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G. M. Berrow

My Little Pony - Twilight Sparkle und der Kristallherz-Zauber

 

Saga

Kapitel 1

Königliche Aufgaben

Seit der wundervollen Hochzeit von Shining Armor und Prinzessin Mi Amore Cadenza befand sich ganz Equestria im Freudentaumel. Cadance, so lautete ihr Spitzname, war eine der beliebtesten Stuten im ganzen Ponyreich. Die Bewohner von Equestria, das neu entdeckte Kristall-Königreich mitgerechnet, lebten in einer Zeit von Glück und Wohlstand. In den Obstgärten wuchsen leckere Äpfel, auf den üppig grünen Feldern tollten große und kleine Geschöpfe herum und die Ponys aller drei Stämme lebten in Harmonie zusammen. Und nun wurde ein weiteres, vielversprechendes königliches Pony in die höchsten Ränge der Gesellschaft eingeführt. Das war wie das Sahnehäubchen auf einem leckeren Eisbecher.

 

Ponys aller Stämme aus allen Winkeln von Prinzessin Celestias Königreich waren neugierig auf die neue Prinzessin, die kürzlich gekrönt worden war. Sie war schließlich nicht irgendein Pony. Sie war ein junges Einhorn mit violettem Fell, einer wunderschönen lila-pink gestreiften Mähne und unglaublichen Fähigkeiten. Ihr Name war Twilight Sparkle und sie war in der Tat etwas Besonderes. Die Geschichten über ihre außergewöhnlichen magischen Fähigkeiten hatten sich von San Franciscolt bis nach Mähnhattan verbreitet. Und aus den Geschichten waren Legenden geworden – besonders die, in der sie es ganz allein mit dem Kleinen Bären aufgenommen hatte, oder die von ihrem Sieg über die böse Königin Chrysalis, mit sie den Königshof von Canterlot gerettet hatte.

 

Twilight war genauso aufgeregt. Sie trug nicht nur einen neuen, angesehenen Titel, sondern hatte auch etwas Einzigartiges bekommen. Twilight hatte ihre ganz persönlichen Flügel erhalten. Echte Pegasus-Schwingen! Damit war sie nun Teil einer ganz speziellen Ponyrasse, der Alihörner. Das bedeutete, dass Twilight von nun an die magischen Kräfte der Einhörner, die Flugfähigkeiten der Pegasi und die Kraft des reinen Herzens eines Erdponys nutzen konnte. Mit jedem Tag wurde sie ihrer Mentorin, der freundlichen und talentierten Prinzessin Celestia, ein Stück ähnlicher.

 

Obwohl es für Twilight besonders aufregend war, ein Alihorn zu werden, nahm sie diese neuen Geschenke nicht als selbstverständlich hin. Es war eine Ehre, Teil von etwas so Seltenem zu werden. Sie machte sich nichts aus den schimmernden Edelsteinen und den Zimmern im Schloss, ihr war eine Aufgabe zuteil geworden. Twilight war glücklich, vorerst in Ponyville zu bleiben. Sie liebte es, Zeit mit ihrem Babydrachen und erstem Assistenten Spike in ihrer Bibliothek zu verbringen und Bücher zu studieren und Spaß mit ihren besten Freunden zu haben. Die luxuriösen Schlossmöbel konnten warten.

 

Seit Prinzessin Celestia Twilight aus Canterlot weggeschickt hatte, um die Magie der Freundschaft zu erfahren, wusste sie, dass Ponyville ihr wahres Zuhause war. Twilight wusste nicht, wie sie sich fühlen würde, wenn sie jemals gehen müsste – um ihr eigenes Königreich zu regieren? Aber das war eine andere Geschichte.

 

Twilight Sparkle liebte es, anderen Ponys zu helfen und sie zu lehren, was sie in ihren geliebten Büchern gelesen hatte. Und sie liebte es, den Winter-Ade-Tag in Ponyville zu organisieren. Für das Wohlergehen eines gesamten Königreiches voller Ponys verantwortlich zu sein, erschien ihr dagegen nicht gerade leicht. Das wusste sie aus ihrer Studienzeit bei Celestia. Twilight war nervös. Sie musste noch lernen, was es bedeutete, eine Anführerin zu sein. Und danach gab es immer noch mehr zu lernen. Es erschien Twilight unmöglich, jemals genügend Wissen zu einem Thema anzuhäufen. Die Welt war einfach so riesig und faszinierend!

 

Eines Nachmittags, kurz nachdem die Pegasi für einen kleinen Regenschauer gesorgt hatten, machte sich Twilight auf den Heimweg, um mal wieder alle Bücher in ihrer Bibliothek abzustauben. Sie hoffte dabei auf Hinweise zu stoßen, wie ein Pony eine großartige Prinzessin und Anführerin werden konnte. Es musste einfach etwas geben, das ihr weiterhalf! Als sie das Buch „Die Ponyprinzessin“ in den Hufen hielt, glaubte sie fündig geworden zu sein. Es war zwar eines ihrer Lieblingsbücher über königliche Ponys, aber irgendwie doch nicht das Richtige.

 

„Was ist damit, Twi?“, fragte Spike, während er ein verstaubtes Buch mit türkisfarbenem Einband aus einem der unteren Regalfächer zog. An die höheren reichte er ohne eine Leiter nicht heran. Twilight warf einen Blick auf das Buch. Es handelte sich um „Purple Reign“ von einem Pony namens Crystal Ball. Doch das war auch eine Sackgasse – darin fanden sich nur jede Menge Liedtexte.

 

„Spike, was soll ich nur tun?!“, fragte Twilight und warf verzweifelt die Hufe in die Luft. „Irgendein Pony muss mir doch helfen können. Ich bin mir sicher, dass es über das Regieren mehr zu erfahren gibt als das, was ich weiß.“ Twilight begann im Raum herumzutraben, wie es ihre Art war. Sie tat das so häufig, dass sich auf dem Boden bereits eine kreisförmige Laufspur abzeichnete. Spike nannte das die Twilight-Zone.

 

Spike hob seine schuppige Braue und klatschte in die Klauen. „Das ist es!“ Er sprang auf und warf mehrere Bücher aus dem Regal. Kurz darauf tauchte er aus dem Berg vom Büchern auf und hielt eines mit einem vertrauten blau-gelben Einband fest umklammert. Twilight erkannte es sofort! Es handelte sich um „Daring Do und die Reise zum Turm des Schreckens“. Sie hatte alle Bücher der Serie über die furchtlose Pony-Abenteurerin schon mindestens dreimal gelesen. „Ich weiß nicht, was du meinst, Spike. Was hat Daring Do damit zu tun?“

 

„Erinnerst du dich an die Szene, in der Daring Do ein Pony retten muss, das im Turm mit dem Graben voller Piranhas drumherum eingesperrt ist?“ „Schon … und?“ – „Und du erinnerst dich, dass sie ins Wasser springen muss, um zum Turm zu gelangen, obwohl sie nichts so sehr fürchtet wie Fische?“ „Spike, nun spuck’s schon aus!“, forderte Twilight. „Kannst du mir nun helfen oder nicht?“ Langsam wirkte sie ein wenig gestresst. Ihre Mähne wurde ganz krisselig und eins ihrer Augen zuckte. Twilight nahm ihre Verantwortung sehr ernst – manchmal ein wenig zu ernst.

 

„Daring Do will ihre Furcht ein für alle Mal überwinden. Also bitte sie ältere und erfahrenere Abenteurerponys wie Professor A. B. Ravenhoof um Rat.“ Triumphierend breitete Spike seine kurzen Arme aus. Nun sah Twilight das Offensichtliche! Sie brauchte jemanden, der sie bei den Hufen nahm. Einen echten Lehrer, der die Stallungen auch schon mal verlassen hatte. „Warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen?“ Twilights Gesichtsausdruck hellte sich auf bei dem Gedanken an all die Ponys, die sie fragen könnte. „Gute Arbeit, Spike! Das ist perfekt!“ Spike errötete. Für ihn gab es nichts Schöneres, als seiner besten Freundin ein guter Assistent zu sein. Doch noch bevor er „Gern geschehen!“ sagen konnte, war Twilight bereits zur Tür hinausgerauscht auf dem Weg zu den größten Anführern in ganz Equestria.