Unterrichtsentwicklung begleiten – Bildungsreform konkret

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Inhaltsverzeichnis

Fußnoten

Der Begriff «Weiterbildung» wird gemäss der Nomenklatur in der Schweiz (Cranmer, Bernier & Erlach, 2013; Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren und Schweizerische Eidgenossenschaft, Staatssekretariat für Bildung und Forschung SBF) umfassend in Anlehnung an die Leitidee des «Lebenslangen Lernens» verstanden und schliesst nebst Lernen in informellen Kontexten sowohl sogenannte nonformale, nicht qualifizierende als auch formale, qualifizierende Weiterbildung ein (z.B. ein Certificate of Advanced Studies CAS) (vgl. Balmer, 2018a), anders als in Deutschland, wo «Fortbildung» für die nonformale, «Weiterbildung» für die formale Weiterbildung steht.

Hopkins et al. (2014) differenzieren fünf Phasen.

Allerdings bleibt fraglich, ob NPM tatsächlich so unbürokratisch ist, wie es den Anschein hat (Hangartner & Svaton, 2013; Kussau & Brüsemeister, 2007). Vgl. auch neuere Forschung zu möglichen Nebenfolgen (Bellmann, 2016). Neue Steuerungsmodelle geben auch die Vorstellung der planbaren, rationalen Organisationsstruktur der Einzelschule und bürokratische Prinzipien nicht auf (Zlatkin-Troitschanskaia, 2009).

Trends in International Mathematics and Science Study.

An der Studie nahmen 23 Länder teil; von den deutschsprachigen einzig Österreich. Weitere Befragungen mit mehr teilnehmenden Ländern, aber ohne die Schweiz, folgten 2013 und 2018 (http://www.oecd.org/education/talis/ [12.12.2019]).

Dies liesse sich auch als «first-order learning» des Unterrichtens verstehen, das erst durch das «second-order learning», also dem Bewusstwerden, wie das Gelernte erworben wurde (Metakognition), die Qualität des Lernergebnisses entscheidend steigert (Postholm, 2012).

Siehe Abbildung 1.4 im folgenden Kapitel, die die interaktionellen Dimensionen beider Ebenen darstellt.

Vgl. dazu auch das Konzept des fachspezifisch-pädagogischen Coachings (Hirt und Mattern, 2014; West und Staub, 2003), das zwar auf dyadische Coachingsituationen ausgerichtet ist, dessen moderierende und Reflexionen anregende «Moves» durchaus auch in der Gruppe genutzt werden können.

Lehrerweiterbildung und Lehrerfortbildung werden in diesem Text synonym verwendet. Gemeint sind Lernangebote, welche die Lehrpersonen in ihrer aktuellen Berufspraxis und auf Qualifikationserhaltung unterstützen.

Zuerst hiess der Lehrplan 95 Lehrplan 96. Da der Lehrplan unerwartet bereits 1995 durch den zuständigen Regierungsrat unterschrieben werden konnte, hiess er fortan Lehrplan 95. Das Logo blieb LP 96, weil die Fortbildung bereits ab 1995 startete.

Auf Deutsch: Sechs bewährte Art und Weisen, eine Schulreform scheitern zu lassen.

IBEM ist die Abkürzung für «Integration und besondere Massnahmen».

Mit der Tertiarisierung der Lehrerbildung wurde die von der Erziehungsdirektorenkonferenz empfohlene Terminologie angewendet: Grundausbildung, Berufseinführung, Weiterbildung, Zusatzausbildung.

Im Kanton Bern wurden Sonderklassen, welche im Regelschulbereich geführt wurden, als Kleinklassen bezeichnet.

Das Vierstufenmodell umreisst das Vorgehen bei Lernschwierigkeiten. Es sieht folgende Stufen vor: Differenzierung im Unterricht, Unterstützung durch die Eltern, Beurteilung/Beratung durch eine Lehrkraft für Spezialunterricht, Förderung im Spezialunterricht.

HarmoS = Harmonisierung der Volksschule

Bundesverfassung Art. 62, Absatz 4.

Die EDK ist vergleichbar mit der Kultusministerkonferenz (KMK) in Deutschland.

Bis 1.8.2009 waren die Kantone Schaffhausen, Glarus, Vaud, Jura, Neuchâtel, Wallis, St. Gallen, Zürich, Genève, Ticino beigetreten.

Beim Stichtag 30. April verbleiben drei Monate bis Schuljahresbeginn. Alle Kinder, die in diesen drei Monaten vierjährig wurden, konnten bisher nicht eingeschult werden und mussten ein Jahr warten, das heisst, sie waren bei Kindergarteneintritt bereits fünfjährig.

Der GER ist eine Empfehlung des Europarates für Lernende und Lehrende für Sprachlernen, Sprachanwendung und Sprachkompetenz und ist Grundlage für Lehrpläne, Lehrmittel und Qualifikationsnachweise. Ein wichtiges Dokument ist dabei das Europäische Sprachenportfolio, welches über Sprachenkenntnisse informiert und als Selbstevaluationsinstrument der Lernenden verwendet werden kann.

CAS = Certificate of Advanced Studies.

Die Umsetzung des Integrationsartikels bildet eine Ausnahme von dieser Regel.

Unter Beliefs versteht man professionelle Überzeugungen und Werthaltungen. Beliefs sind schwer veränderbar.

Subjektive Theorien sind Kognitionen der Selbst- und Weltsicht, sie werden auch Alltagstheorien genannt, sie sind handlungsleitend und schwer veränderbar.

A 2.1 ist die Beschreibung des Niveaus gemäss Europäischem Sprachenportfolio.

Zum Beispiel für die Fächer Deutsch und Mathematik in der 4. Klasse der Grundschule (Primarschule).

https://be.lehrplan.ch/index.php?code=e|200|2 [20.11.2019].

Commission des recteurs des universités suisses = Konferenz der Schweizer Hochschulrektoren.

Die Fremdsprachen waren im Kanton bereits vor der Veröffentlichung des Lehrplans 21 in obligatorischen Weiterbildungen im Rahmen des Projekts Passepartout eingeführt worden.

Vgl. Rahmenbedingungen zur Einführung https://www.erz.be.ch/erz/de/index/kindergarten_volksschule/kindergarten_volksschule/lehrplan_21/einfuehrung_im_kantonbern.html [27.1.2020].

https://www.erz.be.ch/erz/de/index/kindergarten_volksschule/kindergarten_volksschule/lehrplan_21/einfuehrung_im_kantonbern.html [27.1.2020].

Im Kanton Bern führt die Schulaufsicht periodisch Controllinggespräche mit Schulleitungen und Schulbehörden der Gemeinde durch. An diesen Gesprächen werden Entwicklungsziele vereinbart, welche am nächsten Gespräch überprüft werden.

Ein Controllingzyklus dauert vier Jahre.

Im Lehrplan 21 sind «entwicklungsorientierte Zugänge» wie folgt beschrieben: «Zu Beginn des 1. Zyklus wird der Unterricht überwiegend fächerübergreifend organisiert und gestaltet. Der Lehrplan 21 bietet deshalb neun entwicklungsorientierte Zugänge an, die als Lesehilfe dienen und den Lehrpersonen den Zugang zu den Fachbereichslehrplänen erleichtern. Diese entwicklungsorientierten Zugänge bauen eine Brücke von der Entwicklungsperspektive zur Fachbereichsstruktur des Lehrplans und erleichtern den Lehrerinnen und Lehrern die Planung des fächerübergreifenden Unterrichts» (Erziehungsdirektion des Kantons Bern, 2016b, S. 92).

Die neun entwicklungsorientierten Zugänge sind: Körper, Gesundheit und Motorik | Wahrnehmung | Zeitliche Orientierung | Räumliche Orientierung | Zusammenhänge und Gesetzmässigkeiten | Fantasie und Kreativität | Lernen und Reflexion | Sprache und Kommunikation | Eigenständigkeit und soziales Handeln.

«Im Verlaufe des 1. Zyklus verschiebt sich der Schwerpunkt des Lernens von der Entwicklungsperspektive hin zum Lernen in den Fachbereichen. Die fachspezifischen Inhalte rücken zunehmend in den Vordergrund. In der Unterrichtspraxis lassen sich die entwicklungsorientierte und die fachorientierte Herangehensweise verbinden, vielfältig variieren und kombinieren. Beide Zugangsweisen bleiben miteinander verknüpft» (ebd.).

«Überfachliche Kompetenzen sind für eine erfolgreiche Lebensbewältigung zentral. Im Lehrplan 21 werden personale, soziale und methodische Kompetenzen unterschieden; sie sind auf den schulischen Kontext ausgerichtet. Die einzelnen personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen lassen sich nicht immer trennscharf voneinander abgrenzen, sondern überschneiden sich» (Erziehungsdirektion des Kantons Bern, 2016b, S. 79). Überfachliche Kompetenzen: Personale Kompetenzen (Selbstreflexion, Selbstständigkeit, Eigenständigkeit), soziale Kompetenzen (Kooperationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Umgang mit Vielfalt) und methodische Kompetenzen (Sprachfähigkeit, Information nutzen, Aufgaben/Probleme lösen).

Das Fächernet ist eine Plattform der Erziehungsdirektion des Kantons Bern, auf der Lehrpersonen zu allen Fachbereichen unterstützende Hinweise und Materialein zur Gestaltung des eigenen Unterrichts finden: https://www.faechernet21.erz.be.ch/faechernet21_erz/de/index/navi/index.html [12.12.2019].

Staub (2014, S. 39) versteht unter Moves «(Gesprächs-)Handlungen», die mit der Absicht ausgeführt werden, etwas zu bewirken, das direkt oder indirekt (wahrscheinlich) zum Erreichen eines angestrebten Globalzieles beiträgt (van Dijk & Kintsch, 1983). Staub nennt drei Arten von Moves: Einladende Moves: Mittels Fragen, aktiven Zuhörens und eigener Aussagen werden Lehrpersonen vom Unterrichtscoach dazu eingeladen und aufgefordert, eigene Pläne, Überlegungen, Begründungen und Beobachtungen in den Dialog einzubringen. Moves mit direkter Hilfestellung zur Unterrichtsgestaltung: Gesprächsbeiträge, mit denen der Unterrichtscoach eigene spezifische Vorschläge zur Gestaltung von Unterricht einbringt und begründet. Moves zur Verständnissicherung und Handlungskoordination: Mit Wiedergaben in eigenen Worten, Zusammenfassungen, Beiträgen zur Metakommunikation und zur Vorgehensweise in Unterrichtsbesprechungen sowie im Unterricht trägt der Unterrichtscoach zu einem geteilten Verständnis bei.

Dozierende sind Mitarbeitende des Instituts für Weiterbildung und Medienbildung der Pädagogischen Hochschule Bern – siehe Kapitel 1.5.

Diese fünf Merkmale reichhaltiger Aufgaben sind der Umsetzungshilfe des Lehrplans 21 im Fachbereich Mathematik entnommen. Erziehungsdirektion des Kantons Bern, Lehrplan- und Lehrmittelkommission. Bern 2018. S. 7f.

Diese Umsetzungshilfe ist auf dem Fächernet der Erziehungsdirektion des Kantons Bern verfügbar: https://www.faechernet21.erz.be.ch/faechernet21_erz/de/index/navi/index/mathematik/umsetzungshilfen.html [23.4.2020].

Diese Handreichung ist auf dem Fächernet der Erziehungsdirektion des Kantons Bern verfügbar:

https://www.faechernet21.erz.be.ch/faechernet21_erz/de/index/navi/index/mathematik/umsetzungshilfen.html [12.12.2019]; reichhaltige Aufgaben zum Zyklus 1 vgl. S. 15., zum Zyklus 2 vgl. S. 20.

https://www.faechernet21.erz.be.ch/faechernet21_erz/de/index/navi/index/mathematik/unterricht0/reichhaltige-aufgaben/zyklus-2.html [12.12.2019].

Erziehungsdirektion des Kantons Bern (2016a): Berichterstattung der Gemeinden und Controlling durch die regionalen Schulinspektorate 201619 – Umsetzungshilfe für die Gemeinden und Schulleitungen (Anhang H, S. 33), https://www.erz.be.ch/erz/de/index/kindergarten_volksschule/kindergarten_volksschule/schulaufsicht/fs_schulaufsicht/controlling_berichterstattungdergemeinden.html [12.12.2019].

Die Einführungsphase des Lehrplans 21 im Kanton Bern ist als Unterrichtsentwicklungsprojekt angelegt und dauert sechs Jahre (20162022). In der Regel finden die fachdidaktischen Begleitangebote vor Ort und als schulinterne oder schulhausübergreifende Weiterbildungen statt.

Vgl. Lehrplan 21, Bedeutung und Zielsetzungen, Fachlehrplan Bewegung und Sport. https://be.lehrplan.ch/index.php?code=e|9|1 [7.8.2019].

1 Laufen, Springen, Werfen, 2 Bewegen an Geräten, 3 Darstellen und Tanzen, 4 Spielen, 5 Gleiten, Rollen, 6 Fahren; Bewegen im Wasser.

Die Dokumentation enthält den gewählten Entwicklungsschwerpunkt, die Aufgabenstellung(en), die Verortung im Lehrplan und im Kontext der reichhaltigen Aufgabe und Beispiele der Erprobung aus dem Unterricht wie Übungen, Beschriebe von Spielsequenzen, Beurteilungen (Beurteilungskriterien und -raster), Fotos, Videos, Zeichnungen der Schülerinnen und Schüler oder Postenblätter.

Vgl. Feindt & Meyer (2010) und Kasten «Merkmale von kompetenzorientiertem Unterricht».

Balmer & Kuratle (2019).

Vgl. Lehrplan 21, Fachbereichslehrplan Bewegung und Sport. Kompetenzbereiche: 1 Laufen, Springen Werfen, 2 Bewegen an Geräten, 3 Darstellen und Tanzen, 4 Spielen, 5 Gleiten, Rollen, Fahren, 6 Bewegen im Wasser.

Erziehungsdirektion des Kantons Bern, 2016, S. 92.

Vgl. Lehrplan 21, Bewegung und Sport, Darstellen und Tanzen. www.lehrplan21.ch [30.3.2019].

Vgl. Wahl, Diethelm: Lernumgebungen erfolgreich gestalten. Vom trägen Wissen zum kompetenten Handeln. Leipzig, 2006, S. 62.

Erziehungsdirektion des Kantons Bern 2016, S. 92.

Lernspur: «Diese zeigt einen Moment oder eine Entwicklung im Lernen des Schülers oder der Schülerin. Beispiele: Problemlösung, Textarbeit, eigener Hefteintrag, Zeichnung, Reflexion, Plakat, Versuchsprotokoll, Foto, Lerntagebuch, Lernbegleitbogen, Peerfeedback, SuS-Placemat, Vorverständnis, Beobachtungsnotiz, Skizze Experiment …» (aus der Einladung an die Lehrpersonen für das 1. Zeitfenster).

Ein kritischer Freund kann als eine vertrauenswürdige Person definiert werden, die provokative Fragen stellt und Kritik bietet an der Arbeit einer Person als Freund. Ein kritischer Freund nimmt sich die Zeit, um den Kontext der vorgelegten Arbeit und die Ergebnisse, auf die sich die Person oder Gruppe stützt, vollständig zu verstehen. Der Freund ist ein Befürworter für den Erfolg dieser Arbeit (Costa & Kalick, 1993).

Als didaktischen Doppeldecker bezeichnet man das Prinzip der Kongruenz von Lehr- und Lernprozessen in Lehrveranstaltungen. Der behandelte Lerngegenstand deckt sich mit den entsprechenden Lehr- und Lernaktivitäten (Wahl, 2013).

Erziehungsdirektion des Kantons Bern: Berichterstattung der Gemeinden und Controlling durch die regionalen Schulinspektorate 201619 – Umsetzungshilfe für die Gemeinden und Schulleitungen (Anhang H, S. 33f.), https://www.erz.be.ch/erz/de/index/kindergarten_volksschule/kindergarten_volksschule/schulaufsicht/fs_schulaufsicht/controlling_berichterstattungdergemeinden.html [17.12.2019].

Antwortskala: 1 = stimmt nicht bis 5 = stimmt. 6 Items, Cronbachs Alpha = .82 (mit Ergebnissen von 2017). Beispielitem Lehrpersonenfragebogen: «Das FDBA trägt dazu bei, dass ich neue, kompetenzorientierte Unterrichtsmassnahmen (z.B. reichhaltige Aufgaben) anwende.» Die Items wurden im Dozierendenfragebogen entsprechend umformuliert. Die statistischen Analysen wurden mit SPSS und der Datenqualität angepassten Verfahren gerechnet.

Antwortskala: 1 = stimmt nicht bis 5 = stimmt. 3 Items, Cronbachs Alpha = .83. Beispielitem Lehrpersonenfragebogen: «Das FDBA hat dazu beigetragen, dass ich mir zutraue, meinen Unterricht gemäss Lehrplan 21 kompetenzorientiert zu gestalten.»

2017: unterrichtsbezogene Unterstützung: SD = 0.661, N = 1363; selbstwirksamkeitsbezogene Unterstützung: SD = 0.794, N = 1390; 2018: unterrichtsbezogene Unterstützung: SD = 0.855, N = 824; selbstwirksamkeitsbezogene Unterstützung: SD = 0.973, N = 824.

M = Mittelwert, SD = Standardabweichung, N = Anzahl Antwortende; Antwortskala 1 = stimmt nicht bis 5 = stimmt.

Berichtet werden nur die signifikanten Testergebnisse.

Antwortskala: 1 = kein Beitrag, 4 = hoher Beitrag.

Antwortskala 1=trifft nicht zu bis 5=trifft zu.

Antwortskala 1=überhaupt nicht herausfordern bis 5=sehr stark herausfordernd; 3 Items, Cronbachs Alpha =.73. Beispielitem zur Frage, wie herausfordernd in den bisherigen FDBA die Aspekte erlebt wurden: «Teilnehmende, die ihren Unterricht als kompetenzorientiert einschätzen (‹nichts Neues›), zu Entwicklungen anzuregen».

3 Items, Cronbachs Alpha =.92; Beispielitem: «Die Erwartungen von Teilnehmenden, im eigenen Unterricht direkt verwendbare Hilfen und Materialien zu erhalten».

6 Items, Cronbachs Alpha = .89; Beispielitem: «Die Teilnehmenden zu unterstützen, einen eigenen Entwicklungsschwerpunkt zu finden», «Der Umgang mit unterschiedlichem fachdidaktischem Wissen und Können der Teilnehmenden».

3 Items, Cronbachs Alpha = .68; Beispielitem: «Teilnehmende, die keine Unterrichtsbeispiele mitbringen».

T(936)= –d 2.764, p=.006; bei allerdings schwacher Effektstärke: Cohen’s r = .09.

Mit: M = 3.45, SD = 1.103, N = 519; Ohne: M = 3.24, SD = 1.119, N = 212; T(729) = 2.402, p = .017; Cohen’s r = .09.

Lehrpersonen unterrichten je auf ihre eigene Art. Routinen haben sich über die Jahre der Berufserfahrung aufgebaut. Eigene Überzeugungen und Vorstellungen zur Gestaltung des Unterrichts haben sich stabilisiert. Aus ihrer Sicht praktizieren sie guten Unterricht im Wissen darum, «Best Practice» nur in seltenen Fällen zu erreichen. Angesichts der grossen Herausforderungen im Unterricht ist die Bereitschaft vieler Lehrpersonen hoch, den eigenen Unterricht weiterzuentwickeln. Lehrpersonen praktizieren Unterrichtsentwicklung häufig jedoch mehr oder weniger allein, mehr oder weniger zufällig.

Sich mit einem neuen Lehrplan auseinanderzusetzen, die Kompetenzorientierung ins eigene Unterrichtshandeln aufzunehmen, steht nicht unbedingt auf der Prioritätenliste von Lehrpersonen. Dennoch setzen sie sich mit Neuem auseinander. Das erfordert Zeit, ist anstrengend, bricht in jedem Fall Routinen auf, wenn auch nicht immer im Unterricht, so doch in den Diskussionen in und um die Schule. Ein systematisches Vorgehen ist erforderlich, welches bestehende Vorstellungen und das vielfältige Unterrichtshandeln von Lehrpersonen einbezieht. An dieses schliesst Neues an.

Diese Überzeugungen liegen der Einführung des Lehrplans 21 im Kanton Bern und der damit verbundenen Umsetzung der Kompetenzorientierung zugrunde. Aus einer Bildungsreform entsteht Unterrichtsentwicklung: in der Schule organisiert, im Fachbezug, als Kern von Schulentwicklung und aufnehmend, was Lehrpersonen eh tun, nämlich unterrichten.

In diesem Buch werden Erfahrungen dargelegt mit systematisch angelegter fachspezifischer Unterrichtsentwicklung zur Umsetzung einer Bildungsreform, die letztlich und optimal genutzt die Unterrichtsqualität verbessert. Die Bildungsreform umfasst die Einführung des Lehrplans 21 für die Volksschule im Kanton Bern. Der Lehrplan 21 wurde im Rahmen eines interkantonalen Projekts der 21 deutschsprachigen Kantone der Schweiz unter der Leitung der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz, der interkantonalen Ebene im föderalen Bildungssystem der Schweiz, entwickelt. Er ist im Wesentlichen durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

Die Einführung des Lehrplans 21 erfolgte im Sinne des Föderalismus in der Hoheit und in der Verantwortung der Kantone. Der Kanton Bern hat sich unter Einbezug verschiedener Akteure entschieden, die Einführung des Lehrplans 21 als mehrjährigen Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozess anzulegen. Die Erziehungsdirektion des Kantons Bern erteilte dem Institut für Weiterbildung und Medienbildung (IWM) der Pädagogischen Hochschule Bern (PHBern) den Auftrag, dazu ein Weiterbildungsangebot zu konzipieren und durchzuführen. Im Zentrum steht das Format «Fachdidaktisches Begleitangebot», das dem Anspruch einer systematischen Unterrichtsentwicklung entspricht.

Seine Entstehung und die daraus gewonnenen Erfahrungen werden in diesem Buch vorgestellt. Sie basieren auf der ersten Phase der Einführung des Lehrplans 21 im Kanton Bern. Zur Entwicklung der fachdidaktischen Begleitangebote wurden folgende Bezugspunkte aufgenommen: Theorien zu Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie Reformeinführungen, Ergebnisse der Professions- und Weiterbildungsforschung und der fachdidaktischen Unterrichtsforschung sowie historische Erfahrungen bei bisherigen Lehrplaneinführungen und Bildungsreformen im Kanton Bern.

Der erste Beitrag beschreibt historisch und theoretisch-empirisch die Grundlagen zur Entwicklung des Weiterbildungsangebots. Zentral ist die These, dass es einer Inszenierung individuellen und kollektiven Weiterlernens im Beruf bedarf, damit die Lehrpersonen als die zentralen Akteure einer Reformumsetzung ihren Unterricht vermehrt kompetenzorientiert gestalten. Das Unterstützungsangebot fokussiert auf den Unterricht und begleitet dessen Weiterentwicklung mittels fachdidaktischer Expertise und Strukturierungsmassnahmen.

Der zweite Beitrag zeigt die Geschichte der Bildungsreformen und Lehrplaneinführungen im Kanton Bern über die letzten 30 Jahre. Die Entwicklung eines spezifischen Angebotsformats zur Einführung des Lehrplans 21

Die Beschreibung dieses spezifischen Formats, des fachdidaktischen Begleitangebots, bildet den Kern des dritten Beitrags. Es wird sichtbar, in welcher Art und Weise fachspezifische systematische Unterrichtsentwicklung angelegt ist, in deren Rahmen Lehrpersonen ihre Unterrichtspraxis hin zur Kompetenzorientierung mit externer Unterstützung weiterentwickeln. Beschrieben werden auch die Rollen und Aufgaben aller Beteiligten, jene der Lehrpersonen, der Dozierenden als extern Unterstützende sowie der Fachbereichsverantwortlichen vor Ort wie auch der Schulleitung. Dieser Beitrag wird eingeleitet mit sechs Kernideen zur Unterrichtsentwicklung.

Die vier fachspezifischen Beiträge geben Einblicke in die Durchführung des fachdidaktischen Begleitangebots in den Fachbereichen Mathematik, Deutsch, Natur – Mensch – Gesellschaft sowie Bewegung und Sport. Aufträge und didaktische Impulse, aber auch Umsetzungsbeispiele, Austauschsequenzen und Erkenntnisse wie auch Beobachtungen und Erfahrungen werden beispielhaft dargestellt. Somit wird die Weiterentwicklung des Unterrichts von Lehrpersonen und eine Praxis fachspezifischer systematischer Unterrichtsentwicklung konkret sichtbar.

Der abschliessende Bilanzbeitrag enthält ein Gespräch mit drei Dozierenden, die an der Planung und Durchführung fachdidaktischer Begleitangebote beteiligt waren und verschiedene Aspekte einer fachspezifischen systematischen Unterrichtsentwicklung reflektieren. Erfahrungen und Einschätzungen zum Handeln der verschiedenen Akteure – Lehrpersonen, Fachbereichsverantwortliche und Schulleitungen – zeigen Stärken und Schwächen einer so gewählten Einführung des Lehrplans 21 beziehungsweise einer Bildungsreform. Auch zeigt sich unter dem Gesichtspunkt «Verbindlichkeit» die Bedeutsamkeit klarer Ansagen im Hinblick auf Unterrichtsentwicklung. Der Nutzen des Formats «fachdidaktisches Begleitangebot» wird schliesslich auch basierend auf einer datengestützten Evaluation eingeschätzt.

Unterrichtsentwicklung: Lernen von Lehrpersonen im Kontext von Reformen mit wirksamer Weiterbildung unterstützen

Thomas Balmer

Von der Einführung eines neuen Lehrplans wird erwartet, dass Schulen und Lehrpersonen seine Vorgaben übernehmen und ihre Praxis darauf ausrichten. Dieser Beitrag beschreibt Grundlagen, auf die das Institut für Weiterbildung und Medienbildung der PHBern für die Entwicklung des Angebots zur Einführung des Lehrplans 21 im Kanton Bern Bezug genommen hat. Zentral ist die Erwartung an das Angebot, dass es Lernprozesse bei den Lehrpersonen auslöst, ihren Unterricht vermehrt kompetenzorientiert zu gestalten. Unterrichtsentwicklung als Kern der Schulentwicklung wird als eine Inszenierung individuellen und kollektiven Weiterlernens im Beruf verstanden. Dieser Prozess unterliegt gerade im Kontext einer Innovation, als die ein neuer Lehrplan verstanden werden kann, besonderen Voraussetzungen. Die professionelle Kompetenz der Lehrpersonen, ihre aktuellen Unterrichtskonzeptionen und die Emotionen gegenüber der wahrgenommenen Reformnachricht sind wichtige Aspekte, an die die Unterrichtsentwicklung anzuschliessen hat. Der Lernprozess wird durch eine externe, strukturierende Begleitung unterstützt, die eine doppelte Kompetenz auf der Ebene des Unterrichts und der Weiterbildung verlangt. Zentrale strukturierende Massnahmen sind dabei einerseits ein reflexiver Zyklus, andererseits ein iterativer induktiv-deduktiver Verlauf des Weiterbildungsangebots.

1 Einleitung

Vorstellungen darüber, wie Lehrpläne oder Bildungsreformen allgemein Wirkung entfalten, wie sich Schule und Unterricht weiterentwickeln sollen und welche Rollen die Weiterbildung, die Schule und die Lehrpersonen dabei spielen, sind auch ein Produkt historischer Entwicklungen. In diesem Beitrag

Ein neuer Lehrplan weckt immer auch die Erwartung, dass sich die Schule weiterentwickelt. Wie sich die Vorstellungen darüber historisch verändert haben, wird im ersten Kapitel skizziert. Eine zentrale Veränderung betrifft den Fokus auf die Unterrichtsentwicklung, die letztlich Lernen von Lehrpersonen bedeutet. Das wird im zweiten und dritten Kapitel dargelegt. Im vierten Kapitel wird argumentiert, dass eine Reform als eine von aussen an die Schule herangetragene Aufgabe, wie die Einführung eines neuen Lehrplans, für die Unterrichtsentwicklung beziehungsweise das Lernen von Lehrpersonen ganz bestimmte Voraussetzungen schafft. Für die Gestaltung eines Weiterbildungsangebots1 gilt es daraus folgernd verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, die in Kapitel 5 beschrieben sind. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die in Kapitel 6 angesprochene Kompetenz der Dozierenden, die solche Weiterbildungsangebote inszenieren. Abschliessend werden weiterbildungsdidaktische Folgerungen gezogen, die dem Entwicklungsprozess der Einführungsangebote des IWM zugrunde lagen.

2 Schulentwicklung und Unterrichtsentwicklung: Ein Rückblick und eine begriffliche Einordnung

Neue Lehrpläne – ihre Funktionen

Lehrpläne werden immer wieder erneuert. Damit reagieren Schulsysteme auf neue Erwartungen an die öffentliche Schule, weil die Zukunftstauglichkeit der schulischen Bildung optimiert werden soll (Vollstädt, 2003). Zum einen legitimiert ein Lehrplan bildungspolitisch und staatsrechtlich die öffentliche Bildung in der Schule. Ein neuer Lehrplan ist zuerst einmal eine neue rechtliche Grundlage für das, was im Unterricht durch die Lehrpersonen gelehrt

Empirisch zeigt sich, dass Lehrpläne eher indirekte Wirkung auf die Unterrichtspraxis haben, insbesondere durch Lehrmittel (Vollstädt, 2003), weil diese für die zentralen Akteure der Umsetzung in die Unterrichtspraxis, die Lehrpersonen, bedeutsamer sind (vgl. dazu auch Bähr & Künzli, 1999).

Verändern der Unterrichtspraxis der Lehrpersonen durch Unterrichtsentwicklung

Immer schon wird mit neuen Lehrplänen mehr oder weniger explizit eine veränderte Unterrichtspraxis und damit auch ein verändertes Handeln der Lehrpersonen im Unterricht verbunden (Ladwig, 2010). In den letzten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wird im deutschsprachigen Raum dieser Lernprozess von Lehrpersonen, das eigene Handeln und damit den Unterricht zu verändern, zunehmend als «Unterrichtsentwicklung» bezeichnet. Der Begriff kommt im Anschluss an den Terminus «Schulentwicklung» auf, mit dem die Einzelschule als Ansatzpunkt für Veränderungen und Reformen in den Fokus gerückt wurde.

2.1 Schulforschung: Schule spielt keine Rolle – Schule spielt doch eine Rolle

Historisch und empirisch hat sich die Unterrichtsentwicklung als Mittel zur Veränderung herauskristallisiert. Um unser Verständnis von Unterrichtsentwicklung einzuordnen und zu klären, wird im Folgenden kurz skizziert, wie die Unterrichtsentwicklung historisch und empirisch zum zentralen Element der Schulentwicklung wurde, um die Schule und die Unterrichtspraxis zu verändern. Es hat wesentlich auch damit zu tun, dass sich die empirische

Die gleichermassen einflussreiche wie kontrovers diskutierte Studie des US-amerikanischen Soziologen James S. Coleman in den 1960er-Jahren (Coleman et al., 1966) zu Fragen der Ungleichheit beziehungsweise Gleichheit von Bildungschancen kam zum Ergebnis, dass der Leistungsunterschied zu grossen Teilen auf den sozialen und familiären Hintergrund der Schülerinnen und Schüler zurückzuführen ist. Mit anderen Worten, Schulen haben im Verhältnis zu den Eltern wenig Einfluss auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Damit kam für eine Verbesserung der Situation auch nicht eine Veränderung von Schule und Unterricht in den Blick. Das Ergebnis basiert auf dem Einbezug von Schuleigenschaften wie zum Beispiel der Ausstattung der Schule, Ausgaben pro Schüler oder Gehälter, also inputseitige Faktoren auf der Ebene der Schule.

Untersuchungen zur Qualität von Schulen in den 1970er-Jahren – als Reaktion auf die Coleman-Studien – zeigten hingegen insbesondere grosse Unterschiede zwischen den Schulen auf, die auf Merkmale der einzelnen Schulen zurückgeführt wurden: Schule spielt also eine Rolle (z.B. Rutter, Maughan, Mortimore & Ouston, 1979; Mortimore, Sammons, Stoll, Lewis & Ecob, 1988). Dass die einzelne Schule als «pädagogische Handlungseinheit» hoch bedeutsam ist, fand breite Anerkennung (Fend, 1986). Forschungsmethodisch haben komplexere konzeptuelle Modelle, die Variablen auf den verschiedenen Ebenen des Schulsystems berücksichtigen, sowie die Weiterentwicklung statistischer Verfahren, insbesondere die Mehrebenenanalyse, dazu beigetragen (Teddlie & Stringfield, 2007; Scheerens, 2015).

Mit Begriffen wie «Schulethos» (Rutter et al., 1979), Schulkultur oder Schulklima (Fend, 1977, 1986; La Schoen & Teddlie, 2008) wurden sozioemotionale Merkmale einer Schule wie Werte, Normen und kollegiale Kooperation, die zur Schulqualität beitragen, beschrieben. Teddlie und Stringfield (2007) fassen aus verschiedenen Studien folgende neun Eigenschaften effektiver Schulen zusammen:

  1. effektive Schulleitung («leadership»)

  2. allgegenwärtiger Fokus auf das Lernen

  3. positive Schulkultur

  4. hohe und angemessene Erwartungen an alle

  5. effektiver Unterricht

  6. produktiver und angemessener Einbezug der Eltern

  7. Weiterentwicklung des Personals in der Schule

  8. Betonen der Verantwortung und Rechte der Schülerinnen und Schüler

Solche Schuleffektivitätsstudien nahmen ihren Anfang in Grossbritannien und den USA und wurden dann auch im übrigen europäischen Raum übernommen (Creemers, 2007).

2.2 Schulentwicklung

Ermöglichung von Schulautonomie und Installierung der Schulleitung

Aus diesen Forschungsergebnissen liess sich die Notwendigkeit ableiten, dass erfolgreiche Schulreformen bei den einzelnen Schulen anzusetzen haben. Das Interesse fokussierte auf die Frage, warum sich Schulen in ihren Wirkungen unterscheiden. Mit der Ermittlung von verschiedenen Merkmalen von Schulen, die in Zusammenhang mit den Lernergebnissen der Schülerinnen und Schüler stehen, wird die Frage bedeutsamer, wie mithilfe der gewonnenen Forschungserkenntnisse die Schul- und Unterrichtspraxis verändert werden kann. Die Erkenntnisse der Schulforschung zu den Zusammenhängen von Schulmerkmalen und den Lernergebnissen soll zur Verbesserung von Schulen genutzt werden. «School-Improvement»-Projekte bezeichnen im europäischen Raum in der Regel ein Innovationsprogramm, das auf Veränderung und Problemlösung in der Schul- und Unterrichtspraxis zielt (Creemers, Stoll, Reezigt & the ESI Team, 2007) und in etwa dem deutschen Begriff der «Schulentwicklung» entspricht.

In die Überlegungen, wie Schulen reformiert, und damit, wie Programme der Schulentwicklung lanciert werden können, fliessen verschiedene Perspektiven und Theorien ein. In den Anfängen lag der Fokus in erster Linie auf Aspekten der Organisation und des Klimas.2 Dabei wurde insbesondere auf folgende Theorien und Praxen Bezug genommen:

Es besteht die Erwartung, dass diese Theorien und Praxen für den komplexen Prozess der Schulentwicklung, wo Unterrichtsfragen, die Organisation der Schule und das Verhalten der Beteiligten zusammentreffen, unterstützende Konzepte bereitstellen (ebd.). Der Kern dieser Perspektiven liegt in der breiten Wahrnehmung der Tatsache, dass Schulen soziale Organisationen sind, in denen es dynamische Wechselwirkungen zwischen der Organisation, dem Verhalten ihrer Mitglieder und damit auch den Schulergebnissen gibt (Hopkins, Stringfield, Harris, Stoll & Mackay, 2014).

Dazu gesellen sich bildungspolitische transnationale Einflüsse zu Fragen der Steuerung der Schule mit der Idee der Outputsteuerung (Cedefop, 2009) und Entbürokratisierung, dies etwa durch verschiedene Varianten des «New Public Management» (NPM).3 Damit verbunden sind auch Bewegungen, die unter dem Begriff der Dezentralisierung zu fassen sind (OECD, 1989; Liket, 1993). Über neue Steuerungsmodelle der Verantwortungsteilung wird auch dem Staat eine neue Rolle zugewiesen. Dezentralisierung als die Übertragung neuer Zuständigkeiten auf lokale Ebenen wird dabei durch eine heterogene politische Rhetorik begründet. Gesprochen wird etwa von der Unterstützung lokaler Unterschiede, grösserer Partizipation, Demokratisierung und lokaler Schulautonomie. Damit verbunden wird die Erwartung an eine Entwicklung der Schulqualität und -effektivität (van Zanten, 2005). Als Ergebnis davon wurden in der Schweiz die Führungs- und Organisationsprozesse über die verschiedenen Ebenen des Bildungssystems – interkantonale, kantonale, Gemeinde- und Schulebene – neu konfiguriert (Huber, 2016; Criblez, 2008). Mit der deutlichen Annahme der revidierten Bildungsartikel in der

Das Konzept einer vermehrten lokalen Schulautonomie beinhaltet, Schulleitungen mit grösseren Zuständigkeiten auszustatten. In der Folge wurden in der Schweiz fast flächendeckend «geleitete Schulen» eingeführt (Maag Merki & Büeler, 2002). Die Profession der Schulleitung hat sich etabliert und die Trennung von strategischen und operativen Führungsaufgaben ist erfolgt. Damit zielte man darauf, Entscheidungen rascher, wirksamer und damit auch effizienter am Ort des Geschehens zu treffen (Dubs, 1996).

Effekte von Schulleitungen

Die Schulleitungsforschung hat denn auch gezeigt, dass das Schulleitungshandeln für die Entwicklung der Schule bedeutsam ist. Zusammenfassend meint Bonsen (2016), dass Schulleitungen zwar keine direkten Wirkungen auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler haben, dass sich «aber

Nimmt man die Veränderung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler als Massstab für positive Wirkungen, ist die Förderung von und Teilnahme an Lehrerinnen- und Lehrerweiterbildung und Unterrichtsentwicklung als eine von fünf Dimensionen von Führungshandeln diejenige mit der grössten Effektstärke. Sie weist auf die Bedeutung der Schulleitenden als «leading learners» für bessere Schülerinnen- und Schülerleistungen hin (Robinson, Lloyd & Rowe, 2008). «Leading learners» oder unterrichtswirksame Schulleitungen betonen im Kollegium die Unterrichtsqualität und fördern die unterrichtsbezogene Kooperation der Lehrpersonen sowie die berufsbegleitende Professionalisierung (Bonsen, 2009) beziehungsweise die Weiterbildung. Auch die weiteren Dimensionen des Schulleitungshandelns – Ziele und Erwartungen etablieren, Ressourcen strategisch einsetzen, Planen, Koordinieren und Evaluieren von Unterricht sowie Sicherstellen einer unterstützenden Umgebung – sind nicht nur bedeutsam für die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler, sondern auch für das Lernen der Lehrpersonen. Sie bestimmen die Arbeitsbedingungen wesentlich mit, die für die berufliche Entwicklung der Lehrpersonen relevant sind (Louws, Meirink, van Veen & Van Driel, 2016; Bredeson & Johansson, 2000).

Im vorliegenden Fall einer Lehrplaneinführung gilt jedoch auch: Staatliche Reformen haben für Schulleitungen ein Management-Dilemma zwischen Implementation äusserer Anforderungen und der Entwicklung schuleigener Verbesserungen mit den daraus abzuleitenden Massnahmen zur Folge (Bolam, 2002). Insbesondere die englischsprachige Literatur und Forschung verweist darauf, wie wichtig Kommunikation und «Sinngebung» seitens der Schulleitung für die Umsetzung der Reform sind. Der Schulleitung obliegt es,

Diese Anforderungen machen deutlich, dass Schulleitungen idealerweise nicht nur die Reform selbst, sondern auch Umsetzungsmöglichkeiten auf der Ebene des alltäglichen Handelns der Lehrpersonen sowie die Voraussetzungen der Lehrpersonen der Schule kennen, um umsetzungsunterstützend zu kommunizieren. Für die Einführung des Lehrplans 21 im Kanton Bern würde das bedeuten, dass die Schulleitungen nicht nur den Lehrplan zumindest in seinem grundsätzlichen Lern- und Unterrichtsverständnis kennen, sondern auch eine Vorstellung davon haben, wie ein entsprechender Unterricht fachbereichsspezifisch realisiert wird und wie mögliche Entwicklungsschritte dahin, ausgehend von der aktuellen Unterrichtspraxis in der Schule, aussehen könnten.