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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2159

 

Raumschiff LEUCHTKRAFT

 

Alaska Saedelaere sucht Samburi Yura – sie ist die Beauftragte der Kosmokraten

 

von Robert Feldhoff

 

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Auf den von Menschen bewohnten Planeten der Milchstraße schreibt man den März des Jahres 1312 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem März 4899 alter Zeitrechnung. Nach erbitterten Kämpfen konnte die bedrohende Situation für die Terraner und ihre Verbündeten beseitigt werden. In absehbarer Zeit ist keine Vernichtung der Erde und anderer Welten zu befürchten.

Zwei Zellaktivatorträger nutzen diese relative Ruhe dazu, einer eigenen Mission zu folgen. Die Rede ist von Alaska Saedelaere, dem Mann mit der Haut des Mutanten Kummerog, und Monkey, dem oxtornischen Chef der Neuen USO.

Als sich auf Trokan, dem zweiten Mars, ein Zeitbrunnen öffnet, gehen die beiden hindurch. Sie erreichen eine fremde Welt, wo sie sich durchschlagen müssen. Und sie erkennen, dass diese fremde Welt in einem Schwarm liegt, einem kosmischen Gebilde, das seit vielen Jahren durch das Universum zieht.

In diesem Schwarm bekommen die zwei Menschen Kontakt zu dessen Herrschern. Zu ihrem Entsetzen stellen sie fest, dass der Schwarm abgeschaltet werden soll. Beauftragte der Kosmokraten werden gegen den Schwarm aktiv, weil angeblich das Leben im Universum überhand nehme.

Die Beauftragten der Kosmokraten reisen mit dem RAUMSCHIFF LEUCHTKRAFT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Alaska Saedelaere – Der Träger der Haut wird mit einer ungewöhnlichen Begegnung konfrontiert.

Monkey – Der Oxtorner lässt sich auf ein extrem heikles Spiel ein.

Samburi Yura – Die Beauftragte der Kosmokraten verhält sich mehr als seltsam.

Kafetchein – Der Oberste Mago muss für seinen Schwarm eine neue Zukunft finden.

1.

 

Kischmet Ai Lago hat sein Leben lang die robotischen Rochenschiffe gewartet, die man Manips nennt – Manipulatorschiffe.

Die Manips gehören zum Schwarm Kys Chamei. Kischmet Ai Lago kann den Vorgang im Einzelnen nicht verstehen, aber mit Hilfe der Manips trägt der Schwarm das Wunder der Intelligenz von Galaxis zu Galaxis.

Mit der Intelligenz kommt auch die Seele, denkt sich Kischmet Ai Lago. Und mit der Seele kommt die Liebe ins Universum.

Selbst wenn er nur robotische Schiffe wartet, erfüllen diese Schiffe also einen wichtigen Zweck. Auch er selbst ist damit wichtig. Kischmet Ai Lago muss sich keine Sorgen machen, dass sein Leben keinen Sinn hat.

Aber nun sind die Manips vernichtet. Das Raumschiff LEUCHTKRAFT hat sie ferngezündet, alle 225.000, die außerhalb von Kys Chamei operiert haben.

Und wie soll der Schwarm die Intelligenz, die Seele und die Liebe bringen, wenn es keine Manips gibt? Damit stellt sich doch die Frage, ob sein Leben einen Sinn besitzt. Kischmet Ai Lago hätte nicht geglaubt, dass so etwas passieren kann.

Draußen, außerhalb von Kys Chamei, funkeln die zahllosen Sternmillionen einer Galaxis namens Fou. Lago kennt diese Sterne nicht.

Was soll er tun, in diesem Wartungsdock, in dem es außer ihm kein Wesen gibt? In das kein Manip wieder kommen wird. Kischmet Ai Lago glaubt daran, dass man sich Unsterblichkeit verdienen kann. Dass etwas von ihm bleiben wird, auch wenn er nicht mehr ist. Was kann er noch machen außer eine Schleuse öffnen und mit dem letzten Atemzug hoffen, dass seine Seele und seine Liebe im Universum nicht verloren gehen? Bevor das Vakuum ihn fortnimmt.

Kischmet Ai Lago: Schwarmbewohner

 

*

 

»Ich befehle dir, Alaska Saedelaere, diesen Anzug abzulegen!«, drohte der Mago Kafetchein ihm unverhohlen. »Ich habe vorher nichts gesagt, weil es Wichtigeres zu tun gab. Aber jetzt muss ich es befehlen, bevor es zu spät ist. Zieh ihn aus! Tu es sofort! Es steht dir nicht zu, einen Anzug der Vernichtung zu tragen. Was bildest du dir ein?«

Saedelaere gab nicht gleich eine Antwort. Er hatte sein Gegenüber so noch nicht erlebt, so voll vibrierender Energie, die es ihm schwer machte, Ruhe zu halten.

Der Terraner musterte unbehaglich den Mago. Kafetchein war ein mächtiges Wesen. Es war gefährlich, wenn er die Beherrschung verlor.

»Und wenn ich mich weigere?«, fragte der Träger der Haut abwartend.

Alaska Saedelaere versuchte, seine Stimme nicht aggressiv klingen zu lassen. Obwohl der Befehl, den Anzug abzulegen, in seinen Augen einem Angriff gleichkam.

»In dem Fall werde ich dir den Anzug mit Gewalt abnehmen. Du darfst keinen Anzug der Vernichtung tragen. Zwinge mich nicht dazu!«

Saedelaere war sich über seine Lage im Klaren. Ohne Kafetchein und die Cynos an Bord der Fähre CATOO gab es keine Rückkehr in die Milchstraße. Ohne ihre Hilfe war der Schwarm Kys Chamei, zahllose Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, Endstation.

Der Träger der Haut prüfte mit einem Seitenblick, ob sein Begleiter sich ruhig verhielt. Monkey war als Killer ausgebildet worden. Vermutlich war er der fähigste Kämpfer der Milchstraße. Längst trug er einen Zellaktivator, wie Saedelaere auch, und hatte potentiell Unsterblichkeit erlangt.

Saedelaere konnte in diesem Augenblick alles Mögliche brauchen, nur keinen Monkey, der sich vergaß. Es war schwer, Monkey einzuschätzen. Der Oxtorner hatte keine Augen, die ihn verrieten, sondern Kameraobjektive.

»Ich werde den Anzug der Vernichtung behalten.« Mit einem Mal klang Saedelaeres Stimme grob. »Ich habe schon einmal einen besessen, Kafetchein. Es ist mehr als tausend Jahre her, ich kenne das Gefühl. Im Gegensatz zu dir. Du redest nur. Du weißt nichts.«

Kafetchein schwieg einen Moment lang schockiert. »Du hast schon einmal ...«

»Ja.«

»Aber ... wo ist er hin, der andere Anzug?«

»Ich habe ihn einem Mächtigen gegeben. Er hieß Ganerc-Callibso. Ein Bruder von Bardioc.«

Alaska Saedelaere konnte den Schock spüren, der Kafetchein bannte. Allein die Namen, eben in den Raum geworfen, machten den Mago klein. Ganerc, Bardioc, Kemoauc ... Kafetchein musste begreifen, dass Saedelaere in diesem Kreis dazugehörte, auf eine schwer fassbare Weise.

Für den Cyno war ein Anzug der Vernichtung ein quasi heiliger Gegenstand. Aber auch Saedelaere wusste nicht genau, was das Geheimnis des Anzugs ausmachte. Nur, dass er ihn behalten und um ihn kämpfen würde. Der Anzug der Vernichtung faszinierte ihn. Er hatte den Anzug in den Kavernen von Eolix aufgestöbert, und das Kleidungsstück war wie gemacht für ihn.

In einer spiegelnden Fläche erblickte Saedelaere seine Gestalt: einen hageren, schlaksig wirkenden Terraner, dem man nicht ansah, dass er tausendvierhundert Jahre alt war.

Der Anzug der Vernichtung bestand aus quadratischen, elastischen Segmenten. Das Kleidungsstück schmiegte sich eng um den Körper des Trägers der Haut. Aus dem Blickwinkel, den Saedelaere gewählt hatte, schimmerte der Anzug von innen heraus wie ein seltsames Gold.

Der Helm bestand aus einem transparenten silbergrauen Gespinst. Die Schuhe und die Fäustling-Handschuhe wirkten klobig und bestanden aus goldfarbenen Segmenten.

Dennoch war das Kleidungsstück nicht klobig. Einen Anzug der Vernichtung musste man anders beurteilen. Auf eine Weise, die mit seiner Funktion zusammenhing. Ausschließlich Wesen, die den Rang eines Schwarmwächters besaßen, waren ermächtigt, einen Anzug der Vernichtung zu tragen, denn der Anzug war eine Waffe von beachtlicher Macht.

Alaska Saedelaere konnte nicht von sich behaupten, dass er in diese Kategorie gehörte. Trotzdem fühlte er sich berechtigt, den Anzug zu behalten und zu verwenden. Bei allem Unbehagen, das damit verbunden war.

»Saedelaere?«

»Ja, Kafetchein?«

»Nun ...« Er konnte sehen, dass der Mago, Anführer einer Gruppe Cynos an Bord der Schwarmfähre CATOO, sich in seiner Haut unwohl fühlte. »Ich denke nach wie vor, dass du einen Fehler begehst. Aber du und dein Freund Monkey, wenn ihr in eure Heimat zurückwollt, braucht ihr uns. Und wenn wir Kys Chamei noch retten wollen, brauchen wir dich. – Ich meine, euch

Kafetchein widmete dem Oxtorner Monkey einen Seitenblick. Ihm war anzusehen, dass er Monkey als notwendiges Übel ansah. Dass er den Oxtorner ablehnte. Dann sagte er zu Saedelaere: »Ich werde dulden, dass du den Anzug der Vernichtung trägst. Aber du kannst ihn dennoch nicht behalten.«

»Wieso nicht?«

»Weil er dir nicht gehört!«, sagte der Mago heftig. »Jemand anders wird ihn dir wegnehmen. Jemand, der mächtiger ist als ich.«

 

*

 

Die Schwarmfähre CATOO war ein pechschwarzer Diskus von 78 Metern Durchmesser und 17 Metern Höhe. An der Ober- und Unterseite des Diskus waren die Zentren kegelförmig zugespitzt. Die Scheibendicke erreichte mittschiffs neun Meter. Es handelte sich um ein sehr kleines Schiff, das keine Passagiere trug bis auf die sieben Cynos unter dem Kommando des Magos Kafetchein und die zwei Galaktiker.

Saedelaere und Monkey hatten auf dem Planeten in blindem, möglicherweise verrücktem Zutrauen einen Zeitbrunnen benutzt, ein rätselhaftes Tor über Millionen Lichtjahre Distanz, und waren im Schwarm Kys Chamei gestrandet.

Der Schwarm war ein kompliziertes Gebilde, eine gigantische, durch den Weltraum ziehende Schlange. Ein Schmiegschirm umschloss fünfhunderttausend Sonnen und Planeten. Wo immer Kys Chamei Station machte, wurde einer Galaxis die Intelligenz geschenkt, durch Manipulation der fünfdimensionalen Feldlinien-Gravitationskonstante.

Dies war die kosmologische Funktion von Kys Chamei: eine Art kosmischer Entwicklungshelfer.

Und nun stand diese Funktion in Frage: Eine geheimnisvolle, zwei Kilometer lange Walze, die sich Raumschiff LEUCHTKRAFT nannte, schaltete eine Schwarmeinrichtung nach der anderen ab.

Kafetchein und seine Cynos, die eigentlichen Beherrscher von Kys Chamei, sahen hilflos dem Treiben der LEUCHTKRAFT zu.

Saedelaere konnte ihre Erbitterung verstehen. Auch in seinen Augen war die Stilllegung eines Schwarms ein Verbrechen.

Am schockierendsten war jedoch der Anlass: Das Leben an sich sollte im Universum nicht länger gefördert werden – denn das Leben nahm überhand. So hatte er selbst es erfahren.

Von einer Vernichtung war keine Rede. Lediglich davon, das Leben solle keine Förderung mehr erfahren. Alaska Saedelaere wusste dennoch nicht, was die Kosmokraten zu einer solchen Einschätzung brachte.

Er spürte, dass hinter der Abschaltung von Kys Chamei ein tief greifender, vielleicht für die Gesamtheit aller lebendigen Wesen bedeutungsvoller Vorgang stand.

Verantwortlich für die Stilllegung war eine Gesandte der Kosmischen Ordnungsmächte. Die Gesandte trug den Namen Samburi. Saedelaere hatte sie noch nicht zu Gesicht bekommen, auch sonst keiner an Bord der CATOO.

Die Fähre hatte eben Eolix verlassen, die zentrale Steuerwelt des Schwarms. Eolix existierte nicht mehr. Damit war Kys Chamei eigentlich am Ende.

Saedelaere, Monkey und Kafetchein waren sich jedoch über das letzte Ziel des Raumschiffs LEUCHTKRAFT einig. Kys Chamei verfügte selbstverständlich über eine zweite Steuerwelt, einen gleichwertigen Ersatz für den Fall der Zerstörung oder Eroberung von Eolix. Für jenen Fall, der nun eingetreten war. Eolix II zu retten war die einzige Hoffnung, die Kys Chamei und seinen Bewohnern blieb.

Kafetchein und seine sechs Technos steuerten die CATOO durch den Hyperraum. Eolix II befand sich an einem verborgenen Ort im Schwarmkopf, sechzig Lichtjahre vom Schmiegschirm entfernt.

Saedelaere musterte abwägend Monkey. Der Oxtorner wartete reglos an der Rückwand der Schaltzentrale ab, unbewegt wie eine Statue, so als wolle er mit den Schatten verschmelzen. Dennoch war Saedelaere sich der drückenden Gegenwart des Oxtorners bewusst. Er konnte froh sein, dass Monkey auf seiner Seite stand.

Saedelaere hockte sich auf den Boden, zog zuerst die Handschuhe, dann den Helm des Anzugs der Vernichtung herunter.

»Was wollen Sie tun, Saedelaere?«

Er antwortete Monkey: »Ich weiß nicht, wann wieder Ruhe herrscht. Die Haut ist hungrig.«

Alaska Saedelaere fühlte Monkeys Blick auf sich ruhen – auch wenn man nie sicher war, welches Motiv die Kameraobjektive im Visier hatten. Er lockerte die Ösen, die den Anzug wie ein anachronistisches Kleidungsstück zusammenhakten.

»Beeilen Sie sich!«, drängte der Oxtorner. »Es wird nicht lange dauern. Ich will Sie dann aktionsfähig haben.«

Saedelaere gab dem Oxtorner keine Antwort. Er schloss die Augen, dann standen lautlose, gierige Worte in seinem Geist: Jetzt, Alaska? Denkst du jetzt an mich? Die unhörbare Stimme stammte aus dem gallertartigen Klumpen, der seinen Nacken umhüllte.

Ja, gab er ebenso lautlos Antwort. Beeile dich.

Warum?, fragte die Haut ihn. Drängt dich dein Freund?

Er ist nicht mein Freund.

Alaska Saedelaere trug die Haut meist als eine Art zusammengerollte Halskrause. Ihre Stimme bestand nicht aus wirklichen Worten, sondern es handelte sich um mentale Impulse.

Einmal täglich musste die Haut genährt werden. Sie war ein Parasit. Dennoch hatten Saedelaere und die Haut eine Art Frieden miteinander geschlossen.

Monkey forderte ihn von Zeit zu Zeit auf, sich endgültig von der Haut zu trennen. Saedelaere hätte sich in diesem Fall wie ein Mörder gefühlt. Allein durch ihn konnte sie am Leben bleiben. Ohne ihn war sie zum Sterben verurteilt.

Die Haut entrollte sich vom Nacken aus, kroch über seinen Körper, über die Augäpfel, die sich wie mit einer Linse unscharf überzogen, in den Mundraum, zwischen Zehen und Finger. Jede Falte füllte sich, jeder Quadratmillimeter Körper wurde zur Nahrungsquelle.

Saedelaere erduldete die Prozedur schweigend. Dünne Ausläufer der Haut reichten in jede Körperöffnung. Saedelaere nahm den Vorgang deutlich wahr, spürte aber keinen Schmerz.

Die Haut nährte sich behutsam. Er konnte spüren, wie er leer gesogen wurde, die Nährstoffe aus seinem Darm, der Schweiß von seiner Haut, das Wasser aus seiner Blase. Die Reste zwischen seinen Zähnen.

Dann zog die Haut sich still zurück. Sie rollte sich zur Krause zusammen und wärmte dankbar seinen Nacken.

In seiner Schulter pochte der Aktivatorchip, der ihm Kraft und ewiges Leben schenkte. Saedelaere begann sich hungrig und durstig zu fühlen. Monkey stellte ihm wortlos Nahrung hin.

»Danke.«

»Beeilen Sie sich! Kafetchein sagt, wir kommen gleich an.«

Saedelaere streifte wieder den Helm des Anzugs der Vernichtung über.

Die Reise brauchte nicht einmal eine halbe Stunde. Als sie in den Normalraum zurückfielen, stand in Flugrichtung vor der Fähre eine Dunkelwolke von 2,3 Lichtjahren Durchmesser.

Saedelaere kam ruckartig auf die Beine. Er checkte mit einem Blick die Ortung; sie waren vom Schwarmkopf sechzig Lichtjahre entfernt. Vor ihnen lag Eolix II.

Mit einem Mal stieß Kafetchein einen heiseren Schrei aus. Die CATOO bremste mit Notbeschleunigung herunter.

Noch mal der Orterschirm: Eine lückenlose Glocke umschloss die gesamte Dunkelwolke.

»Es sieht ganz so aus«, verkündete Monkey unbeteiligt aus dem Hintergrund, »als wollte die LEUCHTKRAFT sich von uns nicht stören lassen.«

 

*

 

Kafetchein manövrierte die CATOO auf wenige Meter an das fremdartige Feld heran. Der Mago versuchte die Schwarmfähre mit mechanischem Druck auf die andere Seite zu bringen. Doch das Feld gab nur wenige Meter nach. Es verfestigte sich zu einer nicht durchdringbaren Mauer.

»Vielleicht ginge es mit Überlichtgeschwindigkeit«, spekulierte Saedelaere laut.

Kafetchein warf ihm einen überraschten Blick zu, darin mit einem Mal ein abfälliger Ausdruck, der nicht ganz unberechtigt war. »Ich bin sicher, die Barriere existiert auch im Hyperraum. So wird es kaum funktionieren.«

An diesem Punkt schien die Mission zu Ende. Kafetchein ging dennoch zu einem der Schränke und nahm einen Raumanzug heraus. Saedelaere begriff, dass er aussteigen wollte. Kafetchein wollte mit seinen Fähigkeiten als Mago versuchen, das Kraftfeld zu durchdringen.

Saedelaere wusste nicht, ob der Versuch eine Aussicht auf Erfolg hatte. Dennoch begab er sich an die Seite des Magos. »Ich werde dich begleiten«, kündigte er an.

»Wozu?«

Saedelaere gab keine Antwort. Seine Motive waren nicht mehr oder weniger durchdacht als Kafetcheins. Sie stiegen gemeinsam in den Schleusenraum der kleinen Fähre.

»Und wie willst du draußen atmen?«

Saedelaere spürte auf seiner Haut den gummiartigen, schmiegsamen Stoff. »Der Anzug der Vernichtung sorgt für mich.«

Kafetchein ignorierte ihn von dem Moment an. Der Cyno schien ihn für komplett verrückt zu halten.

Vor ihnen kam der freie Weltraum. Sie trieben gemeinsam hinaus, in eine Nullpunkt-Kälte, die Alaska Saedelaere nicht erreichte.

Der Anzug spendete ihm Atem und Wärme. Seine Regelmechanismen erfüllten exakt die Anforderungen eines terranischen Trägers. Es war ein sehr variabler Anzug, weil auch die Schwarmwächter unterschiedlichen Völkern entstammen konnten.

Saedelaere folgte Kafetchein bis an die unsichtbare Grenze. Er nahm das Kraftfeld deutlich wahr, nicht weiter als einige Meter entfernt. »Vorsicht, Kafetchein!«, mahnte er.

»Ich bin bereits dran.«

Saedelaere sah den Mago mit ausgestreckten Händen wie über eine volltransparente Fläche tasten.

Kafetchein drang mit seinen Fäusten in die Fläche ein. Über die Funkverbindung hörte Saedelaere ein keuchendes, ersticktes Geräusch, und das Gesicht des Wesens zerfloss vor Saedelaeres Augen zu einem gestaltlosen Fladen.

Er näherte sich vorsichtig dem echsenhaften Geschöpf, das aussah wie ein Vertyre, in Wahrheit aber nur dessen Gestalt kopierte.

Kafetcheins Stöhnen wurde zu einem lang gezogenen, unirdisch dröhnenden Schrei, für den im Vakuum eigentlich kein Resonanzraum vorhanden war.

Saedelaere begriff, dass der Mago ihn brauchte. Er näherte sich mit einem behutsamen Stoß dem Kraftfeld.

Der Anzug der Vernichtung reagierte heftig. Von dem gummiartigen goldenen Stoff ging eine rätselhafte Energie aus, die Alaska Saedelaere tief in die Feldstruktur eindringen ließ. Wie ein Gegenstand von großer Hitze, der in Fett getaucht wurde.

Eine Reihe verästelter Blitze setzte sich aus Saedelaeres Stiefeln und Fäustlingen in das Feld fort.

Er musterte wie unbeteiligt Kafetcheins verzerrtes Echsengesicht – als eine Strukturlücke die mittlerweile inhomogene Feldstruktur zerriss. Der Riss erreichte auf dem Höhepunkt eine Länge von hundertfünfzig Metern.

Saedelaere versuchte, mit den Cynos in der Fähre Funkkontakt aufzunehmen. Kommt schon, kommt! Doch die Störungen waren zu stark.