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Nr. 72

 

An den Springquellen

 

von Hans Kneifel

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für die Sache der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, verlassen und längst Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, erreicht, wo er von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wurde.

Während der Sohn des Kometen mit seinen Gefährten inzwischen die Insel Gavanque, wo er im Krieg der Hexen eine Schlüsselrolle spielte, den Rücken gekehrt hat und neuen Abenteuern entgegenzieht, wenden wir uns wieder dem Geschehen auf Gorgan zu. Dort beschäftigt uns das Schicksal Luxons.

Luxon oder Arruf, wie er sich wieder nennt, ist als Leibwächter des Prinzen Iugon in dessen Hochzeitszug unterwegs nach Hadam. Doch der Weg ist lang und gefahrvoll. Luxon, der gerade einen Pfänder besiegt hat, kann sich seines Triumphs nicht lange freuen, da sich alsbald der zweite Pfänder nachdrücklich bemerkbar macht.

Und so beginnt zwischen Luxon und einem Unbekannten, der in Wirklichkeit ein alter Bekannter Luxons ist, das Augenduell, das sogar fortgesetzt wird beim Rennen ums Überleben AN DEN SPRINGQUELLEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Luxon – Der Sohn des wahren Shallad im Bann des Augenpfänders.

Uinaho – Luxons Begleiter.

Necron – Der Alleshändler verliert seine Habe.

Lodar – Ein verräterischer Kleidermacher.

Hrobon – Der Heymal auf der Suche nach Luxon.

Elejid – Ein Brahid der Horier.

1.

 

Aemogard nennen sie in Ash'Caron den Mythenstein.

Uralt und verwittert sind die Schriftzeichen in seiner narbigen Flanke.

Schwarz wächst stinkendes Moos in den Rillen der Runen.

Wagt sich ein kühner Wanderer zum äußersten Rand von Ash'Caron, vermag er, so sein Auge scharf und ungetrübt ist, einen Teil der Runen zu lesen und zu deuten. Uralt sind die Worte und bedeutungsvoll. Unbekannte Steinmetze hatten sie mit grünspanigem Kupfermeißel eingegraben.

Es war zu lesen:

 

EINST WIRD KOMMEN DIE STUNDE DES LICHTES. MONDE UM MONDE, JAHRE UM JAHRE, DUTZENDE VON MENSCHENALTERN WERDEN VERGEHEN. ABER NUR DER KÜHNE UND MUTIGE, DER DAS NIEMANDSLAND BEZWANG, VERMAG DIE MAUER DER ALTEN WELT ZU ERREICHEN. DURCH TAUSEND MARTERN UND PRÜFUNGEN WIRD ER RENNEN, GEHETZT VON ERGRIMMTEN DÄMONEN UND VON BÖSER UNRAST TIEF IN SEINEM HERZEN.

SEIN ZIEL WIRD SEIN: ABGESCHIEDENHEIT, EINSAMKEIT UND VÖLLIGES ENTSAGEN. UND WENN ER DIE SIEBENUNDSIEBZIG GRAUSAMEN TODE DER SPRINGENDEN QUELLEN ÜBERLEBT, WIRD ER EINTREFFEN ALS EIN GEZEICHNETER. DARUM, FREMDER, LASSE DICH ERSCHRECKEN VON DER WARNUNG. LIES UND FLIEHE DIESEN ORT. ODER TRITT NÄHER UND STIRB. WENN DU ES VERMAGST, VERSUCHE, DEM TOD UND SCHLIMMEREM LOS ZU ENTKOMMEN.

ERSTARRE IN FURCHT, FREMDER!

 

*

 

Vierundzwanzig Hufe und die breiten Metallbänder der Felgen erzeugten dumpfe Wirbel und grell rasselndes Geräusch auf dem kaum kenntlichen Weg. Kraftvoll spielten die Muskeln der frischen, grauen Pferde unter ihrer Haut. Immer wieder rissen sie die Köpfe hoch und prusteten voller Kraft und Energie. Nur Necron vermochte nicht, in die gute Stimmung seiner Tiere zu kommen. Seine Laune war wie sein schwarzes Samtgewand: voller Löcher, voller Schmutz, fadenscheinig und stumpf. Trotz aller Erfolge fühlte er, wie hoch über ihm, in dem düsteren Himmel eine riesige Hand mit spitzen Krallen auf ihn zielte und sich gierig zu krümmen begann.

Necron steuerte seinen Schrein nach Westen, den Grenzen von Odams Reich entgegen. Vor ihm lag eines der wichtigen Ziele der Reise. Es war die Werkstatt des Kleidermachers Lodar.

»Schneller, meine tapferen Grauen!«, rief der Alleshändler, nur um wieder einmal eine menschliche Stimme zu hören.

Mit Odam würde er seine Schwierigkeiten haben.

Seit der Prinz der Düsternis, so wusste es Necron von Miesel, dem Fledderer, eine wunderschöne Braut an seiner Seite hatte, war er verändert. Die Art der Veränderung kannte Necron nicht, aber er bezweifelte, dass sie für ihn von angenehmer Natur sein konnte.

Wie dem auch sei, dachte der Alleshändler – es nützte nichts. An der Grenze zu Odams Reich lebte der Kleidermacher, und dort lag sein Ziel. Argwöhnisch drehte er den Kopf hin und her. Seine scharfen Augen durchforschten die düstere Umgebung. Er sah nur den riesigen Felsen und zwischen den Eisenbäumen die Fladen der ewig hungrigen Mooskröten.

»Lasst uns das Leben genießen«, sagte er ein wenig grimmig zu sich selbst und dachte daran, dass er in wenigen Tagen wieder neue, magisch angemessene Kleidung aus schwarzem Samt besitzen würde.

Als hätten sie verstanden, wieherten zwei der Zugpferde.

Die Zone, durch die der Schrein sich jetzt bewegte, war gefährlich. Das Leben der unersetzlichen Graupferde und das eigene hing davon ab, dass Necron die Gefahren rechtzeitig erkannte und ihnen auf die richtige Weise auswich.

Keinen Augenblick lang durfte Necrons Wachsamkeit nachlassen.

Auch nicht jetzt, im Sichtbereich des riesigen Felsens. Rechts und links des Pfades bewegten sich die Mooskröten. Es waren keine Tiere, sondern Pflanzen, aber sie blieben ebenso gefährlich wie kleine Raubtiere. Unablässig bewegten sie sich und verschmolzen miteinander. Dann zerteilten sie sich wieder in größere und kleinere bucklige Fladen, die wie Kröten aussahen. Unter ihren haarfeinen Wurzeln verschwand alles, worüber sie krochen: Gräser, alte Blätter, kleine weiße Insekten und Würmer. Sie würden auch binnen kurzer Zeit die Hufe und die Fesseln der Pferde auflösen. Deswegen galt es, bis zum Felsen im scharfen Trab zu bleiben. Die Peitschenschnur krachte, und ihr Knallen weckte auf der ebenen Fläche zahlreiche Echos zwischen den Eisenbäumen.

»Schneller, meine Grauen!«, rief der Alleshändler.

Die Fladen der krötenähnlichen Moosbuckel gaben ein zischendes Knistern von sich. Je mehr sie fraßen, desto schneller vermehrten sie sich. Aber nie verließen sie die runde Ebene mit den ausgezackten Rändern.

Schneeweiß und geformt wie Totenhände mit Knochenfingern begrenzten die Eisenbäume die Ebene. Schwach war geradeaus der Felsen des Seltsamen Wassers zu erkennen. Der Pfad, schwach markiert durch einen schmalen Streifen Sand und Kies, wand sich auf den Felsen zu und verschwand in einem waagerechten Nebelstreifen, in dem Lichttierchen zuckend funkelten.

Die Hufe der Pferde berührten den Pfad immer nur kurz. Die schwarzen Fladen hatten nicht genügend Zeit, sich an die Hufe zu klammern und das lebende Fleisch anzugreifen. Das Geräusch der Felgen änderte sich. Es wurde leiser und dumpfer. Die Bänder der Federn knarzten, als der Schrein über eine Bodenwelle rumpelte. Einige Waren polterten schwach gegen die Wände der Fächer. Ein ätzender Regenguss hatte einige Teile der schönen Malerei auf den Flanken des Schreines weggewaschen.

Die vordersten Zugpferde schwenkten scharf nach links, als Necron am Zügel zog. Ein Eisenbaum griff mit seinen unzerstörbar harten Zweigen nach Necron auf dem Kutschbock. Der Alleshändler duckte sich und riss den Peitschenstiel nach rechts. Von rechts und links schoben sich dünne Nebelflächen oder Rauchflächen heran, und die hastigen Bewegungen der Mooskröten beschleunigten sich. Das Knistern, mit dem sie sich bis zu den hochragenden, unglaublich knorrigen Wurzeln der Eisenbäume hinaufwagten, wurde lauter und drohender. Die Ohren der Pferde spielten aufgeregt. Der Pfad wurde wieder gerade, als sich die Nebelschichten hinter dem Schrein trafen und eine einzige, durchgehende Fläche bildeten. In dem weißen Rauch wetterleuchtete es lautlos. Fahle, blitzende Streifen zuckten auf und badeten für winzige Augenblicke die Vorderseiten der Eisenbäume. Furchtsam wieherte eines der hinten eingespannten Pferde.

»Wir schaffen es schon, meine Braven! Keine Angst!«, rief Necron laut.

Oftmals hatte er an die wohl seltsamste Ware gedacht, die er je gehabt hatte, an Arruf oder Luxon, der angeblich ein Freund von Steinmann Sadagar war. Wie mochte das unergründliche Schicksal mit diesem sympathischen Burschen umgesprungen sein? Aus dem wabernden Nebel voraus schälte sich die Form des Felsens. Auch ich kannte Necron nicht sonderlich gut, aber ausreichend, um nicht mehr zu erschrecken.

Eine Viertel Tagesreise hinter dem Felsen, in einem dürren Wald nahe der Quelle, lebte Lodar mit seinen stummen Ödlingen.

Die Peitsche knallte.

Der Schrein schwankte hin und her, als die Räder sich in den weichen Sand und in feuchten Schlamm senkten. Die Pferde stemmten sich in die Joche. Die Masse der Mooskröten nahm ab. In dem klebrigen Nebel voraus summten im Zickzack zahllose Insekten umher, die sich von dem feuchten Brodem ernährten und wie winzige Öllämpchen leuchteten. Der Weg durch die Düsterwelt war ein selten unterbrochener Albtraum, und auch der Fels des Seltsamen Wassers gehörte dazu. Der Weg führte haarscharf neben ihm vorbei.

»Wir werden sehen, was er uns heute bietet, der Felsen!«, rief Necron. Immer wieder redete er auf seine Pferde ein. Sie verstanden nicht, was er sagte, aber sie hörten Beruhigung oder Angst aus dem Klang seiner Stimme heraus. Galt die Warnung von Miesel, dem Fledderer noch?

Als die vordersten Pferde zu scheuen anfingen, schnippte Necron mit der Peitschenschnur gegen ihre Hälse. Sie senkten die Köpfe und warfen sich in den Nebel hinein. Zwei, drei Herzschläge später erreichte der Nebel den Alleshändler.

Feuchtheiße Luft, erstickend und voller unbekannter, aber schlechter Gerüche, legte sich wie eine Fessel um Necron. Von seinem Platz hoch über dem Rücken der sechs Tiere sah er über die Nebelschicht hinweg und konnte erkennen, dass sie nicht ausgedehnt war. Trotzdem würgte ihn ein schlimmer Brechreiz in der Kehle. Er versuchte, die Luft anzuhalten, und trieb mit kräftigen Schlägen der Zügel auf die Rücken der Pferde das Gespann zu schnellerer Gangart an.

Necron wusste noch genau, dass dieser Teil seines Weges einigermaßen gerade verlief. Er orientierte sich an den weißen Ästen der Eisenbäume, die völlig unbeweglich aus der hellgrauen, von Funken durchschwirrten Masse hervorragten. Der Nebel wurde dichter, die klebrige Wärme, die er ausströmte, ergriff Necrons Füße, Knie und Schenkel, und über sein Gesicht rannen dicke Schweißtropfen. Er schüttelte sich, als er merkte, dass er müde zu werden begann. Die Kraft strömte förmlich aus ihm heraus, der Nebel mit den Leuchtinsekten haftete an der Deichsel, an den Wänden des Schreines, in Necrons Haar und überall. Auf den Rücken der Pferde klebten mit zuckendem Licht die Insekten. Necron, von kalter Furcht gepackt, schlug mit der Peitsche wütend durch die Nebelschwaden und versuchte, die Insekten zu vertreiben. Die Pferde keuchten, gelber Schaum flockte von ihren Gebissen, die Tiere waren von selbst in einen scharfen Galopp gefallen.

Der Nebel wurde dichter. Ein Insekt klatschte gegen Necrons Stirn, krallte sich in der Haut fest und bohrte den Stachel in seine Haut. Mit dem Stiel der Peitsche und dem Handschuh wischte Necron fluchend das wütend summende Tier weg.

Obwohl die sechs Pferde galoppierten, ihre Köpfe und Hälse schüttelten und wütend mit dem Schweifen ihre Lenden peitschten, zogen die Tiere den Schrein auf dem unsichtbaren Weg geradeaus weiter. Hin und wieder sprang eines der Räder über den stahlharten Wurzelknoten und brachte den Wagen ins Schleudern. In krachendem Galopp donnerte der Schrein schwankend durch den Nebel, vorbei an den letzten Ästen der Bäume und in die nachtschwarze Dunkelheit hinter dem Nebel hinein. Die Insekten schwirrten vom Schrein und vom Fell der Pferde weg und zurück in die feuchten Schwaden.

Necron schüttelte sich und zog an den Zügeln.

Aus der Schwärze hob sich der Felsen. Er ragte schräg aus dem Boden. Über seine Flanken krochen kleine, salamanderartige Tiere, durch das Rattern der Räder konnte der Alleshändler das Plätschern des Wassers hören.

Die nächste Gefahr war das Wasser.

Die Pferde konnten den Pfad verlassen und zu saufen versuchen. Sofort würden die Mooskröten sich auf ihre Läufe stürzen. Und auch die Echsen auf dem Felsen waren mit langen, giftigen Fangstacheln ausgestattet. Necron, den zerklüfteten Felsen mit der sprudelnden Quelle im Blick, ließ die Peitsche dicht über den Ohren der Pferde knallen. Die Tiere stoben erschreckt nach rechts und wurden wieder schneller.

»Sehr klug, meine braven Graupferde!«, schrie Necron begeistert.

Die Pferde rissen den Wagen am Felsen vorbei und auf Lodars Wald zu.

Die Echsen auf den Felsvorsprüngen fauchten die Tiere und den Mann auf dem Kutschbock ärgerlich an. Zwischen den rissigen Schründen des geäderten Steinblocks, der so groß wie zwanzig Männer war, sprudelte eine starke Quelle. Das Wasser, dessen Strahl mannsdick war, sprang waagerecht aus dem Fels hervor, beschrieb eine starke Kurve und drehte sich in einer tropfensprühenden Säule entlang der schrägen Zacken und Wände aufwärts. Es verschwand in der vagen Dunkelheit um die Spitze des eckigen Gebildes und rauschte, als Regenschauer auseinanderstiebend, irgendwo jenseits des Felsens zu Boden oder in die Zweige unsichtbarer Gewächse.

Manchmal hatte Necron diese Quelle auch anders gesehen; dann lief sie matt abwärts oder vereinigte ihr Wasser zu einem Ring, der sich waagerecht um den Steinbrocken drehte. Der Alleshändler richtete seinen Blick auf das nächste Wegzeichen. Es wurde von Irrlichtern gebildet, einem der vielen »Wegweiser in den Tod«. Die Lichter, so groß wie ein Unterschenkel, waren entlang eines schwach sichtbaren Pfades angeordnet. Sie bildeten ein helles, flackerndes Spalier, bis sie hinter den Baumstämmen und anderen Hindernissen verschwanden.

Der Alleshändler lachte kurz auf und wandte einen Zauber der Klaren Sicht an.

Zwar blieben die Irrlichter weiter sichtbar, schrumpften aber zu einem Zehntel der vorherigen Größe zusammen. Dafür erhob sich einen Bogenschuss weit vor dem Wagen ein riesiger, verholzter Pilz. Aus dem Pilzkopf war ein Vogelschädel geworden. Der Schnabel deutete nach links, und dort sah Necron auch die dicke Felsplatte, die über dem tiefen Graben eines stinkenden Baches lag. Das Gefährt rumpelte hinüber, und gleich darauf leuchteten zwischen den Stämmen des kleinen Waldes die Lichter von Lodars Hütte.

Necron holte tief Luft und rief:

»Ich bin es, Lodar, dein Freund, der Alleshändler Necron. Du brauchst deine Ödlinge nicht auf mich zu hetzen!«

Die senkrechten Stämme vieler Bäume waren durch dicke Balken und Bohlen miteinander verbunden. Die Holzkonstruktion bildete in eineinhalb Mannslängen Höhe über dem Boden eine Plattform. Ein spitzkegeliges Dach, mit Moos, Farnwedeln und Blättern gedeckt, schob sich zwischen den Kronen der palmenartigen Bäume in die Höhe. In einigen Tonschalen brannten schwimmende Dochte. Eine scharfe Stimme schrie in befehlendem Tonfall:

»Zurück, Ödlinge! Keine Gefahr! Zurück an die Arbeit.«

Dunkle Gestalten, kleiner als ein Kind von elf Sommern, huschten schnell zurück in den Schutz des Unterholzes, als die Pferde die Öffnung in dem Kreis magischer Steine passierten. Die zwergenhaften Helfer des Kleidermachers wurden von ihm als Ödlinge bezeichnet, und dafür, dass er ihnen Schutz und Essen gab, mussten sie für ihn schuften und sogar sein Anwesen verteidigen. Sie duckten sich unter die Balken der Plattform und steckten wispernd ihre eckigen Köpfe zusammen, als Necrons Schrein vor der Hütte einen Kreis ausfuhr, so dass die Köpfe der Tiere wieder in die Richtung der Passage deuteten.

Mit einem Satz war Necron vom Kutschbock und stapfte auf das Haus zu.

Hoch über ihm veränderte sich die graue Fläche des Himmels. Ein schmaler Spalt erschien, durch den etwas Helligkeit herabsickerte. Die Formen des Hauses traten aus der Dunkelheit hervor. Lodar kam abwartend die Treppe herunter und setzte ein zögerndes Grinsen auf, als er Necron erkannte.

»Tatsächlich!«, sagte er erstaunt. »Der Alleshändler!«

Necron stemmte den Peitschenstiel in den schwammigen Boden und nickte. Unter dem Haus zischelten und wisperten die Ödlinge. Der Kleidermacher, ein gedrungener, halbgroßer Mann mit starrem Blick und einem sonderbar geformten weißen Bart, nickte Necron zu. Seine Augen, die in tiefen, dunklen Höhlen lagen, zwinkerten verschlagen.

Necron deutete über seine Schulter. Die Pferde standen ruhig da und rupften an dem feuchten Gras.

»Ich habe wunderschönen, schwarzen Samt im Schrein. Frage mich nicht, woher der Stoff stammt! Wirst du mir wieder einen Anzug schneidern?«

»Nur zu, Necron«, erwiderte Lodar und rieb seine flinken Finger gegeneinander. »Wenn du zahlen kannst?«

»Daran soll's nicht liegen. Wie lange wirst du brauchen?«

»Zwei Dunkelheiten, vielleicht ein bisschen weniger.«