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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2245

 

Operation Kristallsturm

 

Terras großer Bluff – ein Köder soll zum Ziel führen

 

Arndt Ellmer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Während die Milchstraße noch mit dem Hyperimpedanz-Schock und seinen Folgen zu kämpfen hat, dem völligen Versagen der galaktischen Hightech, steht Perry Rhodans Heimat wieder einmal im Fokus übergeordneter Mächte.

Die Sonne Sol – umschrieben als »sechsdimensional schimmerndes Juwel« – birgt allem Anschein nach die seit Jahrmillionen toten Überreste der Superintelligenz ARCHETIM. Ebendiese Reste werden seit mehr als einem halben Jahr aus der Ferne angezapft. Der Verursacher dieses Vorgangs scheint identisch zu sein mit dem Gott eines geheimnisvollen Kultes, der seither auf Terra immer mehr Anhänger gewinnt.

Für Verwirrung sorgt indessen, dass man Gon-Orbhon in Richtung der Großen Magellanschen Wolke zu lokalisieren geglaubt hat. Andererseits haben Gebäude im Sternenozean von Jamondi verdächtige Ähnlichkeit mit den Bauwerken der Gon-Orbhon-Jünger.

Die Regierung der LFT war in den letzten Monaten erstaunlich passiv, was diese Angelegenheit betrifft. Auch ihr neuestes Projekt scheint eher wenig mit diesem Geheimnis zu tun zu haben: OPERATION KRISTALLSTURM ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Malcolm S. Daellian – Ein Sarkophag zwischen Regenbogen und Kristallen.

Noviel Residor – Der Geheimdienstchef vernebelt die »Operation Kristallsturm«.

Myles Kantor – Der Chefwissenschaftler zieht Daellian ins Vertrauen.

Fedor Poscheff-Tsun – Der Chefingenieur des Projekts RAINBOW.

Trevor-Hansen Bold – Der Produktionsleiter des Projekts RAINBOW.

1.

 

»Da ist noch etwas, Malcolm«, sagte die Stimme von Fedor Poscheff-Tsun, als er seinen Bericht vom Fortgang des Projekts RAINBOW eigentlich schon abgeschlossen hatte. Im Unterschied zu vorher klang sie nicht mehr geschäftsmäßig, sondern eher geheimnisvoll. »Wenn du demnächst zu uns kommst, empfehle ich dir einen Abstecher zum Mond. Schau dir ganz genau an, was die da zusammenbasteln. Fast wollte man seinen Augen nicht trauen.«

Der Unterton in der Stimme des Chefingenieurs machte Malcolm S. Daellian stutzig. Es hörte sich an, als sei da eine ganz große Sache am Laufen.

»Ich sehe zu, dass ich es einrichten kann, Fed«, gab er zur Antwort. »Ich komme morgen, vielleicht auch übermorgen, je nach dem, wann das RAINBOW-I-Projekt abgeschlossen ist.«

Der Chefingenieur lachte. »Unsere Konstruktion steht kurz vor der Vollendung. Nur mit der Montage der Ringsysteme dauert es noch etwas.«

»Verstanden.« Daellian rechnete immer mit Verzögerungen. Bisher waren sie ausgeblieben. Die Fertigungsanlagen in Terrania arbeiteten fantastisch, allen Widrigkeiten wie ausgefallener Hightech und der stetigen Bedrohung durch technophobe Attentäter zum Trotz. »Ich melde mich wieder.«

»Bis bald!«, wünschte Fedor Poscheff-Tsun und unterbrach die Verbindung.

Sie hörten die Stimme aus dem Off, dachte Malcolm S. Daellian. Das war wieder einmal eine gesichtslose Stimme, mit der ich mich unterhalten durfte. Gesichtslos ... wie ich ... Verdammt!

Zu spät merkte er, dass seine Gedankengänge einen dieser Erinnerungsschübe auslösten, die er vermeiden wollte, die ihm den letzten Rest Selbstbestimmtheit raubten. Blankes Entsetzen erfüllte ihn, als er hilflos mitverfolgen musste, wie sein Unterbewusstsein Verbindungen zu jenem traumatischen Ereignis knüpfte, das sein Leben beendet ... nein, verändert hatte.

... der Alarm heult durch das Schiff. Das Experiment ist fehlgeschlagen, die Energien des Hyperraums sind in dieser Situation nicht mehr zu kontrollieren. Aus dem flackernden Transmitterfeld dringen Laute ...

Die Mikropositronik entzog ihm die Kontrolle über den Medotank.

 

*

 

»Das statische Optimum einer kugelförmigen Gitterkonstruktion dieser Art wird erst mit dem Einfügen der letzten Niete erreicht. Auf einer Welt wie Terra mit einer Schwerkraft von einem Gravo fiele RAINBOW I in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Selbst wenn es gelänge, Tausende von Antigravfeldern zu harmonisieren, die das Ganze in Position halten würden – nach einem Start und dem Verbringen ins All gäbe es minimale Abweichungen im Vergleich mit einem im Orbit erstellten Zwilling. Wer kann mir sagen, in welcher Größenordnung diese Abweichungen liegen?«

Die unterkühlt klingenden Worte prallten an den Zuhörern ab; kein schuldbewusstes Zusammenzucken, kein nervöses Wegblicken. Sie hatten sich inzwischen sogar an das Schnarren gewöhnt, das Daellian gerne als akustischen Effekt unter die Stimme mischte und das sie verunsichern sollte. Daellian vergrößerte sein Blickfeld mit Hilfe der Weitwinkelfunktion auf hundertachtzig Grad, bis er die Reihen der Studenten im Auditorium von Außenkugel 8 komplett überblickte. Sechshundertundachtzehn Männer und Frauen wohnten der Vorlesung bei. Ihre Antworten trafen per Funk innerhalb von achteinhalb Sekunden ein.

Ein einsamer Rekord, stellte der Leiter der Waringer-Akademie nach kurzer Auswertung fest. Aber wenn ich jetzt noch nach der Belastungsgrenze für eines der Gitterelemente frage, liegt die Trefferquote nur noch bei zehn Prozent.

Er ließ es bleiben. Die Studentinnen und Studenten würden noch früh genug damit konfrontiert.

»Sie haben ohne Ausnahme die richtige Antwort gegeben«, sagte er. »Die Abweichungen liegen im Bereich eines zehntel Millimeters. Das spricht für die Zuverlässigkeit der Speicher, aus denen die Antigravprojektoren ihre Energie beziehen. Auf eine Konstruktion mit tausend Metern Durchmesser und mehr als drei Kilometern Umfang übertragen, bedeutet es für fest montierte Aggregate an gegenüberliegenden Polen eine Abweichung, die im Bereich von zehn Metern und mehr liegt. Um einen Fokus auf der anderen Seite des Gebildes zu treffen, müsste man das Umgebungsgestänge teils erhitzen, teils abkühlen, bis sich das Material entsprechend verformt und die Abweichung ausgeglichen ist.«

Malcolm S. Daellians Gehirn stellte sich vor, er könne schmunzeln; das war fast so gut, wie es tatsächlich zu tun. Man musste genügsam sein, wenn man sich den Menschen als fliegender Sarg präsentierte.

Deshalb legte er auch Wert auf die respektvolle Anrede gegenüber den Studenten. Das hatte er bei seiner ersten Amtsrede gesagt: »Ich war USO-Spezialist im aktiven Dienst und bin QuinTech. Als solcher lege ich Wert auf eine respektvolle Anrede. Mir ist bekannt, dass die Höflichkeitsanrede zumindest unter den Helfern des terranischen Wiederaufbaus erfreuliche Verbreitung erfährt – es wird also keine Probleme im Umgang mit mir geben.« Aber konsequent hielt er sich nicht daran, und alte Arbeitskollegen oder Bekannte wurden nach wie vor mit Du angesprochen.

Die ernsthaften Gesichter der Studentinnen und Studenten ließen erkennen, dass sie den Gag seiner Zweitsemester-Vorlesung noch nicht ahnten, den er soeben vorbereitet hatte.

»Verformen Sie mal Ynkelonium-Terkonit auf diese Weise«, sagte er mit sarkastischem Unterton, das Schnarren in seiner Stimme noch ein paar Dezibel lauter als sonst. »Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei.«

Für ein paar Augenblicke herrschte absolute Stille im Saal. Dann brandete Gelächter aus sechshundertachtzehn Kehlen auf.

»Danke für Ihre Aufmerksamkeit, wir sehen uns morgen«, sagte er in den Lärm hinein und aktivierte das Prallfeld zur Fortbewegung. Gleichzeitig ließ er die Projektion der RAINBOW I in sich zusammenfallen, die für eine ganze Doppelstunde den Hintergrund des Saals dominiert hatte. Jetzt gab sie den Blick auf den Park und den Kalup-See frei.

Daellian schwebte gern im Park, allerdings nicht, weil ihn die frische Luft lockte oder die Tier- und Pflanzenwelt. Er atmete dort etwas ein, was er nur an wenigen Stellen der Stadt fand, es sei denn, er kroch in die Kanalisation.

Es war der Geruch nach Moder, der manchmal aus dem welkenden Schilf aufstieg.

Seelenverwandtschaft zog ihn dorthin, denn er selbst rechnete sich nicht mehr zu den Lebenden.

 

*

 

Trevor-Hansen Bold holte ihn am Durchgang zu Halle 14 ab. Der Produktionsmanager ließ seinen Blick über den Medotank schweifen, als wolle er sich vergewissern, dass alles in Ordnung sei.

Schau nur!, dachte Daellian. Und sei froh, den »Sarg« nur von außen sehen zu müssen.

»Blütenstaub«, stellte Bold fest. »Das Grüne könnten Algenrückstände sein. Sie sollten sich dringend waschen. Bitte hier hinein!«

Malcolm S. Daellian war so perplex, dass er den Tank übermäßig beschleunigte, an der Schleuse zur Desinfektionskammer entlangschrammte und nur mit Hilfe eines externen Prallfelds zum Stehen kam. Augenblicklich meldete sich die wachhabende Positronik.

»Koordinieren Sie Ihre Bewegungsfunktionen etwas besser.«

»Ja – ja, natürlich. Entschuldigung!«

Der Kerl hat mich doch tatsächlich völlig aus dem Konzept gebracht!

Solche Zwischenfälle kamen immer wieder vor. NATHAN, die Hyperinpotronik auf dem Mond, hatte es ihm erklärt. Sein Unterbewusstsein arbeitete noch immer daran, das seelische Gleichgewicht herzustellen, wie er es in seinem neuen Leben als »mobiler Toter« brauchte. Es stand zu erwarten, dass sich Überreaktionen mit der Zeit verloren, wenn alles gut ging ...

Daellian sah den unterschiedlich gefärbten Flüssigkeiten zu, die aus Düsen auf die Oberfläche des Medotanks sprühten. Danach folgte eine milchige Brühe, zuletzt ein warmer Luftstrom. Die Oberfläche des Tanks trocknete innerhalb weniger Sekunden.

Und sie glänzte, als sei sie frisch lackiert.

Das gegenüberliegende Schleusenschott öffnete sich, Daellian schwebte hinaus. »Ich hoffe, der Service unserer Anlage hat Sie überzeugt«, empfing ihn Trevor-Hansen Bold. »Es tut mir Leid, ich konnte Sie unmöglich ohne Desinfektion in die Endmontage lassen.«

»Damit werde ich auch nicht wieder lebendig!«

Bold reagierte nicht. Er kannte die Sprüche schon, ebenso wie die fixe Idee Daellians, alle Welt müsse ihn siezen.

Daellian stimmte dem Produktionsleiter in Gedanken zu. Außerdem gingen die Spuren seiner heimlichen Pirsch nach Gerüchen im Uferschilf keinen etwas an. Man musste ihm nicht unbedingt ansehen, wo er sich herumgetrieben hatte.

Ist es menschliche Eitelkeit?, fragte er sich. Kann ein Toter eitel sein?

Er konnte, wie Malcolm S. Daellian schnell lernte. Die Politur des Tanks gefiel ihm. Einen Viertelmeter höher als bisher schwebte er hinter dem Produktionsmanager her.

Sie durchquerten die transparente Kunststofftür, die beide Hallen miteinander verband. Trevor-Hansen Bold blieb stehen. Mit dem rechten Arm vollführte er eine sämtliche Anlagen umfassende Geste.

»Das alles verteilt sich ab morgen auf zwei zusätzliche Etagen, die uns die Verwaltung zur Verfügung stellt.«

Malcolm S. Daellian musterte die schätzungsweise drei Dutzend Produktionslinien, die sich als metallblaue Stränge durch das überdachte Areal zogen. An manchen Stellen besaßen sie dicke Knoten, dort arbeiteten gruppenweise Menschen oder auch Roboter an der Endkontrolle der einzelnen Produkte.

Zwischen Ersatzteilen für Zyklotraf-Ringspeicher und Steuermodulen für Fusionsmeiler sah Daellian Einzelelemente von Hypertron-Zapfantennen, gewölbte Scheiben mit radial gekrümmten Kanten. Sie trugen die Aufschrift »B«.

»Wegen des Buchstabens habe ich Sie hergebeten, Sir«, sagte der Produktionsmanager. »In den Steuerpositroniken ist kein Hinweis enthalten, wer das angeordnet hat.«

Er deutete anklagend auf die halb durchsichtige Wand der Halle, aus der Daellian gekommen war. Dahinter ragten klobige Riesen empor, die Biege- und Formanlagen. »Beinahe hätte ich die Produktion angehalten.«

Ein Produktionsstopp hätte einen Zeitverlust von mehreren Stunden bedeutet, das wusste Daellian.

»Die Anordnung kam von mir«, erklärte der Leiter der Waringer-Akademie. »Sie hängt unmittelbar mit den zusätzlichen Etagen zusammen.«

»Entschuldigung, aber ich verstehe nicht ganz, was das ...«

»Die Angelegenheit unterliegt höchster Geheimhaltung. Die Automaten transportieren alle fertig montierten Teile mit der Aufschrift B in ein Sammellager im Nachbarkomplex.«

Für Malcolm S. Daellian war damit alles gesagt, aber Bold schien mit der Auskunft keineswegs zufrieden. Daellian nahm es ihm nicht übel. Doch Projekte wie RAINBOW I unterlagen höchster Geheimhaltung.

Den Grund dafür kannten sie alle. Er besaß die Gestalt eines gigantischen Igels unweit dem Zentrum Terranias, zwischen Zoo und Gobi-Park. Die Anhänger des Predigers Carlosch Imberlock nannten das Gebilde den »Tempel der Degression«. Er bildete das spirituelle Zentrum der Anhänger Gon-Orbhons.

»Es hat mit diesen Kranken zu tun«, sagte Daellian fast beiläufig. »Wir wissen nicht, wie viele von Imberlocks Anhängern in unseren Werkstätten arbeiten.«

Bolds Miene verdüsterte sich. »Für meine Leute lege ich die Hand ins Feuer.«

Tu es lieber nicht, dachte Daellian, blieb aber höflich. »Reden wir über etwas anderes«, meinte er.

Wenn sie großes Aufhebens davon machten, zeigten sie den Verblendeten nur, wie wichtig man sie nahm. Das wiederum stärkte das Selbstvertrauen der Jünger und verleitete sie zu weiteren Selbstmordanschlägen.

Es war schon schlimm genug, dass sich seit eineinhalb Monaten um den »Tempel der Degression« herum ein Wohnghetto bildete – wo die Jünger Gon-Orbhons waren, verließen die anderen Bürger ihre Wohnungen, wodurch nur noch mehr Wohnraum für die Kultisten frei wurde und eine neue Zuwanderung begünstigte. Immer mehr Anhänger Carlosch Imberlocks kamen, als zöge sie der Tempel magisch an. Und da sie alle Technik hassten, zerstörten sie sie in ihren Wohneinheiten oder – als das Stadtparlament eine Anordnung erließ, die Wohnungsbeschädigung als schweren Straftatbestand klassifizierte – benutzten sie einfach nicht.

Reinigungsautomaten, die sich ins Orbhon-Territorium vorwagten, verschwanden spurlos; da ohnehin nicht genügend zur Verfügung standen, geschweige denn die notwendige Energie, unterließ man derartige Vorgehensweisen. Das Ergebnis war erschreckend: Aus noch vor einem halben Jahr vorzeigbaren bis gediegenen Wohnanlagen war ein verwahrloster, düsterer Stadtteil geworden, eine Entwicklung, die man in der Solaren Residenz mit Besorgnis beobachtete.

»Na gut.« Mehr sagte Trevor-Hansen Bold nicht dazu.

Daellian musterte sein Gesicht. Diese Mischung aus Kränkung und Abscheu kannte er nur zu gut. Bold war beleidigt.

»Es tut mir Leid, aber Noviel Residor lässt keine Ausnahmen zu.«

In dieser Hinsicht war das Wort des TLD-Chefs Gesetz.

Bold tat wenigstens so, als gäbe er sich mit dieser Antwort zufrieden. Malcolm beschloss, ihm einen kleinen Gefallen zu tun, ohne mit der Antwort herausrücken zu müssen. Er aktivierte die Nahbereichstastung seines Medotanks. Mit der höchstmöglichen Intensität des Aggregats prüfte er die unmittelbare Umgebung ihres Standorts. Er fand keine Anzeichen von Abhörgeräten, es gab auch keine unerwünschten Zuschauer.

»Die Abstimmung zwischen Sonnenzapfern und Ringspeichern wird schwieriger, als wir es uns bisher vorstellten«, sagte er. »Da können ein paar Ersatzteile nicht schaden. Sie tragen die Aufschrift ›B‹.«

»Das ist eine gute Entscheidung«, stellte Trevor-Hansen Bold erleichtert fest. »Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind.«

»Keine Ursache. Es ist besser, als wenn wir so etwas per Funk abklären und das Funkgespräch Dutzende unbemerkter Zuhörer hat.«

Es kam zwar selten vor, aber jede Abschirmung war nur so gut wie die Leute, deren Know-how die Positroniken steuerte.

 

*

 

Das Konstruktionsbüro hatte Malcolm S. Daellian in einem leeren Gleiterhangar untergebracht. Neutrale Mietgleiter simulierten normalen Alltagsbetrieb. Doch sie parkten nicht in den Tiefgaragen unter den quaderförmigen Hochhäusern der Zentrumslabors, sondern rochierten durch unterirdische Verbindungstunnel, sodass Hangar Nummer vier permanent leer blieb.

Der Anblick beim Einschweben in den Hangar war gigantisch. Daellian beobachtete immer wieder, wie Wissenschaftler ergriffen stehen blieben und das holografische Panorama ausgiebig in sich aufnahmen.

RAINBOW I hing riesig über den Köpfen der Männer und Frauen, ein Gebilde, das Computerprogramme in mehr als hundert Teile gesplittet hatten. Diese ließen sich per Zuruf oder Funkbefehl als Miniaturen über die Terminals projizieren, aufklappen, zerlegen, neu zusammensetzen und in der Simulation testen.

Diesmal entdeckte Malcolm S. Daellian eine Abweichung in dem Panorama, wie er es in der Mikropositronik seines Medotanks gespeichert hatte. Es handelte sich um ein Schriftband, das in der Art eines Banners zwischen den Einzelteilen von RAINBOW I hing.

»Übermorgen ist Sonnenfinsternis!«, stand darauf zu lesen.

»Übermorgen« – das war der 12. Juni 1332 NGZ, rief sich der Leiter der Waringer-Akademie in Erinnerung. Diesen Tag hatten sie sich als Limit für den Abschluss ihrer Arbeiten am Projekt RAINBOW I gesetzt.

Daellian klinkte sich in das Datennetz ein und rief die Back-ups der letzten Stunden ab. Während er sie in seine Mikropositronik übertrug, diesen quaderförmigen Kasten auf der Oberseite des »Sargs«, las er die wichtigsten Neuigkeiten mit. Die Arbeiten im Orbit schritten zügig voran, allerdings nicht zügig genug.

Fedors Einschätzung traf ins Schwarze. So, wie es aussah, konnten sie den Termin nicht halten.

Daellian setzte sich mit der Verwaltung des Lehr- und Ausbildungsbetriebs der Waringer-Akademie in Verbindung. Er legte alle Verbindlichkeit in seine Kunststimme, die zu erzeugen die Akustikfelder in der Lage waren. »Wir brauchen mindestens zweihundert zusätzliche Helfer. Sie erhalten freie Kost und Logis sowie den üblichen Stundenlohn, wenn sie sich bis heute Abend bereit erklären, in den Orbit zu fliegen und am Zusammenbau des Zapfschiffes mitzuwirken.«

»Danke für den Auftrag«, antwortete eine freundliche Positronikstimme. »Wir kümmern uns sofort darum.«