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Nr. 558

 

Die Erde im Hypersturm

 

Aktion gegen Sol – die Herrscher des Schwarms starten das »Unternehmen Hyperraum«

 

von ERNST VLCEK

 

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Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Mitte Januar des Jahres 3443. Vor rund zwei Monaten hat der Sternenschwarm das Solsystem in sein Gefüge aufgenommen und damit von der übrigen Galaxis abgeschnitten.

Perry Rhodan hat eine solche Aktion des Gegners weder verhindern können noch verhindern wollen. Schließlich besitzt er mit 25 Milliarden Menschen und etwa zehn Millionen Fremdwesen – alle haben seit der Aufnahme in den Schwarm ihre volle Intelligenz zurückerlangt – eine beachtliche Streitmacht. Hinzu kommen noch rund 105.000 einsatzbereite Raumschiffe sowie der systemumspannende Paratronschirm, der seine Funktion als Defensivwaffe zufriedenstellend erfüllt hat, indem er die Flotten des Schwarms daran hinderte, das Solsystem zu vernichten.

Außerdem hat die Explosion der Rechenwelt Stato zu einem totalen Versagen der wichtigsten Installationen des Schwarms geführt. Der Schwarm kann nicht mehr transitieren, und seine Bewohner können nicht mehr hinaus in die Galaxis.

Und während das Chaos im Sternenschwarm herrscht, fühlen sich die Terraner im Schutz ihres Paratronschirms relativ sicher. Doch der Tag kommt, an dem die Sicherheit des Solsystems sich als trügerisch erweist. Die Herrscher des Schwarms holen zum Schlag aus. Sie wollen, dass DIE ERDE IM HYPERSTURM vergeht ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Reginald Bull – Der Staatsmarschall hat eine Abneigung gegen Ezialisten.

Roi Danton – Perry Rhodans Sohn versucht, das Chaos im Solsystem einzudämmen.

Demidegeve und Demidestapha – Zwei Brüder mit der Gabe der Telepathie und Empathie.

Vaila Ranangur – Ein Mädchen, das zwei Katastrophen überlebt.

Manuel Orchez – Ein Reporter, der die Menschheit »aufklären« will.

Naum Macton – Admiral einer Angriffsflotte.

1.

 

16. Januar 3443: Vor der Transition

 

Was war aus Arkturus geworden?

Wo waren die anderen Sterne der Galaxis?

Demidestapha schaltete das 5-D-Teleskop aus und rieb sich die Augen. Er hatte über eine Stunde auf den Bildschirm gestarrt, der das Okular ersetzte. Mit dem einzigen Erfolg, dass ihm die Augen schmerzten.

»Machen wir nicht mehr weiter?«, erkundigte sich sein Assistent.

Demidestapha seufzte.

»Wozu sollte das gut sein?«, sagte er und erhob sich aus dem Kontursessel. Er streckte sich. »Räumen Sie hier auf und machen Sie dann Feierabend. Morgen sehen wir weiter.«

Demidestapha ging zu dem drei Meter durchmessenden Bullauge und starrte in den Weltraum hinaus. Der Blick durch das Bullauge brachte ihm auch keine neuen Erkenntnisse. Um ihn, um die Raumstation, ja um das gesamte Solsystem wölbte sich ein fremder Weltraum.

Unter sich erblickte er den großen, blauen Ball der Erde, dahinter die sichelförmige Rundung des Mondes, und noch tiefer im All die wie ein kostbares Juwel glitzernde Venus.

Wenn er in die andere Richtung blickte, zeigte sich ihm die Sonne in all ihrer strahlenden Pracht. Die anderen Planeten des Systems waren von dem künstlichen Satelliten aus nicht sichtbar.

Die fremden Sterne des Schwarms, die weit hinter dem systemumspannenden Paratronschirm lagen, erschienen dem Auge als schwache Leuchtstreifen. Das kam daher, dass das Solsystem stillstand, während der Schwarm mit halber Lichtgeschwindigkeit dahinraste. Aber das war natürlich relativ. Ebensogut konnte man sagen, dass der Schwarm stillstehe, während das Solsystem im Verhältnis zu ihm sich mit halber Lichtgeschwindigkeit fortbewegte.

Der Schwarm war das Universum, das Solsystem war darin ein Fremdkörper.

Mit dem Geveschen 5-D-Teleskop war es ihm leicht möglich, die Sterne, die mit dem bloßen Auge wie Kometen aussahen, auf den Bildschirm zu bannen und zu klassifizieren. Aber bisher hatte er noch keinen einzigen der vielen tausend von ihm untersuchten Himmelskörper identifizieren können.

Bekanntlich strahlen alle Sonnen fünfdimensionale Impulse aus. Jeder Stern hat innerhalb des 5-D-Spektrums ein für ihn typisches Muster. Die 5-D-Strahlung eines Sternes gleicht der eines anderen so wenig wie ein Gehirnwellenmuster einem anderen.

Arkturus, der hellste Stern im Sternbild des Bootes, besaß ein unverkennbares Phasensprungmuster und gehörte der Klasse II der zehnfach unterteilten Skala an. Es wäre mit Hilfe des Geveschen Teleskops ein leichtes gewesen, die für Arkturus typischen Intervallstrahlen von dem Hyperfeuer anderer Sterne zu unterscheiden. Doch der Riesenstern, der die achtzigfache Leuchtkraft und den zwanzigfachen Radius der Sonne besaß, war auf seinen Koordinaten nicht aufzufinden.

In einer Entfernung von 32,6 Lichtjahren, wo sich der Riesenstern vom Typ K2 III hätte befinden müssen, klaffte eine Lücke zwischen den Sternen des Schwarms.

Was also war aus Arkturus geworden?

Aber die Frage bezog sich nicht allein auf Arkturus, sondern auf viele Hunderttausende anderer Sterne der Milchstraße. Was war aus all jenen Sonnen und Sonnensystemen geworden, die sich in jenem Raumsektor befunden hatten, in dem sich nun der mehr als zehntausend Lichtjahre lange, bis zu 1885 Lichtjahre breite und maximal 1932 Lichtjahre dicke Schwarm dahinzog?

Sie konnten sich doch nicht einfach aufgelöst haben. Innerhalb des Schwarms konnte sie Demidestapha mit dem von seinem Zwillingsbruder entwickelten 5-D-Teleskop nicht finden. Das war auch nicht anders zu erwarten gewesen, denn außer dem Solsystem war in diesem Raumsektor kein anderes Sonnensystem in den Schwarm aufgenommen worden. Einige Sonnen, dem sich der Schwarm gleich Sol genähert hatte, waren mittels Transition aus dem Weg geräumt worden. Aber das beantwortete nicht die Frage nach dem Verbleib all der vielen anderen Himmelskörper.

Bekanntlich hatte sich der gesamte Schwarm vor zweieinhalb Monaten mit einem einzigen Hypersprung bis knapp an das Solsystem gebracht. Der gigantische Schwarm war plötzlich in einem Raumsektor materialisiert, der eine unvorstellbare Masse von Himmelskörpern enthielt.

Ursprünglich hatte man angenommen, dass sie durch die Transition nicht beeinflusst worden waren und sich an ihren ursprünglichen Koordinaten, nur innerhalb des Schwarms befanden. Doch von dieser Theorie war man schnell abgekommen. Denn da die Sterne innerhalb des Schwarmes unglaublich dicht standen, hätte es zwischen ihnen und den neu aufgetauchten Himmelskörpern – die zu dem sich mit halber Lichtgeschwindigkeit fortbewegenden Schwarm relativ still standen – zu Kollisionen kommen müssen. Davon hatte man im Solsystem nichts gemerkt.

Trotzdem war Demidestapha beauftragt worden, mit dem 5-D-Teleskop nach ihnen zu forschen. Er hatte zuerst den unmittelbaren Solbereich überprüft und war immer tiefer in den Raum vorgedrungen. Jetzt hatte er bereits einen Halbkreis von 33 Lichtjahren durchsucht. Das Ergebnis war gleich Null. Von den bekannten Sternen der Galaxis war im Schwarm keine Spur zu finden.

Demidestapha hatte versuchsweise auch Untersuchungen in der anderen Richtung angestellt. Er hatte mit dem 5-D-Teleskop die Koordinaten von Sirius angepeilt. Dessen kleinerer Begleiter besaß bekanntlich eine Dichte, die 25.000 mal größer war als die von Sol. Daraus resultierte eine starke, gleichwellige Hyperfeuerung ohne Phasensprung. Innerhalb der 5-D-Sternskala wurde der kleinere Begleiter von Sirius in die Klasse X eingereiht.

Wie nicht anders erwartet, hatte Demidestapha ihn nicht auf den Bildschirm bannen können. Das war weiter nicht verwunderlich, denn Sirius befand sich 2,6 Parsek hinter dem Solsystem und damit noch außerhalb des Schwarms. Da der Schmiegschirm des Schwarms fünfdimensionale Strahlung nicht durchließ, konnte Sirius mit dem 5-D-Teleskop nicht erfasst werden.

Aus dieser naturgesetzlich verankerten Tatsache ergab sich aber immerhin ein interessanter Vergleich. War es möglich, dass sich jene Sonnen, die in dem vom Schwarm beanspruchten Raum standen, ebenfalls hinter einer Art von Schmiegschirm befanden? Das würde heißen, dass sie noch immer an ihren Koordinaten waren, also innerhalb des Schwarms, doch durch irgendeinen Schutzschirm den Ortungsgeräten der Terraner verborgen. Dieser Schutzschirm konnte dazu dienen, um eine Kollision zwischen ihnen und den Schwarmsonnen zu vermeiden.

Allerdings hatte ein Explorerschiff, das ausgeschickt worden war, um an den Koordinaten von Arkturus Messungen anzustellen, keine Ergebnisse erbracht. Das Forschungsschiff war von einem Walzenschiff der Schwarzen Dämonen vernichtet worden. Daraufhin hatten sich Perry Rhodan und Reginald Bull geweigert, weitere Schiffe für die Nachforschungen einzusetzen.

Jetzt lag es bei Demidestapha, dieses kosmische Rätsel zu lösen.

Was war aus Arkturus und den anderen Sternen geworden?

Demidestapha wandte sich seufzend von dem großen Bullauge ab.

Ich bin an einem toten Punkt angelangt, telepathierte er seinem Zwillingsbruder, von dem er wusste, dass er sich in den terranischen Anden aufhielt. Wie soll es nun weitergehen, Geve?

Wenn du dich nicht sofort aus meiner Intimsphäre zurückziehst, geht es überhaupt nicht weiter, telepathierte Demidegeve ärgerlich zurück. Merkst du denn nicht, dass du mich in einer wichtigen Gefühlsangelegenheit störst!

Demidestapha zog sich schockiert in sich selbst zurück.

Manchmal verfluchte Demidestapha die Fähigkeit, Gedanken und Gefühle über große Entfernungen hinweg mit seinem Bruder austauschen zu können. Für ihre wissenschaftliche Arbeit war diese Gabe recht nützlich, aber im Privatleben konnte sie sich manchmal recht verhängnisvoll auswirken. So wie eben.

Nach einer endlos scheinenden Zeit meldete sich endlich Demidegeve.

Was hast du auf dem Herzen, Stapha? Ich empfange nicht gerade ein Glücksgefühl von dir, kamen seine telepathischen Impulse.

Ich bin deprimiert, antwortete Demidestapha. Ich suche nach Himmelskörpern, die existieren müssen, aber nicht aufzufinden sind.

Demidegeve sandte seinem Bruder ein Gefühl echter Verwunderung.

Immer noch das alte Problem? Dabei habe ich sicher geglaubt, dass deine Beobachtungen meine Zwei-Körper-Theorie bestätigen würden. Ich habe alles für die Reise nach Imperium-Alpha vorbereitet und Reginald Bull bereits sensationelle Enthüllungen vorausgesagt. Sage mir, bist du überhaupt so vorgegangen, wie ich es vorgeschlagen habe?

Demidestapha erklärte, dass er bis in eine Entfernung von 33 Lichtjahren jede Hundertstel Bogensekunde mit dem 5-D-Teleskop genau untersucht hätte, ohne jedoch einen einzigen der im Hypersternkatalog verzeichneten Himmelskörper zu finden.

Hast du dich nicht auf Arkturus konzentriert, wie ich es dir empfahl?, fragte Demidegeve.

Das tat ich, aber ebenfalls ohne Erfolg.

Hast du an den Koordinaten von Arkturus die gesamte Hyperskala durchlaufen lassen?

Warum hätte ich das tun sollen? Selbstverständlich habe ich dort nur nach dem für Arkturus typischen Hyperphasensprung gesucht.

Dann hole das Versäumte schleunigst nach, und ich garantiere dir, dass du Arkturus entdecken wirst, Stapha. Ich kann mich einfach nicht irren.

Demidestapha begab sich an das 5-D-Teleskop und schaltete es ein. Da es immer noch auf die Koordinaten von Arkturus eingestellt war, konnte er sich die mühevolle Justierung ersparen und brauchte nur den Lochstreifen durch das Gerät laufen zu lassen, auf dem das gesamte 5-D-Spektrum der Sterne verzeichnet war. Er begann mit der Klasse zwei und ließ den Lochstreifen rückläufig in die Minusregion wandern.

Er wurde unruhig, als das Programm bereits bis zur Klasse IV abgelaufen war und sich immer noch kein Ergebnis zeigte. Das 5-D-Teleskop forschte nun in einem Bereich, in dem hauptsächlich Dunkelsterne und glutflüssige Planeten mit großer Masse lagen.

Demidestaphas Hoffnungen sanken immer mehr, je weiter das Abtastelement in die Minusregion wanderte.

Klasse minus sieben – und noch immer kein Erfolg.

Schließlich war das Ende des Hyperspektrums erreicht, und Demidestapha wollte das Gerät abschalten. Da entdeckte er durch den automatisch vorgeschalteten Filter auf dem Bildschirm einen winzigen Punkt. Er stellte die Vergrößerung ein und las anschließend die errechneten Daten von den Messgeräten ab.

Es konnte kein Zweifel bestehen, die schwach pulsierende Scheibe auf dem Bildschirm des 5-D-Teleskops war Arkturus! Es musste sich dabei um Arkturus handeln, obwohl die empfangene Hyperfeuerung nicht jener der Sternskala entsprach. Aber Masse, Dichte und Entfernung stimmten überein.

Demidestapha hatte noch keine Ahnung, was mit dem Stern geschehen war, der die achtzigfache Leuchtkraft von Sol und im Hyperspektrum ein typisches Phasensprungmuster der Klasse II besessen hatte. Aber irgend etwas musste mit ihm passiert sein, denn die empfangenen 5-D-Werte entsprachen etwa denen eines erdmondgroßen Himmelskörpers, dessen Dichte dem millionenfachen Betrag von Sol entsprach.

Ich habe Arkturus gefunden, triumphierte Demidestapha.

Das beruhigt mich, ließ sich Demidegeve ohne besondere Emotionen vernehmen. Jetzt kann ich mit ruhigem Gewissen nach Imperium-Alpha gehen.

Demidestapha sah plötzlich, wie über den Bildschirm des 5-D-Teleskops seltsame Farbmuster huschten. Er schaltete eine Reihe von Entstörungsfiltern dazwischen, doch die Farbmuster verschwanden nicht.

Er nahm noch einige weitere Schaltungen vor, doch erzielte er damit ebenfalls keinen Erfolg. Bevor er noch weitere Variationen ausprobieren konnte, um die Hyperstörungen aus dem Bild zu eliminieren, schaltete sich die Sicherheitsautomatik ein.

Die Farbmuster verschwanden vom Bildschirm, für Sekundenbruchteile erschien eine große, bläulich glühende Scheibe darauf, dann schlugen die Sicherungen mit lautem Krachen durch.

Der Bildschirm wurde dunkel.

Ein Blick auf die Armaturen zeigte Demidestapha, dass der Computer noch vor dem Versagen des Teleskops die exakten Daten über diese unerklärliche hyperphysikalische Erscheinung ausgeworfen hatte.

Als er die Werte ablas, wurde er blass.

Er wollte nicht glauben, dass die Angaben des 5-D-Teleskops stimmten.

Demnach wäre die so unerwartet aufgetauchte Quelle der starken fünfdimensionalen Strahlungsschauer nur etwa 100 Lichtstunden vom Solsystem entfernt.

Demidestapha leitete seine Beobachtung und die Bildaufzeichnungen in einem Hypergramm sofort an Imperium-Alpha weiter.

Wenige Minuten, nachdem er Meldung erstattet hatte, blickte er zufällig durch das große Bullauge und stellte mit bloßem Auge fest, dass mit der Sonne eine Veränderung vor sich ging.

Es schien, als würde sie sich aufblähen.

Der Astronom gab für die Raumstation Vollalarm.

2.

 

Peter Mangrove war einer unter Hunderten von Technikern, die in der Hauptschaltzentrale von Imperium-Alpha ihren Dienst versahen.

Er gehörte der »Außenring-Wachgruppe« an und war einer von jenen Männern, die mit den außerhalb des systemumspannenden Paratronschirms im Schwarm stationierten Robotsonden in Kontakt standen. Zusammen mit zwei anderen Technikern sammelte er die von den Sonden gefunkten Daten, gab sie in die Speicherbänke der Computer ein und leitete sie an die Auswertungsstelle weiter.

Am Anfang hatte er sich für diese Arbeit begeistert, denn die von den Sonden gelieferten Daten vermittelten ihm das Bild einer unbekannten Welt – der Welt innerhalb des Schwarms. Er erfuhr von den Bewegungen der schwarmeigenen Flottenverbände, bekam die hypnosuggestiven Befehlsimpulse der Kristallplaneten vermittelt und hörte die Funksprüche der Schwarmbewohner ab. Er war einer der ersten Terraner, die Interkarties, die Umgangssprache innerhalb des Schwarms, gelernt hatten.

Doch der Reiz des Neuen war bald verflogen, die Arbeit war für ihn nur noch reine Routine. Im Augenblick dachte er daran, dass in wenigen Minuten Dienstschluss war und er dann abgelöst werden würde.

In seinen Kopfhörern erklang ein Pfeifton, dann war ein stakkatoartiges Krachen zu hören, das in einer gewaltigen Explosion endete.

Mangrove riss sich die Kopfhörer herunter und schleuderte sie von sich, als wären sie glühend heiß. In seinen Ohren war noch immer der Nachklang der Detonation, sonst hörte er nichts. Wie betäubt starrte er auf das Kontrollgerät vor sich.

Sämtliche dreiunddreißig Kontrolllämpchen für die Sonden, die er zu beaufsichtigen hatte, pulsierten in einem roten Licht. Sämtliche Strukturtaster waren durchgeschlagen, die Ortungs- und Peilgeräte zeigten völlig unmögliche Werte an. Die Zeiger pendelten wie verrückt über die Skalen, über die Oszillographen geisterten Zickzacklinien.

Ohne lange zu überlegen, drückte Mangrove den Alarmknopf.

Als er sich daraufhin umblickte, erkannte er, dass in der Hauptschaltzentrale ein Chaos ausgebrochen war. Die Techniker waren von ihren Plätzen aufgesprungen, hatten sich zu diskutierenden Gruppen zusammengeschart, gestikulierten mit heftigen Armbewegungen, eilten von Etage zu Etage, irrten zwischen den Schaltwänden umher.

Und das alles spielte sich für Mangrove in vollkommener Lautlosigkeit ab. Sein Gehör war immer noch von der gewaltigen Detonation in seinen Kopfhörern wie taub. Sein Nachbar sprach auf ihn ein, aber er verstand kein Wort.

Er gewann nur langsam sein Gehör zurück. Zuerst war ein Rauschen in seinen Ohren, das allmählich zum Heulen der Alarmsirene anschwoll.

Das bedeutete Vollalarm!

»Was ist passiert?«, schrie Mangrove seinen Nachbarn an.

Der zuckte nur mit den Achseln. Ein Blick auf das angrenzende Schaltpult zeigte Mangrove, dass es auch dort die Strukturtaster durchgeschlagen hatte, die Mess- und Ortungsgeräte spielten ebenfalls verrückt – und auch hier pulsierten die Kontrollleuchten für die Sonden rötlich. Da sein Nachbar zur »Innenring-Wachgruppe« gehörte, also die Sonden innerhalb des Paratronschirms zu überwachen hatte, wurde Mangrove klar, dass irgendeine hyperphysikalische Entladung durch den Paratronschirm ins Solsystem gelangt war.

Mangrove fasste einen vorbeieilenden Techniker am Arm.

»Wer hat Alarmstufe eins gegeben?«, fragte er.

»Das automatische Vorwarnsystem«, antwortete dieser.

Bevor Mangrove ihn noch etwas fragen konnte, verschwand er in der Funkzentrale.

In einem der Hauptzugänge erschienen Galbraith Deighton und Roi Danton. Der Erste Gefühlsmechaniker und Perry Rhodans Sohn, die sich das Kommando über Imperium-Alpha teilten, hatten einen wahren Rattenschwanz von Wissenschaftlern im Gefolge. Die Wissenschaftler bedrängten sie, überschütteten sie mit Fragen und forderten Erklärungen.

Deighton machte dem schließlich ein Ende, indem er dem Torposten befahl, die Wissenschaftler aus der Zentrale zu weisen.

»Eine Konferenz der wissenschaftlichen, technischen und militärischen Verantwortlichen findet in einer halben Stunde statt«, rief Danton den Wissenschaftlern nach.

Danach begaben sie sich beide zum Kommandostand.

Der Leitende Techniker erstattete ihnen einen Situationsbericht.