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Nr. 128

 

Jäger des Einhorns

 

von Hans Kneifel

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, begann vor rund zweieinhalb Jahren seinen Kampf gegen die Mächte des Bösen in Gorgan. Dann wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam.

Inzwischen haben der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen neben Fronja, der ehemaligen Ersten Frau von Vanga, eine beachtliche Streitmacht zählt, Carlumen, die fliegende Stadt des legendären Caeryll, in Besitz genommen und mit diesem ehemaligen Fahrzeug des Lichts eine wahre Odyssee durch die Schattenzone hinter sich, bevor sie in den Süden Gorgans gelangten.

Auch dort haben die Carlumer – allen voran Mythor und seine engeren Vertrauten – eine Reihe von gefährlichen Abenteuern zu bestehen. Vorläufiger Endpunkt dieser Abenteuer ist Tata mit dem Dämonentor, durch das die fliegende Stadt wieder in die Schattenzone verschlagen wird.

Indessen verfolgt Luxon, der junge Shallad, seinen Plan, die Räuber der Neuen Flamme von Logghard zu stellen, mit unnachahmlicher Tatkraft weiter. In der Maske eines Seefahrers begibt er sich unter die Zaketer – und dabei begegnet er dem JÄGER DES EINHORNS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ergyse – Ein Kapitän in Gefangenschaft.

Casson – Der Shallad unter falschem Namen bei seinen Gegnern.

Kukuar – Der Hexer von Quin macht Maske.

Varamis – Der Zauberer gibt sich als Luminat aus.

Kaizan – Dunkeljäger von Yucazan.

Giryan – Ein Floßvater.

1.

 

In dieser Nacht fing er an, sich wirklich zu fürchten. Er horchte auf die schweren Atemzüge der Männer, die wie er im stinkenden, feuchten Stroh des Kerkers lagen und zu schlafen versuchten. Er hielt den Kopf des Schiffsjungen im Schoß und wischte mit einem Zipfel seines Mantels dessen Stirn ab. Der Junge phantasierte im Fiebertraum. Jeder von ihnen hungerte, war verdreckt und stöhnte vor Schmerz. Die dunkelhäutigen Männer mit ihren schrecklichen Masken verstanden ihr Handwerk, die Folterung. Ein langer Weg führte von Logghard in diesen stinkenden Keller voller Ratten und Ketten.

Er, der Seemann, der keinen Sturm und kein Meeresungeheuer fürchtete, hatte Angst vor dem Tod in dieser seltsamen Stadt.

 

*

 

Die Stolz von Logghard legte schwer über. Eine Sturzflut brach über den Vordersteven und überflutete das Deck. Die Männer hielten sich an Tauen fest; der Sturm gurgelte und heulte durch Tauwerk und Takelage. Die Wand der Dunkelzone war nicht mehr zu sehen; das Gewitter wirbelte im Süden und Osten riesige schwarze Wolken mit sich.

»Steuerbord!«, schrie Kapitän Ergyse. »Refft das Segel, aber geht nicht über Bord!«

Die drei Schiffe, die von Casson als Vorhut zu den Inseln geschickt worden waren, wurden von dem plötzlich einsetzenden Sturm überrascht. Kaum, dass die Männer die weißen Strände, den Gischt der Brandung und die grünen Kuppen der Inseln entdeckt hatten, fuhr der erste Blitz aus blauem Himmel nieder.

»Achtet auf die Felsen!«, kam es vom Ausguck.

Der Steuermann stemmte sich gegen das Ruder. Mitten am Tag senkte sich eine fahle Dunkelheit über das Wasser. Wo war das Segel der Splitterfelsen?

Irgendwo dort vorn, in dem nassen Chaos aus Wellen, Regen und tückischen Unterwasserfelsen, wurde dieses Schiff ebenso herumgewirbelt wie die beiden anderen Späherschiffe. Schlagartig war es kalt geworden. Die schweren Wassertropfen, die der Sturm fast waagerecht durch die Luft peitschte, schlugen wie Nadeln in die Haut der Seeleute und Soldaten. Ergyse wischte das salzige Wasser aus seinen Augen und brüllte:

»Wir müssen hinaus, ins freie Wasser!«

»Ich tue, was ich kann.«

Wie viel Tagesreisen hinter den Späherschiffen segelte die Flotte des Shallad Luxon? War auch Casson, sein Piratenkapitän, in diesen Sturm geraten? Ergyses Blick fiel über die Bordwand. Er sah den Felsen auftauchen, umschäumt von weißen Wellen, gefährlich nahe. Dann war sein Schiff daran vorbei, und es wurde von einer gewaltigen Woge nach Backbord geschleudert.

Blitz folgte auf Blitz.

Die Felswände der Inseln, die in Regen und Dunkelheit unsichtbar geworden waren, warfen die Echos der Donnerschläge zurück. Wieder klammerte sich der Kapitän fest und spähte ins Wasser. Es wurde dunkelgrün und schwarz. Das Schiff schien sich im freien Wasser zu befinden.

»Geradeaus!«, dröhnte Ergyses Stimme.

»Beim besoffenen Kraken«, schrie der Steuermann voller Erleichterung. »Geradeaus! Liegt an, Käpten!«

Die Stolz von Logghard schwang sich auf eine Riesenwelle, hob den Bug, tauchte das Heck ein und jagte mit geblähten Segeln davon. Vergessen war für einen Augenblick das Schicksal der Splitterfelsen und der Doppelaxt.

Stunde um Stunde verging.

Das Gewitter drehte sich hierhin und dorthin. Planken knarrten, und die Donnerschläge wetteiferten mit dem Schreien und Fluchen der Männer. Das Schiff schwang hin und her, ritt aber noch immer auf der laufenden Welle.

Für einige Atemzüge kam der Kapitän, der die Stöße mit schmerzenden Knien abfing, dazu, seine Lage zu überdenken.

Von der Sicherheit der großen Flotte getrennt, in unbekannten Gewässern und zwischen fremden Inseln, hungernd und frierend, ohne Schlaf und ständig von der Dunkelzone bedroht, segelten die Schiffe nach Westen. Ob ein Eingeborener der Inseln die Segel der fremden Schiffe gesehen hatte, vermochte niemand zu sagen.

Zwischen Morgen und Mittag hatte dieser entsetzliche Wettersturm angefangen.

Ergyse schätzte, dass fünf Stunden vergangen waren. Irgendwo entstand ein Spalt in den schwarzen Wolken. Wie ein Speer zuckte ein breiter Balken Sonnenlicht aufs Meer hinab.

Ein letzter Donner grollte über das Wasser dahin. Statt Dunkelheit gab es wieder Farben. Der Wind riss das Schiff nach Südwest.

»Wo sind wir?«, fragte der Steuermann.

Sie konnten ein großes Gebiet überblicken. An Steuerbord blieben die Konturen der Inseln zurück. Eine langgezogene Küstenlinie war dort zu erkennen, in deren Mitte sich schroffe Berge erhoben. Weit voraus zeichneten sich gegen den dunklen Hintergrund des Himmels fünf Segel ab. Fremde Schiffe! Und weder Segel des einen noch des anderen Späherschiffs war zu sehen.

Ergyse rief:

»Wir segeln weiter nach Westen. Auch dort gibt es Inseln. Wir versuchen, diesen fremden Schiffen auszuweichen.«

Kurze Zeit später sahen die Männer aus Logghard, dass die fremden Schiffe den besseren Wind hatten.

 

*

 

Ergyse schreckte hoch. Er hatte tatsächlich geschlafen, obwohl seine entzündeten Wunden ihn vor Schmerz hatten stöhnen lassen.

Er hatte den Fremden alles gesagt, was er wusste – es war nicht viel gewesen. Zuerst hatte es Schwierigkeiten gegeben, die Sprache der anderen zu verstehen. Alles war fremdartig, ganz anders, als man es sich vorstellen konnte. Aber jene Krieger sahen aus wie die Gefolgschaft des Magiers, der sich der Neuen Flamme bemächtigt hatte. Sie, die Mannschaft des Schiffes, waren die wehrlosen Fremden in einem Land, das nicht nur sie umbringen würde, sondern auch das gesamte Shalladad bedrohte.

Wasser tropfte von den Quaderwänden. Im Stroh raschelten die Ratten. Der Hunger wühlte in Ergyses Eingeweiden. Der Junge in seinem Schoß war tatsächlich eingeschlafen und atmete pfeifend durch den aufgerissenen Mund. Durch das winzige Gitter des Fensters sah der Loggharder einen Stern blinken. Er verfluchte sein Schicksal – warum war er nicht im Kampf getötet worden?

 

*

 

Die Gefahren waren unübersehbar groß.

Nach dem Tod des Scheusals wurde Shallad Luxon von dem Magier in eine Zwangslage getrieben. Das Symbol der Reichseinigung verschwand in einem Chaos fremder Magie. Luxon schickte Casson, seinen Freund, nach Westen, um das Land der Zaketer zu finden und dort für das Schicksal des Reiches zu kämpfen. Eine mächtige Flotte hatte sich in Bewegung gesetzt. Jetzt, irgendwo vor den Ufern des Zaketerlandes, griffen die fremden Schiffe mit dem grimmigen Antlitz des Lichtboten auf den Segeln den einzelnen Späher an.

Ergyse und die Kapitäne der fünf Schiffe, die in einer langen Linie zwischen den Inseln hervorkamen, waren erfahrene Männer.

Jeder erkannte, dass der andere ein Feind war.

Die Schiffe der Zaketer kamen aus mehreren Richtungen auf den Loggharder zu, wobei sie geschickt den Wind ausnutzten. Die erschöpften Krieger auf der Stolz von Logghard rüsteten sich zum Kampf, während Ergyse versuchte, das Schiff in den Wind zu bringen und zu fliehen, hinaus aufs offene Meer.

Es half nichts.

Die Zaketer waren schneller, und sie waren in der Überzahl. Es war ein harter, kurzer Kampf. In Fesseln wurden die Männer an Bord liegengelassen, ein Haufen braunhäutiger Seeleute übernahm das Schiff und segelte es zurück nach Nordost.

Dort, im großen Hafen einer unbekannten Stadt, fiel der Anker. Die Gefangenen wurden von Bord getrieben und in ein Verlies geworfen. Dort warteten sie einige Tage lang.

 

*

 

Stundenlang dauerte der Wechsel zwischen Schlaf, Erschöpfung, Schmerzen und Wachsein.

Ein Mann starb. Ein anderer schrie in einem Albtraum. Ein dritter packte eine Ratte am Schwanz und zerschmetterte ihren Kopf an der Mauer. Der Schiffsjunge schlief, endlich, tief und ruhig, und seine Stirn unter der Hand Ergyses fühlte sich nicht mehr so trocken und heiß an. Längst war der Stern verschwunden, die Stäbe zeichneten sich verschwommen vor einer helleren Fläche ab.

Kapitän Ergyse und seine Männer hatten die Hoffnung verloren. In der kargen Helligkeit der schauerlichen Tage gaben sie unter der Folter alles preis, was sie wussten. Sie erkannten, dass Neumond herrschte; im Shalladad begann jetzt wohl der Winter. Welche Zeitrechnung hier herrschte, unter diesen seltsamen Menschen, ahnten sie nicht einmal.

2.

 

Der schlanke, bronzehäutige Krieger senkte den Kopf, legte seine Waffen auf den niedrigen Tisch und sagte:

»Viele Botschaften habe ich zu überbringen, Kukuar.«

»Wir sehen«, sagte der Magier freundlich, »dass du gesund zurückgekommen bist. Sprich! Was haben die Zaketer, dieser Auswurf des Meeres, wieder getan?«

Hoono war seit fast einem Mond unablässig auf den Inseln und zwischen ihnen unterwegs gewesen. Einmal ritt er auf dem Orhako einer der fremden Kämpfer mit, oder er rannte über die zugewachsenen Urwaldpfade, wurde von den Fischern in schnellen Kanus gerudert oder ruderte selbst.

»Bei Conee, der nördlichen Insel, versammelt sich eine starke Flotte der Sklavenfänger.«

»Wie viele Schiffe?«, fragte Luxon. Er saß neben Kukuar und hatte im vergangenen Mond unendlich viel gelernt. Nicht nur die Hierarchie im Zaketerreich war ihm geläufig, sondern auch der große Unterschied in Sitten und Gebräuchen.

»Ich zählte dreißig Schiffe.«

»Dreißig!«, sagte Luxon. »Natürlich kommen sie in kleinen Gruppen oder einzeln aus dem Norden zu uns. Hoono! Werden die anderen Quinen-Späher herausfinden, welche Absichten die Zaketer haben?«

»Ich habe überall Spione. Wenn sie etwas vorhaben, werden wir es erfahren.«

»Über fünfundvierzig Schiffe verfüge ich«, sagte Luxon. »Meinst du, dass wir gewinnen können?«

»Ich würde an deiner Stelle noch keinen Kampf wagen«, sagte Hoono. »Die Zaketer kennen die Klippen und Seichtwasser besser. Aber höre weiter!«

Kukuar und Luxon hatten viel Zeit gehabt, einander kennenzulernen. Zwischen ihnen gab es kein Misstrauen mehr, aber jeder hatte erkannt, dass der andere aus einem Land mit anderen Sitten und anderen Regeln stammte.

»Ich höre!«

»Die Quinen haben Schiffe aus deiner Flotte gesehen. Eines sah so aus ...« Er schilderte genau die Farben und die Galionsmaske der Stolz von Logghard.

»Die drei Späherschiffe!«, flüsterte Luxon tief erschüttert. »Wir fanden die Reste der Splitterfelsen

»Die Späher auf den Inseln sahen einen Kampf. Dann schleppten die Zaketer das Schiff mit diesem seltsamen Namen nach Yucazan.«

Kukuar nickte, berührte Luxon am Unterarm und setzte eine wissende Miene auf.

»Rauco wird mit der Ayadon diesen Hafen anlaufen. Warte nur.«

Luxon beugte sich vor und fragte:

»Haben sie auch das andere Schiff gesehen? Es hatte ein Segel, auf dem solch ein Bild zu sehen war, und ...«

Diesmal schilderte Luxon, wie die Doppelaxt aussah. Hoono schüttelte den Kopf und antwortete:

»Vielleicht schaffst du es, die Männer der Stolz von Logghard zu befreien. Ihnen droht wahrlich ein schauerliches Schicksal. Aber es gibt zu viele Klippen, zu viele Buchten. Es wird lange Zeit brauchen, um im Gewirr der Inseln ein Schiff zu finden. Und wenn die Doppelaxt zur Bitterwolf-Insel oder nach Falkenland getrieben wurde, dann findet ihr sie niemals. Habe ich recht, Herrscher?«

»So ist es«, stimmte Kukuar zu. »Aber wir denken sowohl an eine Befreiungsaktion als auch an eine lange Suche nach dem anderen Schiff. Alle Quinen werden helfen. Was sagst du?«

Im Zaketerland, auf allen Inseln und im Land rundherum schrieben sie das Letzte Jahr. Letztes Jahr vor dem Lichtboten auch in Lyrland und Tata – jedermann war überzeugt, dass spätestens nach Ablauf dieses Jahres der Lichtbote erscheinen würde. Man wartete auf die Zeichen und die Omina.

»Hast du Botschaft meines mächtigen Freundes Hrobon?«, fragte Hoono den Shallad.

»Nein. Aber du selbst weißt, dass wir uns auf ihn verlassen können«, gab Luxon zurück.

»Das weiß ich.«

Der Shallad, der nichts sehnlicher wollte, als dass sich endlich die Vorkommnisse um den Raub der Neuen Flamme aufklären ließen, wusste jetzt, wie groß die Bedrohung durch die Zaketer wirklich war. Seltsamerweise hatten Zaketer und Bewohner des Shalladad gleiche Ziele. Dennoch verhielten sie sich wie Gegner. Luxon stand auf, ging hinaus auf die sonnenheiße Terrasse und blickte über Quin hinweg.

»Du wirst mir helfen?«, fragte er ins Halbdunkel des Raumes zurück. Die Stimme des Zauberers bekräftigte die Aussage.

»Ja. Ich werde dir helfen. Aber vor jedem Handel soll bei uns das Planen und Nachdenken stehen.«

Luxon/Casson nickte und lachte kurz, obwohl ihn die Sorge um seine Männer und die gewaltige Drohung innerlich zerfraßen.

»Denken wir nach! Planen wir«, sagte er entschlossen und fügte, etwas leiser, hinzu: »Am Ende kommt es doch stets ganz anders.«

»Das mag sein. Aber es trifft uns nicht unvorbereitet.«

Wenige Tage später, als die letzte dünne Sichel des Abmondes sich in Neumondzeit verwandelte, ruderten kräftige Quinen freiwillig die stolze Ayadon den Fluss abwärts, und die Rekayman folgte. Die große Galeere hisste ihr Segel, auf dem das grimmige Gesicht des Lichtboten erschien. Kukuar hatte einst dieses Schiff von den Zaketern erobert.

Das Zaketerschiff war eine Tarnung. Alle Personen an Bord hatten ihre Masken angelegt. Sogar die echten calcopischen Krieger gehorchten dem Kapitän Rauco.

Rauco war Kukuar – seine Maske war perfekt.

Luxon war es fast gleichgültig, wie man ihn jetzt und hier nannte. Alle Männer der Rhiad und die Orhakenreiter wussten, dass er Shallad Luxon war. Er stand neben dem Mitglied der Hexergilde, der das Schiff befehligte und, kaum dass sie das Delta des Flusses verlassen und die versteckte Bucht durchrudert hatten, den Kurs nach Süden einschlagen ließ.

»Rauco, Pirat der Inseln – werden wir Erfolg haben?«

Sie hatten beschlossen, alle jene Gewässer abzusuchen, in denen dies Quinen-Fischern oder Spähern nicht möglich war.

»Bei Nullum! Ich weiß es nicht. Aber wir tun, was wir vermögen.«

Kukuar hatte über seiner Nasenwurzel ein täuschend echt aussehendes drittes Auge befestigen lassen. Unter dem Namen des Händlers, Piraten und Boten Rauco war es ihm gelungen, unbehelligt zwischen den Inseln kreuzen zu können. Zwar gab es noch andere Piraten, aber keiner getraute sich, die Ayadon anzugreifen.

»Ayadon«, meinte Rauco nach einigen hundert gleichmäßigen Ruderschlägen, »er war ein berühmter Duine. Er soll zur Zeit von Nullum gelebt haben.«

Luxons scharfe Augen erforschten die Umgebung. Sein Blick glitt über dunkle Löcher im Grün und Schwarz der Uferwälder, über die kleinen Dreieckssegel der wenigen Fischerboote, über schroffe Klippen und sonnenbeschienene Sandstrände.

»Nullum, der Prophet?«, fragte er in Gedanken.

»Ja. Der Prophet des Lichtboten. Unter den Deserteuren der Zaketer, die in zahllosen Verstecken überall hier leben«, Raucos Arm beschrieb eine große, umfassende Geste, »genügt dieser Name. Sie würden es niemals wagen, die Ayadon anzugreifen.«

»Ebenso wie die Hafenwachen von Yucazan?«, murmelte Luxon ungläubig.