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Nr. 146

 

Das Spiel der Götter

 

von Hans Kneifel

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Die Entscheidungsschlacht zwischen den Heeren des Lichts und der Finsternis wurde abgebrochen. Der Lichtbote griff ein und verhinderte den Sieg der Dunkelmächte, indem er durch sein Erscheinen Vangor ins absolute Chaos stürzte und die Kräfte beider Seiten zersplitterte.

Viele starben bei den Katastrophen, die das Gesicht der Welt veränderten. Doch Mythor, der Sohn des Kometen, rettet sich hinüber in den Morgen einer neuen Zeit. Mythor hat einen Auftrag zu erfüllen. Denn bevor der Lichtbote Vangor verließ und zu anderen Welten weiterzog, forderte er den Sohn des Kometen auf, Ordnung in das herrschende Chaos zu bringen, Inseln des Lichts zu gründen und den Kampf gegen das Böse wieder aufzunehmen.

Aber als Mythor in der veränderten Welt erwacht, ist er seiner Erinnerungen beraubt und hilfloser Gefangener einer Hexe.

Aus der Gefangenschaft befreit, erlebt Mythor an der Seite der jungen Kriegerin Ilfa eine neue, unbekannte Welt voller Heimtücke und Gefahren.

Da Mythor den Weg eines Kämpfers für das Licht einschlägt, ist Kalaun, der Herr des Chaos, besonders hinter ihm her. Unser junger Held wird dabei zum Gladiator in einem tödlichen Spiel, das auf Burg Elschwog ausgetragen wird.

Es ist DAS SPIEL DER GÖTTER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor und Ilfa – Die beiden werden gejagt.

Tatooz – Jäger im Auftrag Kalauns, des Herrn des Chaos.

Quicot te Ruy – Ritter der Aegyr.

Tringuum – Ein Dämon.

Iskirra – Eine Gnomin.

1.

 

Lauschend und witternd hob der Eulenfresser seinen knochigen Schädel.

»Was hörst du, Koetter?«, stieß er hervor.

Koetter schüttelte sich, dass Staub und Blattreste aus seinem struppigen Fell stoben. Dann kam aus seiner heiseren Kehle ein grunzender, kläffender Laut. Tatooz nickte und brummte:

»Ich höre es jetzt auch. Hufgetrappel.«

Der Eulenfresser hatte seit Tagen keinen Menschen mehr gesehen und auch nichts, das jene Spuren erkennen ließ, die er suchte. Auch keinen der anderen Jäger, die Kalaun, der Herr des Chaos, ausgeschickt hatte. Aber Vögel gab es viele entlang seines Weges.

Koetter heulte kurz, dann knurrte er.

»Ja. Ich komme. Du hast eine unbestechliche Spürnase, alter Freund.«

Das Tier, mit dem der Eulenfresser sprach wie mit seinesgleichen, reichte dem Jäger bis an die Hüfte. Koetter, verwahrlost, sehnig und voller Räude im Fell, war von einem großen Schwarm von Irrwischen umgeben wie von einem Staubschleier oder einer Horde wütender Hornissen. Die Irrwische, fingergroße Lebewesen aus der Welt der Geheimnisse, lebten von den Schmarotzern im Fell Koetters. Und in gewisser Weise lebte auch der Eulenfresser von den Irrwischen. Das breite, mit rostigen Stacheln besetzte Halsband Koetters spannte sich und knarrte. Koetter zog und zerrte ungeduldig an dem Riemen, der um einen Baumstumpf geschlungen und geknotet war.

»Geduld!«, fuhr Tatooz seinen seltsamen tierischen Begleiter an.

Die langen Krallen Koetters scharrten tiefe Spuren in den Waldboden, der von moderndem Laub, Nadeln und Abfällen bedeckt war. Sein Rachen öffnete und schloss sich, die gelben Fangzähne schlugen klickend aufeinander, die lange Zunge hing hechelnd aus dem Maul. Die Lefzen trugen noch die Spuren des letzten Fressens; Blut und kleine Federn der Vögel, die Tatooz gefangen hatte.

Koetter schüttelte sich und ließ sich auf die sehnigen Läufe nieder. Er starrte geradeaus, auf die finstere, schwarze Kulisse der bergigen Wälder, drehte aber immer wieder den Kopf und blickte seinen Herrn mit großen, blutunterlaufenen Augen an. Seine lange Rute schlug unruhig den Waldboden. Tatooz wusste, dass Koetter, wenn er einmal eine Spur aufgenommen hatte, ihr bis ans Ende folgte – und das Tier hatte die Spur!

Als Tatooz in seinen Gürtelsack griff, klirrten die eisernen Federn und Spiralen. Er hob den Flügel vom Boden hoch, schob unter die Federn das dünne Eisenstück und fädelte es in den hohlen Knochen ein. Dann zupfte er an der Schwungfeder, und der Flügel bewegte sich schnell auf und ab, als sei wirkliches Leben in ihm.

Tatooz grinste und schob den Flügel und die angefertigten Füße in den Sack zurück. Bald würde er wieder eine neue, wirkungsvolle Falle zusammengebaut haben. Aber das Hufgetrappel in der Ferne unterbrach seine Arbeit. Es kam irgendwo dort aus dem Süden. Tatooz hörte die Pferdehufe nur, wenn sie auf hartem Untergrund schlugen – Koetter hörte sie aber auch, wenn sie auf dem Laub liefen. Welche Reiter?

Tatooz stand auf, schob die Reste des Feuers auseinander und zertrat die Überbleibsel seiner letzten Mahlzeit; Vogelknochen, große und kleine, und das Gerippe eines Nachtvogels. Tatooz briet fast nur Fleisch von Vögeln, weil er dann, wenn er Vogelfleisch aß, auch die Klugheit und Scharfsichtigkeit seiner Beute erwarb.

»Gehen wir, Koetter!«, schnarrte Tatooz, knotete das Band auf und ließ sich fortzerren, genau in die Richtung, in der Koetter irgendetwas gewittert hatte.

Tatooz war nicht ganz sicher, ob es wirklich die Spur von Mythor und Ilfa war, die er und Koetter verfolgten.

Die Spur würden sie nicht mehr verlieren.

»Weiter.«

Koetter und Tatooz liefen auf den dunklen Waldrand zu. Sie ließen das dichte Gestrüpp und die abgestorbenen Stämme und Äste der Bäume hinter sich. Wolken trieben über ihnen nach Osten. Vor den zwei seltsamen Jägern lag eine Savanne, die aus Sand, Geröll und riesigen Trichtern bestand, in denen sich Bäume erhoben, mit schneeweiß gebleichten, unglaublich verdrehten Stämmen und schwarzgrünen Blättern. Rechts von ihnen prasselte schwerer Regen hernieder. Unbeirrbar, fast in einer geraden Linie, rannte Koetter dem unsichtbaren Ende der aufgenommenen Spur entgegen. Die Irrwische begleiteten das Tier, der Schwarm wanderte wie eine zuckende und knisternde Wolke mit ihm mit und verbreitete Unruhe und stechenden Gestank.

Tatooz war ein ungewöhnlicher Jäger. Seine Stärke lag jedoch nicht in dem Kampf mit Waffen, obwohl er das Schwert, die Dolche und die Armbrust meisterlich beherrschte.

Er baute Vogelfallen, und seine Fallen hatten die Macht, Tiere und Menschen zu verführen und zu lähmen.

Der Eulenfresser hatte das Lederband an seinem linken Handgelenk festgeknotet. Mit langen, kräftesparenden Schritten folgte er Koetter. Die weichen Sohlen seiner Stiefel sanken im Sand ein, knirschten auf dem Geröll und wirbelten Staub auf. Ein Dutzend anderer Jäger suchte ebenfalls nach den Feinden Kalauns.

»Bei Genral! Wir werden sie finden, nicht wahr, Koetter?«, rief er unterdrückt und duckte sich unter den weit ausragenden, dornenbesetzten Ästen. Koetter jaulte auf und zerrte weiter.

Wenn es wirklich Pferde waren, dann konnten es Mangoreiter sein. Auch sie würden Mythor lebend zu fangen versuchen.

Tatooz mochte diese Reiter nicht, aber er musste mit ihnen gut auskommen. Ein jeder Jäger war der schärfste Rivale des anderen.

Der Regen erreichte Tatooz und Koetter und durchnässte sie bis auf die Haut. Tatooz verbarg sich unter den Ästen und wartete. Zwei Pfeilschüsse weiter auf den Waldrand zu gab es einen tiefen Graben, der jetzt langsam von den Rinnsalen gefüllt wurde. Die Reste einer Brücke lagen darin, überwuchert waren die Quader mit den abbröckelnden Kanten. Am Abbruch des Grabens konnte Tatooz undeutlich Steine sehen, die zu einer uralten, kaum noch erkennbaren Straße gehört hatten. Die gerade Fläche, die hinter Gewächsen und Felsbrocken verschwand, endete irgendwo im Wald. Der Eulenfresser streckte seinen Arm aus, griff durch den Schwarm Irrwische und streichelte grob das Fell Koetters.

»Jetzt glaube ich doch, dass es die Spur Mythors ist. Eine alte Straße! Du hast dir einen fetten Vogelflügel verdient.«

Koetter knurrte zufrieden und leckte Tatooz' Hand.

Regentropfen prasselten auf die Zweige und Blätter, das Wasser lief am Stamm und an den Wurzeln entlang, und der wütende Wind trieb Hagel, Staub und losgerissene Pflanzenteile in das Versteck der beiden.

Mit einem letzten, heulenden Winseln starb der Sturmstoß. Die Jäger schüttelten sich und krochen unter den triefenden Blättern hervor. Gurgelnd raste das schmutzige Wasser durch den Graben und versickerte im Sand und Kies. Über die durcheinander gewürfelten Steinbrocken zerrte Koetter seinen Herrn den Grabenrand aufwärts.

»Gut so!«

Je mehr sich der Eulenfresser dem Finsterwald näherte, desto mehr schien sich das Aussehen des Landes unter dem sonnenlosen Himmel zu verändern. Es gab keine größeren Tiere in dem savannenartigen Landstreifen. Aus dem Wald drang mit dem schwachen Wind ein fauliger, stechender Geruch hervor. Die treibenden Wolken unter dem grauen Hochnebel hatten schwarze und schwefelgelbe Ränder. Die Ranken, Büsche und Bäume lebten, obwohl sie aussahen, als wären sie längst vermodert. Wenige Blüten waren zu sehen, auch ihnen entströmte ein durchdringender Duft. Überall schwirrten Insekten umher, deren böses Summen zu beweisen schien, dass ihr Biss giftig war.

Fünfzig Schritte weiter hörte Tatooz das schrille Wiehern der Pferde. Er blieb am Rand der Straße, die sich in den Finsterwald hineinschlängelte. Zwischen den unregelmäßigen Steinen wuchsen Moos und fahle Gräser. Die Bäume, die entwurzelt und über den Weg gefallen waren, hatten Pferdehufe zertrampelt. Überall waren die Spuren der klapperdürren Reittiere. Koetter legte die Hand an den Griff seines Dolches und ging weiter, um einen riesigen Felsen herum, auf dem er verwitterte Buchstaben erkannte.

Schreie und Flüche übertönten das Heulen und Knurren Koetters. Der Späher sprang vorwärts, riss Tatooz beinahe um und blieb dann wie angewurzelt stehen.

Eine Gruppe von sechs Mangoreitern saß um ein kleines Feuer. Ein Ledersack ging von Hand zu Hand. Tatooz wiederholte für sich im Stillen, was er schon immer wusste: Kalaun setzte alles daran, um Mythor lebend zu fangen. Kein Einsatz schien ihm zu hoch zu sein.

»Ich bin Tatooz, der Eulenfresser«, sagte Tatooz. »Ihr sucht nicht mich, wie?«

Gelächter schlug ihm entgegen. Aufgeregt wieherten die tollwütigen Pferde, deren Zügel an massive Baumstämme gebunden und verknotet waren. Ihre Hufe schlugen tiefe Rillen in den Boden.

»Wie kommst du darauf? Du wirst Mythor und die Frau niemals finden. Wir sind schneller.«

Tatooz dachte an die Belohnung und schwieg. Die Mangoreiter starrten ihn unwillig an.

»Das wird man sehen«, antwortete er. »Was hat Kalaun euch versprochen?«

»Es ist genug. Kalaun hat mit Xatan gesprochen. Nicht wegen dir, Alter.«

»Worüber?«

Er fing mit einer Hand den Ledersack auf und nahm einen Schluck vom sauren Wein. Er sagte mit verzogenen Lippen:

»Über die Heere?«

»Ja. Über die Streiter des Heerführers der Finsternis. Er will sie aufnehmen.«

Tatooz machte eine wegwerfende Handbewegung und wickelte das Lederband enger um das Handgelenk. Er fasste Koetter, der immer wieder nach den Pferden schnappte, ganz kurz am Halsband.

»Aufnehmen? Was soll das?«

Das raue Lachen bewies ihm, dass er recht getan hatte, sich den Reitern nicht zu sehr zu nähern. Langsam ging er seitwärts von ihnen zurück in die Mitte der Straße.

»Sie sollen gegen die Lichtkämpfer gerüstet werden, für die Entscheidungsschlacht, du verwitterter Narr. Gegen Coerl O'Marn, weißt du? Suche weiter nach Mythor.«

»Genau das werde ich tun«, versicherte er und hob die Hand. »Jeder sucht dort, wo er es für richtig hält.«

Die Stämme, vom Regen feucht, trugen dürre Äste und lange, schwarze Nadeln. Die Ränder des Waldes berührten sich hoch über der uralten Straße und bildeten ein Gewölbe, in dem es unentwegt knarrte und knisterte. Rauschend fuhr der Wind hindurch, und ständig rieselten Rindenstücke und tote Nadeln herunter. In der feuchten Dunkelheit schien die Straße im Wald, zwischen den Bäumen, spurlos zu verschwinden. Kreischend flog ein dunkler Vogel mit riesigen, gelben Augen über die Köpfe der Männer hinweg. Wieder führten sich die Pferde auf wie rasend.

»Du suchst auf der Straße«, verstand er, »weil's da am leichtesten ist. Geh nur.«

Er unterdrückte seinen Zorn, vertraute auf Koetters unfehlbare Nase und wandte sich ab. Die rasenden Laute der Pferde und das seltsame Lachen der Mangoreiter verfolgten ihn, als er sich nach links wandte, dem Verlauf der Straße folgend. Er war noch keine tausend Schritte in den Wald eingedrungen, und er wusste, dass im Finsterwald zahllose Gefahren lauerten. Je tiefer er eindrang, desto größer und geheimnisvoller würden Hinterhalte, Wegelagerer und Überraschungen werden.

Koetter jaulte auf und zerrte Tatooz vorwärts – quer über die feuchten, schleimigen Steine der Vergessenen Straße.

Obwohl das Tier winselte und sich gierig schüttelte, verlangsamte Tatooz seine Schritte nicht.

Er sagte sich, dass er mit Beharrlichkeit auch ans Ziel kommen würde.

2.

 

Drei oder vier Stunden lang zog Koetter seinen Herrn am Lederriemen mit sich.

Sein Winseln und Hecheln sagte Tatooz unumstößlich, dass er früher oder später Mythor fassen würde. Er schob seine Hand unter den feuchten Umhang und ertastete das schartige Eisen und das dünne, geflochtene Lederband der Wurfgarotte.

»Ich bekomme euch!«, knurrte er, und in diesem Augenblick klang seine Stimme so wie die von Koetter.

Der Eulenfresser war nicht sonderlich groß, hatte aber breite Schultern. Niemand sah seinem Körper an, dass er kräftiger, sehniger und ausdauernder war als viele andere, die er kannte, und mit denen er sich gemessen hatte. Knochen und Sehnen ließen ihn mager und hager erscheinen, das wirre, graue Haar und die langen Bartstoppeln machten aus ihm einen alten Mann. Seine Kleidung aus dickem Stoff, Leder und Fellstücken war mit breiten Nähten zusammengeheftet und trug die Spuren der vielen Tage und Nächte, in denen er sich zusammen mit Koetter herumgetrieben hatte, um zu suchen und zu jagen.

Seine auffallend hellen Augen – waren sie grau oder grün? – versuchten, das Dunkel zu durchdringen. In zwei Stunden war es Nacht. Es gab Schlimmeres, als in diesem Wald zu übernachten.

»Nicht so hastig, Koetter!«

Diesmal war seine Stimme laut und schneidend scharf. Koetter erkannte den Ton und hielt inne. Er keuchte und hechelte. Tatooz erinnerte sich an alles, was er von Kalaun und den anderen Jägern, Wilden und Wanderern erfahren hatte: es erschien ihnen allen sicher, dass die Straße, die jedermann die Vergessene Straße nannte, der einzige breite Weg durch den Finsterwald war. Natürlich gab es andere, kaum erkennbare, zugewachsene Pfade und Wege, aber einem einzelnen war es unmöglich, sich dort hindurchzukämpfen.

Tatooz stieß ein kurzes, heiseres Lachen aus.

»Jetzt weiß ich, was Kalaun plant.«

Auf dieser Straße konnte sich ein Heer schnell bewegen! Sie war breit und fast völlig frei von Hindernissen. Und mit jedem Wegelagerer würde ein Heerbann schnell fertig sein. Tatooz merkte, wie seine Knie und Lendenmuskeln zu schmerzen anfingen. Er brauchte eine Pause. Schweigend drehte er den Kopf hierhin und dorthin, sicherte nach allen Seiten, und auch Koetter witterte nichts von der Anwesenheit anderer. Wasser und Nahrungsmittel reichten wohl noch für eine Nacht, ehe er wieder Vögel fangen musste. Tatooz hob die Schultern und pirschte sich weiter entlang des Straßenrands vorwärts, hinter dem gemächlich trottenden Tier her.

Im letzten Licht erkannte der Menschenjäger eine Höhlung im Gestrüpp. Er zog langsam das Schwert, klopfte Koetter auf das staubende Fell und drehte dessen Schädel in diese Richtung. Sofort sprang das Tier mit glühenden Augen dort hinein, schnüffelte herum und gab dann Laut.

»Gut. Ich weiß, dass du nicht irrst. Wir haben also einen Nachtplatz gefunden.«

Im Innern des Durchschlupfs herrschte fast völlige Finsternis. Behutsam tastete Tatooz mit der Schwertspitze umher, fühlte Holz, federnde Zweige und Stein. Er drang weiter ein, fühlte Moos oder weichen Boden unter den Sohlen und blieb stehen. Rechts neben ihm legte sich Koetter zwischen knorrige Wurzelstränge. Koetter griff in den Gürtel, holte Feuerstein, Zunder und Eisen hervor, schlug ein paar Mal Funken und erkannte im schwachen Aufblitzen seine Umgebung.

Hundertfünfzig Atemzüge später brannte ein kleines, rauchloses Feuer in der Mitte einer kleinen Felshöhle, deren Eingang durch die untersten Wurzeln mächtiger Bäume halb versperrt war. Ein schmales Rinnsal lief über einen Felsen; sofort stellte der Jäger eine Schale darunter. Dann verschwand er nach draußen, suchte leidlich trockenes Holz und vergewisserte sich, dass niemand den Lichtschein von draußen sehen konnte. Er packte das Essen aus, goss Wasser in eine andere Schale und teilte sein karges Mahl mit Koetter. Im zuckenden Lichtschein verwandelten sich die Irrwische in fliegende, umherschwirrende Wesen, die leuchteten und funkelten wie edle Steine.