicht fertig.«

Hinter ihm holte einer seiner Kompagnons demonstrativ mit dem Pflugstab aus.

»W… Wir müssen zurück«, antwortete Kumseeh stammelnd. Er hob die Hand zum traditionellen Gruß und versuchte sich sogar an einem entschuldigenden Lächeln, das ihm aber gehörig misslang. »Die Basuudh-Ernte erlaubt uns nicht …«

»Ah, Basuudh.« Der vorderste Mann nickte anerkennend. »Dann seid ihr aus Xitaal, was?«

»Das passt ins Bild«, brummte ein weiterer seiner Begleiter. Er hatte die Ärmel seiner schwarzen Kutte hochgekrempelt und präsentierte die von harter Arbeit gezeichneten, muskulösen Oberarme. »Xitaal hat schon immer nur Feiglinge hervorgebracht, die sich lieber hinter ihren Erntemaschinen und ihrem Saatgut verstecken, als sich der Wirklichkeit jenseits ihrer Äcker zu stellen. Narren, die nicht weit genug denken – und die irgendwann vom Lauf der Zeit überrannt werden.«

»Feiglinge?« Kumseeh ballte die Fäuste. Seine Furcht war groß, das sah man ihm an, doch sein Lokalstolz war ebenfalls nicht gerade klein. »Was erlaubt ihr euch?«

»Ist schon gut, Kum«, sagte Bosdhaar und legte dem Freund eine Hand auf die Schulter. Die Geste sollte beschwichtigend wirken, vor allem aber sollte sie Kumseeh im Zaum halten. »Wir wollen keinen Ärger.«

»Ach nein?« Der Muskelmann sah Bosdhaar an. Sein Grinsen wurde breiter. »Das sah eben aber ganz anders aus.«

»Wer keinen Ärger will«, betonte der vorderste der vier Burschen, »der kümmert sich darum, dass keiner entsteht.«

»Genau«, fand der, der mit dem rechten Arm immer wieder mit dem Pflugstab ausholte. »Der wehrt sich. Bevor es zu spät ist.«

»Aber ihr handelt nicht«, sagte der Vordermann, und sein Blick wanderte von Bosdhaar zu Kumseeh und zurück. »Euch schert nicht, was der Prediger sagt. Ihr habt nur eure dämlichen Knollen im Sinn, nicht das Wohl der Sphären.«

»Das stimmt nicht!«, protestierte Kumseeh.

»Wärt ihr sonst nicht noch immer im Zelt?«

Bosdhaar hob abwehrend die Hände. »Wir wollen keinen Ärger«, wiederholte er, ahnte jedoch, dass es zu spät war. Es war von Anfang an zu spät gewesen. Wieder musste er an den Zorn der Männer auf den Feldern denken, an das eigenartige Funkeln in den Blicken derer, die dem Prediger zuhörten. »Keinen Ärger.«

Der Vordermann schnaubte abfällig. »Oh, Xitaal. Den hast du doch längst.« Plötzlich holte er mit seinem eigenen Pflugstab aus, und es begann.

Der Kampf war kurz und unausgeglichen. Die scharfkantigen Ackerwerkzeuge schlugen Wunden ins Fleisch der beiden Männer aus Xitaal, und die Gegner waren in der Überzahl. Jegliche Gegenwehr verpuffte schnell. Das Letzte, was Bosdhaar ak Mamuh hörte, bevor ihn gnädige Ohnmacht umfing und den Schmerz auslöschte, waren die zischenden, hasserfüllten Worte des vordersten Angreifers: »Wer nicht auf unserer Seite steht, ist gegen uns, Xitaal! Vergiss das niemals. Unsere Aufgabe ist wichtiger als dein kleines Feiglingsleben. Die Sphäre ist alles!«

2

21. NOVEMBER 2385
U.S.S. PROMETHEUS, IM ORBIT ÜBER XHEHENEM

»Das hatte ich mir deutlich einfacher vorgestellt.« Captain Richard Adams seufzte und ließ sich wieder auf seinen Sessel am Kopfende des langen Tischs sinken. Dann sah er sich um. »Sie nicht auch?«

Die übrigen Anwesenden nickten oder sahen bedrückt zu den Fenstern des rechteckigen Konferenzraums der Prometheus. Draußen vor den Scheiben konnten sie den Lembatta-Cluster in all seiner fremdartigen Pracht erkennen: riesige, rot glühende Sonnen in mysteriös anmutenden Nebeln. Der Cluster lag in der Nähe der Grenzen zweier großer Machtblöcke, der Vereinigten Föderation der Planeten und des Klingonischen Reichs. Und doch genügte schon der Blick aus dem Fenster, um sich in dieser Umgebung sehr, sehr fern der Heimat zu fühlen – allein und auf sich selbst gestellt. Die heikle Mission, die Adams und seine Besatzung hergeführt hatte, steigerte dieses Gefühl nur noch.

»Nichts ist einfach«, erwiderte Commander Roaas, Adams’ Erster Offizier, brummend. Er saß rechts neben seinem Vorgesetzten. Normalerweise zeichnete sich der schweigsame Krieger und passionierte Stratege nicht gerade durch lange Reden aus. Nun aber – bei der ersten bordinternen Lagebesprechung, seit das Schiff Xhehenem erreicht hatte – zuckten seine pelzigen, goldbraunen Ohren. Dem Caitianer schien etwas auf der Seele zu liegen, das raus musste. »Nicht in diesen Tagen. Die gesamte Galaxis, so scheint es, ist ins Ungleichgewicht geraten. In den vergangenen Jahren trudelte die Föderation von einer kriegerischen Auseinandersetzung in die nächste. Das Dominion, die Borg, der Typhon-Pakt – sie alle haben uns zugesetzt. Manche von uns haben darüber sogar ihre Ideale vergessen. Und auch wenn wir die Spuren dieser Konflikte immer noch spüren, stehen wir hier draußen ganz neuen, nicht minder gefährlichen Herausforderungen gegenüber. Wir leben nicht in friedlichen Zeiten, sondern in denen des Umbruchs. ›Einfach‹ ist da eine Illusion.«

»Das Gefühl habe ich auch«, stimmte Lieutenant Commander Lenissa zh’Thiin Roaas zu. Die junge, andorianische Sicherheitschefin saß neben dem Ersten Offizier. Sie hatte die Arme auf den Konferenztisch gelegt und schaute zu ihrem Captain. Ihre kurzen Antennen, die aus dem dichten weißen Haar ragten, bewegten sich unruhig hin und her. Sie verrieten ihre Anspannung und ihre wachsende Ungeduld fast besser als ihr Tonfall. »Seit dem terroristischen Attentat, dem unsere Sternenbasis 91 zum Opfer fiel, sind inzwischen zwanzig Tage vergangen. Und obwohl weitere Angriffe folgten, stehen wir unverändert vor einem Rätsel.«

»Nicht ganz, Commander«, widersprach Lieutenant Commander Mendon mit einigem Nachdruck. Der Chefwissenschaftler saß zh’Thiin gegenüber auf Adams’ linker Seite. Sein Respirator, den er als Benzit zum Atmen benötigte, dampfte leise vor sich hin. »Auf der renaoschen Hauptwelt Onferin haben wir viel erfahren, auch dank der Klingonen von der Bortas. Und immerhin sind wir der Spur der Terroristen von Onferin über Lhoeel bis hierher nach Xhehenem gefolgt.«

Die I.K.S. Bortas war ein Schiff der Vor’cha-Klasse, das die Prometheus auf ihrer riskanten Reise ins Unbekannte begleitete. Sie schwebte inzwischen ebenfalls im All jenseits der Fenster, gleich oberhalb der grünen und ockerfarbenen Kugel namens Xhehenem. Seit eine ihrer Bergbaukolonien von denselben scheinbar unsichtbaren Gegnern angegriffen und zerstört worden war, auf deren Konto angeblich auch die Vernichtung von Sternenbasis 91 ging, hatten die Klingonen ein ebenso starkes Interesse daran, den Übeltätern auf die Schliche zu kommen. Allerdings ließen sie es dabei deutlich an Geduld und diplomatischem Geschick mangeln – zumindest vermisste Adams beides an Captain Kromm, dem oft aufbrausenden Kommandanten der Bortas.

»Aber erreicht haben wir nichts«, gab zh’Thiin zurück. Auch sie schien der aktuelle Stand ihrer Mission ziemlich zu frustrieren. Ein Grund mehr, dass sie neue Schritte planten und sich neu aufstellten. »Auf Lhoeel verlief die Spur ins Leere, nachdem wir uns mit Mühe und Not eine Ermittlungserlaubnis erkämpft haben – und hier beginnt das gleiche Spiel von vorne. Und die ständigen Drohungen unserer Mitstreiter machen es nicht leichter, mit diesen starrsinnigen Renao umzugehen.«

Adams lehnte sich auf seinem Sitz zurück und faltete die Hände vor dem Bauch. »Die Klingonen sind uns in der Tat nicht nur eine Hilfe«, urteilte er. »Sie sind auch …« Hilfesuchend drehte er den Kopf zu Roaas. »Wie sage ich es am diplomatischsten?«

»Am besten gar nicht«, antwortete der Caitianer trocken und mit hörbarem Frust in der Stimme.

Adams nickte. Dann hatte Roaas es also auch bemerkt. Er und der Commander waren gerade von einer weiteren fruchtlosen Unterredung mit Kromm und dessen Führungsriege – dem patenten Ersten Offizier L’emka und dem für Adams’ Geschmack ein wenig zu entspannten Sicherheitschef Rooth – zurückgekehrt, und die Bortas hatte sich ihnen ein weiteres Mal als erschreckend uneinsichtig präsentiert. Kromm, so wirkte es auf Captain Adams, hatte nur den schnellen Erfolg im Blick und scherte sich nicht darum, im Reich der Renao langfristig Unterschiede zu bewirken. Die Geheimnisse des Clusters kümmerten ihn genauso wenig wie die erst kürzlich untermauerte Theorie, laut der die dort heimischen Renao von einer unbekannten Macht mental beeinflusst wurden – was ihre untypische, aber nicht mehr von der Hand zu weisende Aggressivität gegenüber Fremden erklären mochte. Adams wollte Antworten, wollte den Renao helfen. Kromm hingegen drängte darauf, die klingonischen Opfer der Terrorakte zu rächen, um sich vor der Regierung seines Reichs in ein positives Licht zu rücken. Antworten interessierten ihn nur, wenn sie in gegnerischem Blut verfasst wurden.

Doch das war noch nicht einmal das Schlimmste.

»Die Bortas hat Geheimnisse vor uns«, sprach Roaas aus, was auch Adams beschäftigte. »Sie weiß mehr, als sie offenlegt. Ich kann das nicht begründen und auch nicht beweisen, aber ich ahne es. Und ich glaube, Kromm erhofft sich davon einen Vorteil, einen Vorsprung uns gegenüber. Das könnte noch zu gewaltigen Problemen führen, falls es hier draußen hart auf hart kommt.«

»Was für Geheimnisse?«, wollte zh’Thiin wissen.

Bevor Roaas abermals seine Unkenntnis äußern konnte, ergriff der fünfte und letzte Anwesende dieser internen Lagebesprechung das Wort. Botschafter Spock saß neben Mendon. Bislang hatte er dem Gespräch still zugehört – die Augen geschlossen und die Fingerkuppen vor der Nasenspitze aneinandergelegt. Nun aber sah er Adams an und beugte sich vor. »Ich fürchte, ich muss dem Commander beipflichten, Captain. Kromm mag seit den Ereignissen auf Onferin von neuem Ehrgeiz erfüllt sein, offener ist er dadurch aber nicht geworden, im Gegenteil. Es wird unsere Aufgabe nicht leichter machen, wenn wir neben den externen auch mit internen Problemen zu kämpfen haben. So wie ich das sehe, glaubt unser klingonischer Missionspartner, einen heimlichen Trumpf im Ärmel zu haben – wenn Sie mir diese irdische Formulierung gestatten.«

»Und diesen Trumpf will Kromm nicht mit uns teilen«, folgerte zh’Thiin.

Ihr Blick sprach dabei Bände. Sie hatte wenig für die unkooperative Art der klingonischen Besatzung übrig. Als Andorianerin neigte sie zudem dazu, ihrem Unmut schneller Luft zu machen, als es Vertreter mancher anderer Spezies taten. Außerdem war sie während der Ermittlungen auf Onferin von radikalen Renao entführt und beinahe getötet worden. Von Anhängern einer terroristischen Vereinigung namens Reinigende Flamme, genauer gesagt, die vermutlich hinter den Terrorakten steckte und deren Spur die Prometheus und die Bortas nun bis in den Orbit der Clusterwelt Xhehenem gebracht hatte. Auch das nagte merklich an ihrem Geduldsfaden.

»Wir wissen also, dass wir nichts wissen«, fasste Adams zusammen. Sein Blick ging zu den Fenstern und zu der neuen fremden Welt, die jenseits der Scheiben auf ihn wartete wie so viele andere vor ihr. »Und dort unten will man uns nicht haben. Einmal mehr.«

Auch das war inzwischen zur ebenso lästigen wie belastenden Norm dieser Mission geworden: Wo immer die Prometheus und die Bortas haltmachten, begegneten ihnen die renaoschen Einheimischen im besten Fall mit Skepsis, wenn nicht gleich mit offener Ablehnung. Dank einer Abmachung mit der zentralen Regierung auf der Hauptwelt Onferin durften sich die beiden Besatzungen inzwischen frei im Cluster bewegen und jede Welt besuchen, die im Zuge ihrer Ermittlungen relevant war. Doch deswegen hieß man sie dort noch lange nicht willkommen, das hatte zh’Thiin treffend bemerkt. Im Gegenteil: Auch Barrah ak Samooh, der schmalgesichtige und ziemlich engstirnig wirkende regierende Verwalter Xhehenems, hatte Adams bei dessen Kontaktaufnahme unumwunden klargemacht, wie wenig er von einem Besuch durch clusterfremde Wesen hielt. Zwar verurteilte ak Samooh die terroristischen Taten, zu denen sich die Reinigende Flamme bekannt hatte, zutiefst, sie waren für ihn aber kein Grund, Fremden zu erlauben, seine Heimatsphäre zu durchsuchen und deren Harmonie zu stören.

Adams verstand den Verwalter. Das war Teil des Problems. Mit seinen sechzig Jahren hatte der erfahrene Captain in den Weiten des Alls bereits mehr als genug gesehen und erlebt, um ak Samoohs Ansichten zu respektieren. Andere Welten hatten andere Sitten, und wer sein Gegenüber ernst nehmen wollte, der musste auch dessen Weltsicht ernst nehmen. Auf diesem Prinzip basierte die gesamte Föderation: Stärke durch Vielfalt. Stärke durch Respekt.

Adams wollte ak Samoohs Wunsch – und den der meisten Renao, denen er bislang begegnet war – nicht missachten. Doch er ahnte, dass ihm keine andere Wahl bleiben würde. Auch um der Renao willen.

»Falls die Reinigende Flamme tatsächlich auf Xhehenem zu finden ist«, sagte Spock, »bleibt uns nichts anderes übrig, als den Planeten zu besuchen. Das Wohl vieler wiegt schwerer als das Wohl weniger.« Er zögerte kurz, und als er weitersprach, war sein Tonfall so leise wie eine ferne Erinnerung. »Zumindest meistens.«

Roaas nickte. »Dem stimme ich zu. Einige der Renao leiden unter einer mentalen Beeinflussung durch eine fremde Macht. So viel glauben wir bereits zu wissen. Und je tiefer wir in den Cluster vordringen …«

»Desto intensiver wird dieser Fremdeinfluss«, beendete Mendon den Satz ein wenig übereifrig. Er berührte ein Padd, das vor ihm auf dem Tisch lag, und hinter Adams erwachte der in die Wand eingelassene große Monitor zum Leben. »Schauen Sie hier. Ich habe den aktuellen Stand unserer stellarkartografischen Informationen in einer Karte des Clusters zusammengefasst, die meine Mitarbeiter laufend aktualisieren. Wenn ich hier draufdrücke«, er berührte eine weitere Taste auf dem Padd, »sehen Sie auch die Auswertungen unserer Begegnungen mit den Einheimischen berücksich…«

Mendon verstummte. Sein Kopf zuckte vor Verblüffung leicht zurück. An der Sternkarte, die er aufgerufen hatte, zeigte sich keine Veränderung. »Einen Moment bitte«, murmelte er irritiert und besah sich das Padd. »Ich habe doch … Ah, jetzt sollte es gehen.« Wieder berührte er das rechteckige flache Datengerät, und wieder geschah nichts. »Was?«, flüsterte der Benzit. Sein eigenes Unvermögen schien ihn zu entsetzen.

Adams ließ ihn gewähren. Der Commander würde seine Präsentation schon in Gang bekommen, das wusste er. Bis dahin konnten sie abermals nur warten.

Seufzend sah er zu Commander Roaas. »Gibt es schon neue Erkenntnisse bezüglich des eigenartigen Antriebs, über den die Schiffe der Flamme verfügten, denen wir über Onferin begegnet sind?«

»Nur bedingt, Sir«, antwortete der Caitianer. »Commander Kirk hat sich diesbezüglich, wie beauftragt, mit Yilaah ak Brekuul kurzgeschlossen, dem Minister für Industrie und Forschung aus Ratsmitglied Shamar ak Mousals Stab auf Onferin. Laut dem Minister arbeitet die renaosche Industrie tatsächlich seit einiger Zeit an einem neuartigen Antriebssystem. Dieses erlaubt sogenannte ›Sonnensprünge‹ über eine Strecke von bis zu dreißig Lichtjahren hinweg – in absoluter Nullzeit.«

Zh’Thiins Antennen bogen sich alarmiert nach vorne. »Dreißig Lichtjahre?«

Auch Adams runzelte die Stirn. Die Erinnerung an das eigenartige, plötzliche Verschwinden des Schiffes über Onferin beschäftigte ihn seit Tagen. Und diese neuen Informationen machten die Situation nicht gerade angenehmer – ganz im Gegenteil!

»Ak Brekuul versichert uns glaubhaft«, sagte Roaas, »dass sich die Technik noch im Entwicklungsstadium befindet. Mehr als einen Prototyp, der gerade getestet wird, gibt es noch nicht. Auch ak Mousal selbst verbürgt sich für diese Information.«

»Was nichts daran ändert, dass dieser Antrieb existiert«, sagte die Andorianerin. »Wir haben es selbst gesehen. Die Flamme hat ihn!«

»Der Minister vermutet einen Fall von Industriespionage«, erklärte Roaas. Seiner Miene nach zu urteilen, gefiel ihm diese Wahrheit ebenso wenig wie allen anderen Anwesenden. »Aber: Ja. Die Flamme hat den Antrieb. Er ist auf Onferin seit etwa vier Jahren in der Entwicklung, sagt man uns. Hätte die Föderation engere Kontakte – beziehungsweise überhaupt Kontakte – zu den Renao gehabt, wären wir jetzt vermutlich nicht so überrascht.«

Adams nickte. Das Schweigen der Renao war ein ernstes Problem, und es wuchs mit jedem verstreichenden Tag. »Was wissen wir über seine Spezifikationen?«, hakte er nach. Nur mit Mühe gelang es ihm, das kalte Gefühl zu ignorieren, das sich in seinem Magen ausbreitete.

Roaas berührte seinen Kommunikator. »Roaas an Kirk.«

»Sprechen Sie, Sir«, erklang sofort die Stimme der Chefingenieurin.

»Commander, informieren Sie uns bitte kurz über den Sonnenspringerantrieb der Renao.«

Kirk seufzte. Auch ihr missfiel diese Technologie merklich, zumindest in Feindeshand. »Sir, ich konnte mich bislang nur oberflächlich mit der technologischen Entwicklung der Renao-Kultur beschäftigen. Ich meine allerdings, dass ihre Forschung in den vergangenen Jahren unglaubliche Fortschritte gemacht hat – unter anderem im Bereich der Antriebstechnologie. Die Sonnenspringertriebwerke erlauben es einem Schiff theoretisch, innerhalb eines bestimmten Radius ohne nennenswerte Zeitverzögerung von einer Sonne zu einer anderen zu reisen.«

»Von Sonne zu Sonne?«, wiederholte Adams.

»Ja, Captain. So steht es in Minister ak Brekuuls Unterlagen. Wie es aussieht, sind die Antriebe imstande, den Raum zu falten und dann einen Riss zu erzeugen, durch den das Schiff zum Zielort springt. Dabei werden die Gravitationsfelder der Start- und der Zielsonnen sozusagen als Anker verwendet, zwischen denen der Normalraum zusammengezogen wird. Die technischen Spezifikationen und quantenphysikalischen Berechnungen, die dem Ganzen zugrunde liegen, sind unglaublich kompliziert. Ich muss gestehen, dass ich Schwierigkeiten habe, in den Details durchzusteigen.«

»Vielleicht kann ich helfen«, bot Spock an. »Meine Zeit als wissenschaftlicher Offizier liegt zwar schon ein paar Jahre zurück, aber ich versuche, informiert zu bleiben.«

»Gute Idee«, meinte Adams. »Sie und Commander Mendon sollten enger mit Kirk zusammenarbeiten. Alles, was wir über diesen Antrieb in Erfahrung bringen können, bevor wir dem Sonnenspringerschiff der Terroristen erneut begegnen, ist wichtig.« Er wandte sich wieder dem Komm-System zu. »Commander Kirk, gibt es noch etwas, dass Sie uns darüber sagen können? Gibt es eine Schwäche?«

»Die gibt es tatsächlich«, erwiderte Kirk. »Diese ›Sprünge‹ bedeuten einen immensen Energieaufwand. Deswegen ist der Radius, in dem sie den Renao möglich sind, von der individuellen Leistungsstärke des jeweiligen Schiffes abhängig. Und nach einem Sprung wird eine mindestens vierundzwanzigstündige Regenerations-phase benötigt, bevor ein Sonnenspringer erneut genug Energie gesammelt hat, um auf diese Art zu reisen.«

»Insgesamt sind mit dieser Technologie Sprünge von maximal dreißig Lichtjahren Strecke möglich, korrekt?«, erkundigte sich Roaas erneut.

»Ganz genau, Sir. Bei größeren Entfernungen wird der Energiebedarf zu hoch und die Hypergeometrie des künstlichen Raumrisses instabil. Da unser Zielschiff aber eher klein war, gehe ich davon aus, dass der Antrieb höchstens die nötige Leistung für Sprünge über zwanzig Lichtjahre schafft.«

»Schlimm genug. Selbst mit Warp 9,99 würde das ein knappes Wettrennen werden.«

»Das ist wohl wahr, Sir. Der Minister zeigte sich glaubhaft entsetzt darüber, dass diese experimentelle Technik in die Hände von Terroristen gefallen sein soll, aber … Nun ja.«

Adams nickte. Das ließ sich nun tatsächlich nicht mehr ändern.

»Entsetzt waren die Romulaner auch«, sagte zh’Thiin unbeeindruckt. »Und trotzdem hat die Flamme ihnen die Scorpion-Jäger gestohlen.«

»Danke, Commander Kirk«, sagte Roaas und trennte die Verbindung.

»Das sind keine guten Nachrichten«, murmelte Adams. Er sah zu Mendon. Der Benzit hatte dem Gespräch aufmerksam zugehört. Nun widmete er sich wieder seinen eigenen technischen Schwierigkeiten.

Spock war inzwischen aufgestanden und um den Tisch herumgetreten. Neben Adams blieb er stehen und sah wie dieser auf Mendons auf dem Monitor prangende Karte. Dann wanderte sein Blick zu den Fenstern und den roten Nebeln hinter Xhehenem. »Wir wissen, wo wir sind, Captain«, sagte der alte Vulkanier leise. »Aber wissen wir auch, gegen wen wir hier kämpfen?«

Adams seufzte wieder. »Ich hoffe es, Botschafter. Ich hoffe es sogar sehr.«

3

21. NOVEMBER 2385
U.S.S. PROMETHEUS, IM ORBIT ÜBER XHEHENEM

Das Steuerbord 8 war das wohl beliebteste bordinterne Ausflugsziel auf der Prometheus