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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2348

 

Quarter Phillips Sehnsucht

 

Die Lebensaufgabe eines Technikers – im Dienst für Terra

 

Hubert Haensel

 

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Wir schreiben das Jahr 1345 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4932 alter Zeitrechnung. Die Milchstraße ist von der Terminalen Kolonne TRAITOR besetzt, einem Machtinstrument der Chaotarchen. Die aus der Galaxis gewonnenen »Ressourcen« sollen für Zwecke eingesetzt werden, die dem Entstehen einer Negasphäre in der Nachbargalaxis Hangay dienen werden. Eine Negasphäre wiederum ist ein Raum, den normale Lebewesen als absolut lebensfeindlich empfinden, und eine Brutstätte des Chaos.

Perry Rhodan und seine Weggefährten erhalten mit den sogenannten Friedensfahrern eine Organisation als Verbündete, die erst vergleichsweise kurz besteht, aber dennoch von vielen Geheimnissen umrankt ist. Ihr gehören unter anderem Alaska Saedelaere an, der schon oft in kosmische Ereignisse verstrickt war, und Kantiran, Rhodans Sohn, der noch keine Heimat gefunden und für sich das Leben eines Sternenvagabunden gewählt hat.

Bislang können die Friedensfahrer keine starke Hilfe sein – und doch wäre eine solche Hilfe dringend nötig. Die Belagerung des Solsystems durch die Terminale Kolonne steigert sich, und die Menschen greifen zu einer neuen List. Dies zeigt sich auch an QUARTER PHILLIPS SEHNSUCHT …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Quarter Phillip – Der Techniker erkennt, dass jeder Mensch wichtig ist.

Perry Rhodan – Der Terraner fordert die Menschen dazu auf, Mut und Zuversicht zu beweisen.

Homer G. Adams – Das Finanzgenie hält Reden an die Menschheit.

Yorg Alnas – Der alte Terraner trauert der verlorenen Tochter hinterher.

Güryliihitz – Der Blue hat eine ganz besondere Beziehung zu Terra.

Prolog

Sonntag, 10. Februar 1345 NGZ

20.59 Uhr Standardzeit

 

Vor elf Minuten hatten die Chaos-Geschwader erneut das Feuer auf den systemumspannenden Schutzschirm eröffnet. Seitdem fühlte Perry Rhodan eine grauenvolle Leere in sich wie ein Black Hole, das jede Hoffnung verschlang. Sein Blick drang durch die Datenholos hindurch und verlor sich in weiter Ferne, hing den letzten Fetzen eines Traumes nach, den das Schicksal gnadenlos zurechtgestutzt hatte.

Warum …?, fragte sich der Terraner bitter. Warum immer Krieg, Tod und Zerstörung? Was läuft falsch in der Entwicklung unseres Universums?

Die Hoffnung auf ein friedliches Nebeneinander aller Völker, und mochten sie noch so verschiedenartig sein, war das nur eine Farce?

Der Glaube, ausgerechnet die Menschheit könne in der Lage sein, eine Keimzelle friedlichen Zusammenlebens aufzubauen, wurde unaufhaltsam ad absurdum geführt. Das war die schlimmste Erkenntnis für Rhodan. Mächtige Völker hatten in tiefer Vergangenheit schon versucht, Frieden zu schaffen – sie waren gescheitert. Und nach den Menschen würden vielleicht andere kommen … Sofern nicht alle Intelligenz im Chaos versank.

Perry Rhodan hätte es sich niemals eingestanden, aber unbewusst fürchtete er die Stunde, in der er gezwungen sein würde, seinen Traum von Freiheit und Menschlichkeit zu verraten, wollte er neue Opfer vermeiden.

Mit zwei Fingern rieb er über die Narbe an seinem Nasenflügel.

Von Anfang an, schon als winzige Amöbe, hatte das Leben um seine Existenz kämpfen und sich durchsetzen müssen. Daran hatte sich bis heute nichts geändert.

»Sie laufen wieder ein!« Oberstleutnant Pasteurs Stimme vibrierte vor Überraschung. »Asia Delhi und Luna Levitator gehen tatsächlich in die zweite Halbzeit! Die müssen verrückt geworden sein, jedenfalls unter diesen Umständen.«

Aus den Augenwinkeln heraus sah Rhodan die Übertragung aus dem Stadion der Sterne in Terrania. Das Endspiel um die Solare Meisterschaft wurde unter dem Jubel von knapp dreihunderttausend Zuschauern fortgesetzt. Nur sehr wenige schienen ihre Plätze verlassen zu haben, um sich in Sicherheit zu bringen. Deutlicher konnten die Terraner ihre Entschlossenheit nicht zeigen, dem übermächtigen Gegner zu trotzen. Menschen, einige Blues, Gurrads, Springer, Aras – Terrania war stets ein Schmelztiegel der Völker gewesen, nur gab es mittlerweile für niemanden mehr ein Entkommen aus dem Solsystem.

»Perry …!«

Ein Funkholo stabilisierte sich. Rhodan blickte in das angespannte Gesicht von Werftleiter Andersson. »Ich höre!«

Andersson nickte ihm zu. »Die ersten Mikrotom-Jäger werden soeben von ihren Besatzungen übernommen und zu den Startschächten transportiert. Jagdgeschwader Mikrotom wird sich in Kürze einsatzbereit melden.«

Das war ein neuer winziger Mosaikstein von vielen, dennoch kein Grund, in Jubel auszubrechen. Rhodan wünschte, es hätte keinen Zwang gegeben, sich von einem Hoffnungssplitter zum nächsten zu hangeln.

Andererseits: Was wäre die Welt noch wert gewesen ohne diese Splitter?

1.

 

»Gib mir endlich die Daten der Feinabstimmung! Mensch, Quarter, was ist los mit dir?«

Obwohl der Chefingenieur ungeduldig wurde, reagierte Quarter Phillip nicht. Der Techniker blickte über das Konglomerat geöffneter Schaltelemente hinweg zu den Kollegen, die wie Insekten an der Hülle des benachbarten riesigen Energiewandlers klebten. Seit drei Stunden waren die Aggregate abgeschaltet, in denen die hyperenergetischen Anregungsimpulse für den TERRANOVA-Schirm entstanden – zumindest ein Bruchteil der Resonanzanregung für den nach wie vor einzigen wirkungsvollen Schutz des Solsystems gegen die Terminale Kolonne. LORETTA-22 war nur ein Tender von sechsundneunzig.

»Wie viel Zeit willst du eigentlich vertrödeln?«

Quarter Phillip ruckte herum und fuhr sich mit der Rechten über das zentimeterkurz geschnittene Haar. »Behaupte nicht, dass du die Abnehmer schon in der Justierung hast …«

Ein Seufzen erklang vom Ende des engen Wartungsgangs, der ohne die Wandverkleidungen wie ein bizarr zerklüftetes Konglomerat von Steckverbindungen, pseudoholografischen Schaltkreisen und teils absonderlich geformten Speichermodulen wirkte.

»Genau das versuche ich dir seit einer halben Minute klar zu machen«, erwiderte der Chefingenieur. »Aber du reagierst nicht einmal! Was ist los mit dir?«

Quarter Phillip zuckte mit den Schultern und spreizte die Finger der linken Hand, um die Stand-by-Schaltung der Arbeitsholos zurückzunehmen. Die kaum mehr wahrnehmbare Gitterstruktur um ihn verdichtete sich erneut zu einem Konglomerat aus Echtzeit-Hologrammen, Skalen und Hochrechnungen.

»Ich brauche die Enddaten für Abnehmer drei, fünf und dreizehn!«, erklang es ungeduldig.

»In Berechnung!« Indem er die betreffenden Skalen antippte, aktivierte Quarter alle Vergrößerungs- und Arbeitsmodi. Nacheinander gab die positronische Analyse Freigabewerte – bis auf einen Abnehmerkreis.

»Dreizehn Gamma ist ungenau justiert«, stellte der Techniker fest, ohne den Blick zu heben.

Eine Verwünschung antwortete. Für wenige Sekunden wurde ein Lichtstrahl von den Verteilerelementen in wirrem Flackern gebrochen. Chefingenieur Ocano hantierte an den hauchdünnen Membranen, die, jeweils zu Dutzenden in einem evakuierten Element gepackt, ausschließlich der Reduzierung potenzieller Überlastspitzen dienten.

»Es wird dir nicht erspart, den Abnehmer neu einzuregeln, Lyman!«, sagte Quarter. »Andernfalls verliert Dreizehn den Salkritanteil durch Deflagration.«

»Das weiß ich selbst!«, kam es gereizt zurück. »Ich habe eine Missweisung von einem achtel Mikrometer, und das liegt außerhalb der Toleranzgrenze.«

»Materialfehler?«

»Sieht so aus, als hätte die Produktion auf dem Mars geschlafen. Da spuckt uns ein Feinmechaniker mit seiner Schlamperei in die Suppe und kommt gar nicht auf die Idee, dass sein Pfusch ihn selbst den Kopf kosten könnte. Spätestens wenn der Schirm zusammen…«

»So viel zur Qualitätsabnahme aller Lieferungen.«

»Bürohengste und Endkontrolle, das war schon immer wie Feuer und Wasser. Wenn du die Zeit dafür findest, beschwer dich doch auf dem Mars.«

Zeit?, dachte Quarter Phillip betroffen. Mitunter erschien es ihm, als hätten die fünfzehn Milliarden Menschen im Solsystem plötzlich alle Zeit der Welt. Sie waren abgeschlossen, eingesperrt, erledigt – wie immer man das sehen wollte.

Im Schutz des TERRANOVA-Schirms lebten sie wie in einer Art Stasis. Zumindest er fühlte sich so. Seit die ersten Traitanks das System belagerten, kostete er jede Minute aus und hoffte immer inbrünstiger, die Zeit möge endlich stehen bleiben. Was war sie schon anderes als eine Illusion?

Früher hatte er nicht so intensiv gelebt wie heute. Da waren ihm Tage, Wochen und sogar Monate egal gewesen. Heute zelebrierte er schon jede spärliche Brotzeit während der häufiger werdenden Zweischichtentage wie ein kleines Festmahl.

Oder wie eine Henkersmahlzeit?

Unsinn!, sagte er sich selbst. Wir schaffen es. Wir müssen ganz einfach der Kolonne trotzen!

Weiterhin Rotwert.

Quarter Phillip prüfte die Justierungen in seinem Abschnitt zum zweiten Mal. Lymans nächste Verwünschung überhörte er geflissentlich.

Die Leichtigkeit des Lebens auf den solaren Welten, sagte er sich, war längst verflogen. Genau genommen an dem Tag, als die Mikro-Bestien in der Solaren Residenz zugeschlagen hatten. Seitdem war der Druck stetig gewachsen und hatte mit den letzten Angriffen der Traitanks seinen neuen Höhepunkt erreicht.

Nicht mehr lange, befürchtete Quarter Phillip, dann würden die psychischen Zusammenbrüche, von denen die Medien bislang nur vereinzelt berichteten, wie eine Epidemie um sich greifen. Auf Dauer war die Belastung nicht auszuhalten. In den planetaren Nächten gab es keine Sterne mehr, nur das unheimliche Glühen des Kristallschirms, das die Präsenz des Gegners nie vergessen ließ.

Die Solare Fußballmeisterschaft, davon war Quarter überzeugt, musste von den führenden LFT-Größen mit einem wahren Stoßgebet aufgenommen worden sein. Konnte es eine bessere Ablenkung für einen Großteil der Bevölkerung geben?

Aber jetzt lief das Endspiel. Und danach? Katzenjammer?

Quarter Phillip registrierte, dass die Warnanzeige erlosch. Einen Lidschlag später war das rote Leuchten indes wieder da.

»Das Problem scheint hartnäckig zu sein«, stellte er unwillig fest.

»Ich habe den Fehler lokalisiert«, sagte Lyman. »Das Beste wird sein, wir werfen den neuen Abnehmer für Dreizehn Gamma in den nächsten Müllschlucker. Keine Ahnung, wieso das Ding überhaupt ausgeliefert werden konnte.«

Das ist erst der Anfang, befürchtete Quarter. Unter wachsendem Druck geschehen eben Fehler. Zumindest dort, wo nicht Roboter, sondern Menschen arbeiten.

Im schlimmsten Fall schied LORETTA-22 für längere Zeit aus dem Verbund aus. Ein einzelner Tender war kein Problem, solange der nächste Angriff der Traitanks auf sich warten ließ. Sobald es jedoch wieder losging …

Ohne die LORETTA-Tender wäre das Solsystem längst von der Kolonne eingenommen worden als Ressource. Für was genau – davon hatte Quarter Phillip so gut wie keine Vorstellung. Vielleicht, sagte er sich, war es sogar besser, das nicht zu wissen.

Mitunter verleitete die Wahrheit zu Pessimismus. Ebenso zu dem anderen Extrem, nämlich jede Bedrohung zu verharmlosen. Nur hätte Quarter nicht zu sagen vermocht, was an der Terminalen Kolonne TRAITOR erträglich sein sollte. Für ihn waren Chaos und alles, was damit zusammenhing, durch und durch negativ.

Die zur Kolonne gehörenden Völker mochten das anders sehen, doch letztlich war ihm ihre Motivation egal. Falls es den Traitanks gelang, den TERRANOVA-Schirm zu durchdringen, würden sie Tod und Verderben bringen. Für Quarter machte es keinen Unterschied, ob er sterben musste, weil die Angreifer aus Lust und Laune brandschatzend durch die Galaxien zogen oder weil sie überzeugt davon waren, aus stichhaltigen Gründen handeln zu müssen.

Der Unterschied zwischen Gut und Böse – Quarter Phillip sah ihn nur als eine Frage des Standpunkts. Genauso wie die Unterscheidung von Materie und Antimaterie. Eine Intelligenz, die aus menschlicher Sicht in einem Antimaterie-Universum lebte, würde ihre eigene Umgebung niemals als antimateriell bezeichnen.

Ein mehrstimmiger Aufschrei riss ihn aus seinen Gedanken.

Im ersten Erschrecken fürchtete er einen Unfall bei den Wandlern, dann rief jemand zu ihm herüber, dass soeben der Ausgleichstreffer im Endspiel gefallen war. Die Halbzeit stand kurz bevor.

Quarter Phillip sympathisierte mit Luna Levitator. Nicht allein, weil er der Mannschaft den Newcomer-Erfolg gönnte, sondern weil sein Bruder im Sicherheitsbereich der Luna-Werften arbeitete. Das machte es ihm leicht, Partei zu ergreifen.

»Ich denke, ich kann den Fehler über einen der alten Abnehmer ausgleichen«, erklärte Lyman. »Mir ist nicht wohl, wenn der Tender zu lange aus dem Verbund raus ist.«

Quarter rief die Liste aller Ersatzinstallationen ab. »Dreizehn Gamma ist der einzige Problemkomplex. Wäre in der Tat gut, wenn du das schnell hinbekommst.«

Die Tender der TERRANOVA-Flotte wurden fortlaufend optimiert. Das war wie ein steter Wettlauf zwischen Angreifern und Verteidigern. Ohne diese permanente Verbesserung, davon war Quarter Phillip überzeugt, hätten die Traitanks längst den Systemschirm durchbrochen. Ihre Feuerkraft wuchs, weil TRAITOR immer mehr Diskusschiffe im Sektor Sol zusammenzog. Aus aktueller Sicht waren die ersten Angriffe der Chaostruppen auf den Kristallschirm mit lächerlich geringem Aufwand betrieben worden. Die Kolonne hatte, weshalb auch immer, Terra unterschätzt.

Quarter Phillip fröstelte bei dem Gedanken, dass sich die Spirale dieses aberwitzigen Rüstens zunehmend schneller drehte und die eigenen Hyperphysiker über kurz oder lang an die Grenze ihrer Fähigkeiten stoßen mochten. Derzeit trafen nahezu im Wochenabstand verbesserte Abnehmer für das Salkrit ein. Die Effizienzsteigerung lag jeweils deutlich im zweistelligen Bereich. Insgesamt gesehen war die Belastbarkeit des Kristallschirms um weit mehr als nur das Zehnfache gesteigert worden.

Die Werftkapazitäten waren mit der Fertigstellung weiterer LORETTA-Tender ausgelastet. Eine Verstärkung der TERRANOVA-Flotte war notwendig, zumal nach wie vor der Nukleus der Monochrom-Mutanten einen sehr großen Anteil an der Verteidigung hatte.

Quarter Phillip fiel es nicht leicht, in der strahlenden Kugel eine Zusammenballung menschlicher Bewusstseine zu sehen. Obwohl die Geschichte der Menschheit genügend Beispiele einer Trennung von Geist und Körper bereithielt. Lange vor dem Erscheinen der Terminalen Kolonne in der Milchstraße und bevor er selbst überhaupt zum ersten Mal von dem Nukleus gehört hatte, hatte Quarter die Lebensgeschichte des Teletemporariers Ernst Ellert in einer umfangreichen Trivid-Sendung miterlebt. Ellerts Schicksal hatte ihn gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen.

»Halbzeit im Endspiel um die Solare Meisterschaft …«

Bruchstückhaft drang von den Nachbaraggregaten die Stimme eines Kommentators im fernen Terrania herüber. Flüchtig konzentrierte Quarter sich auf den Spielstand, bevor er wieder über die Fähigkeit des Nukleus nachdachte, wie ein Individualauflader den Kristallschirm um das Sonnensystem zu stabilisieren.

»Was sagen die Messwerte?«, drängte Lyman.

»Unverändert rot! – Wolltest du nicht …?«

»Ich habe improvisiert, soweit es möglich war.«

»Für mich sieht das nicht so aus. Was ist mit der Frequenzmodulation?«

Sekundenlang war es still. »Verdammt, ja!«, stieß der Chefingenieur dann hervor. »Das Materialgedächtnis blockiert die Weiterleitung, weil die höhere Abtastrate eine minimale Frequenzverschiebung mit sich bringt.«

»Bekommst du das hin? Andernfalls müssen wir …«

In dem Moment heulte der Alarm durch das Schiff. Die Traitanks hatten das Feuer wieder eröffnet.

Quarter Phillip fröstelte. Ohne es zu wollen, warf er einen Blick auf die Zeitanzeige.

20.48 Uhr – der Tag war noch lange nicht zu Ende.

 

*

 

Anfrage aus der Kommandozentrale. Keine Bildübertragung, nur ein Akustikfeld und die rau und gereizt klingende Stimme des Ersten Offiziers: »Wir warten dringend auf die Vollzugsmeldung!«

Quarter Phillip schluckte schwer. »Es gibt Probleme mit einem der Salkrit-Abnehmer! Fünf bis zehn Minuten, schätze ich …«

»Zu lange!«

Quarter Phillip bedachte die Rotkontrolle mit einem Blick, mit dem er seinen ärgsten Feind in die Hölle geschickt hätte. »Lyman …?«, rief er den Gang entlang.

»Ich hab’s gehört! Sag dem Ersten, in spätestens fünf Minuten ist unsere Zweiundzwanzig wieder einsatzbereit!«

»In Ordnung«, kam es aus der Zentrale. »Wir bereiten die Wiedereingliederung in die Phalanx vor. Diesmal wird es hart – sechsunddreißig Chaos-Geschwader, das sind 17.424 Traitanks.«

Quarter Phillip hatte das Gefühl, jemand ziehe ihm die Beine unter dem Leib weg. Für ihn gab es keinen Zweifel, dass die seit langem befürchtete Offensive der Kolonne begonnen hatte. Die Gegenseite zielte nicht mehr darauf ab, Ressourcen zu erhalten, sie kannte nur noch das Ziel, den terranischen Widerstand zu brechen, egal um welchen Preis.

An dem vorangegangenen Angriff waren »nur« achtzehn Geschwader beteiligt gewesen. Ein Wunder, dass der Kristallschirm trotz zweihundert Prozent Überlast standgehalten hatte, und dieses Wunder war in erster Linie dem Nukleus der Monochrom-Mutanten zu verdanken gewesen.

Würde es hier und heute wieder so werden?

Irgendwann, dachte Quarter Phillip bitter, werden die mentalen Kräfte des Nukleus erschöpft sein.

Er brauchte keine Hochrechnung der Feuerkraft aller Traitanks, seine Fantasie reichte für die Vorstellung aus, was mit Sol und ihren Planeten geschehen musste, sobald die entfesselten Schwerkraftfronten der Potenzialwerfer den Schirm durchschlagen würden.