Inhaltsverzeichnis

Hä …? Ein Geleitwort von Michael Niavarani

Vorwort

Wie startet die Expedition?

Bogdan Roščić, Attila Dogudan, Uli Brée, Klaus Maria Brandauer, Harald Schmidt, Marina Hoermanseder, Pizzera & Jaus, DariaDaria, Florian Gschwandtner, Nele Neuhaus

Wo beginnt das Glück?

David Steindl-Rast, Udo Jürgens, Gerlinde Kaltenbrunner, Thomas Gottschalk, Richard David Precht

Wodurch geschieht Entwicklung?

Georg Fraberger, Rolando Villazón, Thomas Stipsits, Christina Stürmer, Campino, Gottfried Helnwein, André Heller

Wie beschreite ich den Weg nach innen?

Matthias Strolz, Ursula Karven, Ha Vinh Tho

Wie gelingt die Liebe?

Katharina Straßer, Gert Voss, Senta Berger, Dagmar Koller & Helmut Zilk

Wann hilft Humor?

Gerda Rogers, Peter L. Eppinger, Wolfgang Puck, Stermann & Grissemann, Rainhard Fendrich, Josef Hader, Nina Proll, Gregor Bloéb, Karl Wlaschek, Karlheinz Hackl, Michael Ostrowski, Michael Niavarani

Was macht Erfolg?

Robert Palfrader, Tobias Moretti, Veronica Ferres, Christoph Waltz, Nena, Klaus Maria Brandauer, Marcel Hirscher, Elisabeth Gürtler, Helene Fischer, Peter Simonischek, Marco Michael Wanda

Was lerne ich aus Scheitern?

Elyas M’Barek, Jamie Oliver, Harald Krassnitzer, Josef Zotter, Felix Neureuther, Thomas Bubendorfer

Wie akzeptiere ich das Älterwerden?

Manfred Deix, Georg Danzer, Robbie Williams, Natascha Kampusch, Iris Berben, Nadja Bernhard, Sarah Wiener, Niki Lauda, Andreas Vitásek

Wie verkraftet man den letzten Abschied?

Erika Pluhar, Ursula Karven, Herbert Grönemeyer, Adele Neuhauser, Ulli Ehrlich, Maria Köstlinger

Wo finde ich Gott?

Markus Hengstschläger, DDr. Wolfgang Graninger, Samuel Koch, Kardinal Christoph Schönborn, Jürgen Fliege, Pater Georg Sporschill

Was bleibt in Erinnerung?

Markus Rogan, Wolfgang Ambros, Nina Proll, Reinhold Mitterlehner, Peter Pilz, Margit & Heinz Fischer, Christian Kern, Sebastian Kurz, Heinz-Christian Strache, Arik Brauer, Lorenz Gallmetzer, Eveline Wild, Falco

Danksagung

Hä …?
Ein Geleitwort von Michael Niavarani

Nein, das ist kein Druckfehler, das ist tatsächlich die Überschrift meines Vorwortes zu diesem Buch. Normalerweise halte ich ja Vorwörter für entbehrlich. Also ganz ehrlich, was erwartet sich eine Autorin davon, außer exzessive Lobhudelei und die Möglichkeit, damit angeben zu können, dass Österreichs beliebtester Komiker sich für ihr aus verschiedenen Interviews zusammengestoppeltes Buch mühsam ein Vorwort aus den Fingern gesogen hat? Normalerweise hätte ich ja abgesagt, dankend, mit Tränen in den Augen vor Rührung, dass man da an mich gedacht hatte – aber leider, die Zeit, der Stress, der Urlaub … und außerdem muss ich mir noch die Zehennägel schneiden. Normalerweise! Aber bei einer großartigen Journalistin wie Claudia Stöckl ist nichts »normalerweise«.

Alles an ihr ist eine Ausnahme. Man findet nicht alle Tage eine Frau, die zu den bekanntesten und beliebtesten Menschen des Landes gehört und die in ihrer Genialität bescheiden und, wie man sagt, am Boden geblieben ist. Und die es wie niemand anderer auf diesem Planeten beherrscht, in Interviews eine Atmosphäre der Geborgenheit herzustellen, dass man als Interviewpartner Dinge von sich hergibt, die man nicht einmal in seinen Memoiren schreiben würde.

Wenn Claudia Stöckl etwas kann, dann Fragen stellen.

Aber kommen wir zurück zu meiner Überschrift: Hä? »Hä« ist die Mutter aller Fragen, die Urfrage sozusagen, die Essenz des Menschseins. Alle Menschen, die heute leben, stammen von einer Population von 200.000 Individuen ab. Das ergibt der weltweite Vergleich unseres Genoms. Wenn dem so ist, dann muss es auch einen kulturellen Beweis dafür geben, nicht nur einen biologischen. Nun, jetzt kann man sagen, wir alle bauen Häuser, haben eine Sprache, verhalten uns im Grunde sehr ähnlich, wenn nicht überhaupt komplett gleich, nur eben auf unterschiedlichen kulturellen Oberflächen. Das heißt, es muss auch in unseren verschiedenen Sprachen mindestens ein Element geben, das universell ist. Einen Satz, den alle Menschen auf der ganzen Welt verstehen, ohne ihn übersetzen zu müssen. Denn wenn diese 200.000 Individuen in irgendeiner Form miteinander kommuniziert haben – und das müssen sie, sonst hätten sie nicht überlebt –, dann muss etwas aus dieser Zeit übriggeblieben sein. Ein Wort, eine Phrase, ein Satz, der uns alle miteinander verbindet und beweist, dass wir Brüder und Schwestern sind. Und ich habe nach langem Forschen diesen Satz gefunden. Ein Satz, der ohne Übersetzung in China, England, Afghanistan, Schweden oder sonst wo auf der Welt verständlich ist. Und dieser Satz lautet: »Wie bitte?« Allerdings nicht in dieser komplexen Form, sondern in seiner ursprünglichen Erscheinung: »Hä?« Dieses »Hä?« ist es, das uns zu Menschen macht.

Von Urzeiten an laufen wir durch diese Welt und fragen uns, was das alles soll, wie das alles funktioniert und warum alles so ist, wie es ist, und ob es denn nicht doch vielleicht ganz anders ist, als es scheint. Fragen zu stellen ist es, was uns von allen anderen Tieren dieser Erde unterscheidet. Und niemand ist so sehr Mensch wie Claudia Stöckl. Ist »Hä?« der Beginn der Evolution des Fragens, dann ist Claudia Stöckl die Krone der Interview-Schöpfung.

Ich selbst hatte achtmal das Vergnügen, mich im Dschungel von Claudia Stöckls Fragen gemeinsam mit meinen Emotionen und Erinnerungen verlaufen zu dürfen. Aber sind es nicht ebendiese Umwege, die wir manchmal machen, die uns zu neuen Gefilden unseres Selbst bringen? Ich saß da vor dem Mikrofon, eingebettet in liebevolles Verständnis und zärtlich fordernde Neugier, und hörte mich über Intimstes sprechen. Plötzlich habe ich die Wahrheit nicht mehr mit einem Scherz, einer Pointe verkleidet, sondern ließ sie nackt und ehrlich durch den Raum gleiten. Schließlich waren wir ja allein, nur Claudia und ich … ach ja, und dann auch noch fast eine Million Zuhörer.

Keine Frage, dass man nach den zwei bis drei Stunden, die diese Operation an der offenen Seele dauert, verunsichert ist, sich denkt, man hat eigentlich nur dummes Zeug geredet, zu viel von sich preisgegeben und war komplett unlustig, außerdem wird es sich allen offenbaren, was für ein bedeutungsloses Mitglied der Gesellschaft man ist. Aber dann, wenn dann der Sonntagvormittag, an dem man »gesendet« wurde mit der Stöckl, wenn der dann vorbei ist – dann erhält man eine Woche lang ausschließlich Komplimente. Wie toll das Interview war. Was man für g’scheite Sachen gesagt hat. Wie sympathisch man rübergekommen ist.

Und wir alle, die wir bei ihr in der Sendung waren, wir alle wissen, das ist nicht unser Verdienst, dass ist die Fähigkeit von Claudia Stöckl, das klare Wasser unserer Antworten in edlen Wein zu verwandeln.

In diesem Sinne: Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, viel Vergnügen bei der Lektüre.

Und Dir, Claudia, tausend Dank.

Dein Nia!

Vorwort

Mein Entschluss, dieses Buch zu schreiben, ist das Resultat einer Bewegung. Nein, nicht einer solchen, wie sie in der Politik immer öfter aufkommt. Nicht jener, wie sie Emmanuel Macron oder Sebastian Kurz im Wahlkampf für sich beanspruchten.

Es war im Jänner 2017, zum 20-Jahr-Jubiläum von »Frühstück bei mir«: In einer dreistündigen Spezialsendung präsentierte ich die berührendsten, emotionalsten, aufregendsten Passagen aus den zwei Sendungsjahrzehnten. Wochenlang hatte ich Interviews durchgehört, um die Highlights zu finden: Falco sprach da über Krise und Entwicklung, Udo Jürgens über Glück oder Alex und Angela Pointner über den langen Abschied von ihrer Tochter. Mein lieber Kollege Andi Knoll führte durch diese Spezial-Sendung, damit auch ich einmal die Befragte sein und das Erlebte einordnen konnte – tausende »Radio-Frühstücke« lagen hinter mir, ein langer Weg mit zehntausenden Tassen Kaffee und hunderttausenden klugen, bereichernden, witzigen Sätzen, Ansichten über das Leben, die ich bei großen Persönlichkeiten erfragen und Sonntag für Sonntag mit einer Million Ö3-Hörern teilen durfte.

Die Bewegung rund um dieses Jubiläum entstand für mich dann innen drin, eine Form der Rührung und auch des Staunens bei diesem ausführlichen Blick zurück. So oft erlaube ich mir die Betrachtung der Vergangenheit ja nicht, geht es doch Woche für Woche schnurstracks weiter, Augen und Gedanken klar nach vorn gerichtet, immer den nächsten Sonntag als Ziel im Blick. Aber diesmal, rund um das Jubiläum, wurde mir wieder bewusst: So viel Wichtiges ist in »Frühstück bei mir« gesagt worden. So viel, das verdient, erinnert zu werden. So viel Wertschätzung, die ich auch immer wieder rund um die Sendung erfahre. So viele Hörer, die mich wissen lassen, dass ihnen der Sonntagvormittag auf Ö3 etwas bedeutet, ein besonderes Ritual voll Neugierde, was heute wieder kommt. Hörer, die meinen, dass die Gespräche am Frühstückstisch mehr sind als ein Geplaudere im Radio, während die Kaffeemaschine läuft. Dass viele Sätze hängen bleiben und oft auch Wegweiser sind für eine neue Richtung, die es einzuschlagen gilt, oder einfach helfen, manches zu verstehen.

Die Fülle des Lebens begegnet mir in jedem meiner Gäste, deshalb heißt dieses Buch »Interview mit dem Leben« – ihre Erzählungen schildern das, was uns das Leben sagen will. So wie der große Psychiater und Philosoph Viktor E. Frankl meinte: Nicht wir stellen Fragen – wir erleben uns als die vom Leben Befragten. Es liegt an uns, die Antworten zu finden, zu übersetzen, was wir erfahren. Auch meine Erlebnisse haben mir dabei geholfen. Diese persönlichen Aspekte sollen in dem Buch nicht fehlen, und ich schildere für jede Lebensfrage auch meine Gedanken und Schlüsse.

Das Buch zu schreiben, neben den vielen Stunden, die nötig sind, die wöchentlichen Sendungen entstehen zu lassen, und meiner ehrenamtlichen Arbeit für mein Hilfsprojekt »ZUKI – Zukunft für Kinder«, war eine große Herausforderung, es hat viel länger gedauert als angenommen. Das kommt davon, wenn man zu viel will im Leben, hat Ex-Politiker Matthias Strolz vor kurzem am Ö3-Frühstückstisch zu mir gesagt. Er sprach eigentlich über sich, aber auch ich fühlte mich erkannt in diesen dutzenden Ideen, die täglich im Kopf schwirren und auf Verwirklichung warten, auch das ist ein Satz, der bei mir hängen geblieben ist. Nicht zu viel wollen, sondern das Richtige wollen, darum geht es. Und das Richtige ist dieses Buch zweifellos.

Jetzt will ich allerdings nur noch eines: dass es Ihnen Freude bereitet, in die Erzählungen des Lebens einzutauchen. Dass Sie besondere Sätze erkennen, möglicherweise auch Ihre Antworten finden. Dass vielleicht auch eine Form der inneren Bewegung bei Ihnen entsteht.

Was sollen Ihre letzten Worte sein? Diese Frage steht immer am Ende von »Frühstück bei mir«, und ORF- Generaldirektor Alexander Wrabetz meinte da: Ich möchte nicht wie Simón Bolívar sagen: »Ich habe das Meer gepflügt.« Ich würde mir wünschen, dass etwas von dem, was ich gemacht habe, bleibt.

Hier ein paar Seiten, die vielleicht bleiben, als Erinnerung an meinen langen Weg. Ich bedanke mich bei allen meinen »Frühstücks«-Gästen (auch jenen, die aus Platzgründen nicht im Buch vorkommen), die eine, oft auch mehrere Etappen mit mir darauf zurückgelegt haben. Die mit mir und uns geteilt haben, wie das Leben zu ihnen spricht. Und natürlich bei Ihnen allen, die zuhören.

Ihre Claudia Stöckl

Danksagung

Gastronom Bernd Schlacher, der von 400 bis 500 Reaktionen auf unsere Sendung erzählte, ob per E-Mail, WhatsApp, Facebook oder Instagram, und dass, wie er dort auch erfuhr, halb Öster- reich nun »Egg Clouds« probierte, die er mir – samt Rezept – zum Früh stück aufgetischt hatte. (Die gehen übrigens so: Eischnee auf einem Backblech zu Wölkchen formen, mit Dotter darauf 15 Minuten backen und auf getoastetem und mit Guacomole bestrichenem Brot servieren.) Mein Kollege Tom Kamenar, der im Ö3-»Frühstück« die ersten Jahre in Österreich als Kind geflohener Slowaken beschrieb und dass seine Mutter die Schokobrezel nicht kaufen konnte, die er so liebte, weil kein Geld da war. Noch während unserer Sendung bekam Tom unzählige Reaktionen darauf – und ein Hörer schickte sogar eine Packung dieser Schokobrezel zu ihm nach Hause, gerührt, diese Geschichte via Ö3 zu erfahren. Oder Kabarettist Klaus Eckel, mit dem ich in unserem Gespräch 2015 über Flüchtlingshilfe diskutiert hatte und der danach, angeregt durch meine Fragen, einen Flüchtling bei sich zu Hause aufnahm – all das sind Beispiele, was »Frühstück bei mir« allein bei den Gästen bewegt hat, ganz abgesehen von der medialen Betrachtung, manchmal sogar europaweit, über die vielen Jahre, immer natürlich befördert durch die große Reichweite von Ö3. Bücher wurden zu Bestsellern, Newcomer zu Namen, die man kennen sollte, und wenn ich junge Stars wie Schauspieler Johannes Nussbaum, den Simon aus den »Vorstadtweibern«, oder Bloggerin Madeleine Alizadeh alias DariaDaria interviewe, schlägt mir oft die gewisse Ehrfurcht entgegen, mit der die nächste Generation jemandem begegnet, der ihre Kindheit begleitete und der mit seinem Mikrofon weit weg, fast unerreichbar schien – und plötzlich da ist, um jetzt tatsächlich auch die eigene Lebensgeschichte einzufangen. ORF-Koch Andi Wojta gestand mir – wie manch andere Gäste –, dass es ein ganz großes Ziel für ihn darstellte, einmal am Ö3-»Frühstücks«-Tisch zu sitzen, weil da dürfen nur die sprechen, die es wirklich geschafft haben (was natürlich Definitionssache ist, wer es nun wirklich geschafft hat). Als ich jedenfalls dann bei ihm zu Hause saß und ihn befragte, meinte Andi lachend: Jetzt muss ich ein neues Ziel im Leben finden. Die Geschichte, die er bei mir erstmals erzählte, wie er mit der Krebserkrankung seiner Mutter umging und, obwohl gerade hoffnungsvoller Jungkoch im Münchner Gourmettempel »Aubergine«, nach Wien zurückkehrte, um der Mama zu helfen, ihre Kantine weiterzuführen, war übrigens auch so eine, die hunderte Reaktionen brachte. Es rührt und ehrt mich, dass eine Sendung, die ich als weißes Blatt übernommen habe, mittlerweile solche Zeilen trägt.

21 Jahre »Frühstück bei mir« liegen also hinter mir, 1050 Sendungen, und ich darf von mir behaupten, eine starke Ö3-Marke geprägt zu haben, die relevant ist, für Qualität steht und noch immer glänzt. Das macht mich froh – und zutiefst dankbar. Und dieser Dankbarkeit möchte ich hier Ausdruck verleihen.

Zuallererst möchte ich mich bei »Frühstück bei mir«-Erfinder Bogdan Roščić bedanken, der mich mit der Moderation und Gestaltung dieser Sendung betraute und an mich glaubte, noch bevor ich es tat (wie das genau war, ist im ersten Kapitel beschrieben). Auch 21 Jahre später sind die Ansprüche und das Tempo gleich, wenn nicht höher, noch immer geht es darum, Woche für Woche den besten Gast zu finden, eine spannende Ansage zu liefern, das Frühstück zum Thema zu machen: Hier legt Ö3-Chef Georg Spatt die Latte hoch, und das ist wohl auch ein Grund für den Sendungserfolg. Danke an ihn, dass er mir diese Aufgabe schon so viele Jahre anvertraut, auch mit der nötigen Freiheit, um mich (und den Gast) zu entfalten! Danke auch an Ö3-Wortchef Martin Harjung, der mich im manchmal sehr mühsamen »Frühstücks«-Alltag, im Dschungel der Ab- und Zusagen und Forderungen der Managements, der schrägen Erlebnisse und starken Sprüche, der medialen Beben, Konflikte oder kuriosen Begehrlichkeiten, begleitet, immer auch mit der nötigen Portion Humor.

Als ich 1992 zu Ö3 kam, saß da ein Redakteur mit schulterlangen Haaren im letzten Stock des Wiener Funkhauses: Christian »Grisu« Gartner, der, ebenso wie ich, für Dominic Heinzl arbeitete, woran wir uns heute erinnern wie Veteranen an ihre Zeit an der Front. In dieser Zeit sind wir wahre Freunde geworden, und mittlerweile ist »Grisu« Gartner Ö3-»Wecker«-Chef sowie Texter und Gestalter meiner wöchentlichen »Frühstücks«-Promo. Danke, liebster Grisu, für deine nie versiegende Quelle an kreativen Zugängen zu jedem Gast und für deine wunderbare Freundschaft in jeder Lebenslage! Danke auch an Judith Krieger, die mir neuerdings mit so viel Begeisterung und journalistischer Kompetenz bei der Recherche hilft, an Erhard Fichtenbauer als hingebungsvollen Produzenten, der manchmal auch länger bleibt, und Martin Krachler, der mich immer wieder als Fotograf begleitet und mit seinen fantastischen Bildern den Interview-Begegnungen Hochglanz verleiht. An Petra Jesenko, Verena Enzi, Claudia Zinkl für die kontinuierlich gute Pressearbeit und natürlich an das gesamte Ö3-Team, das – in Zusammenhang mit dem »Frühstück« oder ganz abseits davon –einfach großartig ist!

Wenn du etwas machen wirst, dann wird es immer für viele sein, hat mir meine Mutter, die Hobby-Astrologin ist, vorausgesagt, schon als ich ein Kind war, sie konnte das in einer bestimmten Konstellation in meinem Geburtshoroskop erkennen. Und es ist so! Im Radio spreche ich zu vielen, ja hunderttausenden Menschen, und ich kümmere mich nicht um ein oder zwei, sondern viele Kinder. Wirklich viele, mittlerweile sind es 800, im Rahmen meines Hilfsprojekts »ZUKI – Zukunft für Kinder«, das ostindischen Kindern von der Straße, aus den Slums oder der verarmten ländlichen Umgebung in ein besseres Leben hilft. In diesem Zusammenhang möchte ich mich zuallererst bei Marlies Steinbach bedanken, mit der ich ZUKI seit nunmehr zehn Jahren als Obfrau leite. Es ist beeindruckend, ihre Liebe für diese Kinder mitzuerleben, gepaart mit schier unendlicher Kraft, für diese bedürftigen Wesen in 7000 Kilometer Entfernung rund um die Uhr zu arbeiten. Danke, Marlies, dass du so ein Wirbelwind positiver Energie bist und mich, wenn mir immer wieder einmal die Luft ausgeht, mitreißt und aufbaust! Danke auch an alle anderen aus dem ZUKI-Vorstand und -Team für die jahrelange nimmermüde ehrenamtliche Arbeit für diese Kinder, und natürlich auch an Xavier Raj, den ehemaligen Mitarbeiter Mutter Teresas, der unser Projekt in Kalkutta so hingebungsvoll leitet, auch an sein Team und alle, die ZUKI unterstützen. Diese Aufgabe hat mein Leben komplett verändert, Bilder aus den Slumgebieten haben sich mir eingebrannt, und ich sehe vieles anders. Es tut gut, die gelungenere Form von sich selbst zu werden, wie André Heller sagt, und das passiert mir ständig durch ein Engagement, das viel umfassender wurde, als ich mir jemals vorgestellt hatte – aber es gilt eine Aufgabe zu finden, die größer ist als man selbst, sagte auch Viktor E. Frankl, in dessen Philosophie ich so viel Wahres entdecken kann, ich habe es jedenfalls gefunden.

Freunde sind wie Sterne – man kann sie nicht immer sehen, aber sie sind immer da, so lautet ein Sprichwort. Ich bin so ein Stern, der oft unsichtbar bleibt, ich habe mir einiges vorgenommen im Leben, und jeder Tag ist zu kurz. Deshalb möchte ich mich besonders bei meinen Freundinnen und Freunden bedanken, die trotzdem noch abheben, wenn ich endlich wieder anrufe. Danke an Jeanny Zorn, wunderbare Freundin über mittlerweile 36 Jahre, für unsere langen Power-Walks im Türkenschanzpark und die immer so inspirierenden Gespräche dabei, an »The Crazy Beauty Doc« Chrissie Hofmann, die mich zu Bert Hellingers Lehre und jener von C. G. Jung gebracht hat und für jede noch so eigenwillige Idee zu haben ist, an die wunderbar-empathische Ruth Fritzer, mit der ich meine erste prägende Indienreise gemacht habe, an Christiane Tauzher, eine der besten Schreiberinnen übrigens, die ich kenne, und die mir immer wieder zeigt, dass Freundschaft ein besonderer Wert ist, den es hochzuhalten gilt, und an Daniela Zeller, mit der die tiefe Verbindung nie abreißt, obwohl wir einander viel zu selten sehen. Danke an Sigrid Obermair für die Begleitung in schwierigen Zeiten und an Peter Waldenberger, der unsere Surovi, ein indisches Mädchen mit schwerer Gefäßmalformation, gerettet hat und seitdem ein so lieber Freund geworden ist. Danke an die »Happinessler« und die »Toni  &  Friends«-Runde, mit denen ich Lebensfreude zelebrieren darf. Und natürlich an Toni Faber, dem ich vieles zu verdanken habe, auch, dass es dieses Buch gibt, denn er versteht es wie kein anderer, Motivationstiefs umzuwandeln, Lebensanliegen zu ordnen und Gott auf sehr menschliche Weise in die Welt zu bringen.

Meinen Eltern ist dieses Buch gewidmet, ich bin dankbar für jede Stunde, die wir miteinander verbringen, in dieser Mischung aus Liebe und Sorge und Herausforderung, die das Leben mit dem Alter bringt. Glück bedeutet Vollständigkeit, dass jeder in der Familie im Herzen der anderen seinen Platz hat, hat Therapeut Bert Hellinger bei mir gesagt. Ich bin gesegnet, dass wir in unserer Familie diese Vollständigkeit leben, und bedanke mich auch bei meinen wunderbaren Geschwistern und ihren tollen Kindern dafür.

Zum Schluss möchte ich mich beim Ecowin Verlag bedanken: bei Verleger Dirk Rumberg für Geduld und Verständnis, als es langsamer ging als gedacht, bei Bettina Stimeder, Arnold Klaffenböck, Barbara Brunner, Gisa Fellerer und allen anderen, die durch ihr Engagement zum Gelingen von »Interview mit dem Leben« beigetragen haben. Bei Hannes Steiner bedanke ich mich dafür, dass er mich in der Idee für das Buch bestärkt hat.

In dem Jahr, als ich an diesem Buch geschrieben habe, sind zwei meiner Freundinnen an Krebs gestorben, beide erst Anfang fünfzig. Ich möchte an Gigi Wagner und Christiane Steiner erinnern, stellvertretend für alle, die uns ein Stück des Weges begleiten, die uns gemeinsame Begegnungen, kluge Sätze, wichtige Gedanken als Schätze hinterlassen und dann, wie es Herbert Grönemeyer gesagt hat, vorausgehen, um es schon einmal schön zu machen. In ihnen erklärt uns das Leben seine Beschaffenheit, nämlich wie kostbar und zerbrechlich es ist. Gemeinsam mit der Liebe bedeutet das die Antwort auf so vieles.

Fragen wir diesmal nicht weiter – sondern handeln wir einfach danach.

Danke auch an Sie alle, die dieses Buch gelesen haben!

BOGDAN ROSCIC: »Nicht das Falsche zu wollen ist – fast – alles im Leben.« ULI BREE: »Du kannst dich entscheiden, ob dein Leben ein Sofa ist oder eine Expedition.« KLAUS MARIA BRANDAUER: »Meine Eltern haben mich immer liebend überschätzt. Daraus resultierte mein unerschütterliches Selbstbewusstsein, und das war sehr hilf­reich für meinen Weg.« HARALD SCHMIDT: »Akzeptiere Kritik nur von den Allerbesten ist ein guter Rat für den Start.« MARINA HOERMANSEDER: »Ich poste vor dem Einschlafen, nach dem Aufwachen, auch viel in der Nacht.« NELE NEUHAUS: »Das Schreiben hat mir den Mut für den neuen Anfang gegeben und die Perspektive: › Ich kann was. ‹ Ich kann auf eigenen Beinen stehen, ich bin mehr als nur die Ehefrau.«

Wie startet die Expedition?

Der Tisch war rund und mit dunkelgrünem Leder verkleidet. An dem saß ich, ahnungslos und neugierig, was auf mich zukommen würde, an diesem Septembertag 1996. Ich war 29 und hatte mein Arbeitsbienen-Dasein mit zwei Jobs, als »NEWS«-Leute-Redakteurin bei Tag und Ö3-Society-Reporterin bei Nacht, schon erstaunlich lange durchgehalten. Jetzt hatte mich also Bogdan Roščić, der neue Chef von Ö3, in sein Büro gebeten. Er blickte mich vielsagend an.

Es geht um den Ö3-»Wecker«, ließ er sofort die Bombe platzen, wohl wissend, dass diese Sendung bei Ö3 nicht an Bedeutung zu überbieten war, und das ist bis heute so geblieben. Die Wucht der Ansage wurde etwas gemildert, als Roščić präziser wurde: Es ist der »Wecker« am Sonntag, über den ich mit dir sprechen möchte. Die Reichweiten an einem Sonntag waren natürlich geringer als die zwei Millionen täglicher »Wecker«-Hörerinnen und -Hörer unter der Woche. Trotzdem klang das alles aufregend, und noch aufregender war, dass ich ein Teil davon werden sollte. Mein neuer Chef spannte mich nicht lange auf die Folter: Wir wollen den »Wecker« am Sonntag umgestalten und eine Interviewsendung daraus machen. Und hier kommst du ins Spiel: Ich möchte gerne, dass du sie gestaltest und moderierst. Ich war überrascht, mode-riert hatte ich ja noch nie, Interviews geführt natürlich schon hunderte, große wie kleine, für Print wie Radio, und war von dieser Aufgabe immer fasziniert gewesen. Roščić holte aus, erklärte die nächsten Schritte, dass ich Schulungen bekommen würde und mich zuerst als Moderatorin in der Nacht beweisen müsste. Er zeichnete sein Bild dieser Sendung in den Raum, nämlich dass ich diesen Gesprächen meinen persönlichen Stempel aufdrücken sollte, und er verriet mir den Titel, der ihm vorschwebte: »Frühstück bei mir«. Ich war mäßig begeistert. Das klang mir dann doch etwas zu intim, wer war mit dem »bei mir« jetzt genau gemeint? Die Idee, mit dem Gast das Frühstück zu teilen, fand ich dann doch sehr gut, und es hat sich als wunderbar nützlich er wiesen, um eine besondere, oft herzliche und gelöste Atmosphäre aufzubauen.

Interessiert dich diese Aufgabe?, fragte Roščić. Ja!, sagte ich entschlossen. Möchtest du es probieren?, fragte er weiter. Ja natürlich!, war ich mir sicher, ich wusste, es war einer dieser Momente, in denen es nur »Ja« als Antwort gab. Jetzt war der Moment, einen Schritt weiter zu gehen, Neues auszuprobieren, und zum geglückten Start gehörte dieses entschlossene »Ja« . So wie mir Attila Dogudan später in »Frühstück bei mir« erzählen sollte, als ihn Niki Lauda in den Achtzigerjahren bei ihrer ersten, zufälligen Begegnung in der Disco »Take Five« fragte, ob er das Catering seiner neuen Airline übernehmen wollte, gab es für ihn auch nur dieses »Ja«. Dogudan, damals Leiter eines kleinen Delikatessengeschäfts in der Wiener Innenstadt, das er am Anfang nur mit einem Darlehen von seinem Vater finanzieren konnte, hatte zu jenem Zeitpunkt natürlich keine Ahnung von der Logistik einer Flugzeugküche, doch er sagte zu mir: Es gibt Chancen, die man einfach ergreifen muss. Und so war es bei mir damals im Büro des Ö3-Chefs im Wiener Funkhaus auch. »Frühstück bei mir« lief dann auch ein halbes Jahr im Zuge des Sonntags-»Weckers« von sieben bis neun Uhr, bis es im Sommer  1997 in die eigentliche Sonn-tags-Primetime, von neun bis elf Uhr verschoben wurde, und dort darf ich bis heute besondere Begegnungen wiedergeben.

Jetzt, im Zuge des Verfassens dieses Buches, also fast 22 Jahre später, rief ich Bogdan an und fragte ihn, was ihn damals eigentlich bewogen hatte, mich auszusuchen. Es ist interessant, dass ich mir die Frage damals so gar nicht gestellt habe. Es war die Zeit des Aufbruchs, ich galoppierte gleich los, und sobald ich mittendrin in dieser Aufgabe war, ging es darum, Woche für Woche etwas Besonderes zu liefern, und an diesem Anspruch hat sich über all die Jahre nichts geändert. Ein Telefonat war das zwischen Wien und Berlin, ein Beamen in einen anderen Lebensabschnitt, mehr als zwei Jahrzehnte zurück, und trotzdem kam die Antwort des »Frühstück bei mir«-Erfinders sofort, klug und tiefgründig wie immer:

Ich glaube, ich habe vor allem gespürt, dass du ein wirkliches Interesse an anderen Menschen hast. Das ist ja nicht selbstverständlich, die meisten sehen andere eher als Mittel zum Zweck oder als Hindernis. Spannender wird es, wenn man es schafft, zu verstehen, dass wir alle sozusagen ein Schluck aus derselben Flasche sind. Jeder muss die Aufgabe des Lebens irgendwie lösen, und viele deiner Gäste tun das auf besonders interessante oder sogar lehrreiche Art und Weise. Das bekommt man aus ihnen aber nur heraus, wenn man mit hoher Qualität arbeitet und wirklich etwas über sie wissen will, mit dem Voyeurismus einer sogenannten »Prominentensendung« hat das nichts zu tun. Das war jedenfalls das Ziel damals.

Der relativierende Nachsatz ließ nicht lange auf sich warten, Roščić betrachtete gern alles aus den verschiedensten Perspektiven: Ob du es schaffen würdest, wusste ich damals natürlich nicht. Doch warum schafft es der eine und der andere nicht?, fragte ich da gleich, schließlich war aus dem ehemaligen Ö3-Chef ein erfolgreicher Musikmanager geworden und wird in zwei Jahren der Direktor der Wiener Staatsoper werden. Wie ist seine Expedition gelungen? Bogdan meinte zurückhaltend: Das kann man an den Stationen eines Lebens ja nicht unbedingt ablesen, ob die Expedition gelungen ist oder nicht. Aber was das Berufliche betrifft, habe ich nicht über Dinge wie »Karriere« nachgedacht, sondern wollte immer etwas ganz Konkretes machen. Oft aus der Überzeugung heraus: So geht das nicht, ich mache es anders. Und auch hier folgte die Relativierung auf den Fuß: Vielleicht habe ich aber auch oft missverstanden, was ich wirklich will. Und noch eine Wahrheit schenkte er mir da: Nicht das Falsche zu wollen ist – fast – alles im Leben.

Der Startschuss für ein großes Abenteuer war für mich dieses Gespräch 1996 im Chefbüro, und ich möchte mich in diesem Kapitel eben dem Anfang, dem Aufbrechen, dem Gefühl zu Beginn widmen, dessen Natur den weiteren Weg bestimmt. Meistens ist es eine Mischung aus Mut und Zweifel, doch wenn alles dominiert wird von der Leidenschaft und inneren Überzeugung für diesen Weg – diese Antwort hat mir das Leben bereits gegeben –, wird ein Gelingen der Mission sehr wahrscheinlich.

Der beherzte Aufbruch ist immer Konsequenz einer Entscheidung. Uli Brée, Autor der ORF-Erfolgsserie »Vorstadtweiber«, der als Jugendlicher von seiner Heimat in Nordrhein-Westfalen aufgebrochen, per Autostopp nach Amsterdam und weiter nach Wien gekommen war, formulierte das so treffend bei mir:

Ich hatte das Gefühl, ich versaure im Ruhrpott, und wusste bereits mit 17 ganz stark, dass mein Leben ein Abenteuer werden sollte. Für mich ist ein großes Thema: Du kannst dich immer entscheiden, ob dein Leben ein Sofa ist oder eine Expedition, jeder von uns kann das ganz klar entscheiden, und ich habe mich eben für die Expedition entschieden. Ich weiß, die Expedition ist schwierig und anstrengend, aber du kommst auch an Orte in deinem Leben, die du nie erlebt hättest, wenn du am Sofa geblieben wärst.

Auch ich startete mit »Frühstück bei mir« eine Expedition, die viele Abenteuer in sich barg, in Wahrheit ist jedes Interview ein Zusammentreffen mit ungewissem Ausgang. Der Anfang ist ähnlich, im Leben wie am Frühstückstisch: Man setzt sich hin, mit seinen Talenten, mit seiner Kraft und den besten Vorsätzen. Dann drückt man auf »Record«. Und die Sache nimmt ihren Lauf.

Wer hat bei mir also besonders beeindruckend diese Zeit des Aufbruchs beschrieben, mit Erkenntnissen, die wir übernehmen können? Wir reisen nach Köln, in ein nobles Hotel mit Blick auf den mächtigen Dom. TV-Star Harald Schmidt gehörte zu der Gattung jener Gäste, die auf meiner Wunschliste immer ganz oben waren, sich aber besonders lange bitten ließen – noch einige davon werden Ihnen in diesem Buch begegnen, auch Hartnäckigkeit gehört zu meinem Beruf. Auch im April  2001, als ich die ROMY-Gala in der Wiener Hofburg für das ORF-Fernsehen moderierte, steuerte ich auf Schmidt zu, der als Laudator gekommen war, mit der Einladung in meine Sendung. Klar, für Sie mache ich das, sagte Schmidt sofort in der Rolle des »good cop«, wie so oft bei Stars gab es dann aber auch den anderen Part. Seine Managerin fungierte als »bad cop«, die mir weitere 13 Jahre lang Absagen lieferte. Erst anlässlich von Schmidts Abschied als Late- Night-Talker im Jahr  2014 kam es zu unserem längst fälligen Zusammentreffen. Ich fühlte im Vorfeld eine gewisse Anspannung: So einen scharfen Denker, der gleichzeitig ein schamloser Pointenschleuderer war, am Frühstückstisch zu haben war eine Herausforderung. Auch Comedian Michael Mittermeier hatte bei mir gesagt: Harald Schmidt ist definitiv der spontanste und intelligenteste Mensch, der je auf deutscher Bühne gestanden ist. Wahrlich eine Vorgabe, mit so einem Wort-Kapazunder ein Interview zu führen.

Der 1,94 Meter große Deutsche kam allein und war von Beginn an herzlich, stand geduldig mit mir am Balkon für Fotos mit dem Kölner Dom im Hintergrund, bewunderte das delikate Frühstücksmenü am Tisch und staunte ehrlich, als ich ihn gleich zu Beginn wissen ließ, dass »Frühstück bei mir« – zum damaligen Zeitpunkt – bereits 17 Jahre lief. Das ist internationales Standing, wirklich, meinte er anerkennend, und als ich lachend einwarf: Da kann ich doch wirklich schon mit den Großen mithalten, sagte er charmant: Sie sind selber eine. Er wusste ja am allerbesten, was es hieß, Woche für Woche ein solches Sendungsprodukt »rauszuhauen«, wie er es nannte. 19  Jahre lang war er der Late-Night- Talker Deutschlands, auf verschiedensten Sendern, auch als die Quoten bereits im Sinkflug waren, sorgten seine Gags weiter für Gesprächsstoff. Doch was hat seinen Anfang, zuerst als Kabarettist und Schauspieler auf Kleinstbühnen, dann begleitet von Auftritten beim Fernsehen, ausgezeichnet?

Ich war mit einem Zitat aus einem Zeitungsinterview gekommen und legte es Schmidt auf den Frühstückstisch. Er hatte gesagt: Ich habe vor dem WDR gezeltet und der Redakteurin in der Tiefgarage aufgelauert mit meinen Sketchen in der Hand. Ist das eine wahre Geschichte, Herr Schmidt?

Schmidt: Nahezu, jedenfalls habe ich Klinken geputzt bis zum Gehtnichtmehr. Und jede Chance ergriffen, die sich mir geboten hat. Und eines war klar: Ich wusste, ich werde der große Entertainer! Das klingt unerträglich, aber ich kann’s nur sagen, es war so. Der Glaube an mich war unerschütterlich.

Eine Ansage, die sich durch meine Interviews zieht. Der Glaube an sich und das, was man kann, ist ein Grundstock für das gelungene Unternehmen. Auch Klaus Maria Brandauer hatte bei mir gesagt: Meine Eltern und Großeltern haben etwas gemacht, was mir von Vorteil war: Sie haben mich immer liebend überschätzt. Daraus resultierte mein unerschütterliches Selbstbewusstsein, und das war sehr hilfreich für meinen Weg.

Schmidt bezeichnete sein Selbstbewusstsein als pathologisch, aber was soll’s und verspeiste mit Genuss den Räucherlachs mit Krenobers, der auf dem Frühstückstisch hübsch in einer Etagere angerichtet war. Sein komisches Talent hatte er bereits als Jugendlicher entdeckt:

Wenn ich zu Hause Witze gemacht habe, beim Kaffeetrinken mit 14, hat immer der ganze Tisch gelacht. Und wenn es Ihnen dann gelingt, das Zimmer, den Saal immer größer werden zu lassen, dann sind Sie mittendrin im Beruf des Comedians, mehr ist es ja nicht.

Wann war Ihnen klar, dass Sie von Ihrem Talent auch beruflich profitieren und draus eine Karriere machen können?

Schmidt: Ich wusste sehr bald, dass ich großer Kabarettstar werden wollte und dass ich das Fernsehen als PR-Plattform brauchen würde. Ich brauchte es, um bekannt zu werden, damit die Leute ins Kabarett kommen. Und dann hat sich daraus eine eigenständige Fernsehlaufbahn entwickelt. Ich meine, ich hab ja dann im silbernen Spencerjäckchen die Show »50 Jahre deutscher Schlager« moderiert aus der Sporthalle Böblingen mit dem Stargast Roy Black. Ich habe alles moderiert: Naturschutzsendungen, Blumenschauen, alles. Und ich wurde fürchterlich mit Häme zugekübelt von den Kabarettisten, aber es ging natürlich ganz schnell weiter, weil ich einfach frei reden konnte. Ich brauchte keinen Autor, der mir die Sachen aufschrieb, ich brauchte keinen Teleprompter und nix. Ich bin einfach komplett angstfrei und frech reingegangen, bei »Verstehen Sie Spaß?« habe ich ganz schnell die Zuschauerzahlen halbiert, aber niemals gezweifelt, was mach ich falsch, sondern ich wusste einfach, dieses Publikum ist noch nicht reif für einen Umerziehungsprozess, ich muss weiter.